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Geschichtenspiel Teil 45

*********cht76 Mann
894 Beiträge
*lol* Super, @*****ida!
*********ested Mann
435 Beiträge
Außer Gefecht
Es begann am Mittwoch, den Ersten Mai, um 9:38 Uhr. Im Nachhinein glaubten alle Befragten, dass sie ein leises Geräusch wahrgenommen hatten. Vergleicht man die Aussagen, war es wohl eine Mischung aus einem Sirren und einem Flattern. Anscheinend so unterschwellig, dass es keine der befragten Personen selbständig erwähnte, aber sich erstaunlicherweise alle, auf gezielte Nachfrage, daran erinnern konnten und es fast identisch beschrieben.

Vier Stunden vor diesem Ereignis erwachte er. Selten hatte er so viel Mühe gehabt, Morpheus' Armen zu entfliehen. Es war ein harter Kampf, ein Ringen um jeden Schritt, dem Reich des Schlafes zu entrinnen. Er konnte sich auch an keine Träume erinnern. Dies war eigenartig, denn normalerweise war er ein lebhafter Träumer. Er liebte es, müde von getaner Arbeit ins Bett zu sinken, zu schlafen und zu träumen. Diesmal jedoch war es anders. Es fühlte sich an, als hätte er sehr, sehr lange geschlafen.

Als ihm die Kanüle in seinem rechten Arm bewusst wurde, war er fassungslos. Irgendjemand hatte dafür gesorgt, ihn nicht aufwachen zu lassen. Dass er überhaupt erwacht war, schien er nur dem Umstand zu verdanken, dass ein leerer Tropf an einem Halter neben seinem Himmelbett baumelte. Dieser jemand hatte nicht für ausreichenden Nachschub gesorgt. Doch wer war es, der ihn aus dem Verkehr gezogen und sich die Mühe gemacht hatte, ihn unter Drogen zu setzen? Kopfschüttelnd zog er die Kanüle aus der Vene und schwang die Beine aus dem Bett. Es war ein gutes Gefühl, wieder wach zu sein, und als er nackt, über den kalten Marmor ins Bad wanderte, fing ein Spiegel seinen Blick. Zumindest hatte dieser Schlaf seiner Form nicht geschadet. Selbstverliebt blieb er einen Moment stehen und drehte sich leicht, um sich von allen Seiten zu betrachten. Hach, sein Muskeltonus war perfekt. Dies stimmte ihn ein wenig versöhnlicher, denn der perfekte Zustand seines Körpers war ihm schon immer wichtig gewesen. Doch was zur Hölle ging hier vor?

Die aktuellen Ermittlungen kennen eine Indexpatientin. Unsere Patientin Null ist Olivia A. aus München. Sie kann sich als Einzige genauer an das Sirren erinnern. Aus ihrer Sicht gefolgt von einem leichten Stechen in der Herzgegend. Da sie zufällig gerade auf die Küchenuhr blickte, wissen wir auch die Uhrzeit dieses Ereignisses. Ihr wurde ein wenig übel. Wir denken, das Herzstechen war ziemlich sicher eine Folge des vierten Espressos, den sie an diesem Morgen, nach einem fantastischen Tanz in den Mai, wirklich brauchte.

Nach einer ausgiebigen Dusche fühlte er sich fantastisch, was wahrscheinlich auch daran lag, dass er dadurch den nötigen Abstand zum Moment des Erwachens und der absurden Situation mit dem Tropf bekam. In ihm keimte ein Verdacht, wer der Initiator hinter dieser unglaublichen Aktion war. Erstaunlich war nur, dass der Einzige, dem er zutraute, nicht den nötigen Anstand zu besitzen, sich an ihm zu vergreifen, eigentlich unter die Kontrolle des Vorstands gesetzt worden war. Doch wer sonst sollte seine Arbeit für gefährlich genug halten, um ihn außer Gefecht zu setzen? Außerdem hatte er, seit seinem Aufstand gegen den Chef, immer wieder durch Pläne zum Umsturz geglänzt.

Olivia A. jedenfalls setzte sich wegen der leichten Übelkeit erst einmal auf die Couch. Ihr war auch ein wenig schwummerig, aber nach zehnmal tiefen Durchatmen mit O-förmigen Lippen gab sich die Übelkeit und stattdessen stellte sich ein Wärmegefühl ein. Symptome, die, zumindest so ähnlich, auch von anderen Betroffenen geschildert wurden. Auf jeden Fall war dies der Beginn eines Hochgefühls, das sie veranlasste, ihr schönes neues Kleid und diese leicht verruchten Schuhe anzuziehen, um das Haus zu verlassen. Nachforschungen ergaben, dass nur ganz wenige, nach diesem Wärmegefühl, zuhause geblieben waren.

Er zog sich an und sinnierte noch über unterschiedliche Frühstücksvarianten, als sein Blick auf seine Waffe fiel. Fast sofort begann es in seinen Fingern zu kribbeln und die Kalorienaufnahme ging im wilden Rauschen seiner Gedanken verloren. Deshalb hatten sie ihn außer Gefecht gesetzt. Diese Idioten hätten sie besser wegräumen sollen, aber wahrscheinlich hatte sich niemand getraut, sie anzufassen. Seine Hände begannen zu zittern und eine innere Unruhe wurde erst immer größer und schließlich unbezwingbar. Er griff wie in Trance nach seiner Waffe. Er würde ihnen zeigen, was es hieß, ihn an seiner Arbeit zu hindern. Eins war auch klar, diese Misanthropen würden sich noch göttlichen Beistand wünschen, wenn er über sie kam wie die sieben Plagen. Diesen Verrückten musste Einhalt geboten werden und ihrem Chef umso mehr.

Vielleicht war es eben dieser Überschwang gewesen, vielleicht auch die daraus resultierende Überdosierung oder der lange Schlaf, aber wenn er etwas anpackte, dann mit Elan. Außerdem stellte er fest, dass sie ihn wohl länger ausgeknockt hatten als vermutet. Der alte Sack von Luzifer hatte es wieder einmal geschafft, eine Gruppe zerstörerischer Geister um sich zu scharen. Ihn würde er sich zuerst schnappen und dann bei diesen Brandstiftern seinen Einstand geben. Eine Welt ohne Liebe war undenkbar und Kriege sowie Diktaturen zeigten ihm, was passierte, wenn er nicht da war.

Ein weiterer Pfeil verließ die Sehne seines Bogens mit einem kaum zu hörenden Sirren. Dieser alte Stinkstiefel von Kommissar sollte auch wieder erleben, wie sich wahre Liebe anfühlt. Es war Zeit, sein Herz mit der gleichen Wärme zu füllen, wie das von dieser Olivia A. Bei ihr hatte er vielleicht ein wenig zu viel Schmackes hinter den Pfeil gelegt. Übelkeit sollte sich wirklich nicht einstellen, wenn er seinen Job richtig machte.

Gerade wollte er seine Flügel ausbreiten, um zur nächsten zu fliegen, als sein Blick in den Spiegel fiel. Keine Ahnung, warum diese Menschen ihn, Armor so gerne als Putto darstellten. Ein gestählter Körper und mächtige Schwingen waren doch mehr als sexy.

© Moreinterested
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung, lieber @*********ested ? Wenn Olivia A. und der Kommissar beide von Amors Pfeil getroffen wurden, könnte es spannend werden! *fernglas*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
8-Wörter-Spiel
Abstand
Anstand
Aufstand
Beistand
Einstand
Umstand
Vorstand
Zustand

Die Kolumbus-Hypothese

Özdemir (träumerisch)
Du kennst doch die Monarchfalter?

Carla (im Halbschlaf)
Diese Schmetterlinge, die Tausende von Kilometer fliegen?

Özdemir (umfasst sie fester)
Genau die. Entlang der Ostküste der USA sind sie in neu entpupptem Zustand unfassbar lange Strecken unterwegs.

Carla (kuschelt sich an ihn)
Sind sie nicht mit Abstand die am weitesten fliegenden Schmetterlinge des Globus? Obwohl das einzelne Individuum nur sechs Wochen lebt?

Özdemir (streicht mit dem Finger ihre Augenbrauen entlang)
So ist es. Das können sie aber nur leisten mit dem Beistand der Spezies Homo Sapiens.

Carla (richtet sich auf)
Was meinst du? Welcher Umstand menschlicher Tätigkeit könnte ihnen nützen?

Özdemir (lässt eine ihrer Haarsträhnen durch seine Finger gleiten)
Es gibt da einen Lepideropterologen, Richard Irwin Vane-Wright, wenn ich mich recht erinnere, der hat fast einen Aufstand der Schmetterlingskundler verursacht, als er postuliert hat, dass sich der Monarchfalter in Nordamerika erst nach der Besiedlung Nordamerikas durch die europäischen Siedler stark vermehrt und ausbreitet hat.

Carla (kuschelt sich in seinem Arm zurecht)
War dieser Richard Soundso denn damals nicht im Vorstand der Schmetterlingsforschungsgesellschaft?

Özdemir (überrascht)
Das weißt du? Tatsächlich hat er die These vertreten, dass die starken Abholzungen die Voraussetzungen für die Wanderbewegungen der Falter geschaffen haben.

Carla (bläst ihm ins Ohr)
Ist doch logisch, oder? Mit dem Vortrag über die Wanderbewegungen der Monarchfalter hat er ja damals seinen Einstand in diesen illustren Club gegeben.

Özdemir (lächelnd)
Kann man dir eigentlich überhaupt mal was Neues erzählen?

Carla (schlingt die Arme um seinen Hals)
Mit einigem Anstand könntest du zugeben, dass das Vorbild der Monarchfalter uns Menschen dazu inspirieren könnte, in der Raumfahrt ähnlich groß zu denken.

Özdemir (vergräbt sein Gesicht in ihrem Haar)
Du meinst, eine Generation fliegt hin …

Carla (zieht ihn an sich)
… und die nächste fliegt zurück.

Özdemir
Du bist verrückt.

Carla
Du aber auch.
Monarchfalter (Quelle: Wikipedia)
Me 2
*********ld63 Frau
8.545 Beiträge
@**********gosto, seit wann kuschelt Carla den mit Özdemir? *huch* Das sind ja Entwicklungen! *lol*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
@*********ld63
Carla Reemtsma hat schon früher mit Cem Özdemir gekuschelt. Das wurde aber zeitweise überstrahlt durch ihre heftige Leidenschaft für den Countertenor Valer Sabadus und ihre starke Anhänglichkeit an unseren Buch Van Staben. *love*
*********nd_69 Frau
7.515 Beiträge
Ich finde polyamore Kuscheleien ja sehr bereichernd. Für alle Kuschler.
Aber hoffentlich kommt van Staben gut da raus...
*****e_M Frau
8.534 Beiträge
@**********gosto

Valer Barna-Sabadus hast Du unter Vertrag, boah! Fällt mir erst eben auf, riesengrosses Kompliment!!!

Mit Countertenören zu kuscheln ist einfach mega👍🏼👍🏼👍🏼
*********cht76 Mann
894 Beiträge
Zitat von *****e_M:
@**********gosto

Valer Barna-Sabadus hast Du unter Vertrag, boah! Fällt mir erst eben auf, riesengrosses Kompliment!!!

Mit Countertenören zu kuscheln ist einfach mega👍🏼👍🏼👍🏼

Hast Du das schon ausprobiert, @*****e_M?
*****e_M Frau
8.534 Beiträge
@*********cht76

Ja, während meines Gesangsunterrichtes an der Oper vor langer Zeit…🤩
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Acht neue Wörter
• mitfiebern
• durchatmen
• Farbtupfer
• Leichtfüßigkeit
• butterweich
• jammerschade
• zeitlos
• streitlustig

Von mir zu euch! Viel Spaß beim Verwursteln!
Eure Luccio *hexe*
*********cht76 Mann
894 Beiträge
War die *hexe* in Deinem Gruß ein Hinweis, @**********gosto? Nun, dann mache ich eben den Anfang *lach*:

mitfiebern
durchatmen
Farbtupfer
Leichtfüßigkeit
butterweich
jammerschade
zeitlos
streitlustig

„Sally, kannst du mich hören?“

„Erdgöttin, bist du das? Was willst du von mir? Ich versuche zu schlafen! Es ist mitten in der Nacht. Wie spät ist es überhaupt?“

„Es ist die zeitlose Tiefschlafphase. Genau der perfekte Augenblick für eine Unterredung mit dir, meine kleine Schalttagshexe. Atme ruhig durch. Ich bin tief in deiner Seele drin. Du schläfst einfach weiter, während wir uns unterhalten und ich hier etwas aufräume. Es wäre doch wirklich jammerschade, wenn so eine talentierte Hexe wie du diesen ganzen nichtmagischen Müll ständig mit sich herumschleppen müsste. Ich räume hier die Stunden und Minuten, die Meilen und Unzen in die Abstellkammer deiner Seele. Die kannst du immer herausholen, wenn du sie mal brauchst, aber für deine Ausbildung brauchst du dein Verständnis der magischen Maße. Ich stelle es dir ganz vorn hin, damit du nicht lange herumzukramen brauchst.“

„Ich dachte, man braucht diese Pilze, um mit dir in Kontakt zu treten?“

„So ein Quatsch, ich besuche meine Hexen, wann und wo ich will. Du wirst in nächster Zeit noch öfter mit mir zu tun bekommen, meine Liebe.“

„Was ist mit Schwarzer Kojote? Hast du ihn auch geschickt?“

„Nein, Sally. Die Liebe ist eine Macht, die so groß ist, dass ich sie nicht beeinflussen kann. Aber ich kann dir sagen, dass ihr zusammengehört. Ich habe ihn mit seiner Leichtfüßigkeit gesegnet. Ohne sie wärest du nicht so butterweich im Sand gelandet. Habt viel Spaß miteinander und tut, was immer ihr für richtig haltet. Ich vertraue euch da. Aber denk daran, dich nicht zu überhexen! Das ist ganz wichtig, da hatte Altyssa recht.“

„Darf ich dich noch etwas fragen, Große Erdgöttin?“

„Nur zu, Süße, dafür bin ich doch da!“

„Warum offenbarst du dich der streitlustigen Jenny nicht?“

„Ach die, die soll sich noch etwas gedulden. Schließlich spielt sie in den Geschichten über dich nur eine Nebenrolle, sie ist ein Farbtupfer sozusagen. Ostseensucht76 wird davon bestimmt auch irgendwann noch schreiben.“

„Wer bitte ist denn das schon wieder? Und Geschichten über mich? Mach mir keine Angst!“

„Das ist nichts Schlimmes, Sally, mein Schätzchen. Lass dir das einmal von deiner Freundin Frances erzählen. Du hast doch mitbekommen, wie sie plötzlich wusste, wie das Wort woke in hundert Jahren verwendet werden wird. Ich habe sie mit der Gabe von Zukunftsvisionen ausgestattet. Deshalb darf sie mit in eure Begabtenförderklasse. Frances kann dir bestimmt erzählen, wie in 168 Jahren einige Mitglieder einer Kurzgeschichtengruppe Woche für Woche mit euch mitfiebern werden!“

„Und Deborah, hat sie auch eine Spezialgabe?“

„Selbstverständlich, aber einige Dinge musst Du auch selber herausfinden. Ich muss weiter, denn ich muss mich schließlich auch um die anderen Hexen kümmern. In neun Weilen und sechsundsechzig Bisschen wirst du aufwachen und wirst dich an jedes Detail unserer Unterhaltung erinnern können. Bis dahin wünsche ich dir noch einige wunderschöne Träume! Bis zum nächsten Mal!“
*******nd29 Mann
734 Beiträge
• mitfiebern
• durchatmen
• Farbtupfer
• Leichtfüßigkeit
• butterweich
• jammerschade
• zeitlos
• streitlustig


Der Weg zur Utopie

Es wäre weniger schwierig, die Dummheit zu ertragen, wenn es nicht einige Bauernschlaue gäbe, die davon profitieren würden. Auch Armut wäre weniger dramatisch, wenn nicht ausgefuchste Kapitalisten ihren Wohlstand auf den Schultern der Ärmsten aufbauen würden. Es ist jammerschade, dass es an butterweicher Leichtfüßigkeit mangelt, die allen ihren Frieden ließe und jedem die Zeit zum Durchatmen lassen würde.
Nun ist es trist, drüber zu jammern und es ist eine banale Erkenntnis, dass die Welt problembehaftet ist. Schlechte Nachrichten gibt es jeden Tag, und wenn etwas gut läuft, ist das selten eine Nachricht wert. Untergangsszenarien sind zeitlos und immer wiederkehrend. Hin und wieder entwerfen hoffnungsfrohe Menschen aber auch Utopien. Die Fantasie ist der Farbtupfer, der unsere Welt bereichert.
Bei der Vorstellung von einer gerechten Welt und der Ausrottung jeglicher Krankheiten kann ich nur mitfiebern. In Religionen wird das gerne als Himmel oder Paradies bezeichnet. Leider wird über den Weg dahin und die Details der Ausgestaltung sehr streitlustig verhandelt. Am Ende wäre aber Einigkeit auch nicht das Gelbe von Ei, weil langweilig. Einheitsbrei ist demnach auch nicht erstrebenswert. Ohne Höhen und Tiefen kommt man auch nicht zur Zufriedenheit.
Somit will ich hiermit ein Loblied für das Jammertal anstimmen, denn nur durch den Schmerz der Tiefe kann man nachfolgend auch wieder ein ausschweifendes Hochgefühl erleben.
*******o_F Mann
3.202 Beiträge
mitfiebern
durchatmen
Farbtupfer
Leichtfüßigkeit
butterweich
jammerschade
zeitlos
streitlustig


Der Zug fuhr pünktlich ab. Immerhin. An dieser Stelle konnte ich durchatmen. Die Zugfahrt war lebensnotwendig. Am Ende der Reise, am Ziel, würde mein Leben eine solch dramatische Wendung nehmen, dass ein neues Leben anfangen würde. Beinahe könnte man sagen, dass es die wichtigste Reise meines Lebens war. Entsprechend butterweich waren meine Knie. Ich war unglaublich aufgeregt, hatte Angst, dass der Zug eine Verspätung haben würde. Oh mein Gott, was wäre, wenn ich zu spät käme?

Die Zugfahrt dauerte ewig.
Ich erzählte meinen Mitreisenden, wie wichtig es sei, dass ich zu einer bestimmten Uhrzeit an einem konkreten Punkt stehen würde. Am Ende der Fahrt. Alle fieberten mit. Es wäre wirklich jammerschade, wenn ich diese Chance verpassen würde, meinten alle.

Plötzlich stoppte der Zug.
Eine Weiche wäre falsch gestellt worden, daher sei der Zug in die falsche Richtung unterwegs, informierte uns eine teilnahmslose Stimme. Der Zugführer würde jetzt den ganzen Zug entlang laufen um die Lok am anderen Ende des ICEs in Betrieb zu nehmen. Niemand dürfe ihn ansprechen, da der Zeitverlust sonst noch größer werden würde. Ich saß in der Nähe der Lok und sah von weitem den Fahrer mit kleinen trippelnden Schritten auf mich zukommen. Seine Leichtfüßigkeit machte mich aggressiv. Adrenalin durchströmte meinen Körper. Streitlustig sprang ich mit geballten Fäusten auf, doch meine Mitreisenden drückten mich wieder sanft auf meinen Sitz. Redeten beruhigend auf mich ein.

Ich schloss meine Augen. Versuchte ruhig zu atmen. Bitte, bitte, lass den dämlichen Zug endlich wieder weiterfahren. Es ruckelte. Wir setzten uns wieder in Bewegung. Wir fuhren. Ich war erleichtert. Bitte fahre, gib Gas..
Und stoppten. Verzweiflung erfasste mich.

„Nun sind wir sind wieder an dem Bahnhof eingetroffen, an dem wir uns verfahren haben“, teilte uns die gleiche Stimme mit, teilnahmslos, als würde sie den Wetterbericht von gestern vorlesen. Der Lokführer würde jetzt wieder zu der ursprünglichen Lok zurückkehren. Auch jetzt bitte ihn nicht ansprechen. Dann würden wir unsere Fahrt fortsetzen.

Ich fiel in ein Loch. Zeitlos. Konnten nicht alle Uhren einfach zurückgestellt werden? Wenigstens kurz einfach mal stehen bleiben?
Warum konnte sich ein Zug verfahren?
Der Schaffner kam. Ich wollte ihn mir vorknöpfen. Wollte aufspringen. Hatte sich der Weichensteller vielleicht schon so sehr über das geänderte Cannabisgesetz gefreut?

Der Schaffner schaute mich freundlich an. Glaubte, mir einen Farbtupfer in mein Leben zu bringen, als er meinte, wir alle müssten nicht nachzahlen, obwohl wir nun länger die Dienste der Bahn beanspruchen würden, länger und weiter gefahren seien. Sogar den Strom, den wir alle nun zusätzlich verbrauchen würden, müssten wir nicht erstatten.

Er klopfte mir freundlich auf die Schulter, drehte sich um und ging seines Weges.
So hatte ich das noch nie gesehen.
*******o_F Mann
3.202 Beiträge
Heute durfte ich tatsächlich erleben, dass sich ein ICE von Frankfurt/ Main nach Berlin verfahren kann.

Das gibt es wirklich.
**********silon
6.628 Beiträge
Modschekiebchen
„Wenn du dir noch einmal wünschelst, dass du lieber ein Pirat wärst anstatt eines Marienkäfers, sag ich der Mutti Bescheid, dass sie dich das nächste Mal mit nem Kartoffelsack gekleidet herumlaufen lassen soll“, lächelte Lynn finster seine Lisa an und verschränkte dabei die Arme vor seiner Brust.
Er persönlich fand diese Faschingszeit an sich völlig überzogen, doch ihn hatte niemand nach seiner Meinung gefragt, als sie losgezogen waren, um dem Kinde ein Kostüm zu organisieren oder vielmehr selbst zu nähen. Denn damals wurde noch die Nadel mit ihrem Garn bemüht, um den Stoff aus den Geschichten der Kindermärchen von Tausend und einer Nacht zusammenzunähen und manchmal diesen auch zuerst zu weben.

Lisa war damals vier Jahre alt gewesen, als sie die Mutter mit dieser Verkleidung beglückt hatte und Lynn erinnerte sich nur noch sehr vage daran, dass er sich zu jener Zeit darin gar nicht wohl gefühlt hatte. Und er vermutete, dass seine Füße schon damals nicht in diese Schuhe passten. Aber es waren eben rote Schuhe, und es waren die einzigen dieser Art, die für Lisas Einlagen geeignet waren. Man hatte eben nicht so die Auswahl im Schaufenster wie heute. Selbst die inoffizielle Bückware gab das oft nicht her.

Lynn atmete tief durch, bevor er losmarschierte, um seiner Lisa zumindest symbolisch passenderes Schuhwerk zu besorgen. Und er betete dafür, dass sie dann leichtfüßiger durchs Leben gehen und vielleicht sogar würde tanzen können.
Klar, er hatte gut Reden, denn er war längst erwachsen und demzufolge schon große Gruppe und brauchte deshalb auch nicht mehr auf die Mutti zu hören, wenn sie mal wieder etwas an ihn herantrug und ihn ungefragt beratschlagen wollte. Und so hätte er theoretisch die Leichtfüßigkeit in Person sein können, doch auch er hatte heutzutage sein Problem mit dem Modschekiebchen von damals.
Er wusste nämlich partout nicht mehr, ob er den Preis fürs unbeliebteste Kostüm gewonnen hatte oder ob den nicht doch der Nachbarsjunge von schräg gegenüber bekommen hatte. Eben für das Piratenkostüm, was noch in den Umzugskartons eingemottet gewesen war, weil die Nachbarsfamilie gerade erst neu in die Stadt gezogen war.

Lynn dachte: „Ja, Pirat müsste man sein. Dann würden alle butterweiche Knie bekommen, wenn wir ihnen nur tief in die Augen schauten, um sie von den losen Wimpern dieser Tage zu befreien. Dann würden alle kreischen, wenn sie den Enterhaken an meinem Arm sähen und würden mir mein Seemannsgarn vom draufgängerischen Mann abkaufen“, fuhren seine Gedanken automatisch fort.
„Jaha, ein Pirat sein, das wär‘s jetzt“, wiederholten Lynn im Stillen. „Immer eine handbreit Wasser unterm Kiel zu haben, wenn die Staatsmacht sich zu Wort meldet. Und niemand kann mir dann was, denn ich wäre dann schließlich der Freibeuter, vor dem sich die Leute nach jedem seiner Beutezüge in die Hosen machen würden, nur um mir vor Schreck n Häufchen Golddukaten in meine Home-Zone zu scheißen“.

Und Lyn lachte laut auf. Er fieberte mit seinen wilden Gedankenexperimenten mit und suchte dabei ganz automatisch mit seinen Blicken den Himmel nach eventuellen Farbtupfern ab. Vielleicht ein Luftfrachtschiff zur hohen See? Oder ein Kanonen-Enterer im Ballonbetrieb?
So genau wusste er das nicht, als er schließlich am Horizont eine rötliche Wolke sich mit dem Wind schnell in seine Richtung bewegen sah. Erst viel zu spät realisierte er, dass es die Prinzessinnengarde war, die hoch zu Ross auf ihren geflügelten Marienkäferpferden saßen und mit ihren Jagdhörnern dem Waldschrat einen Marsch bliesen.

„Schade“, dachte Lynn. „Jammerschade, dass ich nicht mehr weiß, wo Lisas Marienkäferchenkostüm letzten Endes abgeblieben ist. Denn jetzt wäre ich schon ganz gern eins dieser Schlachtrösser mit dem roten, schwarz gepunkteten Frack, die für ihre Prinzessinnen zu Felde zogen, nämlich um mich klein zu kriegen. Mich und meine Eselei der Sturheit.“

Der Augenblick, als die Marienkäfer bei ihm eintrafen war zeitlos und erschien Lynn fast heilig. Und das obwohl ihn diese Käfer mit ihren sieben Augen streitlustig umkreisten und immer engere Bahnen um ihn herumzogen. Bis sich schlussendlich die kleine Lisa in ihm zu Wort meldete und schüchtern verkündete, dass sie nun doch ganz gern ein Modschekiebchen wäre und dann vermutlich auch bleiben wollen möge.
Und Lynn dachte sich dabei, dass dies eh viel besser sei, als n Pirat zu sein und den Leuten Angst und Schrecken einzujagen. Denn Golddukaten alleine machten nicht glücklich. Und überhaupt, wer bitte hatte denn schon einen roten Frack in seinem Schrank zu hängen, der mit schwarzen Punkten verziert war? Der im Prinzip seit Generationen von Prinzessinnen auch noch bei Hofe der Erleuchtschaften ausdrücklich erwünscht war? Zum Beispiel weil es nachgewiesener Maßen Glück brachte?

So grinste Lynn sich eins, als er das vergilbte Foto in den Händen hielt, auf dem Lisa als Modschekiebchen verkleidet zu sehen war. Seine Freundin hatte ihn daraufhin angesprochen gehabt, um damit unumwunden zu sagen: „The same think … Damals als wir noch jung gewesen sind.“


© CRSK, LE, 05/2024



Die 8 reizenden Worte für diese Woche
  • • mitfiebern
  • • durchatmen
  • • Farbtupfer
  • • Leichtfüßigkeit
  • • butterweich
  • • jammerschade
  • • zeitlos
  • • streitlustig

alle bilder KI-generiert (copilot)
*****ove Mann
238 Beiträge
Haushaltshelfer
Heute morgen, als ich aufgewacht bin, hat mich mein Staubsauger bedroht! Unglaublich? Aber wahr!
Kaum hatten sich die verklebten Lider mühsam nach oben gekämpft und die noch im Halbschlaf befindlichen Finger die trockenen Augen halbwegs wach gerieben, sprangen mich seine streitlustigen Worte aus der Ecke hinterlistig an: "Steh auf, Du fauler Sack! Weißt Du eigentlich, wie lange ich hier schon parat stehe, um diese picksenden Krümel unter deinem Esstisch aufzusaugen? Letzte Woche waren sie wohl noch butterweich und fielen kaum auf, wenn sie sich an den Unterseiten deiner stinkenden Socken angeklammert und ins Bad haben tragen lassen. Apropopo Sack - den meinigen könntest Du auch mal wieder leeren!"

Ächzend richtete ich mich auf. Hoffend, dass ich wenigstens noch in Ruhe Duschen kann, bevor sämtliche anderen Mitbewohner anfingen, mir mit Vorwürfen den Rest an Leichtfüßigkeit zu rauben, den ich mir in Anbetracht des heutigen Dates vorgenommen hatte.

Sonja, die Neue im Büro, die Schöne, der lang vermisste Farbtupfer, der nicht nur meinem trüben Alltag etwas Farbe schenken und meinen schlaffen Lenden wieder etwas mehr Schwung verleihen soll, hatte mir mit einem zuckersüßen Lächeln zugesagt. Schon bei der Erinnerung daran strömte ungewohnte Lebenskraft bis in meine noch ungekämmten Haarspitzen.

"Jaja", rief der Fön, "Wenn ich mir deine Bürste so anschaue, würde es mich nicht wundern, wenn da demnächst Kresse herauswüchse!" "Die wächst eher bei mir raus!" keifte die Zahnbürste, " oder ich ertrinke vorher im Glas!" Aus der Küche röchelt die Kaffeemaschine: "Bitte entkalken - bitte sooooofort entkalken!" Okay - das wäre mehr als jammerschade, wenn die treue Seele von Kaffeemaschine gerade jetzt den Geist aufgäbe. Zwar gehe ich nicht davon aus, dass mir Sonja gleich am ersten Abend bis hierher auf den Fersen bleibt, geschweige denn zum Frühstück, doch auch alleine käme der Beginn des Tages ohne Kaffee einem Supergau gleich. Also Entkalker auf die Einkaufsliste ganz oben, einmal kräftig durchatmen und rein in die Puschen!

Die Nervensägen habe ja Recht! Zwar kann ich auf ihr Mitfiebern bei Frauenbesuch gut verzichten, doch wenn ich mich so in meiner zeitlosen Unordnung umschaue, verstehe ich, dass sie protestieren. Als Soja würde ich sogar auf einem Higheel umdrehen und mir in der nächsten Bar einen ansaufen.

Soweit wird es nicht kommen, ihr Lieben! Den Triumph gönne ich euch nicht.
Was? Staubsaugerbeutel? - Stimmt, die müssen auch auf den Zettel!
Me 2
*********ld63 Frau
8.545 Beiträge
@*****ove - köstlich, deine Haushaltshelfer! *haumichwech*
Viel Glück dem Prota beim Date! *date* *vielglueck* *zwinker*
Profilbild
*******ert Frau
1.653 Beiträge
Tolle Geschichte @*****ove, bei mir stehen jetzt Staubsaugerknebel ganz oben auf der Einkaufsliste, damit das hier nicht auch losgeht. *mrgreen*
*******o_F Mann
3.202 Beiträge
@*****ove einfach toll geschrieben. Wunderschön.
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Ich komm mit Lesen nicht nach *snief*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
1. Mai
Ich erwache neben ihr. Wir schlafen immer noch ohne Abstand. Auf einem 140 cm Bett. Nach so vielen Jahren. Irre. Ich liebe es, meinen Körper an ihren Rücken anzuschmiegen. Ihre Haut mit den Händen zu spüren. Sie schläft immer viel tiefer und fester als ich.

Ich stehe auf. Schlurfe in die Küche, um meine Medikamente für Herz und Blutdruck zu nehmen. 9:30 Uhr ist schon sehr spät für mich. Sonst treibt mich die senile Bettflucht bereits zwischen 5:30 und 6:00 aus dem Bett. Ein Umstand, der stets dazu führt, dass die Spülmaschine ausgeräumt und die Kaffeemaschine angewärmt ist, bevor sie sich aus dem Bett quält. Ich bringe ihr den Kaffee ans Bett. Berühre sie lüstern. Sie lächelt. Sie zuckt. Es kribbelt. Wir heben uns die Geilheit für später auf. Das junge Ding und der alte Mann. Wie schön für mich, dass es überhaupt noch Geilheit gibt.
Ihre Kinder machen keine Aufstand. Einer schläft noch. Der andere hat das Wohnzimmer besetzt, um sich Asterix auf KIKA reinzuziehen. Tablets und Handy sind versteckt. Die gibt es erst später, nach dem Medikinet. Eigentlich wäre ich jetzt im Wohnzimmer, um am Schreibtisch in der Ecke Mails zu checken. Ich gehe wieder ins Schlafzimmer, um mich nochmal anzukuscheln.
Wir frühstücken alle gemeinsam. Wo meine bereits erwachsenen Söhne sind – keine Ahnung. Sie führen ihr eigenes Leben. Gut so. Ihre Kinder machen mit etwas Beistand von Muttern die Omelettes. Heute mal kein Terror. Obwohl – die Hausaufgaben sind noch nicht gemacht.
Ich mache meine Hausaufgaben. Buchhaltung für meine selbständige Tätigkeit. Während die Angestellten den Tag der Gewerkschaften feiern oder demonstrieren, muss ich mir viel Arbeit machen, nur um dem Staat Geld überweisen zu dürfen. Dabei habe ich mittlerweile einen angestellten Nebenjob und sollte jetzt bei den Arbeitern auf der Straße sein. Schließlich haben diese Leute von der FDP keinen Anstand. Da sagt doch tatsächlich einer im Netz, die auf dem Fahrrad könnten sich, dank grüner Ideologie, alles erlauben. Ich kontere damit, dass nicht jeder ein FDP-Mitglied ist und sich den Zweit-Porsche leisten kann. Fahrradfahren ist einfach nur der Mangel am Zweitwagen. Weil zwei arbeiten müssen, um bei dieser Inflation einen Haushalt führen zu können. Viel Arbeit, nichts übrig. Ich muss noch meinen Einstand bei der neuen Arbeit zahlen. Vielleicht nach dem ersten Gehalt.

Formulare für die neue Arbeit muss ich auch ausfüllen. Unter anderem Angaben zu meinen Kindern, inklusive der Geburtsurkunden. Wie verrückt ist das? Das Finanzamt und die Krankenkasse wissen doch seit Jahren, dass ich Kinder habe. Wenn es um Bürokratie in Deutschland geht, gerate ich schnell in den Zustand der Resignation. Es gibt Länder im Baltikum, die überweisen ihren Bürgern das Kindergeld einen Tag nach der Geburt. Ohne Anträge, ohne Unterschriften, ohne Behördengänge. Hierzulande müssen Bürger erst mal beweisen, dass sie wirklich Eltern geworden sind.

Ich fahre ins Büro, muss noch ein paar Sachen für morgen holen. Auf dem Rückweg am Bahnhofskiosk vorbei. Auf der Bank davor sitzt ein Mensch, grauer Bart, graues, zotteliges Haar, graue, vergammelte Schimanski-Jacke. Er brabbelt etwas von „Vaterlandsverräter“, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Trulla ihm gegenüber wirklich zuhört. Sie schwankt. Wen er mit dem Vaterlandsverräter meint, will ich gar nicht wissen.

Später fahren wir im Auto zu einem Freund. Wir werden auf der Landstraße überholt, trotz Tempolimit. Der Überholende fährt gegen die Fahrtrichtung weiter, bis er links abbiegt. Ich meine, da hätte nur einer rausfahren wollen, der gewohnheitsmäßig nur nach links schaut, weil von rechts ja eigentlich niemand kommen darf. Bumm. Ok, alles nochmal gut gegangen, aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, manche halten die Verkehrsregeln für Vorschriften, die nur für 'Schlafschafe' gemacht wurden. Unter dem Motto: „Was erlauben die da oben sich, mir zu sagen, wie ich fahren darf?“ Manche Regeln haben aber doch Sinn, oder?

Meine Liebe fährt mit ihren Kinder weiter, zum Haus des Ex-Manns, sie leben das Nestmodell. Sie wird dort im Gästezimmer übernachten.
Der gemeinsame Freund ist betrunken und redet wirres Zeug. In seiner Küche fehlt der Herd. Seine Freundin ist ausgezogen. Eine tröstende Umarmung, ich gehe weiter.

Im Biergarten meiner Stammkneipe ein Schild auf dem Tisch: „Wir sind dagegen, dass in unserem Biergarten Haschisch konsumiert wird. Wir halten nichts davon!“ Damals, vor 35 Jahren, habe ich genau an diesem Ort gekifft. Damals war es noch illegal. Seit es legal ist, wird mehr über die Gefahren von Cannabis geredet, als es jemals der Fall war - während am ersten Mai die halbe Nation, in betrunkenem Zustand, die sonst so ruhigen Fahrradwege mit E-Bikes unsicher macht.

Wäre ich jetzt noch Vereinsvorstand, müsste ich mich um irgendein Fest kümmern. Bin ich aber nicht mehr. Gemeinnützigkeit ist gut, aber wenn es zur Allgemeinausnützigkeit mutiert, wird es ungesund. Der Mensch lebt in einer allgemeinen Erwartungshaltung des Nehmens. Geben ist Vergangenheit.

Ich fahre mit dem Zug zurück. „Auf-Achse-Ticket“, sehr günstig. Allerdings muss man sich auf Bahn.de lange durch das Chaos scrollen, bis man es findet. Man muss es sich ausdrucken. Papier im digitalen Zeitalter. Zuhause am Bahnhofskiosk sitzt der Vaterlandsverräter immer noch, inzwischen allein und verraten.

Wie gerne würde ich in dieser lauen Nacht bei einem Rockkonzert mitfiebern, einfach mal durchatmen und die Farbtupfer der Lightshow die Netzhäute meiner Augen betören lassen. Die Knie butterweich und mit Leichtfüßigkeit über eine nebelfeuchte Wiese tanzen. Es ist jammerschade, dass es kaum noch Konzerte gibt und heute die KI den Äther der Rundfunkstationen füllt. Die Lust auf gute Partys ist zeitlos und vieles erfüllt mich mit Zorn, doch ich bin nicht mehr streitlustig genug, um Stress zu machen.

Ein gutes Buch im Bett ist ja auch schön. Ich nehme die Pillen gegen das Cholesterin.


© by impotentia

Abstand
Anstand
Aufstand
Beistand
Einstand
Umstand
Vorstand
Zustand

mitfiebern
durchatmen
Farbtupfer
Leichtfüßigkeit
butterweich
jammerschade
zeitlos
streitlustig

(Am 1. Mai bin ich nicht mit diesem "Tagebucheintrag" nicht fertig geworden. darum heute noch die neuen Acht drangehängt um ab damit)
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*******ert Frau
1.653 Beiträge
Saugut geschrieben. Meine Likes sind bereits aus dabei hat der neue Tag gerade erst begonnen und ich hab noch garkeins verbraucht, daher auf diesem Wege.
Oid wean is a Hund, wie der Wiener sagt. Ich liebe deine melancholischen Texte.
Die einzige Stelle die mich aufbegehren läßt ist die, in der dieser Verkehrsrowdy mit einem Demonstranten gegen die Corona-Auflagen gleichgesetzt wird (indem man ihm unterstellt er würde wohl glauben, die Regeln seien nur für 'Schlafschafe' gemacht). Findinedgut, das zu verflechten.
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Corona - immer noch ein empfindliches Thema. Wobei die Bezeichnung "Schlafschafe" heute immer noch verwendet wird, aber nicht mehr für Corona. Nur - wenn ich weder noch bin, was bin ich dann? Nichts? Muss ich zu einer Seite gehören?

Egal. Es wurde halt nie gestritten oder diskutiert, es wurde immer nur behauptet, mit dem Brustton der Überzeugung - auf beiden Seiten.

Vielleicht werde ich spießig. Viele Regeln sind sinnvoll, viele auch quatsch.
Beispiel Raucherquadrat auf Bahnsteigen:

Früher hätte ich als Raucher mit einfach eine Ecke gesucht, wo ich die Nichtraucher nicht einqualme und der Wind in die richtige Richtung bläst. Die Nichtraucher hätte Abstand gehalten - Frieden unter freiem Himmel an der Luft.

Heute steht der Raucher in diesem Quadrat. Ein Nichtraucher stellt sich direkt daneben und fängt an zu husten. Die Nase zu rümpfen. Zu meckern: "Diese Raucher verpesten die Luft, jetzt muss ich mich hier als Passivraucher vergiften".
Wer hätte jetzt weggehen sollen, um Streit zu vermeiden?
*****ida Frau
17.819 Beiträge
Zitat von *******tia:
Heute steht der Raucher in diesem Quadrat.

und wie viele Raucher sind so verantwortungsvoll wie du?
ich denke, da ist einfach zu viel Frust in der Welt.
und an solchen Dingen entzündet sich der halt.

Denn die Unzufriedenheit der Menschen speist sich aus ganz anderen Dingen.
Und nein, damit meine ich nicht die Politik.
Es geht bei den Einzelnen los.
Nur will das ja niemand hören.

*undwech*
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