Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Curvy and beautiful
3386 Mitglieder
zum Thema
Bakterien vom Handy - Fingern, ohne Hände zu waschen?167
Seit ich eine Sendung gesehen habe, die darstellt, dass auf einem…
zum Thema
Hände zusammen Fesseln46
Meine Freundin und ich wollen gerne Fesselspiele ausprobieren.
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Hilfe, mir fällt nichts mehr ein ...

Hilfe, mir fällt nichts mehr ein ...
Oft lese ich diesen Satz in so manchem Autorenforum. Es ist die Selbstentschuldigung der Feiglinge. Ja, tatsächlich Feiglinge. Zumindest in meinen Augen. Die Summe der Interaktion zwischen den Energien in ihren jeweiligen Zuständen im Universum ist unendlich. Wie kann man da nichts mehr finden, was sich lohnt, zu beschreiben?

Das Problem solcher Autoren ist oft, dass sie nicht den Mut haben, etwas konsequent zu Ende zu denken. Opfer gesellschaftlicher Domestizierung. Was man nicht tun darf, darf man natürlich auch nicht denken. Was man nicht denkt, kann man auch nicht schreiben. Selbstzensur. Schöne Grüße von Orwell. Das war Punkt 1.

Punkt 2: Die wirklichen guten Geschichten sind eine Eingebung. Man kann sie sich nicht ausdenken. Mann muss darauf warten, bis sie kommen. Was für ein Blödsinn.

Punkt 3: Erstmal muss das Ende bekannt sein. Ich muss wissen, wo ich hinwill. Dann wird geplottet. Jo. Plotten ist wieder etwas für Feiglinge. Sie legen ihren Helden Fesseln an, machen sie zu Sklaven in einem Labyrinth. Irgendwann (wenn Autoren wirklich packende Helden erschaffen) sagen diese: „Ne, da geh ich nicht lang. Ich gehe den anderen Weg.“ Dumm, passt aber nicht zum Plot, den der Autor sich vor einem Jahr ausgedacht hat. Und nun? Weg mit dem Helden. Kastrieren. Halt die Schnauze. Der Held wird zum Sklaven. Er könnte viel mehr, als der Autor ihm zutraut. Die Leser werden es merken. Ich zumindest merke das und klappe an der Stelle das Buch zu.

Also, seien wir mal keine Feiglinge und denken frei. Der Schlüssel dazu ist die Grundregel beim Schreiben. Wir nehmen immer das Besondere, nie das Allgemeine. Statt Baum sagen wir Eiche, statt Eiche Korkeiche und statt Korkeiche vielleicht noch Korkeiche mit halbverdorrtem Stamm und abblätternder Borke.

Meine Hand spielt gerade mit einem Kugelschreiber. Was kann man mit dem machen? Schreiben, jemandem ins Auge stechen oder in die Hand, zerbrechen, unterzeichnen. Was?

Romane, Geschichten, Einkaufszettel, Verträge – halt. Das Letzte ist brauchbar. Was für Verträge?

Kaufverträge. Heiratsverträge. Todesurteile. Angriffsbefehle – stop! Die letzten beiden sind brauchbar. Angriff womit auf wen?

Keine Denkgrenzen. Also Atomwaffen, Giftgas, Panzer, biologische Waffen. Jemand unterzeichnet einen Befehl für einen Angriff mit Atomwaffen. Wie sieht er aus? Ist er alt oder jung? Dick oder dünn? Macht er das, weil er nicht mehr kann mit seiner schönen Frau zu Hause als Ersatzbefriedigung? (Keine Angst vorm Denken auf Abwegen!) Oder macht er das, weil es ihn scharf macht und er dann erst mit seiner Frau kann? Egal, wir finden es heraus.

Was haben wir bis jetzt? Einen Mann, eine Frau, vor der ein Dokument liegt. Mit seiner/ihrer Unterschrift werden Millionen sterben, wenn nicht die ganze Menschheit. Was geht in seinem Kopf vor in diesem Moment? Was muss man erlebt haben, was muss man getan haben, um vor so einem Dokument sitzen zu können? So viel Macht angehäuft zu haben? Da steht eine ganze Lebensgeschichte im Hintergrund. Wie sieht der Raum aus, in dem das geschieht? Ein Hotelzimmer? Das Weiße Haus? Der Kreml? Eine unterirdische Höhle in Afghanistan? Ein außerirdisches Raumschiff?

Aber wir brauchen noch eine überraschende Wende. Die Bomber stehen bereit, alles ist abgesprochen, der Stabschef will das unterschriebene Dokument abholen und der Präsident sagt plötzlich „Nein!“. Was geschieht jetzt? Wird der Stabschef ihn erschießen? Wenn ja, wie kann er das machen? Usw.

Zurück zum Kugelschreiber. „Jemanden ins Auge stechen.“ Warum sollte jemand das tun? Wie viel Hass muss in so jemandem brodeln? Wo kommt dieser Hass her? Was hat er erlebt ...

Ein Heiratsvertrag war auch dabei. Ist sie schön? Warum wollen sie heiraten? Warum brauchen sie dafür einen Vertrag? Wer wird hier übers Ohr gehauen?

Grundproblem ist bei vielen, dass sie ihre Geschichte in den Mittelpunkt stellen und nicht die Menschen. Sie haben eine Geschichte im Kopf und „bauen“ sich die Helden dazu. Dabei sind die Menschen in unseren Geschichten es, die erst die Geschichten machen (auch Tiere als Helden gehen natürlich). Und auch hier legen wir uns selbst viel zu viele Denkverbote auf. Unsere Helden sind Schema F, weil wir glauben, mit anderen als Schema F kann der Leser nicht umgehen.

Wir teilen Romane in Genres ein. In einem Thriller hat deftiger Sex nichts zu suchen. Wenn es ins Schlafzimmer geht, beginnt das nächste Kapitel mit dem Frühstück. Helden onanieren nicht. Nie hat jemand gefragt, ob sie das Papier, mit dem sie sich den Hinter auf der Toilette abwischen, falten oder knüllen. Waschen sie sich hinterher die Hände? Ich weiß, das sind Abwege. Aber wenn man sich nicht auf Abwege verirrt, bringt man sich um die Freude, wieder den richtigen Weg zu finden. Ist wie beim Fortgehen – das Schöne daran ist, dass man sich auf das Zurückkommen freuen kann.

Das alles steckt in einem simplen Kugelschreiber und noch viel mehr. Er ist eine ganze Welt, ein ganzes Universum und es befindet sich in Eurem Kopf. Ihr müsst es nur entdecken. Stellt niemals die Frage nach gut oder schlecht, verboten oder erlaubt. Ihr seid die Chronisten, nicht die Richter. Es ist euer Gedankenpalast und ihr legt die Regeln darin fest. Stellt euch Fragen und habt keine Angst vor den Antworten. Eine Antwort ergibt zwei neue Fragen und in kürzester Zeit habt ihr ein riesiges Netz von Wegen, auf denen ihr denken könnt und auf denen noch nie ein Mensch vor euch gegangen ist. Ihr braucht nur den Mut dazu, sie auch zu beschreiten.

Macht den Fernseher aus, schlagt die Zeitung zu. Sie erweitern nicht euren Horizont, sie verbarrikadieren ihn. Vor allem aber das Handy. Ein gesenkter Kopf erstickt jede Phantasie.

Und jetzt schreibt ...
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Wie froh bin ich, ...
... dass mir noch einiges einfällt - während mein Held mit seinem umgebauten Bus von Abenteuer zu Abenteuer reist, lugt immer noch die Geschichte mit dem Typen, der seinen Waffen nicht auf dem Schwarzmarkt kauft, sondern sie selbst dreht und fräst, um die Ecke. Und da ist dann noch ein historischer Stoff - die Schlacht an der Raxa aus der Perspektive eines abotritischen Fischers, der mit Netz und Harpune in die Schlacht zieht und ...

Ich muss bloß schreiben und brauche dafür nur ein Mindestmaß an Muße. Der Rest ist Fleiß, Recherche und Technik.
******s23 Frau
12.725 Beiträge
@*******jan

Da möchte ich widersprechen - aus meiner Sicht.

Wenn ich in einer Geschichte feststecke, habe ich zumeist schon das, was passieren soll im Kopf, aber es fehlt mir dann der "Schreibfluss". Sicher kann ich das was im Kopf ist "irgendwie" zu Papier bringen, aber eben nicht so, wie ich es gerne möchte. Also warte ich bis es wieder fließt und schreibe erst dann.

Da es mir gerade so ergeht mit einer recht langen Geschichte.
Im Kopf ist die Fortsetzung da, aber mir fehlt etwas um es aufzuschreiben.

Was das Handy angeht - das ist mein Arbeitsmittel sowohl um hier online zu sein, als auch zum schreiben oder den Job betreffend.
Eine Zeitung lesen oder ein Buch oder sogar TV lenken mich ab genau, aber positiv denn oft ist urplötzlich eine Eingebung da, gerade weil ich mich nicht unter Druck setzen möchte und das ist für mich positiv.
*****ine Mann
912 Beiträge
Die meisten Leute können nur in den sozialen und moralischen Bahnen denken, in denen sie erzogen wurden und aufgewachsen sind, und können auch nur Charaktere ersinnen, die in gleichen Bahnen denken wie sie selber, und Ereignisse, die ablaufen, wie sie selber es kennen.
Das macht einen Großteil der geschilderten Geschehnisse und Dialoge entweder langweilig oder unglaubwürdig.

Das mit den Dialogen ging mir früher auch so, bis es mir dann irgendwann mal selber aufgefallen ist. Das Undenkbare zu denken oder zu schreiben, wie jemand Fremdes sprechen würde, erfordert Übung.
****59 Frau
3.156 Beiträge
@CChristjan
Ich finde es ziemlich anmaßend was du schreibst.
Wie kommst du eigentlich darauf, dass eine Schreibblockade gleichbedeutend mit einem Feigling ist??
Dass nicht jeder von solchen Schreibattacken wie du geplagt wird, gibt dir doch noch lange nicht das Recht, so abfällig über den zeitweiligen Stillstand mancher Autoren zu schreiben. *basta*

Devi
Seltsam
eigentlich war das ganze als Mutmacher gedacht. Stattdessen habe ich dich gekränkt. Es war nicht meine Absicht. Mögen dir noch viele wunderbare Geschichten einfallen.
Trotzdem halte ich eine Schreibblockade für schlichtweg nicht existent. Bereits das Wort ist eine Irreführung. "Mir fällt nichts ein" oder mir fällt nicht das ein, was ich will, das mir einfällt" wäre passend. Dafür habe ich spielerisch versucht einen anderen als die in den meisten Schreibratgebern genannten Wege zu zeigen. Dass ich aus meinem Herzen und meiner Meinung keine Mördergrube mache, dürfte allgemein bekannt sein.
Aber zur nicht existenten Schreibblockade. Stellen wir uns einmal einen Schriftsteller vor, der, nachdem er seinen Vorschuß kassiert hat, dem Verleger am Abgabetermin sagt: "Tut mir leid, ich hatte ein halbes Jahr eine Schreibblockade. Die Drinks auf Mallorca haben zwar geschmeckt, aber mir ist dabei nix Vernünftiges eingefallen."
Wir sind die Herren unseres Lebens oder sollten es zumindest sein und "Schreibblockade" ist für mich eine Ausrede. Übrigens eine, die ich selbst sehr lange benutzt habe, bis ich gemerkt habe, dass ich damit nur mich selbst betrüge.
Wie gesagt, meine Meinung. Du musst sie nicht teilen, muss niemand. Sonst wäre es ja auch nicht meine.
Zuerst: eine Schreibblockade ist kein Desertieren und schon gar nicht etwas für Feiglinge. Es ist zumeinst eine kreative Erschöpfung oder gar eine Schreibdepression. Die Arbeit an einem Text kann auch einen Autor auffressen ...

Das, was Du zu Entwicklung von Textfiguren schreibst, gefällt mir sehr gut. Die Erfahrung, dass sie ein Eigenleben führen müssen, dass sie Kinder der Freiheit werden müssen, dass der Autor dann zu dessen Chronisten wird (nicht mehr oder weniger), dass der Autor nur bedingt wirklich Schöpfer ist, leuchtet mir ein und entspricht meiner eigenen Erfahrung. Sich mit einer solcher Figur zu arrangieren, ist Teil der Arbeit. Ihn zum Sklaven zu machen der Tod der Geschichte.

Genre-Regeln werden allgemein überschätzt ...
Und auch das ist zutreffend: Inspiration ersetzt kein Handwerk (des Schreiben), aber auch umgekehrt: Handwerk ersetzt keine Inspiration. Man sorge für hinreichende Energie in beiden Bereichen.
Schreibblockade?
Kenn ich nicht. Ich erzähle Geschichten. Simple Geschichten, die jedermann erleben könnte. Über simple Menschen, die jedermann sein könnte(n).

Die gibt es zuhauf, die Welt ist voll davon. Also gibt es auch immer was zu erzählen. Manches ist spannend, manches trivial. Aber wenn ich am Lagerfeuer sitze und irgendeine dieser Geschichten über irgendeinen dieser Menschen erzähle, lauschen alle wie gebannt.

Und manchmal habe ich die Zeit und Gelegenheit, eine solche Geschichte aufzuschreiben, um sie einem Kreis außerhalb meines Lagerfeuers zugänglich zu machen.

Und was mich in der Tat hin und wieder blockiert, ist die genau diese Gelegenheit. Oder besser: Der Mangel daran. Bis ich es nicht geschafft habe, meine Gelegenheiten selbst immer dann zu kreiren, wenn ich in Erzähllaune bin, mangelt es manchmal einfach daran.

Es gibt "den Rest der Welt", too much monkey business. Ich habe noch nicht die totale Kontrolle über meine Zeit erreicht. Doch genau darauf arbeite ich hin.

Und dann werde ich nur noch Geschichten erzählen, einige davon aufschreiben und sie anderen zum Lesen geben. Über irgendwelche Erlebnisse irgendwelcher Menschen und irgendwer wird sie lesen (wollen).

Vielleicht rette ich nicht die Welt damit, aber das ist auch nicht meine Absicht. Schreibblockaden entstehen m.E. nur durch ein Absicht, die vermeintlich nicht erfüllt werden kann. Ich verstehe, was Du sagen willst, @*******jan, glaube ich.

Du beschreibst die Verkrampfung, die aus einer Absicht, einem Sendungsbewusstsein entstehen kann. Es "richtig" machen zu wollen. Mit zwanzig, dreißig war ich auch so. Wollte der Welt nur "Wichtiges" mitteilen ... doch seien wir ehrlich: Seit der "Odyssee" ist nichts wirklich Neues mehr erzählt worden *zwinker*

Heute nähre ich mich von dem seligen Lächeln meiner Zuhörer (Leser) ... und eines Tages werden mich meine Zuhörer (Leser) nähren.

Gather round me People, here's a Story, I want to tell ... 'bout a brave young Indian, You should remember well ... *zwinker*

(Lasst mehr Barden sprechen. Und die Menschen sich am Feuer sammeln.)

Ach ja: Alle hatten ihre Zeit. Hesse würde heute unter "ferner liefen" laufen. Goethe und Schiller wären hoffnungslos verstaubt. Über Grass würde man müde lächeln. Tolkien wär Einer unter Vielen.

Der literarische Anspruch ändert sich. Helden müssen nicht mehr entworfen werden, Sprache muss einfach sein. Demagogen beginnen wieder, zu herrschen. Unplugged erobert sich gewaltige Nischen. Bilder werden gemalt, die jeder versteht. We didn't start the fire ... einmal mehr eine Welt, die sich dem Zugriff des Geistes entzieht. Und dennoch wachsen so viele junge, vitale Kräfte nach, die es in der Hand haben, den Spirit dieses Planeten zu verändern, zu beeinflussen.

Wir "Alten" sollten besser diese fördern und ermutigen, als selbst nach "Richtig" zu streben. Und uns dabei zu verkrampfen *g*

Gather round me People, here's a Story, I want to tell ... 'bout a brave young Indian, You should remember well ...
Manchmal sehne ich mich danach, wieder Autoren lesen zu dürfen, deren Texte man anmerkt, dass sie wie Hemingway um "Wahrheit", "Schönheit", "Kraft" gerungen haben, als sie diese niederschreiben. Dann ist auch einige Ungereimtheit verzeihbar.

Über Oberflächlichkeiten mag ich, jeder älter ich auch als leidenschaftlicher Leser werde, nicht einfach nur hinwegsehen bei einem Autor. Daher finde ich sogar manche Schreibblockaden als heilsam. Vielleicht gibt es ja eine Einspruchsmöglichkeit des Intuitiven, eine innere Stimme der Warnung, so etwas wie ein literarisches Gewissen. Ich bin überzeugt, dass H. HESSE so etwas kannte, andere auch ... Hemingway mit Sicherheit.
Oh Hemmingway
blöd, dass ich den vergessen habe. Mein persönliches Leitbild *g*

DER Geschichtenerzähler schlechthin. Wäre mein persönlicher Traum, mit ihm an einem Lagerfeuer zu sitzen und IHM zuzuhören.

Ach, irgendeine alte, verottete Bar täte es auch - schade, er ging in dem Jahr, in dem ich geboren wurde. Nun, dann ein andermal.

(Danke, Clairvaux, für die Erinnerung *hi5* )
Der literarische Anspruch ändert sich.

Mag sein, wenn Du damit den Leser meinst, aber der Anspruch an mich selbst hat sich nicht geändert. Wenn ich das Gefühl habe, dass mein Geschreibsel meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird, wenn ich die passende Formulierung einfach nicht zusammenkriege, dann bin ich erst mal raus. Tage können darüber ins Land gehen, Wochen und Monate, in denen ich keine Silbe schreibe, weil es mich einfach frustriert, nicht voran zu kommen.

Wenn man das Schreibblockade nennen will, blockiere ich mich also quasi selbst. Das hat nichts mit Feigheit zu tun, sondern mit der Art, wie ich meine Texte erarbeite und damit, dass ich für den Film, der in meinem Kopf abläuft, nicht die (für mich) passenden Worte finde. Trotzdem ist es für mich keine Alternative, einen Text einfach runterzuschreiben und darauf zu hoffen, dass der Leser schon nicht so anspruchsvoll sein wird.

@ Clairvaux
eine innere Stimme der Warnung, so etwas wie ein literarisches Gewissen.
genau das meine ich, danke Dir *g*
Es gibt übrigens nur sehr wenige meiner eigenen Texte, die ich nach drei Jahren noch gut und lesenswert finde. Ich erschrecke da immer wieder ...
Und die wenigen guten, sind meist die, die von Lesern gut angenommen wurden. Leider sind das Erkenntnisse, die sich erst im Nachhinein einstellen.

Daher bewundere ich Autoren, die schon beim Schreiben eine solche empfindsame Intuition ausgebildet haben ... scheint mir zu fehlen, jedenfalls bei mir selbst.
Ich dagegen
*****a94:
dass ich für den Film, der in meinem Kopf abläuft, nicht die (für mich) passenden Worte finde. Trotzdem ist es für mich keine Alternative, einen Text einfach runterzuschreiben und darauf zu hoffen, dass der Leser schon nicht so anspruchsvoll sein wird.

achte mehr darauf, "was" ich erzähle, nicht so sehr auf das "wie". Ja, das

******aux:
literarisches Gewissen.

kenne ich sehr gut. Da geht es mir aber nicht so sehr um die Formulierung, sondern mehr um die Botschaft. Wenngleich die äußere Form immer Einfluss darauf hat, wie und ob die Botschaft angenommen wird *zwinker*

Aber da halte ich es mit Spielberg: Erreichst Du Massen, kannst Du viel mehr transportieren, als wenn Du sehr individuell nur Wenige erreichst (hat er nie gesagt, aber immer so gemacht).

Ich bin kein Künstler. Ich bin Unterhalter.

Mir ist am Ende das einzelne Wort, die passende Formulierung egal (eine wichtige Eigenschaft, wenn man mit Lektoren zusammenarbeiten will *gg* ), aber ich stelle mich auf die Hinterbeine, wenn meine Botschaft verändert werden soll.

So hat aber jeder Schaffende seine eigenen Prioritäten - und keine ist besser oder schlechter als die Andere *g*
Lieber Clairvaux
******aux:
Es gibt übrigens nur sehr wenige meiner eigenen Texte, die ich nach drei Jahren noch gut und lesenswert finde. Ich erschrecke da immer wieder ...

Ein gar nicht so seltenes Phänomen, will ich meinen. Geht mir genauso.

Ich überarbeite gerade meinen Roman, den ich im Oktober 2016 veröffentlicht habe und frage mich, wie bei so vielen ungeschickten Formulierungen dennoch so positives Feedback kommen konnte.

Mir selbst gefällt Vieles nicht nicht mehr und ich schreibe es neu - aber vielleicht habe ich meinen Stil ja seit Oktober 2016 einfach "optimiert" und bin kritischer geworden? (Übrigens nicht zuletzt durch permanente Auseinandersetzung mit dieser Gruppe *zwinker* )

Das ist doch das Wesen von Entwicklung ... lernen.

Insofern darf man seine "früheren Werke" durchaus kritisch betrachten ... durch die Brille von Heute.
Genau um diese Differenz von Handwerk und Kunst ging es z.B. Thomas Mann in seinem Roman: Doktor Faustus.
Gibt es
******aux:
Genau um diese Differenz von Handwerk und Kunst

da eine Differenz?

Und braucht nicht auch der Künstler handwerkliche Fähigkeiten?

Ich finde, da ist Deutschland einmalig. Alles kunstschaffende wird in den Bereich "Talent" mystifiziert, während man in anderen Kulturen sehr wohl wert auf solide handwerkliche Ausbildung legt.

Die Grundlagen der Dramaturgie sind erlernbar, ebenso Grammatik, Storyboarding, Dialogregie, selbst Marketing und Zielgruppenanalyse folgt bewährten Regeln, und gegen alle kann man ja durchaus gezielt verstoßen.

Aber sie nicht zu kennen und trotzdem Erfolg zu haben? Ist Glück, nicht Talent. Hemmingway wusste, was er schrieb und warum.

Ein Heinz G. Konsalik hat handwerklich gearbeitet ... und Millionen Leser erreicht, wieder und wieder (er hat sogar sein Handwerk auf andere übertragen können) - einen Literaten hat man ihn nie genannt. Die Expose-Autoren der Perry-Rhodan-Hefte sind niemals als Künstler wahrgenommen worden, haben aber solide Erzählungen abgeliefert, stilsicherer als manche Neo-Punk-Autoren und mit einem Verbreitungsgrad, der seinesgleichen sucht.

Wer ist der wahre Künstler? Der, der Massen erreicht und von seiner "Nicht-Kunst" gut leben kann oder der, der im kleinen Kreise gefeiert wird, literarische Preise einheimst und nebenbei als Versicherungsvertreter oder auf der Tankstelle jobbt?

Interessantes Thema. Bewegend.
Vor über 30 Jahren habe ich mir ein Buch von Konsalik gekauft (*tuete*), womit ich also auch zu den Millionen Lesern gehöre, die Du anführst. Erreicht hat er mich trotzdem nicht - nach ca. 20 Seiten landete das Buch in der Tonne.

Und das
der, der im kleinen Kreise gefeiert wird, literarische Preise einheimst und nebenbei als Versicherungsvertreter oder auf der Tankstelle jobbt?
kann ich mir von Hemingway, Mann, Grass, Hesse und wie sie alle heißen, kaum vorstellen *lol*
Wie 50 Shades of Grey auch nach 3 Seiten wieder im Regal auf der Buchmesse landete. Was nicht dem Inhalt geschuldet war, sondern der schrecklich banalen Schreibweise, die mich zu Tode gelangweilt hat. Womit wir wieder beim "wie" sind *zwinker*
Liebe Oralia
*****a94:
Wie 50 Shades of Grey auch nach 3 Seiten wieder im Regal auf der Buchmesse landete. Was nicht dem Inhalt geschuldet war, sondern der schrecklich banalen Schreibweise, die mich zu Tode gelangweilt hat. Womit wir wieder beim "wie" sind

ich bin da völlig bei Dir (ich hab es allerdings 40 Seiten lang durchgestanden - Faszination des Grauens *gg* ).

Dennoch hat dieses komische Buch Millionen erreicht.

Und ich frage mich: Für wen schreibe ich? Für mich selbst? Nein, sicher nicht.

Für die Leser von "Fifty Shades ..."? Oh, ich fürchte: Nein.

Was bleibt da noch? Irgendeine, kaum zu erfassende Zielgruppe, die zwar anspruchsvoll ist, aber unterhalten werden will? Oder die nur anspruchsvoll ist? Oder nur unterhalten werden will, aber etwas ansspruchvoller? Oder, oder, oder ...?

Und irgendwann lasse ich das Nachdenken darüber sein und schreibe einfach. Sätze, die mir gefallen und Sätze, die anderen gefallen könnten. Ich muss das eben ausprobieren.

Aber ich werd mich damit nicht blockieren (und darum ging es hier ja *zwinker* )

Ich schreibe (und erzähle) einfach weiter.
Es gibt tatsächlich Autorinnen, die nur für sich selber schreiben und damit den Nerv ihrer Leser haarscharf treffen. Weil sie traumwandlerisch sicher, intuitiv einen Zeitgeist treffen. Ich sage nicht, dass dies auf jeden Autor zutrifft. Aber es gibt solche "prophetische" Begabungen und Scouts, die etwas "riechen" können. Etwas, wovon Verleger träumen, wenn sie neue Autoren suchen … So etwas wie ein Lottogewinn. Und zum Glück auch mit noch so perfektionierten Marketing-Methoden nicht herstellbar ist …


Jeder anständige Journalist versteht sein Schreibhandwerk und produziert jeden Tag Texte und hält tausende von Lesern bei der Stange … das ist dann solides Handwerk, das jeder halbwegs begabte Mensch erlernen kann wie ein Schreiner etwas von seinem Handwerk verstehen muss. Übrigens … diese Art von Schreibe wird in naher Zukunft von einem KI-Programm übernommen, das ist preisgünstiger, effektiver und schneller … Und Du wirst in einem Medium nicht mehr erkennen, ob der Text von einer KI oder einem Autor stammt, außer wenn der menschliche Autor einen schlechten Tag gehabt hat …


Also:
Schreiben ist ein Handwerk. Das jeder normal begabte Mensch erlernen kann. (Schreibwerkstätte/Schreibschulen haben hier ihre Berechtigung).


Schreiben ist Kunst, die über das Handwerkliche hinausgeht, wenn man den Anspruch hegt, mit dem Schreiben Menschen zu bewegen (und nicht nur solide Unterhaltung zu liefern - was ja schon viel ist und womit die meisten Verlage schon recht glücklich sind).


Ich halte viel davon Schreibhandwerk und Kunst zu unterscheiden, nicht weil ich elitär wäre, sondern weil ich als Autor auch selbst ein begeisterter Leser bin - aber leider, leider zum Lesen, je älter ich werde, immer weniger Zeit habe und die meisten Bücher, die ich zur Hand nehme, nach drei Seiten wieder weglege. Genauso so macht es ein Lektor in einem Verlag … Allerdings kann ein Lektor - und auch ich! - gewaltig daneben liegen beim Anlesen … Was mich trotzdem nicht davon abhält, ein Buch beiseite zu legen. Lesen ist ein päpstliches, königliches und absolutistisches Unternehmen - das letzte seiner Art.


Nicht umsonst gibt es auch auf dem Markt die Unterscheidung zwischen "Bestseller-Liste" (wobei ich mich hüte zu sagen, dass ein Besteller keine literarische Qualität hat) und "Bestenliste", die noch mal andere Qualitätsmerkmale aufweist als das, was sich gut verkauft, "und dem Buch viele Leser wünscht". Zumeist haben diese Bücher auf der Bestenliste eine wesentlich geringe Verkaufszahl, sondern aber ebenso für den Markt und die Literatur wichtig.
Tja
ich kann nicht sagen, dass mir alles aus Deinem letzten Beitrag schmeckt, lieber @******aux . Allerdings sehe ich das genau so und wie sagte schon Musashi:
“Die Wahrheit ist nicht das, was ihr wollt, dass sie ist. Sie ist das, was sie ist und ihr müsst euch ihrer Macht beugen oder eine Lüge leben.”

Passt ganz gut an dieser Stelle, denke ich.
Ich bin längst nicht so weit, lieber @*******jan, meinen Beitrag oben als "Wahrheit" zu bezeichnen, auch nicht aus Bescheidenheit, eher sind es bestenfalls eigene Erfahrungen, Wahrnehmungen, die keine Allgemeingültigkeit beanspruchen. Jede Autor macht mit seiner Produktion ganz eigene Erfahrung und auch mit der ganzen Branche und Schreiberlinge sind in der Regel Einzelkämpfer, die bestenfalls wohlwollende Kollegen und Kolleginnen um sich haben und das ist dann schon viel und wertvoll.


Und auch, was nicht schmeckt, muss dann wieder gedreht und gewendet werden ... Wohl dem, und das ist das Wertvolle an einer Kritik, wenn diese gründlich reflektiert wird.
Ist schon lustig
Vor ungefähr einem Jahr, glaube ich, habe ich die heutzutage übliche Triggerwarnung für meinen Roman konzipiert. Auch nach zwölf Monaten habe ich noch keinen Grund gefunden, sie nicht auf der ersten Seite des einzigen Romans, den ich je schreiben werde, zu platzieren. Sie passt zu dem, was du gesagt hast. Irgendwie. Und zu dem, was ich über den heutigen buchMARKT und viele seiner Konsumenten denke. Dafür schreibe ich nicht. Ich tue es, damit etwas von mir bleibt. Etwas, von dem meine jetzt drei Monate alte Enkelin Nina Viktoria einmal sagen kann: Das hat mein Grossvater geschrieben und es ist gut.

Sowohl der Lake Wostok unter der Antarktis als auch die Karte des Piri Reis existieren auf der einzigen mir bekannten Erde. Alles andere in diesem Buch ist das, was uns Menschen vom Tier unterscheidet - Phantasie.
Dieser Roman ist nicht geschrieben worden, um jemals auf irgendeiner Bestsellerliste aufzutauchen. Es hat mich nie interessiert. Sie haben mich nie interessiert und Ihr mögliches Interesse daran war in keiner Sekunde im Fokus meiner Aufmerksamkeit. Nur diese Geschichte und der Wunsch, sie mit meinen bescheidenen Möglichkeiten niederschreiben zu können. Sie enthält drastische Szenen, die Sie beunruhigen, vom Fernsehkonsum abhalten, zum eigenen Denken ermuntern und Ihnen den Schlaf rauben könnten.
Sollten Sie sich also nicht stark genug glauben für Glück und Unglück, Liebe und Lust, Leben und Tod, Verzweiflung und das schmerzvolle Hoffen auf ein scheinbar gegen jede Logik doch vielleicht noch glückliches Ende - also für das Leben im Allgemeinen - dann sollten Sie dieses Buch ungelesen beiseitelegen, sein Inhalt könnte Ihnen psychische Schmerzen zufügen.
Oder Sie vertrauen auf die Worte von Joanna Hakonsen: Glauben ist menschlich. Irren auch.

Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.