Wow...
Cherie und ich waren gerade im Taste-Kitchen. Das war mal ein herausragender Laden. Okay okay, ich will nicht fies sein. Das Rindfleisch Szechuan-Art war grandios. Lecker! Der Koch war unhöflich. Cherie hat sich ein 250g Hüftsteak Medium bestellt. Als Auflockerung waren Bruschetta gedacht.
Ihr Steak kam (ich erkannte das an der Röstfarbe der Oberfläche) bleu. Also zurück. Ich weiß nicht, wie die das (nicht) machen, aber nach 10 Minuten (mein Essen war mittlerweile verzehrt) kam es Medium rare. Naja vielleicht hilft es, das Ding well done zu bestellen, dass es Medium ankommt?
Das alles war aber gar nicht soo schlimm. Es schmeckte ja. Die Bruschetta allerdings.... dafür wird man in Italien gelyncht! Geht GAR nicht!
Also, um der Bruschetta Ehre Willen sei hier das Rezept noch einmal geschrieben:
Man benötigt 1 altes Baguette vom Vortag, frisch geht auch. Versierte Mediterraner haben übrigens immer Olivenöl parat, in dem zwei bis neunzehn Knoblauchzehen herumlungern...
Man heizt also den Ofen auf 180 Grad vor, bereite eine hübsche Lache auf einem Deller, schneide das Baguette in hübsche Canapees und tunke sie beidseitig in dem Knoblauchöl. Dann aufs Blechle damit und schön knusprig rösten.
Dann nehme man Tomaten. Am besten Ochsenherzen, die sind schnittfest und aromatisch. In wirklich kleine Würfel schneiden, max. 1 cm groß. Entsprechende Zwiebel (1:1) schneiden, 3 Zehen Knoblauch, zwei Blätter Salbei, ein paar Oreganoblättchen und ein halbes Bund Petersilie (soviel zur Kräuterwoche, Sportsfreunde
) und das Ganze mit Salz, Pfeffer würzen. Anmachen mit der klassischen italienischen Vinaigrette, bestehend aus Aceto balsamico bianco und Olovenöl (1:3). Das lässt man am besten über Nacht im Kühlschrank durchziehen.
Gegessen wird, indem man den kalten Tomatensalat (schmeckt nämlich auch so) auf den Tisch stellt, die heißen Baguette-Canapees dazu. Mit einem Löffel holt man sich die Tomate auf das heiße Brot und erlebt ein Gewitter an Aromen und Konsistenzen. Heiß, kalt, scharf, Umami und leichte Säure wetteifern mit dem enormen Crunch des Baguette. Wundervoll.... das beste vegane Essen, das ich kenne.
Die Partie heute war unterirdisch. Klar, wer es raffiniert haben will, kann geröstete Sesamkörner in den Tomatensalat geben. Muss aber nicht sein, die Bruschetta wird verschlimmbessert. Ausserdem... der Tomatensalat war ZUM KOTZEN! Sorry, aber ich habe denen das um die Ohren gehauen. Pfusch hoch drei! Ein 5 Tage alter Tomatensalat, der nur noch Matsche war. Zur Tarnung haben sie vier (in Worten: VIER) Stücke frisch geschnittene Tomate reingepackt! Das Baguette war Labber und der Geschmack nicht vorhanden. Das war die Höchststrafe.
Ich hasse es, wenn ich überheblich klinge, aber das kann jeder Fuzzi mit verbundenen Augen Nachts im Tunnel besser. Auf die Frage: "War alles in Ordnung?", die ja im Grunde nur rhetorisch gemeint ist, musste ich die Wahrheit sagen: "Für so eine Bruschetta werden Sie in Italien hingerichtet!"
"Das müssen Sie dem Koch sagen!"
"Nein, muss ich nicht, Sie müssen das. Wegen des Rezeptes können Sie sich gern bei mir melden."
Zur Vorgeschichte. Thomas Bühner, einer der wenigen 3-Sterneköche in Deutschland, hatte hier in Osna das "LaVie", ein Futtertempel der Sonderklasse. Er hat sich unglücklicherweise auf die falschen Geldgeber verlassen, die ihm dann letztes Jahr den Hahn zugedreht haben. Und weil 3-Sterne-Restaurants eben ein anderes Preisniveau haben (das kleinste 3-Gang Menü begann bei 168 Euro), schuf er das "Taste-Kitchen". Und es war gut. So gut, dass Cherie und ich vorletztes Jahr an einem Samstag geich zwei Mal da waren. Jetzt ist Bühner platt und offensichtlich hat das Taste Kitchen neue Inhaber. Sorry Leute, sparen hin oder her, aber altes Zeug servieren? Da gehe ich doch gleich zu Netto! Und den Garpunkt eines 250 g Steaks nicht treffen? Ich wage zu behaupten, dass das in unserer Gruppe JEDER kann! Sowas..... echt ärgerlich.
Tom