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Stimmung

**********henke Mann
9.666 Beiträge
Themenersteller 
Stimmung
Wie im kulinarischen Thread angedeutet, recherchiere ich gerade zu einem Thema, das mit Kosaken zu tun hat udn ich habe diese kleine Skizze geschrieben und wollte euch fragen, welche Stimmung sie vermittelt, welchen Raum ihr euch vorstellt, wie die Leute vor eurem geistigen Auge aussehen...

„Haben wir eine Chance?“

Spiridon starrte auf die Karte und auf den kleinen Sandkasten, den der Unteroffizier aus einer Teekiste gezimmert hatte. Sein Stabschef nestelte einen Prawda-Rand aus seiner linken Brusttasche und las halblaut im Schein der blakenden Kartuschen-Lampe:

„Nach meinen Berechnungen- ja! Im Galopp überwinden wir die Strecke in 5 min, haben wirksames Feuer aber erst in den letzten 72s zu erwarten...Ihre MGs sind eine große Gefahr, deswegen liegen hier, hier, hier und dort...“ er zeigte auf kleine Häufchen im Sandkasten, „Scharfschützen, die die MGs ausschalten sollen. An Artillerie verfügt der Gegner nur über seine Gebirgsgeschütze, ein Dörfler hat die Buchstaben von ihren Munitionskisten abgemalt und sie gezählt.“ Der Stabschef grinste hämisch und beendete mit: „... es sind Panzergranaten und kaum Sprengeschosse!“

Der Korpskommandeur Spiridon Nikolajewitsch Buranew überlegte. Die Reiter waren Veteranen des Bürgerkrieges, gewohnt, den Feind frontal anzugreifen, ein bisschen grau vielleicht, aber immer noch zäh. Der Schaschka saß ihnen lose, abends am Feuer stritten sie lautstark und morgens, bei der Musterung schaute er oft auf ein blaues Auge oder einen ausgeschlagenen Zahn. Der älteste Kosake war 70 – eine entfernter Neffe war übergelaufen und jetzt wollte dieser Taras Bulba die Schande von der Familie tilgen. Sie würden die Attacke reiten und die Stanniza dem Feind abjagen. Nur zu gut, dass die Fritzen keine Panzer an diesem Abschnitt hatten.

„Chef Artillerie, wie lautet ihr Entschluss?“

Der Angesprochene straffte sich, klackte die Hacken zusammen und begann und zackig: Wir beginnen parallel zur Attacke mit einer Artillerievorbereitung durch die Geschosswerferbatterie und die Haubitzen des Artillerieregimentes auf die aufgeklärten Stellungen des Gegners – drei Minuten lang. Dann verschieben wir die Feuerwalze in den rückwärtigen Raum und schießen Sperrfeuer, um die Heranführung von Reserven zu behindern. Die Regimentsartillerie vernichtet Feuerpunkte des Gegners im direkten Schuss. Der Panzerzug stellt die Luftabwehr sicher.“
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Bevor ich für ein paar Tage unterwegs sein werde, noch rasch eine freche stilistische Frage.

... und wollte euch fragen ...

Wolltest Du uns fragen und es hat sich bereits erledigt? Oder willst Du uns fragen? *zwinker*

Ich werde den kleinen Text lesen, wenn ich wieder zurück bin ...

(Der Antaghar)
Zuviel Information
mein lieber Freund.
Ich würde das Militärische in eine wörtliche Rede legen, der Rest ist Aufgabe des Erzählers, dann kommt es nicht so massiv. Selbst mich, der ich beim Militär groß geworden bin, verwirrt das.


Das "sein Stabschef" irritiert mich ebenfalls. Wenn es auktorial ist, und das muss es ja wohl sein, da du einen Protagonisten mit "Spiridon starrte auf die Karte" einführst, wäre richtig "der Stabschef". Außerdem ist bei "sein" nicht klar ob es der SC von Spiridon oder des Unteroffiziers ist.

Ebenfalls nachdenkenswert "Der Angesprochene". Auch bei auktorial gibt es unterschiedliche Perspektiven und Point of Views. Diese hier ist sehr weit entfernt. Gib dem Chef Artillerie einen Namen.

Das fällt mir so auf den ersten Blick auf. Gefühlt würde ich sagen, dass du mehr wert auf die militärischen Informationen gelegt hast als auf die Atmosphäre und die Personen. Das würde ich ändern. Wie ist das Wetter draußen? Ist es Tag oder Nacht? Prasselt vielleicht gerade Regen auf das Zelt? Oder knallt die Sonne, dass sie schwitzen und jemand unvorschriftsmäßig den Kragen geöffnet hat? Gibt es einen Konflikt zwischen den Offizieren? Reiberen?
Es sind Menschen, lass sie menschlich sein. Die militärischen Fakten sind nur Beiwerk.
Hoffe, ich konnte dir helfen.
**********Engel Frau
25.851 Beiträge
Gruppen-Mod 
Also ... ähm ... ja. Vorab: Das ist einfach nicht mein Thema. Sorry.

Und ...

Sein Stabschef nestelte einen Prawda-Rand aus seiner linken Brusttasche und las halblaut im Schein der blakenden Kartuschen-Lampe:

... what the fuck ist ein Prawda-Rand und eine blakende Kartuschen-Lampe? Unter "blaken" kann ich mir so gar nichts vorstellen.
Bereits da war ich mehr oder weniger raus aus der Geschichte.

Wahrscheinlich gerade, weil es nicht mein Thema ist, wird mir da keine Stimmung vermittelt, kann ich mir keinen Raum vorstellen (mit viel Mühe vielleicht noch ein Zelt) und ich habe auch absolut keine Vorstellung davon, wie die Leute aussehen.
Ich kann generell mit dem Inhalt so gut wie gar nichts anfangen.
Ich muss ein bißchen schmunzeln
Wahrscheinlich ist es dem Autor ähnlich ergangen. Wir sind mit der "Prawda" großgeworden. Ist in etwa vergleichbar mit der FAZ von Heute. Auch vom Inhalt her. Was in der Prawda stand, war genau so glaubwürdig wie das heutigentags in der FAZ oder der Süddeutschen.

Auch über "blaken" musste ich keinen Moment nachdenken, ist sogar ein sehr stimmiges, auch kräftiges Bild. Allerdings nur für den, der sich auf alten Schiffen oder beim früheren Militär auskennt.


Aber es ist ein typisches Autorenproblem, dass sich heute leider genau andersherum stellt als früher. Das geht jetzt nicht gegen dich, gefallener Engel und hier im Joy ticken die Uhren ohnehin etwas anders.


Draußen ticken sie so, dass Leser, wenn sie einen unbekannten Begriff in einem Buch finden, es zuklappen. Weil der Autor es gewagt hat, nicht auf ihren Sprachschatz Rücksicht zu nehmen. Ich bin noch in einer Zeit aufgewachsen, da war jedes unbekannte Wort ein Anlass, nach einem Lexikon zu schreien und es herauszufinden. Wie sonst sollte nicht nur mein ziemlich großer Sprachschatz entstanden sein? Der in Zeitungen und in Medien verwendete wird immer kleiner (das ist sogar bewiesen). Mit jedem Wort, dass aus dem aktiven Sprachschatz verschwindet, verschwindet auch die Möglichkeit, ein bestimmtes Bild präzise, ohne Umschreibungen, auszudrücken.
Es gibt über achtzig Verben, die menschliche Fortbewegung auszudrücken und jedes beschreibt eine spezifische Art dieser Fortbewegung. Ich bekomme vielleicht noch dreißig oder vierzig zusammen.
Schade eigentlich, mal so zusammengenommen …
**********Engel Frau
25.851 Beiträge
Gruppen-Mod 
Schätzelein, ich bin in fast derselben Zeit aufgewachsen, wie Du. Uns trennen zwei Jährchen. *zwinker*
Und auch ich schaue nach, wenn ich etwas nicht kenne. Falls es mich interessiert ... hier hat es mich nicht interessiert, da mich das Thema nicht zu weiterem Lesen anzieht. Und wenn ich ein Buch lese, möchte ich kein Lexikon daneben haben, in dem ich immer wieder nachschauen muss. Das bringt mich aus dem Lesefluss und aus der Geschichte.

Verwendet man Begriffe wie diese Prawda, sollte evtl. noch eine kleine Erklärung dazu, was das ist. Z.B. "die Tageszeitung Prawda" oder so.
Ich schreibe ja auch nicht vom "Blättle", das eine kleine Zeitung hier in meinem Umkreis ist. Das kennt keine Sau. *zwinker*

Ebenso hat mich noch nie das Thema alte Schiffe oder früheres wie auch heutiges Militär interessiert und so wird es vielen anderen Lesern auch gehen. Ergo ist die Leserschaft hier doch etwas reduziert.

Es kommt halt immer darauf an, wie groß der Leserkreis sein soll, den man erreichen möchte.
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Themenersteller 
Eure Tipps..
... werde ich dann der überarbeiteten Version beachten, aber "Tageszeitung Prawda" wird da sicher nicht drinstehen. *g*

Ich frage mich gerade, ob ich Leser, die sich für meine Themen nicht interessieren, überhaupt erreichen will (nicht gegen Dich gerichtet, liebe GefallenerEngel , die Frage stelle ich mir allgemein. Anderseits ist in einer Zeit, in der diffuser Russenhass durch die Medien wabert, es vielleicht gar nicht schlecht, wenn man anhand solcher Text lernt, was die Russen so draufhaben.

Der größere Text, den ich schreibe, erzählt davon, dass sich 1942 Kosaken, die unter Stalin nicht wenig gelitten hatten und von denen viele Veteranen des ersten Weltkrieges waren, freiwillig und in großer Zahl - die Rede geht von drei Divisionen, also ca. 30.000 Mann - aufs Pferd setzten, um "Mütterchen Russland" gegen den größeren Feind, gegen Hitler zu verteidigen. Beim Dörfchen Kuschewskaja hielten sie den Vormarsch einer ganzen feindlichen Armee auf. Mit Säbeln gegen Maschinengewehre!

Mit diesem Volk sollten wir lieber in Frieden leben, anstatt beständig unsere Versprechen ihnen gegenüber zu brechen.
******s23 Frau
12.725 Beiträge
Stimmung?
Mmh - eine Stimmung baut sich da nicht wirklich auf, lieber @**********henke ...
Das mag daran liegen, dass es nur ein Schnippsel des Ganzen ist.
Allerdings muss ich @*******jan da Recht geben. Zuviel Input ins Militärische.
Das ist auch nicht mein Thema, aber wenn du auch Leser erreichen möchtest denen das Thema ansich nicht so liegt, wäre "weniger - mehr." Und ja - das emotionale fehlt mir da auch. Du hast sicherlich dafür sehr viel Recherche betrieben, aber du möchtest eine Geschichte erzählen und den Leser für das Thema gewinnen. Daher sind die vielen kleinen Details da eher störend.

Die Beschreibung der Personen und das Umfeld fehlen da - oder sind diese in dem was dort nicht steht schon vorher geschrieben?
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Themenersteller 
So, das ist die erste Überarbeitung
„Haben wir eine Chance?“

Spiridon starrte auf die Karte und auf den kleinen Sandkasten, den der Unteroffizier aus einer Teekiste gezimmert hatte. Sein Stabschef Iwan Nestorowitsch Dawotar nestelte einen Prawda-Rand aus seiner linken Brusttasche und las halblaut im Schein der blakenden Kartuschen-Lampe:

„Nach meinen Berechnungen - ja! Im Galopp überwinden wir die Strecke in 5 min, haben wirksames Feuer aber erst in den letzten 72s zu erwarten...Ihre MGs sind eine große Gefahr, deswegen liegen hier, hier, hier und dort...“ er zeigte auf kleine Häufchen im Sandkasten, „Scharfschützen, die die MGs ausschalten sollen. An Artillerie verfügt der Gegner nur über seine Gebirgsgeschütze, ein Dörfler hat die Buchstaben von ihren Munitionskisten abgemalt und sie gezählt.“ Der Stabschef grinste hämisch und beendete mit: „... es sind Panzergranaten und kaum Sprengeschosse!“

Der Korpskommandeur Spiridon Nikolajewitsch Buranew überlegte. Die Reiter waren Veteranen des Bürgerkrieges, gewohnt, den Feind frontal anzugreifen, ein bisschen grau vielleicht, aber immer noch zäh. Der Schaschka saß ihnen lose, abends am Feuer stritten sie lautstark und morgens, bei der Musterung schaute er oft auf ein blaues Auge oder einen ausgeschlagenen Zahn. Der älteste Kosake war 70 – eine entfernter Neffe war übergelaufen und jetzt wollte dieser Taras Bulba die Schande von der Familie tilgen. Sie würden die Attacke reiten und die Stanniza dem Feind abjagen. Nur zu gut, dass die Fritzen keine Panzer an diesem Abschnitt hatten.

„Wassili Pantelejewitsch, wie lautet ihr Entschluss?“

Der angesprochene Chef Artillerie straffte sich, klackte die Hacken zusammen und begann zackig: „Wir beginnen parallel zur Attacke mit einer Artillerievorbereitung durch die Geschosswerferbatterie und die Haubitzen des Artillerieregimentes auf die aufgeklärten Stellungen des Gegners – drei Minuten lang. Dann verschieben wir die Feuerwalze in den rückwärtigen Raum und schießen Sperrfeuer, um die Heranführung von Reserven zu behindern. Die Regimentsartillerie vernichtet Feuerpunkte des Gegners im direkten Schuss. Der Panzerzug stellt die Luftabwehr sicher.“

Der Raum schwieg. Die Balken knackten, Abendkühle entspannte die sonnengedehnte Isba am Rand des Feldes, dessen Weizen morgen verbrennen würde. Wie oft hatten sie einen Plan gehabt, und dann war er nicht aufgegangen? Doch, es musste klappen – das alte Flugfeld war hart wie eine Rennbahn, kleine Baumgruppen boten Deckung bis kurz vor dem Feind, und wenn sie als „Lawa“ angriffen...

„Genossen, ich muss, den Nichtkavalleristen vermutlich etwas erklären! Sie gestatten, Genosse Korpskommandeur?“

Spiridon Nikolajewitsch zog die Brauen nach Kosakenart zusammen und nickte: „Bitte!“

Iwan Nestorowitsch setzte die Springer aus den Schachspielen des ganzen Regiments, die jeweils eine Reitereskadron darstellten, in unregelmäßigen Grüppchen in den Sandkasten. Eine vordere Gruppe hatte immer eine andere im Schatten des feindlichen Feuers hinter sich, dadurch, dass die vorderen das Feuer auf sich zogen, konnten die anderen weit genug vordringen, um in die feindlichen Stellungen einzudringen. Der Gegner hatte keine Zeit gehabt, seine flachen Gräben im Steppenboden mit Stacheldraht zu sichern

„Schickt trotzdem nachher die Aufklärer los! Ich will nicht, dass wir sinnlos sterben. Wenn sie Stacheldrahthindernisse finden, sollen sie die mit gestreckten Ladungen sprengen.“
Leutnant Protopow, der Kompaniechef der Pioniere, kritzelte sich etwas auf einen Zettel. Der Korpskommandeur brummte missmutig: „Kannst du dir das nicht merken? Lernt man das nicht mehr auf der Schule?“

Der junge Leutnant zerknüllte hastig das Papier und schaute betreten aus seinen Mausaugen zu Boden. Seine Kiefer mahlten, doch er verbiss sich die Erwiderung. Hier an der Front war alles anders. Keine schriftlichen Befehle, keine Gefechtstagebücher, kein täglichen Meldungen.

Spiridon Nikolajewitsch sah, dass er ein bisschen übertrieben hatte. Leise fragte er: „Haben wir überhaupt genug Sprengstoff dafür?“

Protopow schien auf die Frage gewartet zu haben.

„Meine letzte Anforderung ist nicht bearbeitet worden. Ich schlage vor, dass wir Beutehandgranaten nehmen, die wir mit Flachs so“ - er deutete ein treppenförmiges Gebilde an - „aneinanderbinden. Der Effekt ist ähnlich.“

Spiridon Nikolajewitsch runzelte die Stirn und fragte seinen Stabschef, mehr aber sich selbst: „Sind hier noch andere Anforderungen beim Armeestab nicht bearbeitet worden?“ Der Ton seiner Stimme sagte, dass er es wirklich wissen wollte. Jeder in der Runde schüttelte mehr oder weniger entschieden den Kopf.

„Wir haben also Patronen, Granaten, Treibstoff, Kascha, Verbandszeug und Seife in ausreichender Menge? Für zwei Tage mindestens? Lauft! Alle! Überprüft das! Und wenn etwas fehlt, dann nehmt ihr euch an Beispiel an Protopow! Wegtreten!“

Als alle gegangen waren, rief Spiridon nach seinem Adjutanten:

„Hol mir den Alten her!“

Der Adjutant deutete eine Hand am Mützenschirm an, murmelte ein „Zu Befehl“ und verschwand. Hoffentlich fand er den Großvater.

Am Abend des nächsten Tages schickten die überlebenden Eskadronchefs ihre Stärkemeldungen an den Stab. Der Tod hatte reiche Ernte gehalten, nur die Hälfte der Männer lebte noch. Der Feind aber war geschlagen, er zog sich zurück. Der Weizen war nicht verbrannt, nur von den Hufen niedergetreten. In der Nacht regnete es leicht, da richtete er sich wieder auf.
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