Oddy & Zeusel und der Heilige Abend
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„Nie und nimmer!“, sagte Odysseus, den Kopf schüttelnd und darauf bedacht, mit allen seinen Körperzellen laut und deutlich «Nein» zu sagen. „Nie und nimmer!“, wiederholte er und sah zu Zeus und meinte es ernst. „Ich war dort schon einmal. Ich bin scheißfroh, da wieder rausgekommen zu sein. Die haben eine strenge Tür. In beide Richtungen. Ich geh da nie wieder hin. Nie und nimmer!“
„Warum denn?“, fragte Zeus nonchalant. Eines muss man wissen über Zeus. Er hat ein Problem. Er versteht das Wort «Nein» nicht. Aber nicht nur das. Er versteht das ganze Konzept des Verneinens ihm gegenüber nicht. Das Sichgegenzeusverwehren, das begreift er nicht. Legos sagen nie «Nein», also was soll der Scheiß? Für ihn ist jedes «Nein» ein «ja weißt du, grundsätzlich mach ich das nicht, aber ich habe auch kein Bock auf Zores mit dir, Zeus, Göttervater, von daher…okaaay...von mir aus…liebend gern...»
„Nein, heißt Nein, Zeusel! “, wiederholte Odysseus, eine Spur zu stählern. Eines muss man wissen über Odysseus. Er hat ein Problem. Ein, nennen wir es mal, Autoritätsproblem. Er respektiert jeden oder niemanden, das ist beides das gleiche auf der Ebene von Odysseus. Auf der Ebene von Zeus dagegen gar nicht. Odysseus' Umgang mit den Olympiern ist seit jeher Gegenstand ewiger Diskussionen. Vielen ist er nicht gestraft genug und wünschten ihm die eine oder andere, wenn‘s geht unbesungene, zusätzliche Strapaze an den Hals. Andere verehren ihn, weil er aufrechtstehend zu den Göttern spricht und ihnen ins Gesicht Scheiße erzählt.
O: „Ich verstehe das auch noch nicht ganz. Erklär mir das bitte nochmal. Du bist der legendärste Schürzenjäger aller Zeiten. Du hattest tausende Frauen, Prinzessinnen und Königinnen. Manche deiner Geliebten wurden zu Sternbildern, nach deinem Blasehasen wurde ein Kontinent benannt, dieser scheiß Kontinent! Du hattest Diven. Echte unsterbliche Diven! Also warum, zum Teufel, willst du ausgerechnet diese eine Sterbliche wiedersehen? Nur weil Heiligabend ist und du wieder sentimental und nostalgisch wirst? Wollen wir uns nicht lieber «Ist das Leben nicht schön? » anschauen, oder «Wir sind keine Engel»? Stewart oder Bogart…irgendwas mit art? Ein bisschen weinen, ein bisschen lachen…viel saufen?! He, Zeusel? Von mir aus wieder einen «Unsere Kleine Farm Marathon». Ich weiß doch, du siehst dich als `ne Art olympischer Charles Ingalls. Find ich Hammer. Ja, wirklich. Oder lass uns ausgehen. Es gibt so viele Parties heute. Alles ist gut, nur das nicht, Zeusel!“
„Oddy, mein lieber Odysseus“, säuselte Zeus und trank beide vierfachen Whiskey, die Odysseus vor zehn Minuten, als noch «power of love» lief, für beide bestellt und gerade erst von Schneewittchen serviert bekommen hatte, ansatz- und reglos. Schneeflittchen, wie Oddy sie nannte, hatte viel zu tun, aber die Fleißigste war sie ja bekanntermaßen noch nie gewesen, das weiß ein jeder. Der Laden lief unter ihr auch weit weniger gut, als unter Aschenputtel, so viel ist sicher. Und seitdem die Zwerge Schicht im Schacht machten und ihre Gay-Tabledancebar «7 Zwerge / 7 Schwänze» betrieben, gingen nach und nach auch die Stammis. Zeus säuselte Odysseus ins Ohr, während »last christmas« aus den Lautsprechern kam.
„Unter uns jetzt…Ich bin auch nicht mehr der Jüngste. Ich weiß nicht mal wie alt ich bin. Vielleicht sogar ewig, wer weiß das schon? Die Menschen glauben jedenfalls kaum mehr an mich und mir schwindet allmählich die Kraft. Und ich glaube kaum mehr an meinen Schwanz und ihm schwindet allmählich die Kraft. Wenn ich aber an diese besondere Frau denke, Mannomann, schau mal was dann passiert…!“
Zeus‘ Augen lotsten Odysseus Augen nach Süden und scheiterten, für Zeus etwas verblüffend, in ihrer Mission, auf Höhe der Gürtelschnalle, die Zeus dem Marlboromann in einem Darkroom abgenommen hatte.
O: „Ich schau mir sicher nicht deinen Donnerkeil an. Bist du meschugge? Welcher normale Mann tut denn sowas? Und wer nennt seinen Schwanz schon Donnerkeil? Was, zur Hölle, ist bloß los mit dir?"
Z: „Jetzt schau schon … du hast doch in deinem Leben schon ganz andere Ungeheuer gesehen! Stell dich nicht so an, Mann…“
Odysseus sah Zeus versehentlich oder vielmehr unbedacht in die Augen und dieses Mal versagten diese nicht.
O: „OK, lass mal sehen…ooookay, das ist ein…okaaaay…du blöder Wichser…du Arschloch! Das ist nicht fair, Mann…du bescheißt, du bist ein Gott! Kein Wunder also… Alter, das ist nicht fair! Oh Mann, du bist ein Gott, so viel ist mal klar. Tut denn der nicht weh?“
Z: „Nein, tut er nicht. Er passt sich immer an die Frau oder den Mann an. Genauso wie sie oder er ihn in dem Moment in sich spüren will, so ist er dann auch. Genau so, verstehst du? Du schaust ihn aber lange an…!? “ Zeus grinste Odysseus ins Gesicht, der diesen, eben zur Hintertür eingetretenen, Gedanken in die Fegefeuer verbannt sehen wollte. Zeus wurde wieder ernst und sprach mit tiefer Stimme: „Die Sache ist die, ich kann nicht mehr wichsen. So, jetzt ist raus. Ich kann nicht mehr wichsen!"
O: „Wie? Nicht mehr wichsen? Niemand hat jemals mit dem Wichsen aufgehört. Seit Jahrtausenden nicht. Nicht mal Onanios aus dem Trojanischem hat aufgehört, dabei hatte Aeneas ihm beide Beine und beide Arme genommen...“
Z: „Ja, und wie…?“
O: „Seine Oma…“
Z: „Oha! Echt? Leider geil.… Aber egal jetzt. Hör nun zu, du Honk! Das ist wichtig. Richtig wichtig. Ich denke an sie und er wird hart. OK? Wenn ich aber anfange und wichse und sie mir vorstelle, verschwindet ihr Bild in den Mengen der Pornobilder, die ich gesehen habe, seitdem es das verfickte Internet gibt. Ich bin visuell ruiniert. Mein Kopfkino abgebrannt und geschlossen. Je geiler ich werde, desto mehr entschwindet ihr Bild und wird überlagert durch Pornomüll. Deswegen habe ich angefangen zu suchen. Ich habe das Internet leer gesucht nach einer Frau, die Aionia Mneme ähnelt, nur um wieder wichsen zu können, aber ich finde keine. Ich habe den Planeten abgegrast, auf der Suche nach einer Frau, die ihr ähnelt, bloß um wieder ficken zu können like a boss, aber ich finde keine…es gibt keine…“
O. „Aber warum sie? Warum will dein Schwanz diese eine Frau?“
Z: „Aaalter!?! Bist du blöd? Zu viel Meereswasser getrunken? Es ist doch nicht mein Schwanz, du hinkender Hammel des Hephaistos. Es ist mein Herz! Mein armes Herz…“
O. „Hast du denn eines?“
Z. „Was?“
O: „Na, ein Herz?“
Z: "Verarschen jetzt?"
Draußen donnerte es und Blitze zuckten kräftemessend. Wolkenfestungen belagerten das Cindy's Abyss und selbst in den tiefen Untiefen der Tartara horchten die Insassen auf.
„Warst du das?“, fragte Odysseus nach draußen liebschauend wie ein Kalb. Zeus sah ihn mit einem Blick an, der die meisten Sterblichen und einige der Unsterblichen stehenden Fußes versteinert hätte. Gäbe es apokalyptische Spiele, Zeus gewänne sie wie Bubka den Stabhochsprung. Aber von seinem Platz am Tresen aus, mit einem schaumigen Pils in der einen Hand und einem Schnaps in der anderen.
Zeus lehnte sich hinüber, hielt sich an Odysseus' Schulter fest, drückte ihn mit diesem move beinahe vom Stuhl und flüsterte ihm ins Ohr.
Z: „Es gab da einen Moment. Wir hatten das vierte oder fünfte Mal im Gemach ihrer Eltern hinter uns und es war überwältigend, selbst für mich! Ich war, wie immer, der Hammer, ein Gott von einem Gott. Kannst mir glauben. Alter, ich habe ihr alle Sicherungen rausgedreht und neue eingesetzt. Sie hat geleuchtet wie der Weihnachtsbaum da drüben!“
Zeus zeigte auf und meinte den »traditionellen» Plastikweihnachtsbaum des Cindy’s, bei dem traditionellerweise kein Grün mehr zu sehen sein darf und dessen Lichterketten das dreifache wiegen, wie der Baum selbst. Aus den Boxen tropfte ihnen »fairytale of New York» in die Ohren und blieb über Nacht, während Zeus sich räusperte und zu seinem Anliegen kam.
Z: „Horch jetzt und schau mich an, das ist mir wirklich wichtig…mega wichtig. Denn da war nämlich dieser Moment, dieser eine Moment! Da lagen wir einfach nur so da, in ihrem Garten, im hohen Gras und schauten in den endlosen Himmel hinein. Einfach so. Sie lag auf meinem Oberarm mit ihrem Kopf und ihr Haar duftete. Wir sprachen nicht, wir dachten nicht...!“
O: „Ja, und dann?"
Z: „Kein und dann. Das war es. Das war der glücklichste Moment meines Lebens. Von allen. Vom Chaos bis jetzt, die ganze Ewigkeit, der allerglücklichste. Glückseligkeit in Leuchtbuchstaben. Das will ich wiederhaben, Odysseus, kannst du das verstehen?!"
Odysseus verstand allzu gut. Er wusste ganz genau, was Zeus meinte. Genau diese Art der Umarmung hatte er tausende Jahre auf dem Meer und dem Boden seines Glases gesucht. Wegen der Suche nach dieser Umarmung hatte er das Navi ins Meer geworfen. Schon immer war er auf dieser Suche nach seinem privaten Ithaka.
Z: „Also gehen wir?“
O: „Jetzt gleich?“
Z: „Ja, jetzt gleich! Was sonst? Lass uns gehen!“
O: „Mach doch nicht so eine Hektik, Zeusel! Weißt du was? Wir sollten dich Hektor nennen!“
Z: „Komm schon!“
O: „Zum Teufel? Zum Teufel mit Weihnachten, denn wir fahren zum Teufel an Weihnachten? An Weihnachten in die Hölle? Ernsthaft? Auf den Elysischen Feldern läuft die Mutter der Mutter aller Orgien und du willst in die Hölle?"
Z: „Zu Pluton in den Hades, du Crétin! Glaubst du an Märchen? Es gibt keinen Teufel. Es gibt keine Hölle! “
0: „Hallooo? Ich war, glaub ich, mal im Hades, aber ganz sicher mal in der Hölle. Es gibt beides oder ist beides dasselbe? Ich glaube schon, oder? Aber 'ne Hölle gibt es auf jeden, Alter, ich war da schon.“
Z: „Oddy, du bist so ein Voll-Otto! Kommt Oddy eigentlich von Idiot? Ist das verlan? Das war doch das große BDSM-Event von Persephone vor zwei Jahren, wo du warst. Ich war auch dort. Das war 2017 und hieß nur Hellopalooza. Das war nicht in der Hölle. Das war im Hades. Ganz gewiss. Weißt du nicht mehr? Du bist mit Kali gekommen, als deine Domina, die dich die halbe Nacht an der Kette führte. Heh? Götterdämmert’s? Ich hatte meine drei Sklavinnen dabei, die drei Grazien und hab sie von allen benutzen lassen, einschließlich dir. AO! Weißt du nicht mehr? Wir haben den guten Grand Marnier aus Plutons Schlafzimmer geklaut und zusammen gezecht dort auf seinem Bett und uns über seine Garderobe lustig gemacht, bis er reinkam und uns die Diva machte, die alte Kellerassel. Der ist nicht mein Sohn, egal was Rhea sagt. Ich habe dir doch die Bilder gewhatsappt. Weißt du noch? Und dann haben wir uns doch noch mit Brahma angelegt, weil er seine Hände nicht bei sich behalten konnte, der alte Grapscher. Weißt du nicht mehr? Du warst hundsbesoffen. Und auf LSD und Poppers, glaub ich, und du wolltest dem Cerberus die Faust in den Hintern stecken…“
Odysseus' Augen wurden zuerst groß und größer und sein Mund war im Begriff sich zu öffnen, als er tatsächlich begriff, die Augen zukniff und dann doch lieber sein Maul hielt.
O: „Lassen wir das!“
Z: „Also gehen wir?“
O: „Oh Mann! Was ist mit den Christen? Gehen wir doch zu denen. Jesus macht wie immer seinen Birthday Jam. Der ist le-gen-där!"
Z: „Und dann? Wir langweilen uns tot und zu saufen gibt's nur Globuliwein der geradeeben noch Wasser war! Und genauso schmeckt das; brackig. Schon mal was von der Kunst des Kelterns gehört, Jesus? Ich sag dir, das sind Hillbillys aus der Wüste!"
O: „Ja Mann. Und genauso beamt das Zeug auch. Der bringt die Nummer jedes scheiß Jahr. Und wenn alle in den Pool springen, macht sich der Herr natürlich nicht nass und geht einfach lässig drüber. Was ist nochmal sein goldener Spruch? Ach ja. Hippies hate water. Ts ts ts.“
Z: „Das schlimmste ist sein neuer Look! Zweitausend Jahre sah er aus wie Jeff Bridges in Lebowski, wo er den Dude spielt. War ja ok. War sein Ding. Und jetzt? Der John Turturro Look mit Schriftzug «Nobody fucks with the Jesus! »? Selber schuld, was ist er auch im Zölibat? Ich meine, was kommt als nächstes? John Goodman?“
O: “Violett steht dem Mann, find ich. Lass uns zu Jesus gehen. Jeanne D'Arc wird auch da sein. Ich steh so drauf, wenn die Kleine ihren Harnisch trägt!"
Z: „Mit ihrem Engel wird sie da sein. Vergiss nicht die Engel! Die werden auch da sein!"
O: „Scheiße Ja! Die Engel...", seufzte Odysseus.
Zeus grinste Odysseus volles Programm an.
O: "Komm schon. Das ist mies jetzt von dir. Die sehen ja auch echt immer mehr aus wie Frauen...oder? Ich meine, schau mal wie die früher aussahen, da hattest du Angst und Ehrfurcht. Und jetzt? Komm schon, du bist doch auch drauf reingefallen!"
Z: „Ich bin nicht reingefallen, ich habe ihn verführt, ich habe mich genau an die Anleitung vom Bert gehalten! "
O: „Welcher Bert?"
Z: „Double B. ..."
O: „Ach so...kommt er auch?"
Z: „Weiß ich nicht… du Spacko, ist doch egal! Auf jeden Fall bin ich ja auch nicht panisch rumgerannt, hysterisch wie Hera, aaaah, sie hat einen Schwanz, sie hat einen Schwaaanz! Hilfe!“ Zeus machte Heulgesten, während die halbe Kneipe ihm zusah und «walking in the air» hörte.
O: „Fick dich!"
Z: „Homophobes Arschloch! Was ist jetzt? Gemma?"
O: „Zwei Bedingungen. Du haust mich bei meiner Mama raus, falls wir ihr über den Weg laufen. Und das tun wir. Bin ich letztes Mal auch. Jetzt weiß ich es wieder. Der Scheißhades. Erzähl ihr, du hättest mich die letzten 3000 Jahre auf eine wichtige Mission geschickt, oder so einen Scheiß.“
Z: „Kein Thema. Ich mag deine Mama. Eine schöne Frau. Hübsche Titten. Wusstest du eigentlich…?“
0: „Komm mir nicht so, du Arsch! Keine Deinemutterwitze. Sonst erzähl ich dir von Athene und mir. So, jetzt pass auf, zweitens. Zweitens kaufst du noch bei Rotkäppchens Tankstelle noch ein, zwei oder drei Flaschen Schnaps, so als Wegschnaps, weißt du... “, sagte Odysseus und hielt schon zwei Flaschen Grand Marnier in den Händen, ehe er fertig gesprochen hatte.
Er lächelte ganz breit. Odysseus wusste schon, warum er mit Göttern abhing.