Frau B. und die Bühne
Annamäuschen wirkt nach aussen,
so als wär Schneewittchen da,
Freilichtbühne, Winde brausen
Hauptrolle und wunderbar.
Die Regie hat in der Szene
Traditionen angelegt,
rote Wangen, schwarze Mähne,
alles was das Volk bewegt.
Müsste nicht die Frau von heute
jederzeit vom Setting her,
ausstrahlen, bin keine Beute,
mir kann keiner, bittesehr!
Nur aus genderliken Gründen
lässt sich heut schwer überzeugen,
schöpft authentisch man aus Pfründen,
dann entfällt auch dieses Beugen.
Also muss Schneewittchens Part
einfach Neubesetzung finden,
etwas wen‘ger cool und smart
und die Haut mehr rau wie Rinden.
Früher, als die Märchentruppe
noch Atomkraft jäh bekämpfte,
war es allen völlig schnuppe,
lila Hose, keine Sänfte!
Frau zog einst mit Strickernadeln
in die Parlamente ein,
das Establishment zu tadeln
und mit Widerstand befrein.
Weichgespülte Ideologen
buckeln koalitionär,
Gutverdienern sehr gewogen
denn dort kommen Wähler her.
Deshalb ist in dem Theater
auch die Bude meistens voll,
Kinder, Oma, Schwiegervater,
kein Diskurs, harmonisch toll.
Doch der Clou das sind die Stempel,
hebt mich fast aus meinen Schuhen,
im Programm und Werbekrempel
soll ein linker Geist stets ruhen???
Jetzt in Summa und am Schluss
sollte folgen Handlungsplan,
⁃ aufhören mit diesem Stuss
⁃ keiner biedert sich mehr an.
⁃ Und die Stücke werden freier,
⁃ Intendant geht in die Wüste,
⁃ weg mit der gelutschten Leier,
⁃ und gestillt des Volkes Dürste!
Unser Lenchen kann indessen
ihre Ausbildung beenden,
manches lässt sich so vergessen,
und das Blatt, das wird sich wenden.