Milchchacheli, die 2.
Erinnerungen an einen längst vergessenen Begleiter
Sie wollte eigentlich nur den Keller aufräumen, weil doch in der nächsten Woche der lang ersehnte Umzug in das neue modern eingerichtete Eigenheim bevorstand.
Und dann entdeckte sie es in einer Lade des alten Küchenbuffets ihrer Oma, das noch immer im Keller stand. Nie hatte sie sich von dem abgenutzten Möbelstück trennen wollen. doch nun war es so weit. Es musste sein. im neuen Haus gab es keinen Platz für den alte und ramponierten Schrank.
Nur gut, dass sie noch einmal in alle Fächer und Laden geschaut hatte. Sonst wäre ihre letzte Erinnerung morgen früh mit in den Sperrmüll gewandert. Schade wäre es gewesen um ihr leicht angeschlagenes Milchchacheli.
Daraus hatte sie ihre erste Milch geschlürft, ihre Haferflocken des morgens verspeist. Später diente es als Kaffeetasse und auch mal für einen schönen heißen Kakao, wenn ihr kalt war.
Als sie ihr Fachschule absolvierte in der fernen Stadt musste die Mutter es in den Keller geräumt haben.
Sie schämte sich vor sich selbst - sie hatte es nicht einmal vermisst!
Doch jetzt konnte sie es in der nagelneuen Vitrine aufstellen. Den besten Platz sollte es erhalten!
Sollte ihre Familie doch denken, was sie wollte. Genau dort hin gehörte das Milchchacheli und nirgend anders wo.
Ob ihre Kinder und Enkel wohl auch so einen Begleiter haben, der ihnen auf den ersten Schritten in's Leben Halt und Sicherheit gab?
Wo ist das Lieblingskuscheltier ihrer Tochter? Panik kommt auf, als sie die Treppe hochgeht, um das Milchchacheli abzuwaschen, sich einen Kakao zu kochen, so wie früher.
Mit lautem Geplapper kommt die Enkelin in die Küche, den Plüschhasen, hellblau, nur ein Ohr, im Arm.
Das ist er, der vermisste Begleiter. Beruhigt wendet sie sich ihrem Getränk zu und läßt das Kind vorsichtig von der heißen Köstlichkeit kosten.
Frau Alleweil_kimmts