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"im Regen stehen gelassen" - erlebt?107
Ich würde gerne wissen, nach Geschlecht differenziert, ob es Euch…
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Geschichtenspiel Teil 45

**********silon
6.631 Beiträge
ich war damals als kind beim chirurgen, weil alle viere noch als keim im knochen steckten aber eben auch raus sollten. was ne torture ...
*******tia Mann
5.162 Beiträge
The torture never stops

*******Dom Mann
4.842 Beiträge
• heilig
• unorthodox
• Energie
• Rücksicht
• verzagt
• Rolle
• Mund
• Himmel

Die junge Frau saß alleine in ihrem Zimmer und starrte auf das Bild des heiligen Georg, das an der Wand hing. Sie hatte immer daran geglaubt, dass er ihr Schutzgeist war und sie hatte ihn oft um Hilfe gebeten, wenn sie sich unsicher fühlte. Heute fühlte sie sich jedoch besonders verzagt.

Sie hatte gerade erfahren, dass sie die Hauptrolle in der Schulaufführung bekommen hatte, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das schaffen sollte. Sie hatte noch nie zuvor auf der Bühne gestanden und die Vorstellung, vor so vielen Menschen zu sprechen, machte sie nervös.

Plötzlich spürte sie eine merkwürdige Energie im Raum und sie hatte das Gefühl, dass jemand mit ihr redete. Sie sah sich um, aber sie war alleine. Sie schloss die Augen und betete ganz unorthodox zu dem heiligen Georg um Hilfe.

Als sie die Augen wieder öffnete, hatte sie das Gefühl, dass jemand ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sie folgte der Stimme und begann, Text zu sprechen, den sie noch nie zuvor gehört hatte. Sie wusste nicht, woher die Worte kamen, aber sie fühlte sich plötzlich voller Energie und Selbstvertrauen.

Sie öffnete ihren Mund und die Worte sprudelten nur so heraus. Sie hatte das Gefühl, dass der Himmel ihr ohne Rücksicht immer die richtigen Worte gab, um ihr bei ihrer Rolle zu helfen. Sie wusste, dass sie die Aufführung meistern würde und dass der heilige Georg immer bei ihr war.
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Ich klicke auch ein *herz* Danke,
@*******Dom
**********silon
6.631 Beiträge
Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt
Herr Spechtel saß inmitten der Wohnküche seiner Hummelbeschwörerin Frau Brummel und wartete darauf, dass sie Hand anlegen würde. Er war unbekleidet und hockte wie ein scheues Eichhörnchen auf ihrem unbequemen Holzschemel aus dem Neuzehnten Jahrhundert. Das Rasiermesser lag neben ihm auf dem Küchentresen und reflektierte auf seiner Klinge das Leuchten der zahllosen LED-Lichterketten, die seine Angebetete erst neulich schachbrettmusterartig draußen an der Hausfassade angebracht hatte.

Herrn Spechtel fröstelte es etwas bei dem Gedanken daran, dass die Hummelbeschwörerin ihn sobald als möglich mit dieser Klinge nackt machen würde. Zumindest hatte sie ihm das schon vor Wochen mehrfach bei allen möglichen trauten Anlässen mehr oder weniger diffus angedeutet. Dabei hatte sie stets die Augenbrauen zusammengezogen - wie der Sturmfalke seine Flügel im Sturzflug auf die begehrte Beute an den Körper anlegt. Und nur Herr Spechtel ahnte, was das alles bedeuten könnte.
So hockte er mit eng an den Oberkörper gezogenen Beinen auf der runden Sitzfläche des Schemels und nahm den Mund in solchen Zeiten stehts voll Schweigen. Frau Brummel hingegen summte vergnügt ihr Hummellied und lockte damit ihre Weihnachtshummeln aus der Backröhre, dem Wäschekorb in der Kammer und hinter dem Tannenbaum im Wohnzimmer hervor. Ja, sie kamen sogar aus der Bibliothek angeflogen, in der sie zuvor zwischen den Seiten ihrer Lieblingsbücher gesteckt hatten. Dort konnten sie nämlich am besten die Träume der Menschen bebrüten.

Es war ein grauer Tag. Das Wolkenmassiv am Himmel lag bleiern über der Welt. Und der Tag konnte sich nicht entscheiden, ob er gänzlich der Düsternis anheimgefallen bleiben oder nicht vielleicht doch irgendwann etwas aufklaren und freundlicher werden wollte. Die Wolken hatten schon seit den frühen Morgenstunden geweint und die weißen Winterlandschaften auf Erden in Eisskulpturen verwandelt.

Herr Spechtel seufzte. Ihm schlug die Warterei auf dem Magen, und er hörte den Weihnachtshummeln beim Flüstern zu. Ihre Flügel spendeten zusätzliches Licht in dem ansonsten mit Kerzenlicht schummrig beleuchteten Raum. Er spürte die Energie, die in ihren Flügelschlägen steckte und erschauerte nur noch mehr. Er bekam eine Gänsehaut, und seine Flaumhärchen im Nacken und auf den Armen stellten sich auf.
Als sich die erste Weihnachtshummel auf seinen nackten Schultern niederließ und damit begann, ihm jedes einzelne Haar auf seinem schmalen Oberkörper auszuzupfen, stöhnte Herr Spechtel leise. Während Frau Brummel endlich zum Rasiermesser griff und dessen Klinge bedächtig über den Wetzstein zog.

Die Ohren ihres Liebsten klingelten bei diesem Geräusch und sein Tinnitus meldete sich prompt. Das Herz verstolperte sich mehrmals, während das Blut in den Adern direkt unter seiner Haut pulste und sich allmählich in seinem Geschlecht sammelte.
Frau Brummel kicherte und spitzte die blutroten Lippen zu einem Kussmund, während sie die Klinge des Rasiermessers zwischendrin immer wieder an einem großen Stück Serrano-Schinken prüfte, um genüsslich davon zu naschen.

Ihr Liebster begann unruhig auf dem alten Holzschemel hin und her zu rutschen, während die Weihnachtshummeln ihn dabei böse anbrummten. Denn für sie war das Zupfen seiner Flaumhärchen auf seinem Oberkörper ein heiliges Ritual. Alljährlich am Tag vor der heiligen Nacht durften sie dies tun, und Frau Brummel wachte darüber als ihre Schirmherrin.
Eigentlich genoss Herr Spechtel dieses wiederkehrende Ereignis immer sehr. Dazumal er so in die unorthodoxe Rolle gelangte, die Weihnachtshummeln mit seinem Samen zu beglücken. Diesen nahmen sie dann und wandelten ihn in mühevoller Kleinarbeit in den Glitzerstaub um, den sie dann in der darauf folgenden Heiligen Nacht unters Volk brachten.
Doch dieses Jahr war etwas anders.
Herr Spechtel fühlte sich wie die Prinzessin auf der Erbse. Nur ohne Tüttü und Pompadour. Der Schemel drückte doch gar zu sehr. Irgendwie hatte er den Eindruck, dass er tatsächlich auf einer Erbse saß, die sich mit der Dauer der Warterei auf Frau Brummels Rasur zur Riesenbohne auswuchs.

Schließlich jedoch begann diese Bohne zu ranken und sich immer dichter und fester um den Körper des Liebsten zu winden, bis ihm die Ranken gänzlich umfasst hatten und seine Erektion zum Stillstand brachten.
Da schwang Frau Brummel aus lauter Verzweiflung die Klinge. Und Schnipp, schnapp, Schütterwrack war die Pflanze ab. Einzig der Schniedel kam nun gar müd‘ daher und wollt für dieses Jahr gar nimmer mehr.

Aus Rücksicht auf ihres Liebsten Friedensruh‘ entließ sie ihn alsbald ins Gemach des Schlafes und verführte ihn ganz ohne Gewehr zur Sprachgewalt im Traume dieser Mär.


© CRKS, LE, 12/2022



8 reizende Worte:


  • heilig
  • unorthodox
  • Energie
  • Rücksicht
  • verzagt
  • Rolle
  • Mund
  • Himmel


Pixabay
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Köstlich, @**********silon *g*
*******ord Frau
800 Beiträge
Der Zweck heiligt die Mittel
• heilig
• unorthodox
• Energie
• Rücksicht
• verzagt
• Rolle
• Mund
• Himmel



„Der Suppentent kommt!“ Aufgeregt stürmte Fräulein Walburga Lämmle in das Büro ihres Dienstherrn und trippelte nervös von einem kompressionsbestrumpften Bein auf das andere, während sie mit einem Brief in ihrer Hand wedelte. „Soll er doch kommen.“ erwiderte der Pfarrer abwesend und vertiefte sich wieder in seine Predigt.

„Herr Pfarrer, der SUPPENTENT kommt in der Woche vor WEIHNACHTEN!“ Nachdrücklich formte sie die Worte in ihrem Mund und der Pfarrer verstand. „Fräulein Walburga, das heißt Superintendent. Wie oft soll ich es noch erklären.“ Dann wurde er blass. Der Superintendent war der leitende Geistliche des Kirchenkreises. Pfarrers Stirn schlug Falten. Er fasste sich an den Kopf und begann die Zeilen zu lesen, die in dem Brief standen.

Der Superintendent würde sich gerne einen Eindruck über die verschiedenen Kirchengruppen machen, Gottesdiensten beiwohnen und ganz sicher auch das Krippenspiel sehen wollen, von dem er schon so viel gehört hatte, schrieb er in seinem Brief.

„Oh, mein Gott.“ sagte der Pfarrer laut und bekreuzigte sich entschuldigend gen Himmel.
„Ausgerechnet jetzt.“ Viel war in seiner Kirche nämlich nicht mehr los. Seit der Pandemie blieben viele gläubige Schäfchen der Kirche fern und manche waren gar gestorben. Dank der verdammten Energiekrise war die Gemeinde mittlerweile gezwungen, die Gottesdienste mit mehreren Kirchengemeinden zusammenzulegen, um Energie zu sparen. Und außerdem fand gerade die unselige Fußball-Weltmeisterschaft statt. Von einem normalen Gemeindeleben war aktuell gar nicht zu sprechen.

„Fräulein Walburga, woher zum Teufel sollen wir nur die Menschen für das Krippenspiel bekommen? Dem Aufruf im Kirchenblatt vor ein paar Wochen ist niemand gefolgt.“

Walburga Lämmle handelte: „Der Glaube ist der Anfang aller guten Werke, sagte schon Martin Luther!“ Sie rief eiligst den Pfarrgemeinderat zu einer abendlichen Sondersitzung zusammen. Wenn auch sonst nicht viel bei den Pfarrgemeinderatssitzungen herum kam, hatten einige doch eine zündende Idee, um sich und ihre Kirchengemeinde nicht vor dem Superintendenten zu blamieren.

Wenige Tage nach Weihnachten traf der Pfarrer auf den Geistlichen aus der Nachbargemeinde.

„Na, wie lief der Besuch des Superintendenten?“ fragte dieser mit besorgtem Blick.
„Ganz prima! Die Kirche war rappelvoll.“
„Wie ist das möglich?“ staunte der Geistliche nicht schlecht.
„Na ja, ich gebe zu, dass die Sache zunächst etwas unorthodox war.“ schmunzelte der Pfarrer.
„Uns fehlten jede Menge Leute für das Krippenspiel. Josef und Maria, der Verkündigungsengel, der König, der Wirt, die Hirten und weitere Engel sowie die drei Weisen aus dem Morgenland: Caspar, Melchior und Balthasar. Vom Pfarrgemeinderat war bis auf unseren Zahnarzt aus Nigeria, der einen der drei Weisen mimen wollte, keiner bereit, eine Rolle zu übernehmen. Bauer Vögele wollte uns lediglich einen Zwergesel, zwei Schafe und ein paar Strohballen leihen. „Dann wirke der Stall gleich viel authentischer“, meinte Vögele.“

„Das war doch nett.“ warf der Geistliche ein.

„Das war es. Jugendrichter Wiesentreter hatte die glorreiche Idee, seinen Delinquenten in minderschweren Fällen Sozialstunden in der Pfarrgemeinde aufzubrummen. So sind wir an die Hirten gekommen.“

Der Geistliche zog erstaunt die Augenbrauen hoch, doch der Pfarrer berichtete unbeirrt weiter:
„Wie Luther schon sagte: Aus einem verzagten Arsch, kommt kein fröhlicher Furz. Bei der Rolle des Engels dachten einige direkt an Christos. Du weißt ja, er ist groß, blauäugig und hat lange, weißblonde Locken. Ein weißes Nachthemd, Heiligenschein und Flügel aus Pappe und fertig war der Engel.“

„Was? DER Christos, der Wirt vom „Akropolis“? Der den Mädels vom Service immer als erstes direkt eins auf den Hintern haut? Der ist doch gar nicht evangelisch.“

„Da konnten wir keine Rücksicht drauf nehmen. Uns fehlten die Leute!“
„Der hat doch niemals zugesagt!“
„Doch, aber dafür müssen wir im nächsten Jahr die Hälfte der Pfarrgemeinderatssitzungen bei ihm abhalten.“
„Das ist Erpressung!“
„Aber der Zweck heiligt die Mittel.“ konterte der Pfarrer.

„Und die anderen Rollen?“
„Wir haben unsere Konfirmanden hinzugezogen. Die sind am nächsten Tag ausgeschwärmt und haben für unserer Projekt geworben.
„Das machen die doch nicht freiwillig in dem Alter?“
„Nun, ich habe ihnen dafür ein paar sonntägliche Pflichtmessen erlassen.“ grinste der Pfarrer und knuffte den Geistlichen in die Seite.

„Zwei Väter der Konfirmanden erklärten sich bereit, einen der drei Weisen zu spielen und ein Konfirmand hat seine Deutschlehrerin gefragt. Die hatte zwar keine Lust, mitzumachen, hat aber einen entscheidenden Tipp gegeben.“
„Und der wäre?“
„Fragt mal in dem Haus, wo die Geflüchteten mit ihren Kindern wohnen. Die Lehrerin erteilte dort Deutschunterricht und meinte, dass sich die Frauen sicherlich über etwas Abwechselung freuen würden.“
„Aber die sind doch auch nicht evangelisch, oder?!“ rief der Geistliche empört.
„Gott hat alle seine Schäfchen lieb.“ entgegnete der Pfarrer streng.

„Und wie ging es weiter?“

„Die Konfirmanden besuchten die Menschen in dem Flüchtlingswohnheim. Als sie sahen, dass die Geflüchteten nur das Nötigste besaßen, motivierten sie ihre Eltern, Möbel und Kleidung zu spenden und halfen bei Renovierungsarbeiten. Sie selbst trennten sich von Spielsachen und gaben sie den Kindern. Die Eltern gründeten daraufhin einen christlichen Helferkreis und besuchten Menschen in der Gemeinde, denen es nicht so gut geht. Außerdem luden sie die Geflüchteten und ihre Kinder in unser Gemeindehaus zu Punsch und selbstgebackenen Plätzchen ein. Dort trafen die Geflüchteten zufällig auf zwei ältere Damen vom ehemaligen Basarkreis, die allein am Kachelofen saßen und strickten. Ein paar Leute hatten auch Lust auf Handarbeiten, Basteln und Werken und nun haben wir wieder einen Basarkreis in der Gemeinde.“ frohlockte der Pfarrer zufrieden und fuhr fort: „Einige haben die Kostüme für das Krippenspiel genäht. Und eine Krabbelgruppe für die Jüngsten wurde auch neu gegründet. Die Kinder haben mit den Konfirmanden Walnüsse und Fallobst gesucht und daraus Bratäpfel im Kachelofen gezaubert. Das kam so gut an, dass sogar die Sozialstunden-Jungs freiwillig länger blieben, weil es so gemütlich war.“

„Das ist ja allerhand, was in deiner Gemeinde passiert. Da wird der Superintendent gestaunt haben.“ sagte der Geistliche.
„Ja, er war sehr zufrieden mit unserem beispielhaften Gemeindeleben, wie er sagte.“ erwiderte der Pfarrer kichernd.
„Und wie ging es dann mit dem Krippenspiel weiter?“

„Maria und Josef haben wir schließlich auch noch gefunden. Ein junges Ehepaar, dass gerade erst zu uns in die Gemeinde gezogen war und Anschluss suchte. Und weil so viele Menschen involviert waren, kamen natürlich auch alle, um das Krippenspiel zu sehen.“

„Ging denn alles gut?“ erkundigte sich der Geistliche.

„Im Großen und Ganzen schon.“ lachte der Pfarrer. „Das Jesuskind wurde allerdings zwei Tage vor der Aufführung gestohlen. Doch unsere Crime-Lady Miss Walburga Lämmle hat den Fall schließlich aufgedeckt. Eine Dame aus dem Basarkreis hatte dem Jesuskind einen Strampler gehäkelt und ihn zur Anprobe ausgeliehen. Der Christos hat bei der Probe der Maria kräftig eins auf den Hintern gehauen und Maria hat ihm daraufhin postwendend eine geknallt. Den Burschen habe ich dann aber tüchtig ins Gebet genommen, sage ich dir.“

Der Pfarrer bewegte seine Arme, als ob er jemanden segnen wollte.
„Der kleine Esel hat immer laut Iiii-Aaaa geschrien, wenn Christos mit seinen Armen gewedelt hat. Das sorgte für eine gewisse Erheiterung in der Gemeinde. Ach ja, die Schafe haben direkt vor den Altar geschissen. Ein Kind ist vom Weihrauch ohnmächtig geworden und ein Hirte hat seinen Stock am Adventskranz entzündet, weil ihm langweilig war. Der Chor der Engel hatte einen starken ukrainischen Akzent, als sie das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ anstimmten, aber das fiel gar nicht so schlimm auf.“

„Ich muss jetzt weiter,“ sagte der Geistliche lachend und schüttelte fassungslos mit dem Kopf.
„Nur eins noch. Was sagte der Superintendent am Schluss?“

„Ach, der war ganz zufrieden. Insgesamt hätten wir einen wunderbar erfrischenden, ökumenischen Ansatz in der Gemeinde. Nur zu unserem Weisen, der ja ursprünglich aus Nigeria stammt, machte er eine Bemerkung. Dem Weisen aus dem Morgenland ein schwarzes Gesicht zu malen, das mache man heute nicht mehr. Das sei kulturelle Aneignung.“
Bildquelle: https://www.evangelisch.de/inhalte/85097/18-06-2013/pastor-auf-bestellung

MERRY CHRISTMAS!!!
Me 2
*********ld63 Frau
8.545 Beiträge
Wow, @*******ord, wie göttlich kreativ, dein Herr Pfarrer nebst Sekretärin!! *haumichwech*

Hab eben Tränen gelacht! *lol*
Super geschrieben, *herz*rrwaermend und soviel Situationskomik!!! *bravo* *spitze*
*********ynter Frau
9.809 Beiträge
@*******ord

Da hat den Geistlichen eine fantastische Muse geküsst. *bravo*
**********Engel Frau
25.853 Beiträge
Gruppen-Mod 
Damit sich niemand wundert ... die aktuellen Wörter gelten noch eine Woche weiter. Ab nächsten Sonntag werden wieder jeden Sonntag neue eingestellt. *g*
*********ynter Frau
9.809 Beiträge
Die Muse
Heilig
Unorthodox
Energie
Rücksicht
Verzagt
Rolle
Mund
Himmel


„Nein, nein, nein!“ Ryan riss die eben vollgeschriebenen Seiten aus seinem Notizheft, knüllte sie zusammen und warf sie mit einem gezielten Wurf durch einen Plastikring direkt in den Papierkorb. Eine blecherne Stimme, die „Goal!“ rief, ertönte. Er schlug voller Zorn und ohne Rücksicht auf Verluste mit seiner Faust auf die Tischplatte, so dass seine noch halbvolle Kaffeetasse einen Hüpfer machte. So wurde das nichts mit seinem Roman. Alles nur schwachsinniges Blabla ohne Hand und Fuß. Seine Leser würden ihn steinigen und die Kritiker ihn zerreißen, wenn er diesen Erguß drucken lassen würde.
Seit einiger Zeit schon fehlten ihm einfach die Ideen, wie es weitergehen sollte. Früher war auf seine Kreativität immer Verlass gewesen, die Einfälle waren meistens über Nacht einfach in seinem Kopf gewesen. Es schien als habe seine Muse die Jahresurlaube der letzten Dekade auf einmal eingereicht. Seine Stimmung schwankte zwischen Aggression und tiefster Verzweiflung. Was sollte er nur seinem Verleger sagen, der den neuen Roman bereits in der Promotion hatte? Hätte er doch nur nicht den Mund so voll genommen, dass es mit genügend Fleiß gar kein Problem sei, ein Buch zu schreiben.

*
Rose war der Verzweiflung nahe. Das neue Album sollte längst in der Produktion sein und sie saß noch immer am ersten Lied. Es wollte einfach nicht fließen. Normalerweise kamen die Melodien mit den Texten oder auch mal umgekehrt, normalerweise sprudelte es nur so aus ihr heraus. Sie war der kreative Kopf der Band. Doch nichts, seit einer gefühlten Ewigkeit. Sie saß vor ihrem Keyboard und starrte die Wand an. Alle drängelten allmählich, schließlich sollte der Verkauf zum Weihnachtsgeschäft beginnen. Wo war nur ihre Muse?
Komm doch und bitte lass mich nicht im Stich, liebe Muse. Ich brauche dich. Flehte sie verzagt. Wenn sie nicht bald lieferte, würde das Management sie gnadenlos feuern und sie sich an Weihnachten in einem Pappkarton unter einer Brücke wiederfinden. Vielleicht wäre es an der Zeit, unorthodoxere Methoden zur Ideenfindung anzuwenden? Sie dachte an das weiße Pulver in ihrem Geheimversteck und schüttelte angewidert ihren Kopf. Sie hatte doch hoch und heilig versprochen, es zu lassen. Nein, nein, nein.

*
Überall auf der Welt verzweifelten gerade die Menschen. Nicht nur die Kreativen, deren Broterwerb von den Musen abhing. Diktatoren liefen Amok und zogen ganze Völker mit in ihre Kriege herein. Demokratien wankten. Freund wandte sich gegen Fremd, überall Gereiztheit und Aggression, welche die tiefe Verzweiflung, die in den Seelen herrschte, überspielen sollte.

*
Rita blätterte mit großer Sorge in dem uralten Zauberbuch ihrer Familie und suchte fieberhaft nach einer Lösung. Irgendwo musste doch stehen, wie das Übel zu bekämpfen wäre. Nach langer Zeit des Haderns hatte sie sich mit ihrer Rolle als weiße Hexe abgefunden. Eigentlich wollte sie das alles gar nicht wissen, dieses ganze Zeugs von Dämonen, Geistern und sonstigen Ausgeburten der Hölle, die tatsächlich auf Erden wandelten und keine Hirngespinste verrückter Leute waren.
Dass Magie sie schon immer beherrscht hatte, wollte sie so lange nicht wahrhaben. Sprach ihre Großmutter sie daraufhin an, hielt sie sich stets die Ohren zu und sang laut. Sie wollte weder sehen, noch hören, noch fühlen. Sollte sich doch Jemandanders darum kümmern, schließlich waren ihre Eltern in diesem ungleichen Kampf zwischen Gut und Böse gestorben. Wo waren denn die "tollen" Engel mit ihren Schwertern gewesen? Sie war doch nur ein kleines Licht.

Doch als die ersten Hilferufe von verzweifelten Musen bei dir eingingen, deren Schwestern einfach so verschwanden, wurde Rita nachdenklich. Es zeigte sich von Tag zu Tag mehr, was das Fehlen der Musen bedeutete. Vor ihr schwebte eine zarte Gestalt aus reiner Energie und drängte sie zur Eile. Das feengleiche Wesen war die letzte ihrer Art auf Erden und der Teufel persönlich hinter ihr her, um auch sie – wie ihre Schwestern – einzukerkern.

Rita hatte einen Schutzkreis aus Kristallen um sich und die letzte Muse gelegt und doch materialisierte sich vor ihnen diese Gestalt aus Flammen und forderte mit Vehemenz die Herausgabe der Muse. Natürlich dachte Rita nicht im Geringsten daran, dem nachzukommen. Auch nicht als alle Schatten in dem Raum lebendig wurden und der Schutzkreis immer mehr unter Beschuss der bösen Kräfte geriet. Die Erde bebte unter ihren Füßen, die Kristalle schwankten, fielen aber noch nicht. Beide, die Muse und Rita, schlotterten vor Angst, doch schließlich nahm Rita ihren Mut zusammen und fragte den Teufel, was er den mit den ganzen Musen vorhätte. Wollte er vielleicht seine Memoiren schreiben oder eine Oper komponieren - mit ihm als Helden?
Allein die Vorstellung ließ Rita hysterisch kichern.

Der Teufel war sehr ungehalten und donnerte los, dass die Menschen ohne Muse nun ihn verstärkt anrufen würden, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Im Gegenzug mussten sie ihm natürlich ihre Seelen zur ewigen Verdammnis überschreiben. Und Menschen ohne Muse neigten zu extremer Gewalt – Mord, Krieg und Todschlag. Ein perfektes Klima, um endlich die Hölle auf Erden zu schaffen und dem Herrn mit dem weißen Bart oben im Himmel eine lange Nase zu drehen.

Was konnte Rita nur tun? Sich allein dem Herrn der Hölle stellen, während die Engel alle ihren Rausch vom Geburtstagsfest des jungen Herrn ausschliefen und die Menschheit sich draußen zerfleischte?
Sie war verzweifelt, doch da legte die letzte Muse ihre Hand aus reinem Licht auf Rita Schulter und küsste sie voller Hingabe. In diesem Moment wusste Rita, was zu tun war.
**********silon
6.631 Beiträge
Wunderschön. Mehr (Sch)Musen für das Land. Viel mehr! *sonne*
*******ord Frau
800 Beiträge
Du sprichst mir tief aus der Seele, liebe @*********ynter

Danke, für den schönen Text.
*****e_M Frau
8.534 Beiträge
Danke @*********ynter

Ohne Muse ist alles nichts!

*engel2*
Me 2
*********ld63 Frau
8.545 Beiträge
Danke dir, liebe @*********ynter, für diese schöne Geschichte! *roseschenk*

Wohl dem, der noch eine lebendige Muse kennt! *love2*

Lass uns nicht zu lange auf die Fortsetzung warten! *bravo*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Schöne Schmunzelgeschichte, @*******ord .
Thematisch wäre das ja auch meins gewesen im Adventskalenderspiel, wäre eine lustige Raterunde geworden. Am besten gefiel mir der aus Langeweile angezündete Stock ... *g*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
@*********ynter
Märchenhaft und dabei die Stimmung der Zeit perfekt getroffen. Mag ich ...
******eld Mann
2.191 Beiträge
Der Pirat - Die Heilige und die Hure
20
• heilig
• unorthodox
• Energie
• Rücksicht
• verzagt
• Rolle
• Mund
• Himmel


Die Heilige und die Hure
Die beiden Frauen lagen in ihren Betten, haderten mit ihrem jeweiligen Los und fanden darüber keinen Schlaf. Und damit endeten ihre Gemeinsamkeiten auch schon.

Francesca Bellacani lag, in ein seidenes Nachthemd gekleidet, in einem großen Vier Pfosten Bett und verfluchte das Schicksal, das sie hierher verschlagen hatte. Sie entstammte einer angesehenen und ebenso wohlhabenden Familie genuesischer Kaufleute und war seit frühester Kindheit, auf die ihr zugedachte Rolle, als strategisches Heiratsmaterial, vorbereitet worden. Auf ihre eigenen Wünsche oder Träume würde niemand Rücksicht nehmen. Die arme Giulia, ihre ein Jahr ältere Schwester, war mit einem venezianischen Glashändler vermählt worden, der so alt war, dass er sabberte. Giulia hatte monatelang nur geweint.
Und hätte ihr Vater sie nicht nach Havanna geschickt, um diesen Plantagenbesitzer zu heiraten, würde sie sich jetzt nicht in dieser misslichen Lage befinden. Sie konnte von Glück reden, dass Georg – Francesca hatte begonnen, ihn in Gedanken beim Vornamen zu nennen – sie bei sich aufgenommen hatte. Auch wenn seine Absichten nicht gerade selbstloser Natur waren.
Wie lange, würde es wohl noch dauern, bis er eines Nachts in dieses Zimmer kommen würde. Die Augen rot von Rum und Lust. Bis er sich mit Gewalt nehmen würde, wonach es ihn dürstete?
Oft genug hatte sie bemerkt, wie er sie anstarrte, wenn er auch dachte, sie bemerke es nicht.
Ihre Familie würde sicherlich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zu befreien. Doch wussten sie überhaupt von ihrem schrecklichen Unglück?
'Es kann noch Jahre dauern, bis ich freikomme', dachte sie verzagt.
Sollte sie sich ihm freiwillig hingeben, um sich seine Gunst und ihr Überleben zu sichern? Wer würde sie danach noch heiraten? Niemand würde ihr glauben. Ein Medicus – ganz sicher würde ihr Vater nach einem schicken – fände schnelle heraus, dass sie keine Jungfrau mehr war. Das bedeutete ein Leben als Nonne.
Francesca wusste nur zu gut über das Leben hinter den hohen Klostermauern Bescheid. Die stetige Mühsal und die Entbehrungen, die harte Arbeit und das stundenlange Beten. Und über das, was sich dort des Nächtens zutrug.
Tränen füllten die Augen und liefen ihr heiß über die Wangen. Verzweifelt rollte sie sich zusammen und weinte bitterlich.
Ein gewaltiger Donnerschlag ließ sie noch einmal zusammenzucken, bevor sie die Augen schloss.


Auch Claudette, die schöne Ringdiebin an Bord der Antigone, lag, noch immer in ihrer Männerverkleidung, wach. Sie hatte es sich auf dem Bett des Kapitäns bequem gemacht, der an Deck das Schiff befehligte, das sich, auf dem Rückweg nach Tortuga, noch immer durch den wütenden Sturm kämpfte.
Versonnen betrachtete sie den schönen Ring, der sie hier auf das Schiff gebracht hatte. Hielt ihn vor eine Kerze, die neben dem Bett stand, und erfreute sich an dem funkelnden Blau des Edelsteines. Die Farbe erinnerte sie an das Blau der Kornblumen auf den Feldern ihrer Heimat.

Weit hatte sie es gebracht. Aus einem winzigen Dorf in der Nähe von Pierrevillers, über den Ozean, bis in die Neue Welt. Doch auch in der Neuen Welt war alles so wie in der Alten. Die Reichen lebten von der Arbeit der Armen. Die Schlauen auf Kosten der Dummen.
Wenn auch nur eine Hafenhure, so war sie keinesfalls dumm. Sie wusste, ihren Kopf zu benutzen. Hatte gelernt, die Männer mit ihren Reizen oder der Aussicht darauf zu manipulieren. Ganz genau wusste sie, wann sie den Mundbesser zuließ oder ihn bereitwillig öffnete. Was auch für Arme und Beine galt.
Ihr war nichts und niemand heilig. Wenn sie sich ein Ziel setzte, fokussierte sie alle Energie auf sein Erreichen. Egal, wie unorthodox der Weg dorthin auch sein mochte oder was sie dafür tun müsse.
Sie hätte auch den armen Tropf von Schiffsarzt vorhin zwischen ihre Schenkel gelassen, wenn es nötig gewesen wäre. Doch dieser liebestolle Trottel würde auch so tun, was sie von ihm verlangen würde.
Wenn sie nur wüsste, was das sein könnte. Zunächst musste das Schiff erst mal zurück nach Tortuga kommen. Dann würde sich schon eine Möglichkeit zum Handeln ergeben.
Mit diesen Gedanken verbarg Claudette den Ring wieder in dem Geheimfach ihres Stiefels und drehte sich auf die Seite.
Ein gewaltiger Donnerschlag ließ sie noch einmal zusammenzucken, bevor sie die Augen schloss.
*******ord Frau
800 Beiträge
Mir gefällt deine Story sehr gut, lieber @*******_HB .
Cool, wie du deiner Leidenschaft für Piraten treu bleibst.
Außerdem hat die Geschichte etwas Prickelndes. *floet*
**********silon
6.631 Beiträge
Unorthodox
Weiland stand nackt auf dem Vorplatz der verfallenen Domruine zu Schwerzenhausen und hatte die Arme wie ein Ampelmännchen seitlich weit von sich gestreckt. Der Himmel über ihm war mit finsteren Wolken zugezogen und weinte schon seit Stunden Bindfäden. Seine Füße standen inmitten einer Pfütze, und seine Haut glänzte vom Regen. Er fror nicht. Und die Wangen sahen rosig aus, während sein Po und sein Rücken verschorfte Striemen aufwiesen.

Weiland war nicht der Einzige, der seit einer Ewigkeit auf dem Platz vor der Ruine wartete und dort mit den ausgestreckten Armen seine Komfortzone bemaß. Mit ihm waren noch zigtausende andere vor dem verfallenen Dom zugange. Und sie alle sangen einhellig das „Ave-Mackra“, bevor sie das mitternächtliche Glockenspiel des dreizackigen Turmes zur Messe unter dem halb eingefallenen Hauptkirchenschiff der Domruine zu Schwerzenshausen rief.

Ihre Münder waren voller Purpur, als sie da sangen: „Gegrüßt seist du, Mackra, voll der Pein des Dämons in dir. Der dich benutzte unter den Kindern der Nacht, um dir die Frucht unserer Sünden einzupflanzen. Damit wir in der Stunde unserer Erlösung das Amen der Armen aufsagen dürfen und gehen können, wohin auch immer wir müssen und sollen.“

Als aber der Racheengel Eiskalter Plan anstatt des Gehörnten vor die Massen trat und sein heiliges Lichtschwert über ihren Köpfen erhob, um diese zu mähen, wie es die Schnitter mit ihren Schafslemmingen nun einmal zu tun pflegen, wenn die Zeit reif dafür ist, verzagte Weiland das Herz, und er erkannte seine wahre Natur.
Der Purpur in seinem Munde floss über. Er rann ihm über die Lippen, das Kinn und seinen langen Schwanenhals, bis er seinen Kehlkopf erreichte. Dort legte er sich in einem immer kompakter werdenden Ring um seine Kehle und begann ihn zu würgen.

„Du bist unserer Rolle nicht würdig“, sprachen die anderen und griffen zu ihren Wünschelruten, um sich selbst anstelle von Weiland zu züchtigen. Dabei nahmen sie keine Rücksicht auf Weilands röchelndes Flehen und beschieden ihm ein elendiges Zugrundegehen im Schlamm des Abgrundes ihres Ordens.
Doch bevor der Purpur sein nächtliches Mach(t)werk vollenden konnte, schwang der Racheengel sein Lichtschwert und Energieschübe blitzten aus dessen Spitze hervor. Aus der Nähe und aus der Ferne sah es so aus, als ob er mit seiner Waffe Kreise aus Lichtwellen und Sternen um sich und Weiland herum zeichnen würde, die mal heller und mal dunkler wurden.

„Malerisch“, dachte Weiland im Aufflackern seines letzten Lebenswillens. „Kunstwerke“, meldete sich Weilands Verstand noch einmal zu Wort. Die Lider flatterten. „Wie nicht von dieser Welt“, sickerte es ihm aus den Ohren, der Nase und dem Mund. Dann glaubte er, das letzte Mal gegen den Purpur aufzubegehren, um zu Atem zu kommen.
Doch Eiskalter Plan, der Racheengel, kam ihm zuvor und verpasste ihm auf unorthodoxe Weise einen Luftröhrenschnitt mitten durch den Purpur hindurch. So kam es zu einer Kurzschlussreaktion im Gefüge des gehörnten Purpurs.
Außer Weiland und der Racheengel konnte sich niemand mehr auf dem Vorplatz der Domruine zu Schwerzenhausen bewegen. Selbst der Purpur war zu Skulpturen aus rotem Chaos erstarrt.

Die Stimme des Rachengels erklang knabenhell und schwoll über dem Platz vor der Ruine zu einem Chor aus Engelsstimmen an. Und Weiland, der Errettete, badete im Blut seines Angesichts. Auch er erhob schließlich seine Stimme, sang sich dabei seine Seele aus dem Leib und wurde in den Chor der Engel aufgenommen.

So geschah es, dass der Racheengel, mit dem Namen Eiskalter Plan, alljährlich zur Wintersonnenwende auf dem Vorplatz der Domruine zu Schwerzhausen in Erscheinung trat und das Ritual des Ordens des gehörnten Purpurs vereitelte, um zu seinem ureigenen Zwecke dem Ungleichgewicht Ausdruck zu verleihen.
Denn auch die Kräfte des gehörnten Purpurs taten zur Sommersonnenwende ihr übriges, um in ihrem Sinne das Verhältnis der Kräfte zu beeinflussen.
Ein jeder nach seiner Vorstellung der Kräfteverteilung.

© CRSK, BS, 12/2022


8 reizende Worte:
  • • heilig
  • • unorthodox
  • • Energie
  • • Rücksicht
  • • verzagt
  • • Rolle
  • • Mund
  • • Himmel


*****e_M Frau
8.534 Beiträge
Momentaufnahme
„Heilige Scheisse“, das waren Franziskas Worte, als sie verzagt und völlig unorthodox vor der Menge stand, die ihr alleine mit Blicken die ganze Energie auszusaugen schien. Rücksichtnahme war in ihrer Rolle als Vorbeterin nicht zu erwarten und so faltete sie die Hände, richtete die Augen gen Himmel mit einem gemurmelten „Vater unser“ im Mund, das sich langsam über ihre schmalen Lippen nach draussen drängte.
*******blau Mann
3.624 Beiträge
*bravo* @*********ynter
du verstehst es, uns großes Kino ohne Längen auf unsere kleine Bühne hier zu bringen. Toller Rhythmus und schön geschrieben.
*******blau Mann
3.624 Beiträge
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Nicht unorthodox
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M ist atypisch, nicht unorthodox. Das hat er eben der Frau versucht zu erklären, aber sie wollte es nicht verstehen. Was hat denn das mit dem rechten Glauben zu tun, wenn er Dinge anders handhabt als dies üblich ist? Und sie nur so 'Häh?' und M nur so 'Was verstehst du daran nicht?'

M wiederum versteht nicht, warum manche Wörter so misshandelt werden. Wo bleibt die Rücksicht auf Herkunft, Bezug und Bedeutung? M ist orthodox, muss man wissen, und M hat keine Geduld in dieser Hinsicht.

Es gibt nicht vieles, was M heilig ist. Die Aufklärung. Bücher. Wörter. Orte. In persönlichem Bezug auch die Heimat.
Heimat seines Glaubens gehört daher auch zu diesem sakrosankten Kreis. Deswegen findet M, dass das Wort 'orthodox' nur in diesem Sinn verwandt werden sollte und keinem anderen. Das ist ihm ein persönliches Anliegen, weil er das Wort persönlich in Anspruch nimmt, da es ihn in Person definiert. Und weil das was mit Glauben zu tun hat, zieht M hier die Logik nicht so sehr mit ins Kalkül wie er es üblicherweise handhabt. Die Logik bleibt auf der Ersatzbank und verfolgt das Spiel von draußen, bereit, in der Nachspielzeit, reinzukommen und den Ausgleich per Kopf zu machen.
Es ist doch schon genug, dass sie das Wort 'katholisch' geklaut und behalten haben. Sollen sie doch ne eigene Religion gründen nächstes Mal, das ist immer noch unsere, fand M, und meinte mit "sie" den Westen zu dem er sich sonst auch rechnete.

Die Energie war vergebens aufgebracht und da stehen menschliche Beziehungen im Gegensatz zur Physik, in der Energie nie verloren geht. Wie oft hat M schon Energie in Streitereien und Diskussionen gesteckt, den Mund aufgemacht, der die Jahrzehnte zuvor meist geschlossen geblieben war, für nix und wieder nix? Verlorene Energie. Hatte er jemals verzagt? Den Streit vertagt? Nichts mehr gesagt? Ja, nein, und nein.

Verzagt hatte er schon, der Himmel weiß das, aber den Streit gleichwohl fortgeführt auch. Was dies angeht, trägt er den steinernen Mantel. Das ist keine Rolle. Das ist er selber.


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**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Schön, lieber @*******blau! Bringst mich immer wieder zum Lächeln! *knutsch4*
**********silon
6.631 Beiträge
https://www.duden.de/rechtschreibung/unorthodox

Nur mal so ... *zwinker* Mag jeder Protagonist finden, wie er oder sie es halt mag.
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