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Geschichtenspiel Teil 45

*****ida Frau
17.833 Beiträge
42 ist universell! *klugscheisser*
*********cht76 Mann
910 Beiträge
@*******tia - ich gebe ja zu, dass ich damals, als ich das Wort "zweiundvierzig" als eines meiner acht Wörter eingegeben habe, zumindest im Hinterkopf hatte, dass es zu solchen Interpretation verlocken könnte. Wie ich es selbst verarbeiten würde, hatte ich mir da noch nicht überlegt, geschweige denn, dass ich von der Möglichkeit ausgegangen wäre, noch einmal darauf zurückzukommen. *lach*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Neue 8
Habe die Ehre, musste schnell mal das Kochen unterbrechen:

  • Kurschatten
  • Straßenunterhaltung
  • Thunfisch
  • Leichtgang
  • fliegen
  • Schotterpiste
  • geduldig
  • ergeben


Viel Spaß!
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.055 Beiträge
Zuviel Medis, zu wenig Schlaf?
Ich las: "Ich musste schnell Knochen brechen."
*tuete*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Zitat von *********_Arte:
Zuviel Medis, zu wenig Schlaf?
Ich las: "Ich musste schnell Knochen brechen."
*tuete*

*lol*
*****ida Frau
17.833 Beiträge
je nach Gericht, das da auf dem Herd steht, kann das ja durchaus Teil der Vorbereitungen sein *grins*
**********silon
6.655 Beiträge
Verschmäht
Lisa Lonely war eine staksige junge Frau. Gerade Mal achtzehn Jahre zählte sie und wähnte sich schon als Schatten eines Mannes. Nicht im Schatten, sondern er selbst. Der ihres Prinzen auf dem weißen Ross.
Äußerlich gab sie sich wie eine Neugierige von Welt, innerlich allerdings fühlte sie sich wie das Kind ihrer noch nicht allzu lange vergangenen Kindertage, dass sich den Geschossen aus Worten der sie hetzenden Meute mit deren Spott, Häme und Gemeinheiten als Munition ausgesetzt sah.

Die auf dem Papier erwachsene Lisa Lonely war überall und nirgends zu Hause. Sie war stets und ständig mit dabei, aber nie anwesend. Weder emotional, noch geistig. Sie war umtrieben vom Sehnen und immer auf der Suche nach etwas. Auf der Suche nach sich selbst. Nach dem Sinn ihres Daseins. Nach Liebe. Und nach allen möglichen anderen Dingen. Denn sie verlegte ständig das Wichtige in ihrem Leben, wenn nicht gar das Wichtigste für den Augenblick. Wie zum Beispiel die Hausschlüssel ihrer Großmutter. Oder das Bleiberecht der Freude. Und manchmal auch die Prioritäten in ihrem Leben oder den Charme ihres Humors. Und sie wähnte sich in Freundschaft mit Vielen, war jedoch taub gegenüber deren Gerede hinter ihrem Rücken.

Dabei liebte sie die kurzweiligen Straßenunterhaltungen der alltäglichen Statisten ihres Lebens abgöttisch. Genauso oder ganz ähnlich wie ihr Dasein als Schatten jenes Mannes, der sie sich zwar nicht als den seinen ausgesucht hatte, dies allerdings als gegeben hinnahm. Denn ihm war klar, dass er mit seinem weißen Ross oder vielmehr weinrotem Mazda sehr gut in Lisa Lonelies bisherige Welt der Träume passte.
Er war ihr Ein-und-Alles gewesen, dem sie auch noch in gefühlten einhundert und einem Jahr nachgeschlichen wäre und nachkontrolliert hätte, ob er zu Hause sei, um ihm auf ewig nachlauschen und nach dem Munde reden zu können.

Lisa Lonely bezeichnete sich selbst als Maria Magdalena, denn sie opferte sich für den Mann ihrer Träume auf, ohne dass er sie je erhörte.

Er liebte Thunfisch, und sie fing und bereitete ihn zu und aß diesen für ihn, obwohl sie gar keinen Fisch mochte. Im Gegenteil. Eigentlich widerte sie Thunfisch an. In allen möglichen Dingen. Vor allem aber in seiner Konsistenz. Die erinnerte sie an trocknes Fleisch, dass in ihrem Munde mehr und mehr wurde. Anstatt im Meer aus Genuss zu flosseln.
Calamari hingegen mochte sie viel lieber. Doch den wiederum lehnte ihr Prinz auf dem weißen Ross Grund weg ab. Denn er fand die Vorstellung von vielen Armen mit Saugnäpfen in seinem Mund recht gruselig.

Diesen Umstand hätte sie ihm jedoch nie im Leben und vermutlich auch nicht im Angesicht ihres Ablebens gebeichtet. Stattdessen wäre sie viel lieber barfüßig über die frisch geteerte Schotterpiste gelaufen, nur um sich danach am Teer zu erfreuen, der an ihren Fußsohlen kleben bleiben würde. Eben wie sich eine Goldmarie über ihren wohlverdienten Lohn freuen würde, wenn sie bei Frau Holle ihren Dienst getan hätte.

Stattdessen pflegte Lisa Lonely geduldig ihren Gang über die Reling, die in seinem Dunstkreis lag und stürzte sich mit Vorliebe in ihre Träume. Bis es eines Tages zu einem Eklat mit der Wirklichkeit kam. Denn ihr Märchenprinz hatte es gewagt, sich eine andere Prinzessin zur Frau zu erwählen.

So sann die Lisa dann auf Rache im Klüngel ihrer Süchte und machte sich daran, das Leben des ehemals himmlisch Angeschmachteten mit dem Geifer des Giftes ihres Eifers zu beträufeln.
Sie plagte ihn im Wanken ihrer Gedanken und zwackte sein Antlitz mit jedem seiner Schritte Stück für Stück kleiner und nichtiger.
Bis sich schließlich der Ritt des Mannes vom Leichtgang des Trabes seines Pferdes hin zum schweren Schritt eines gebeutelt gebeugten Mannes wandelte und ihm die Muse gar maulfaul nicht mehr folgen wollte und die Köter der Straße ihm nach kläfften, wenn er an ihnen vorüber kroch.

Das jedenfalls war der Plan des verschmähten Schattens gewesen, wenn Lisa Lonely damals einen Arsch in der Hose gehabt hätte. Doch stattdessen spielte sie metaphorisch den gelackmeierten Möchtegern-Kurschatten seiner Hoheit von Iro Gnaden und wartete auch weiterhin geduldig darauf, dass sich etwas in ihrem Sinne mit ihm ergeben würde.

Während andere Frauen sich die Klinke seiner Türe in die Hand gaben und in sein Leben hinein- und auch wieder hinausflogen, hockte Lisa im Trübsal dieser Tage und weinte jeder Träne ihres Krokodils nach, das in ihrem Gedärm saß und sich an ihrem Schicksal labte.


© CRSK, LE, 01/2023


Die 8 reizenden Wörter dieser Woche:

  • • Kurschatten
  • • Straßenunterhaltung
  • • Thunfisch
  • • Leichtgang
  • • fliegen
  • • Schotterpiste
  • • geduldig
  • • ergeben

Bildbestandteile: Pixabay
Composing: ich
*****ida Frau
17.833 Beiträge
... Oh Lisa ...
*****ida Frau
17.833 Beiträge
Kurschatten
· Straßenunterhaltung
· Thunfisch
· Leichtgang
· fliegen
· Schotterpiste
· geduldig
· ergeben

‚Du fliegst über die Wiesen, schwerelos. Du gleitest durchs Meer, schwerelos.‘

Die Worte der Entspannungstherapeutin höre ich wohl. Allein, mir fehlt der Glaube. Oder ist es nur die Ergebenheit, die fehlt, so als Mann? Bin ich nicht geduldig genug? Nicht mit mir, nicht mit ihr, nicht mit diesem Entspannungsblabla?

Oder ist es alles nur die Schuld meines Kopfes? Der, wenn er über Wiesen fliegen hört, mir Bilder von Kampfflugzeugen über Schotterpisten zeigt? Wenn er durchs Meer gleiten hört, mir Thunfischschwärme zeigt, die gnadenlos durchs Wasser gejagt und barbarisch von Harpunen abgestochen werden?

Gestern bei der Leichtgang genannten outdoor-Übung sollten wir durch die Innenstadt des Kurorts flanieren – sie hatte tatsächlich flanieren gesagt! – und uns treiben lassen, uns nicht an irgendetwas festbeißen, weder optisch noch akustisch, und sehen, „wie es uns damit geht“.

Ich wenn noch einmal nachsehen soll, wie es mir mit etwas geht oder was etwas mit mir macht, raste aus!

Andererseits hätte ich so gestern die Straßenunterhaltung meiner Mit-Kurenden gar nicht mitbekommen, die sich in einer vermeintlich stillen Ecke über die Vorzüge von Frau X. unterhielten. Und ihre Eignung als Kurschatten.

Wenigstens weiß ich jetzt, was ich zu tun habe. Gleich nach Ende dieser Übung. *g*
*******o_F Mann
3.227 Beiträge
Tolle Geschichte, super geschrieben. Danke! *les* *bravo*
**********silon
6.655 Beiträge
Noch eine Initialzündung von heute zum *Kurschatten*, wie folgt:
**********silon
6.655 Beiträge
Wo bist du geblieben?
Lisa Lonely saß auf ihrem Hosenboden, drehte Däumchen und trank dabei einen Schlucken nach dem anderen von ihrem Jägertee. Seit Stunden schon hing sie im Netz herum und hatte dabei völlig vergessen, dass sie morgen früh um Punkt acht Uhr auf der Matte stehen musste.
Denn ein neuer Job hatte sich - von Amtswegen vermittelt - angekündigt gehabt. Und sie freute es, ein wenig ihrer Tristesse entfliehen zu können. Dabei wohnte sie in einer Wohngemeinschaft mit lauter sehr netten Menschen. Diese waren sogar so zuvorkommend, dass sie fast nie darüber beschwerten, wenn sie sich ungefragter Weise an ihrem Essen oder an ihren Getränken bediente.
Vor allem an deren Umdrehungen.
Danach stand ihr dieser Tage öfters der Sinn. Denn nur mit Umdrehungen fühlte sie sich wohlig warm und geborgen. Denn nur so fühlte sie die innere Sicherheit, so zu sein, wie sie sein wollte, um das zu sagen, was sie dachte und eben verlauten lassen wollte. Egal was die Welt da draußen davon hielt, auch wenn sie sich das nur einbildete. Denn am Ende wollte sie einfach nur geliebt werden. Egal von wem.

Seit Stunden saß sie auf ihren vier Buchstaben und harrte der Dinge, die da kommen mögen. Sie wartete auf jemanden oder vielmehr auf etwas. Auf ein Ding, eine Tatsache, ein Umstand. Ein Kleinod, dass sie sich von jemand anderen erhoffte. Es von ihm so aber nie bekam.
Sie wartete auf etwas und spülte sich dabei innerlich das Hier-sein hinfort. Hinfort zu anderen Landen. An Gestade, wo ihr alles gut zu werden schien. An denen alles heil war und überhaupt erst einmal das existierte, was sie sich erhoffte und wonach sie sich sehnte.

Sie war schon lange nicht mehr der wohlmeinende Kurschatten ihres Freundes und er für sie beziehungsweise für ihre Sucht nur noch ein übrig gebliebenes Anhängsel, dass einer Gewohnheit gleichkam, die sie in trügerischer Sicherheit wähnte.
Er hatte ihr zwar im Zwist versichert gehabt, dass nun nur noch sie stehts und ständig seine Eine sei. Doch daran glaubte sie nicht im Geringsten. Wohlweislich. Wusste oder ahnte sie vielmehr doch, wie viele Frauen er schon auf seine Art betört hatte und dass er es dabei mit der einen allein nie so genau nahm. Nach dem Motto: Was diese Eine nicht weiß, dass macht sie auch nicht heiß.

Lisa Lonely hatte großen Hunger, wartete allerdings sein letztendliches Erscheinen ab. Denn es war ein Dienstag. Und dienstags war immer ihr Tag gewesen, an dem sie gemeinsam zum Italiener um die Ecke gingen. Jeden Dienstag. Immer. Und das seit nun fast einem Jahr. Im Prinzip seit sie räumlich wieder in seiner Nähe wohnte - in eben dieser Wohngemeinschaft - und sie sich ihr Umfeld schönredete beziehungsweise schönsoff.

Als sie dann endlich gemeinsam und doch einsam miteinander an ihrem angestammten Tisch im Pizza-to-Go-Restaurant saßen und ihr Freund auf sie einredete, ohne sie im Innern zu erreichen, fielen ihr während seiner kurzen Atempausen einsilbige Worte wie Bleigewichte aus dem Mund. Statt ihm dabei in die Augen zu schauen, betrachtete sie das Leben auf der Straße vor der Fensterfront des italienischen Restaurants.
Sie glaubte, den Gesprächen der Passanten lauschen zu können und freute sich wie ein Kind, dass sie an diesen Straßenunterhaltungen teilhaben konnte, während sie lustlos in der inzwischen nur noch lauwarmen Thunfisch-Paella herumstocherte.

Sie mochte keinen Thunfisch, hatte es ihrem Freund gegenüber aber immer versäumt, ihm das in einer ruhigen Minute mitzuteilen. Stattdessen machte sie ihm gegenüber einen auf Lieb-lieb und hoffte so, ihn dauerhaft in ihrer Nähe halten zu können.
Ihr anfänglich beschwingt neugieriger Leichtgang, was ihr reales Beieinander anging, war längst einem deutlich müßigeren Kriechgang des Feststellens gewichen, wie fremd man sich doch eigentlich geworden war und vermutlich schon immer gewesen ist. Selbst mit Hilfe größter Bemühungen seiner- und vielleicht auch ihrerseits war das nicht mehr zu übersehen.

Genau das versuchte er ihr während dieser Stunde der Thunfisch-Paella im freundlichen Ton mitzuteilen und scheiterte kläglich an ihren tauben Ohren. Am Ende schwieg er sie an, und sie schwieg ihn an. Seine Augen jedoch sprachen Bände, als er schließlich aufstand, ihr einen Briefumschlag zuschob und das Lokal verließ.
Es war ein warmer Mitsommertag, und die Leute auf der Straße trugen luftige Kleidung und zeigten Haut. Doch Lisa Lonely fror bis ins Mark ihrer Gebeine. Und sie sehnte sich nach den Umdrehungen des Inhalts ihrer Flaschen, die für alle offensichtlich waren und die nur noch sie für das Umfeld heimlich wähnte.

Ihr Kurschattendasein war nie wirklich in Real von Liebe erfüllt gewesen. Weder von ihrer zu ihm. Noch von seiner zu ihr. Denn sie war nie in seine Arme geflogen und hatte von ihm auch nie ein Liebeslied geschenkt bekommen gehabt, auch wenn sie sich das noch so sehr gewünscht hätte. Auch hatte sie nie von ihm einen Ring oder ein Freundschaftsarmband oder der Gleichen bekommen und sie hatte ihm im Gegenzug auch nichts dergleichen geschenkt. Außer der Leere und tiefen Traurigkeit in ihrem Herzen, einer unbestimmten Wut im Bauch und den aber-vielen Was-alles-hätte-sein-können-wenn … waren ihr nichts mehr von ihm geblieben.

Sie sah die steil abfallende Schotterpiste vor sich liegen, die sie tief in die Talsohle hinunterführen sollte und begriff mit keiner Silbe ihres Herzens, dass es nur an ihr selbst lag, ob und wann sie ihr Glück in sich selbst finden würde.
So begab sie sich ergeben in ihr selbstgewähltes Schicksal und harrte geduldig der Dinge, die da auf sie zukommen mochten, anstatt selbst die Initiative zu ergreifen.

© CRSK, Le, 01/2024


Die 8 reizenden Worte für diese Woche:

  • • Kurschatten
  • • Straßenunterhaltung
  • • Thunfisch
  • • Leichtgang
  • • fliegen
  • • Schotterpiste
  • • geduldig
  • • ergeben

Bildbestandteile: Pixabay
Composing: Ich
**********silon
6.655 Beiträge
Zitat von *****ida:
42 ist universell! *klugscheisser*

42 ist die Antwort auf alles und nichts. Das macht so manches im Leben mit einem gehörigen Augenzwinkern erträglicher. *zwinker*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Mein lieber Schwan, Scharan, Du schreibst mich schwindelig, @**********silon...
*top*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Oh ja, @*****ida, Entspannungstherapeutinnen können mich auch irre aggressiv machen 😂
**********silon
6.655 Beiträge
Danke @*******tia *knuddel2*

Es gibt noch eine 3. Geschichte, die heute entstanden ist, wohl eher einen dritten Teil, weil die bauen ja aufeinander auf. Die passt allerdings nicht hierher, da sie nicht die 8 Reizworte enthält für diese Woche. Aber hier: Kurzgeschichten: Die Lisa Lonely-Texte kannst du sie nachlesen. *g*
*********rlust Mann
2.972 Beiträge
@*******tia : Danke für deine Geschichte von Niam & Nepomuk. Die Wirtshausdialoge könnten geradewegs aus dem Treffen mit den rechten Remigrationsphantasien 2023 in Potsdam stammen.

@*****ida : Danke für deine Schneemann-Geschichte. Beim Lesen habe ich darin eine glitzernde Metapher über Bindungsangst gefunden.
*****ida Frau
17.833 Beiträge
Zitat von *********rlust:
eine glitzernde Metapher über Bindungsangst gefunden.
. magst du sie verraten?
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
8-Wörter-Spiel
Kurschatten
Straßenunterhaltung
Thunfisch
Leichtgang
fliegen
Schotterpiste
geduldig
ergeben

Eifersucht auf Ukrainisch

Van Staben und seine ukrainische Freundin Anna sitzen in einem Café in Lviv bei Thunfischpizza und Borschtsch und streiten sich auf Englisch.

Anna
Erzähl mir doch nichts vom Pferd! Du hast doch einen Kurschatten in jeder Stadt, und bei jeder Straßenunterhaltung reisst du einen neuen auf!

Van Staben (geduldig)
Wie kommst du darauf? Glaubst du, ich würde meinen Pickup im Leichtgang über diese Schotterpisten jagen, wenn ich dich nicht jeder anderen Frau vorziehen würde?

Die Sirenen des Luftalarms heulen auf.

Anna (steht abrupt auf)
Ich muss in den Luftschutzbunker! Und wage es nicht, mir zu folgen! Sollen dir doch die russischen Kamikaze- Drohnen um die Ohren fliegen!

Van Staben (ergeben)
Ich hab mir ja schon gedacht, dass es nicht leicht sein würde. (folgt ihr langsam) Aber ich hoffe doch, der Bunker ist für alle da!
Winterabend in Lviv (Quelle: dreamstime.com)
*********rlust Mann
2.972 Beiträge
@*******tia : Danke für die Wort-Samen!

• Kurschatten
• Straßenunterhaltung
• Thunfisch
• Leichtgang
• Fliegen
• Schotterpiste
• Geduldig
• ergeben


Licht & Schatten

Große Ereignisse im Leben werfen ihre Schatten voraus, sagt man. Blöde nur, wenn das Licht des Lebens nachlässt. Dann verlieren sich auch die größten Schatten im Dämmer ewiggleicher Tage. Und überhaupt. Ein großes Ereignis… was soll das sein? Der Tod vielleicht. Das wäre noch ein großes Ereignis. Aber der Rest? Keine Ereignisse mehr. Nur noch Kommentare. Und Erinnerungen.

Früher war das anders gewesen. Da hatte er noch seine Praxis. Alle Kassen und privat. Früher, als Herta noch da war. Die Kinder haben zum Glück trotzdem was aus sich gemacht. Die Große in Dubai und Karl irgendetwas in Berlin. Er kann sich nicht merken was, aber sie telefonieren ab und zu über das iPad, dass er von ihm geschenkt bekommen hatte. Wann war das nochmal? Von seinen Rotariern aus der aktiven Zeit war schon lange niemand mehr da.

Sie hatte sich einfach neben ihn gesetzt. Im Sebastian-Kneipp-Garten, wo er wie jeden Tag in der der Zeit zwischen den Anwendungen auf der Bank im Schatten saß. Plötzlich stand da nochmal so ein Leichtgang-Rollator, genau so einer wie seiner. Blöde nur, dass dieses ganze Leichtlauf-Gedöhns nichts brachte, hier auf dieser Schotterpiste. Wer auch immer sich ausgedacht hatte, die Wege rund um die Reha-Klinik zu kiesen musste ein Idiot sein oder ein Arschloch oder beides. Wahrscheinlich hatte er das sogar so zu ihr gesagt. Was man halt so sagt, bei einer Sraßenunterhaltung auf der Hildegard-von-Bingen-Allee. Ganz genau wusste er das nicht mehr. Aber daran, dass sie laut aufgelacht und ihren Kopf zu ihm gedreht hatte, daran kann er sich erinnern. Sehr gut sogar. Und dass es heller geworden war für einen Moment. Aber gesehen hatte er den Schatten nicht.

Jetzt ist es an ihm, ihr den Kopf zuzudrehen. Sie lächelt. Ist noch ein ganz kleines bisschen außer Atem. Er spürt die ungewohnte Wärme unter der Bettdecke. Sie haben zusammen geschwänzt heute. Sie die Lymphdrainage und das Bewegungsbad. Er die Gangschule und seine Schmerzgruppe. Und natürlich den Thunfischsalat. Heute war ja Mittwoch. Wie spät es wohl ist? Sie waren geduldig gewesen miteinander, ganz ohne Ziel. Ohne Zeit. Die Dinge hatten sich ergeben. Das Leben in ihren Körpern hatte sich erinnert. Ihnen gezeigt, wie es geht. Dass es geht. Und es war wie fliegen. Ganz ohne Zeitgefühl.

An der Türe klopft es. „Dr. Keller? Alles okay bei Ihnen?“

Sie kichert leise, ohne die Augen zu öffnen. „Sie werden sagen, ich bin dein Kurschatten“

„Kein Schatten. Licht.“




Come As You Are - Nirvana cover by Samir Obaid & Louise Millar
*******d18 Frau
7.224 Beiträge
Deine Geschichte ist so schön wärmend, die Seele wärmend, @*********rlust . Danke dafür!
Me 2
*********ld63 Frau
8.551 Beiträge
@**********gosto - jetzt wüsste ich aber wirklich gern, ob van Staben tatsächlich so ein Grauenheld ist...?
*gruebel*

@*********rlust: Wow, sehr sehr schön! *love3*
*********rlust Mann
2.972 Beiträge
@*****ida.

In aller Öffentlichkeit??

Die unerwartete Begegnung in der Geschichte. Mit der für sich betrachtet außerhalb der Bindungsebene für einen Schneemann oder auch für eine Schneefrau völlig unnützen Handlung des Jäckchen-Umlegens. Die gefühlte Unbeweglichkeit des Schneemanns und das emotionale Chaos. Die verpasste Chance auf eine tiefere Begegnung. Das cool bleiben wollen, innerlich und äußerlich, sich gegen Wärme (oder auch nur wärmende Gedanken) schützen wollen…

Wie hast du es denn gemeint?
*********cht76 Mann
910 Beiträge
Tolle Geschichte, @*********rlust! Schön herzerwärmend. *sonne*
Profilbild
*******ert Frau
1.684 Beiträge
Ach @*********rlust was für eine wunderschöne Geschichte *heul2*
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