Zur Beichte
Nach einer verkaterten Nacht. Eines Morgens verirrte sich ein Hurensohn ins abgeschiedene Haus Gottes und setze sich aus Unkenntnis in eine der Kabinen des Beichtstuhls, um ein wenig Klarheit in seine wirren Gedanken zu bringen. Dabei glaubte er anfangs, ohne Zuhörer, laut mit sich selbst zu sprechen.
„Äh, isch gloobs nüsch! Jetzt sitzd dieser Herr Zwänglor doch dadsäschlüsch genau mior gäschniebor und wärgeld mior sein Hü-Hott der Wenns und Dabers im Langsamstgang einer Nacktschnecke vor.
Eyyyyhhh, isch wärd nüsch wiedor! Dos mochd müsch färddsch hior!
Isch binn schon gornimmor Härrä meenor Gworgnäbblschn. Gloobste dos? Isch muss do loofnd hingloddsn und gonnsändrierä misch nischemähr off meene Orbeed, bis isch mior noch emol off de Fingor globbn du.
Ohar nee duo! Forschdbor!
Deero Dübb mochd misch wohnsinnüsch. Äschd wor."
Auf der anderen Seite der Kabinenwand tat es einen leisen Seufzer, der sich fast wie ein erschrockener Aufschnarcher anhörte, und eine Stimme entgegnete dem unfreiwillig Beichtendem:
„Ei-ei-Ei! Ich verstehe nur Bahnhof! Geht das auch in Deutsch? Oder bist du so ab durch die Mitte, dass du nur noch quer sprechen kannst?“
„No üsch sochs mol sou: Däor Dübb hod een annor Gladschä. Däm gonnsde beiom dänggn zuguggn, sou longsom, wio däro handiord.
Däor boggd seene Orbeedsdoschä inne Diedä, domid sä nüsch dräggsch wörd vonnor schdoobschn Lufd. Und donnä fäschd der sich om loofndän Bondä die Glamoddn midm Handfäschor ob und laudor so Schärdse. Unne och dä Wärschbong muss däor loofnd obfäschn.
Dos iss dochä doodol Blämmblämm, oudor?“
„Äh …“
„Üsch wees nüsch. Isch wärd do aggrou … Abor foollä Gonnä!“
„Okay. … Glaubst du an Arschengel?“
„Häh? No üsch wees nüsch.
Obor üsch wees, doss däs Weeb vom Fleeschor Luds gonzä liebo Bängl seen gonn. Dänn dio bäsd mio öffdorsch mol de Eeor aus, wennsä mol offn Goffeigwoodsch vorbeiä gomm dud. Obor immor nuor donnä, wennä däror Monn beim Nochborn Friedsch bougorn iss.“
Schweigendes Luftholen auf der anderen Seite der Beichtstuhlwand.
„Obor, heyäää!“
„Ja?“
„Doss, dos jo unsor Gheemnis bleebn dud! Forschdondn?“
„Klaro, verstehe ich das. Sehr gut sogar. Es wird mir eine Ehre sein, es nicht mit Worten in die Welt zu hinauszuposaunen, sondern es dir mit stichhaltigen und hieb- sowie triebfesten Argumenten beizubringen, dass meine Frau für dich in Zukunft ein heiliges Tabu ist.“
Sprachs der Fleischer Lutz, als er flugs das Gewandt des Pfarrers abwarf und den Beichtstuhl verlies, um mit dem, der ihm Hörner aufgesetzt hatte, in medias res zu gehen.
© CRSK, LE, 05/2024
Die inspirierenden 8 Wort-Silben für diese Woche: Wie spannend das Ganze.
Und hier gleich noch die Übersetzung mit dran:
Zur Beichte - übersetzt
Nach einer verkaterten Nacht. Eines Morgens verirrte sich ein Hurensohn ins abgeschiedene Haus Gottes und setze sich aus Unkenntnis in eine der Kabinen des Beichtstuhls, um ein wenig Klarheit in seine wirren Gedanken zu bringen. Dabei glaubte er anfangs, ohne Zuhörer, laut mit sich selbst zu sprechen.
„Äh, ich glaube es nicht! Jetzt sitzt dieser Herr Zwängler doch tatsächlich genau mir gegenüber und werkelt mir sein Hü-Hott der Wenns und Dabers im Langsamstgang einer Nacktschnecke vor.
Eyhhhh, ich wird‘ nicht wieder! Das macht mich fertig hier!
Ich bin schon garnichtmehr Herr meiner Augen. Glaubst du das? Ich muss da laufend hinschauen und konzentriere mich nicht mehr auf meine Arbeit, bis ich mir noch mal auf die Finger haue.
Oh nee du! Furchbar!
Der Typ macht mich wahnsinnig. Echt wahr.“
Auf der anderen Seite der Kabinenwand tat es einen leisen Seufzer, der sich fast wie ein erschrockener Aufschnarcher anhörte, und eine Stimme entgegnete dem unfreiwillig Beichtendem:
„Ei-ei-Ei! Ich verstehe nur Bahnhof! Geht das auch in Deutsch? Oder bist du so ab durch die Mitte, dass du nur noch quer sprechen kannst?“
„Na, ich sage es mal so: Der Typ hat einen an der Klatsche. Dem kannst du beim Denken zuschaun, so langsam wie der hantiert.
Der packt seine Arbeitstasche in eine Tüte, damit sie nicht dreckig wird von der staubigen Luft. Und dann fegt er andauernd seine Klamotten mit dem Handfeger ab und lauter so Scherze. Und auch die Werkbank muss der laufend abfegen.
Das ist doch total Plemm-Plemm, oder?“
„Äh …“
„Ich weiß nicht, ich werde da aggro … aber volle Kanne!“
„Okay. … Glaubst du an Arschengel?“
„Hä? Na ich weiß nicht.
Aber ich weiß, dass das Weib vom Fleischer Lutz ein ganz lieber Bengel sein kann. Denn die bläst mir öfters die Eier aus, wenn sie mal auf einen Kaffeequatsch vorbeikommt. Aber immer nur dann, wenn ihr Mann beim Nachbarn Frietsch pokern ist.“
Schweigendes Luftholen auf der anderen Seite der Beichtstuhlwand.
„Aber Heyh!“
„Ja?“
„Dass das ja unser Geheimnis bleibt? Verstanden?“
„Klaro, verstehe ich das. Sehr gut sogar. Es wird mir eine Ehre sein, es nicht mit Worten in die Welt zu hinauszuposaunen, sondern es dir mit stichhaltigen und hieb- sowie triebfesten Argumenten beizubringen, dass meine Frau für dich in Zukunft ein heiliges Tabu ist.“
Sprachs der Fleischer Lutz, als er flugs das Gewandt des Pfarrers abwarf und den Beichtstuhl verlies, um mit dem, der ihm Hörner aufgesetzt hatte, in medias res zu gehen.
© CRSK, LE, 05/2024