Präriehexereien, Kapitel 44 / Teil 2 - garantiert KI-frei!
Weinlese
frohlocken
Herbstfest
Sauerkraut
Vollmond
verfolgen
tanzen
übergeben
„Wie war das noch“, murmelte Astralia vor sich hin, als sie in ihre Hexenküche trat, „damals 1829 – oder war das 1830? – als Altyssa und ich zur Weinlese am Ohio River waren? Da haben wir doch das Herbstfest mit einem Entrauschungszauber aufgemischt, und nachher sind alle Leute nüchtern nach Hause gegangen. Hihi, das war lustig! Wenn ich den Ansatz von damals verfolge, dann müsste ich das doch auch auf Annes Situation jetzt übertragen können. Wo war doch gleich letztens dieser interessante Artikel über das Verhältnis zwischen Hexanol und anderen Alkoholen? Deborah, holst du mir bitte das
Kleine Hexikon der Rausch- und Trancezauber aus dem Regal?“
Deborah hatte soeben die Verbindung des Hexenkessels mit dem Therapeution getrennt, so dass die Dämpfe des Kräutersuds, die Anne nach dem Schweigezauber wieder langsam zum Sprechen bringen sollten, Anne nicht mehr erreichen konnten. Durch die Überdosis Hexenwasser, die Sally ihr verabreicht hatte, redete Anne nun ununterbrochen völligen Blödsinn, und somit musste Anne dem Einfluss der Kräuter schnellstmöglich entzogen werden.
Als Sally, Schwarzer Kojote und Frances mit Mäuseblut, Steinasche, Blumenkohl und Hummelhonig aus der Vorratskammer kamen, fanden sie Astralia und Deborah über das Hexenbuch gebeugt in der Küche vor.
„Sauerkraut!“ frohlockte Astralia plötzlich. „Das ist die Lösung! Natürlich, dass ich darauf nicht gleich gekommen bin!“
Astralia schaute in vier verständnislose Gesichter.
„Sauerkraut“, erklärte sie, „ist, wie der Name schon sagt, sauer. Die Säure im Sauerkraut ist perfekt dazu geeignet, gegeneinander wirkende Hexereien zu neutralisieren. Das heißt, wenn wir den Kräutersud im Hexenkessel, der den Zweck hatte, Anne allmählich wieder zum Reden zu bringen, mit Hexenwasser, das das sinnlose Gebrabbel hervorgerufen hat, mit den Zutaten für einen Schweigezauber vermischen, die ihr gerade mitgebracht habt, und das Ganze dann mit Sauerkraut aufkochen, dann sollte Anne eigentlich von allen Zaubern erlöst sein. Wisst ihr, dass Witchita einen Spruch benutzt hat, um Anne zum Schweigen zu bringen, ist dabei sogar unerheblich, denn die meisten Hexereien lassen sich ebenso mit Speisen oder Tränken wie mit Sprüchen bewirken. Das Problem bei komplexeren Hexereien ist nur, dass es in der Regel wirklich einen Trank braucht, um sie wieder aufzuheben.“
Kurz darauf brodelte anstelle des Kräutersuds eine kräftige Hexensuppe in Astralias Kessel. „Die Zeit können wir jetzt gern für unser eigenes Frühstück nutzen“, erklärte die alte Hexe. „Anne wird sicher nachher eher allein frühstücken wollen. Das hat sie sich aber dann auch verdient, die Arme!“
Nach dem Frühstück war es so weit, und das Mittel gegen Annes Redeschwall war fertig.
„Aber was ist, wenn Anne immer weiterredet?“ fragte Sally. „Wie kriegen wir sie dann dazu, die Suppe zu schlucken?“
„Keine Angst, Sally, sie wird das Hexenwasser darin riechen und uns den Kessel aus der Hand reißen, so wie sie es mit deinem Hexenwasser vorhin auch gemacht hat. Flederhexen haben zwar ihre Macken, aber da sind sie immerhin berechenbar.“
Als die Hexenklasse mit dem Suppenkessel ins Therapeution trat, hielt Anne ihrer Fledermaus Batsy gerade einen Vortrag über unsichtbare, karierte Einhörner. Ohne ihn zu unterbrechen, griff sie sich den Hexenkessel und schüttete ihn sich über den Kopf. Nur ein kleiner Schluck erreichte tatsächlich Annes Mund, aber der reichte aus, um zu bewirken, dass Anne einen riesigen Schwall Wörter in den Kessel übergab.
„Also ehrlich mal“, schimpfte Anne, als die letzten Wörter in den Kessel geflossen waren, „Was denkt sich dieser Ostseensucht76 eigentlich dabei, mir mit seiner bescheuerten künstlichen Intelligenz so einen Quatsch in den Mund zu legen? Wenn ich schon nur eine Figur in seiner doofen Geschichte bin, dann will ich wenigstens was vom Vollmond erzählen! Den hat er nämlich in der letzten Episode vergessen! Ha! Da kann er mal sehen, was er davon hat! Der schreibt bestimmt keine Geschichten mehr mit seinem ChatGPT!“
Sally blickte enttäuscht drein. „Was soll denn das jetzt, Astralia? Du hast doch versprochen, dass der Blödsinn jetzt aufhört! Das ist doch jetzt kein Bisschen besser!“
Frances dagegen strahlte: „Nein, Sally! Im Gegenteil! Endlich mal eine, die mir meine ganzen Visionen bestätigt! Anne, willkommen im Club! Du meinst doch auch diese Geschichten über uns aus dem Jahr 2024, oder? Kannst du das auch sehen, wie der da an seinem Computer sitzt und von uns schreibt?“ Frances tanzte vor Freude auf Anne zu.
„Nö. Das hat mir nur vorhin die Erdgöttin gesagt, als ich mich total in Trance erzählt hatte. Ach und bevor ich’s vergesse, Sally und alle anderen: Entschuldigung! Ich geb mir ab sofort wirklich Mühe, nicht mehr so viel zu reden, ok? Sally, Schwesterherz, lass dich umarmen! Du hast so viel für mich getan! Ich will auch ganz bestimmt eine fleißige Hexenschülerin sein, sobald ich bei euch mitmachen darf!“
„Tja“, seufzte Astralia, „das darfst du leider so richtig erst in vier Jahren. Bis dahin darfst du gern bei uns zuschauen, damit dir nicht langweilig wird. Besenfliegen darfst du natürlich auch. Aber Höchstgeschwindigkeit für minderjährige Hexen am Besensteuer ist 84 Hexameter pro Weile! Alles klar? Sally und Schwarzer Kojote, darf ich euch bitten, eine neue Besenbestellung bei Listiger Lurch aufzugeben? Jetzt lasst uns aber mit dem Unterricht loslegen, wir sind heute schon wirklich spät dran! Anne, magst du gleich mitmachen?“
„Nein danke, ich hab jetzt auch erst mal Hunger und will frühstücken. Batsy, kommst du mit? Hier draußen im Sumpf gibt’s bestimmt leckere Mücken und Käfer!“