Der Pirat - Das Fußballspiel
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Mannschaft
Angriff
Abwehr
Sieg
schießen
halten
verunsichert
überzeugend
Das Fußballspiel
Die karibische Nachmittagssonne warf bereits die langen Schatten der Kokospalmen auf das Spielfeld.
Paolo Maldini, der Hauptschiedsrichter, hielt die mit Leder überzogene Schweineblase in die Höhe. Das Zeichen dafür, dass das Spiel jetzt bald beginnen würde.
Die beiden
Mannschaften gingen auf ihre Positionen.
Unter den vielen Zuschauern machte sich Unruhe breit. Sie beäugten die verschiedenen Spieler sehr kritisch, bevor sie letzte Wetten abschlossen. Wer machte einen
überzeugenden Eindruck? Wer wirkte eher
verunsichert. Und wer würde in einer Stunde noch unverletzt sein. Oder tot?
Es wurde auf alles Mögliche gewettet.
Paolo Maldini war es auch gewesen, der diese neue Freizeitbeschäftigung, aus seiner Heimatstadt Florenz, nach Tortuga gebracht hatte.
Dort wurde 'Calcio storico' – wie er dieses Ballspiel nannte – jährlich am Johannistag auf der Piazza Santa Croce gespielt. Niemand, außer ihm, kannte die Piazza oder war jemals in Florenz gewesen. Aber egal – das Geraufe bot eine willkommene Ablenkung von täglichem Einerlei und die Gelegenheit, ganz legal die ein oder andere offene Rechnung zu begleichen.
Die Regeln waren recht simpel.
Ein Spiel dauert 50 Minuten. Es gibt keine Pausen, unterbrochen wird lediglich, wenn ein Spieler vom Spielfeld getragen werden muss. Zwei Mannschaften, erkennbar an farbigen Armbändern, mit jeweils 27 Männern spielen gegeneinander. Ziel des Spiels ist es, einen Ball in das Netz der gegnerischen Mannschaft zu befördern, wobei man den Ball mit den Füßen
schießen oder mit Händen auf das Tor werfen durfte. Trifft der Ball in das Netz, erhält das betreffende Team einen Punkt. Fliegt er darüber, erhält die gegnerische Mannschaft einen halben Punkt. Der
Sieg gehört der Mannschaft mit den meisten Punkten.
Jeder Spieler darf jeden Gegner, aus Gründen der
Abwehr, jederzeit körperlich attackieren, um den
Angriff zu vereiteln. Neben dem schlichten
Halten des Gegners sind dabei sowohl Schläge als auch Tritte und ringerische Techniken erlaubt. Es ist lediglich verboten, zum Kopf zu treten oder ein Angriff von hinten. Ferner darf immer nur ein Mann gegen einen anderen kämpfen. Diese Regeln machten das Spiel zu einer Mischung aus Ball- und Kampfsport, bei dem es unweigerlich zu vielen Verletzungen kommt.
Mehrere Schiedsrichter überwachen die Einhaltung der Regeln.
Eine Stunde später stand das blaue Team, um den Waliser Fred Keenor, als Sieger fest. Das rote Team, um den Holländer Henk de Jong, hatte ordentlich Prügel bezogen. Viele Spieler auf beiden Seiten hatten mehr oder minder schwere Verletzungen erlitten.
Brain Todd und Kalusha, ein hünenhafter Sklave von der Elfenbeinküste, hatten jeweils ein Auge verloren und Ramon Suarez würde man wohl das linke Bein abnehmen müssen.
Der 'lange Jan', ein rothaariger Friese und 'slippry hand Jack', ein berüchtigter Falschspieler am Kartentisch, hatten ihre letzte Reise angetreten. Um den langen Jan tat es manchem Leid. Um Jack niemanden.
Nun strömten alle, Spieler und Zuschauer, in die Tavernen und andere, eher zweifelhafte Etablissements, um dort zu feiern. Um Rum zu saufen und sich mit den Dirnen zu vergnügen. So wie an jeden ersten Sonntag im Monat.
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