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Geschichtenspiel Teil 45

erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.575 Beiträge
Zitat von *********rlust:
In einem ansonsten vorwiegend als Unterleibsgemeinschaft fungierenden sozialen Netzwerk
Interessante Umschreibung für "JOYclub" *haumichwech*
*********rlust Mann
2.972 Beiträge
@**********silon : kein Thema! Ich finds witzig, auf die Minute synchron...
*********cht76 Mann
908 Beiträge
@*********rlust: Es hat sich wirklich gelohnt, heute Abend noch einmal reinzuschauen! *traenenlach* *haumichwech*
@**********silon: Das konntest Du doch nicht wissen, das Tom gleichzeitig etwas postet. Deine Geschichten mit Lisa/(F/L)ynn finde ich auch sehr berührend!
**********silon
6.653 Beiträge
Zitat von *********cht76:
Deine Geschichten mit Lisa/(F/L)ynn finde ich auch sehr berührend!

*rotwerd*

ja die gruppe ist grad hyperaktiv hier. irre. irre schön. *blumenschenk*
*****ida Frau
17.830 Beiträge
Zitat von *********rlust:
In einem ansonsten vorwiegend als Unterleibsgemeinschaft fungierenden sozialen Netzwerk

*bravo* beste Umschreibung für den tschoi, die ich seit langem gelesen hab! *lach*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
8-Wörter-Spiel (2)
Treibeis
trocken
Rand
schwarz
Widerstand
Himmel
fluide
Torte

Im Treibeis

Luisa Neubauer und ihre Cousine und ziemlich beste Freundin Carla Reemtsma sitzen mal wieder in einem Berliner Café zusammen.

Luisa
Gibt’s eigentlich was Neues von der Valer-Sabadus-Front?

Carla
Wie du das sagst … als ob ich im Krieg wäre.

Luisa (trocken)
Bist du’s denn nicht?

Carla
Dazu gehören doch wohl zwei! Und er hat schließlich keine Ahnung …

Luisa
Du hast ihn also noch nicht getroffen? Persönlich kennengelernt?

Carla
Eigentlich nicht. Oder doch, irgendwie.

Luisa
Also was jetzt?!

Carla (zögernd)
Ich bin ihm nach dem Konzert nachgegangen. Er hat sich in einem Café mit seiner Frau getroffen. Das war in Prag.

Luisa
Und dann?

Carla (schaut zu Boden)
Wie ich die zwei zusammen gesehen hab, so … vertraut und … liebevoll …

Luisa (mitfühlend)
Das kenn ich! Du bist aus dem Siebten Himmel über den Rand gekippt und im Eiswasser gelandet!

Carla
Genau! Als ob du in der Arktis über Bord fällst und im Treibeis landest!

Luisa
Hast du denn gehört, was sie geredet haben?

Carla
Sie haben sich über das Konzert unterhalten, und sie hat was von einem „fluiden Timbre“ erzählt. Und er hat gesagt, ja, es wäre am wichtigsten, die Stimme fließend zu halten.

Luisa
Und du bist sicher, dass sie sich lieben?

Carla
Ganz sicher! - Stell dir eine Obsttorte vor, von der du den Tortenguss wegnimmst. Du siehst die Erdbeerstückchen jetzt ganz deutlich, nicht mehr so verschwommen.

Luisa
Du meinst, du hast ihn wie hinter einem Schleier gesehen und jetzt siehst du ihn klar?

Carla
So ungefähr. Das kommt vielleicht von den Rollen, die er in den Opern gesungen hat.

Luisa
Vielleicht warst du nur in den Sänger verliebt, und jetzt hast du ihn als Privatperson gesehen.

Carla
Versteh mich nicht falsch! Ich lieb ihn glaub ich immer noch. Aber ich spür auch einen starken Widerstand in mir, in sein Leben einzudringen.

Luisa
Was sollte das auch bringen? Ich hab da von Anfang an schwarz gesehen.

Carla
Jedenfalls bin ich froh, dass ich ihn nicht angesprochen hab. Hätte mich nur geschämt hinterher. Ich bin doch keine Stalkerin!

Luisa
Zum Glück nicht! Und was machen wir jetzt, um dich aufzumuntern?

Carla
Gar nichts. Ich geh jetzt ins Bett und heul mich in den Schlaf.

Luisa
Wie hat mein Opa immer gesagt? Wat mut, dat mut!
Valer Sabadus (Quelle: YouTube)
*****ove Mann
247 Beiträge
Schwarzwälder Bär
Nach dem Brand war selbst das Trockeneis schwarz, das die Bakterien so weit abkühlen sollte, dass sie sich nicht unkontrolliert vermehren können. Nun, da die Flammen die Temperatur über die Grenze angehoben hatten und der noch unerwünschte Stoffwechsel doch begonnen hatte, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Rand der Fässer erreicht und sich die ganze fluide Brühe ins Meer ergießt.

Nicht dass Trockeneis, das sich zu unkontrolliert umherschießendem Treibeis unter freiem Himmel verwandelt, kein interessanter Anblick wäre, doch die Vorstellung, dass sich die Arktis wegen dieses Unfalls durch diese Bakterienzüchtung nun unweigerlich und widerstandslos flächendeckend in Schwarzwälder Kirschtorte verwandelt, lässt selbst die hartgesottensten Seebären unter der Besatzung des Trawlers schaudern. So hatten sie sich den Ausgang der neuartigen Versuche zur Beendigung der Nahrungsmittelknappheit auf der Erde nun doch nicht vorgestellt.

Alleine der Gedanke an die armen Eisbären….
*****ida Frau
17.830 Beiträge
Schwarz stand der Himmel

An der Treibeis Scholle Rand
Saß er, die Kehle ganz trocken
Fluide und nass seine Socken
Er spürte Verlangen und Widerstand
Nach Torte und Liebe und Flocken.
*********cht76 Mann
908 Beiträge
Eine wunderschöne Szene, toll umgesetzt, Perseida vom Feinsten! *love5*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Ob Verzweiflung die Kreativität befördert?
Profilbild
*******ert Frau
1.684 Beiträge
Tut sie. Ich kenne einen Musiker der sagte immer: Kunst braucht Leiden.
Inzwischen sieht er das auch anders weil es mit den Frauens besser klappt aber ich konnte diese Aussage immer gut nachvollziehen.
Wenn kein Leidensdruck vorhanden ist dann besteht die Gefahr, einfach so dahinzudriften wie das Gros der Menschheit ... hihihi und was Einkaufen und lecker essen und grad lustig ... aber so schafft man keine Kunst.
*********cht76 Mann
908 Beiträge
Zitat von *******tia:
Ob Verzweiflung die Kreativität befördert?
Früher sagte man: Not macht erfinderisch *ggg* Also ja!
*****ida Frau
17.830 Beiträge
Kurzgeschichten: Plauderecke 8: Rock around the Clock
Ich wollte das mal hier rausloesen, denn die Diskussion ist ja zeitlos... *gg*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
8-Wörter-Spiel (3)
Treibeis
trocken
Rand
schwarz
Widerstand
Himmel
fluide
Torte

Goldgräberstimmung im Havelland

Habeck
Was machen wir hier eigentlich?

Van Staben
Wir suchen nach einem Meteoriten.

Habeck
Meinst du, weil am Sonntag ein Asteroid vom Himmel gefallen ist?

Van Staben
Genau. Wenn ein Asteroid auf den Rand der Erdatmosphäre trifft, zerbricht er oft durch den starken Widerstand in viele Teile. Das sind die Meteoriten. Sie kommen runter und bilden das sogenannte Streufeld.

Habeck
Und da sind wir jetzt, im Streufeld?

Van Staben
So ist es. Hier haben gestern drei Freunde aus Polen drei Bruchstücke gefunden. Und ich hoffe eben, dass es noch mehr davon geben könnte.

Habeck
Ich hab Bilder in den Nachrichten gesehen. Sie sind hellgrau, mit schwarzen Einschlüssen.

Van Staben
Das Material ist zunächst fluide, wird erst später trocken. Und danach schauen wir jetzt.

Habeck
Gut, dass du mir gesagt hast, ich soll Gummistiefel mitbringen.

Van Staben (lacht)
Ich hab gewusst, das würde dir gefallen! Bist ja eigentlich ein „Draußen-Minister“!

Habeck (lacht)
Stimmt! Und was hast du sonst noch geplant?

Van Staben
Ich lad dich zum Essen ein. Ob wir was gefunden haben oder nicht.

Habeck
Was gibt’s denn?

Van Staben
Tortellini mit Tomatensoße. Und zum Nachtisch Treibeis.

Habeck
Echt jetzt?

Van Staben
Lass dich überraschen!
Habeck und Van Staben im Streufeld (Quelle: rbb24)
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
8-Wörter-Spiel (4)
Treibeis
trocken
Rand
schwarz
Widerstand
Himmel
fluide
Torte

Tschüss, mutige kleine Drohne!

Van Staben
Oje, das tut mir aber echt leid!

Carla
Ist was passiert?

Van Staben
Ingenuity ist abgestürzt!

Carla
Ingenuity? Hab ich schon mal gehört. Hat das was mit dem Mars zu tun?

Van Staben
Das ist der kleine Kopter, der mit dem Rover Perseverance die Oberfläche des Mars erkundet hat.

Carla
Und jetzt nicht mehr?

Van Staben
Die Drohne hat eine Bruchlandung hingelegt. Und die Beschädigung ist tatsächlich so groß, dass sie nicht mehr wird fliegen können.

Carla
Zeig mal.

Van Staben
Das ist ein Selfie von Perseverance. Siehst du den schwarzen Schatten auf dem Bild? Das ist der Rotor, am Rand sind tortengroße Stücke abgebrochen.

Carla (trocken)
Kann das denn so schlimm sein? Sieht mir nicht so gravierend aus.

Van Staben
Doch, das ist sehr schlimm. Denn die gesamte Stabilisierungssoftware, alles, was diesen Kopter autonom durch fluide Atmosphären fliegen lässt, ist nicht mehr in der Lage, das Gerät so zu stabilisieren, dass er tatsächlich gezielte Flüge durchführen kann.

Carla
Kann er denn überhaupt noch was?

Van Staben
Vielleicht könnte er ziellos durch den Marshimmel taumeln.

Carla
Ähnlich wie eins der ersten Forschungsschiffe in der Arktis, dem das Steuerruder gebrochen war. Es ist dann einfach im Treibeis herumgeirrt und von der Strömung nach Süden getragen worden. Ich hab als Kind die ganzen Arktisbücher verschlungen.

Van Staben
Vielleicht könnte er noch starten, ja, und vielleicht noch ein paar Meter fliegen.

Carla
Und dann wieder abstürzen. Aber das bringt ja nichts.

Van Staben
Die Drohne muss bei der Landung schief aufgekommen sein, und der Rotor hat den Sand touchiert.

Carla
Und die Belastung durch den Widerstand war dann so groß, dass der Rotor abgerissen wurde.

Van Staben
Du sagst es. Wenigstens Teile davon.

Carla
Wie lange war die Drohne denn im Einsatz?

Van Staben
Immerhin hat sie insgesamt 72 Flüge gemacht, das zeigt ja schon, wie gut durchdacht und stabil das ganze System war.

Carla
Tschüss, mutige kleine Drohne!

Van Staben
Und vielen Dank für deine Arbeit! Du bist wirklich über dich hinausgewachsen!
Perseverance und Ingenuity (Quelle: NASA)
*******tia Mann
5.162 Beiträge
High Heels
Nils hätte nie damit gerechnet, dass an diesem Abend ein erotischer Traum wahr werden könnte. Dabei fühlte er sich zu Beginn dieser Faschingsveranstaltung wie ein Stück verlorenes Treibeis, verloren und unterkühlt im heißen Rocken und Zocken der musikbegeisterten Fans irgendeiner Partyband. An der extralangen Theke, die nur für diesen Abend in die Sporthalle der Kleinstadt gebaut wurde, bestellte er sich Rotwein – natürlich trocken. Er hätte ihn auch furztrocken nennen können, wie er beim ersten Schluck bemerkte. Sicher ein fränkischer Rotwein.

Er stand gerne am Rand des wilden Treibens und schaute sich die Menschen an. Manche Kostüme kratzten scharf an den Grenzen des guten Geschmacks, manche waren auch weit darüber. Andere kokettierten mit Rollen und Klischees in einer durchaus sexy Form. Da war eine Pippi Langstrumpf mit der bezaubernden Zahnlücke, deren Beine zwar etwas zu dick unter dem kurzen Rock zum Vorschein kamen, aber in den bunten Socken und den Strapsen an den Schenkeln durchaus verlockend wirkten. Wie gerne würde er zwischen solchen Beinen liegen … Und da, eine Hexe: Wildes rotes Haar, egal ob echt oder nicht, wallte über ein hautenges Kostüm in schwarz und grün, der Plastikrabe auf ihrer Schulter schaute regungslos in ihr beeindruckendes Dekolletee. In einiger Entfernung tanzte ein Engel mit Rauschgoldfließendhaar. Immer, wenn ein Gegenlicht von der Bühne aufblitzte, wurde für Nils sichtbar, dass dieses weibliche Bengel-Engelchen nicht viel Unterwäsche unter ihrem Kostüm trug.

Nils taute allmählich auf. Mit seinem schlichten, kackbraunen Mönchskostüm war er nicht der Held des Abends, fiel aber auch nicht unangenehm als Kostümverweigerer auf. Er unterhielt sich in gepflegtem Smalltalk mit anderen Herren an der Theke. Die Themen wurden dabei zunehmend skurriler, die Lacher lauter, die Getränkebestellfrequenz immer kürzer.
Irgendwann knurrte einer der Herren: „Heiße Torte!“. Nils Augen folgten dem Blick des Nebenmannes und blieben an dem Objekt der Begierde hängen:
Eine junge Frau tanzte in der Menge, unweit von der Theke. Sie trug ein schwarzes Netzhemd, darunter nur einen knappen, roten BH. Sie war klein, nicht größer als geschätzte 160 Zentimeter, aber ihr langes, blondes Haar wippte lockig herausfordernd bis runter auf die kleinen, runden Pobacken, die von einem sündhaft kurzen, weißen Lederrock notdürftig verdeckt wurden. Ihre Bewegungen waren die Verkörperung der reinsten Lebenslust. Sie wirkte sinnlich, aber nicht vordergründig sexy. Der Anblick verführte, aber Verführung schien nicht ihre Absicht zu sein. Sie hatte Lust – Lust an sich selbst. An diesem Moment. An diesem Rausch. Am Rhythmus der Musik. An den Beats. Am wummernden Bass. Lust an der Freude – der eigenen, und der Freunde der Menschen um sie herum. Nils konnte nicht anders, er musste tanzen. Er drehte sich von der Theke weg und ließ sich hineinziehen ins Meer der zuckenden Leiber. Wie lange schon hatte er das nicht mehr getan? Einfach tanzen, einfach sich treiben lassen, Bewegungen ohne Gedanke daran, wie die Bewegungen aussehen mögen?

Irgendwann tanzte er ganz nahe neben ihr. Er fragte sich, wie sie es schaffte, auf diesen irre hohen und sehr dünnen Absätzen, so sicher zu tanzen? Ihre Beine steckten in langen, weißen Lacklederstiefeln. Zwischen Knie und Lederrock glänzten die nackten, schlanken Schenkel. Er lächelte ihr zu. Sie grinste kurz zurück, schloss tanzend die Augen, wiegte sich geschmeidig zum Takt der Musik. Doch plötzlich tat sie scheinbar einen falschen Schritt, geriet ins Wanken, schien zu fallen. Nils breitete die Arme aus, sie hielt sich, als sie nach vorne kippte, am mächtigen Holzkreuz fest, welches er sich zur Vervollständigung des Kostüms, an einem verknoteten Wurstbendel um den Hals gehängt hatte. Seine Arme schlossen sich auf ihrem Rücken, kurz über dem nassgeschwitzten Wirbelknochen oberhalb ihres Popos.
„Holla“, jauchzte sie ihm entgegen, „ein Mann der Kirche rettet eine arme Sünderin!“
„Ich gewähre dir denn Ablass, der dir gebührt“, schrie er ihr gegen den Lärm ins Ohr. Er spürte keinerlei Widerstand in ihren Bewegungen, eher das Gegenteil. Sie schien sich an ihn schmiegen zu wollen.
An ihn? Nils wurde bewusst, dieses Mädchen könnte seine Tochter sein. Er war mit Mitte vierzig kein Mann, der sich verstecken musste. Nils hielt sich fit mit Sport und guter Ernährung. Alkohol genoss er nur zu Anlässen wie diesen. Er rauchte seit 12 Jahren nicht mehr. Trotzdem war ihm bewusst: Er sah aus wie ein Mann oberhalb der 40. Da machte er sich nichts vor. Die Haare wurden lichter, die Falten tiefer, die Augen trüber. Seit der Trennung von Isolde vor acht Jahren hatte er kein Glück mehr bei den Frauen. Wenn er dann doch mal eine dazu brachte, mit ihm ins Bett zu gehen, wollte oft seine Männlichkeit nicht mitspielen. Warum auch immer. Er hatte damit aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen. Er hatte halt einen Wurm nur, und nicht den Tiger von Eschnapur. Dieses Mädchen war maximal Mitte Zwanzig, er wurde bereits ranzig. Doch in diesem Moment wurde er nur eins – geil.

Es kam, wie es kommen musste. Sie nannte sich Damira. Er spendierte ihr Getränke an der Theke, sie wurde zum Mittelpunkt der Runde, hielt sich aber stets an ihm fest – mit den Augen, den Gesten, gelegentlich den Händen. Ihre Berührungen elektrisierten ihn. Von Minute zu Minute wurde er jünger. Zuletzt fühlte er sich lebendig wie ein Zwanzigjähriger, der mit seinem neuen Porsche zur Dorfdisco fuhr.
Nun gut, einen Porsche hatte er nicht, aber er begleitete sie ritterlich unter dem leuchtenden Himmel einer sternenklaren Vollmondnacht nach Hause.

Zu sich nach Hause.

Es waren nicht die Briefmarkensammlung und der nächtliche Kaffee, die seine Wohnung zum Ziel machten. Nils lockte mit einem guten Essen. Wozu es aber gar nicht kam. Sie landeten ziemlich schnell, ohne lange Umwege, in Nils' Bett. Hier geschah das Wunder: Sein Kaninchen verharrte plötzlich nicht mehr vor der Schlange, sondern wurde zur Anakonda. Er nahm ihr junges Fleisch wahr und seine alte Nase hatte schnell den Spießbraten gerochen. Die Lokomotive verschwand im Tunnel, während Apollo-die-weiß-nicht-wievielte-Rakete zur dunklen Seite des Monds startete. Barbarella verschwand im Tau Ceti-Sonnensystem, wo sie Durand Durand wiederfand. Nils wanderte hinab in die fluiden Täler der selbstvergessenen Dunkelheit, während Damira den Baum der Erkenntnis von seiner verkrusteten Borke befreite. Der Stamm wurde zum Treibholz in der schäumenden Gischt, die am steilen Felsen der Hingabe brandete. Bald stürzte der orientierungslose Astronaut in die Wüste Nevadas, wo sich Cowboy und Indianerin im wilden Ritt verfolgten. In diesem Fall hier war die Indianerin eine Meisterin der Reitkunst, ihre Schenkel steuerten kraftvoll das Geschehen in Nils' Bett ...

… dumm nur, dass die Indianerin sich zum Reiten nicht ihrer mit spitzen, stahlharten Stilettos bestückten Lacklederstiefel entledigt hatte. Sie rammte die waffenscheinfähigen Schuhe mit ganzer Kraft in die Matratze unter Nils. Diesem wurde irgendwann gewahr, dass der wilde Ritt auf seinem Wasserbett stattfand. Ein Erbstück. Weit über 18 Jahre alt und damit schon lange nicht mehr in der Gewährleistungspflicht des Herstellers. Kein Gedanke, der dem erotischen Treiben förderlich war. Ebenso wie das gerade eintretende Gefühl, nackt in einem Gemisch aus Wasser-Anti-Algen-Conditioner zu liegen. Der Hengst schreckte hoch und warf die Reiterin ab, die mit einem platschenden Geräusch auf dem bereits wasserdurchtränkten Teppich landete. Empört raffte sie ihre wenigen, im Zimmer verteilten Klamotten zusammen und verschwand ohne ein Wort.

Bei Nils brach Panik aus. Sein Puls legte noch eine Schippe drauf und raste wie ein D-Zug. Eigentlich sollte die Sicherheitswanne des Bettes die Flüssigkeit auffangen. Scheinbar war aber bei dem alten Modell mittlerweile auch diese undicht. Noch bevor er ausreichend darüber nachdenken konnte, welche Folgen das Wasser haben könnte, da er im dritten Stock eines Altbaus wohnte, klingelte es an der Tür. Es klopfte jemand. Nein, es war eher ein Hämmern. Nils öffnete verängstigt, notdürftig eingewickelt in die nasse Bettdecke:
„Nass! Alles nass!“, keuchte der Nachbar aus dem zweiten Stock, kein besonders freundlicher Typ, mit Wampe im Feinripp und Glatzkopf zwischen den abstehenden Ohren. Noch bevor er auf Nils losgehen konnte, schrie eine weibliche, hysterische Stimme von unten:
„Robert, Hilfe, es funkt ...“
Der Nachbar drehte sich genervt um und rannte die Treppe wieder nach unten. Nils stieg der Geruch von verschmorten Kabeln in die Nase. Wie in Trance suchte er nach seinem Handy, fand es schließlich in seinem Mantel, der glücklicherweise trocken an der Garderobe hing und wählte geistesabwesend die 112. Er zog sich einen Jogginganzug über, griff sich den Mantel und ging nach unten, solange es noch möglich war, um an der Straße die Feuerwehr zu begrüßen.
Der Traum war zum Alptraum geworden.

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© by impotentia

Treibeis
trocken
Rand
schwarz
Widerstand
Himmel
fluide
Torte
High Heels
Profilbild
*******ert Frau
1.684 Beiträge
Wow. Was für eine fulminante Story. Der arme Mann. Ich hätte ihm so gerne eine neue Liebe gegönnt.

Allein der Teil da: Die Lokomotive verschwand im Tunnel, während Apollo-die-weiß-nicht-wievielte-Rakete zur dunklen Seite des Monds startete. Barbarella verschwand im Tau Ceti-Sonnensystem, wo sie Durand Durand wiederfand. Nils wanderte hinab in die fluiden Täler der selbstvergessenen Dunkelheit, während Damira den Baum der Erkenntnis von seiner verkrusteten Borke befreite. Der Stamm wurde zum Treibholz in der schäumenden Gischt, die am steilen Felsen der Hingabe brandete. Bald stürzte der orientierungslose Astronaut in die Wüste Nevadas, wo sich Cowboy und Indianerin im wilden Ritt verfolgten.

Zum Niederknien.
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Me 2
*********ld63 Frau
8.551 Beiträge
Ich liebe deine feinsinnigen, wilden, unvorhersehbaren Geschichten, @*******tia! *ggg*

Und trotzdem: Ja, @*******ert, ich hätte dem Mönch auch ein Happyend gewünscht!
*********rlust Mann
2.972 Beiträge
@*******tia : Mir gefällt dein "life is a bitch"-twist, auch wenn der Mönch nicht den himmlischen Frieden findet. Aber Bocksbeutel-Bashing geht ja wohl gar nicht! E Domina patris et spiritus sancti.
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Danke Dir, @*********ld63

Das Bocksbeutel-Bashing möge mir als Franke erlaubt sein, @*********rlust. Vielleicht spielt die Geschichte ja vor 30 Jahren. Damals waren die Frankenweine ... na ja.
Dank Klimawandel gibt es inzwischen ausgezeichnete Rote *wein* aus der Region.
erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.575 Beiträge
Treibeis
trocken
Rand
schwarz
Widerstand
Himmel
fluide
Torte
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Diese schwarze Geburtstagstorte ist die hässlichste, die ich je gesehen habe unter diesem Himmel. Sie sieht aus wie ein Brocken Treibeis, und ihr eigentlich fluider Kern ist genauso trocken wie ihr Rand. Und mein Magen leistet vernehmlich Widerstand, die nach Maschinenöl schmeckende Masse bei sich zu behalten. Da hat wohl jemand beim Einfetten was verwechselt.

Man sollte sich von Automechanikern keine Torte wünschen…
*********rlust Mann
2.972 Beiträge
@*****a99 : und ich dachte immer, auch der gute Wille zählt.
erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.575 Beiträge
Dann doch lieber liebevoll selbst eingekauft *ggg*
*******Dom Mann
4.851 Beiträge
Liebevoll einkaufen also … *nachdenk*

⛓️ Das stelle ich mir gerade bildlich vor und finde mich ganz woanders wieder. ⛓️

Aber spannend ist das schon. 🧐
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