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Geschichtenspiel Teil 45

****Ffm Frau
4.878 Beiträge
Odettes Politheater
*****e_M:
Mit offenem Mund lauschen die Bajuwaren den neuesten Nachrichten.
Mit Odette hat das Sommerloch keine Chance. *nono*
*****e_M Frau
8.548 Beiträge
Danke olove und Nikki *wink*

*fussball* Kommentöse hatte ich noch gar nicht auf der Liste dessen was noch so geht. Aber jetzt isses drauf *lol*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
"Bodo Quentins Planspiele"
Es ist ruhig geworden in der uns wohlbekannten Verwahranstalt für Besser- und Hochgestellte. Zu ruhig, meint Bodo Quentin von und zu Ratzeburg, selbsternannter Honorarkonsul von Hawaii, Tausendsassa und Erfinder immer neuer Raffinessen um die Direktion, allen voran Herrn Direktor Lachvogel, in den Wahnsinn zutreiben.

Und während sich viele hier noch in trügerischer Ruhe wiegen, sitzt Bodo Quentin an seinem selbstgebauten Ikea Paletten Schreibtisch und tüftelt filigran und routiniert den nächsten Schabernack aus. Die verwaschene Tüll Gardine bauscht sich im leichten Wind, der durch das offene Fenster herein weht und formt einen klassischen Bierbauch. Dann springt Bodo wie von der Tarantel gestochen auf, sein Bürostuhl rollt schwungvoll zurück und donnert mit kräftigem Getöse gegen die Wand. Licht- und Geistesblitz, der Anker fällt auf Grund, alles im Lot. .. die Idee ist geboren. Bodo schwingt die langen Beine zum Freudentänzchen und pfeift dazu "La Paloma oje" . Als Erstes muss nun schwarze Schuhcreme besorgt werden, die kann man wunderbar an Fenstergriffen, Türklinken und Schubladengriffen verteilen und damit ungeahnt farbige Eindrücke erzielen. Schwarze Finger und rot anlaufende Gesichter. Bodo ist fasziniert von diesem Gedanken, erinnert er ihn doch an so manchen Streich aus seiner Schulzeit. Pfeil und Bogen müssen gebastelt werden, Luftballons gekauft. Bodo Quentin ruft eilends einen Workshop zu dem Projekt ins Leben.


Eick van Poop, der stämmige und lebenslustige Niederländer, Melchior, das treue Kraftpaket und Fidelius, das alte Anstalt Faktotum mit seiner Kellerwerkstatt sind die idealen Gesinnungsgenossen, haben sie doch schon des Öfteren wichtige Rollen bei Bodos Vorhaben innegehabt. Bodo Quentin schmückt seine Idee weiter aus, während er genussvoll eine frische Feige verzehrt. Als bekennender Liebhaber alter Westernfilme, alla John Wayne, sieht er seine Gefährten schon in erdfarbenen Indianergewändern, mit bunter grauenerregender Kriegsbemalung in ihren Verstecken lauern. Die schwarze Rita gäbe bestimmt eine coole Häuptlingstochter ab. Und dann gehen die Vorbereitungen ganz schnell, es klappt wie am Schnürchen. Im Dunkel der Nacht werden Klinken und Griffe eingeschmiert, an strategisch wichtigen Stellen schimmern bunte Ballons, gefüllt mit Leitungswasser, noch unschuldig erscheinend an der Decke hängend. Die als Indianer ausstaffierten Mitstreiter sitzen mit gefüllten Köchern und geölten Bogen Sehnen in versteckten Winkeln und warten auf die Ahnungslosen, die mit verschmutzten Händen, schimpfend die Waschräume aufsuchen.

Bodo Quentin von und zu Ratzeburg schlendert mit absoluter Unschuldsmiene, lässig seine rosarote Federboa streichelnd, das Schlachtfeld ab. Die Falle ist gestellt und der Anstaltsleitung droht wieder einmal eine Nervenprobe!


Kamasutra 14.08.2018
**st
Immer wieder stellt sich mir
die Frage, wann des Burgermeisters Schwiegerdrachen in der Anstalt einmaschiert und ihren Schwiegersohn einliefern will - oder halt, da habe ich mich vergallopiert: Die Frage ist: Wieviel Kamasutren sind in den Folgen versteckt? Und kann sich der Autor noch aus der autobürografischen Umklammerung befreien? *aua* *gruebel* *ballaballa*


*hutab* laf
*******iva Frau
1.028 Beiträge
Kamasutra
Eine liebenswert verrückte schillernde Persönlichkeit, dieser Bodo Quentin. Ich habe Tränen gelacht, während sich diese Szenerie so plastisch beschrieben deutlich und fast greifbar real vor meinem geistigen Auge abgespielt hat *zugabe* Ich freue mich schon auf den nächsten Streich, den Bodo sich mit seiner bunten Phantasie in seinem bezaubernd bizarren Schädel ausdenkt ... *love5*

Love it ... and love you *love4*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Dankeschön
Freue mich immer sehr wenn meine "Helden" gemocht werden, und ein wenig von mir steckt in jedem von Ihnen...…… und trotzdem bin ich wieder ganz anders *zwinker*
**st
Tüllgefühl
Es hätte eine filigrane Woche werden sollen. Eine Woche der leisen Töne, des tiefen Durchatmens. Nachmittage im Schaukelstuhl, an denen nur ab und an der Vorhang des geöffneten Fensters sich in einer leichen Sommerbrise bläht und in die friedliche Leere das Bild von Johanna heraufbeschwört.
Johanna beim Ballett und eine schwache Andeutung der zarten Schenkel unter dem Tüll. Das Sehnen und Dehnen zwischen meinen Schenkeln hätte mir ein kurzes Lächeln vor die Schwermut gezaubert und ich hätte seit langen einmal wieder mein Herz schlagen gefühlt.
Amors Pfeil, wie er an jenem Abend im Festspielhausin mein Herz eindrang und meine ganze Welt auf den Kopf stellte. Auch wenn wir nicht wirklich harmonierten, unsere Welten und die Sicht darauf unterschiedlicher nicht hätte sein können und sie sich vor einem knappen Jahrzehnt einem Mann zugewandt hatte, der besser zu ihr passte, ist sie - die Erinnerung an sie, ein wichtiger Anker und, so widersprüchlich es auch anmuten mag, mir immer noch Garant für tiefe Seelenruhe. Der bekannte Spruch, dass die Dosis das Gift macht, passt auch für den Kontakt mit anderen Wesen.

Die Erinnerung an schöne Momente mit Johanna waren immer wieder Medizin, Labsal für mein Gemüt. Schon ein kurzer liebevoller Gedanke an sie macht meinen Alltag glänzender, so ähnlich wie Schuhcreme immer wieder meine schwarzen Schuhe erstrahlen lässt.

Ja - das war der Plan.

Doch aus filigran wurde viel Gram. Die Realität überholte wieder einmal den Vorsatz und drängte ihn wortwörtlich von der Straße der Träume in den Graben einer grausamen Wirklichkeit.

Kaum war ich am ersten Tag meines Urlaubs im Schaukelstuhl eingeschlafen, ließ mich das hässliche Geräusch des Telephons zusammenzucken und ich das Buch auf den Boden fallen.

"Herr Doktor? Ja, ich weiß, dass sie seit heute Urlaub haben. Nein, es ist nichts Dienstliches - es ist - es ist wegen ihrer Exfrau. Sie hatte einen Unfall. Ihr Mann ist schon am Unfallort gestorben und Sie hat schwere innere Blutungen. Sie ist zeitweise bei Bewusstsein und hat nach ihnen gefragt ..."

Ich sitze hier neben ihr und halte ihre Hand. Niemand kann sagen, ob sie es schafft. Und wenn, werden sie die Brüche der Wirbelsäule bis ans Lebensende ans Bett fesseln. Sobald sie wach ist, bescheren ihr die Kopfverletzungen von einem Augenblick zum anderen Krämpfe und Schmerzen, die sie wie von der Tarantel gestochen zusammenzucken und schreien lässt, das es mir durch Mark und Knochen fährt.

Doch sie hat mich erkannt - flüstert meinen Namen und lächelt. Das ist alles was jetzt zählt!
Nun bin ich ihre Dosis, ihre einzige Medizin. Kurz war er da, der Gedanke an Flucht. Doch ich will und kann nicht feige sein!



Morgen wird sie entlassen. Tagsüber ist für sie gesorgt und am Abend werde ich sie in den Schaukelstuhl setzen und das Lächeln, wenn sie mich erkennt, wird wieder den Tüll meiner Seele aufbauschen.

Auch wenn es so nicht geplant war!
*****e_M Frau
8.548 Beiträge
Auweia, schwere Kost im Schaukelstuhl!

Kompliment *troest*
red
*******tee Frau
7.205 Beiträge
Flora Selva

Es ist später Nachmittag, mitten im August, die Sonne scheint nicht mehr so stark, Flora Selva geht auf dem Weg am Waldrand, am Bach entlang um die 7 bis 12 verschiedene Kräuter für das Kräuterbüschel zu pflücken. Dieser soll dann zur Kräuterweihe gebracht werden. Ein alter Brauch den sie von ihrer Oma übernommen hatte.
Die Wildblumenwiese leuchtet in der Abendsonne, sie schreitet vorsichtig durch die Wildblumen und ein intensiver Duft nach Fenchel, Wildrosen, Kamille, Thymian, Johanniskraut, Eisenkraut, Wermut, Schafgarbe und Alant betört ihre Sinne.
Der Kräuterduft ist so intensiv das sie in einen Rausch der Gefühle gleitet, die Sonne kitzelt ihre filigranen Gesichtszüge, sie schließt ihre Augen und atmet tief die Wildblumen geschwängerte Luft ein.
Diesen sinnlichen Moment einatmend.

Augenblicke später öffnet sie die Augen und sieht am Waldrand etwas aufrechtes leuchten. „Ah, das wird die Königskerze sein, die noch für mein Kräuterbüschel notwendig ist.“
Näher kommend erkennt sie, das es ein Mann ist, der von der Sonne angeleuchtet wird. Er dreht sich zu ihr um und begrüßt sie mit einem zauberhaften Lächeln.
Seine Augen sind tief wie das Meer und als er sie anschaut trifft sie ein Lichtstrahl wie ein Pfeil der ihr Herz durchbohrt. Sie ist augenblicklich ihm verfallen. Sie sehnt sich danach von ihm umarmt zu werden und sich völlig ihm hinzugeben.

Sie sagt:

„Halt mich!
Halt mich fest, ich brauche Halt,
ich brauche eine feste Umarmung,
jemand der mich schützt vor mir selbst.
Schenke mir Wärme und Geborgenheit,
sei mir ein Anker und Schutz vor dieser kalten Welt,
ich möchte flüchten in deine Arme.

Halt mich!
Halt mich während wir gemeinsam die Perseiden beobachten.
Nachts die Spuren des kosmischen Staubs,
die Laurentiustränen ziehen an uns vorbei,
erzählen von der unendlichen Weite des Universums,
bezaubert in deinen Armen.

Halt mich!
Halt mich und lass uns gemeinsam wandeln durch den Wald meiner Gefühle, durch den See meiner Tränen.
Lass mich in deinen Armen tief versinken, um mich zu spüren.
Spüre mich.

Halt mich!
Lass uns gemeinsam fliegen, durch die Sinnenwelt,
durch das tiefe Erdbeertal und Gemüsefeld.
Lass uns gemeinsam das Reich der Lust erkunden, das Reich der Ekstase,
das Paradies der Feigen, Datteln und Pfauen, Feen und Faune.

Halt mich!
Oh du süße Versuchung,
die ich gesucht und gefunden habe.
Das Wunder welches uns begegnet und uns erfüllt.
Wir staunen
über das,
was wir geträumt
und niemals die Erfüllung erahnt.

Halt mich,
ich möchte den süßen Duft des Liebsten einatmen.
An deiner Brust verweilen
und mit den Sternen reisen.
Meinen Schmerz vergessen,
für den Augenblick,
und in deinen Augen tief wie das Meer versinken.“

Er sagt:

„Ich halte dich, du meine süße Versuchung,
mein Weib,
mein sanftes Wunder.
Ich halte dich sanft und eng an mich.
Um nicht das zu zerstören,
was ganz neu und voller Wunder ist.

Ich sehe die Traurigkeit
tief in deinen Augen.
Ein kostbares Juwel
welches sich öffnet und schließt
mit deinen Augen.
Ich sehe
die Sterne
in deinen Augen.

Mein Herz,
welches so schnell schlägt
auf der Suche nach neuen Träumen.
Eine Liebe,
die in deinem Herzen weiterleben wird.
Ich werde den Mond
in deinem Herzen platzieren.
Ich male dir Nachts
silber- leuchtend kosmischen Staub.
Ich male dir
goldene Morgenstunden mit süßem Honig,
buntschillernde Sonnenaufgänge im Schrei des Pfaus.
Auch wenn wir
uns noch fremd sind,
haben wir uns
für den Weg zwischen den Sternen entschieden
Ich werde meine Liebe zwischen den Sternen zurücklassen.“

Stunden später, es war schon dunkel, die Sterne leuchteten am schwarzen Himmel, so schwarz wie Schuhcreme, wachte sie auf. Neben ihr der Kräuterbüschel mit der Königskerze in der Mitte. Sie schaute auf ihre Kleider, diese lagen zerstreut auf der Wiese neben ihr. Ihr Tüllrock war zerschlissen, ob es die Büsche waren die es zerrissen hatte?
Kein Mann mehr in Sicht, wahrscheinlich war er wie von der Tarantel gestochen, geflüchtet, vor soviel Leidenschaft und Wollust.

© Aphroditee, August 2018
Wildblumenwiese
red
*******tee Frau
7.205 Beiträge
@***ve, welch betörend sinnliche und zugleich beklemmende Geschichte *oh*
**st
Poesie pur!
Äh - auch ich hab schon so manchem Weib mit meinen Versen die Wüste im Schritt angedichtet, so dass sie flüchtete ... *haumichwech*

*bravo* laf
**********Engel Frau
25.897 Beiträge
Gruppen-Mod 
Es könnte heute wieder a bisserl später werden mit den neuen Wörtern.
Also nicht unruhig werden. *ggg*
*******iva Frau
1.028 Beiträge
Tadaaaaa...
*sorry*Sorry, ich war unterwegs und hatte etwas Stau auf der Autobahn ... *fahr*

Meine Wörter für diese Woche:

Feenstaub
Treibholz
Burgfrieden
verwunschen
grotesk
himmelhochjauchzend
dirigieren
Haikutter

bin gespannt, was Eure Ideen dazu sind!

Freu mich darauf *freu*

Allen eine tolle Woche *vielglueck*

Eure *fancycat*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Himmelhochjauchzend...
Begrüße ich die neue Woche...…. leider blöd das sie mal wieder mit einem Montag beginnt *zwinker*

Zauberhafte Worte und ich denke mal, es wird mir was dazu einfallen *freu*
****Ffm Frau
4.878 Beiträge
*******iva:
Haikutter
*oh2*
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Haikutter...
...wird in Deutschland ein bestimmter Typus dänischer Fischereifahrzeuge genannt, von dem zwischen etwa 1900 und 1940 über 9.000 Stück gebaut wurden. Spanten und Planken sind üblicherweise aus Eichenholz, die Rumpflänge liegt zwischen 12 und 19 Metern. Charakteristisch sind der leicht konvex gebogene Vorsteven und das überhängende, elliptische Heck.
(Quelle: Wikipedia)
...Arved Fuchs verwendete im Übrigen für seine Arktisexpeditionen einen Haikutter- wohl wegen seiner dickbauchigen Beschaffenheit (was im Packeis bei Eisgang nicht das Schlechteste ist)...
****Ffm Frau
4.878 Beiträge
*******s65:
Haikutter...
Danke für die hilfreiche Erörterung.
*knicks*
red
*******tee Frau
7.205 Beiträge
@****Ffm wann bekommen wir den mal etwas von dir zu lesen? *les*
****Ffm Frau
4.878 Beiträge
Alle Jahre wieder...
*******tee:
@****Ffm wann bekommen wir den mal etwas von dir zu lesen? *les*
Ist das Jahr schon um? *oha*
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.063 Beiträge
Das letzte ist auch schon rum....
**st
Notiz im Polizeiwachbuch
Ich fand eine Notiz:
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
„Zeitensprung“
Trutzig und wehrhaft erhebt sich die Höhenburg derer von Wertheim auf steilem Fels, einige hundert Meter oberhalb des Flussufers. Die Wehrgänge und Tore sind besetzt, Helme funkeln im Sonnenlicht, Speerspitzen glänzen drohend. Armbrust und Bogenschützen lauern versteckt hinter den zahlreichen Schießscharten und harren ungeduldig des gegnerischen Heeres. Während die Hauptleute der Angreifer ungeduldig ihre Truppen dirigieren, steht ein zufrieden wirkender Graf von Wertheim, himmelhochjauchzend, auf dem Wehrgang über dem Haupttor des Vorwerkes. Der Blick des Grafen schweift über die unbezwingbar wirkenden Mauern seiner Feste, über die waffenstarrende Streitmacht seiner Kämpen und er ist sich des Sieges mehr als gewiss. Mensch und Tier leiden unter der brennenden Sommerhitze und es mutet mehr als grotesk an, in dieser Hitze noch kämpfen zu wollen. Kein Lüftchen streift über die Felshöhen, die bar fast jedes Grüns in der Sonne kochen. Staubschleier, wehen aus dem Tal heran, verursacht von Berittenen und schweren Rammböcken, legen sich wie Feenstaub, über verwunschen erscheinendes Gemäuer. Der Abend naht, ein fahles Dämmerlicht taucht die Burg in ein unwirkliches Glühen, verstärkt durch Hunderte Fackeln und ein Dutzend Feuer. Schatten wallen durch die Gräben, Männer in Verstecken verschwinden im Halbdunkel und markige Hörner setzen die Angriffstruppen in Marsch. Der Burgfrieden ist gefährdet, das Heer der Angreifer ist zahlenmäßig mehrfach überlegen. Das Hauen, Morden und Stechen beginnt, zuerst mit den Langwaffen, aber wenn die Rammböcke das erste Tor zerstört haben werden, beginnt das grausame Gemetzel. Wüstes Kriegsgeschrei ertönt und versetzt die Furchtsamen in Angst und Schrecken. Pfeile und Armbrustbolzen schwirren pfeifend durch den Abend, treffen saftiges Fleisch, oder prallen klingend von den Rüstungen ab. Die Angreifer stürzen scharenweise tot oder verwundet zu Boden, aber auch bei den Verteidigern purzelt so mancher Recke vom Wehrgang in die dunkle Tiefe des Burghofes. Müde Zugochsen und schwitzende Waffenknechte ziehen und schieben schwere Rammböcke und Kriegsmaschinen herbei. Steinschleudern gehen in Stellung und senden ihre Geschosse gegen Türme und Tore. Sturmleitern werden herbeigeschafft. Hunderte von Rittern, Vasallen, Landsknechten und Söldner werden sterben, ein gnadenloses Opfer des Ehrgeizes und der Habgier zweier Adeliger. Zwölf Tage und Nächte wird der Kampf dauern und großes Leid hervorbringen. Blut fließt in Strömen und am 13ten Tag wird das stolze Gemäuer, durch Verrat fallen. Das geheime Fluchttor am Flussufer wird durch einen Abtrünnigen geöffnet. Die Wachen die dort normal stehen kämpfen schon lange auf den Wehrgängen der Burg. Eine große Schar Angreifer schwappt herein, drängt sich mordlüstern durch den anschließenden Tunnel und taucht vollkommen überraschend auf dem Burghof auf. Schwerter und Äxte tun grausiges Werk und hohnlachend steht Gevatter Tod im Schatten des Bergfrieds. Schnell ist der blutige Kampf entschieden und die Verteidiger sind besiegt. Bärtige und schmutzige Angreifer bestimmen das Bild, gezeichnet vom Kampf und manch einer Verletzung. Der Graf von Wertheim liegt tot am Boden, umgeben von den treuesten seiner Gefährten. In den Tod sind sie ihm gefolgt in der Erfüllung ihres Schwures.

Heute besuchen Touristen die noch sehr gut erhaltene Burg. Das Geschlecht deren von Wertheim ist Vergangenheit, die Kämpfe um die Höhenburg ebenso. Heutzutage ist eine Jugendherberge hier untergebracht und Wanderer sitzen hungrig und durstig in der Burgschänke. Und doch, wenn man das Gemäuer aufmerksam mustert, kann der Kundige erahnen welche Tragödien sich hier im Laufe der Jahrhunderte abgespielt haben.
Auf dem Fluss kommt gemächlich ein wendig erscheinendes Transportschiff herangesegelt, man nennt diesen Schiffstyp, aufgrund seiner Wendig- und Schnelligkeit Haikutter, soviel ich weiß. Die Segel blähen im Wind und der Eigner ist ein uralter Seemann. Jemand der bestimmt so einiges über die Geschichte der Burg und des Landes hier erzählen kann.
Das geheime Fluchttor wird vom Wellengang des Kutters angespült, das sich dort ansammelnde Treibholz wiegt sich sanft auf den Fluten. Der Tunnel ist schon lange eingebrochen und nichts, außer den Geschichtsbüchern, tut mehr Kunde von der Bedeutung dieses Tores. Ein Zeitensprung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, und noch immer zieht die stolze Burg Besucher und Betrachter in ihren Bann.

Kamasutra 20.08.2018
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
->Ev32undMarkus69
Brillant- die öffentliche Sicherheit und Ordnung dürfte insofern wiederhergestellt sein! *hutab*
Rechtzeitig vor dem Advent... *omm*
*****e_M Frau
8.548 Beiträge
EIN WUNDER
Maestro Haiku TT erschrak etwas, als er an diesem Morgen den Briefkasten öffnete. Nicht, dass man sagen könnte er gehöre zu den schreckhaften Menschen. Ganz im Gegenteil. Wer sich wagemutig auf wacklige Holzpodeste stellt um drittklassige Musiker durch Bach, Beethoven, Brahms zu dirigieren, der brauchte Mut. Erschrecken passte nicht ins Programm.

Doch an diesem Tag war es anders. Er drehte den kleinen Silberschlüssel in der geschnitzten Tür des Kastens. Sie sprang ihm förmlich entgegen als das Schloss offen war. Mit einem Satz hüpfte etwas in seine Arme. Zunächst sah er nur glitzerndes Funkeln und er dachte an Feenstaub. >Blödsinn, was soll denn Feenstaub überhaupt sein< murmelte er leise. Etwas hartes, hölzern Braunes war jetzt zu erkennen.
Vorsichtig fasste er es an und hielt es in die Luft. Es wackelte und die runde Spitze schien in der Luft zu kreisen. Was sollte das sein? Ein Stück Treibholz oder ein prähistorisches Phallussymbol. Allerdings ein sehr schlankes langes Etwas. Doch da konnte er eine Innschrift entdecken. Him-mel-hoch-jauch-zend las er laut. Verziert waren die Buchstaben durch mehrere Notensymbole und einige geschnitzte Blütenranken.
Das hatte ihm vermutlich ein Gönner in den Kasten geworfen.

Er wollte es eben in die Jackentasche stecken, da hörte er eine zarte Stimme. >Bitte nimm mich mit! Mit zur Probe!< Ja, er musste sich nun beeilen, die Probe in der Burgfriedenstraße 10 begann in wenigen Minuten. Mit großen Schritten querte er die Parkanlagen und bog links ab. Immer wieder kreisten seine Gedanken um dieses groteske Stück Holz. Es hatte mit ihm gesprochen? Niemals! Morgen gleich würde er einen Termin beim Neurologen machen. In seinem Alter, so dachte er, kann schließlich viel passieren.

Die Musiker saßen alle schon bereit. Immer sind sie schon 30 Minuten vor ihm da. Es ist der wichtigste Termin der Woche und mit großer Freude fieberte man dem nächsten Auftritt entgegen. Sommerfest im Seniorenstift Domino am Sonntag um 16 Uhr.

Haiku TT erschauerte als er das Dirigentenpult bestieg. Gleich geht das Getöse los und nur selten hatte es etwas mit Wohlklang zu tun. Oftmals stöpselte er sich vorher rechts und links einen Wattebausch ins Ohr und dirigierte einfach drauflos.
Gerade als er den Taktstock aus der Jacke ziehen wollte, griff er nach diesem langen Etwas. Er zog es hervor und dabei hörte er ganz genau die Worte >Nimm mich<. Mit seinen Fingern umfasste er das fremde Holz und wog es leicht schwingend in seiner Hand. Das fühlte sich sehr gut an. Dann hob er beide Arme bis auf Schulterhöhe und gab mit dem schlanken außergewöhnlichen Taktstock den ersten Schlag, den Einsatz zum ersten Satz von Brahms Sinfonie Nr. 4 op. 98.
Ein sattes e-moll füllte den Probenraum. Im ersten Moment löste die kompromisslose Art in der das Werk gestaltet ist immer wieder Befremden aus. Doch dann verschwanden bei den klarsten Tönen jegliche Zweifel. Haiku TT sah auf seinen Taktstock, der in einer wahrhaft verwunschenen Weise heute ein kleines Wunder vollbrachte.
*****div Frau
7.968 Beiträge
*****e_M:
Maestro Haiku TT erschrak etwas,...

Ich nicht - ich habe mich einfach zurückgelehnt und dieses bezaubernde Märchen auf mich wirken lassen.
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