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Geschichtenspiel Teil 45

Me 2
*********ld63 Frau
8.573 Beiträge
Schmeisse mal den Ventilator an für dich, Engelchen, und bringe dir einen "was immer du gern hast"- Drink! *cheers* *troest*
**********Engel Frau
25.897 Beiträge
Gruppen-Mod 
Danke Liebelein. *g*
Mein Ventilator steht grad noch immer und schon wieder im Schlafzimmer vor dem Fußende des Bettes. Da wird er am ehesten gebraucht.

Im Büro haben wir (meine Kollegin und ich) zwei große Standventilatoren, einen kleinen unterm Schreibtisch für unsere Füße und noch einen mittelgroßen oben auf dem Schrank. Hilft nicht viel, wir haben das wärmste Zimmer im Flur.
Naja, müssen wir durch - Sommer ist trotzdem super! *g*

Mein Drink ist momentan nur Wasser. Sonst komm ich morgen früh nicht aus dem Bett - das wird eh schwer genug, da ich jetzt drei Wochen auf meinen natürlichen Nachtmenschrhythmus umgestellt war. Ich hasse früh aufstehen ... *snief*
Me 2
*********ld63 Frau
8.573 Beiträge
Am Tag, als der Regen kam
Was waren das noch für Zeiten, als laue Sommerabende nach Erdbeeren dufteten, nach Jasminblüten und frisch gewaschenen Baumwolllaken! Sie flatterten im Wind, wenn Marlies am Abend mit ihren älteren Schwestern nachhause kam, nach einem langen Tag auf den Feldern. Müde waren sie, ja, doch zufrieden und so unbeschwert. Und später, nach dem Abendbrot, saßen sie zusammen mit den älteren Burschen unter der großen Linde am Fluss, kichernd und schwatzend und mit roten Wangen, bei einem Glas Most oder auch zwei.

Ganz in ihren Erinnerungen versunken, strich Marlies über ihre verblichene Kittelschürze und lächelte. Damals glich sie einem graziösen Apfelbäumchen und ihr Herrmann hatte die schönsten blauen Augen, die ein Mädchen sich nur vorstellen konnte. Und er küsste sie das allererste Mal.
Doch Herrmann war nun schon seit drei Jahren tot, Gott hab ihn selig. Wie sehr sich die Welt verändert hatte in all der Zeit! Die Gegensätze und Spannungen waren schärfer geworden, die Entwicklung der Welt glitt ab in Extreme – auch, was das Wetter betraff.

Seit Wochen schon waren die Temperaturen auf über 35 Grad gestiegen, die Gluthitze versengte das ganze Land. Die Erde war verbrannt, die Felder verdorrt. Der Fluss war bis auf ein dünnes Rinnsal ausgetrocknet. Der knochentrockene Boden hatte den Menschen nichts mehr zu geben. Die Ernte war mager, die Bauern verzweifelt. Menschen, Tiere und Pflanzen – alle dürsteten nach Wasser. Doch der erhoffte Regen jedoch blieb aus.
Marlies wischte sich den Schweiß von der Stirn und trat den Rückweg an. Schwer stützte sie sich auf ihren Gehstock, ihr geblümtes Kittelkleid war schweiß getränkt. Einer Ohnmacht nahe, schleppte sie sich ins Haus und sank auf die Chaiselongue, dankbar für die Kühle, die sie im Haus umfing. Der Schlaf zog sie augenblicklich in seine Arme.

In ihrem Traum war sie wieder ein junges Mädchen. Es war Sommer und sie lief durch wogende Weizenfelder. Doch bei jedem ihrer Schritte verdorrten die Pflanzen vor ihren Augen, wie in einem brutalen Zeitraffer. Abrupt blieb sie stehen, drehte sich nach allen Seiten.
Ein sekundärer Prozess des Aggregatzustands von reiner Biomasse,schoss es ihr durch den Kopf. Wo hatte sie das bloß aufgeschnappt?

Ein Zischen und Grollen unterbrach das Zirpen der Zikaden. Marlies legte den Kopf in den Nacken und blickte in flirrenden Himmel. Die Schäfchenwolken veränderten ihre Formen in rasender Geschwindigkeit und verdichteten sich zu einem furchteinflößenden Wesen. Es war Kronos, der Gott der Ernte, der sich ihr hier zeigte. Und dieser Gott war wütend, sehr wütend. Mit seinem Feueratem versengte er das Land und brachte Dürre, Hunger und Tod.

In ihrer Verzweiflung rief sie nach dem zürnenden Gott: „Bitte zeig dich und vernichte uns nicht, Kronus, ich flehe dich an! Wir Menschen kommen um in deiner Glut! Sprich mit mir! Was verlangst du von uns?“
Statt einer Antwort sandte Kronos zornige Funken, die einzelne Strohfeuer in den Feldern entflammten. Schnell brannte alles um sie herum lichterloh. Marlies drehte sich panisch um die eigene Achse, doch es gab keinen Ausweg. Sie war umgeben von Feuer und die Flammen kamen unaufhaltsam näher und leckten bereits mit am Saum ihres Kleides.

Der Feuersturm loderte hell auf am Horizont, doch schließlich hatte Kronos ein Einsehen. Seine Stimme klang zornig und dunkel wie Donnergrollen: „Ihr seid so selbstsüchtig, ihr Menschen! Jahrhundertelang habt ihr die Erde ausgebeutet mit eurer Gleichgültigkeit und eurer Profitgier. Nun seht den Konsequenzen ins Auge! Dieser Prozess ist nicht umkehrbar, das solltest du wissen!“
Benommen starrte Marlies auf die geisterhafte Gestalt, die den ganzen Horizont einnahm. Tränen rannen ihr über das rußgeschwärzte Gesicht. Ein weiterer Funkenflug schlug dicht vor ihr ein und ließ sie erschrocken zurückweichen.
Wieder erhob Kronos seine Stimme und sprach zu ihr:
„Ich sehe, dass es dich kümmert, kleine Marlies, doch ich verlange ein Opfer, von jedem von euch! Dann verspreche ich, mich vorerst zurückzuziehen. Doch es muss ein echtes, ein persönliches Opfer sein, habt ihr verstanden?“
Seine Stimme erstarb, während die Feuer am Horizont weiter loderten. Dann wurde es still um sie.

Die Hitze lag schwer auf ihrer Brust, als sie wieder zu sich kam und begriff, dass sie in ihrem eigenen Haus und damit in Sicherheit war. Kronos´Stimme durchdrang ihre Gedanken, seine Forderung nach einem Opfer setzte ihr zu und beschäftigte sie.
Grübelnd ging sie im Zimmer auf und ab, ihr Blick glitt suchend über die Bücherregale. Schließlich fand sie, was sie gesucht hatte, ein sehr altes Buch mit dem verwittertem Einband. Ihre Großmutter hatte es ihr geschenkt, als Marlies zwölf Jahre alt geworden war. Sie strich den eingestanzten Titel in altdeutscher Schrift: „Die Götter und ihre irdischen Helfer. Überlieferte Sagen und Legenden.“ Zufrieden ließ sie sich in Herrmanns Ohrensessel nieder und blätterte durch die vergilbten Seiten. Dann endlich offenbarte sich ihr, was zu tun war.

Der Horizont leuchtete golden, als Marlies sich endlich ein Herz fasste. Entschlossenen Schrittes stapfte sie zum verwaisten Stall hinter ihrem Haus. Ihre Füße steckten in den gelben Gummistiefeln und sie war mit einem kurzen, scharfen Küchenmesser bewaffnet. Die Entscheidung war ihr nicht leicht gefallen, aber jedes Zaudern war jetzt fehl am Platz. Sie würde einfach tun, was zu tun war. Schließlich hatte sie einen Auftrag.

Als sie danach ins Haus zurückkam, zitterten ihr die Knie. Ihre Arme und Beine waren über und über mit Blutspritzern übersät. Ein paar Federn hatten sich in ihrem zerzausten Haardutt verfangen. Schwer atmend ging sie in ihre Küche und hielt ihre Hände unter fließendes Wasser.
Einst hatten sie viele Hühner gehabt auf ihrem Hof. Emma war ihre letzte und liebste Henne gewesen. Voller Dankbarkeit legte sie das Tier auf die Ablage neben der Spüle und entfernte sorgfältig die Federn. Sie arbeitete konzentriert, ohne sich minutiös an das ursprüngliche Rezept zu halten, zerkleinerte Feldfrüchte und fügte die geheimen Gewürze hinzu.

Stunden später, als die Sonne bereits hinter den Hügeln versunken war, richtete sie das fertige Mahl auf dem schönsten Essteller an, den sie finden konnte. Feierlich trug sie ihre Opfergabe hinunter zum Ufer. Ein heißer Luftstrom streifte sie, als sie das Opfer zu Füßen der alten Linde stellte.
Marlies trat einen Schritt zurück und betrachtete andächtig ihr Werk. Nun war es gut, mehr konnte sie nicht tun für den Moment. Sie war erschöpft und sehnte sich nach Schlaf.

Lange hatte sie noch nicht geschlafen, als ein dumpfes, rhythmisches Klopfen sie weckte, das Schlagen der Fensterläden an die Hauswand. Kurz darauf riss ein heftiger Luftzug das Schlafzimmerfenster auf, ein scharfer Luftzug zog durch den Raum. Einzelne Blitze durchbrachen die schwarzen Wolken, der Himmel flackerte grünlich. Es war ein Wetterleuchten, wie sie es lange nicht mehr gesehen hatte.
Marlies eilte nach draußen, barfuß und im Nachthemd, das um ihren mageren Körper flatterte. Über dem wolkenschweren Himmel nahm der Wind weiter Fahrt auf und fegte pfeifend über die Felder. Keuchend erreichte sie die alte Linde, die schwere Äste bogen sich unter der Wucht des nahenden Sturms. Marlies hielt den dicken Stamm solange umklammert, bis die ersten dicken Tropfen fielen. Der Gabenteller war verschwunden.

Im Nachbarhaus gingen die Lichter an, doch das kümmerte sie nicht. Sie schloss die Augen und reckte ihr Gesicht dem Regen entgegen, der jetzt im Stakkato auf ihren schmächtigen Körper einprasselte. Sie hielt dem stand und blieb eine Weile regungslos auf der Wiese stehen, gab sich dem ganz hin.
Schließlich öffnete sich ihr Mund zu einem lauten Siegesgeheul und die Starre in ihrem Körper löste sich. Mit einer ungeduldigen Bewegung zog sie sich das Nachthemd über den Kopf und schwenkte es wie eine Fahne, bevor es der Wind davon trug.

Dann breitete Marlies ihre Arme aus und begann, zu tanzen.
*****div Frau
7.968 Beiträge
*********ld63:
Dann breitete Marlies ihre Arme aus und begann, zu tanzen.
Marlies tanzt.
Eine unheimlich mitreissende, intensive Geschichte. *spitze*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Into
Wunderbar geschrieben und sehr geeignet uns Menschen zum nachdenken zu bringen, meinen herzlichen Dank für diese gehaltvollen Zeilen. *hutab*
****59 Frau
3.164 Beiträge
WOW INTO
Eine beeindruckende, einfühlsame Geschichte. Einfach Klasse. Toll gemacht, Into *bravo* *spitze*

Devi
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Spätschicht (2.Teil)
Acht Wörter, die - ungeachtet der Hitze der letzten Wochen- ohnehin eine Herausforderung sind.
Bitte beachten (Warnhinweis): Die nachfolgenden Zeilen können -ozonbedingt- Spuren von Albernheit enthalten.

offenbaren
Biomasse
Kittelschürze
sekundär
verbrennen
Ohnmacht
minutiös
Wetterleuchten

Spätschicht (2.Teil)

Gründel war bereits überrascht, wie schnell das Stricklieselopfer bereit war, sich ihm vorbehaltlos zu offenbaren. Immerhin lies der Mitvierziger in seiner Funktion als stellvertretender Geschäftsführer des Instituts für homologische Gewissensfragen, welcher sinnigerweise auf den Namen Jung hörte, sekundär die staatstragende Bedeutung des Vorfalles durchblicken. Das Institut für homologische Gewissensfragen war minutiös über alle Ermittlungsfortschritte zu informieren. Dafür erhielt Gründel weitgehende Vollmachten für Ermittlungen in alle Richtungen.

Der erste Verdacht fiel auf zunächst auf den ehemaligen Sänger der im Untergrund tätigen Coverband Nerd, Wind & Feierabend, welcher über Jahre den zügellosen Gebrauch von Stoffpuppen propagierte und damit Legionen von Halbwüchsigen zu Ohnmachtsanfällen hinriss. Eine Blindfährte, wie sich recht schnell herausstellte.
Weitere Nachforschungen ergaben einen Hinweis auf einen zurückgezogen lebenden Kinderbuchautor, welcher mit dem Werk „Schrecken auf Burg Wittgenstein“ aktenkundig wurde. Gründel beschloss in Ermangelung weitergehender Erkenntnisse, diesem Hinweis nachzugehen.

Die mit dem Vermerk „Eilt-Autorisierung 2540“ verschlüsselte Anfrage zu einem Außeneinsatz wurde zu Gründels Überraschung binnen zehn Minuten erteilt. Geht doch! Gründel schwebte wie auf einer Rolltreppe durch unzählige Sicherheitskontrollen und geöffnete Türen. Warten und lästiges Nachfragen erübrigte sich durch den auf seinem Dienstausweis überspielten Genehmigungscode.
Umständliches Gezerre an widerspenstigen Stahltüren. Gründel durchschritt nach der dritten Sicherheitsschleuse einen mit Linol ausgelegten Klinikflur. Vorbei an der Abteilung für Bedeutungsschwangerschaften und dem Transzendentallabor steuerte er zielgerichtet auf die Station für Wortfindungsstörungen zu. Ihm eröffnete sich die übliche Aura geschlossener Einrichtungen.

Anstelle auf die ausdruckslosen Stillleben irgendwelcher verkannter Impressionisten an den Wänden zu achten, fiel Gründels Blick auf die am Boden liegenden Ergebnisse von Verdauungsvorgängen. Diese in gleichbleibenden Abständen gesetzte Biomasse war symmetrisch angeordnet. Na klasse, eine Scheißallee, dachte sich Gründel und beschloss, sich erinnernd an ein uraltes Brettspiel über Los zu gehen. Querschwenk nach rechts. Auf halber Höhe des Flurstücks kauerte eine Blindkopie eines Methusalem in einem tranceähnlichen Zustand vor einer Wand. Aus dem Hintergrund rieselte dezent eine Version von Händels „ombre ma fui“.
„Küss mich und verbeuge dich. I´am your president“ stöhnte der Hockende mit Oststaatenakzent unter der Last scheinbar allumfassender Presswehen.
„Machen sie das mal lieber wieder weg!“ herrschte Gründel den selbsternannten Ministrablen an und erntete einen weltabgerückten Blick.
Eine Pflegekraft schoss postwendend aus dem Stationszimmer dem Gast entgegen. Gründel zückte seinen Dienstausweis und erkundigte sich zur Zielperson.
„Ach, sie meinen den Physiker.“ Die Schwester nahm Gründels Dienstausweis eher beiläufig zur Kenntnis.
„Sie sind wohl auch vom Ministerium. Vorletzte Tür links. Klopfen sie lieber an“, und wandte sich wieder dem hockenden Würdenträger zu.
„Ach nein, Herr Trampel. Nicht schon wieder!“

Der hintere Teil des Flurs schien nur über das durch das verglaste Dach spärlich glimmende Wetterleuchten von roten Kobolden, blauen Strahlen und Elfen beleuchtet. Gründel entsperrte die Zugangskontrolle zum Zimmer mit seinem Dienstausweis und fand auf den ersten Blick neben der wohl obligatorischen Zimmereinrichtung nur Leere vor. Ihm war das Rascheln unter dem Stahlbett wohl nicht verborgen geblieben. Eine interaktive Projektion eröffnete den Blick auf das unfertige Gebilde einer dreidimensionalen Erzählung. Gründel verharrte zunächst vor dem Konstrukt, welches in einer Art Rippenstruktur organisiert war. Es mutete einer auf einem unsichtbaren Helgen noch unfertig errichteten Nachbildung eines verbrennenden Luftschiffes an.
Er deaktivierte den Dagewesenheitsmodus, welcher den holografischen Zersetzungsvorgang in einer scheinbar luftleeren Schwebe hielt. Augenblicklich entstieg aus einem sich öffnenden Paternoster unter dem Bett ein weißhaariges Männchen in einem mit einer osmotischen Klimamembran ausgestatteten Raumanzug. Der selbstreinigende Anzug seines Gegenübers wurde spärlich verdeckt von einer Kittelschürze, welche mit zum Teil sehr kunstvollen erotischen Motiven des Klosters Loccum zum Besuch des Steinhuder Meers einlud.
Der Physiker musterte Gründels Dienstausweis und wandte sich emsig dem vom Gründel begutachteten Hologramm zu. Fluchend stoppte er den laufenden Prozess, welcher die formelhafte Konstruktion regelrecht zu verbrennen schien.
Gründel sah keinen Anlass zu zögern.
„Können Sie etwas mit dem Namen Jung anfangen?“
Der Blick des Physikers verdunkelte sich für eine Nanosekunde. Dann ein Nicken.
„Sind sie gekommen, um die neuesten Studienergebnisse abzufragen?“
„Erst einmal erklären Sie mir, was das hier alles bedeutet!“
Minutenlange Ausführungen des Physikers über seine Forschungsarbeit und die Labilität des Systems folgten, gipfelnd in Begeisterungsstürme über eine Erscheinung der Aurelia borreliose.
Gründel unterbrach die euphorische Vorlesung des Wissenschaftlers brüsk.
„ Sie wollen mir jetzt nicht erzählen, dass sie derartig riskante Untersuchungen in einer Klinik durchführen?“
„ Ihnen ist dann wohl offensichtlich nicht alles über diese Abteilung eröffnet worden“.
„ Immerhin scheint hier ungezügelter Stoffwechsel ein beherrschendes Thema zu sein“.
„ Ah ja. Der Kollege Trampel. Der Gute hat sich im Rahmen seiner Forschungsarbeiten uneigennützig für eine Studie zu inhomogenen Isolationsbedingungen zur Verfügung gestellt. Immerhin erhielt er für seine Forschungen auf dem Gebiet der Einsamkeit die Lachs-im-Zweifel-Ehrenmedaille. Eine Kapazität im Bereich der Schwarminkontinenz. Ein großer Geist!“
„Aber scheinbar ein schwacher Darm“, gab Gründel zurück und wandte sich wieder der dreidimensionalen Projektion zu.
Gründel entschied sich, diese offenbar hochbrisante Arbeit zu beschlagnahmen. Auf lautstarke Proteste des Physikers hin überreichte Gründel das obligate Formblatt für Beschwerden und Petitionen und zog es vor, weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen.

Gründel brauchte Rat. Er beschloss, seine alte Freundin Anne Pfirsich aufzusuchen. Nach ihrem 86-jährigen Ausflug zum Jupitermond Io was sie als Autorität in solchen Fragen anerkannt. Immerhin fertigte sie seit sechs Jahren im Forschungslabor des Instituts für homologe Gewissensfragen durchaus gut reputierte Einschätzungen. Wenngleich sie auch mit ihrer letzten Ausarbeitung zur somatischen Konditionierung von Zitterkommunikation bei gewissen Autoritäten in Ungnade fiel und deshalb jederzeit mit einer Versetzung ins Skriptorium der Entschuldigungen rechnen musste. Es sollte insofern für beide nicht von Schaden sein, wenn man diesen Fall gemeinsam lösen würde.

Hektischer Aufbruch. Gründel zertrat im kniehohen Gras des Alpha-Beets vor dem Klinikum eine Heftzecke, die gerade Anstalten machte, an seinem Schuh herauf zu kriechen.
Die Zeit drängte…
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Anchises
*hutab* die Hitze tut dir gut *lol* super Sache deine Geschichte , erste Sahne, meinen herzlichen Dank für ein schönes und amüsantes Lesevergnügen, inclusive kleine Anregungen zum nachgrübeln *freu*
eyes002
******ace Mann
15.987 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wie
zum Geier komme ich nur darauf, dass Herr Trampel eine eigenartige Frisur sein Eigen nennt *lol*

@**To.... "KRONUS"???, na warte, wenn Jehova das hört *haumichwech*


Tom
Me 2
*********ld63 Frau
8.573 Beiträge
Danke für euren Zuspruch, ihr Lieben! *roseschenk*

Einar_vonPhylen, you made my very day! *lol*

Gerade hab ich deine abgefahrene Geschichte noch einmal gelesen... und wandelte mit Gründel durch die "Scheißallee", um das "Stricklieselopfer" zu treffen, "Nerd, Wind & Feierabend" zu lauschen und elfenumwölkten Physikern zuzuhören... *haumichwech*

Bitte mehr davon! *bravo* Ausserdem sterbe ich vor Neugier, wie es weitergeht! *ungeduldig*

Doch sag an: wo finden wir Teil 1 der Gründel-Saga?
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Vielen lieben Dank für die wohlwollende (und vor allem: äußerst wohltuende) Akklamation.
Befand ich mich doch in den letzten Wochen eher zusammen mit Physikern auf der Station für Wortfindungsstörungen...
Teil 1 meiner Gründel´schen Ermittlungen meine ich, dass diese im Geschichtenspiel Teil 44 hinterlegt sind. Mist- jetzt weiß ich nicht, wie man das verlinkt *rotwerd*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Darf ich aushelfen?

Wenn ich mich nicht sehr irre, ist das hier der erste Teil: Kurzgeschichten: Geschichtenspiel Teil 44

(Der Antaghar)
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Kurzer Nachtrag...
sorry- Teil 1 meiner Wortklauberei hatte ich bereits am 13.Juni in Teil 44 gepostet...

Letzte Woche stolperte ich in einem bundesweit operierenden Konsumtempel über eine (aufblasbare) "Einhornbadeinsel" (inkl. Sonnensegel, Palmenapplikation und -ganz wichtig- zwei Getränkehaltern...) und wurde sekündlich von einem Schauder erfasste. Dinge gibt´s ...
**st
Bio-Rammling
Als Agnes versucht, sich mir zu offenbaren, weiß ich es schon. Seit Wochen werkelt sie nach Feierabend in der Stationsküche herum. Sicher bastelt sie wieder an ihrer Spezialdiät rum. Sie denkt wohl, ich wäre zu einfach gestrickt und unaufmerksam, um ihr auf die Schliche zu kommen. Und jetzt - ja, jetzt, da sie nicht mehr weiter weiß und dringend eine Testperson braucht, muss ich wieder herhalten!

Wieder mal typisch! Aber klar - Olaf macht das - auf Olaf ist Verlass! Lächel ihn an und er küsst Dir die Füße, Weib. Irgendwie stimmt das schon mit meinem Strickmuster. Leider!

Mal eHrlich? wÜrden sIe oder mAnne Holzner odeR ElOn muSk oder DirEktor LachvOgel so blöD sein wie ich? Sich mit irgendeiner verFickten Biomasse impfen lassen und dann nicht mal mehr gRoß- von KlEinbuchstaben unterscheiden können? Sicher nicht. So blöd ist nur Meinereiner!

Gerade hat Agnes mir das Zeugs in den Hals gespriTzt und schonBeginnnnnnnnnnnnnnnt das Wetterleuchten in meiner Birne loszuflackern und meine Latte steht so straMM, dass es schon weh tut. Mein Herz schlägt Purzelbäume und als Agnes mir zuruft, ich solle verdammt noch mal wieder zu atmen beginnen, zwitschert es mir wie ein ganzer Starenschwarm in den Ohren.
Als ich sie frage, was das für ein Zeugs ist, schaut sie auf die Beule in meiner Hose, lächelt süffisant und wischt sich sorgsam die Hände an ihrer Kittelschürze ab.

Wie sie sähe, wäre das im Moment wohl eher ein sekundäres Problem. Zuerst müsse sie minutiös meine Körperreaktionen studieren und dokumentieren, um ihren Erfolg der gespannten Lesern ihres Blogs präsentieren zu können. Danach müsse gewissenhaft die Standfestigkeit, beziehungsweise die Ausdauer derselben und die kürzestmögliche Wiederholungsfrequenz herausgefunden werden. Ob ich die Vaseline besorgt hätte und das Gästebett im Keller aufgestellt, wie sie es mir gestern aufgetragen hätte?

Und am Ende, wenn dann bei mir oberhalb der Gürtelinie noch Energie für eine Synapse übrig wäre, könne sie mir versuchen zu erklären, was Crispr und Biohacking bedeuten und was für ein Glück ich hätte, dass sie gerade mich auserkoren hätte, der am meisten erotische Terminator, sozusagen der Avantgardist der transhumanen Revolution zu werden.
Wasimmer das bedeuten soll - in Einem hat sie sicher Recht! Vorerst ist es mir sowas von sch...egal, was für Worte sie ausspuckt - solange sie nur diese Kittelschürze noch weiter aufknüpft und dann bei meinen Hosenladen weitermacht. Es fühlt sich an, als würden meine Hoden gleich platzen. Wenn sie mich anlangt, wird sie sich sicher verbrennen, so heiß bin ich jetzt auf sie!

Mann - Mann - Mann! Wenn das Biozeugs seinen Namen von der Wirkung bekommt, die es auf mich hat, ahne ich, warum es Biohacking heißt. Zu einen langsamen Rythmus bin ich nähhhhmlich nicht mehr fähig. Wenn das nicht wieder weg geht, muss ich nach Barcelona ziehen - auf die Rammplas oder wie die heißen. Biorammling klingt doch auch nicht schlecht!
Oh! Warum wird miir nun so seltsam? Unten immer voller - oben immer leerer. Mir schwant, ich falle gleich in Ohnmacht! Schade, wird wohl doch nichts mit Biorammling mit Agn ........
...........................................................................................................................
*****div Frau
7.968 Beiträge
***ve:
Biorammling klingt doch auch nicht schlecht!

Solange man es nicht tun muss.

Viel besser klingt dafür, was Du aus den Wörtern gemacht hast. *smile*
Me 2
*********ld63 Frau
8.573 Beiträge
Was auch immer...
... du da genommen hast, https://www.joyclub.de/my/748469.olove.html:

Das will ich auch!!! *flenn* *haumichwech*

Und ich fühlte mich an die Dr. Jekyll und Mr. Hyde - Geschichte erinnert... *ggg* *bravo*
*****e_M Frau
8.548 Beiträge
TOLL, TOLL, TOLL!
Ihr SchreiberInnen seid die Wucht.

Ich klinke mich diese Woche mal aus, denn die Bienenstory hat deadline, der Jahresbericht muss final fertig werden und der nächste Auftrag, Thema HITZE, kam heute.

Falls klar ist was Olove genommen hat, hebt mir was auf, ich experimentiere gerne mit *lol*

LG in die Runde, Odette
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
@Olove-Chapeau!
Welch vordergründig erquickende Utopie: Citizen science statt Citizen Kane.
Während der Galan bisher ab und an (in kindlicher Reminiszenz) nächtens verstohlen seinen Chemiebaukasten oder "Wir bauen ein Atomkraftwerk" vom Dachboden holte, geht die Circe des 21. Jhdts nunmehr planvoller vor.
...Liebe geht halt doch durch den Magen... *oh2*
Irgendwie ermüdet durch den jahrzehntelangen Parforceritt durch Bielefelder Versuchsküchen und Tütensuppenkochstudios erreicht nun der Lockruf "Wir lieben Lebensmittel" scheinbar auch die heimischen Kochtöpfe, ohne dass der Zugriff auf großdimensioniertes Gemüse zum Soloprojekt verkommt *top*.
Endlich vorbei auch die Zeiten, wo man/n sich nach Lektüre Castanedas an der stacheligen Terrassenbegrünung vergriff oder es beim herbstlichen Pilze sammeln dann nicht mehr so genau nehmen wollte.
Also dann: Food porn aus deutschen Landen frisch auf´s... Andreaskreuz!
Gibt es in den kulinarischen Impressionen bereits ein Rezept für Bio_Hackbraten? *nachdenk*
Immerhin- wenn sich der Romeo solchen erbarmungslosen Selbstexperimenten hingibt, vermag er sich im Brustton der Überzeugung (sofern der Atem noch reicht) zurücklehnen (indes,Olove- wieso im Gästebett???)- Muss er sich von seiner Julia doch nicht entgegenhalten lassen: Es war der Dildo und nicht die Nachtigall...
Großes Kino, Olove ! (zumal mir das Hantieren mit Prokaryontenerbgut dann doch ebenso gegen den Strich gehen würde) *hutab*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
"Leitner"
Mit der heutigen Geschichte gehe ich etwas zurück in meine Anfänge hier im Joy und möchte eine meiner frei erschaffenen Charaktere dazu aufrufen. Ein Figur, welche, dem ein oder anderen hier bekannt erscheinen dürfte, wenigstens denjenigen die meine Erzählung Matis Allard verfolgt haben. Ein Charakter, anfangs als Nebendarsteller vorgesehen, die mir aber dann ans Herz wuchs und die nicht einfach so aus meinem Repertoire verschwinden soll.



Karl Leitner, vielfach auch nur "Eisenkopf" gerufen, der knallharte Chefermittler des BKA steht, mal wieder solo, in seiner kleinen Küche. Irgendwie vermisst Karl die drangvolle Enge die hier entsteht wenn Britt zu Besuch ist. In der Pfanne auf dem Herd brutzeln, lustig zischend, zwei saftige Steaks. Auf der Arbeitsplatte, ganz rechts, liegt ein schon etwas welk aussehender Salatkopf. Im Kühlschrank war kein Platz mehr, da das Gemüsefach von einer Batterie Bierflaschen belegt ist. Und dann sieht nach zwei Tagen in dieser Affenhitze, welche wie eine Feuerglocke über der Stadt hängt, Beton glühen lässt, die grüne Biomasse eben nicht mehr ganz so frisch aus.
Aber Leitner hat noch anderes zu tun als hier zu kochen, er muss achtgeben das die beiden Steaks nicht verbrennen kein einfaches Unterfangen. Beschäftigt er sich doch nur sekundär mit der Thematik Nahrungszubereitung. Seine Gedanken verweilen primär bei der unglücklichen Liebe zu Britt, der blonden Journalistin aus Stralsund. Britt kommt einfach mit der Gefährlichkeit seines Berufes nicht zurecht. Von daher ist sie nicht zu mehr, als gelegentlichen Treffen bereit und selbst diese stehen oft unter dem negativen Eindruck des beruflichen Alltages von Karl.
Leitner, der als Ermittler erste Sahne ist, seine Einsätze minutiös plant und knallhart durchzieht, eine hohe Effizienz sein eigen nennt, und eine ganze Schublade voller Belobigungen und Auszeichnungen angehäuft hat, steht diesem Sachverhalt in Gefühlsdingen, befangen in einer Art Ohnmacht , recht hilflos gegenüber. Der Mittfünfziger ist mit Leib und Seele Polizist und weiß dass er mit seiner Arbeit, Städte sicherer macht, viele Verbrechen bereits im Vorfeld vereitelt oder zumindest geahndet hat. Ein durchtrainiertes Kraftpaket ist er, ein Mann dem man Mut, Entschlossenheit und einen hehren Gerechtigkeitssinn anmerkt. Seine stahlgrauen, hartblickenden Augen und sein mausgraues, ultrakurz geschnittenes Haar, seine eigenwillige Sturheit, gewissen unverständlichen Anweisungen seitens seiner Vorgesetzten haben Karl seinen Spitznamen eingebracht. Und doch steht er Britts weiblicher Logik und ihren Befürchtungen machtlos gegenüber.
Sein letzter großer Erfolg, die Zerschlagung des kolumbianischen Drogenkartells liegt einige Monate zurück. "Eisenkopf" Leitner brillierte und glänzte, gezwungenermaßen, tagelang in den Medien. Nach der großen Show nahm Leitner Urlaub, beanspruchte eine Auszeit aufgrund dieser aufreibenden und gefährlichen Ermittlung. Karl hatte in dieser Pause alles versucht um seine Beziehung zu Britt auf eine vernünftige Basis zustellen, aber der Dreh- und Angelpunkt ist sein Job. Die Angst der blonden Britt ihn zu verlieren, eines Tages einen Anruf der Dienststelle zu erhalten, eventuell sogar eine Todesnachricht untergrub alle Bemühungen Karls und so würde dann wohl sein Single Leben noch einige Zeit anhalten.

Und während Karl, völlig in Gedanken versunken seinen Salat zubereitet, die graue Kittelschürze , welche seine feine Anzughose, das weiße, wenn auch zerknittert wirkende, Oberhemd und die ewig auf Halbmast hängende Krawatte schützen soll, mit dezent platzierten Dressing Flecken versieht, nehmen die Steaks fast den Aggregatzustand von Holzkohle an. Im aller letzten Moment reißt "Eisenkopf" die Pfanne von dem Ceranfeld und verhindert die endgültige Ungenießbarkeit. Ehrlicherweise muss sich Karl Leitner wieder einmal offenbaren , dass seine Kochkünste recht bescheiden sind. Es reicht irgendwie zum Sattwerden, wenn dann mal überhaupt Zeit zum Kochen ist. Meist bezieht er sein Essen aus diversen Dönerläden, fast Food Shops oder hin und wieder aus der Polizeikantine. "Essen wird sowieso überbewertet," grummelt Leitner vor sich hin und beobachtet wütend das heftige Wetterleuchten , welches grelle Lichtblitze über den Abendhimmel springen lässt.
Neben der Kochstelle verglimmt die unvermeidliche Marlboro, unbemerkt im vollen Ascher, auch sie ein hilfloses Opfer von Karls Gedankenspielen. In einigen Jahren kann ich in den Ruhestand, überlegt Karl, ob Britt dann wohl noch da ist? Mit fahrigen Bewegungen häuft er sein etwas derangiertes Abendessen auf den Teller, angelt sich noch eine Scheibe Brot aus dem Brotkasten und die Ketchupflasche aus dem Schrank.
"Halt das Bier noch", murmelt Karl und setzt sich an den kleinen Küchentisch, der gerade Platz für eine Person bietet. Einsam und in trübe Gedanken versunken beginnt Karl zu essen, aber schon bald schiebt er seinen Teller unwirsch beiseite. Kippe und Köpi ersetzen gesundes Essen. Rauchkringel steigen einsam gegen die Küchendecke und "Eisenkopf" trinkt sein Bier.
Übermorgen beginnt sein Dienst wieder und der Hamster sitzt wieder im Laufrad. Karl Leitner wird wieder der knallharte und erfolgreiche Ermittler sein, schwierige Fälle lösen und sich in Gefahr begeben. Ein neues Meer von Überstunden wird sich aufbauen und Zeit für Privates auf der Strecke bleiben. Niemand wird ihm seine privaten Sorgen anmerken, darin ist Karl sehr geübt. Aber ist es das, was er wirklich will?
Spät in der Nacht löscht er das Licht und fällt in einen unruhigen Schlaf.

Kamasutra 06.08.2018
***ir Mann
6 Beiträge
Rituale
Heute war ich an der Reihe. Dieser Gedanke zog sich wie ein roter Faden durch meinen Tag und ließ all die anderen Probleme des Alltags sekundär erscheinen. Auch als ich im Wartebereich platz genommen hatte, konnte ich kaum einen anderen klaren Gedanken fassen. Sehnsüchtig ließ ich meinen Blick aus dem Fenster schweifen. Wenn ich doch nur einfach verschwinden könnte, unverrichteter Dinge nach Hause gehen und diese ganze Sache vergessen könnte. Doch so einfach war es leider nicht. Würde ich mich aus dem Staub machen, drohten mir soziale Ausgrenzung und die Missgunst meiner Mitmenschen.
Eine junge Dame bot mir lächelnd etwas zu trinken an. Mit zittriger Stimme nahm ich das Angebot an. Ein Schluck Wasser würde vielleicht gegen meine Nervosität helfen. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, aber innerlich wollte ich mich am liebsten unter einem Stein verkriechen. Am besten hielt ich ab jetzt den Mund, sonst würden die Leute um mich herum noch mitbekommen was in mir vorging.
Das Leben besteht aus Erwartungen. Ständig erwartet irgendjemand was von dir, eine Einordnung in die soziale Struktur, die Einhaltung gesellschaftlicher Gepflogenheiten, höfliche Umgangsformen, Mitgefühl für die Probleme anderer und tausend weitere Dinge. Außerdem erwartet man von dir, all diese Dinge ebenfalls von anderen zu erwarten. Was wäre ich auch für ein Mensch, wenn ich keine Erwartungen an Andere stellen würde?
Manchmal stelle ich mir vor, wie Außenstehende auf die gesellschaftliche Konvention, der ich mich gleich unterwerfen würde, reagieren würden. Sicherlich wäre dieses Ritual für jemanden, der nicht mit dem Wissen darum aufgewachsen war, völlig Absurd oder vielleicht sogar Barbarisch. Immerhin verletzte man willentlich die körperliche Unversehrtheit.
Eine Stimme riss mich unsanft aus meinen Gedanken. Mein Name wurde aufgerufen. Ich war an der Reihe. Mit weichen Knien verließ ich den Wartebereich und nahm meinen Platz ein. Um mich herum waren verschiedenste Messer und Schneidwerkzeuge angeordnet. Es würden zwar längst nicht alle zum Einsatz kommen, beunruhigend fand ich sie trotzdem.
Dieses Ritual war schon eine seltsame Angelegenheit. Wenn man sich ihm nicht zu gegebener Zeit unterzog, erntete man früher oder später regelrechte Mißachtung von seinen Mitmenschen. Für Außenstehende mag es vielleicht grausam klingen, aber so liefen die Dinge bei uns eben. Wenn ich die Sache nicht hinter mich brachte, würde ich in der sozialen Rangordnung zwangsläufig rapide absteigen.
Mir wurde eine Kittelschürze umgebunden. Meine Nervosität stieg im Angesicht des Mannes, der diese Sache durchziehen würde weiter an. Ich fühlte mich, als würde ich gleich in Ohnmacht fallen.
Wortlos begann er seine Arbeit. Es war ohnehin schon alles gesagt worden. Ich habe irgendwann mal gehört, dass manche Menschen sich während der Prozedur mit Small-Talk ablenken. Für mich selbst ist das jedoch keine Option, außerdem möchte ich auf keinen Fall stören. Wenn ich das hier schon tun muss, dann sollte auch lieber alles glatt gehen.
Nach den ersten einfachen Handgriffen nahm der Mann ein spezielles Messer mit austauschbarer Klinge hervor. Er entfernte die alte Klinge und sprühte ein Desinfektionsmittel auf die jetzt leere Halterung. Anschließend drehte er sich von mir weg und fragte nach einem Feuerzeug, um das gerade aufgesprühte Desinfektionsmittel zu verbrennen. Einen Moment später stieg mir der Geruch von versengtem Stahl in die Nase.
Nachdem er eine neue Klinge eingespannt hatte, begann er damit, die zuvor nur grob bearbeiteten Stellen minutiös nachzuarbeiten. Während er sich auf seine Arbeit konzentrierte, versuchte ich mich in meine Gedanken zu flüchten. Ich wollte wirklich nicht hier sein.
Erstaunlicherweise gelang es mir, ein paar Sekunden, oder vielleicht sogar Minuten, die Augen zu schließen und mich zu entspannen. Erst ein kurzer Lichtblitz, wie bei einem Wetterleuchten, ganz ohne anschließendes grollen, riss mich zurück in die erdrückende Wirklichkeit. Direkt neben mir war ein anderes armes Schwein an der Reihe. Der Lichtblitz kam von der kurzen Stichflamme beim desinfizieren des Messers.
Scheinbar war ich fast fertig. Der Mann war einen Moment verschwunden. Ich nutzte die Gelegenheit und ließ meinen Blick schweifen. Unter mir hatte sich einiges an Biomasse gesammelt. Abgeschnitten als Opfer für Sitte und Gesellschaft. Man würde sie wohl später beseitigen.
Der Mann kehrte zurück und hielt mir einen Spiegel hin um mir sein Werk zu präsentieren und mir meine Verstümmelung zu offenbaren. Zwar hing vor mir ebenfalls ein Spiegel, doch konnte ich die Stellen meines Körpers, die er am längsten bearbeitet hatte nur mit zwei Spiegeln sehen.
Ich fühlte mich, als hätte man mir etwas weggenommen. Ein Blick in die Spiegel verstärkte dieses Gefühl noch. Ich befolgte den Ratschlag eines Freundes und versuchte positiv zu denken. Immerhin hatte ich jetzt sechs Wochen ruhe bis zu meinem nächsten Friseurtermin.
*****div Frau
7.968 Beiträge
@Kamasutra2016
*********2016:
Niemand wird ihm seine privaten Sorgen anmerken, darin ist Karl sehr geübt. Aber ist es das, was er wirklich will?

Vermutlich will er das nicht, aber ich würde gerne weiter hören, wie es in Leitner aussieht. *zwinker*

@
vanir
*lach* Blödes Ritual und dann kostet es manchmal auch noch Unsummen. Du hast uns ja ganz schön aufs Glatteis geführt.
Me 2
*********ld63 Frau
8.573 Beiträge
Ja, Kamasutra2016, der hat was, der Leitner... dann sind wir mal gespannt auf weitere Fälle des "knallharten Eisenkopfs"! *top*

Und vanir: Während des Lesens deiner Geschichte ahnte ich fast schon, was der Ort des gefährlich wirkenden Rituals sein könnte... lag dann aber falsch: es war nicht das Tattoo-Studio, sondern der Barbier! *lol* *bravo*
**st
Der neuen Sommerwoche heißest Wörter
filigran
Anker
Schuhcreme
Pfeil
Sehnen
Feige
Tüll
Tarantel

So gerönne statt Hitzegestöhne mit Wönne das Schöne unter der Sönne, viel Händeklatschgetöne und Freudentöne ich euch gönne! Ölalaf
*****e_M Frau
8.548 Beiträge
HITZETRASH ZWO
Ankerzentren für Tülltaranteln!
Mit offenem Mund lauschen die Bajuwaren den neuesten Nachrichten.
Erst die Krawattenverbote, dann die Betenden Hände von Dürer in jedem Klassenzimmer und nun das.
Was kommt danach? Werden alle Wodkafeige-Trinker mit Schuhcreme angemalt und intravenös mit Bier versorgt? Oder wird es Pflicht Pfeil und Bogen ständig dabei zu haben um dann die Brotzeit in der Luft zu erlegen.
Ein Blick auf meine filgranen Sehnen am Unterarm sagt mir, dass ich nichts zu fürchten habe. Ich bin den Anforderungen gewachsen. Und wenn doch mal was schief geht, ruf ich den Marcus an. Der fränkische Recke schuldet mir noch was. Schliesslich hofft er auf tausende von Stimmen im Herbst, die ich ihm aus den Pflegeheimen versprochen haben. Tja, so waschen sich die gegenseitigen Hände wie von selbst.
Aber jetzt ist Schluss hier! Jetzt beginnt das Pokalfinale und mia san mia. Der Nico wirds schon reissen.

Habe die Ehre!
**st
Otti
hätt ich gern als Fußball-Kommentatorin! Das bisschen Kommenta kriegste doch hin? *bravo*
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