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Geschichtenspiel Teil 45

Me 2
*********ld63 Frau
8.568 Beiträge
Ah, was für eine Flut an schönen und spannenden Geschichten! *wow*

Der Beginn einer romantisch zarten Jugendliebe von @*********ynter - wunderschön! *wolke7* *top*

Ein Lausbubenstreich, der einen unerwartet tollen Ausgang findet, @*******t_by - lebhaft geschrieben und sehr nostalgisch! *bravo*

@**********silon, ich musste so schmunzeln über Fr. Wüstenei und Herr von Brausewitz! *lol* Sehr schön! *spitze*

Und dann noch @*******tee´s spannende Geschichte von Celia, die es endlich wagt, für sich selbst einzustehen. Das hat mir sehr gefallen! *bravo*
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Ihr habt aber ordentlich aufgetischt. So viele leckere Hauptgerichte wie von @*********ynter und @*******t_by ,die uns in die Jugend zurück katapultieren. Ein extra *top* an Bertl für den Leo in der Geschichte. Aber auch @*******tee hat uns ein leckeres Hauptgericht hingezaubert.

Mit euch kann ich mich diese Woche nicht messen. Ich habe nur eine kleine Nachspeise. Eine süße und sündhafte.
*******blau Mann
3.625 Beiträge
.

Die große Religion eines kleinen Laubfroschs


.
Mausknietief, subkutan, nadelig
Du führst Stiche aus und mich ein in dieses Spiel
Zerlassene Butter bin ich und Du bist adelig
Gelassen hast Du mich zu meiner Gier Ziel



Ich bagger nicht. Ich käme nicht auf die Idee. Ich gehorche mit den Ohren und mit dem ganzen Rest.
Du befielst meine Instinkte und befiehlst ihnen jetzt. Nun bin ich allein dein und bereit zu betteln und zu bitten. Gebückt, gebeugt oder bespuckt auf dem Boden. Ich bin wertlos, du bist wertvoll. Ich bin gering und du bist golden und mir erhaben. So weit erhaben wie es die Himmel gegenüber der Erde sind. Ich genieße diesen Kontrast und deinen ambrosischen Körper.

Meine Augen kleben an dir, als ob sie zappelnde Insekten auf Spinnennetzen wären. Ich vergöttere deine Füße. Ich liege unter dir, auf dem Rücken wie ein Tier, und deine Füße schweben über mir, als ob sie levitieren. Der Boden ist kalt und hart, aber das stört mich nicht. Die Welt ist alles, was ich von hier unten sehen kann. Meine Zunge streckt sich gierig gen Himmel und will ihn berühren. Sie schmiegt sich an jede kleine Kuhle oder Wölbung deiner Sohlen. Sie schmirgelt, mal sanft, mal tosend, deine alabasternen Kleinode liebkosender Religionen.

In einer freudigen Hast dreh ich mich um, flach auf den Bauch, als ob ich dein Teppich wäre, der betet von dir betreten zu werden. Ich bedecke deine Füße mit Küssen, als ob ich eine frisierte Nähmaschine von Singer wäre. Ich besinge die fein ziselierten Zehen und die zarte Haut, wo die Zehen wie Blüten sprießen. Jedes μ² deiner Haut erscheint mir göttlich, aber diese Stelle ist ein Heiligtum. Zu heilig, als dass ich es unverehrt ließe. Und ich? Zu infernal, als dass ich unversehrt bliebe. Das ist mein neuer Glaube und Du bist meine Heilige. Meine einzige.

Ich bin ein religiöser Eiferer. Ich befind mich im raschen Rausch und gebe mich auf oder hin. Oder beides. Es spielt keine Rolle. Nichts spielt mehr eine Rolle. Es gibt keine Wegmarken, keine Grenzen, keine Himmelsrichtungen. Es gibt nur oben und unten. Dich und mich. Du bist die eine Frau, die Eine und Ewige, und ich das andere Prinzip.

Und dies also ist unser ewiges Spiel.

Wie ein argloser Laubfrosch, der im Begriff ist, jeden Moment von einer Schlange geschnappt und verschlungen zu werden, saß ich in deinem Boudoir, kurz nach meiner Ankunft, als ob ich ein fünfzehnjähriger Internatsschüler wäre, der im Vorraum der strengen Rektorin sitzt, weil sie ihn so herrlich herrisch herzitiert hat. Ihn zu maßregeln nach allen Regeln ihrer Kunst.

Wie ein Laubfrosch, der dieses Schicksal nicht akzeptiert hat, sondern herbeisehnt, und nicht im Traum dran denkt, weite Sprünge zu machen. Wie wenn genau das immanenter Bestandteil seiner DNA wäre und seine DNA den Namen der Schlange sich auf den linken Strang hat tätowieren lassen. So einer Art Laubfrosch.

Ich war nervös, als du reinkamst und mein gesamter Planet gezittert hat unter deinen Absätzen. Nervös, religiös und über beide Ohren erregt. Dies also ist unser ewiges Spiel.


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**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Eine so schöne Huldigung der Geliebten kann nicht unverehrt bleiben, lieber @*******blau! *blumenschenk*
*********ynter Frau
9.823 Beiträge
Hingabe oder schon Obsession?
Ein sehr intensiver Text @*******blau , der tief unter die Haut geht.
Definitiv mehr als eine leichte Süßspeise.
*spitze*
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Rauschhafte Hingabe. Ein süßes Dessert mit Schuss.
red
*******tee Frau
7.204 Beiträge
Kurz vor Acht präsentiere ich heute mal die 8 Wörter *g*

faszinieren,
Paradoxon,
zerrissen,
Körperhaltung,
Hure,
murmeln (flüstern)
enthüllen,
Respekt

Möge euch die Muse küssen *knutsch*
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Marmor
Die faszinierende Körperhaltung fand meinen grossen Respekt als ich beim Enthüllen das Paradoxon erkannte. Sie war eine Heilige und sie war eine Hure. Ihr aufreizendes Gesicht hatte etwas Zerrissenes. Ich streckte eine Hand aus und fühlte den kühlen Marmor. Doch mit der Alarmsicherung hatte ich nicht gerechnet. Die Türen schlossen sich automatisch und das Licht ging aus. Als ich gerade schöne Sch… murmeln wollte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
Dann riss mein Film und ich erwachte später in einem völlig weissen Raum.
**********silon
6.686 Beiträge
Was man sich verdienen muss
„Wer ist Raul?“, fragte Paula den größten Hurensohn in ihrer Nachbarschaft. Dabei drehte sie sich wie ein Kreisel um die eigene Achse, bis ihr schwindelig wurde und sie - wie die Hure des Hurensohnes neulich – umkippte, der Länge nach in die Gosse fiel und sich dabei am Abwasser verschluckte.
Der Hurensohn murmelte unverständlich und richtete sich zur vollen Größe auf. Er reichte Paula, als sie im Dreck lag, gerade mal bis zur Spitze ihres linken Ohres. Und das stand nach ihrem Sturz wie das geknickte Segel ihres ausrangierten Dreimasters von ihrem Kopf ab und glühte in der Mittagssonne. Der Hurensohn wies mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf sie und ließ nebelige Zahlenkolonnen aus seinen Fingerspitzen wabern. Sie, die Spitzen, sahen allesamt aus wie die geschärften Kiele gezückter Schreibfedern, die darauf warteten, rote Zahlen zu notieren.

Paula atmete tief ein und aus und wiederum ein und wieder aus, bevor sie die Augenlider schloss und tief in ihren Hosentaschen nach dem Wanderstein suchte, den sie neulich zufällig in der Nähe ihres Lieblingsrastplatzes gefunden hatte. Dort, wo sie sich im Sommer immer ein Pistazieneis gönnte, wenn sie auf Tour war und alles und jeden um gelebte Liebe anpumpte.
Als sie schließlich den Wanderstein in den unergründlichen Tiefen ihrer Taschen gefunden hatte, umschloss sie diesen mit ihrer Hand, die stets und ständig von Herzen kam, wenn sie damit ihren Gläubigern einen grünen Haken an die Backe klebte. Paula spürte ein Brizzeln in ihrer Nackengegend. Die Haare standen ihr zu Berge, als sie bemerkte, was dieser Stein mit ihr vorhatte.

Der Hurensohn runzelte die Stirn und rollte seine Knopfaugen hin und her. Einerseits war er fasziniert von dem, was um Paula zu geschehen begann. Andererseits schreckte es ihn ab. Ihm schien es so, als würde in Paula ein schwarzes Loch erscheinen oder vielmehr als würde sie selbst zu diesem Loch werden, dass sich im Zentrum wie ein Strudel zu drehen begann und seine Zahlenkolonnen wie rote Tinte, die keine Kontur gewinnen konnte, in sich hineinsog und in der Schwärze des Zentrums auslosch.
Der Hurensohn begann ob dieses Paradoxon zu schwitzen. Er verknotete sich die Fingerspitzen, seiner Schreibhand, während die andere Paulas Schuldscheine zerriss und die Schnipsel auf den Gehweg klebte, um so seinem Vornamen die Buchstaben zu geben.

Als Paula mitbekam, was er da tat, rappelte sie sich auf und gewann wieder an Körperhaltung. Sie glaubte, das gute Herz im Hurensohn zu enthüllen und appellierte an seinen Respekt vor ihr. Er jedoch schwoll daraufhin an und schaute ihr in die Augen. Dann bemerkte er murmelnd: „Respekt ist etwas, was man sich verdienen muss“ und stapfte am Ende auf und davon.

© CRSK, Le, 02/2023



Reizende 8 Worte:


  • faszinieren,
  • Paradoxon,
  • zerrissen,
  • Körperhaltung,
  • Hure,
  • murmeln (flüstern)
  • enthüllen,
  • Respekt


Die Vertonung auf Youtube:


*******blau Mann
3.625 Beiträge
*bravo* @**********silon
(ich kann nicht mehr liken)
**********silon
6.686 Beiträge
@*******blau *knutsch* alles gut.
red
*******tee Frau
7.204 Beiträge
@**********silon ich bin immer wieder erstaunt was du immer für chaotisch kreative Geschichten schreibst *wow*
*danke*
**********silon
6.686 Beiträge
*grins* Chaotisch? Für mich nicht ... Aber ich stecke ja auch meist mittendrin.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
8-Wörter-Spiel
faszinieren
Paradoxon
zerrissen
Körperhaltung
Hure
murmeln
enthüllen
Respekt

Siface

Habeck
Ein tolles Konzert! Danke, dass du an mich gedacht hast!

Van Staben
Keine Ursache. Deine Körperhaltung, wie ich sie in den Nachrichten wahrnehme, sagt mir, wann es wieder mal Zeit für einen gemeinsamen Musikabend ist. Und die Musik des Barock ist auf faszinierende Weise sowohl Ausdruck ihrer Zeit als auch zeitlos. (lächelnd) Das Geheimnis dieses Paradoxons hat sich mir bislang noch nicht enthüllt.

Habeck (schaut auf den Flyer in seiner Hand)
Aber wieso heißt das Konzert „Siface“? Was hat das mit dem Sänger Filippo Minecca zu tun, den wir gehört haben?

Van Staben
Hast du das Programmheft nicht gelesen?

Habeck (liest laut)
Siface, mit bürgerlichem Namen Giovanni Francesco Grossi, Alt-Kastrat, war einer der berühmtesten Sänger in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. (murmelt mit gekrauster Stirn) Was ist denn ein Alt-Kastrat?

Van Staben
Na, genau das, was das Wort impliziert: ein kastrierter Sänger in der Stimmlage Alt.

Habeck
Oh.

Van Staben
Du brauchst dich jetzt nicht zerrissen fühlen zwischen angeborener Neugier und anerzogenem Taktgefühl. Du weißt doch bestimmt, dass in Italien früher viele kleine Chorknaben kastriert wurden, um den Stimmbruch zu verhindern.

Habeck
Ja.

Und all diese Jungs wurden groß, und manche berühmt.

Habeck
Wie Siface?

Van Staben
Genau. Giovanni Francesco Grossi, genannt Siface, hat eine beispiellose Karriere hingelegt. Er was ein Schützling des Herzogs von Modena und ein Liebling der Königin Christine von Schweden, die damals in Rom lebte. „Il musico della regina“ ist er genannt worden. In die Geschichte eingegangen ist er aber durch sein tragisches Ende.

Habeck
Ja?

Van Staben
Seine Liebesbeziehung mit der verwitweten Gräfin Elena Marsili. Ihre Familie war gegen diese Beziehung und sperrte Elena in ein Kloster.

Habeck
Aber … wie konnten sie denn …

Van Staben
Mach mich jetzt nicht ärgerlich! Muss ich ausgerechnet einem Frauenversteher erklären, dass es in einer Beziehung um mehr geht als um Penetration?!

Habeck (beschämt)
Tut mir leid.

Van Staben
Hoffentlich! Du würdest doch, um ein Beispiel zu geben, in Bezug auf eine Frau nie das Wort Hure verwenden, oder Nutte, oder Schlampe?

Habeck
Natürlich nicht.

Van Staben
Natürlich nicht. Es ist eine Frage des Respekts. - Aber um auf unseren Sänger von heute Abend zurückzukommen: Filippo Minecca hat die gleiche Stimmlage wie Siface, man nennt es natürlich nicht mehr Alt-Kastrat, sondern Countertenor, eigentlich müsste man Counteralt sagen. Und er hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem künstlerischen Werk Sifaces nachzuspüren.

Habeck
Ah, jetzt sehe ich den Zusammenhang.

Van Staben
Minecca ist nicht kastriert, Siface war es sehr wohl. Aber beide suchen in ihrem Gesang nach einer Ausdrucksform für sich selbst. Das dürfte einsichtig und nachvollziehbar sein für alle, die sich zwischen dem Männlichkeitswahn und dem Weiblichkeitskonstrukt ihren Platz in der Welt suchen.
Cover des Albums „Siface - L‘amor castrato“ (Quelle: YouTube)
**********silon
6.686 Beiträge
Danke @**********gosto Ich habe auch mal einen Countertenor mir angehört. Wundervoll ... Wie ein Engel hat der da mitten im Winter aufm Weihnachtsmarkt gesungen.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Ich hab ganz vergessen zu schreiben, dass die Familie seiner Geliebten Siface eine Mörderbande auf den Hals gehetzt hat. So ist er überfallen und umgebracht worden, als er mit seiner Kutsche unterwegs war.
Me 2
*********ld63 Frau
8.568 Beiträge
Wow, mal wieder was gelernt über Stimmen und Musik, @**********gosto! *bravo*

Und Habeck, der Frauenversteher! *lol* Echt süß! *love3*
******eld Mann
2.191 Beiträge
Der Pirat - Schneewittchens Dilemma
26

faszinieren
Paradoxon
zerrissen
Körperhaltung
Hure
murmeln
enthüllen
Respekt

Schneewittchens Dilemma

Francesca saß am offenen Fenster ihres Zimmers und blickte hinaus auf die dunkle See, auf deren Oberfläche sich das Licht eines vollen und strahlend hellen Mondes spiegelte.

Nach dem Ihr Gastgeber ihnen seine Pläne eröffnet hatte, waren der Schiffsarzt und seine Hure in das ihnen zugewiesene Gemach entschwunden.
Als sie sich ebenfalls zurückziehen wollte, bat Georg sie noch auf ein Glas Wein bei ihm zu bleiben.
Mit steifer Körperhaltung hatte er begonnen, ihr seine Gefühle für sie zu enthüllen.
Sie musste sich bemühen, seinen gemurmelten Worten zu folgen. Worte, die sie über alle Maßen erstaunten. Er sprach von Liebe, Heirat, der Möglichkeit woanders ein neues Leben zu beginnen. Wo auch immer sie wollte.
Doch trotz seiner offensichtlichen Zuneigung, würde er sie lieber ziehen lassen, als sie weiterhin traurig zu sehen. Gleichsam eines Singvogels in einem goldenen Käfig.
Der Mann war ein Paradoxon. Und sie zollte ihm dafür großen Respekt.

So schaute sie weiter auf das unergründliche Meer, über das sie schon bald segeln würde, um ihre Familie wiederzusehen.
Natürlich würden ihre Eltern sich über ihre unverhoffte Heimkehr freuen. Ebenso ihre Schwester. Doch ihr Vater würde nicht lange zögern und sie erneut mit einem ihr unbekannten Mann vermählen. Und wenn sich ihr Schicksal bereits herumgesprochen hätte, würde die Auswahl sicherlich nicht besonders vorteilhaft ausfallen.

Francesca fühlte sich innerlich zerrissen.
Auch wenn sie keine wirkliche Zuneigung für den deutschen Kaufmann empfand, war er doch keine so schlechte Wahl. Sie würde zur wohlhabendsten Frau der Insel werden und er würde ihr jeden erdenklichen Wunsch erfüllen. Und Liebe war ohnehin nur etwas für die niederen Stände.
Sie könnten zusammen nach Hispaniola ziehen oder in eine der neuen Provinzen auf dem amerikanischen Kontinent. Sein Geld und seine vielen Kontakte würden sie schnell zu angesehenen Mitgliedern der gerade entstehenden Oberschicht machen.
Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr begann sie der Gedanke zu faszinieren.
Ihre Gedanken überschlugen sich.


.
@Getty Images
*********ynter Frau
9.823 Beiträge
Fastnacktball
faszinieren
Paradoxon
zerrissen
Körperhaltung
Hure
murmeln
enthüllen
Respekt


Ganz schön aufgeregt war sie an diesem Abend. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit war sie allein ausgegangen und dann auch noch gleich auf einen frivolen Ball. Im Grunde hätte sie sich ihre Kostümierung sparen und direkt als Streichholz gehen können, denn was sie alles seit ihrem Eintreffen hier zu sehen bekam, verschlug ihr direkt den Atem. Vielleicht war das Ganze doch eher eine blöde Idee gewesen, ihr kamen Zweifel. Am besten würde sie sich schnell aus dem Staub machen bevor ihr hier noch etwas geschah. Sie hatte keine Ahnung, warum sie ausgerechnet in diesem Moment in Richtung Eingang schaute. Vielleicht hatte ihr eine gütige Norne einen kleinen Tritt gegeben? Wer wusste schon, wie das Schicksal so tickte.

Anscheinend war er gerade erst hereingekommen, denn sein Blick schweifte über die Menge der Tanzenden, schwenkte einmal kurz über die vollbesetzten Barhocker und wieder zurück auf die Tanzfläche. Es schien als suchte er nach jemanden.
Sie stand im Schatten einer Säule und war von seinem Anblick völlig fasziniert. Seine selbstbewusste, Respekt einflößende Körperhaltung sprach Bände über ihn, zusammen mit einer natürlich dominanten Ausstrahlung ergab das eine unwiderstehliche Mischung, die die Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Fliegen brachte. Unfähig sich von seinem Anblick zu lösen und mit leicht zitternden Knien verfolgte sie, wie er sich mühelos einen Durchgang in Richtung Tanzfläche bahnte. Der Club war brechend voll und bewundernde Blicke wurden ihm besonders von den Damen zuteil.

Die Anwesenden waren mehr oder minder kostümiert, zeigten getreu dem Motto des Abends Haut und die meisten trugen wie er und sie schwarze Augenmasken. Die Atmosphäre war frivol und ausgelassen aufgeladen. So manche bewegten sich hier so als wäre fast nackt in der Öffentlichkeit und gelebte Lust in allen möglichen Formen am Rande des Dancefloors etwas vollkommen Normales.
Sie fühlte sich nicht unwohl, jedoch verunsichert und vermutlich war die Wahl ihres Kostüms sicherlich dem Motto angemessen, für ihre Person aber des frivolen etwas zu viel. Die Demaskierung später am Abend würde sicher spannend werden. Laut geredet wurde nicht, eher murmelten die Gäste mit verstellten Stimmen, wenn sie denn sprachen. Keiner der Maskierten wollte sich vorab durch seine Stimme vor den anderen enttarnen.

Er fiel zweifelsohne auf, einige der anwesenden Damen bekamen direkt Schnappatmung als er „wie ein Lump am Stecken“ zu tanzen begann. Seine Bewegungen harmonierten perfekt zum Rhythmus der Klänge. Offensichtlich hatte er großen Spaß und genoss die schmachtenden Blicke. Ein Zauberer, nicht nur von seiner Verkleidung her, der die „Puppen“ tanzen ließ – so wie es ihm gefiel. Seine Magie entfaltete sich und er fand sich plötzlich umringt von mehreren freizügig gekleideten Damen, die sich ihm mehr oder weniger offen „für mehr“ in den Separees des Clubs anboten.

Es zerriss sie fast, dieses schamlose Werben mitanzusehen. Sie fragte sich, was ihn eigentlich davon abhielt, seinen Zauberstab auszupacken und sie alle der Reihe nach zu vernaschen? Und warum in aller Welt versteckte sie sich hier im Schatten der Säule? Warum trat sie nicht einfach hinaus ins Licht der Scheinwerfer und zeigte ihnen allen, was in ihr steckte? Sie grübelte abgelenkt vor sich hin und ärgerte sich über ihre verdammte Schüchternheit.

Plötzlich – sie wusste gar nicht wie ihr geschah – packte eine Hand die ihre und zog sie in die Mitte der Tanzfläche. Fast wäre sie dabei über ihre Füße gestolpert. Ein starker Arm fing sie auf und ein seltsam vertrauter Duft nach Ingwer und Erde umfing sie. Sie sah den Mann an und ihr Herz stockte einen Moment – es war der Zauberer, der vor ihr stand. Seine Lippen bewegten sich, doch verstand sie nicht, was er sagte. Die Musik war hier noch lauter als im Rest des Clubs. Mit einer galanten Geste forderte er sie zum Tanz auf. Verwirrt und sehr erfreut nickte sie, doch plötzlich war es still und die Lichter verloschen bis auf eines direkt über ihnen. Die wehmütig klagenden Laute eines Bandoneons erfüllten den Raum, ein Tango Argentino.

Ihr blieb die Luft weg, mit welcher Sicherheit er sie über das Parkett und in die Figuren führte. Es schien als hätten sie nie etwas anderes getan als sich so perfekt in vertikalem Sex miteinander zu wiegen. Mittlerweile hatte sich die Tanzfläche geleert, nur wenige Paare schwebten in Amague und Ochos über sie. Die Vertrautheit, die sie in seinen Armen spürte, wunderte sie. Ihn scheinbar nicht, was sie noch mehr verwirrte. Eine alte Erinnerung aus den Tiefen ihres Gedächtnisses drängte an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Bevor sie wusste, was geschah, standen sie in leidenschaftlicher Umarmung mitten unter dem Spot und küssten sich. Die Menge der Zuschauenden applaudierte. Der DJ legte nun härteres auf.

Sie folgte dem Zauberer, noch versunken, an die Türe zu den Separees. Sie lief nicht, sie schwebte, und wollte etwas sagen. Er lächelte sie an und verschloss ihre Lippen mit seinem Finger. Seine Hände strichen über ihr Haar und sie schmiegte sich eng an ihn. Es war nun Zeit zu enthüllen, was beide schon längst fühlten.
Langsam nahmen beide ihre Augenmasken ab. Sie hatte es geahnt und nun auch, warum er – wie geschehen – so auf sie wirkte. Paul stand vor. Ihre Jugendliebe aus dem Ferienkamp, in dem sie beide als Betreuer einen verzauberten Sommer lang, gearbeitet und sich geliebt hatten. So lange war das schon her und doch fühlte es sich an als hätten sie sich erst gestern unter Tränen verabschiedet.

„Wie…?“ Sie kam nicht weiter, die Intensität seiner Umarmung fegte die Tatsache, dass sie halb nackt, nur mit einer Korsage, Strapsen und einem hüftlangen Rotkäppchen-Umhang vor ihm stand, einfach hinweg.

„Möchtest du?“ Fragte er mit einem Zwinkern, so wie früher, und er wusste, dass sie wusste, dass es eine rhetorische Frage war.

Natürlich wollte sie, sie würde heute Nacht das Paradoxon lustvoll ad absurdum führen, und beweisen, dass es möglich war, sowohl eine Heilige als auch eine Hure gleichzeitig zu sein.
*******t_by Mann
75.469 Beiträge
Van Staben im Schneewittchendilemma auf dem Fastnacktball...
Herrlich *bravo*
Kompliment an die drei Autoren @**********gosto , @******eld und @*********ynter
Me 2
*********ld63 Frau
8.568 Beiträge
Oh, wow, was für eine Maskerade, @*********ynter - und erst die Enthüllung! *hypno* Schön getanzt, ähm, gedichtet! *bravo*

Schneewittchendilemma - eine herrliche Wortschöpfung, @*******t_by! *lol*

Passt perfekt auf den neuen Piratenstreich von @******eld! Spannend, wie sich frau ungeliebte Bewerber schön fantasieren kann! *zwinker* *spitze*
*****ree Frau
22.078 Beiträge
3x *bravo*
3 wunderbare Geschichten, jede auf ihre ganz eigene Art. *top* *hutab*
*******t_by Mann
75.469 Beiträge
Ein Maskenball alleine ist spannend und das Motto "fastnackt" lässt viel Raum für Phantasie.
Liebe @*********ynter, von leichter Erotik über diese unsicheren Gefühle und Zweifel bis hin zu Romantik, du hast alles vortrefflich eingefangen. *top2*
*******blau Mann
3.625 Beiträge
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Ozzy und der Fasnetsamschdig


Ozzy ist wieder da. Es ist Fasnet und Ozzy, der lupenreine Tiefenperverse aus der Vonoviasiedlung, der Junge mit dem leckenden Moraltank und den kranken Vorlieben, der Kanacke in der Lederjacke, er ist es wieder einmal. Ozzy war schon an Hemdglunker, dem Schmotzgen Dunnsdchdig, im Städtle gewesen und hat dort die Menschheit beschämt, wovon noch zu berichten sein wird. Das hielt ihn aber nicht davon ab, auch am Fasnetsamschdig ins Städtle zu gehen. Und ihr wisst alle warum.

Ich enthülle euch jetzt kein Geheimnis, war er dort wohl vorhatte. Ihr kennt den Windhund. Ihr wisst genau, was er suchte. Es ist pink und zart und duftet. Heilige haben es, Huren haben und Deine Mutter auch. Isso.

Vieles an Frauen ist paradoxal, fand Ozzy. Gerade dieser letzte Aspekt, das sogenannte „Pinke Paradoxon“, also dass seine Schwester Gülbahar und seine Mutter auch Frauen sind, genau wie die, denen er hinterherjagt und mit denen er all die schweinischen Sachen macht, machte ihn kirre.
Titten nährten ihn einst und waren das Zentrum des Universums. Letzteres sind sie zwar immer noch, aber anders. Er liebt sie alle, gleich welcher Größe und Farbe, doch mittlerweile ist aus dem kleinen Welpen von damals, dieser raubeinige, räudige Kötter entwachsen, der genau in diesem weichen, runden Kissen seinen Knochen verbuddeln mag. Dieses Dilemma zwingt ihm Respekt auf, wo Ozzy ihn nicht für nötig hält, denn dieser Art von Respekt zerquetscht ihm die Eier. Das „Pinke Paradoxon“ fasziniert ihn, aber nicht dieses positive „fasziniert“, was Du in der Kunstgalerie hast. Das abstoßende „fasziniert“, das du beim Verkehrsunfall hast, an dem Du vorbeifährst. Das, dass sich in deinem Kopf fest- und hinsetzt und nicht weggeht. Es klebt in deinem Gehirn fest und du brauchst jede Menge vierzigprozentige Lösungsmittel, um es, zumindest vorübergehend, zu entfernen.

Ozzy hatte, aus psychotherapeutischen Erwägungen, ein paar nette Jägermeister angeheuert und in seinen Magen geschickt, mal nach dem Rechten zu schauen. Und gerade im Moment wo Ozzy im Tacheles einlief und sich die Kostümierungen der Frauen ansah, die wirkten wie die zerrissenen Reste echter Kostüme, löste dieser Anblick das Paradoxon aus dem Gehirn und spülte es in den Magen, wo es den Jägermeistern, die es sich dort gemütlich gemacht hatten, NARRI zurief und ein fröhliches NARRO zurückbekam.
Auch das Respektdilemma verabschiedete sich zur Tür hinaus angesichts der offenbaren Tatsache, dass Karnevalskostüme für Frauen genau so billig wie die der Männer sind, nur in offenherzig und vielzuklein. Offensichtlich denkt die Karnevalskostümindustrie auch in pink-paradoxalen Dimensionen, nur dass sie das Paraodoxon so auflösen will, dass die Frauen wenigstens alle wie Huren aussehen sollen. Vielleicht -wer weiß? - hilft das ja…

Diesen Gedankengang der Karnevalskostümindustrie empfand Ozzy als beruhigend und so legte er sich eine Körperhaltung zu wie Don Johnson in Miami Vice, nur weniger cool, als er sich an den Tresen stellte und eine kleine, runde Indianerin in viel zu kurzem Rock und mit offenem Balkon sich vor ihm stellte und „Na, du?“ fragte.
Wuff!

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**********silon
6.686 Beiträge
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