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Geschichtenspiel Teil 45

**********silon
6.453 Beiträge
*grins* das mit der drohende fast-erektion habe ich verstanden, das andere (mathegedöns) nicht. *traenenlach* aber du hast das sehr authentisch rüber gebracht. den nerd habe ich bildlich vor augen. *lol* und die mutter ala reife (zu pflückende) ältere dame auch. *rotfl* sorry, iss noch flühling hier. *lach*
*********ynter Frau
9.788 Beiträge
Mysteriöser Mord im „Bel Ami“
Creme, Fingerhut, Krone, Latte, Mutter, spitz, verführen, Würstchen

Es war eine Nacht wie keine andere im glamourösen Café "Bel Ami". Die pompösen Kronleuchter glitzerten im Lichterschein und ergaben zusammen mit den in weinrotem Samt bezogenen Sesseln ein elegantes Interieur. Es war bis über die Stadtgrenzen bekannt, dass man hier wahrhaft köstliche Tortenkreationen genießen konnte sowie natürlich einen ausgezeichneten Kaffee. Zu dieser etwas späteren Stunde war das Café noch immer gut besucht, wenn auch nicht überfüllt. Die Atmosphäre ließ sich mit zwei Worten beschreiben: angespannte Erwartung. Verdächtig viele Blicke fielen immer wieder in Richtung der großen Fensterfront.

Mit einem Mal öffnete sich die breite gläserne Tür, ein eiskalter Windstoß fegte hinein und die berüchtigte Femme Fatale Lola Dupont betrat den Raum. Einen Moment länger als nötig verharrte sie, erfasste mit prüfendem Blick die Anwesenden. Ein kurzes Lächeln huschte über ihr makelloses und perfekt geschminktes Gesicht.
Der Piccolo eilte pflichtschuldig auf sie zu und erreichte sie genau in dem Moment als sie ihren Pelz von den Schultern gleiten ließ, so dass er ihn auffangen konnte bevor das kostbare Stück zu Boden glitt. Madame Dupont war Stammgast hier, berühmt sowohl für ihre Liebe zu exquisiten Cremetorten als auch ihrem extravaganten Stil.
Ihre langen Fingernägel, in einem atemberaubenden rot lackiert, passten perfekt zu ihrem engen hochgeschlitzten Kleid samt Hut. Ihre hohen Absätze klackerten über den Steinboden und schienen von den Wänden widerzuhallen. Seit ihrem Eintritt war es totenstill im Café, jegliche Gespräche waren in ihrer Gegenwart zum Erliegen gekommen.

Selbstbewusst schritt sie durch den Raum und genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit. Es gab ja tatsächlich wenige Herren hier, die noch nicht das Vergnügen ihrer Bekanntschaft gemacht hatten, erkennbar dadurch, dass diesen bei ihrem Anblick glatt die Kinnlade herunterfiel. Während sich die übrigen mit wohliger Gänsehaut an diese perfekt gefeilten Krallen auf ihrer Haut bei diversen Tête-à-Têtes erinnerten, was zwangsläufig etwas erzeugte, das unter den gegebenen Umständen weder angemessen noch wünschenswert war – nämlich eine Erektion und was für eine. Gleich einem - zum Glück - unsichtbaren Spalier wie zum Salut erhoben, unter den in unschuldigem weiß gedeckten Tischen, durch welches die Femme Fatale wohlwissend um ihre Wirkung schritt.
Ein wahrhaft schöner und durchaus erregender „Lattenzaun“ in ihrer Vorstellung, die sie süffisant lächeln ließ. Oh ja, Madame Dupont liebte den großen Auftritt und genoss es, gekonnt mit ihren Reizen zu spielen.

Allerdings teilten die anwesenden Damen nicht wirklich diese Begeisterung. Waren sie doch die Betrogenen, die sich nun mit ihrer Konkurrenz Auge in Auge, Kleid in Kleid konfrontiert sahen. Dies galt ebenso für das von Lola häufig schikanierte Personal, im Besonderen der oberste Konditor Maurice, der sich schon mehr als einmal ihrer nicht gerade diskreten Kritik in Bezug auf seine Kreationen hatte stellen müssen. Als inkompetentes Würstchen hatte sie ihn das letzte Mal vor versammelter Gästeschar verunglimpft.
„Die hält sich wirklich für die Krone der Schöpfung! Man sollte ihr einmal eine Lektion erteilen.“ Zischte er bitter, die Lippen dabei seltsam verzogen.

Auch die Mimik Jérômes, des Obers, entgleiste einen Moment bevor er sein professionelles Lächeln aufsetzte, zu Lola hineilte, ihr mit einem Bückling den Sessel zurechtrückte und sie zuckersüß nach ihren Wünschen fragte. Allein mit ihrem spöttischen Blick auf seine Fliege konnte er ein schamhaftes Erröten nicht verhindern. Mon Dieu, immer hatte Madame etwas an seinem Outfit auszusetzen und dass, obwohl er jahrzehntelang als Butler in einem hohen Haus gedient hatte. Von dieser Person würde er sich nicht noch einmal vorführen lassen. Nie und nimmer!

Madame Adelheit Descroqué erahnte, was in ihrem untreuen Gatten vorging als Lola an ihrem Tisch wie eine Königin vorüberschritt und beide in die Duftwolke ihres teuren Parfüms eingehüllt wurden. Sie würde seine Affäre mit dieser Hure unter gar keinen Umständen länger dulden und hatte entsprechend vorgesorgt. Ihr Herz klopfte als wolle es zerspringen. Diese Demütigung, die ihr deutlich zeigte, dass sie im Vergleich zu Lola einfach zu faltig und zu unförmig im Laufe der Jahre geworden war. Dass dieser die Männerwelt zu Füßen lag und sie keiner mehr anschaute ohne eine ältere Frau bar jeden Sexappeals zu sehen. Das tat weh. Dabei war sie innerlich doch ein brodelnder Vulkan aus Begierde. Sie wollte ihren Mann zurück in ihrem Bett und hatte sich dafür sündhaft teure Dessous zugelegt. Die sie allerdings selbst hatte bezahlen müssen, da das Konto ihres Gatten ungewohnt tief im Soll stand. Es schmerzte Adelheit noch mehr als der fehlende Sex, dass Johann, sein bislang reichlich vorhandenes Kapital lieber in diese „Dame“ investierte. Vermutlich entstammte die teure Robe, die Lola trug, seiner Brieftasche. Mit einem tiefen Atemzug strich sie mit ihrer Hand über den Inhalt ihrer Clutch und was sie fühlte, ließ sie raubkatzenhaft lächeln. Ihr Gemahl, der nur Augen für seine wunderschöne Maitresse hatte, bemerkte es nicht.

Die Nacht schritt voran, die Gespräche wurden zumindest oberflächlich wieder aufgenommen. Tatsächlich beäugten die Anwesenden aus ihren Augenwinkeln, alle aus anderen Beweggründen, das weitere Geschehen am Tisch von Madame. Eine unerträgliche Anspannung lag in der Luft.

Lola Dupont nippte an ihrem zweiten Glas Champagner und führte eine erneute cremige Kostprobe zu Munde. Das erste Stück Torte hatte sie bereits mit dem Verweis der Ungenießbarkeit in die Küche zurückgeschickt. Maurice hinter der Tür hatte den Teller samt Torte vor Wut gegen die gekachelte Wand geworfen. Sie hatte den Lärm mit einem Grinsen und einem gouvernantenhaften Nicken quittiert. Ihre Zungenspitze leckte nun die zart violette Creme und über die kandierten Veilchen auf dem neu georderten Stück. Wieder fühlte so mancher männlicher Genosse sich an eine geheime Stelle des eigenen Körpers erinnert, über die sie auch gern in der Art zu lecken pflegte. Lola nahm die Gabel und begann tatsächlich genussvoll zu essen. Ein entzücktes Lächeln erhellte ihre Züge.
Mundete ihr die Süßigkeit oder lag es an dem geheimnisvollen dunkel gekleideten Herrn, der in diesem Moment das Café betrat? Ihrem Rendezvous möglicherweise?

In diesem Moment erloschen sämtliche Lichter, es war stockfinster. Ohrenbetäubender Lärm erfüllte den Raum, Glas splitterte, Porzellan fiel zu krachend zu Boden, entsetzte Schreie hallten durch das Café als sich die Beleuchtung nach der gefühlten Ewigkeit von etwa 30 Sekunden wieder einschaltete.

Den Menschen bot sich ein abstraktes Bild, einer der Kronleuchter war spektakulär von der Decke gestürzt. Im Polizeibericht würde später stehen, dass die Muttern der Halterung mit einem Mutternsprenger absichtlich und vorab gelöst worden waren. Genau über Lolas Platz, welche begraben unter den gläsernen Kristallen lag.
Ein dummer Zufall oder Absicht, dass es ausgerechnet Lola getroffen hatte? Dies Bild über ihr jähes Ende hätte ihr sicher zugesagt – über und über bedeckt von funkelnden diamantgleichen Juwelen. Weniger begeistert wäre sie jedoch von dem spitzen Dolch gewesen, den der Gerichtsmediziner später auf Höhe ihres Herzen entfernte Und als wäre das nicht schon genug für einen Mord – fand sich in ihrem Magen noch eine letale Dosis Fingerhut.

Commissaire Mallot, ein hiesiger Ermittler, der rein zufällig im Café anwesend war, nahm sich sofort der Vernehmung sämtlicher geschockter Gäste und des Personals an. Alles wurde durchsucht. Der Polizeipräsident persönlich erkundigte sich regelmäßig über den Verlauf der Ermittlungen. Jedoch wurde dieser schnell von seinem Amt entbunden als ein Büchlein mit den Namen und sexuellen Vorlieben von Lolas Liebschaften gefunden wurde, in dem sein Name stand. Auch der Oberstaatsanwalt sowie einige Prominente waren betroffen. Es schien als hätte so ziemlich jeder in der Pariser Oberschicht ein Tatmotiv. Mallot konnte ebenfalls nicht ausschließen, dass Lola einige ihrer Liebhaber mit pikanten Fotos erpresst hatte. Das würde auch ihren luxuriösen Lebensstil erklären.

Wie erwartet fand sich das Gift in der zart violetten Tortencreme und der Konditor wurde verhaftet, auch weil sich Fingerhut in seinem privaten Garten fand. Nur schöne Blumen, sonst nichts! Hatte er bei seiner Vernehmung beteuert. Was? Die seien giftig? Das habe er doch gar nicht gewusst. Er sei ein Zuckerbäcker in dritter Generation und kein Apotheker. Und nein, er lese keine Krimis, erklärte er mit gerümpfter Nase, nur hochwertige Literatur.

An dem Dolch sowie dem Mutternsprenger gab es keinerlei Fingerabdrücke oder sonstige Rückstände versicherte die Spurensicherung. Vollkommen sauber – so etwas sei ihnen noch nicht untergekommen. Insofern konnte ein Täter oder eine Täterin nicht ermittelt werden, auch die Analyse der Blutspritzer brachte nichts – es war einfach zu viel Blut, aufgrund der gegebenen Umstände. Verdächtig waren insofern alle Besucher des Cafés, jeder und jede hätten den Dolch hierher mitbringen und benutzen können. Der Ober wurde auf jeden Fall verdächtigt, weil er Lola genau dort und nicht woanders platziert hatte. Nämlich exakt dort, wo der Lüster zu Boden gestürzt war.

Aber an was genau, war Lola nun gestorben? Was hatte zuerst zu ihrem Tod geführt? Wochenlang gab es in den Zeitungen und Gazetten kein anderes Thema als dieser mysteriöse Mord an Lola Dupont und der genüsslichen Verbreitung ihrer kleinen frivolen Geheimnisse. Da alle drei Ereignisse nahezu zeitgleich und schon jeder einzelne davon allein zum Tode geführt hatte, konnte die eigentliche Ursache nicht geklärt werden.
Selbst Mallot stand am Ende schlecht da. Es stand die Frage im Raum, ob er sich schuldig gemacht und sich auch von dieser Femme Fatale hatte verführen lassen? Gehörte er zu ihrem Netzwerk? Der Verdacht ergab sich durch einen nur schlampig gelöschten frivolen E-Mail-Austausch über eine Sexplattform mit Lola, welcher sich auf seinem Privatrechner fand. Oder hatte er gar Beweise verschwinden lassen? Der inhaftierte Konditor musste wieder auf freien Fuß gesetzt werden, weil nicht eindeutig zu beweisen war, dass er die Creme vergiftet hatte. In dubio pro reo.

Eine ganze Schar an weiteren Ermittlern wurde hinzugezogen. Handelte es sich möglicherweise um eine großangelegte Verschwörung? Von so vielen ausgeführt, dass kein einzelner verdächtigt werden konnte?
War es der perfekte Mord?
________
Dies könnten wohl nur die berühmtesten detektivischen Spürnasen aller Zeiten herausfinden oder vielleicht die geneigte Leserschar dieser kleinen Geschichte.

(c) Nina de Wynter 19.05.2023
**********_moon Mann
279 Beiträge
Gratuliere,
es ist wunderbar erzählt!

Ich hätte zum Plot vielleicht das ein oder andere anzumerken, aber das sei nicht wichtig.

Es bleibt einfach großartig erzählt!

*g*
*********rlust Mann
2.972 Beiträge
@*********ynter
Wow. Eine Geschichte wie ein Gemälde von Dix! Das Spalier aus Latten und bösen Blicken... herrlich
Danke!
*********in365 Frau
1.461 Beiträge
Hut ab und Dankeschön für die sehr unterhaltsame und bildreiche Geschichte, welche mich vom ersten Abschnitt an in ihren kurzweiligen Bann zog ... einfach köstlich.
*******t_by Mann
74.334 Beiträge
Ein etwas frivoler Krimi im Cafeehausmilieu.
*bravo* @*********ynter.
Du zauberst Bilder als sei man dabei und mittendrin. Ich bin begeistert *top2*
*****e_M Frau
8.506 Beiträge
Grosses Kino @*********ynter

Ich hoffe in Kürze auf eine Verfilmung… bravo und Kompliment!!!

Jetzt habe ich Hunger *ja*
*****ida Frau
17.768 Beiträge
Zitat von *********ynter:
Die Atmosphäre ließ sich mit zwei Worten beschreiben: angespannte Erwartung. Verdächtig viele Blicke fielen immer wieder in Richtung der großen Fensterfront.

Quel plaisir!
Auf Lola Dupont und ihre Schöpferin: *cheers*
*****ree Frau
21.956 Beiträge
@*********ynter herrlich geschrieben, du malst wahrhaftig mit Worten und zauberst wundervolle Bilder.
Chapeau *hutab*
Die Story wäre tatsächlich einen Film wert. Ich sehe ihn regelrecht vor mir. *top* *g*
*******t_by Mann
74.334 Beiträge
Heute hatte ich die Ehre mir die acht Wörter zu überlegen.

Es ist noch nicht 20 Uhr, aber dann werde ich wahrscheinlich in der Küche stehen, darum heute mal etwas früher.

blubbern
Kunstleder
Umdrehung
Rock
verschmiert
Brille
frivol
Acht

Ich wünsche euch gute Inspirationen *gg*
*****ida Frau
17.768 Beiträge
Acht Uhr morgens.
Leise blubbert die Lavalampe vor sich hin. Die Rock-LP vollführt leer ihre Umdrehungen auf dem Plattenteller. Auf dem Kunstlederbezug des schmalen Nierentisches liegt eine verschmierte Brille. Frivol war gestern.
*******t_by Mann
74.334 Beiträge
Kurz und knackig *top2*
*********ynter Frau
9.788 Beiträge
Grease Lightning
„Spatzl, wollen wir eine kleine Ausfahrt machen?“ Fragte er. Sie antwortete ihm nicht, was nicht schlimm war, denn er wusste, dass sie diese kleinen Ausflüge in ihrem gemeinsamen Lieblingsauto liebte. Seine Frau hatte noch immer dieses bezaubernde Lächeln, das er so an ihr liebte – seit er sie das erste Mal gesehen hatte.

Es war 1978 gewesen als seinerzeit der Film „Grease“ mit John Travolta und Olivia Newton-John in München Premiere feierte. Ein echter Thunderbird in Feuerrot parkte vor dem Filmtheater und war der Hingucker schlechthin. Für 5 D-Mark extra dürfte man hinter dem Steuer Platz nehmen und sich einen Moment lang wie Danny Zuko fühlen. Natürlich drehten sich die Gespräche darum, wie viel Umdrehungen der wohl machen würde. Die Schätzungen reichten bis 6000. Dieses Auto war ein wahrer Männertraum.

Zugleich gab eine der örtlichen Tanzschulen eine Rock and Roll-Einlage nebenan zum Besten. Da hatte er sie das erste Mal tanzen gesehen. Sie sah aus wie Sandra Dee mit ihren blonden Locken und dem pinkfarbenen Kleid, während sie scheinbar schwerelos über den Platz wirbelte. Schon in diesem Moment wusste er, dass sie die Frau seines Lebens sein würde.
Doch wie sollte er es nur anstellen, sie kennenzulernen? Warum mussten die Mädels immer in einer ganzen Herde unterwegs sein? Ihre Freundinnen trugen pink wie sie, doch er hatte nur Augen für sie. Seine Pink Lady mit dem Spitznamen Sandy.

Dabei war auch er war nicht allein. Seine Freunde waren natürlich wie immer mit von der Partie und wie alle jungen Männer feixten sie. Verschlangen die jungen Frauen mit ihren Blicken und taten unglaublich cool mit ihren Kippen zwischen den Lippen und den gegelten Haaren. So wie Danny Zuko und seine Gang.
Wer von ihnen würde wohl zuerst eine von diesen Pink Ladies in seinem jeweiligen Bett haben? Sie schlossen eine Wette ab. Der Beweis sollte ein Höschen sein.

Kurz bevor der Film begann, huschte seine Auserwählte aus dem Saal. Wollte sie denn den Film nicht sehen? Dennoch – das wäre vielleicht seine einzige Chance kurz mit ihr allein zu sein. Sportlich sprang er über die Lehne und folgte ihr. Sie stand an der Theke und kaufte Popcorn. Er stand dicht hinter ihr, zu dicht. Denn als sie sich umdrehte, stieß sie mit ihm zusammen und ließ vor Schreck ihre Tüte fallen. Dieser Moment als sie sich ansahen änderte ihrer beider Leben. Sie waren für einander bestimmt – beide fühlten es. Plötzlich war der Film nicht mehr so wichtig. Sie verließen gemeinsam das Kino, gingen hinaus auf den Platz und setzten sich für 5 Mark in diesen Thunderbird, so als wären sie Sandy und Danny. Dabei hielten sie Händchen und lächelten einander an.
Ein zufällig anwesender Pressefotograf schoss ein Bild von ihnen und fragte, ob er es veröffentlichen dürfe. Sie gäben ein so perfektes Paar in diesem wunderschönen Auto ab. Vielleicht könnten sie sich dabei küssen? Das käme doch noch besser. Beide stimmten zu – unter der Bedingung, dass sie einen Abzug bekämen, und ihr erster Kuss wollte kaum mehr enden.

Ein paar Wochen später kratzte er jede Mark zusammen, um sich genau diesen Wagen für ein paar Stunden auszuleihen und mit ihr eine Ausfahrt zu unternehmen. Er würde niemals das Geräusch dieses V-Acht-Motors vergessen und ihr wunderbares erwartungsvolles Lächeln als sie losfuhren. An diesen Tag verlor sie ihre Unschuld auf dem Kunstleder. Ganz verschmiert war es von ihrer wilden Leidenschaft und ihrem Lippenstift. Niemals hätte er gedacht, dass Sex gleichzeitig so lustvoll und so innig sein konnte. Allerdings erinnerte er sich auch daran, dass er damals eine Scheißangst gehabt hatte, dass sie die Flecken von den Sitzen nicht wieder herunterbekämen. Schließlich war der Thunderbird ja nur geliehen. Die ganze Sache war ja ganz schön frivol gewesen.
Seine Kumpels indes prahlten vor aller Welt mit ihren seidenen Trophäen, er jedoch nicht. Niemals würde er seine Sandy entehren, den Kasten Bier für den vermeintlichen „Verlierer“ zahlte er gerne und schwieg wie ein Gentleman.

Sein Blick fiel auf dieses Foto, ihr erstes gemeinsames. Es stand leicht vergilbt in einem Rahmen auf dem Kaminsims. Er setzte seine Brille auf und nahm es in die Hand, betrachtete es ausgiebig, erinnerte sich an jede wunderbare Einzelheit. Wehmut stieg in ihm auf, dieses bezaubernde Lächeln von ihr – es fehlte ihm so sehr, ebenso wie ihre Zärtlichkeit. In all den Jahren ihrer Ehe hatte es nie ein böses Wort zwischen ihnen gegeben. Nach einigen Jahren kaufte er einen heruntergekommenen Thunderbird und restaurierte ihn aufwendig. Ab da machten sie bei schönem Sommerwetter immer gerne ihre Ausfahrten, in den Biergarten, über Land oder zu "ihrem" Platz seit damals, um ihre Liebe zu feiern.

Zu ihren Ehren und weil sich am heutigen Tage ihr Todestag jährte, fuhr er mit seinem Thunderbird zu ihrem Platz. In all den Jahren hatte sich der Ort kaum verändert. Fast vermeinte er, ihr glückliches Lachen zu hören, zwischen dem Rauschen der Blätter.

„Schau Spatzl, wie schön sich der Himmel auf dem See spiegelt und dahinter die mächtige Kulisse der Alpen. Ist das nicht noch immer traumhaft?“ In Gedanken nickte sie ihm zu und strahlte ihn an. Ihre Lippen formten die Worte: Du fehlst mir so, mein Liebling.

Zurück daheim brachte er seinen Wagen in die Garage, schloss das Tor und legte Sinatra auf dem alten Plattenspieler auf. Er nahm Platz hinter dem Steuer und startete den Motor. Dieser blubberte so schön, ein herrliches Geräusch, es klang als singe er mit Frank ein Duett. Neben ihm saß seine geliebte Sandy, jung, strahlend und schmiegte sich eng an ihn. Sie beide hielten Händchen - so wie früher.
„Danny“, flüsterte sie und küsste ihn innig.

Als später die Garage gewaltsam durch die Polizei geöffnet wurde, fand man ihn lächelnd und bereits kalt in seinem geliebten Thunderbird. Es schien als halte er jemanden im Arm. Das Foto stand auf dem Armaturenbrett und der Plattenteller drehte sich noch immer während die Nadel leise schleifte.
(c) Nina de Wynter 22.05.23


*******d18 Frau
7.026 Beiträge
Eine traurig-schöne Geschichte mit dem genau passenden Ende … danke, @*********ynter !
red
*******tee Frau
7.201 Beiträge
@*********ynter sehr romantisch und ergreifend *snief2*
*******t_by Mann
74.334 Beiträge
Eine schone und melancholische Liebesgeschichte um mein rotes Traumauto in einer traurigen Hauptrolle.
So wunderbar geschrieben. *bravo* @*********ynter
*****e_M Frau
8.506 Beiträge
Oh wie schön und gleichsam traurig! Danke @*********ynter

Morgen in München werde ich die Augen nach dem Thunderbird offenhalten *ja*
Me 2
*********ld63 Frau
8.461 Beiträge
Ach, Grease Lightning - ich erinnere mich sehr gut an diesen Film! *love3*
Was für eine romantisch schöne Geschichte, liebe @*********ynter! *wolke7*
*****ree Frau
21.956 Beiträge
@*********ynter
Eine zauberhafte Story -wenn auch mit einem traurigen Ende- oder doch nicht!

Eine Hommage an die Liebe in wundervolle Worte verpackt. *hutab*
*****ida Frau
17.768 Beiträge
.... nicht nur weil sich dieser Tage ein Todestag jährt, der mich bewegt, hab ich bisserl feuchte Augen. Danke, liebe @*********ynter
*******t_by Mann
74.334 Beiträge
Blubbern, Kunstleder, Umdrehung, Rock, verschmiert, Brille, frivol, Acht


Take Good Care Of My Baby

Es war ein wunderschöner sonniger Tag.
Mit einem leisen Rattern fuhr das Garagentor hoch, nachdem ich den Sender gedrückt hatte. Die Sonne strömte herein und ein Traum von Chrom und Rot blitzte auf und blendete mich. Ich öffnete das weiße Verdeck, das hinter dem Sitz versenkt wurde und kontrollierte noch einmal den Ölstand und das Kühlwasser, was bei meinem Baby immer ein Muss war

Heute wollte ich mich mit meinem neuen Schwarm auf eine kleine Spritztour begeben und anschließend ein Treffen mit anderen Oldtimerfahrern besuchen, wo auch eine gute Rock `n` Roll- Band spielen sollte. Ich hatte Lust zu tanzen und zu swingen. Kennengelernt hatte ich sie, als sie meinen Oldtimer auf dem Parkplatz des Supermarktes bewunderte. Wie leicht man da doch ins Gespräch kam. Ich hatte sie gleich mal auf der Sitzbank aus Kunstleder probesitzen lassen. Die Verabredung mit Christine für den Samstag war dann ein Kinderspiel.

Schon stilecht gekleidet in Jeans, weißem Hemd und Lederjacke drehte ich den Zündschlüssel. Der V- Acht- Motor sprang mit einem lauten Röhren an und ging in ein sattes, dunkles Blubbern über, das ich so liebte.
Ich setzte meine coole Ray Ban Sonnenbrille, die lässig am Rückspiegel neben den beiden schwarzen Würfeln hing, auf die Nase und fuhr los.

Es war nicht weit zu Christine, aber die paar Kilometer genoss ich. In diesem Prachtstück hatte ich immer ein Grinsen im Gesicht, alle Sorgen verschwanden und eine gute Laune vermischt mit dieser gewissen Vorfreude stellte sich ein.
Christine wartete schon vor dem Haus. Erst war ich ein wenig enttäuscht, denn sie trug nicht dem Anlass entsprechend einen Petticoat mit Ballerinas. Trotzdem blieb mir fast die Luft weg. Ein kurzer roter Rock, annähernd in Wagenfarbe, mit passenden Heels und eine luftige weiße Bluse, die fast nichts verbarg. Ihre blonde Lockenmähne hatte sie zu einem kessen Pferdeschwanz zusammengebunden.

Wie es sich gehörte stieg ich aus, öffnete ihr die Beifahrertüre und sie stieg ein. Ich genoss diesen sexy Anblick, als sie Ihre langen Beine ins Auto schwang und der kurze Rock noch etwas höher rutschte. Ich wusste, dass es feucht werden würde, auf der durchgehenden Sitzbank aus Kunstleder und schmunzelte innerlich.

Die Tour ging über die Landstraße Richtung Maxlrain bei Bad Aibling. Mit gemütlichen 60 Meilen gondelten wir dahin und ließen uns den Fahrtwind um die Ohren wehen. Aus dem Radio schallte Bobby Vee und Christines Pferdeschwanz flatterte im Wind.

„Was ist denn das für eine seltene Schönheit?“ Wollte sie mit einem Lächeln wissen.
Das hatte ich ihr neulich auf dem Parkplatz schon erzählt, aber da hatte uns der kleine Flirt ein wenig abgelenkt.
„Das ist ein Ford Thunderbird, Baujahr 1955. Es ist die erste Baureihe und wird auch Earlybird genannt.“ entgegnete ich stolz, „Ich nenne sie Birdie.“
Waren das zu viele Informationen für Christine, fragte ich mich, doch sie schien sehr interessiert.
„Typisch Mann, dein Auto ist weiblich. Das ist aber hoffentlich nicht so ein Horrorauto, das im Film so heißt wie ich – Christine.“ Entgegnete sie schelmisch.
„Nein, mein Baby ist ganz sanft. Der Wagen in diesem Horrorfilm ist auch ein Ford, aber ein Fairlane.“ Lächelte ich.

Als hätte Birdie das gehört erschallte plötzlich ein lauter Knall - eine Fehlzündung!
Birdie verlor an Leistung und kam nicht mehr auf ihre Umdrehungen. Die alte Dame wurde immer langsamer und langsamer.
Ausgerechnet jetzt, fluchte ich bei mir und bog mit stotterndem Motor in einen schmalen Feldweg ein. Besorgt drehte ich erneut den Zündschlüssel, aber es wurde nicht besser. Birdie lief nur noch auf fünf Zylindern statt auf acht.
„Das müssen die Zündkerzen sein.“ Ärgerte ich mich.

Der Kofferraum war mit kleineren neuen Verschleißteilen ganz gut bestückt, so auch mit neuen Kerzen. Das richtige Werkzeug war natürlich auch dabei. Mit dieser alten Dame musste man immer mit solchen Pannen rechnen.

Ich nahm den Werkzeugkoffer, öffnete die Motorhaube und machte mich an die Arbeit, während Christine noch abwartend im Auto saß und ihre rot lackierten langen Fingernägel betrachtete. Hoffentlich würde sie sich nicht langweilen, befürchtete ich. Sicherlich hatte sie sich unser erstes Date ganz anders vorgestellt.
Birdie – musste das jetzt sein?

Die beiden vorderen Zündkerzen auf jeder Seite konnte ich bequem von oben austauschen. Sie waren rußig und ölig und meine Hände bald ebenso schmutzig. Die anderen vier Zündkerzen konnte ich nur unter dem Auto lösen.

Mit dem weißen Hemd war das unmöglich. Verlegen bat ich Christine es mir auszuziehen. Es war eine ausgesprochen reizvolle Situation.
Der Geruch von Öl vermischte sich mit dem Duft ihres Parfüms als Christine dicht vor mir stand und mir lasziv das Hemd aufknöpfte und mir dabei tief in die Augen blickte. Quälend langsam ließ sie dieses über meine Schultern und Arme gleiten. Jede ihrer mehr oder weniger zufälligen Berührungen war elektrisierend.

Auf der Fußmatte aus rotem Gummi liegend rutschte ich unter Birdie. Aus den Augenwinkeln sah ich nur noch Christines schön geformten Beine bis zu den Knien und bemerkte, dass sie ihre Heels ausgezogen hatte und barfuß neben Birdie stand. Dieser Anblick setzte mein Kopfkino in Gang und erregte mich sehr. Ob sie die Beule in meiner Jeans bemerkte?
Die typische Werkstattphantasie, dachte ich bei mir.

Als ich schon in guter Position unter dem Motorblock lag, fiel mir ein, dass ich das Werkzeug oben vergessen hatte.
Eine helfende Hand mit roten Fingernägeln kam in mein Blickfeld, reichte mir den Kerzenschlüssel mit der Ratsche und leuchtete mir mit dem Handy. So konnte ich wenigstes sehen was ich tat und musste mich nicht auf meinen Tastsinn verlassen. Immer wenn ich etwas benötigte, einen Schrauberzieher oder eine Zange, ich bekam es direkt in meine Hand gelegt. Diese Frau konnte wirklich mitdenken, wusste was zu tun war und stieg in meiner Achtung. Das hatte ich nicht erwartet.
Bald waren Ihre Hände genauso ölverschmiert wie meine.

Nachdem ich die Zündkabel wieder auf die neuen Kerzen gesteckt hatte, krabbelte ich unter Birdie hervor. Wir lächelten uns an, küssten uns kurz und säuberten notdürftig unsere Hände mit einem Lappen. Sogar unsere Gesichter hatten einige Flecken.
Dieser Geruch nach Öl, die körperliche Nähe und Ihre Geschicklichkeit bei der kleinen Reparatur lösten bei mir ungewohnte Gedanken aus. Dermaßen hübsch und auch noch richtig patent, sie war vielleicht mehr als ein flüchtiges Abenteuer.

Dass ich immer noch mit bloßem Oberkörper vor ihr stand, schien ihr nichts auszumachen. Im Gegenteil, es gefiel ihr offensichtlich.
Christine erzählte, dass sie in der KFZ- Werkstatt ihres Vaters einiges gelernt und oft mit anpacken musste. Hatte ich da meine Traumfrau gefunden?

Nun kam der Augenblick der Wahrheit als ich versuchte den Motor zu starten. Das übliche Fauchen war zu hören, als ich beim Drehen des Zündschlüssels Gas gab. Birdie blubberte unschuldig, als sei nie etwas gewesen.

Eigentlich hätten wir nun unsere Spritztour fortsetzen können, doch Christine hatte offensichtlich andere Pläne. Sie hatte sich kess auf der vibrierenden Motorhaube in Szene gesetzt, schob ihren Rock hoch und legte sich frivol zurück mit ihren Füßen auf der silbrig glänzenden Stoßstange.

Ich ließ den Motor laufen.
Danke Birdie! Lachte ich innerlich als ich nach vorne ging.

© Bertl, 26.05.2023
*********ynter Frau
9.788 Beiträge
@*******t_by

Ich sehe die Szenerie bildlich vor mir, fühle mich als stille Beobachtetin (vielleicht in einer Hecke sitzend) und schmunzel vor mich hin, wenn sich die patente Christine auf der Wagenhaube so schön präsentiert.

Großes Kompliment - du nimmst mich mit deiner Geschichte mit und dann ist da auch noch dieser traumhaft schöne Wagen *top*
Me 2
*********ld63 Frau
8.461 Beiträge
Filmreife Geschichte - so lebendig geschrieben, lieber @*******t_by! *spitze*

Und jetzt hab ich natürlich dieses Lied in Dauerschleife im Ohr ... *lalala* *ggg* *bravo*


*******t_by Mann
74.334 Beiträge
Genau dieses Lied @*********ld63 *gg* Es gibt schlimmeres für einen Ohrwurm...

Und ich werde das Bild nicht los, wie @*********ynter in der Hecke sitzt. *lol*

Ich danke euch
*****ree Frau
21.956 Beiträge
Was für eine feine Story Birdy, Chrustine sind mir richtig ans Herz gewachsen und haben es gewärmt.
Kleine Wunder gibt es immer wieder. *g*

*hutab* @*******t_by das hast du richtig 👍 gemacht. Ich hatte die Szene direkt vor Augen.
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