Das vierundzwanzigste Türchen
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Zum Teufel mit Weihnachten
Wir lernen einen zornigen Mann kennen. Er sitzt in der „Fette Ecke“ an der Schlesischen Straße. Ein ziemlich düsterer Laden mit alten Vintagemöbeln. Seine Tischnachbarn sind Bernd, ein alter Schulkamerad aus der Grundschule in Zehlendorf, Willi, mit dem er zusammen seine Ausbildung zum Elektriker machte und Hermann, den alle nur Schinder nannten, aus seiner Zeit beim Militär.
Der zornige Mann heißt eigentlich Josef, aber alle rufen ihn nur Jupp, was ihn als waschechten Berliner umso mehr ärgert und ihn zusätzlich auf die Palme treibt. Das Gesprächsthema an diesem Abend ist einmal mehr die Migration. Jupp hat bereits sowohl einen hochroten Kopf als auch einen zu hohen Blutdruck. Außerdem wohl über zwei Promille, was die Erträglichkeitsgrenze seiner Mitmenschen gegenüber auf eine harte Probe stellt.
„Dieses verdammte Pack kommt hierher, bekommt alles in den Hals gestopft und lacht uns auch noch aus! Sie vergewaltigen unsere Frauen, stehlen unsere Jobs, kassieren die Sozialhilfe und reden nicht mal Deutsch!“
Bernd, Willi und Hermann drehen ihre Augäpfel gen Himmel, diese Laberei kennen sie schon. Ihr Freund hat an irgendeiner Kreuzung vor vielen Jahren die falsche Abzweigung genommen und ist seitdem… irgendwie verquer. Jedenfalls, wenn die Barrieren brechen. Also nach 5 Bier und zwei Kurzen. Ansonsten schwillt ihm grundsätzlich der Hals, aber derlei Gedankengut zu offerieren, war immer verpönt. In den letzten Jahren allerdings schien die Hemmschwelle zu sinken, und immer mehr Menschen trauen sich öffentlich, das Gedankengut irgendwelcher dummen Hintermänner als ihre eigene Idee zu propagieren. Und zwar lautstark und nachdrücklich. Bernd, Willi und Hermann sind wirklich in keiner guten Laune, denn das ganze Lokal scheint auf sie zu starren. Gerade hier in Berlin ist eine derlei schräge Meinung wenig angemessen. Nacheinander erfinden sie eine Ausrede, zahlen und verlassen das Lokal. Unser Freund sitzt bald allein da und hat nicht wirklich mitbekommen, was da geschehen ist.
„Verfickte Scheiß- Verräter, allesamt!“, brüllt er ins Lokal, sich kaum beherrschend. Der Kellner kommt an den Tisch. Ein androgyn wirkender Schlaks. Er stellt eine milchige Flüssigkeit in einem Pinnchen vor den lautstarken Gast und sagt: „Eine letzte Aufmerksamkeit des Hauses, mein Herr. Wir schließen gleich.“
„Ihr seid euch wohl zu fein, mein Geld zu nehmen, was!“, bellt dieser ungehalten, weil er auch alkoholbedingt dem Kellner nicht wirklich zugehört hat. Das allerdings prallt am Kellner locker ab, er kennt seinen Gast bereits seit vielen Jahren. Riccardo, so heißt der gebürtige Italiener, dreht sich um, nachdem er sein Geld bekommen hat, murmelt er: „Waffan cul` Stronzo. Tu hai bisogno di un riferimento diretto al problema!”
Was so viel heißt wie: “Leck mich, du Penner, du brauchst einen direkten Bezug zum Problem.”
Dabei nimmt er sein Kruzifix aus dem Pullover-Ausschnitt und küsst es. Ja, Riccardo ist ein sehr gläubiger Mensch. Riccardo glaubt an die universelle Konstante, die sagt, dass das Universum ein Ungleichgewicht hasst. B A L A N C E.
Unser Freund jedenfalls trollt sich. Er öffnet die Kneipentür und schreitet zügig hindurch. Nicht ahnend, dass sich gerade eine ganz andere Tür öffnet.
Es ist heiß. Die Luftfeuchtigkeit ist erstickend. Der Boden ist hart, die Kleidung kratzig. Jupp, unser garstiger Freund, der gerade eben noch in einer Berliner Kneipe saß, steht in einem texanischen Baumwollfeld.
“Ey Nigger! Beweg deinen schwarzen Arsch! Los, sonst zeige ich dir, was richtige Schmerzen sind!”
Jupp dreht sich verwundert um. Vor ihm steht ein prächtiges Pferd. Ein Palomino. Das Problem des Palomino ist der Typ, der ihn reitet. Ein tpisch amerikanischer Cowboy. Stetson, erdfarbene Kleidung, ein Peacemaker im Halfter und eine Winchester lässig quer vor ihm. Das gemeinste Instrument an ihm ist aber die Bullwhip aus Krokodilleder. Vier Meter lang und der Cowboy sieht so aus, als könne er damit umgehen.
“Ich sagte, beweg deinen Arsch, verdammter Nigger!”
Spricht es und ehe Jupp es registriert, knallt die Peitsche und ein stechender Schmerz fährt ihm wie der Blitz durch den Arm. Er sieht, die Augen spontan tränengefüllt, hin und entdeckt eine schier endlos lange Strieme quer über seinem Arm. Sie fällt kaum auf, denn seine Haut ist… Schwarz. Schwarz!
Jupp hebt seinen anderen Arm. Auch Schwarz. Er dreht die Hände um und sieht die Handinnenflächen. Hell, aber typisch für einen Schwarzen! Jupp kann es nicht fassen. Sein Geist zieht sich zusammen, verkriecht sich in sich selbst. Er hört nicht mehr, was der brutale Cowboy ihm zuschreit, bis jemand das Licht ausknipst. Schwärze. Das letzte, was Jupp sieht, ist das blasse wutverzerrte Gesicht des Cowboys mit der Bullwhip.
Jupp wird wach, als jemand einen Zuber Wasser über ihn schüttet. Stinkendes Flusswasser. Jupp fährt wütend hoch. Vergessen ist der Schmerz in seinem Arm. Jupp ist stinksauer. Als sich sein Blick klärt, fährt er hoch und registriert, dass er an Armen und Beinen gefesselt ist. Um ihn herum stehen nun ein gutes Dutzend Cowboys und mehrere Dutzend kaum bekleidete Schwarze.
“Ich sage: Schuldig! Der Nigger ist aufsässig! Wir legen ihn um und fertig!”
Das sagt ein schmerbäuchiger Typ in edlerem Zwirn als die Cowboys. Der Blechstern auf seiner Brust weist ihn als Deputy aus.
Anerkennendes Murmeln ertönt.
“Gegenstimmen?”
Niemand wagt es, auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen, bis auf einen dürren Mann Ende 40.
“Lass gut sein Chet, es ist Weihnachten.”
“Zum Teufel mit Weihnachten!”, bellt der Angesprochene.
“Also dann. Aufknüpfen!” konstatiert lakonisch der Typ im Edelzwirn.
Ehe Jupp registrieren kann, was geschieht, hat er ein Lasso um den Hals. Das andere Ende ist bereits an einem Sattelhorn befestigt und das Lasso spannt sich flugs.
“Du hast das letzte Wort, Nigger!”
“Ihr verdammten Arschlöcher, ich werde euch…”
Zu mehr kommt unser Freund nicht. Mit einer gleichgültigen Geste schlägt der Deputy dem Pferd auf die Flanke, das Lasso spannt sich, Jupp spürt einen brutalen Zug und schwebt kurz darauf zuckend und zappelnd in knapp drei Metern Höhe unter einem wunderschönen alten, Trompetenbaum. Alles Zappeln hilft nichts, Jupp schwinden die Sinne. “Das kann doch nur ein Albtraum sein…”, ist das Letzte, was er bewusst denken kann, dann ist es vorbei.
Doch Jupp erwacht erneut. Ruckartig fährt er hoch und seine Hände fahren zur Kehle. Doch es ist kein Lasso mehr da. Der nächste Blick geht zu seinen Händen. Weiß! Gott sei Dank. War doch nur ein Albtraum! Dann fällt ihm der seltsame, schmutzige Stoff auf, der einmal ein Hemd gewesen sein muss. Das hatte er gestern aber nicht an!
Jupp sieht sich um. Wo ist er? Das Zimmer kennt er nicht, er ist keinesfalls zuhause. Knappe 10 Quadratmeter, kahle, verdreckte Wände, eine Kommode, ein altes Bett mit verblichener Bettwäsche, eine Tür, ein Fenster in irgendeinen Hof…. Verdammt!
Plötzlich klopft es. “Klopfen” ist untertrieben. Jemand hämmert brutal und unmissverständlich gegen die Tür.
“Aufmachen, Judensau! Zack zack, sonst wird es noch schlimmer für dich!”
Jupp fährt ein Eiszapfen in die Glieder. Wie bitte? Hatte ihn jemand Judensau genannt?
Jupp fährt hoch und sieht aus dem dreckigen Fenster. Alte, verbrauchte Häuser, Kopfsteinpflaster. Ein alter Kastenwagen parkt gegenüber und ein gutes Dutzend Soldaten stehen herum. Sieht man genauer hin, stehen sie aber nicht einfach herum. Sie stehen so, dass niemand entkommen würde, käme jemand auf die Idee, fliehen zu wollen. Soldaten. Jupp weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll, denn es sind Nazisoldaten. In unglaublich authentischen Uniformen. Jemand spielt hier einen echt dreckigen Witz nach. Na derjenige soll ihn kennenlernen! Alle seine Freunde wissen doch, welches schlimme Schicksal seinem Opa widerfahren ist.
“Aufmachen Jude! Ich zähle bis Drei!”
Wütend stapft er zur Tür und will sie gerade öffnen, als sein Blick in den Spiegel fällt. Mager ist er. Viel zu mager. Er sieht fast ausgehungert aus, aber das Schlimmste ist der Davidstern auf seiner Brust!
“Weg hier, Alter, das ist Ernst!” schreit alles in ihm und er flieht zum Fenster, ohne nachzudenken. Knarzend öffnet er es und sieht hinaus. Er hat eine gute Chance, über den Sims zu entkommen, wenn die Nazis da unten weiterhin die Türen im Auge behalten würden. Zitternd und hastig betritt er mit wackligen Knien den Fenstersims, sich bemühend, den Schwerpunkt immer in Nähe der Mauer zu halten. Und es funktioniert! Schritt für Schritt tastet er sich seitlich zur Mauerecke. Noch einen Meter. Dann verlässt ihn das Glück. Jupp hört ein berstendes Krachen, als einer der Soldaten die Tür eintritt. Das ist natürlich auch auf der Straße zu hören und die Nazis schauen verwundert zu unserem Freund, dem es beinahe gelungen ist, sich vom Acker zu machen.
“Schau mal, der da!”, ranzt ein Unteroffizier, “was glaubt das Schwein, wo es hinwill? HEY! Stehenbleiben!”
Jupp erstarrt, tastet sich aber dennoch zaghaft weiter. Vielleicht würden die das da unten nicht mitbekommen?
“Ich sagte: STEHENBLEIBEN!”, ruft er und zieht gleichzeitig seine Luger 08 Parabellom. Eine Kniegelenk-Pistole. Standardwaffe der Nazisoldaten. In aller Seelenruhe spannt er die Pistole, neigt seinen Kopf dem Hauptgefreiten an seiner Linken zu und sagt sardonisch:
“Zeit für ein paar Zielübungen, was?”
Er nimmt die Pistole in beide Hände, zielt und drückt ab. Krachend schlägt die Kugel 40 cm neben Jupps Hüfte ins Mauerwerk.
Mittlerweile ist der Schreihals, der die Tür aufgebrochen hat, am Fenster erschienen.
“Was ist hier los?”, herrscht er seine Soldaten an.
“Melde gehorsamst, ein Schwein auf der Flucht, Herr Hauptmann! Ich dachte, es wäre Zeit für ein paar Schießübungen!”
“Bringen sie das meiner Ordonnanz bloß richtig bei, Unteroffizier Schulze!!“
“Jawoll, Herr Hauptmann!”
Er hebt die Luger und drückt abermals ab. Die Kugel schlägt auf Kniehöhe zwischen Jupps Beinen ein.
Wer noch nie in der Deckung einer Schießanlage war, kann nicht ermessen, mit welcher Lautstärke eine Kugel einzuschlagen vermag.
Kleine Gesteinssplitter dringen durch Jupps Hose und schlagen in seine Haut. Feinste Verletzungen nur, aber auch diese bluten und verursachen Schmerzen.
Jupp zittert vor Angst. Er ist panisch und verfällt in Schockstarre, seine Muskeln verkrampfen sich.
Wieder schlägt eine Kugel ein, diesmal ohrenbetäubend direkt neben seinem Kopf. Ein paar Splitter durchdringen Kopfhaar und Ohrläppchen, aber Jupp wagt nicht, sich zu bewegen.
“Jetzt machen sie schon, Schulze, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!”, ruft der Hauptmann.
Jupp sieht zu, wie der Unteroffizier seine Waffe abermals hebt. Wie durch ein Vergrößerungsglas vermeint er, direkt in den Pistolenlauf schauen zu können. Hinter der Waffe grinst der Nazi sardonisch und setzt zum finalen Schuss an.
“Jetzt bist du dran, Judenschwein”, scheint er zu flüstern… Jupp springt. Es scheint seine einzige Lösung mit dem Hauch einer Chance, eine Verzweiflungstat, geboren aus schierer Angst. Als er auf dem Kopfsteinpflaster aufschlägt, spürt er, wie die Knochen in seinen Sprunggelenken nachgeben, wie seine Schienbeine bersten, seine Wirbelsäule gestaucht wird und als sein Kopf aufschlägt, ist er abermals der gnadenlosen Schwärze ausgesetzt, die Bewusstlosigkeit heißt.
Nach Luft japsend wie ein Ertrinkender fährt unser Freund hoch wie aus einem Albtraum. Panisch sieht er sich um, der Adrenalinspiegel immer noch jenseits von Gut und Böse. Sich langsam beruhigend registriert er, dass es bereits dunkel ist. Und kalt. Die Uhr am Bussteig zeigt 4:13 Uhr. Vor ihm, auf der anderen Straßenseite, leuchtet ein Schild: Konstablerwache.
„Frankfurt? Wie zum Teufel komme ich hierhin?“, fragt sich Jupp verwundert, als sein Blick ganz zufällig auf die beiden Typen fällt, die keine 30 Meter entfernt im Eingang eines Kaufhauses lungern. Beide sehen ihn an. Taxieren ihn. Stecken die Köpfe zusammen, flüstern, gestikulieren. Machen einen entschlossenen Eindruck.
Der linke, etwas Kleinere, sieht sich unauffällig um. Natürlich sind auf der Zeil überall Kameras. Die Typen wissen das. Die Typen gehen so, dass die Kameras sie nicht erwischen und verschwinden zwischen den Häusern. Sollte Jupp jetzt beruhigt sein? Im Gegenteil, schwer beunruhigt ist er nun. Die Frage ist nur: Sitzen bleiben oder fortgehen? Sitzenbleiben ist keine gute Idee, um diese Uhrzeit ist es furchtbar kalt. Aber zu gehen hieße vielleicht, sich einer Verfolgung auszusetz…
„Bin ich jetzt schizo, oder was?“, schreit Jupp sich selbst an. Er ist ein Mittvierziger in den besten Jahren, gut trainiert, stark und respektabel. Niemand würde es wagen, sich mit ihm zu prügeln!
Jupp will aufspringen, voller Tatendrang wie immer, aber er stolpert und stürzt. Plötzlich ist seine Kraft fort und er wundert sich. Das Ganze klärt sich, als er sich im Schaufenster des Geschäftes wahrnimmt. Er sieht entsetzt, dass er wie ein Orientale aussieht. Hager, dunkler Bart, tief in den Höhlen sitzende Augen mit flackerndem, unsteten Blick. Seine Klamotten abgenutzt und dreckig, seine Haltung gebeugt und er sieht aus wie der leibhaftige Tod.
Minutenlang steht Jupp da und starrt sein Spiegelbild an. Bewegt eine Hand, die andere Hand, die nur noch zwei Finger hat, den Kopf mit der halbmondförmigen Narbe auf der Wange. Nicht glaubend, dass er es sein sollte, der ihn da höhnisch anstarrt. Mit Mühe reißt er sich von seinem Abbild los. Nun nimmt er auch seinen Magen wahr, der entsetzlich knurrt und vor Hunger schmerzt. Er hat Halsschmerzen, seine Knie schmerzen, der Rücken sendet fatale Signale von Überlastung. Seine Oberschenkel sind taub. Kurz hebt er den Lumpen an, der einmal eine Hose war und sieht auf dem Oberschenkel einen Krater von Narbe, der sich tief, seht tief in sein Fleisch gegraben hat. „So sehen Narben aus, wenn man auf eine Mine tritt“, sagt er sich und kann immer noch nicht glauben, dass er gerade an sich selbst heruntersieht.
Jupp geht ein paar Schritte in die Richtung, in die die beiden Typen nicht gegangen sind. Aber die haben einen Ortsvorteil, denn ehe Jupp sich versieht, wird er brutal in eine kleine Seitenstraße gezerrt. Sein Kopf wird mit ungeheurer Wucht gegen eine Wand gestoßen, Schmerz tost durch seinen Kopf. Er spürt Schläge und Tritte gegen Arme, Oberkörper, Beine. Die Sinne schwinden, er stürzt zu Boden, der Körper ein Meer aus Schmerzen.
„Sieh dir den Penner an!“, ätzt eine jugendliche Stimme, „heult wie ein Mädchen, der Affe!“
„Okay, lass gut sein. Er hat seine Lektion gelernt.“
„Nein, hat er nicht. Und damit er das nicht vergisst, damit seine Tausend Kumpels das nicht vergessen…“
„Komm Alter, lass ihn!“
„Nein!“
„Es ist Weihnachten, Mann!“
„Zum Teufel mit Weihnachten!“
Jupp riecht, wie Benzin über ihn fließt. Brennend wie Säure läuft die Flüssigkeit in seine blutenden Wunden und Jupp fällt vor Schmerz in Agonie. Sein Geist erstarrt, seine Seele friert ein, als der Jugendliche ein Päckchen Streichhölzer entzündet und auf ihn wirft. Mit einem fürchterlichen Geräusch und einer Stichflamme beginnt Jupp zu brennen. Der bereits übermächtige Schmerz tritt in den Hintergrund, als Jupp aufsteht und den beiden Attentätern entgegentritt, lichterloh brennend. Er streckt die Arme aus und brüllt, brüllt, brüllt all seinen Schmerz hinaus.
Brüllend wacht er auf. Seine lodernden Augen nehmen die Umgebung wahr. Bernd, Willi und der Schinder sehen ihn entsetzt an. Er ist in der fetten Ecke. Gott sei Dank!
Der Schinder nimmt Jupps Glas und riecht mit indigniertem Gesichtsausdruck daran.
„Kokst du, Alter?“, fragt er und wundert sich über Jupps psychedelischen Gesichtsausdruck.
„Willi, Bernd, Schi…Hermann! Ich bin so froh, bei euch zu sein!“, sagt Jupp mit tränenerstickter Stimme und die drei Angesprochenen sehen sich vielsagend an.
„Alter, du hast schwere Schlagseite, lass uns zahlen“. Spricht es und hebt den Arm. Auf das Signal hat Riccardo nur gewartet. Er springt in Erwartung des Feierabends herbei.
Bevor Riccardo jedoch die Rechnung aufdröseln kann, hat Jupp ihm einen Hunderter zugesteckt.
„Frohe Weihnachten, Riccardo“, sagt er freundlich.
„Nicht Makkaroni?“, fragt Riccardo verwundert.
„Nein. Wir sind doch alle Brüder, nicht wahr?“
Riccardo dreht sich um, lächelt von den Anderen ungesehen in sich hinein und murmelt:
„Grazie Dio Santo…“
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