So, das ist die erste Überarbeitung
„Haben wir eine Chance?“
Spiridon starrte auf die Karte und auf den kleinen Sandkasten, den der Unteroffizier aus einer Teekiste gezimmert hatte. Sein Stabschef Iwan Nestorowitsch Dawotar nestelte einen Prawda-Rand aus seiner linken Brusttasche und las halblaut im Schein der blakenden Kartuschen-Lampe:
„Nach meinen Berechnungen - ja! Im Galopp überwinden wir die Strecke in 5 min, haben wirksames Feuer aber erst in den letzten 72s zu erwarten...Ihre MGs sind eine große Gefahr, deswegen liegen hier, hier, hier und dort...“ er zeigte auf kleine Häufchen im Sandkasten, „Scharfschützen, die die MGs ausschalten sollen. An Artillerie verfügt der Gegner nur über seine Gebirgsgeschütze, ein Dörfler hat die Buchstaben von ihren Munitionskisten abgemalt und sie gezählt.“ Der Stabschef grinste hämisch und beendete mit: „... es sind Panzergranaten und kaum Sprengeschosse!“
Der Korpskommandeur Spiridon Nikolajewitsch Buranew überlegte. Die Reiter waren Veteranen des Bürgerkrieges, gewohnt, den Feind frontal anzugreifen, ein bisschen grau vielleicht, aber immer noch zäh. Der Schaschka saß ihnen lose, abends am Feuer stritten sie lautstark und morgens, bei der Musterung schaute er oft auf ein blaues Auge oder einen ausgeschlagenen Zahn. Der älteste Kosake war 70 – eine entfernter Neffe war übergelaufen und jetzt wollte dieser Taras Bulba die Schande von der Familie tilgen. Sie würden die Attacke reiten und die Stanniza dem Feind abjagen. Nur zu gut, dass die Fritzen keine Panzer an diesem Abschnitt hatten.
„Wassili Pantelejewitsch, wie lautet ihr Entschluss?“
Der angesprochene Chef Artillerie straffte sich, klackte die Hacken zusammen und begann zackig: „Wir beginnen parallel zur Attacke mit einer Artillerievorbereitung durch die Geschosswerferbatterie und die Haubitzen des Artillerieregimentes auf die aufgeklärten Stellungen des Gegners – drei Minuten lang. Dann verschieben wir die Feuerwalze in den rückwärtigen Raum und schießen Sperrfeuer, um die Heranführung von Reserven zu behindern. Die Regimentsartillerie vernichtet Feuerpunkte des Gegners im direkten Schuss. Der Panzerzug stellt die Luftabwehr sicher.“
Der Raum schwieg. Die Balken knackten, Abendkühle entspannte die sonnengedehnte Isba am Rand des Feldes, dessen Weizen morgen verbrennen würde. Wie oft hatten sie einen Plan gehabt, und dann war er nicht aufgegangen? Doch, es musste klappen – das alte Flugfeld war hart wie eine Rennbahn, kleine Baumgruppen boten Deckung bis kurz vor dem Feind, und wenn sie als „Lawa“ angriffen...
„Genossen, ich muss, den Nichtkavalleristen vermutlich etwas erklären! Sie gestatten, Genosse Korpskommandeur?“
Spiridon Nikolajewitsch zog die Brauen nach Kosakenart zusammen und nickte: „Bitte!“
Iwan Nestorowitsch setzte die Springer aus den Schachspielen des ganzen Regiments, die jeweils eine Reitereskadron darstellten, in unregelmäßigen Grüppchen in den Sandkasten. Eine vordere Gruppe hatte immer eine andere im Schatten des feindlichen Feuers hinter sich, dadurch, dass die vorderen das Feuer auf sich zogen, konnten die anderen weit genug vordringen, um in die feindlichen Stellungen einzudringen. Der Gegner hatte keine Zeit gehabt, seine flachen Gräben im Steppenboden mit Stacheldraht zu sichern
„Schickt trotzdem nachher die Aufklärer los! Ich will nicht, dass wir sinnlos sterben. Wenn sie Stacheldrahthindernisse finden, sollen sie die mit gestreckten Ladungen sprengen.“
Leutnant Protopow, der Kompaniechef der Pioniere, kritzelte sich etwas auf einen Zettel. Der Korpskommandeur brummte missmutig: „Kannst du dir das nicht merken? Lernt man das nicht mehr auf der Schule?“
Der junge Leutnant zerknüllte hastig das Papier und schaute betreten aus seinen Mausaugen zu Boden. Seine Kiefer mahlten, doch er verbiss sich die Erwiderung. Hier an der Front war alles anders. Keine schriftlichen Befehle, keine Gefechtstagebücher, kein täglichen Meldungen.
Spiridon Nikolajewitsch sah, dass er ein bisschen übertrieben hatte. Leise fragte er: „Haben wir überhaupt genug Sprengstoff dafür?“
Protopow schien auf die Frage gewartet zu haben.
„Meine letzte Anforderung ist nicht bearbeitet worden. Ich schlage vor, dass wir Beutehandgranaten nehmen, die wir mit Flachs so“ - er deutete ein treppenförmiges Gebilde an - „aneinanderbinden. Der Effekt ist ähnlich.“
Spiridon Nikolajewitsch runzelte die Stirn und fragte seinen Stabschef, mehr aber sich selbst: „Sind hier noch andere Anforderungen beim Armeestab nicht bearbeitet worden?“ Der Ton seiner Stimme sagte, dass er es wirklich wissen wollte. Jeder in der Runde schüttelte mehr oder weniger entschieden den Kopf.
„Wir haben also Patronen, Granaten, Treibstoff, Kascha, Verbandszeug und Seife in ausreichender Menge? Für zwei Tage mindestens? Lauft! Alle! Überprüft das! Und wenn etwas fehlt, dann nehmt ihr euch an Beispiel an Protopow! Wegtreten!“
Als alle gegangen waren, rief Spiridon nach seinem Adjutanten:
„Hol mir den Alten her!“
Der Adjutant deutete eine Hand am Mützenschirm an, murmelte ein „Zu Befehl“ und verschwand. Hoffentlich fand er den Großvater.
Am Abend des nächsten Tages schickten die überlebenden Eskadronchefs ihre Stärkemeldungen an den Stab. Der Tod hatte reiche Ernte gehalten, nur die Hälfte der Männer lebte noch. Der Feind aber war geschlagen, er zog sich zurück. Der Weizen war nicht verbrannt, nur von den Hufen niedergetreten. In der Nacht regnete es leicht, da richtete er sich wieder auf.