Gedichte - Nr. 3

Maulkorb

Im einstmals freien Bayern
wird der Maulkorb jetzt zur Pflicht.
Die Freiheit ist verschwunden,
den Bürger stört das nicht.

Laut verlangt er noch mehr Schutz:
Vor Nachbar, Freund und Feind.
Dabei killt das Virus weniger
als die Angst die in uns keimt.

Die Schwestern fliehn das Pflegeheim,
die Alten dürsten leise -
ach schau, noch mehr Corona-Tote!
Unbeachtet stirbt die Meise.

Wollt ihr den totalen Wahnsinn?
Papa, was ist ein Kuß?
So mag ich nicht mehr weiterleben,
Ich tu's nur, weil ich muß.

Bravo @********erin und @*********rlan

Egoist?

Ich muss dieses-jenes-welches-sell
Zerr an meinem Abendrock,
weil mir zu groß für mein Empfinden
Schlage mir die Fäuste wund auf meiner Tastatur,
nur weil andere es nicht so sehen, wie ich es kann
Matche mich im Schlamm der Meinungen,
weil ich das so sagen muss

Ich muss dieses-jenes-welches-sell
Denke mir dennoch: Wozu?
Lass der Natur doch ihren freien Lauf,
erschrecke vor der Obszönität
meiner eigenen Gedanken
und verbiete mir in aller Konsequenz
das Weiterdenken

Ich muss gar nicht dieses-jenes-welches-sell
tun, sagen oder lassen und auch nicht müssen,
denn der Kragen steht und zwickt mir
gar zu sehr unterm Kinn

Don’t worry, be happy, denke ich mir
und bleibe ich selbst und dennoch nicht bei mir?

© CRK, BS, 04/2020

Die Gedanken sind high
Wer soll sie erraten
Sie fliegen vorbei
Während ich auf sie warte

Ärsche, Bärte, ein Tattoo,
Bizeps, Trizeps, Waterloo,
Macht und Siege, Horngebraus,
Tut mir leid, der Typ ist raus.

Warme Duscher, leise Stimmen,
Manchmal Feuer, manchmal Glimmen,
Das Modell kommt wieder rein,
Mädelz kommt, kauft bei mir ein!

Doch gehts um 'nen Parkplatzfick,
Da empfehl ich Moby Dick,
Seine 30 Zentimeter,
Führten niemals zu Gezeter.

Auf, ergreift das Angebot,
Lutscht ihn blank im Abendrot,
Braucht ihr dann noch was on top,
Dann nehmt zwei, das wird kein Flop!

Leben ohne Theater, Cafés und Menschengedränge,
es fehlt mir so sehr, ich vermisse die Enge,
Gewimmel in U-Bahn und Flirten im Bus,
die Nachbarn im Kino, der spontane Kuss,
selbst One Night Stands fang ich an zu verklären,
ich habe so Lust einen Mann zu verzehren,
denke fortwährend an Sex unter Bäumen,
entsprechend wild geht es zu in den Träumen,
plane Workshops für erotische Phantasien
und schreibe es Männern, die schreiend dann fliehen,
selbst auch mein Ex ist vor mir nicht mehr sicher,
voll peinlich, ganz klar und mir bleibt nur Gekicher
bei allen weiteren Hirnwichsereien,
auch Sex mit Mundschutz bringt mich zum Schreien,
ich drehe am Rad, denn noch lang hält dies an,
doch wenn alles rum ist, dann Gnade dem Mann,
ich ramme ihn um, ich springe ihn an,
ohn Unterlass werde ich mich vergnügen,
in Bädern, in Kinos und randvollen Zügen.

Danach

Wenn die Ruhe im persönlichen Wasserglas eingekehrt ist,
bin ich wieder ganz bei mir, ganz ich selbst
und kann Luft holen und unaufgeregt sein
Das rote Tuch liegt mir zu Füßen und ist ganz dreckig.
Ich muss lächeln ob des Dramas in meinem Kopf
und der Unmöglichkeit der vielen grauen Möglichkeiten
zwischen den schwarzen und weißen Spielfiguren
meines und deines Lebens
Bist du mir böse, wenn ich jetzt meine Füße
in unser verblassendes Bad aus Emotionen halte
und mich daran labe?
Weil das Geschehen schon wieder fortfließt
und mich mitnimmt auf seiner Welle
Und ich mir nicht darüber das Hirn zermartern will,
weil ich das früher schon so oft getan habe …

© CRK, BS, 04/2020

Bilde ich mir das nur ein? Oder werden die Gedichte hier im Laufe der letzten Wochen immer besser und beeindruckender?

(Der Antaghar)

@*****har

Das ist wahrscheinlich die freiliegende poetische Energie

Danke sehr!

k.a. schreib ich gedichte?

muss übrigens eingekehrt heißen.

In Bächlein dunkel oder helle,
Da springt sie wieder die Forelle,
Mal kreuz, mal quer, auch parallel,
Welten im Wasser quert sie schnell,
Der Frühling treibt die Fischlein an,
Vor Freude trunken, welch ein Wahn.
Die übersehen leicht die Reuse,
Verlockt sie doch auf eine Weise,
Dass aus dem Schwarm nur überlebt,
Wer nicht an jedem Köder klebt.
So lässt sich daraus eines lernen,
Trau nie dem Glanz von fernen Sternen.

Emo

Zwackt es hier und zwackt es dort,
fühl ich in einem fort
Und spür ich auch ‘ne Zentnerlast
auf meinem Brustkorb,
so werd ich weder müde,
das Leben wohl zu verspreisen,
noch mich im Selbstversuch zu lieben

© CRK, BS, 04/2020

EINE ZWISCHENLÖSUNG

Heut' ist es doch einfach mit Lust und mit Leiden,
Ist keiner zuhause, nutzt man and're Seiten.
Ganz locker im Sessel, im Bett oder draussen,
Schwillt manches direkt an, beim online'schen Brausen.
So war es auch gestern, ein Mann, eine Frau,
Die trafen sich lustvoll und tranken Kakao.
Mit einem Schuss Sperma, was beiden sehr schmeckte,
Jedoch digital war es, was man da leckte.
Zum Nachtisch gab's später 'ne cremige Schnitte,
Ganz weisslich geschäumt über Pic's einer Titte.
Dabei imponierte der Roteichel Glanz,
Mit Grösse und Anmut verführt' er zum Tanz.
Auch Ketten und Perlen waren im Spiel,
Doch schweige ich dazu, es wäre zuviel.
Versprochen wurde diskretes Verhalten,
Und offline bleibt alles natürlich beim Alten.

Uhhh! Ahhhh! @*****e_M!!
Was für ein poetisches Hormonfeuerwerk!

Und du legst immer noch einen drauf! Bin begeistert!

Go, Odette, go Odette! * Yeeeeeeees!

Danke @*********ld63 , floss mir so in die Tastatur

Hatte Brechts "Buckower Elegien" in der Hand und fühlte mich inspiriert:

Schäle wieder richtige Zwiebeln
Weine wieder richtige Tränen
Spüle meine Augen
Frage mich,
ob die Pollen,
die mich piesacken
seit ich falsche Zwiebeln schäle
mich jetzt nicht mehr quälen?

Also @*****e_M was mir immer schnell in die Tastatur fließt ist der , wenn es dann einmal geschieht.

Sonst benötige ich Inspiration und viel Tiefe um einigermaßen zügig die passenden Zeilen zu einem Reim zu formen.

Dein Fluss ist allerdings eine Ode an die Dicht- und Reimkunst.

Herzlichen Dank!!!

Zum Schreiben kam ich alleine über erotische Themen. Erst viel später kamen Alltagsbeobachtungen dazu und Schwerpunkte wie Theater und Politik.
Hier ein Screenshot mit einem Text aus 2014. Hier im Forum war er noch nie und generell denke ich, dass in diesen Zeiten Wiederholungen gestattet sind

Ein kleines Virus zeigt uns auf ,
was wirklich ist des Lebens Lauf,
es stoppt das Hetzen durch die Zeit
warn dazu vorher nie bereit

es zeigt uns, wer wir wirklich sind
wofür wir vorher waren blind
es legt brutal nun frei die Seelen
und lässt mit Freude uns nun quälen

es sind die lang versteckten Fragen
auf die wir nie die Antwort sagen
es karikiert die Lebens-Rollen
zwingt uns, egal, ob wir es wollen

die nackte Wahrheit nun zu sehen
heißt leben, oder untergehen
wolln wir auf dieser Erde bleiben
oder in den Tod sie treiben?

Die Theke des Lebens kam mir abhanden,
Ich lechze nach Menschen, den ganz zugewandten,
Stattdessen auf Strassen und einsamen Stegen
Nur Fratzen mit Stoffen die smart sich bewegen,
Final wird auch bald eine App alle steuern,
Das alles ist wichtig, hört man das Beteuern,
Und Jacke wie Hose bleibt Tag über Tag,
Ich vermisse das Leben, das ich doch so mag.

Ach, @*****e_M, wem geht es nicht so!

Genießen wir die kleinen Freuden des Lebens, bis die größeren wieder möglich sind!

Es grüßt mit Love & Peace & Happiness about Roses!

Oh wie toll! Ich danke Dir, klar schaffen wir das, aber mein Frust musste mal raus...

Orgasmisch schüttelt er das Fell,
Das letzte Zucken steht noch aus,
Dann aber los, ruckzuck und schnell,
Zurück zu Hof und Heim nach Haus.

Es ist sein Los, er muss es treiben,
Bei der Verlockung Angebot,
Da kann er nicht bei Einer bleiben,
Sonst wär er übermorgen tot.

Die Spuren findet er am Wege,
Markiert hat jede ihr Bereich
Auch trotz der besten Körperpflege,
Erkennt er sie am Duft sogleich.

Und oft gehts munter über Wiesen,
Das frische Gras lockt ihn und sie,
Denn auch beim rhythmischen Ergiessen,
Stört grünes Kitzeln unten nie.

Was wirklich stört, das ist die Leine,
Ein Mensch legt sie ihm manchmal um,
Das hemmt, das stoppt die schnellen Beine,
Er findet sowas ziemlich dumm.

Des Nachts in seiner schmalen Hütte,
Beim Wachen über Haus und Hof,
Denkt er an Bella, Susi, Lütte,
Und freut sich auf den nächsten Schwof.