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Geschichtenspiel Teil 45

*********cht76 Mann
1.045 Beiträge
Präriehexereien, Kapitel 39
(Entschuldigung - da ist mir in den letzten Posts eine Episode bei der Zählung durchgerutscht, hier jetzt die korrigierte Zählung, ebenso auf der Homepage: Homepage "8-Wörter-Kurzgeschichten: Präriehexereien" von Ostseensucht76
Homepage "Präriehexereien, Teil 2" von Ostseensucht76)


Paradies
Waldlichtung
Schalotten
filmisch
läufig
royal
trommeln
pausieren

„Vielleicht sollte ich dem Kräutersud noch ein paar Schalotten hinzufügen“, sagte Astralia und ging in ihre Küche. „Deborah, Frances, zeigt ihr Sally und Schwarzer Kojote bitte Annes Zimmer?“

„Oh ja!“ erwiderte Frances. „Ach, bin ich gespannt, wie das hier filmisch umgesetzt wird, wenn unsere Abenteuer eines Tages ins Kino kommen!“

„Frances!“ fuhr Sally dazwischen. „Kannst du deine Zukunftswörter nicht einmal zurückhalten? Wir leben doch jetzt in der Gegenwart! Es ist immer noch der 13. Juni 1856. Du kannst mir das alles später mal in Ruhe erklären, aber jetzt will ich zu meiner Schwester!“

In Annes Zimmer angekommen, schaute sich Sally zunächst um. Es sah alles fast aus wie in Sallys Zimmer bei Witchita, wobei alles mit royalen Krönchenmustern verziert war. Vermutlich hatte das mit Annes Prinzessinnenschwärmereien zu tun [vgl. Kapitel 6]. Wo Sally das Bett vermutet hätte, stand jedoch ein eigentümlicher Kasten, der entfernte Ähnlichkeit mit Witchitas Diagnosion hatte. Deborah erklärte: „Das ist Astralias Therapeution. Geh ruhig rein. Von drinnen ist es wesentlich geräumiger, als es von außen aussieht. Schwarzer Kojote, ich verstehe, dass du so neugierig riechst, aber ich glaube, bei der Verzweiflung, die da ausströmt, ist es besser, Sally geht erst einmal allein rein. Nein, Sally, du brauchst keine Angst zu haben! So wie das riecht, braucht Anne bloß den Beistand einer vertrauten Person. Und das bist hier nun einmal du für sie! Also rein mit dir!“

Deborahs Beschwichtigungen zum Trotz betrat Sally das Therapeution mit einem Gefühl großer Sorge. Der Anblick, der sich ihr dort bot, schien im nächsten Augenblick ihre schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen: Anne hing kopfüber mit den Knien über eine Stange unter der Decke und heulte sich die Augen aus.

„Anne!“ schrie Sally wie angestochen, und sie spürte eine Wut in sich aufsteigen. Wie konnten Witchita und Astralia und Deborah und Frances ihrer Schwester das nur antun?
Im selben Augenblick geschah jedoch ein kleines Wunder: Annes Gesicht hellte sich schlagartig auf, und sie rief: „Sally!“ Mit einem eleganten Rückwärtssalto, den Sally ihrer sonst eher tollpatschigen kleinen Schwester nie im Leben zugetraut hätte, landete Anne sicher mit den Füßen auf dem Boden und fiel Sally um den Hals. Genauso plötzlich, wie sich Annes Stimmung aufgehellt hatte, verdunkelte sie sich jedoch auch wieder. Anne schien genau abzuwägen, was sie sagen wollte. Schließlich brachte sie noch vier Wörter heraus: „Bin… ich… so… schlimm?“ und brach in erneutes Schluchzen aus.

„Wie meinst du das?“ fragte Sally zunächst irritiert, begriff aber dann, dass Anne damit die fünf Wörter ausgereizt hatte, die sie in dieser Weile sprechen konnte. „Lass es mich mal so sagen, es ist manchmal schon etwas nervig, wenn du ohne Punkt und Komma redest und nicht einmal pausierst, so dass wir anderen auch mal zu Wort kommen. Aber wenn du jetzt immer noch neunundsiebzig Weilen hier ausharren musst, um dann schließlich bei vierundachtzig Wörtern pro Weile zu landen, kommt mir das auch nicht sonderlich effizient vor. Jetzt ist es draußen dunkel, aber ich verspreche dir, Astralia zu fragen, ob wir nicht morgen früh noch eine Portion Hexenwasser machen können, sobald die Sonne aufgegangen ist.“

Anne schmiegte sich als Zeichen ihrer Dankbarkeit an Sally an und zeigte auf das Amulett an ihrem Hals. Da erst wurde sich Sally bewusst, dass sie noch ihre nagelneue Kiowa-Tracht anhatte.

„Stell dir vor, Anne“, sagte sie. „Die Kiowa haben mich in ihren Stamm aufgenommen! Da bin ich jetzt sozusagen Indianerin, und ich heiße jetzt ganz offiziell Rote Rakete, hihi. Weißt du, mit Schwarzer Kojote fühle ich mich wirklich wie im Paradies. Ach Mist, wahrscheinlich wieder so ein christliches Wort, das wir als Hexen aus unserem Wortschatz streichen sollten. Ja – nimm das Amulett ruhig mal in die Hand! Große Wolke hat gesagt, es soll Glück bringen.“

„Oh wie schön! So eins möchte ich auch haben!“ Annes Gedanken durchdrangen plötzlich Sallys Kopf.

„Wow, ich kann deine Gedanken hören! So können wir ja kommunizieren, selbst wenn du nicht genug Wörter zum Reden übrighast! Das ist ja genial! Schnell, denk weiter!“

„Nun mal ruhig, Sally, weißt du überhaupt, dass du mit deinem ständigen Gerede über deinen Typen auch etwas nervst, du bist ja schon fast wie eine läufige Hündin!“

„Ach komm schon, Anne, du bist ja nur eifersüchtig. Aber für dich finden wir auch noch einen Mann, versprochen! Auf dem Flug hierher habe ich hier ganz in der Nähe einen jungen Mann gesehen, der allein auf einer Waldlichtung am Lagerfeuer saß und getrommelt hat und dazu ganz sehnsüchtige Lieder gesungen hat. Wenn wir dich hier erstmal aus dem Therapeution rausgekriegt haben, suchen wir den. Weißt du, das Schöne am Leben als Hexe ist, dass du alle sexuellen Freiheiten hast und niemand von dir erwartet, dass du erstmal heiratest und dann einen auf brave Hausfrau machst!“

Mit einer unglaublich flinken Bewegung schnappte sich Anne zwei dicke Fliegen von der Wand des Therapeutions, stopfte sich eine in den Mund und hielt die andere Sally hin.

„Probier mal! Die sind echt lecker!“

„Ähm, nein danke, ich glaube, ich muss jetzt gehen und mein Bett im Gästezimmer machen. Ich bin müde. Wo ist denn eigentlich dein Bett? Ich sehe hier nirgendwo eins.“

„Dann eben nicht“, dachte Anne und stopfte sich beleidigt die zweite Fliege ebenfalls in den Mund. „Wer nicht will, der hat schon. Und Betten sind ja wohl sowas von einer Platzverschwendung. Gute Nacht, Sally!“ Anne ließ das Amulett aus ihrer Hand gleiten, und die Gedankenverbindung brach ab. Mit einem Salto hing Anne wieder kopfüber an ihrer Stange.

Das hatte Astralia also gemeint, als sie sagte, dass Flederhexen Macken hätten, die mit einem Therapeution nicht behandelbar wären.

(21.8.2024)
*****e_M Frau
8.652 Beiträge
…oder du rauchst die blauen Pillen einfach mal @*****ove das Zeugs in nen Mörser, pulverisiert, dann bisschen Zitronenkraut ausm Garten (hab ich als Kind mit dem Nachbarn schon geraucht) alles vermischt und reinnin die Tüte…

*panik* *top* *zig*
*****ove Mann
281 Beiträge
@*****e_M
*haumichwech*

@*********cht76
Fliegenfressende telepathische Flederhexen - dein Kräutertezept musst Du uns auch mal verraten *bravo*
**********silon
6.903 Beiträge
@*****ove

*grins*

So lange du dir kein Ohr absäbelst, ... *zwinker*

Aber ich mag deine Wortgewaltigkeit. *blumenschenk*
**********silon
6.903 Beiträge
@*********cht76

ich bin nicht ganz auf dem laufenden, *rotwerd* was deine Hexen angeht. Ich gehe die Tage mal nachlesen, versprochen. *blumenschenk*

Ein Therapeution soll dich entflausen? ^^
*********cht76 Mann
1.045 Beiträge
Das Therapeution ist generell dazu da, um Probleme zu beheben, die durch Hexerei verursacht wurden, wie hier, um den Schweigezauber zu brechen, den Witchita versehentlich auf Anne gelegt hat. So etwas wie ein Krankenhaus für Hexen *lach*
**********silon
6.903 Beiträge
Aha. *grins*
**********silon
6.903 Beiträge
So. Ich habe mir dann jetzt auch mal spontan die Zeit genommen ... *lach* Naja, ich wurde inspiriert. *grins*
**********silon
6.903 Beiträge
Charlotte kocht
„Die letzten Tage“, ach, was schreibe ich, „gar Wochen ging es sehr bewegt am Set meines Lebens zu“, notierte Lynn in sein Tagebuch.
Er lächelte und sinnierte dabei über all die kleinen und großen Szenen der vergangenen Stunden, Tage und Wochen. Und er freute sich, dass ihn die Ereignisse nicht erschlagen, sondern am Leben gelassen hatten, damit er sich wie ein weißer Rabe in die Lüfte hatte erheben können, um just in diesen Momenten das Paradies der Waldlichtungen in den Augen seiner Freundin im Tiefflug seiner wachen Träume ergründen zu können.
Denn sein innerer Regisseur, dem das Filmset und der gesamte Campus gehörte, hatte sich ihm gnädig gezeigt und - von langer Hand geplant - seine eine Liebe auf den Plan gerufen.

Und nun stand Charlotte in seiner Küche und brachte den Schalotten näher, wie sie royal in der Suppe ihrer beider Dasein schwimmen konnten, ohne mit den Pfifferlingen und Süßkartoffeln zu konkurrieren.
Denn Charlotte war eine Meisterin der Küche der Herzen und war sogar dazu in der Lage läufige Geister in den Gaumenfreuden der Sinne einzufangen. So saß Lynn, der gar nicht mehr lonely gewesen war, schließlich leicht bekleidet inmitten der drückenden Wärme seines Atelier-Wohnzimmers und ließ sich vom aromatischen Duft der Schalotten entflausen.

Währenddessen erleichterte sich gerade ein übellauniges Sommergewitter in den Straßen der Stadt, trommelte mit seinen Regenfingern von draußen gegen die Fensterscheiben des Hauses, in dem Lynn wohnte, perkussionierte ungezählte Achtungs-Wirbel auf den Dächern ganzer Straßenzüge und setzte kurzzeitig Gehwege und Fahrbahnen unter Wasser, so dass der Verkehr zwangsweise pausieren musste, bis die Feuerwehren die Keller zahlreicher Häuser und die Kanalisation im Bett des Straßennetztes wieder in den Takt des Untergrundes gebracht hatte.

Lynn lächelte abermals. Er hatte sich inzwischen neben seiner Charlotte auf der Couch niedergelassen und hielt vorsichtig die halbvolle Schale mit Suppe in den Händen. Während seine Freundin ihren Kopf an seine Schulter gelehnt hatte und mit den Fingern ihrer linken Hand die Kringel-Haare seines rechten Beines kraulte. Um nichts in der Welt hätte er jetzt mit irgendwem anderen da draußen im Regen tauschen wollen, denn filmisch wäre das der pure Nonsens gewesen …

© CRSK, LE, 08/2024


Die aktuellen 8 reizenden Wörter für diese Woche:

  • • Paradies
  • • Waldlichtung
  • • Schalotten
  • • filmisch
  • • läufig
  • • royal
  • • trommeln
  • • pausieren

Rabe.

Rohrschach mit Aquarellfarben + Finliner.
Pixabay-Luftbildaufnahmen.
Composing mittels Affinity Publisher.
*******blau Mann
3.644 Beiträge
.

Das Dummchen und der Idiot



Warum liegt hier Stroh?, fragte das Dummchen den Idioten.
Und der Idiot, in seinem Idiotendasein, wusste seiner Gegenüber nicht viel dazu zu sagen, machte hilflose Bewegungen mit den Armen, pausierte prätentiös und stellte sich anschließend dumm.

Jetzt kann man es sich im, mindestens royal anzumutenden, Sessel bequem machen, wie ein distinguished gentleman gleichermaßen die warme Tasse in der Hand führen, und philosophische Debatten darüber, von welcher Ebene der Idiotie aus, so ein verkehrsüblicher Idiot, sich auf welche dumm zu stellen vermag und auf welche er sich idiotisch, aber filmisch, letztlich stellte. Diesen Diskurs zu führen führt, über kurz oder lang, zu der Frage, ob es gedanklich überhaupt möglich sei, ein Idiot könne sich versehentlich upgraden und sich beim Dummstellen verklügern.

Das Dummchen musterte den Idioten, die Strohballen, und dann wieder den Idioten. Bei dessen Betrachtung allerdings verlor sich ihr Blick konsequenterweise ins Trübe. In doppelter Hinsicht.
Die Tränen quollen ihr aus ihren schwarzgeliderten blauen Augen, als ob jemand neben ihr Schalotten schnitt. Der Idiot hatte ihr was im Fahrstuhl zugeflüstert und das schmerzte mehr und mehr, wie ein Gift, das erst langsam wirkt und deshalb solange ignoriert wird, bis der Schmerz so groß ist, dass man erschreckt davon ist und Angst um sein Leben bekommt.

Der Idiot sah zum Fenster des Buses hinaus, den also auch hier Einzug haltenden Glasfaserausbau mit strengem Auge prüfend, trommelte dabei mit den Fingern auf die Kopfstütze des Vordersitzes, und flexte mit seiner neuen, schwarzen Pradabrille und seiner allzu leichtfertigen Selbstzuversicht. Dem augenscheinlich läufigen Dummchen hatte er im Bett das Beet gepflegt wundgepflügt und im Fahrstuhl gekonnt das Höschen nass gemacht. Sie stand ja auf dirty, also...

Es war ein regnerischer Tag und das vom Morgen weg. Es hatte bereits angefangen zu regnen, als sie noch im Hotelzimmer in verschwitzten Laken aufgewacht waren und erste Blicke in die reale Welt wagten. Da zeigte sich das angepriesene Urlaubsparadies in einer eher herbstlichen Unpracht und flexte seinerseits mit grauen Wolkenstrukturen, die wie die Rippen eines himmelsbewohnenden Ungeheuers vom Himmel drohten. Weiter unten bauten andere, nicht minder monströse, Wogen von Wolken Burgen mit mächtigen Mauern und Zinnen. Kein guter Tag für ne Stadtrundfahrt und das machte den Idioten kirre. Für was hatte er den ganzen Bums bezahlt? Bumsen konnte er daheim in Deutschland billiger, selbst wenn er ne Woche im Puff übernachtete.

Es heißt man sähe den Wald vor lauter Bäumen nicht. Nun ja, die geflüsterten Fahrstuhlworte, die dem Dummchen ins Ohr fielen, führten es auf eine helle Waldlichtung und ihr grell vor Augen, auf was für einen Idioten sie sich eingelassen hatte.

.
*******blau Mann
3.644 Beiträge
.
*****ida Frau
17.927 Beiträge
Der beste Wort *maler* von wo gibt, ich sag's kann immer!
*****ove Mann
281 Beiträge
@**********silon
Wortgewalten wie nicht übellaunige, sondern begeisterungsstürmische Sommergewitter! *top*

@*******blau
Himmelsdunkelgraudümmlich ist hoffentlich nicht deine verstecktverdreckte Seite ... *panik*
**********silon
6.903 Beiträge
@*******blau

wow. also der autor ist zumindest weder ein idiot noch ein dummchen. *zwinker* was für eine malerische szenerie zeichnest du da mit deinen worten in meinem kopf. *herz2*

vielen dank, mein lieber.

das plättet mich.

*g*
*****e_M Frau
8.652 Beiträge
@*******blau

Das Wort „flexen“ muss ich mir unbedingt einmal ausleihen!

Bravo!!
**********silon
6.903 Beiträge
Stimmt. Flexen ist ein cooles Wort, finde ich auch. *grins*
**********silon
6.903 Beiträge
Die Säuernis von ranziger Butter
*

Die Hennen vom Schafott-Berg haben die nicht (von allein) auf ihre trockenen Renftel gestrichen. Garantiert nicht!

*


Der Platzhahn mirscht sich bei seiner Pirsch über die malerischen Waldlichtungen sonders gleichen an die Scham der Hirschhennen heran, um sie eine nach der anderen mit dem Geruch von ranziger Butter flachzulegen. So jedenfalls ist es sein Plan gewesen, als er das Paradies der Hirschhennen betritt.
Doch dann erblickt er die wilden Schalotten-Zwiebeln, die die Hennen als Lockmittel für den Hirsch am Platze ausgelegt haben, um diesen mit dem Charme eines anscheinend noch nicht geräuberten Gemüsegartens ihrer Scham zu locken und ihm vorzugaukeln, dass sie wehrlose Hühner seien, die man sich einfach so nehmen und beiseiteschaffen könne, um sie oder auch ihre Eier irgendwann schließlich in die Pfanne zu hauen.

Und so thronen die überreifen Schalotten filmisch geschickt inmitten der Lichtungen auf den Schamhügeln der scheinbar schlafenden Platzhennen und warten samt ihren Eignerinnen darauf, vom Hirsch des Hauses vernascht zu werden.
Als der läufige Platzhahn jedoch mitten in der blauen Supermondnacht plötzlich lautstark über seine eigenen Füße stolpert, stieren ihn mit einem Mal über hundert royal grün-orangene Hühneraugen an. Dann beginnen die dazugehörigen gelben Schnäbel hackend auf seinen Leib einzutrommeln, der mit einem Male in der Schockstarre seines Lebens versinkt, um sich für die Angreiferinnen tot zu stellen.

Als die Schnäbel der Hennen endlich mit ihren Attacken pausieren, ist es fast um den Platzhahn geschehen. Noch immer ist er vom Schock seiner eigenen Narretei erstarrt. Erst als ihm die Hennen moralinsauren Essig unter die Nase halten und ihn dabei mit seiner ranzigen Butter noch eine Einreibung verpassen, bekommt er das große Würgen und Rennen und flüchtet schnurstracks aus ihrer Reichweite.
Verwirrt zieht er mitten im Rückzug von seinem missglückten Streifzug durch die gar nicht lüsternen Gärten seiner Hennen einen zerknüllten Steckbrief aus seinem zerzausten Federkleid. Darauf stand mit ungelenken Lettern hingekritzelt:

Buttersäure-Attentäter gesucht!
Zuletzt in der Nacht des blauen Supermondes gesichtet.
Für sachdienliche Hinweise wird eine Belohnung von Eintausend Litern Buttermilch ausgesetzt.
Meldungen sind an die Hennen vom Schafott-Berg zu richten.
Mit bestem Dank
Ihre Oberhenne vom Platz
Margot


© CRSK, LE, 08/2024



Post Scriptum


Es gab in der Nacht vom 16. zum 17. August einen Buttersäure-Anschlag auf das Leipziger Figurentheater Westflügel und deren unmittelbaren Anwohner.
Und ich persönlich kann nur sagen:

Schämt euch, ihr da draußen, die diese Missetat begangen habt! Ihr schießt euch selbst damit letztendlich ins eigene Bein, auch wenn euch anscheinend die bunte Kulturlandschaft Leipzigs missfällt.

Warum sollte Mensch sonst so etwas kurzsichtiges tun? Oder?

War es die Angst vor der Macht einer freien und auch diversen Kulturlandschaft? War es Neid und Missgunst? Oder einfach die Gedankenlosigkeit vom gelangweilten Partyvolk? Oder gar eine saudumme Mutprobe? Oder etwa die Tat gewalt-extremer (egal welcher Couleur) Kräfte?

Ich, als freudiger Besucher des diesjährigen Sommerfestes verstehe das nicht. Soll das etwa die zukünftige Umgangsform mit nicht genehmen Meinungen und künstlerischer Schaffensfreiheiten sein?

Na dann, Prost Mahlzeit! Es drohen uns finstere Zeiten. Ganz finstere …



Noch einmal die 8 reizenden Wörter für diese Woche:

  • • Paradies
  • • Waldlichtung
  • • Schalotten
  • • filmisch
  • • läufig
  • • royal
  • • trommeln
  • • pausieren

Platzhahn

Nebenprodukt der Rohrschach-Experimente mit Aquarellfarben + Fineliner.
Composing mit diversen Bildmaterial der Plattform Pixabay via Affinity Publisher.
*****e_M Frau
8.652 Beiträge
Toll!

Dein Text lässt das unüberhörbare Hennengackern zwischen den Zeilen durchschimmern.

Zu Leipziger Vorfällen kann ich nur sagen: flexen wir sie einfach weg, die Missetäter!
Profilbild
*******ert Frau
1.938 Beiträge
Neulich im Englischen Garten

Yoga ist gesund, heißt es immer. Und man könne in jedem Alter mitmachen. Ja sicher. Das hab ich gemerkt. Nachdem ich immer wieder, aus egal welchem Kurs, völlig geschafft heimgehinkt war und danach meist drei Tage übelst Muskelkater gehabt hatte, war Yoga für mich gestorben.

Bis ich diese Anzeige in unserem Käsblättle las.

Der Typ auf dem Foto war wirklich sympathisch. Sehr sogar.
Man trifft sich jeden Sonntagvormittag auf einer Waldlichtung im Nordteil des Englischen Gartens, stand da geschrieben, und übt zu schamanisch angehauchten Trommelklängen gemeinsam Asanas aus.
Wer die sind, die da trommeln, stand nicht dabei, aber ich würde es herausfinden.
Hoffentlich keine Urwaldkrieger aus dem Amazonas, wo man dann wirr im Kopf wird und seine Totemtiere sieht ... also ein bissl unheimlich fand ich das Ganze schon.
Aber das macht es ja auch erst interessant.
Deppert in der Turnhalle umeinanderschwitzen kann jeder. Ok, jeder außer mir.

Nicht weil ich zu dick wäre. Ich bin nicht dick. Jedenfalls nicht sehr. Schließlich ernähre ich mich nicht von Burger Royal, Pommes oder Döner mit alles, vor allem mit vielen Schalotten bis man quer durch die ganze Stadt mieft. Nein, ich esse ganz brav viel Obst und Gemüse, nur fehlt mir halt die Bewegung. Die passende Bewegung. Und oft auch die Motivation. Stell dir vor, du turnst in einer Gruppe, alle anderen sind jung und biegsam und du selber bist alt und obendrein steif wie ein Brett. Das ist nicht schön und man geht wieder. Teufelskreis sozusagen.

Aber das würde sich ja nun vielleicht endlich ändern. 'Alle Altersgruppen' war dabeigestanden. Wenn ich Glück hatte, wäre ich hier ausnahmsweise einmal nicht mit Abstand die Älteste. Vielleicht hatte ich immer die falschen Apps benutzt. Seit ich nach München gezogen war, egal wofür ich mich anmeldete, ob Sport, Fotografie oder Spirituelles Zusammensein, immer war ich die Oma und alle anderen so um die 20. Mir macht das ja nichts weil ich innen eh auch noch nicht älter bin aber beim Yoga merkt man's halt.

Kaum konnte ich den folgenden Sonntag erwarten. Gespannt wie ein Flitzebogen machte ich mich auf den Weg. Viel zu früh natürlich, weil ich keine Ahnung hatte, wo genau diese besagte Lichtung sich wohl befände, und ich auf keinen Fall zu spät kommen wollte. Eigentlich kannte ich die Gegend gut, aber man achtet halt auch nicht auf jedes Eck. Und in der Natur ist der Google bekannterweise eher für den Hugo.

Anfangs war ich keineswegs alleine auf den Wegen, es tummelten sich wie immer Hunde jeglicher Rasse und Couleur, und die Besitzer hatten augenscheinlich ihre liebe Not, die Tierchen zu trennen wenn eins davon läufig war. Ich versteh ja nix davon, aber dann sollte man sich in der Zeit vielleicht nicht ausgerechnet einen Ort suchen, an dem alle anderen Hundebesitzer auch umeinanderlaufen. Englischer Garten Nord sollte eigentlich umbenannt werden in Hundekackparadies. Brauchst nicht zu glauben, daß du hier irgendwo in Ruhe auf einem Bankerl sitzen kannst und Brotzeit machen. Sofort steht ein riesiger Hund da und schaut dich hungrig an.

Mittlerweile habe ich einige Wege bereits nach den dort stattgefundenen Hundebegegnungen benannt. Beispielsweise den Kommissar-Rex-Weg, anläßlich eines Zusammentreffens mit einem äußerst aktiven Schäferhund.

Aber es gibt natürlich auch ruhigere Ecken und zu einer solchen war ich nun unterwegs. Idyllisch gelegen, unweit eines kleinen Bächleins, das sich malerisch dahinschlängelte und in einem kleinen Teich endete, befand sich die beschriebene Lichtung, auf der bereits einige sehr sommerlich bekleidete Menschen saßen und angeregt miteinander plauderten. Von dem Mann auf dem Bild war noch nichts zu sehen, auch waren keine Trommler anwesend. Ob ich hier richtig war? Unsicher ließ ich mich am Rande nieder und beschloß, abzuwarten.

Kaum hatte ich mich mühsam (das Alter, das Alter ...) auf den Boden gefaltet, rief mir einer aus der Gruppe zu, ob ich nicht herüberkommen wolle, was würd ich denn so einsam am Rande hocken wollen? Erfreut hievte ich mich wieder hoch und ließ mich bei den anderen nieder. Was waren das für nette Menschen! Hier würde ich mich wohlfühlen, da war ich mir sicher.

Einer kramte in seinem Rucksack und holte eine Thermoskanne und einige Pappbecher hervor, was von den anderen mit Begeisterungslauten und Applaus begrüßt wurde. Offenbar ein Ritus zum Beginn der Yogastunde? Zur spirituellen Einstimmung sozusagen? Die Becher wurden verteilt und jedem wurden ein paar Schlucke aus der heiligen Kanne eingeschenkt. Wir standen auf (was hab ich achtgegeben, dabei nichts zu verschütten!) und dem Beispiel des edlen Spenders folgend, hoben wir den Becher in die Höhe. Der junge Mann hub mit lauter Stimme an: ''Caritas omnia potest'', worauf die anderen im Chor nachmurmelten: ''Caritas omnia tolerat''.

Für einen Moment war ich wieder verunsichert. War ich hier irrtümlich in einer Spendenveranstaltung der Caritas gelandet? Immerhin hatten die meisten Anwesenden bereits einen Großteil ihrer Kleidung neben sich abgelegt. Sollte ich ihrem Beispiel folgen? Aber ich hatte doch eh nicht viel an und ich hatte nicht vor, nackt zu turnen.

Bevor ich lange grübeln konnte, führten alle ihren Becher zum Mund und nahmen einen tiefen Schluck. Ich probierte vorsichtig. Seltsames Gebräu. Tee? Ich traute mich nicht, zu fragen. Wir setzten uns wieder und jetzt hörte ich auch die Trommeln. Allerdings kam die Musik aus einem dieser modernen Lautsprecher die sich von selber mit einem Handy verbinden. Bluetooth heißt das. Offenbar billiger als eine Trommlergruppe. Sparmaßnahmen wohin man schaut.

Die Musik gewann an Intensität und die Leute um mich wiegten sich im Takt, wedelten mit Händen und Füßen, sprangen teilweise gar auf und hüpften ekstatisch umher. Ob das von dem Tee kam? Vorsichtig nahm ich noch ein Schlückchen. Mittlerweile kam ich mir vor wie in einer Freiluftdisco. Gerade als ich mir überlegte, ob ich das Ganze vielleicht heimlich filmisch festhalten könnte, weil das glaubt einem ja dann wieder kein Mensch, kam auf einmal ein Mann auf die Lichtung gehetzt, brüllte ein ''Sorry Leit, koan Parkblotz g'fundn!'' in die Menge und packte eine riesige Kamera aus. Hatte ich jetzt auch schon Halluzinationen oder was ging hier ab? Wollte er uns beim Yoga filmen? Das wäre mir aber so garnicht recht!

Ich nahm noch einen Schluck Tee und beschloß, mich dann vielleicht doch lieber wieder zu verabschieden, so ganz schien mir das nicht das Richtige zu sein. Andererseits, die Leute waren alle sowas von lieb! Sie winkten mich in ihre Mitte, umarmten mich, alle lächelten freundlich und so tanzte und wedelte ich bald fröhlich mit ihnen quer über die Lichtung bis wir alle lachend in einem Haufen übereinanderfielen und anfingen, uns gegenseitig zu streicheln und zu liebkosen. Wirklich ausgesprochen nette Leute, dachte ich noch ... dann wurde es dunkel um mich.

Als ich wieder zu mir kam saß ich an einen Baumstamm gelehnt neben meinem Rucksack, die anderen saßen oder lagen unweit über den Platz verteilt, alle machten einen ziemlich erschöpften Eindruck. Was war denn das jetzt gewesen? Hatte es nicht nur mich umgehauen? Mußten wir alle schon pausieren bevor die Turnstunde überhaupt losging? Hatten die mir was in den Tee getan? Was wurde hier gespielt?

Der Mann mit der riesigen Kamera erhob sich und kam lachend auf mich zugeschlendert, ein paar Abzüge bereits in der Hand. ''Du bist ja ein Naturtalent!'' rief er begeistert aus. ''Da schaug einmal her, des is ein Wahnsinn.''

Ja, das fand ich allerdings auch. Ich blickte ungläubig auf eine Anzahl Fotos auf denen ich deutlich erkennbar mit Leuten aus der Gruppe zugange war. Ich muß wohl nicht deutlicher werden? Knallrot im Gesicht stammelte ich: ''Also das ist ... das kann nur ein Versehen ... ich würde niemals ...''

Als ich jedoch hörte, wieviel man bei dieser Art von Filmarbeit verdienen konnte, verstummten meine Proteste. Er erklärte mir, daß die Yogagruppe sich viel weiter vorne träfe, ich wohl eine falsche Abzweigung genommen und mitten ins Set einer privaten Pornoproduktion gewandert gekommen sei. Der Tee sei ein Pilzesud gewesen und es hätte deswegen niemand etwas gesagt, weil alle gedacht hätten, ich sei die im Vorfeld angekündigte Neue. Die wäre aber offenbar nicht gekommen. Vielleicht war sie ja irrtümlich bei der Yogagruppe gelandet?

Dies war der Beginn meiner Karriere bei Granny Productions. Mittlerweile gehört mir die Firma, der Kameramann ist mein geliebter Ehemann und unser Motto lautet: Wir drehen bis wir vergehen!

_
Das Bild ist KI-generiert
*****e_M Frau
8.652 Beiträge
Großartig!!! Ich schau dann mal vorbei, im Englischen Garten, nächste Woche, falls da immer noch was läuft! *dance*
Profilbild
*******ert Frau
1.938 Beiträge
Bei dem Wetter diesen Sommer haben wir uns ein Studio gemietet *zwinker*
*********cht76 Mann
1.045 Beiträge
Keine Toten, und trotzdem @*******ert! *haumichwech**top*
*****e_M Frau
8.652 Beiträge
Adresse bitte und das Rezept für den Tee *zig*
*******o_F Mann
3.334 Beiträge
@*******ert was für eine unglaublich coole Geschichte, so toll und bunt geschrieben. Ich bin beeindruckt.
*****ove Mann
281 Beiträge
Supercool! Jetzt fehlt nur noch ein "Beweisfilm"! *smile*
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