Partyplanung 1
Jeden Dienstag sitzen die vier im Kaffeehaus der Kleinstadt beim Mittagessen. Jeden Dienstag gibt es eine gute Portion Fleisch mit Pommes. Peter, der übergewichtige Autoverkäufer, ist immer als erster da. Seinem Vater gehört das große Autogeschäft an der Autobahnabfahrt, der Sohn soll eines Tages den Laden übernehmen. Sabine, klein und zierlich, arbeitet in der Apotheke am Hauptplatz und bemüht sich so alternativ wie möglich zu geben. Als drittes kommt Freddie dazu. Die anderen wissen nicht genau, was er macht, irgendetwas mit Lebensberatung. Anscheinend weiß er selbst auch nicht so genau, aber seinen Aussagen nach brummt das Business. Als letzter in der Runde erscheint Hans, der von seinen Eltern Landwirtschaft übernommen hat. Er ist ein gutmütiger Kerl, der sein Auto von Peters Vater, und von Freddie ein paar gute Tipps erhalten hat. Er verehrt Sabine und denkt, keinem würde es auffallen.„Am Samstag habe ich sturmfreie Bude, das sollten wir was auf die Beine stellen“ meint der dicke Peter und grinst anzüglich. Peter will die Gelegenheit nutzen, um sich zusätzlich beliebt zu machen. Außerdem will er endlich ein Mädchen haben, sodass ihm in Kombination von beidem eine Swingerparty ideal erscheint. Die anderen drei sind von der Partyidee begeistert, bekommen sie doch für lau den Zugang zur exklusiven Villa und einer Menge Spaß. Zumindest denken Sie das so. Sie selbst haben keine Erfahrung mit solchen Partys, ihr Wissen kommt aus dritter Hand und aus dem Internet.
Sofort beginnen sie zu überlegen, wen man für diese spezielle Ereignis einladen könnte. „Ich würde ja den süßen Typen aus der Bank einladen.“ meint Sabine mit vollem Mund. „Bist du wahnsinnig? Der geht gar nicht! Da kriegen wir nie und nimmer einen Kredit!“ Peter widerspricht sofort energisch. „Ohne Kredit geht es halt nicht.“ lässt sich Hans vernehmen. „Schade, der Typ ist süß, immer gut aufgelegt und kommt mit allen gut aus.“ Das ist Sabines endgültiges Argument. „Dann wollen wir nicht ausschließen, aber auch nicht einschließen. Den stellen wir mal auf neutral.“ Freddie kommt sich sehr klug vor. „Was haltet ihr von Hansjörg von der Versicherung?“ Hans schüttelt den Kopf. „Nein, ich kann nicht schon wieder eine Versicherung abschließen.“ Die anderen sehen mitleidig an. „Gutes Argument. Es ist ja unsere Party und nicht seine Verkaufsveranstaltung.“ unterstreicht Sabine das Argument. Hans sieht sie dankbar an. Sie essen schweigsam.
„Was haltet ihr von Adelgunde? Ihr wisst schon, die mit den roten Haaren aus dem Nachbardorf. Es solle keine reine Männerparty werden, oder?“ Sabine sieht sich in der Runde um und steckt sich ein Pommes in den Mund. „Die stille Gundi? Die den Mund nicht aufbringt?“ Freddie schüttelt den Kopf und lacht.
Eine Zeit lang sind sie wieder mit ihrem Essen beschäftigt. „Mustafa? Soll niemand sagen, wir grenzen jemanden aus.“ meinte Freddie mit vollem Mund. „Mustafa ist gerade erst Vater geworden.“ wendet Hans ein. Als Landwirt kennt er natürlich alle Verkäufer im örtlichen Lagerhaus und ist mit ihnen auf du und du. „Eben darum.“ erwidert Peter und nahm einen tiefen Zug aus seinem Bierglas.
„Kathrin?“ kommt es von Freddie. Mit der hatte er einmal was, aber das war schon lange her. „Nein, dies zu alt, die glaubt, es geht hier um Flaschendrehen und so.“ Die drei sehen Peter an. „Das ist jetzt nicht so schlecht oder?“ Peter zuckt mit den Schultern und nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier. „Wir wollen doch keine Kinderparty, oder?“
„Jetzt habe ich‘s! Wir laden Wolfgang und Beatrice ein!“ meint Sabine aufgeregt. „Die zwei Beamten? Wieso denn die? Die nerven doch immer mit ihren Urlaubserzählungen.“ Freddie gefällt der Gedanke gar nicht. „Überlegt doch, die werden von niemandem eingeladen. Wer lädt denn die Richterin und den Standesbeamten ein?“
„Wenn wir die einladen, wäre das dann Beamtenbestechung?“ Hans müht sich mit dem letzten Wort ziemlich ab. Sabine sieht ihn lange an. „Keine Ahnung. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“ Sie seufzt.
„Wenn wir so weitermachen, bleibt überhaupt niemand mehr übrig. Wir können niemanden vom Tennisclub einladen, wegen deines Vaters.“ meint Freddy und zeigt auf den fetten Peter. „Wir können keine Beamten einladen, weil das Bestechung sein könnte.“
„Was haltet ihr von Marcel, ihr wisst schon, der sonntags immer den Wagen wäscht.“ fragt Sabine „Der macht doch ohne Heide keinen Schritt.“ Peter greift auf seinen dicken Bauch. „Ist sie denn schon so weit?“ fragt Sabine. „Keine Ahnung wie lange es noch dauert. Sie waren vor drei Tagen bei uns und haben einen neuen bestellt, mit allem Schnickschnack.“ antwortet Peter. Er lässt unerwähnt, dass er ihnen den Schnickschnack erfolgreich angedreht hatte, etwas worauf er mächtig stolz war. Endlich konnte er seinem Vater beweisen, dass er der Sohn war, auf den der alte stolz sein konnte.
„Wer bleibt noch übrig?“ Fragt Sabine schon leicht resigniert. „Mir fallen noch die drei Schwestern ein, Caro, Kathi und Cordelia. Die sind immer gut drauf und für alles zu haben.“ meint Freddy. „Keine schlechte Wahl, aber...“ Peter zögert. „Was?“ Sabine ist sich klar, was jetzt kommen würde.
„Kathi ist so…“ Peter hat gelernt, wann es besser ist, nichts zu sagen. „Nein, ist sie nicht. Nicht mehr. Kathi hat sicher 20 Kilo abgenommen.“ grinst Sabine. „Woher weißt du das?“ Freddie und Peter sind jetzt ganz Ohr. „Sie hat bei uns über die letzten Monate regelmäßig ein spezielles Proteinpulver bestellt und abgeholt. Ich sage euch, die sieht es richtig gut aus.“
„Ja, dann…“ meint der dicke Peter tippt auf seinem Smartphone. „Was machst du da?“ fragt Hans. „Ich frage sie, ob sie am Wochenende Zeit hat, was sonst?“ Das Gespräch, das er führt, ist kurz. „Und?“ fragt Freddy leicht nervös. Peter schüttelt den Kopf. „Sie sind schon verplant.“
„Alle drei?“ fragt Freddy und nahm einen großen Schluck von seinem Wein. Danach war das vorher volle Glas nur merh halbvoll. „Ja, alle drei.“
„Es sieht so aus, als wären wir nicht die einzigen.“ meint Sabine resigniert.
„Scheint so.“ antwortet Peter.
Die vier schweigen. „Sollen wir unsere Party abblasen und uns selbst einer anderen Party einladen? Es ist eine Schande, dass du nicht öfters sturmfreie Bude hast.“ Der fette Peter nickt. „Es ist schlimm, die nächsten Wochenenden lädt der Alte seine Freunde ein.“
„Dann wirst du also wieder flüchten?“ fragt Hans
„Ich möchte schon, wenn ich nur wüsste wohin. Die Tattergreise, die der Alte einlädt, sind nichts für mich. Sein Zigarrenclub. Wenn ich das schon höre.“ Peter leert sein restliches Bier in einem Zug.
„Wenn wir so weitermachen, finden wir gar niemanden.“ meint Freddie. „20-24 Leute sollten wir schon zusammenbringen. Eine geile Party braucht geile Menschen!“
Es war nicht leicht, eine private Swingerparty zu organisieren.