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Geschichtenspiel Teil 45

**********silon
6.322 Beiträge
Hutschnur
„Aaaaaangriff!“, schrie sich Arschibald die Schnulle seine Seele aus dem Leib, bevor er wie eine wackelige, alte Stehleiter zusammenklappte, in den Wust aus lauter Kunstschnee auf dem Gehsteig hineinfiel und unter diesem fluffigen Etwas begraben wurde. „Auf sie mit Gebrüll!“, ertönte es nun nur noch gedämpft aus seinem Munde, als er sich schließlich aus dem Berg an enttäuschten Erwartungen seiner Nachbarn, Freunde und einiger gewichtiger Nachtmahre hervorkämpfte.
Der Manager der Mannschaft seiner Schnullen-Liebhaber stand Gewehr bei Fuß und hielt ihm das Deckchen voller Tantiemen unter die Nase. Ala: Mann möge doch des lieben Friedens willen eben nicht auf dem Fragebogen der Jenen und Sells stehen bleiben, den die Wächter der Tugenden vorsorglich mit dem Kleister der Zunft-Wachtmeister über alle Zebrastreifen der Stadt gepinselt hatten.

Schrill war dem Arschibald nicht zumute, als er das pinkfarbene Kamel, dessen Beine in verschieden farbigen Ringelsocken steckten, zu Gesicht bekam, während es sich vor seinen Augen hinkniete, um den Kleister samt diesen einen Bogen der Fragebögen mit Hingabe an- beziehungsweise aufzulecken.
Niemand sagte dem Arschibald, wovon er sich nicht überzeugen sollte, falls er die Lautsprecher seiner Kopfhörer auf volle Pulle stellen würde, um die Zweifler am Ende ins Abseits zu vertreiben.
Doch schlussendlich stand ihm der Sinn nicht nach Sieg, sonst hätte er mit seinen gezückten Kanonen auf die Spatzen in den Dachrinnen geschossen und nicht einmal die Liebhaber seiner Schnullen hätten ihn davon überzeugen können, davon abzulassen.
Stattdessen rang er um sein Gemüt, als er sich wieder aufrappelte und lose die Fassung seines Selbst einsammelte, um nicht gar zu verunsichert seine Worte bei der Stange zu halten. So sagte er sich schließlich: „Wer nun einen Fäler findet, der darf diesen gern behalten, ihn verwalten und die Schaben sich daran laben lassen.“

© CRSK, LE, 12/2022




Wie Immer liegt die Vertonung in der Soundcloud:


https://soundcloud.com/crskunst/hutschnur



2 x 8 reizende Wörter


  • Mannschaft
  • Angriff
  • Abwehr
  • Sieg

  • schießen
  • halten
  • verunsichert
  • überzeugend


  • Tantiemen
  • überzeugt
  • Fragebogen
  • schrill

  • Kunstschnee
  • pink
  • Lautsprecher
  • fassungslos

Hutschnur. Bildbestandteile habe ich bei Pixabay gefunden. Composing by me allerdings.
*******ord Frau
801 Beiträge
Grüner Frosch!

Ich muss sagen Wow!!!
Faboulous!!!!
*******blau Mann
3.625 Beiträge
.


Ozzy - pretty in pink



Es ist Ozzy, Bruder. Ozzy! Achtkantig und dreidimensional. Ozzy. Wieder einmal. Wer auch sonst? Wer sonst sollte gleich beim Après-ski so unfassbar eskalieren und dabei die Schöpfung beschämen? Wer sonst sollte die Welt fassungslos machen, ob der swagen Dreistigkeit, aber trotzdem noch so unfassbar spektakulär abschleppen? Letzteres sogar mehr als einmal...
Auf einem ficktiefen Fragebogen zu dieser Thematik, könnte nur ein Name stehen zum Ankreuzen. Ozzy...

Ozzy? Echt jetzt? Aber jawoll! Er ist es, der lupenreine Tiefenperverse, der stählerne Held des Plebs. Ozzy also im mondänen schweizer Bad Arschwalderbach bei Kunstschnee in voller schrillpinker Montur. In der Natur gilt: Auffallen ist das Wichtigste. Auffallen kommt vor Schönheit. Auffallen ist alles. Ozzy ist überzeugter Adept dieser Konfession und hat das selbstredend beherzigt, als er Jennys Skimontur in ihren großen Rucksack gestopft hat, während sie zwischenduschte. Schade, dass deswegen die zweite Runde ausfiel, aber was soll man machen? Jenny hätte gar keine erste Runde gekriegt, hätte sie nicht in etwa Ozzys Statur. So sieht's nunmal aus.

Ozzy also, der Handlanger des Verlangens, der Halunke mit den funkelnden, weil schelmischen Augen. Er ist ein einziges Mal den Hügel heruntergegleitet und das im Stehen und mit den Füßen im Pflug, aber egal! Dafür ist er nicht hier hoch in die Berge gefahren.

Jetzt entledigt er sich gerade des pinken Skianzugs, nur um in einem noch schrillpinkeren Jumpsuitoverall, oder wie man den Kram nennt, in der Umkleide zu stehen und sich selbst im Spiegel anzuhimmeln. Danke Jenny auch hierfür. Aus den Lautsprechern singt fröhlich Mariah Carey, dass Ozzy allein ihr zu Weihnachten genüge und Ozzy denkt über Mariahs große runden Möpse und ihren prachtvollen Latinahintern nach. 'Wieviele Tantiemen sackt Mariah wohl ein?, fragte Ozzy sich lächelnd, während seine Gedanken fortfuhren damit, Mariahs runden Hintern liebevoll zu tätscheln. Alle Jahre wieder.


.
Me 2
*********ld63 Frau
8.420 Beiträge
@*******blau:
'Wieviele Tantiemen sackt Mariah wohl ein?, fragte Ozzy sich lächelnd, während seine Gedanken fortfuhren damit, Mariahs runden Hintern liebevoll zu tätscheln. Alle Jahre wieder.

*haumichwech* *bravo*
**********silon
6.322 Beiträge
Die Weihnachtsgeister mal anders
Brändwulf gähnte und verschluckte dabei einen ganzen Schwarm voller Motten, die er immer wieder anzog, wie es die alten Gaslaternen vor seiner Lieblingsspielunke im Sommer taten. Nur waren seine Motten nicht die Mücken des Kiezes, sondern diejenigen die das ganze Jahr über die Abstell- und Speisekammer seiner Nachbarschaft im Vorderhaus und den Trockenboden der Mietskaserne in zweiter Reihe des Hinterhofes bevölkerten. Er glaubte das jedenfalls und tat sein Bestes daran, dieses auch anderen kund zu tun.
Seit mindestens zehn Minuten hockte er sturzbetrunken auf dem Plumpsklo auf halber Treppe zwischen seiner Behausung und der seines Untermieters und versuchte dabei erfolglos nicht einzuschlafen, bis er schließlich doch von dem hölzernen WC-Sitz rutschte und mit einem lauten Rumps auf dem kalten Steinboden erwachte.

Die Turmuhr drei Straßen weiter schlug gerade mal sieben Uhr am Abend, als er sich mit seiner warmen Bettflasche zu Bett begab. Er hatte die Stricksocken seiner liebsten Quatschtante angezogen und schlief innerhalb weniger Minuten ein. So wie fast jede Nacht.
Nur dass er dieses Mal davon träumte, eine Mannschaft von bestrumpften Gummienten aus der Zukunft auf dem Berliner Alexanderplatz des Jahres 2222 campieren zu lassen, um dort sein Theater der Skurrilitäten zu bespielen. Dabei ritten die Gummienten blindlings auf den Pissflitschen des Cyber-Viertels und trieben diese mit ihren langen Gummigerten und Laserschwertern immer im Kreis um das schmiedeeiserne Bettgestell von Brändwulf herum und sangen ihm das Lied vom „Hässlichen Entlein“ vor. Dabei fanden sie gar kein Ende, obwohl Brändwulf schon längst seinen Notausgang in Form des Totmannschalters suchte.
Denn er stand früher als gedacht neben seiner zerwühlten Schlafstatt und spürte, wie sein Mund voll Blut lief, sogar davon übersprudelte, als er zu sprechen versuchte und sich dabei auch fast verschluckte. Doch er hatte den Knauf des linken Bettpfostens ernsthaft verlegt.

Er schmeckte Salz und Eisen auf seiner Zunge und spürte, wie ihm der Lebenssaft über die Lippen, das Kinn und den Hals hinunter rann und dabei seine Bartstoppeln und das weiße Rüschennachthemd seiner Großmutter rot färbte.
Als er schließlich seine schlafenden Augen öffnete, sah er lauter blaue Motten, die ihn - wie wild gewordene Hornissen – im Kreis immer enger umschwirrten und dabei immer wieder sein Gesicht attackierten.
Schrill war ihm zumute, da nun auch die Gummienten immer engere Kreise um ihn herumzogen und dazu übergegangen waren, mit ihren Schnäbeln laut gackernd auf ihn zu verweisen, während die Pissflitschen unter ihnen mit ihrem zugedröhnten Grölen das Treiben ihrer Reiter begleiteten.

Brändwulf war das nicht gleichgültig. Er fühlte den Angriff von allen Seiten, versuchte auch in die Abwehr zu gehen, versagte dabei aber für den Anfang grandios.
Es gelang ihm noch nicht einmal aufzuwachen, als der Sieg der Gummienten und Motten schon nahe war und dann noch pinkfarbener Kunstschnee aus den Lautsprecherboxen am Himmel der Zukunft zu rieseln begann.

Fassungslos rieb sich Brändwulf die Augen und riss diese weit auf. Denn er war davon überzeugt, dass die blauen Motten noch während ihres Fluges mit ihren Eiern auf ihn schießen würden. Denn jede von ihnen hatte schon ihre Utzi im aufgeplusterten Hinterleib gegen ihn, der in der Mitte ihres Ringelreigens stand, gezückt.

Noch immer rann Brändwulf das Blut aus dem Mund, und er musste immer wieder aufpassen, dass er sich nicht hoffnungslos daran verschluckte. Seltsamerweise fühlte er sich dabei nicht ausgelaugt oder gar immer mehr ausblutend. Das Gegenteil war eher der Fall. Er spürte eine zunehmende Kraft in sich, die ihn dahingehend zielsicher machte, dass er auch aus dem Reigen der Motten und Gummienten würde ausbrechen können, wenn er denn überzeugend genug auftrat.

So zitierte er sich eine inzwischen verunsicherte Gummiente mit ihrer Pissflitsche als Reittier her und machte sie – stellvertretend für alle anderen Gummienten - zum Robert im Weihnachtsmannkostüm, indem er sie über und über mit seinem Blut besprühte und ihr dann noch obendrauf ein wenig von seinem schlohweißen Haupthaar abgab.
Während die nun rot gewandete Gummiente ihm zaghaft das Säckel mit seinen Tantiemen hinhielt, interviewte er sie anhand seiner Stichpunkte auf seinem alljährlichen Fragebogen der Zukunft, ob sie - und alle anderen auch - ihn gut als Weihnachtsgeister der Zukunft vertreten würden, wenn sie es denn schaffen würden, die Menschen um ihre Sünden zu erleichtern.

Doch bevor er ihnen allen ernsthaft das Gütesiegel seiner alten Schule auf die linke Pobacke ihrer Reittiere brennen konnte, läutete die Schiffsglocke Sturm, und Brändwulf starrte mit einem violetten Glühen verwirrt aus seinen leeren Augenhöhlen.
Er befand sich nicht mehr auf dem Berliner Alexanderplatz der Zukunft, sondern lag in seiner engen Koje auf der seit über dreihundertzehn Jahren gesunkenen Titanic, während seine Knochen von den Fischen längst blank genagt waren.
Die blauen Motten allerdings, die in seinem alljährlich zur selben Zeit wiederkehrenden Traum wiederholt auftauchten, waren die Geister seines zerliebten Jetzt gewesen und er selbst der Geist aus der gelebten Vergangenheit.

© CRSK, LE, 12/2022


3 x 8 reizende Wörter


  • • Alexanderplatz
  • • blau
  • • Theater
  • • gleichgültig
  • • Notausgang
  • • zaghaft
  • • Pissflitsche
  • • grandios


  • • Mannschaft
  • • Angriff
  • • Abwehr
  • • Sieg
  • • schießen
  • • halten
  • • verunsichert
  • • überzeugend


  • • Tantiemen
  • • überzeugt
  • • Fragebogen
  • • schrill
  • • Kunstschnee
  • • pink
  • • Lautsprecher
  • • fassungslos




Die Vertonung in der Soundcloud:

https://soundcloud.com/crskunst/die-weihnachtsgeister-mal-anders
Bildbestandteile bei Pixabay gefunden. Composing by me.
*******ord Frau
801 Beiträge
SALVADOR
• Tantiemen
• überzeugt
• Fragebogen
• schrill
• Kunstschnee
• pink
• Lautsprecher
• fassungslos

„Weihnachtskarten sollte er entwerfen. Ausgerechnet er, der ‚Göttliche‘, mit seinen delikaten Motiven.“ Er schmunzelte. Den Deal mit Hallmark hatte seine Frau eingefädelt. 15.000 Dollar Vorschuss hatte er dafür erhalten, plus Tantiemen aus dem Verkauf. Für 10 Entwürfe. Typische Weihnachtsmotive, jedoch in seinem Stil. Die Summe hatte ihn schließlich überzeugt, den Auftrag anzunehmen.

Er blickte hinaus aus dem Fenster. Auf dem Trottoir herrschte geschäftiges, vorweihnachtliches Treiben und aus den Lautsprechern des Bekleidungsgeschäfts dudelte Weihnachtsmusik. Die Schaufenster vis-à-vis waren mit schrillen, pinken Christbäumen gestaltet, die von weißem Kunstschnee berieselt waren. „Die Amerikaner haben einfach keinen Stil“, dachte er fassungslos.

Den Fragebogen von Hallmark zu seiner Vita schob er achtlos beiseite. Seine Gedanken gingen auf Wanderschaft, wie stets, wenn er malte. Ein Engel, Jesus, Madonna, Tannenbaum - Erste Skizzen entstanden mit Tinte und Wasserfarben auf Zeichenpapier. Seine Bilder stiegen aus seinem Unterbewusstsein hervor und suchten sich einen Platz auf der Leinwand.

„Jesus Geburt… Gottes Sohn… meine Geburt… mein Name.“ Er trug den Namen seines verstorbenen, älteren Bruders. „Salvador, Erlöser, Heiland.“ Sein Bruder war im Alter von 22 Monaten an einer Hirnhautentzündung verstorben und seine Eltern hatten nichts Besseres zu tun, als ihm den Namen des Erstgeborenen zu geben? Als ob er kein Geburtsrecht auf ein eigenes Leben hätte. Diente er als Ersatz für seinen Bruder? Wer war er? Wer sollte er sein? „Sie waren sich ähnlich“, sagte Mutter, „rein äußerlich schon.“ Er glaubte ihr nicht. Er war anders. Das spürte er. Seine Eltern ließen ihn meist gewähren. Er bekam keine Schranken, stattdessen so viel Liebe, wie ein Kind sich nur wünschen konnte. Er fühlte seine Genialität. Mit 6 Jahren wollte er Koch werden, mit 10 Napoleon und danach Gott. Früh hatte er das Malen für sich entdeckt und seine Eltern förderten sein Talent.

Sigmund Freud und seine Theorien über die anal-sadistische Phase kamen dem Künstler in den Sinn.
Mit drei Jahren bekam er ein Schwesterchen. Sein Vater hatte die Kleine „zum Fressen gern“. Er biss in ihre Finger und ihre Füße und stieß dabei komische Laute aus, wenn das Baby gluckste. Sie war ein wohlgenährtes, rosiges Baby. Salvador hasste sie von Beginn an. Er beobachtete, wie seine Mutter die Kleine an ihre weiche Brust legte und ihr die Brustwarze in den Mund presste. Er liebte die weichen, prallen, warmen Brüste seiner Mutter. Er schmiegte sich gerne an sie. „Was machst du da?“ fragte er die Mutter. „Ich füttere sie. Sie hat Hunger.“ Salvador legte die andere Brust frei und biss mit seinen spitzen Zähnen kräftig in die Brustwarze. Seine Mutter schrie vor Schmerzen auf und stieß ihn zurück. Salvador schmeckte Blut. Er spuckte es aus. Seine Mutter schalt ihn tüchtig. Er sah auf die blutende Brust. Was hatte er falsch gemacht? Er lief weinend davon und ließ seine Wut an einem Hund aus, den er kräftig trat. Später biss er in eine tote Fledermaus, doch der Geschmack von Blut und Verwesung ekelte ihn. Seither bevorzugte er Früchte mit saftigem rotem Fruchtfleisch. Kirschen, Granatäpfel oder Melonen.

Drei Jahre später trat er seiner verhassten Schwester gegen den Kopf. Es tat ihm so gut, dass zu tun. Er wurde schließlich mit drei Jahren ebenfalls verletzt. Es hatte so weh getan, von der geliebten Mutter verstoßen zu werden. Sie hatte es verdient. Gerade sie. Es bereitete ihm wahrlich eine ‚delirische‘ Freude.

Unbewusst malte er die heilige Maria und ihr Jesuskind, das im Stroh lag und seine Hände nach der Mutter streckte. Mit einer Geste wehrte Maria den Josef ab, während sie zum Engel aufblickte. Der Engel bekam die anmutige, schlanke Gestalt seiner Frau Gala. Den Kopf ließ er weg. Die Engelsflügel bildeten die schneebedeckten Berge seiner katalanischen Heimat. „Die schöne Gala vögelt herum und treibt es mit jungen Burschen, feiert Orgien und er finanzierte mit seiner Kunst diesen Lebenswandel auch noch? Er, der ‚große Masturbator‘ und seine Muse!“ Ärgerlich setzte er einige markante Striche mit dem Pinsel. Trotzdem sah er ihr gerne beim Liebe machen zu und wichste. Er hatte seinen Penis seinerzeit mit einem Klassenkameraden verglichen und für zu klein befunden. Später hatte er die Violine seines Kameraden zerstört und proklamiert, dass die Kunst der Musik überlegen war.

Er malte Josef als Mann ohne Augen, blind, mit dem roten Strumpffetzen am Bein. Josef hatte ein Band des Schleiers in der Hand. „Er würde dem Engel bestimmt gerne den himmlischen Schleier herunterreißen? Will Josef sehen, wer der Vater des Kindes ist? Nein, will er sicher nicht,“ dachte Salvador, „Josef, der Schlappschwanz, sitzt einfach nur da und sieht nichts. Konnte wohl auch keine Kinder zeugen. Der ‚heilige Geist‘ hatte Maria geschwängert? Dass ich nicht lache. Fremdgegangen ist sie. Hat sich schwängern lassen. Von wegen heiliger, unbefleckter Empfängnis ohne Geschlechtskrankheiten.“ Josefs Kopf wirkte auf dem Papier wie ein Loch im Felsen. Natürlich nicht wie der Fels auf dem Christus seine Kirche baute.

Der Maler schwang selbstvergessen seinen Pinsel und dachte daran, wie er einst seinen Klassenkameraden eine Brücke herunter, fünf Meter tief, auf die Felsen warf. Den ganzen Nachmittag haben sie blutige Schüsseln aus dem Zimmer des Unfallopfers getragen, während er Kirschen aß und die Szenerie beobachtete. Kirschen schmeckten besser als Blut. Obst schmeckte besser als Blut. Er schmiss sich gerne mal die Treppe herunter und genoss dabei die Schmerzen.

Er malte eine Brücke in den Hintergrund und darauf die Heiligen Drei Könige. Die Arkaden der Brücke bildeten auf den ersten Blick eine Laute. Auch der Engel bekam eine Laute. Doch bei näherem Hinsehen entpuppte sich Josefs Laute als Mundharmonika. Der Engel spielte als Minnesänger die ‚Laute‘ der Maria, während Josef nur blies. Blies kommt von Blasen. Aber Josef war sicher ein treuer Mann, der seine Pflichten als Ehemann, trotz seiner mutmaßlichen Homosexualität, erfüllte.

Ihm kam die Zeit bei seinem Lehrer der Malerei in Erinnerung. Die junge Tochter einer Lindenblütenpflückerin hatte Brüste wie zwei Spiegeleier. Er hatte sie heimlich beim Baden beobachtet, doch er konnte sie nicht für sich gewinnen. Darum betrachtete er stattdessen die schweren, hängenden Brüste ihrer Mutter und ersann immer neue Fantasien, um sich zu befriedigen.
Einmal fand er auf dem Dachboden einer alten Mühle eine Krücke und eine Krone. Seine Insignien der Macht wurden zum erotischen Fetisch. Er stellte sich vor, seinen Schwanz, der nie richtig hart wurde, mit der Krücke zu stützen. Er imaginierte, wie er mit der Krücke die schweren, hängenden Brüste der Lindenblütenpflückerin abstützen würde. Dann nahm er reife Melonen, hing sie an die Decke, legte sich darunter und drückte die Krücke so lange in eine Melone, bis sie brach und das Fruchtfleisch auf ihn tropfte und er ejakulierte.

Um ihm das Onanieren und das Malen mit seinen Exkrementen abzugewöhnen, hatte ihm sein Vater einst verstörende Bilder von Syphiliskranken im Endstadium gezeigt. Eiternde Narben an Genitalien, schreckliche Wundmale in ausgemergelten Körpern, zerfressende Gesichter und entstellte Gebisse. Die Wunden erinnerten an die einzigartigen, löchrigen Felsen von Cadaqués und Figueras. Seit frühester Jugend begleitete ihn seine Furcht vor Geschlechtskrankheiten. Ständig war er in dem Glauben, er sei verrückt. Seine 10 Jahre ältere Frau hatte ihn schließlich vor dem Wahnsinn gerettet. Sonst würde er noch immer wichsend im heimischen Waschzimmer hocken, mit dem Finger im Arsch und dem roten Strumpf seines heimlichen Geliebten auf dem Schoß.

„Mein kleiner Junge. Niemals werden wir uns verlassen.“ hatte sie ihm gesagt, als er sich vor ihr in den Staub warf und ihr seine Besessenheit erklärte. Sie hatte begriffen, dass sie es mit einem Genie zu tun hatte. Er war damals 25 Jahre alt und immer noch Jungfrau, so wie die heilige Maria.

Mit diesem Gedanken beendete er seinen Entwurf. Einige Zeit später erhielt er Nachricht von Hallmark. Von 10 Motiven wurden nur 2 genommen. Die anderen seien zu verstörend.

Dieses Motiv wurde abgelehnt.



Anmerkung der Verfasserin: Ich bin - eng anhand der Biographie von Salvador Dali - der Frage nachgegangen, wie ein Künstler auf seine Ideen kommt. Alle Begebenheiten sind entweder vom Künstler überliefert, wahr oder frei von mir erfunden. Viel Spaß beim Googlen 😉

Quelle: https://www.hallmarkartcollection.com/creatively-thinking/stories/dali-at-hallmark/
*********ynter Frau
9.744 Beiträge
Was für ein Gedankenritt @*******ord
*spitze*
*****e_M Frau
8.482 Beiträge
…und es macht sehr verdächtig für den heutigen Tag *top*

Kompliment für diese Geschichte *bravo*
Me 2
*********ld63 Frau
8.420 Beiträge
Wow, aus dem Leben eines Künstlers - verstörend gut geschrieben, @*******ord! *bravo*
*********ynter Frau
9.744 Beiträge
Quod erat demonstrandum - die "richtigen" Künstler haben alle einen an der Klatsche, sonst wären sie nicht so genial.
*******tia Mann
5.146 Beiträge
Mein lieber Scholli, @*******ord, dass ist eine irre, verstörende Achterbahnfahrt des kreativen, kranken Geistes. *top* Ich klicke auf *herz*DANKE
*******ord Frau
801 Beiträge
• heilig
• unorthodox
• Energie
• Rücksicht
• verzagt
• Rolle
• Mund
• Himmel

Die neuen Wörter... macht was draus *g*
**********silon
6.322 Beiträge
Ja, Salvador hatte echt ein Rad ab. Ich sage ja immer: Genialität und Wahnsinn liegen sehr nahe beieinander. Mitunter jedenfalls. Ich mag seine verschlüsselten Arbeiten ja sehr, und ich war vor vielen Jahren auch mal in der Region, in der er gelebt hat. Habe mir das Dali-Museum angeschaut und sein Wohnhaus. Der Mann war echt krass drauf. Danke @*******ord für den spannenden, rasanten Text. *zwinker*
*******y42 Mann
1.023 Beiträge
@*******ord : das kannst du haben, nimm dies:

Du bist mir heilig, ich eher unorthodox, meine Energie kennt keine Rücksicht, du bleibst verzagt zurück in Deiner Rolle, sprichst mir nach dem Mund und wünscht Dich in den Himmel.

Fertig🤪😅
*******ord Frau
801 Beiträge
Wie cool ist das denn??? @*******y42
**********Engel Frau
25.710 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das ist eine sog. perfekte Sagitta-Länge! *top*

Erklärung für die neueren Mitglieder:
Sagitta ist ein Mitglied unserer Gruppe - leider seit längerem hier nicht mehr aktiv, sehr schade -, der immer perfekte kurze Sätze zu den acht Wörtern abgeliefert hat. Seitdem gilt hier der Begriff "Sagitta-Länge". *g*
**********silon
6.322 Beiträge
Das ist übrigens eine sehr hohe Kunst, die ich sehr bewundere. Geballte Aussagen in sehr kurze Texte zu packen. Das ist dann eine soooo große Verdichtung der Sprache - ganz ähnlich wie in wirklich guter Lyrik. Wobei - für mein Empfinden - vorallem abstrakte Lyrik (weniger die Prosa-Lyrik) viel mehr Raum dem Leser lässt als ein Prosastück. Weil wirklich gute Lyrik die Spitze der Verdichtung ist. Ich kann meist nur simple (umgebrochene) Prosa-Lyrik, ... und ich habe in meiner bisherigen Internetlaufbahn nur sehr wenige User erlebt, die das andere wirklich par Excellence hinbekommen haben.
******s23 Frau
12.721 Beiträge
• heilig•
• unorthodox•
• Energie•
• Rücksicht•
• verzagt•
• Rolle•
• Mund•
• Himmel•


Verzagt, hatte Clemens einen Termin beim Kieferorthopäden, Dr. Kimme, gemacht.

Zu genau kannte er die unorthodoxen Methoden dieses speziellen Arztes. Brachial und ohne Rücksicht auf den Mund der Patienten, ging dieser Doc zu Werke. Aufgeplatzte Lippen und ausgerenkte Kiefer, waren keine Seltenheit.

Aber was blieb ihm anderes übrig?

Dr. Kimme war der einzige Facharzt weit und breit.
Der Weisheitszahn musste raus und der Backenzahn gleich mit, denn der unnütze Quälgeist saß quer darunter.

Clemens achtete penibel auf seine Zähne - diese waren ihm heilig! So fügte er sich in die Rolle des Opfers und hoffte, der Himmel möge ihm genug Energie für diesen unvermeidlichen Termin schicken.

Am Tag X prangte ein Schild an der Praxistür:

Wegen Corona geschlossen
*******tia Mann
5.146 Beiträge
Zitat von **********Engel:
Das ist eine sog. perfekte Sagitta-Länge! *top*

Ich wollt's gerade auch sagen *zwinker*
*******ord Frau
801 Beiträge
Zitat von **********Engel:
Das ist eine sog. perfekte Sagitta-Länge! *top*

Erklärung für die neueren Mitglieder:
Sagitta ist ein Mitglied unserer Gruppe - leider seit längerem hier nicht mehr aktiv, sehr schade -, der immer perfekte kurze Sätze zu den acht Wörtern abgeliefert hat. Seitdem gilt hier der Begriff "Sagitta-Länge". :-)

Aaaah, sehr gut zu wissen *g*
*******ord Frau
801 Beiträge
Das ist ja witzig @******s23 . Jetzt muss ich an den "Little Shop of Horrors" denken.

Wie kommt man bei den Wörtern auf Zahnarzt? Es ist und bleibt spannend hier. *xd*

Kimme heißt hier btw. auch "Poporitze". Bei euch auch? *haumichwech*
**********silon
6.322 Beiträge
******s23 Frau
12.721 Beiträge
Zitat von *******ord:
Das ist ja witzig @******s23 . Jetzt muss ich an den "Little Shop of Horrors" denken.

Wie kommt man bei den Wörtern auf Zahnarzt? Es ist und bleibt spannend hier. *xd*

Kimme heißt hier btw. auch "Poporitze". Bei euch auch? *haumichwech*

*lach* es schoss mir so irgendwie durch den Kopf *zwinker* Dankeschön *blume*
Ja Kimme hat auch hier selbige Bedeutung 😂
******eld Mann
2.189 Beiträge
Bei inpaktierten Weisheitszähnen geht man aber besser nicht zum Kieferorthopäden sondern zum Mund-Kiefer-Gesicht-Chirurgen.
*ggg*
******s23 Frau
12.721 Beiträge
Zitat von *******_HB:
Bei inpaktierten Weisheitszähnen geht man aber besser nicht zum Kieferorthopäden sondern zum Mund-Kiefer-Gesicht-Chirurgen.
*ggg*

Gerne mehr Tipps dazu - ich hab nämlich so ein doofes Scheißerle in selbiger Position *augenzu* *lach*
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