Das 6. Türchen
Schöne Bescherung
Wenn Tage früh das Licht verbergen
Stiller Frost erstarrt den See
Wenn in allen Ofenherden
Lebkuchen gebacken werden
Und am Hügel lockt der Schnee
Selbst in dunklen, miefen Gassen
Riecht's nach Zimt und Tannenduft
Wenn in alten Steinguttassen
Milch und Schoko Spuren lassen
Dann liegt „Weihnacht“ in der Luft!
Kinder fangen an zu singen
Basteln ihren Weihnachtsstern
Eltern suchen nach den Dingen
Die der Weihnachtsmann soll bringen
Weil die Kinder sie so gern
Im Kamin lodern die Flammen
Dort treffen sich Jung und Alt
Nach den Weihnachtsmarktprogrammen
Und Spaziergängen zusammen
Durch den kalten Winterwald
Schließlich ist die Nacht gekommen
Die man ja für magisch hält
Kinder träumen, leicht benommen
Von dem, was dem lieben, frommen
Christkind bald vom Schlitten fällt
Eltern, Omas, Opas, Tanten,
Onkels und der ganze Rest
Inzsenier’n gleich Intendanten
Schmuck und Prunk zum imposanten
Fulminanten Weihnachtsfest
In der Sicherheit sich wiegend
Was der nächste Morgen bringt
Wird Papa, im Bette liegend,
von Mama, sich an ihn schmiegend
noch zur Höchstleistung beschwingt
Wenn die dunkle Nacht am längsten
Und der See erstarrt zur Ruh
Niemand träumt von bösen Ängsten
Das Töchterlein raunt was von Hengsten
Dann, Ihr Lieben, schlägt er zu!
Da schnaubt es leis im Himmelsdunkel
raschelt auf dem Häuserdach
selbst ein heftiges Gerumpel
und das helle Sterngefunkel
macht niemand im Hause wach!
Und so kann der Gast sein Werken
Ungehindert in der Nacht
Schnell beenden hier in Kerpen
Unbemerkt auch in Antwerpen
Alles hat er gut bedacht
Hier die Kekse, da ein Glöckchen,
Hier des Hausherrn größter Wunsch
Für das Töchterchen ein Röckchen
Und die selbstgestrickten Söckchen
Für den Opa einen Punsch
All das sieht er voller Freude
Sieht, sein Weltenplan geht auf
Hier in diesem Wohngebäude
hat man, dass er nichts vergeude
gut geplant den Festablauf
Und so macht er sich von dannen,
seine Arbeit ist getan
schleicht sich ohne große Pannen
übers Dorf und über Tannen
hin zum nächsten Weihnachtsclan.
Wie Ihr selbst könnt euch schon denken
Macht der unbemerkte Gast
Nicht in Tälern, nicht in Senken
Nicht einmal in ein paar Schenken
Vor dem Weihnachtsmorgen Rast.
Und so folgt an jenem Morgen
Ein Geschrei auf weiter Flur:
Geschenke, Stollen, Weihnachtsborden
Guter Wein und selbst der Korken
Von alldem fehlt jede Spur!
Denn, ihr wisst‘s, Ihr lieben Leute
In das weihnachtliche Haus
Weiß man es auch erst seit heute
Kam unweihnachtliche Meute
Nicht Weihnachtsmann, nein:
Satan klaut‘s!
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