FUCKING CORONA VII
...oder: Reopening eines Theaters der freien Szene in Frankfurt/M
Gefreut und tagelanges Sehnen,
dann endlich los, in schwarzem Dress,
gerührt, Begrüssung fast mit Tränen,
das Team am Counter im Harness.
Was habe ich das so vermisst,
auch ein Reporter filmt die Szenen
noch schnell ne Spende denn da ist
noch Ebbe, muss man nicht erwähnen.
Durch Absperrbänder, weite Gänge,
schiebt sich nun der Besucherpulk,
sitzt dann vereinzelt ohne Enge,
ich fühle mich gleich wie ein Hulk.
Wo sonst Besucherscharen harren,
so Arm an Arm und Fuss bei Fuss,
da könnten jetzt noch Hühner scharren,
kein Mensch erwidert meinen Gruss.
Das Go vom Impressario
eröffnet nun ein Solostück,
man applaudiert und ist auch froh,
erst später kommt der Kälteknick.
Der Raum, die grosse Lagerhalle,
hyghienetechnisch sehr on top,
mutiert schon bald zur Kältefalle,
bei Celsius 12‘ an Fuss und Kopp.
Und während vorne Jakob Gail,
Erreger quält von Ostermaier,
spieltechnisch echt ein tolles Teil,
da friert so manch Theatergeier.
Am Schluss Applaus von 50 Stühlen,
dann nix wie weg, die Bar hat zu,
ein Kunstgenuss mit Runterkühlen,
mich trieb es um, gab keine Ruh.
Fuhr deshalb zu nem Autoschalter
und schob mir Fastfood in die Kehle,
dann ward mir schlecht - mein lieber Falter
und Blut lief aus enttäuschter Seele.