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Die Aufseherin

*********te_nw Frau
40 Beiträge
Themenersteller 
Die Aufseherin
DIE AUFSEHERIN

Ja, Herr Richter, ich habe verstanden, natürlich werde ich die Wahrheit sagen, warum sollte ich jetzt noch lügen – für wen denn? Meine Kinder sind doch alle tot – warum sollte ich also lügen?
… um mich selber zu schützen? Ich habe mich nie geschützt oder geschont, ich habe alles für meine Kinder getan, die habe ich geschützt. Mein Mann ist ja schon im ersten Jahr gefallen.., da kann man nicht die Hände in den Schoß legen bei fünf Kindern. Aber jetzt sind sie ja auch tot, es hat halt alles nichts genützt.
…Ja ich habe verstanden, dass ich wegen eines schweren Verbrechens angeklagt bin, gegen die Menschlichkeit…das sagen sie jetzt als wäre es schon immer so gewesen. Das klingt ja so als wären wir unmenschlich gewesen. Aber selbst wenn sie das jetzt so sehen, wir mussten uns wirklich um andere Dinge kümmern, als um Menschlichkeit, wir hatten große Probleme mit der Verbrennungsanlage… ich sehe schon an ihrem Gesicht, dass sie das nicht verstehen, Herr Richter – eigentlich hat es gar keinen Sinn, ihnen etwas davon zu erzählen, es war wie eine andere Welt…wie wollen sie über etwas urteilen, was sie gar nicht kennen?... Sie sprechen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, aber ich kann ihnen sagen, die Menschlichkeit interessiert sie nicht, wenn sie da einen Haufen Leichen haben der anfängt zu stinken, das ist unmenschlich gewesen, dieser Gestank…
…Gut ich erzähle einfach, was ich dort im Lager gemacht habe. Also, erstens war ich die Aufseherin des Frauenlagers in das immer nach Ankunft eines Transportes die Frauen kamen, die schon im Zug zusammengebrochen waren, die schwer krank oder hochschwanger waren. Die mussten ja als erstes weg, damit war dann sichergestellt, dass die anderen warten konnten bis sie an die Reihe kamen. Sie sprechen jetzt über Verbrechen und klagen mich an, keiner bedenkt, was wir für eine gute Arbeit geleistet haben, grade in den letzten Monaten des Krieges. Das waren schon echte Probleme, die wir hatten als immer mehr Transporte mit Halbtoten ankamen. So schnell konnten wir nicht arbeiten, wie die uns da wegstarben. Es gab ja auch kaum mehr welche, die noch Kraft hatten zum graben. Es war manchmal wirklich die Hölle da….
Worin die gute Arbeit bestand? Das kann ich ihnen ganz genau sagen. Wir hatten damals gar nicht so viel gutes und zuverlässiges Personal, ich bin oft schon um sechs Uhr morgens gekommen und konnte nicht vor zehn Uhr nach Hause gehen. Das waren lange Tage, Herr Richter. Also wenn die Transporte kamen, stand ich schon am Gleis…
Natürlich hatte ich Helfer, aber das waren auch nur Juden, wenn sie denken, die hätten sich beeilt, die Kranken aus den Zügen zu ziehen, dann irren sie sich. Wenn ich nicht hinter jedem einzelnen her war, haben die sich alle Zeit der Welt gelassen. Denen war es egal, dass ich noch alle Frauen registrieren und aufteilen musste. Einmal hat doch einer versucht, einen Säugling an mir vorbei zu schmuggeln – na ja, ich habe ihn erwischt….
Was ich mit dem Säugling gemacht habe? Gott, was soll ich mit dem schon machen? Ich habe ihn einer alten Jüdin gegeben, die schon auf dem Weg zum Gas war. Die Mutter war ja halbtot und konnte es nicht mehr selber tragen….
Sie meinen, ob alle sofort vergast wurden? Nein, das war zwar das Ziel, aber das haben die in Berlin so beschlossen ohne ein Ahnung zu haben, wie bei uns die Verhältnisse waren. Mit dem Vergasen alleine ist es ja nicht getan, sie müssen die Leichen ja auch vernichten - und vorher alles, was da noch zu verwenden war, musste vorher auch noch aus den Leichen raus, die Goldzähne, die Haare…. Ja, das mit der Haut haben wir aber nur einige male versucht, dafür hätte es eben Fachpersonal gebraucht, das hatten wir einfach nicht. Jedenfalls hatten die in Berlin sich mit den Brennöfen verrechnet, wir konnten gar nicht alle sofort töten, das war einfach nicht möglich. Sie können sich ja nicht vorstellen, welche Mengen die uns geschickt haben. Einmal sind wir sogar zum Kommandanten gegangen und haben gesagt, dass es so nicht weiter geht….
Was nicht mehr weiter ging, wollen Sie wissen?
Wir hatten einfach keinen Platz mehr. Wir kamen mit dem Organisieren nicht mehr hinterher…
Warum zeigen sie mir diese Fotos, denken sie ich wüsste nicht, wie es da ausgesehen hat? ….
Sie meinen das sind alles tote Menschen, tote Juden? Ja was soll es den sonst sein. Aber sie können mir glauben, sie sehen sich jetzt das Foto an und denken die armen, armen Menschen. Ich habe nur gedacht, wie lange liegen die da noch, kann man denn nicht schneller verbrennen...Ob ich nicht daran gedacht habe, dass das alles Menschen sind, Menschen wie ich?
Natürlich nicht, es waren schließlich Juden und keine Menschen wie ich. Sonst wären sie ja auch nicht ins Lager gekommen.
…nein, wie sollte ich nachprüfen ob sie wirklich schlecht oder anders waren. Das hatten andere vor mir schon getan, dafür war ich nicht zuständig. Ich war nur dafür zuständig, dass sie bis zur Vernichtung verwahrt wurden.
….was sollte mit den Kindern sein, es waren genauso Juden wie die anderen auch. Wenn ich einen jüdischen Jungen gesehen habe, wusste ich ja, aus dem wird mal genauso ein jüdischer Mann, wie die anderen auch – warum sollte ich mit dem mehr Mitleid haben, als mit den anderen?
…Ja, manchmal habe ich sie geschlagen, vor allem die Juden die mir beim Entladen helfen sollte. Sonst hatten die ja keinen Respekt.
…Ich habe sie mit dem Gewehrkolben geschlagen, manchmal auch getreten. Aber natürlich nicht zu fest, schließlich brauchte ich die ja noch, die konnten noch Gräber ausheben – die bekamen ja auch gutes Essen, aber es waren eben nicht genug…
…Nein mit der Hand habe ich sie fast nie geschlagen, es war mir immer unangenehm, sie anzufassen.
… Ob es eine Situation gegeben hat, wo ich lieber aufgehört hätte?
Oh, weiß Gott, viele. Sie glauben ja nicht, wie unerfreulich diese Arbeit oft war. Dadurch dass wir so wenige waren, hatte ich nur wenig Kontakt zu den anderen deutschen Aufsehern, da kam man sich schon manchmal sehr einsam vor. Keinen mit dem man reden kann. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich hätte schon seit Wochen nicht mehr gelacht. Na ja, ab und zu gab es eine kleine Feier, das war dann schon schön. Wir haben dann gesungen und manchmal auch getanzt….
Nein, wir hatten kein Lagerorchester, wir waren ja eigentlich nur als Vernichtungslager geplant.
…Ob ich einmal mit einem der Juden Mitleid gehabt habe? Sie stellen Fragen, Herr Richter… wenn ich mit einem Mitleid gehabt hätte, hätte ich es dann nicht auch mit dem nächsten und schließlich mit allen gehabt? Wenn man charakterschwach ist, darf man so eine Arbeit nicht machen.
…Wer hatte denn Mitleid mit mir gehabt? Schön war es da im Lager für mich wirklich nicht, immer der Gestank, das Geschrei. In dem Jahr wo ich da war, habe ich nicht einmal ein Dankeschön gehört – und arbeiten musste ich ja für die Kinder und meine Mama in Hamburg. Einmal habe ich einer alten Jüdin aus dem Wagon geholfen, sie sah meiner Großmutter etwas ähnlich, glauben sie, die hätte sich bedankt?
Da wird jeder Mensch hart in so einer Umgebung….
… Sie brauen mir nicht immer diese Fotos zu zeigen, ich weiß wie die aussahen, wenn die bei uns ankamen. Sie sitzen jetzt da und haben Mitleid, aber versetzten sie sich doch mal in meine Lage, Herr Richter. Ich musste mein Soll erfüllen. Wenn ich nicht richtig arbeitete, bekamen die im Krematorium Probleme. Haben sie schon mal versucht aus einer Liste mit tausend Namen die herauszufinden, die in die Krankenbaracke sollen? Sicher hatten die alle Nummern, aber wenn man sie nach ihrem Namen fragte, stellten die sich plötzlich dumm.
…Ja sie hatten Tätowierungen, aber versuchen sie die einmal nachts bei dem Scheinwerferlicht zu lesen… Oft waren die so undeutlich, grade bei den Alten auf der faltigen Haut. Dafür hatte ich extra einen Juden, der stand immer neben mir und musste dann die Haut straff ziehen. Aber auch wenn sie so verhungert waren, konnte man die Nummern nur schlecht lesen. Selbst deutsche Juden, die ihre Nummer ja auswendig wussten, haben mir oft nicht geantwortet. Nein, Herr Richter, das war wirklich keine Freude…
…Was ich mit den deutschen gemacht habe, wenn sie mir die Nummer nicht gesagt haben? Es kam ganz darauf an. Wenn er einer der ersten war, der aus dem Wagon kam, habe ich ihn meistens bestraft, damit die anderen das sehen. Manchmal habe ich ihn einfach mit der Gerte geschlagen, bei alten Juden reichte das oft schon. Wenn eine junge Jüdin frech wurde, habe ich ihm befohlen sich auf den Boden zu legen und habe sie dann getreten….
Warum sie sich hinlegen mussten? Herr Richter, haben sie schon mal jemanden getreten, der steht, das geht doch kaum, höchstens gegen das Schienbein. Ich bin doch nicht vom Zirkus, dass ich die Beine so hoch schwingen kann. Außerdem wie hätte das ausgesehen?...
…Ob ich nur mit Frauen zu tun hatte? Ich glaube, sie hören mir nicht richtig zu, Herr Richter, beim Ausladen waren es Kinder, Frauen, Männer einfach alles durcheinander. Zumindest am Ende…
…Ja, einmal habe ich etwas getan, was ich später bereut habe. Eine junge Jüdin hatte eine wunderschöne Perlenkette, sie hatte sie sich um den Oberschenkel gebunden, damit ich sie nicht sehe. Sie war wohl während des Transportes so abgemagert, dass sie ihr auf den Fuß rutschte, als sie vor mir stand. Diese Kette habe ich an mich genommen. Ich habe sie nicht abgeliefert, wie es eigentlich selbstverständlich gewesen wäre. Aber ich wollte schon immer so eine Kette haben – später tat es mir dann sehr Leid…
Es war eine schwere Zeit, für alle Herr Richter. Ich habe meine Kinder ja ein Jahr nicht sehen können – jetzt sind sie alle tot. Daran denkt jetzt keiner… Plötzlich haben wir an allem Schuld und es heißt, die armen Juden…
…Ob ich es bereue, was ich getan habe? Sie haben es einfach nicht verstanden, Herr Richter, ich persönlich habe ja niemanden ermordet, aber ich stand hinter der Sache, wenn sie das meinen. Es waren klügere Menschen als ich, und auch als sie, Herr Richter, die herausgefunden hatten, dass die Juden schädlich für das deutsche Volk waren. Ich habe sie ja gesehen, diese Herren Bankiers und ihre Gattinnen, wie die aussahen wenn man ihnen die schönen Kleider abgenommen hatten, sie waren dann einfach nur noch Juden. Mehr nicht…
…Grausamkeiten im Lager? Also wir hatten wirklich besseres zu tun als die Juden zu quälen, dafür war einfach keine Zeit. Gut einer der Bewacher hat seinen Hund abgerichtet und dafür Juden genommen, aber das war ja auch nicht wirklich quälen, direkt danach sind sie sowieso ins Gas gekommen….
…Was ich unter wirklich quälen verstehe? Das kann ich ihnen ganz einfach sagen, Herr Richter, das ist, wenn man das aus Spaß tut. Aber ich hatte ja schon gesagt, so spaßig war es nicht bei uns….
…Ja, gesehen habe ich schon manchmal eine Grobheit, aber das muss man verstehen, es waren ja junge Männer die da arbeiteten, den platzte schon mal der Kragen, wenn sich ein Jude auf den letzten Metern vor dem Gas fallen lässt. Was wollen sie machen, wenn eine Jüdin dann grade ihre Wehen bekommt, Herr Richter, ihr freundlich zureden? Das reicht manchmal einfach nicht, da muss man richtig durchgreifen, da hilft sonst nichts….
…Ach, so genau habe ich da auch nicht hingesehen Herr Richter, mich hat das nicht interessiert, das war nicht mein Zuständigkeitsbereich…
…Ob ich mir vorstellen kann, auch selber Juden zu ermorden? Dafür habe ich mich nie beworben, zum einen waren es meistens Männer, es war halt körperlich schon anstrengend… aber wenn sie damit meinen, ob ich mit ihnen bis zum Gas gegangen wäre – natürlich. Aber das war ja auch kein Mord….
Was für mich Mord ist? Das ist wenn ich jemanden aus niedrigen Beweggründen töte. Das hat keiner von uns getan…
…Was ich zu meiner Verteidigung sagen will? Ich habe immer zum Wohle meines Vaterlandes gehandelt… außer das eine Mal mit der Perlenkette. Das kann sicher nicht jeder von sich sagen Herr Richter.
********ride Frau
1.212 Beiträge
Die unverbesserlichen,
die nichts kapiert, nichts dazugelernt und ihre Schuld nichtmal gesehen haben. Gott gebe, daß sie nicht mehr unter uns weilen!

Wahnsinn!
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
*UFF*
Ja, die Wahrheit, die bittere, bittere Wahrheit...

Beklemmend gut geschrieben.
Herbst 2018
***to Mann
4.271 Beiträge
Mich erinnert es vom Stil her an fluestern...
Heinrich
Die unverbesserlichen,
die nichts kapiert, nichts dazugelernt und ihre Schuld nicht mal gesehen haben. Gott gebe, dass sie nicht mehr unter uns weilen!

Wahnsinn!

Ist es tatsächlich so einfach, ich denke nicht.

Um zu verstehen wieso Menschen anderen Menschen so etwas antun konnten, muss man diese Menschen auch verstehen wollen.

Ich finde @*******orte kleinen Monolog deswegen so gut, weil er die ein wenig das Denken beschreibt und ganz ehrlich: die selben Denkmuster tauchen heute noch ständig auf.
Wir sind nicht besser als die Menschen zwischen 1933 und 1945. Damals wie heute gibt es Monster, Mitläufer, Verführte und Andersdenkende. Heute oder besser momentan, ist der Umgang untereinander ein Anderer. Aber den Hang zur Massenbewegung und zur Unterwürfigkeit, schlummert in fast jedem von uns.

Die Forderung die eigene Schuld zu erkennen, ist von der nachfolgende Generation immer viel leichter einzufordern, als diese in der tatsächlichen Situation sehen zu können.

Wer weis, vielleicht steht unsere Generation mal vor Gericht, wegen des Massenmordes an der Natur, können wir dann locker und leicht unsere Schuld anerkennen oder sind es dann, so wie wir heute sagen, dann doch nur die großen Konzerne gewesen und die Politiker?

LG
Brian
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ Sachertorte
Beklemmend.

Mutig.

Aber wohl voll und ganz zutreffend!
("Brian_Lorenzo" trifft aus meiner Sicht den Nagel auf den Kopf.)

Respekt, wie Du diese Thematik angepackt hast!

(Leider wäre eine Überarbeitung an manchen Stellen nicht schlecht gewesen, denn z. B. schreibt man in diesem Fall "Sie" und "Ihnen" jeweils groß etc.; doch klingt das vermutlich fast kleinlich angesichts dieser fulminanten Wucht der Darstellung, die einem den Atem nimmt ...)

Der Antaghar
********ride Frau
1.212 Beiträge
Mein lieber Brian!
Um zu verstehen wieso Menschen anderen Menschen so etwas antun konnten, muss man diese Menschen auch verstehen wollen.

Verstehen? Vielleicht Akzeptiern? NEIN!
Das wäre die absolute Verhöhnung aller Wiederstandskämpfer - ja es gab deren viele - die wurden, wenn überhaupt, nur kurz befragt, sofern sie jemals vor irgendein Gericht kamen..

ganz ehrlich: die selben Denkmuster tauchen heute noch ständig auf.
Wir sind nicht besser als die Menschen zwischen 1933 und 1945. Damals wie heute gibt es Monster, Mitläufer, Verführte und Andersdenkende

schlimm genug, um dagegen zu halten und nicht Verständnis zu heucheln.

Die Forderung die eigene Schuld zu erkennen, ist von der nachfolgende Generation immer viel leichter einzufordern, als diese in der tatsächlichen Situation sehen zu können.

ich fordere nicht, ich weiß, wie sinnlos es wäre bei den "unverbesserlichen" - ich hoffe auf mehr Mitgefühl für Opfer, als für Täter.
@SailorsBride
Dinge die man nicht versteht, über die kann man nicht urteilen.

Es ist zu einfach und wird dem Ausmaß der Menschenverachtung nicht gerecht, wenn man die menschen der damaligen zeit einfach in Täter und Opfer teilen will.

Ich denke z.B. nicht, dass jeder KZ-Aufseher als KZ-Aufseher geboren wurde. Er wurde zu dem gemacht was er dann war.
Durch seine Erziehung in einer Umwelt, die unbedingten Gehorsam und Unterwerfung unter Obrigkeiten als Lebensaufgabe huldigten, durch eine politische Situation die überall auf der Welt fanatischen Nationalmus als Normalität betrachtete, durch eine systematische Erziehung in einer Ideologie, die aus Menschen Zahlen machte.

Sag einem Juden, er musste leiden weil der Mensch der ihm das antat einfach schlecht war, dass es keinerlei Hintergründe gab, es also fast Zufall war, was ihm widerfuhr.
Oder versuch zu ergründen warum es so weit kommen konnte...

Zwei Filmzitate fallen mir in diese Zusammenhang immer ein...


aus "Das Schweigen der Lämmer": "Es soll sich mit der Lotion eincremen!"
Der Täter kann es nicht ertragen, sein Opfer als Person anzusehen und weigert sich ihm einen Namen zu geben, ein Ding tötet man schneller als einen Menschen, deswegen auch die tätowierten Nummern der KZ-Insassen. Vergast wurde 10015425 nicht Helene Spiegelmann.

"Es muss wider Ordnung herrschen..." aus der Bunker
Ein Pulk aus Nachbarn zieht durch Berlin und hängt unschuldige, nicht weil sie bösartig sind sondern weil die Situation sie überfordert.
Wenn der Mensch überfordert ist und nicht weis was er tun soll, dann will er immer zurück zu dem was er kennt, dann heiligt der Zweck die Mittel.

Was aber wenn das Zurück aus abschalten und unbedingtem Gehorsam besteht? Aus Pflichterfüllung und Massenmord?

Keiner von uns hat je so viele Tote gesehen, deshalb ist es schwer zu sagen wie viel Kraft wir gehabt hätten.

LG
Brian
******eli Paar
763 Beiträge
Ich denke nicht, dass Brian hier den Täter- vor den Opferschutz stellt, es ist eben einfach schwierig, so viele Jahre danach, einen solchen Vernichtungsapparat objektiv zu beurteilen. Bei den vielen Dingen, die man im Geschichtsunterricht so lernt stellt man auch immer wieder fest, dass es Täter gab, die Täter wurden, um nicht selbst als Opfer zu enden. Das hat nichts mit dieser Geschichte hier zu tun, dass es sowohl solche als auch solche gab ist unbetweifelt.
Ich glaube, dass Brian einfach nur aussagen wollte: "Schert nicht alle über einen Kamm!"
Wenn dem so ist, dann stimme ich Brian zu, denn für uns "Jüngere" ist es nunmal leider alles Geschichte, wie man so schön sagt, und dass es da eine distanziertere Sichtweise gibt ist wohl auch vertändlich. Die Taten von damals sind weder zu rechtfertigen noch in irgendeiner Weise zu verstehen, aber dass viele Menschen damals auch aus Angst gehandelt haben, das sollte man auch nicht vergessen. Das ist nicht nur wichtig für die Vergangenheit, sondern auch für Gegenwart und Zukunft.

Was die hier veröffentlichte Geschichte selbst betrifft: Stimmung, Stil und Thema finde ich *top* Ich gebe Antaghar allerdings Recht, eine kleine Überarbeitung wäre an manchen Stellen angebracht, dann liest sich die Story flüssiger und schöner *g*


Liebe Grüße,

Azmo
vielleicht steht unsere Generation mal vor Gericht, wegen des Massenmordes an der Natur,

Hmmh..., dann dürften wir dann alle Geschichte sein...


Zur Geschichte,
Ich hab sie gelesen..., ich wurde betrübt über das was ich las, ich dachte mir..., wenn man ein solches Thema anschneidet sollte man es zumindestens auch schreiben können..., mir fehlt da viel zu viel an Konversation mit dem Richter..., die Feinheiten. Keineswegs reicht hier ein Monolog
Und was ist letztendlich mit der Verurteilung?
Was denkst du wenn das einer der Verwandten der Betroffenen liest?
Ich muß mich schon sehr wundern...
Ergo...
Die Geschichte um den Massenmord zu versuchen in eine KURZGESCHICHTE unterzubringen ist für mich völlig absurd und spottet jeder Beschreibung...
Längere Geschichten darüber zu schreiben, wenn man´s draufhat, wäre bestimmt lesenswert. Haben dann aber meiner Meinung nix mehr in der KURZgeschichtengruppe zu suchen...
Herbst 2018
***to Mann
4.271 Beiträge
Ein Gedanke:
Der Chef ist mein Gewissen.

Ich mache Dienst nach Vorschrift.
Führe die Anweisungen aus, so gut ich kann.
So hab ich meinem Chef gegenüber ein reines Gewissen.

Was wollt ihr eigentlich.
********ride Frau
1.212 Beiträge
EBEN DAS NICHT!
*motz*
Harter Tobak!! Gut geschrieben, beileibe keine Entschuldigung oder irgendetwas in der Art - einfach ein Thema, bei dem keiner emotionslos bleiben kann - und genau darum ist diese fast emotionsloslose Art des Schreibens umso beklemmender.
Ich war jedenfalls ganz in dieser Geschichte und bin gespannt auf die sicher wieder hier folgenden Diskussionen darüber!
Sachertorte, schreib weiter so!!
Lg, kairi
Herbst 2018
***to Mann
4.271 Beiträge
Wird aber doch gesetzlich gefordert:
Arbeitsvertrag ist der Vertrag, durch den sich ein Arbeitnehmer gegenüber einem Arbeitgeber zur Arbeitsleistung gegen Entgeld verpflichtet.

Der Arbeitnehmer ist i.d.R. in einem Betrieb organisatorische eingegliedert und wirtschaftlich und persönlich abhängig.

Er unterliegt der Weisungsbefugnis, dem Direktionsrecht des Arbeitgebers.

(Rechtsbegriffe des täglichen Lebens von A-Z, S. 26)
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zu dieser Thematik ...
... empfehle ich, sich mal den Film "Das Experiment" (mit Moritz Bleibtreu u. a.) anzuschauen ...

Oder an die Versuche in Stanford sowie von Milgram zu denken, wo auf Anweisung von Wissenschaftlern von braven, unbescholtenen Bürgern aus ihrer Sicht andere mit Strom gefoltert wurden (sie konnten nicht wissen, dass es nur simuliert war).

Der Antaghar
Experiment
kenne ich..., beide Varianten..
fehlt mir aber der Bezug zum leidigen Thema...
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ Raptor_Art
Wurden da nicht aus völlig "normalen" Menschen durch die Umstände so etwas wie Monster?

Denk mal an die Aufseher und ihren völlig unnötigen Sadismus!

(Der Antaghar)
Japp...,
Aber die Monster waren auch in diesen Fall schon vorhanden...
In jeden von uns..., es kommt nur darauf an wie weit wir ihnen Raum in uns selber geben zu agieren...
Manchmal bedarf es da auch kein Dritten diese sogenannten Raum in uns zu geben wie man sieht..
*******e_st Frau
3.948 Beiträge
... empfehle ich, sich mal den Film "Das Experiment" (mit Moritz Bleibtreu u. a.) anzuschauen ...

Oder sich den Film "Der Vorleser" im Kino anzuschauen.

Bori, bin ganz bei Dir!
Und wenn ich mir die zunehmende Mobbingbereitschaft in unserer Gesellschaft anschaue, dann bin ich mir jedoch sicher, die Verhaltensmuster sind durchaus noch angelegt dafür.
Nur die Feindbilder sind etwas anders definiert und spezieller.
Und die Mittel im Vergleich zu damals lediglich "Sandkastenspiele", aber im Einzelfall durchaus tödlich.
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Heute Mobbing
früher Blockwart.

Das schenkt sich nichts.
*******e_st Frau
3.948 Beiträge
Wenn Täter sich nicht selbst zu Opfern umdefinieren, geb ich Dir recht!
****yr Mann
351 Beiträge
respekt
für den versuch, monströse menschliche abgründe in einer kurzgeschichte zu skizzieren. ich glaube nicht, dass es um viel mehr geht, als genau diese zu beschreiben.

denn diese sind es, die den holocaust überhaupt ermöglicht haben. die überhaupt jedewedes verbrechen machbar erscheinen lassen. man kann sich über stilistische unebenheiten streiten,@ raptor_ art, aber ich fühle mich bei den zeilen stark an robert merles "der tod ist mein beruf" erinnert, der in beklemmender weise die beiläufigkeit des industriellen tötens erzählt aus der sicht des lagerkommandanten. nicht in der kleinsten nische seines psychogramms befanden sich etwa anklänge von mitgefühl oder scham. sein gesamtes handeln war auf die effizenz der aufgabenerfüllung gerichtet. hätte sie gelautet, so viele lederstiefel für die frontsoldaten wie möglich zu produzieren, hätte er auch diese aufgabe erfüllt.
aber so lautete sie eben: juden vernichten. pech gehabt!
man kann die geschichte des holocaust kaum erzählen, ohne all die deutschen tugenden aufzuzählen wie fleiß, gehorsam, treue und gründlichkeit. und wie sehr sie geeignet sind, dem barbarischsten was sich menschen je ausdachten, den mantel des mordenden gleichmutes überzuhelfen.
erst dadurch wird klar, wie sehr real solche dialoge zwischen täter und richter wohl gewesen sind.
und wenn es die absicht der geschichte war, uns vor augen zu führen, wohin uns jedwede abwesenheit von menschlichkeit führt, dann ist sie gut so.

ich halte in diesem zusammenhang nicht viel von selbstgeiselungen, weil wir gerade dabei sind, unsere umwelt zu vernichten. dass tut die menschheit schon so lange, wie sie diesen planeten bevölkert. mit wachsender effizienz freilich.

aber immerhin können wir dann doch wenigstens vorm richter stehen und sagen: ja ich war dabei und ich habe schuld. so viel haben wir begriffen.
Merle
Und war es nicht Herr Rolf Schneider der auch die Kürze des literaturgeschichtlichen Gedächtnisses von Merle beklagt?
Das war letztes Jahr...

Und dennoch beruht dieser Literarische Erguß aus dem Jahre 57 auf fundierten Recherchen und wurde nicht einfach dahergerotzt...

Japp, es tut mir leid das sich bei dem hier eingestellten Shorty kein Mitgefühl und Verständnis für die Protagonistin einstellt, das schließlich in die erschütternde Erkenntnis mündet, jaaa, das hätte mir auch passieren können.

Vielleicht bei Euch..., wer weiß... keine Ahnung...

• .... . / ..- -. -... --- .-. -. / - . .-. .-. .. -... .-.. .
Herbst 2018
***to Mann
4.271 Beiträge
@Raptor_Art
Warum weinst du?
Ich wein nicht...., bin ein Deutscher...
ist leider nicht von der Hand zu weisen und zum Glück kann ich behaupten das keiner meiner Vorfahren irgendwas auch nur im geringsten was mit der unkläglichen Geschichte dieses Landes zu tun hat...
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