Geschichtenspiel Teil 45

Deonyme
Präliminarien
morden
Tide
vorauseilen
Bretagne
nörgeln
Salzgärten

Besenfechten würde nie ihr Lieblingssport werden, stellte Sally fest. Klar, Frances und Deborah hatten das schon einige Monate länger trainiert, und Schwarzer Kojote hatte als Mann einfach mehr Körperkraft. Aber als dann noch ihre kleine Schwester Anne nach ihrem ausgiebigen Insektenfrühstück auftauchte, zum ersten Mal in ihrem Leben einen Hexenbesen in die Hand nahm und Sally dreimal nacheinander klar besiegte, war diese Disziplin für sie endgültig unten durch. Nörgeln mochte sie als Novizin aber nicht, zumal Astralia ihr versprach, beim nächsten Mal andere Übungen zu machen.

„Schau mal, Sally“, sagte Astralia. „Vielleicht bist du einfach noch etwas übermüdet von der durchwachten Nacht. Aber ich habe schon eine Idee, wie wir das mit dem Naturhexereiunterricht verbinden. Kommt bitte alle mit runter zum Strand! Ich zeige euch mal meine Salzgärten.“

Am Ufer angekommen, fragte Deborah, die vorausgeeilt war, sogleich: „Darf ich heute Ebbe machen?“

„Nur die Ruhe, meine Liebe! Lass mich das den anderen doch erst einmal erklären!“ entgegnete Astralia und fuhr fort: „Die Tiden sind hier in Georgia lange nicht so ausgeprägt wie in Neuschottland oder in der Bretagne. Um trocken an meine Salzpflanzen zu gelangen, müssen wir hier also etwas Hexerei einsetzen. So, Deborah, jetzt darfst du…“
Auf Deborahs Hexenspruch zog sich das Wasser auf der Stelle um mindestens fünfzig Besenlängen zurück und legte eine eindrucksvolle Plantage mit Pflanzen frei, die Sally und Anne nicht kannten. „Salzpflanzen?“ fragten beide mit großen Augen.

„Aber sicher, meine Lieben!“ schmunzelte Astralia. Was denkt ihr denn, wieso Meerwasser salzig ist? Das hier ist übrigens mein ganz besonderer Liebling, Sal excitans Astraliae, auch genannt Aufwecksalz – ja, das gehörte damals zu meinen Präliminarien, dass mir ein Deonym für die Benennung gewährt wird, bevor ich meine Entdeckung der Hexenöffentlichkeit vorgestellt habe! Schau mal, Sally, da hängt sogar eine reife Frucht! Wenn du die jetzt isst, wird jegliche Müdigkeit für die nächsten sechsundzwanzig Weilen von dir abfallen – und dann ist es sowieso schon wieder Zeit zum Schlafengehen. Aber Vorsicht, am besten nimmst du dir von da drüben auch noch ein paar Süßsalzfrüchte dazu, sonst wird es einfach zu salzig. Die Kerne heben wir auf, daraus ziehen wir dann neue Pflanzen.“

Kaum hatte Sally die Frucht geschluckt, merkte sie, wie ihre Gedanken wieder Fahrt aufnahmen. „Oh und das da hinten? Das kommt mir bekannt vor! Ist das nicht das Färbesalz, mit dem ich gestern aus Versehen Deborahs Haare pink gefärbt habe?“

„Richtig, Sally! Damit versorge ich einen Großteil der Hexen im Binnenland. Witchita und Altyssa gehören selbstverständlich auch zu meinem Kundinnenstamm. Bevor wir uns jetzt daran machen, hier das Unkraut wegzuhexen, finde ich, wir brauchen noch etwas Spaß. Deborah, dein Pink ist mir schon wieder viel zu ausgebleicht. Und ihr anderen, sucht euch ruhig auch etwas lustiges aus!“

Anne ließ sich das nicht zweimal sagen. Kurz darauf erstrahlten ihre Haare in demselben Pink wie Deborahs. Frances entschied sich für ein dezentes Grasgrün, und Sallys Mähne nahm ein prächtiges Himmelblau an. Lediglich Schwarzer Kojote ließ sich nicht beeindrucken, sondern untersuchte die Pflanzen in all ihren Details.

„So, nun aber weiter mit dem Unterricht! Unkraut jäten, wer von euch weiß, wie man das einfach mit einem Hexenspruch macht? Ja, Frances, demonstrierst du das mal hier beim blauen Färbesalz?“

„Pereseyósa!“ Im selben Augenblick war das Unkraut im Umkreis von zwei Besenlängen verschwunden.

„Genau! Und ihr geht jetzt alle ein Bisschen Unkraut morden. Hihihi! Bis der ganze Garten wieder schick ist.“

Frances und Deborah hexten wie wild drauflos. Sally und Schwarzer Kojote wollte aber nichts gelingen.

„Schatzi, was ist denn los? Pereseyósa hieß doch der Spruch?“ Schwarzer Kojote schien etwas zu antworten, doch von dem, was er sagte, verstand Sally kein Wort. Anne, die frustriert Wattwürmer gefuttert hatte, weil sie nicht mitmachen durfte, kam herbeigeeilt.
„Sally und Schwarzer Kojote, was ist denn mit euch los?“ fragte sie besorgt. Merkwürdigerweise schien sie sogar zu verstehen, was Schwarzer Kojote erzählte. Zumindest hörte sie sich beide an und sagte schließlich: „Hm, das klingt kompliziert, da ist es wohl besser, Astralia zu rufen!“

„Und ihr versteht euch gegenseitig nicht?“ wunderte sich Astralia. „Das ist wirklich merkwürdig. Und hexen könnt ihr auch nicht? Schnappt euch mal zwei Besen und fliegt eine Runde!“

Auch das klappte nicht.

„Dyshexie, auch das noch! Und hier bei mir auf Astralia Island! Ach du liebe Göttin! Was hat uns das denn schon wieder eingebrockt?“

Aaaah, jetzt wissen wir endlich, warum das Meer salzig ist!

Deonyme
Präliminarien
morden
Tide
vorauseilen
Bretagne
nörgeln
Salzgärten


Mit dem Raumschiff „Deonyme“ bin ich auf der Reise zu den Präliminarien. Dort findet sich ein kleiner Planet mit einer Landschaft zwischen Bretagne und Salzgärten. Die Tiden sind dort extrem, da der Himmelskörper mit dem schönen Namen Sabberlust von sieben großen Monden umkreist wird. Dort werde ich Urlaub machen, denn der Planet ist zum Morden schön.

Oh, "vorauseilen" habe ich vergessen...

...da müsste ich mit Warp noch hinterhereilen...

Sabberlust

Mit dem Raumschiff „Deonyme“ bin ich auf der Reise zu den Präliminarien. Dort findet sich ein kleiner Planet mit einer Landschaft zwischen Bretagne und Salzgärten. Die Tiden sind dort extrem, da der Himmelskörper mit dem schönen Namen Sabberlust von sieben großen Monden umkreist wird. Sieben Fluten, denen sieben hohe Wellen vorauseilen, sind schon spektakulär. Dort werde ich Urlaub machen, denn der Planet ist zum Morden schön.

Kurzfristig wurde ich zum Wortschöpfer für diese Woche erklärt. Hier also die Auswahl meiner Hirnwindungen:

Traumtänzer
Flimmerlicht
irrwitzig
elfengleich
zauberhaft
herumgeistern
verdrehen
abdampfen

Mal wieder ein fast sinnbefreiter „Schnellschuss“ meinerseits. Habt Spaß beim Schreiben eurer Geschichten.

*

Als der elfengleiche, zauberhafte Traumtänzer sah, wie das irrwitzige Flimmerlicht in der Dunkelheit herumgeisterte, verdrehte er nur die Augen und dampfte einfach ab. Ihm konnte dieses Flämmchen doch nicht das Wasser reichen …

Kurzmeldung

für die Frühausgabe des Nordboten am folgenden Tag -
(wurde nie veröffentlicht, da der Chefredakteur den Text für Nonsens hielt!)

Hubertus H., der Traumtänzer rammelte im Flimmerlicht elfengleich mit einem Bauzaun.

In einer irrwitzigen Befreiungsaktion schaffte man ihn anschliessend in eine Klinik. Dort liess ihn das medizinische Fachpersonal zunächst abdampfen ohne dabei seine primären Geschlechtsmerkmale auszulöschen oder zu verdrehen.

Später wurde bekannt, dass die ganze Aktion allerdings von einer zauberhaften weiblichen Person, deren Identitätsangabe von Journalistin zu Oberärztin hin- und herschwankte, lanciert gewesen sein muss.

Nach dieser Person wird gefahndet. Die Bevölkerung ist aufgerufen Türen und Fenster zu schliessen um ein mögliches herum- oder hereingeistern unbekannter Zielpersonen zu vermeiden.

Hubertus H., besser bekannt als „der Warmduscher“ fertigte eine Phantomzeichnung unter der Dusche an und stellte diese den Ermittlungsbehörden zur Verfügung.

@*****e_M Im Schwäbische würde man sagen: "I glaub Du hosch an Kaschber gfiestiggt".

Neeee, @*******nd29 nach drei Folgen Warmduscher war nun die Verlockung zu gross, da musste noch etwas Nonsens nachgereicht werden 🤩

nonsens ist immer gut.

Danke sehr 🤩 @**********silon

@*********cht76


ich kenne nur Riechsalz.

Ooch, das wächst da bestimmt auch, @**********silon!

Als sie sagten, ich Traumtänzer solle endlich abdampfen, hörte ich zuerst abdanken. Abdanken? Habe ich denn einen Posten inne, bin ich den minderbemittelten Proleten doch wichtig? Wo sie mich doch bislang lächerlich machten, wann es nur irgendwie ging. Ich fühlte mich bei unseren Clubbesuchen auf der Tanzfläche eigentlich immer fehl am Platz. Sah die Bierflaschenhalter als grelle Neonröhren, die irrwitzig und plump wie Presslufthammer den Boden malträtierten, wenn sie sich überhaupt bewegten und mich als elfengleiches Irrlicht, dass sich unter den rhytmischen Bässen ängstlich duckte. Fühlte mich wie eine Linie auf dem Monitor in der Intensivstation, immer kurz vorm Kammerflimmern. Oder hilflos überfordert wie ein Schmetterling im Windkanal. Wie ein Flimmerlicht, ein Glühwürmchen geblendet von den Halogenstrahlern des Abendtrainings der Altherren- Fußballmannschaft. Eben irgendwie fehl am Platz!

Doch merkte ich erst, als sie begannen, mich wie einen Medizinball herumzuschubsen, dass ich da etwas zwischen Kopf und Ohr vertauscht hatte. Das Verdrehen ist schon immer eines meiner erfolgreichsten Disziplinen. Da es eine Kernkompetenz des Tagträumers ist, hatten mich die Kumpane natürlich ganz richtig tituliert. Dass sie allerdings mein Wesen verstört und sich unerfüllbare Sehnsüchte wie überprallgefüllte Luftballons durch mein pures So- und Dasein drohend wie schwarze Gewitterwolken immer wieder neu über ihnen auftürmten, verstand ich schon lange. Als ob unbezwingbare Ängste in ihnen herumgeistern und sie überwältigen könnten, wenn sie sie nicht über mich bekämpften. So konnte ich ihnen die Derbtheiten immer wieder verzeihen.

Doch heute war es besonders schmerzhaft! War da eben doch ein anderer bunter Schmetterling in lustigen Piruetten über das Parkett direkt in mein Herz geflogen. Meine Blicke hatten sich schon in ihren lustigen roten Löckchen verirrt, und sich, kaum wieder heraus gewunden, alsdann in ihren leuchtgrünen Augensternen verloren, so dass der Angriff in dem Moment mehr als gemein und hinterträchtig war.

Doch, oh Wunder! Gerade als ich zu fallen drohte, rettete mich eine zarte, doch kräftig zupackende Hand kurz vorm Sturz in tiefste Verzweiflung und Scham. Grüne Sterne strahlten mich an und aus lockenden Samtlippen ertönte mit Engelszungen: " Mach Dir nichts draus, Süßer! Die doofen Prolls wissen es nicht besser! Lass uns hier verschwinden! Ich weiß ein schönes Plätzchen am Fluss! Heute ist Vollmond. Da sieht man zwar keine Sterne, doch wenn wir Glück haben springen die Fische und zeichnen schöne Glitzerkreise aufs Wasser.

@*****e_M
irgendwer hat da Scham-Lose gezogen.

@*******d18
Ein einwandfreier Sagitta! Respekt!
(Sagiita war ein legndäres Mitglied, der Meister in der absoluten Kuzform der 8er-Geschichten war. Ihm zu Ehren nennen wir seither solch gelungene Kurzform Sagiita.)

Wie, was, wo @*****ove ?

Schamlose???

Zitat: [im sexuellen Bereich] bestehende Tabus nicht respektierend [und damit die Gefühle der Mitmenschen verletzend]



Kompliment zu Deiner Geschichte, mein Like-Sack ist irgendwo in China umgefallen….

mal heute etwas "Betroffenheitsprosa" meinerseits. Entschuldigt bitte. Aber die vorliegenden 8 Reizworte für diese Woche waren da eine echte Steilvorlage für und in Verbindung mit der 30-Tage-Lust-Serie, die online steht, .... nun ja ...

Im Folgenden nun die Kurzprosa. Ein Schnellschuss. Aber der muss grad so.

Lynn fühlte Wut durch sein Gedärm züngeln, als er sah, wie Lisa in seiner Rückschau auf ihr Damals die Schaufensterauslagen mit ihrem Überangebot an Sex-Sells-Waren bestaunte und darunter litt, nicht selbst Teil des tatkräftigen Sortiments zu sein oder vielmehr aus Selbstschutz nicht sein zu wollen.
Er fühlte aber auch, wie selbst heute noch Ohnmacht sein Gemüt übermannte und es melancholisch sehnsuchtsvoll stimmte, wenn er sich beziehungsweise sie immer und immer wieder ihren Traum von damals halbnackt tanzen sah, obwohl sie mit ihrem Sicherungsseil und doppeltem Boden nie zu den wirklich elfengleichen Traumtänzerinnen der Menagerie gehört hatte, um andere weibliche Wesen zu betören …
Heute noch sah er die Flimmerlichter in ihren Augen und spürte ihren irrwitzigen Drang, die Schaufenster der Auslagen mit ihren schmalen Händen zu zerschlagen, um sich dann tatkräftig mitten hinein ins damalige Sex-Treiben der Stadt zu stürzen. Zauberhaft mutete sie ihm dabei allerdings nicht an.

Heutzutage spukten ihm selbst aber auch gehörige Portionen an sexuellen Dingen durch den Kopf und das eher der nieder benutzt werdenden Art. Das ließ ihn nachts schlaflos durch die Welt seiner Gedanken herumgeistern und pornografische Phantasien über sich und Horden gewisser Muskelpakete gut bestückter Mannsbilder ersinnen.
Dabei verdrehte ihm der Umstand, dass es ihn emotional zerstören würde, die aufgereizten Sinne und gipfelte seine rastlose Libido in unersättlicher Geilheit.
Ihm wäre jetzt also nach einem gehörigen Abdampfen im eiskalten Tau(s)chbecken der imaginären Sauna um die Ecke zumute gewesen. Wenn es denn tatsächlich eine solche in seiner Nähe gegeben hätte …

Und so darbte er auch weiterhin in Untätigkeit. Wohlwissend, dass er ein Männerthema sein Eigen nannte, ohne zu wissen, wie er dies seinerseits möglichst Ressourcenschonend für sich und die anderen angehen könnte


© CRSK, LE, 10/2024



8 Reizworte von dieser Woche

• • Traumtänzer
  
• • Flimmerlicht
  
• • Irrwitzig
  
• • Elfengleich
  
• • Zauberhaft
  
• • Herumgeistern
  
• • Verdrehen
  
• • abdampfen
  
• 
  

P.S. Noch etwas editiert das Ganze.

Traumtänzer
Flimmerlicht
irrwitzig
elfengleich
zauberhaft
herumgeistern
verdrehen
abdampfen

Wer hat eigentlich festgelegt, dass ein Traumtänzer, der ja nur in seine Gedanken abdampfen, und so darin wohlig herumgeistern zu vermag, auf eine sonderbare Art irrwitzig handelt?

Nur weil sich scheinbar im Flimmerlicht nichts zu bewegen scheint, verdrehen sich seine Gedankten doch keine Sekunde lang zu einem Nichtgedanken. Möglicherweise ist er nur berührt von diesen Wesen, die sich zauberhaft und elfengleich bewegen.

Traumtänzer
Flimmerlicht
irrwitzig
elfengleich
zauberhaft
herumgeistern
verdrehen
abdampfen

Tief unten auf dem Boden des Atlantiks, inmitten eines Seegebiets, das einst als Bermudadreieck zu Berühmtheit gelangen sollte, braute sich Unheil zusammen. Die Meerhexe Haviola, ihre Schülerin Jenny und der Thunfisch Tonno, dem an Land Beine wuchsen, saßen in ihrer Hexenküche zusammen.

„Ein irrwitziges Flimmerlicht hat dich niedergestoßen, Jenny?“ fragte die Hexenmeisterin. „War doch klar, dass dieses elfengleiche Wesen aus der Prärie noch das Kiowa-Amulett zugeschustert bekommt. Solange Sally das um den Hals trägt, kommen wir nicht an sie heran. Aber mir geistert schon ein kleiner, zauberhafter Plan im Kopf herum. Ich werde im Hexenvorstand die Traumtänzerin Altyssa ein Bisschen bearbeiten. Du wirst da auch noch eine ganz große Rolle spielen, meine Süße! Du darfst diesem Biest den Kopf verdrehen! Und du, Tonno, schwimmst am besten gleich in Richtung Innsmouth und arrangierst für uns ein Treffen mit den Tiefen Wesen!“

Tonnos Miene zog sich skeptisch zusammen, doch als Jenny ihm ein unwirsches „Dampf ab!“ entgegenknurrte, blieb ihm nichts anderes, als sich zu fügen.