Blubbern, Kunstleder, Umdrehung, Rock, verschmiert, Brille, frivol, Acht
Take Good Care Of My Baby
Es war ein wunderschöner sonniger Tag.
Mit einem leisen Rattern fuhr das Garagentor hoch, nachdem ich den Sender gedrückt hatte. Die Sonne strömte herein und ein Traum von Chrom und Rot blitzte auf und blendete mich. Ich öffnete das weiße Verdeck, das hinter dem Sitz versenkt wurde und kontrollierte noch einmal den Ölstand und das Kühlwasser, was bei meinem Baby immer ein Muss war
Heute wollte ich mich mit meinem neuen Schwarm auf eine kleine Spritztour begeben und anschließend ein Treffen mit anderen Oldtimerfahrern besuchen, wo auch eine gute Rock `n` Roll- Band spielen sollte. Ich hatte Lust zu tanzen und zu swingen. Kennengelernt hatte ich sie, als sie meinen Oldtimer auf dem Parkplatz des Supermarktes bewunderte. Wie leicht man da doch ins Gespräch kam. Ich hatte sie gleich mal auf der Sitzbank aus Kunstleder probesitzen lassen. Die Verabredung mit Christine für den Samstag war dann ein Kinderspiel.
Schon stilecht gekleidet in Jeans, weißem Hemd und Lederjacke drehte ich den Zündschlüssel. Der V- Acht- Motor sprang mit einem lauten Röhren an und ging in ein sattes, dunkles Blubbern über, das ich so liebte.
Ich setzte meine coole Ray Ban Sonnenbrille, die lässig am Rückspiegel neben den beiden schwarzen Würfeln hing, auf die Nase und fuhr los.
Es war nicht weit zu Christine, aber die paar Kilometer genoss ich. In diesem Prachtstück hatte ich immer ein Grinsen im Gesicht, alle Sorgen verschwanden und eine gute Laune vermischt mit dieser gewissen Vorfreude stellte sich ein.
Christine wartete schon vor dem Haus. Erst war ich ein wenig enttäuscht, denn sie trug nicht dem Anlass entsprechend einen Petticoat mit Ballerinas. Trotzdem blieb mir fast die Luft weg. Ein kurzer roter Rock, annähernd in Wagenfarbe, mit passenden Heels und eine luftige weiße Bluse, die fast nichts verbarg. Ihre blonde Lockenmähne hatte sie zu einem kessen Pferdeschwanz zusammengebunden.
Wie es sich gehörte stieg ich aus, öffnete ihr die Beifahrertüre und sie stieg ein. Ich genoss diesen sexy Anblick, als sie Ihre langen Beine ins Auto schwang und der kurze Rock noch etwas höher rutschte. Ich wusste, dass es feucht werden würde, auf der durchgehenden Sitzbank aus Kunstleder und schmunzelte innerlich.
Die Tour ging über die Landstraße Richtung Maxlrain bei Bad Aibling. Mit gemütlichen 60 Meilen gondelten wir dahin und ließen uns den Fahrtwind um die Ohren wehen. Aus dem Radio schallte Bobby Vee und Christines Pferdeschwanz flatterte im Wind.
„Was ist denn das für eine seltene Schönheit?“ Wollte sie mit einem Lächeln wissen.
Das hatte ich ihr neulich auf dem Parkplatz schon erzählt, aber da hatte uns der kleine Flirt ein wenig abgelenkt.
„Das ist ein Ford Thunderbird, Baujahr 1955. Es ist die erste Baureihe und wird auch Earlybird genannt.“ entgegnete ich stolz, „Ich nenne sie Birdie.“
Waren das zu viele Informationen für Christine, fragte ich mich, doch sie schien sehr interessiert.
„Typisch Mann, dein Auto ist weiblich. Das ist aber hoffentlich nicht so ein Horrorauto, das im Film so heißt wie ich – Christine.“ Entgegnete sie schelmisch.
„Nein, mein Baby ist ganz sanft. Der Wagen in diesem Horrorfilm ist auch ein Ford, aber ein Fairlane.“ Lächelte ich.
Als hätte Birdie das gehört erschallte plötzlich ein lauter Knall - eine Fehlzündung!
Birdie verlor an Leistung und kam nicht mehr auf ihre Umdrehungen. Die alte Dame wurde immer langsamer und langsamer.
Ausgerechnet jetzt, fluchte ich bei mir und bog mit stotterndem Motor in einen schmalen Feldweg ein. Besorgt drehte ich erneut den Zündschlüssel, aber es wurde nicht besser. Birdie lief nur noch auf fünf Zylindern statt auf acht.
„Das müssen die Zündkerzen sein.“ Ärgerte ich mich.
Der Kofferraum war mit kleineren neuen Verschleißteilen ganz gut bestückt, so auch mit neuen Kerzen. Das richtige Werkzeug war natürlich auch dabei. Mit dieser alten Dame musste man immer mit solchen Pannen rechnen.
Ich nahm den Werkzeugkoffer, öffnete die Motorhaube und machte mich an die Arbeit, während Christine noch abwartend im Auto saß und ihre rot lackierten langen Fingernägel betrachtete. Hoffentlich würde sie sich nicht langweilen, befürchtete ich. Sicherlich hatte sie sich unser erstes Date ganz anders vorgestellt.
Birdie – musste das jetzt sein?
Die beiden vorderen Zündkerzen auf jeder Seite konnte ich bequem von oben austauschen. Sie waren rußig und ölig und meine Hände bald ebenso schmutzig. Die anderen vier Zündkerzen konnte ich nur unter dem Auto lösen.
Mit dem weißen Hemd war das unmöglich. Verlegen bat ich Christine es mir auszuziehen. Es war eine ausgesprochen reizvolle Situation.
Der Geruch von Öl vermischte sich mit dem Duft ihres Parfüms als Christine dicht vor mir stand und mir lasziv das Hemd aufknöpfte und mir dabei tief in die Augen blickte. Quälend langsam ließ sie dieses über meine Schultern und Arme gleiten. Jede ihrer mehr oder weniger zufälligen Berührungen war elektrisierend.
Auf der Fußmatte aus rotem Gummi liegend rutschte ich unter Birdie. Aus den Augenwinkeln sah ich nur noch Christines schön geformten Beine bis zu den Knien und bemerkte, dass sie ihre Heels ausgezogen hatte und barfuß neben Birdie stand. Dieser Anblick setzte mein Kopfkino in Gang und erregte mich sehr. Ob sie die Beule in meiner Jeans bemerkte?
Die typische Werkstattphantasie, dachte ich bei mir.
Als ich schon in guter Position unter dem Motorblock lag, fiel mir ein, dass ich das Werkzeug oben vergessen hatte.
Eine helfende Hand mit roten Fingernägeln kam in mein Blickfeld, reichte mir den Kerzenschlüssel mit der Ratsche und leuchtete mir mit dem Handy. So konnte ich wenigstes sehen was ich tat und musste mich nicht auf meinen Tastsinn verlassen. Immer wenn ich etwas benötigte, einen Schrauberzieher oder eine Zange, ich bekam es direkt in meine Hand gelegt. Diese Frau konnte wirklich mitdenken, wusste was zu tun war und stieg in meiner Achtung. Das hatte ich nicht erwartet.
Bald waren Ihre Hände genauso ölverschmiert wie meine.
Nachdem ich die Zündkabel wieder auf die neuen Kerzen gesteckt hatte, krabbelte ich unter Birdie hervor. Wir lächelten uns an, küssten uns kurz und säuberten notdürftig unsere Hände mit einem Lappen. Sogar unsere Gesichter hatten einige Flecken.
Dieser Geruch nach Öl, die körperliche Nähe und Ihre Geschicklichkeit bei der kleinen Reparatur lösten bei mir ungewohnte Gedanken aus. Dermaßen hübsch und auch noch richtig patent, sie war vielleicht mehr als ein flüchtiges Abenteuer.
Dass ich immer noch mit bloßem Oberkörper vor ihr stand, schien ihr nichts auszumachen. Im Gegenteil, es gefiel ihr offensichtlich.
Christine erzählte, dass sie in der KFZ- Werkstatt ihres Vaters einiges gelernt und oft mit anpacken musste. Hatte ich da meine Traumfrau gefunden?
Nun kam der Augenblick der Wahrheit als ich versuchte den Motor zu starten. Das übliche Fauchen war zu hören, als ich beim Drehen des Zündschlüssels Gas gab. Birdie blubberte unschuldig, als sei nie etwas gewesen.
Eigentlich hätten wir nun unsere Spritztour fortsetzen können, doch Christine hatte offensichtlich andere Pläne. Sie hatte sich kess auf der vibrierenden Motorhaube in Szene gesetzt, schob ihren Rock hoch und legte sich frivol zurück mit ihren Füßen auf der silbrig glänzenden Stoßstange.
Ich ließ den Motor laufen.
Danke Birdie! Lachte ich innerlich als ich nach vorne ging.
© Bertl, 26.05.2023