Flora Selva
Es ist später Nachmittag, mitten im August, die Sonne scheint nicht mehr so stark, Flora Selva geht auf dem Weg am Waldrand, am Bach entlang um die 7 bis 12 verschiedene Kräuter für das Kräuterbüschel zu pflücken. Dieser soll dann zur Kräuterweihe gebracht werden. Ein alter Brauch den sie von ihrer Oma übernommen hatte.
Die Wildblumenwiese leuchtet in der Abendsonne, sie schreitet vorsichtig durch die Wildblumen und ein intensiver Duft nach Fenchel, Wildrosen, Kamille, Thymian, Johanniskraut, Eisenkraut, Wermut, Schafgarbe und Alant betört ihre Sinne.
Der Kräuterduft ist so intensiv das sie in einen Rausch der Gefühle gleitet, die Sonne kitzelt ihre filigranen Gesichtszüge, sie schließt ihre Augen und atmet tief die Wildblumen geschwängerte Luft ein.
Diesen sinnlichen Moment einatmend.
Augenblicke später öffnet sie die Augen und sieht am Waldrand etwas aufrechtes leuchten. „Ah, das wird die Königskerze sein, die noch für mein Kräuterbüschel notwendig ist.“
Näher kommend erkennt sie, das es ein Mann ist, der von der Sonne angeleuchtet wird. Er dreht sich zu ihr um und begrüßt sie mit einem zauberhaften Lächeln.
Seine Augen sind tief wie das Meer und als er sie anschaut trifft sie ein Lichtstrahl wie ein Pfeil der ihr Herz durchbohrt. Sie ist augenblicklich ihm verfallen. Sie sehnt sich danach von ihm umarmt zu werden und sich völlig ihm hinzugeben.
Sie sagt:
„Halt mich!
Halt mich fest, ich brauche Halt,
ich brauche eine feste Umarmung,
jemand der mich schützt vor mir selbst.
Schenke mir Wärme und Geborgenheit,
sei mir ein Anker und Schutz vor dieser kalten Welt,
ich möchte flüchten in deine Arme.
Halt mich!
Halt mich während wir gemeinsam die Perseiden beobachten.
Nachts die Spuren des kosmischen Staubs,
die Laurentiustränen ziehen an uns vorbei,
erzählen von der unendlichen Weite des Universums,
bezaubert in deinen Armen.
Halt mich!
Halt mich und lass uns gemeinsam wandeln durch den Wald meiner Gefühle, durch den See meiner Tränen.
Lass mich in deinen Armen tief versinken, um mich zu spüren.
Spüre mich.
Halt mich!
Lass uns gemeinsam fliegen, durch die Sinnenwelt,
durch das tiefe Erdbeertal und Gemüsefeld.
Lass uns gemeinsam das Reich der Lust erkunden, das Reich der Ekstase,
das Paradies der Feigen, Datteln und Pfauen, Feen und Faune.
Halt mich!
Oh du süße Versuchung,
die ich gesucht und gefunden habe.
Das Wunder welches uns begegnet und uns erfüllt.
Wir staunen
über das,
was wir geträumt
und niemals die Erfüllung erahnt.
Halt mich,
ich möchte den süßen Duft des Liebsten einatmen.
An deiner Brust verweilen
und mit den Sternen reisen.
Meinen Schmerz vergessen,
für den Augenblick,
und in deinen Augen tief wie das Meer versinken.“
Er sagt:
„Ich halte dich, du meine süße Versuchung,
mein Weib,
mein sanftes Wunder.
Ich halte dich sanft und eng an mich.
Um nicht das zu zerstören,
was ganz neu und voller Wunder ist.
Ich sehe die Traurigkeit
tief in deinen Augen.
Ein kostbares Juwel
welches sich öffnet und schließt
mit deinen Augen.
Ich sehe
die Sterne
in deinen Augen.
Mein Herz,
welches so schnell schlägt
auf der Suche nach neuen Träumen.
Eine Liebe,
die in deinem Herzen weiterleben wird.
Ich werde den Mond
in deinem Herzen platzieren.
Ich male dir Nachts
silber- leuchtend kosmischen Staub.
Ich male dir
goldene Morgenstunden mit süßem Honig,
buntschillernde Sonnenaufgänge im Schrei des Pfaus.
Auch wenn wir
uns noch fremd sind,
haben wir uns
für den Weg zwischen den Sternen entschieden
Ich werde meine Liebe zwischen den Sternen zurücklassen.“
Stunden später, es war schon dunkel, die Sterne leuchteten am schwarzen Himmel, so schwarz wie Schuhcreme, wachte sie auf. Neben ihr der Kräuterbüschel mit der Königskerze in der Mitte. Sie schaute auf ihre Kleider, diese lagen zerstreut auf der Wiese neben ihr. Ihr Tüllrock war zerschlissen, ob es die Büsche waren die es zerrissen hatte?
Kein Mann mehr in Sicht, wahrscheinlich war er wie von der Tarantel gestochen, geflüchtet, vor soviel Leidenschaft und Wollust.
© Aphroditee, August 2018