Das dritte Türchen
Zum Teufel mit Weihnachten
Es begab sich zu der Zeit als die Nation des Abends vor dem Fernseher weilte…
Frager: Guten Abend Ihnen allen, ein ganz herzliches Willkommen zu dieser besonderen Sendung heute, schön, dass Sie dabei sind.
Weihnachten steht vor der Tür und wie so häufig stellt sich die Frage zu Lust und Frust des heiligen Fests. In diesem Jahr nun mehren sich die Stimmen die sagen, „Zum Teufel mit Weihnachten“, aber ist das wirklich gerechtfertigt?
Bei mir heute Abend zu Gast ist….
Gast: ….Gestatten Sie, dass ICH mich vorstelle. Ich bin ein Mann von Welt und Stil, ich…
F: Natüüürlich, werter Herr, das habe ich doch gar nicht in Abrede gestellt….
G: Das stellt man unentwegt in Abrede, seit Ewigkeiten. Der Grund warum ich heute bei Ihnen sitze ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass ich es satthabe, immer für die Dinge, die nun einmal so sind wie sie sind, ausgegrenzt und in Ecke gestellt zu werden.
F: Lieber Herr..
G: Fallen Sie mir nicht dauernd ins Wort und lassen mich jetzt bitte ausreden.
Sie sind sicher der Meinung Weihnachten wäre ein christliches, ein heiliges und gesegnetes Fest?
F: Ja natürlich, wir feiern die Geburt Jesus Christus…
G. Weit gefehlt, sage ich, weit gefehlt. Das wurde ihnen vor knapp mal 1000 Jahren von einer dieser Synoden in Mainz, die damals so beliebt waren wie unserer Tage das G20 Treffen, verordnet. Kinder, Untertanen, Ausgebeutete: Wir feiern jetzt mal ein Fest. Gut, dachte ich, dass kommt mir gelegen. Schnell wurde mir klar, dass ich mit Hörnern, mürrischem Gesicht und Dreizack nicht weiterkam und so habe ich nach einigem Herumprobieren – und da muss ich den Jungs aus den USA meinen Dank aussprechen – zu meinem heutigen Dress mit weißem Bart und rotem Mantel gefunden. Steht mir gut, oder?
F: Ja selbstverständlich steht Ihnen das gut, aber was sagen sie da, Sie…
G: Ja, ich komme zu Ihnen, um Sie und ihre Brut, ähh Kinder, zu beglücken.
Heute nennen Sie mich Nikolaus oder Weihnachtsmann aber Namen sind Schall und Rauch.
Können Sie etwas mit Namen wie Wotan oder Nimrod etwas anfangen, junger Mann?
F: ehmm das eine war ein keltischer Gott oder so, der andere aber..?
G: …war ein babylonischer Herrscher. Was meinen Sie wohl, was für einen Spaß ich hatte, als mir die Idee kam, den Leuten lauter verschiedene Sprachen zu verpassen? Köstlich wirklich.
Wir haben damals das erste konkurrierende, gewinnorientierte ökonomische System auf die Beine gestellt. Und wir haben es wirklich krachen lassen. Der alte Nimrod hat dann ja auch seine Mutter geehelicht. Semiramis- Mutter-Frau. Als der Gute das zeitliche segnete, machte Semiramis ihn unsterblich und propagierte dem Volk, dass er jedes Jahr an seinem Geburtstag wiedererscheinen würde und an einem immergrünen Baum Geschenke ablegen würde. Nur der Vollständigkeit halber: Sein Geburtstag war übrigens der 25. Dezember.
In einer der vielen Sprachen die wir über die Menschheit brachten, bedeutet euer schönes NIKOLAUS übrigens so viel wie Satan, Beelzebub oder Luzifer oder ganz einfach: OLD NICK. Das passt doch ganz wunderbar in die heutige Zeit, meinen Sie nicht?
Ach wissen Sie, es ist mir eine große Freude immer wieder die Menschen dazu zu bringen, alles aus sich heraus zu holen, um an Weihnachten zu glänzen. Jesu Geburt, sagen Sie. Dass ich nicht lache, das habe ich mit meinem Alter Ego Knecht Ruprecht oder manche nennen ihn auch Krampus, so richtig gut hinbekommen.
Die Wirtschaftsbosse stehen Schlange bei mir, um mir Ihre Aufwartung zu machen. Auch eure politische Kaste steht ihnen in nichts nach. Schwefelgelbe Haare sind jetzt der neueste Trend. Aber das nur am Rande.
Irgendwann saßen wir mal zusammen und spielten Scrabble. Eigentlich wollte ich SATAN legen, doch dann wurde mir durch Zufall SANTA daraus. Was für ein Spaß. Und dann ging es weiter, aus meinen Klauen „Claws“ wurde schnell ein, na sie werden es sicher erraten, genau ein CLAUS…
Nur gut, dass ich diesen langen Bart trage, dann können die Leute nicht mein Grinsen sehen, wenn sie ihre lieben Kleinen auf SANTA CLAUS Schoß in SATANs KLAUEN setzen….
Sie sehen so blass aus, ist Ihnen nicht gut?
F: äh, nein, doch, es ist nur…
G: Als dann die Karawane weiterzog, Babylon out und zusammengestürzt war, fanden wir einen neuen Hot Spot in Rom. Eieiei, da war was los. Da war Babylon noch richtig Provinz.
Besonders arg trieb es der alte Bock Saturn. Ihm zu Ehren wurde ein einwöchiges Spektakel veranstaltet, dass den Sonnengott Mithras als neuen Messias feierte. Kommt ihnen bekannt vor? Sollte es auch. Seine Geburt am – 25. Dezember – wurde auch als Geburt der unbesiegbaren Sonne gefeiert. Ein Fest, an dem ich eine ganz besondere Freude hatte.
F: Darf ich fragen, was da so…
G: …besonders war? Selbstverständlich. In dieser Woche wurden die Gladiatoren in den Circus Maximus gelassen und brachten ihre Blutgeschenke den Menschen, Saturn und mir.
Und wissen Sie was, jetzt kommt sogar schon ihr geliebter Weihnachtsbaum ins Spiel.
In babylonischer Zeit war‘s noch eine Palme, aber die Römer standen auch schon mehr auf Tannenbäume. In diesen Baum nun soll sich die Mutter des Sonnengottes verwandelt haben, bevor sie ihren Sohnemann zu Welt brachte. Am 25. Dezember.
Bis hierher in der Geschichte war ich stets ein geachteter Mann, wie ich eingangs bereits erwähnte. Doch dann ging das römische Reich den Bach runter und das Christentum bahnte sich seinen Weg.
Das war nicht frei von Konflikten. Genauso wie Sie heute, hingen die Leute sehr an ihren Traditionen und Bräuchen. Das passte in vielen Bereichen nicht zu den Anschauungen der Christen. Das beruhigte sich erst als Kaiser Konstantin sich pro forma zum Christentum bekannte und danach viele Bräuche einfach in die christliche Glaubenslehre überführte. Und so fand ich meinen Platz in den nun christlich, weihnachtlich genannten Bräuchen. Aber glauben Sie mal nicht, ich hätte auch nur einen Deut meiner Position preisgegeben. Mitnichten.
Und so kann ich mit Stolz sagen, dass Ihr Motto des heutigen Abends: „Zum Teufel mit Weihnachten“ immer schon Gültigkeit hatte.
Ich muss mich jetzt leider verabschieden, dringende Geschäfte warten.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.