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Joyclub kills

*******blau Mann
3.624 Beiträge
Es gibt schon schöne Wörter. Und man kann sie schön verpacken. Auch die Wörter, die ich oben genannt habe, kann man schön verpacken, wie in Lingerie und in Geschichten einbetten, wie in Satin.
Zitat von *******blau:
Es gibt schon schöne Wörter. Und man kann sie schön verpacken.

Ein Riesenproblem, in der Tat! Ich habe es versucht, 2016. In einer Geschichte, die nicht so kurz ist. Doch, ich weiß auch nicht... lest selbst. (Hintergrund: Eine Prostituierte, die gerade frisch aus der Ukraine angekommen ist, stellt sich beim "Berliner Paten" vor)

---
... Er nickte ihr zu und deutete auf die Stiefel, sie bückte sich und zog sie aus und er konnte in ihrem Schritt erkennen, was vorher nicht sichtbar gewesen war. Ihm wurde warm und er räusperte sich.

„Hast Du Dich operieren lassen, irgendwo?“

Sie schlug die Augen nieder und machte eine verneinende Geste. Auch ihre Fesseln waren schlank und endeten in kleinen, wohlgeformten Füßen.

„Warum? Sind Euch irgendwo Narben aufgefallen?“

Er schüttelte den Kopf.

„Nein, eben nicht. Alles an Dir wirkt so … perfekt. Auch Deine … Möse.“

Er konnte sich nicht erinnern, jemals beim Aussprechen dieses für ihn so alltäglichen Wortes gestockt zu haben, doch für das, was zu sehen gewesen war, als sie sich gebückt hatte, klang dieser rüde Gassenausdruck viel zu vulgär – und unpassend.

Sie lachte auf. Dann hielt sie inne, deutete auf die beiden Bodyguards und bat mit ihrem Blick um die Erlaubnis, näher kommen zu dürfen. Er nickte und winkte sie heran. Sie setzte sich vor ihm auf den Tisch, lehnte sich zurück, stützte sich mit den Ellbogen ab, winkelte ihre Beine an und spreizte sie – direkt vor seinen Augen.

„Meint ihr das hier mit Möse?“

Ihre Stimme klang belustigt. Er ließ sich auf seinen Sessel fallen. Beugte sich vor. Rollte näher heran, ganz nah, bis er sie riechen konnte. Nein, verbesserte er sich, sie roch nicht – sie duftete. Und das hier durfte man keinesfalls 'Möse' nennen. Vagina oder Scheide klangen ihm zu klinisch, Muschi zu verspielt. Nein, das hier war etwas Heiliges. Er kramte in seinem Gedächtnis nach weiteren Begriffen, doch zu seinem Bedauern kamen ihm nur noch weniger passende Ausdrücke in den Sinn: Fotze, Pussy, Fut, Loch, Dose, Pflaume…

„Mein Gott … nein, Möse passt nicht. Oh, wie wunderhübsch! Wie zart! Wie …“

Er fand keine Worte. Svetlana richtete ihren Oberkörper etwas auf – auch jetzt bildeten sich keine sichtbaren Hautfalten auf ihrem Bauch – und suchte seinen Blick. Als er ihr endlich in die Augen sah, nickte sie ihm aufmunternd zu.

„Ihr dürft sie gerne berühren. Ich mag das … und es steht Euch ohnehin zu, wenn Ihr mich unter Euren Schutz nehmen werdet, Igor Borotschew!“

Er sah sie an, als wenn sie japanisch gesprochen hätte. Dann begriff er und senkte sein Gesicht in diesen Körperteil, zu dem ihm die passende Bezeichnung immer noch fehlte. Und spürte ein inneres Lachen, eine Freude, eine Helligkeit – er sprang auf und umarmte das überraschte Mädchen, das breitbeinig auf seinem Schreibtisch saß.

„Ich glaube, ich verstehe Dimitrij Boskodan! Hast Du ihm das auch gestattet? Ach, egal: Darf ich noch einmal?“

Er war außer sich und sie nickte lächelnd. Er gab sich dem Vergnügen lange hin, spielte mit Fingern, Zunge, Lippen, an ihr und in ihr, war völlig vernarrt in diese zarte, anmutige, betörende und wohlschmeckende Öffnung, für die er immer noch keinen Namen gefunden hatte. Endlich blickte er wieder in Svetlanas Gesicht. Sein Kinn glänzte feucht und seine Augen leuchteten.

„Wie hat er sie genannt? Dimitrij, meine ich?“

Er deutete unbeholfen auf zarten Spalt zwischen ihren Beinen. Sie brachte es fertig, ein klein wenig zu erröten.

„Oh, er hat sich einer anderen Kultur bedient. Er hat ein Wort aus dem Altindischen benutzt…“

Igor Borotschew nickte atemlos und leckte sich die Lippen.

„Ja, und?“

„Yoni. Er nannte sie Yoni.“ ...
---

Ich weiß nicht, ob es gelungen ist. Aber seinerzeit stand ich vor genau jenem Problem: Ich wollte die Gossensprache nicht benutzen, obwohl sie doch irgendwie dazugehört.

Ein Dilemma, fürwahr.
*******blau Mann
3.624 Beiträge
Dein Text ist ja der Hammer. Du hast das Dilemma eindrucksvoll beschrieben. Vis-à-vis mit dieser erhabenen Schönheit Gossensprache zu benutzen erscheint falsch. Heiligtum und Tabernakel hab ich auch schon mal dafür geschrieben. Aber ich bekomme angesichts von Frauen schon mal öfter religiöse Gefühle.
*****ree Frau
22.049 Beiträge
@*********Stein

Eine erotische Geschichte mit den so wenig lustvollen Wörtern der Gossensprache zu schreiben und dabei so was wundervolles entstehen zu lassen, ist für mich die hohe Kunst erotische Geschichten zu schreiben.
Diese vulgären und gewöhnlichen Worten langweilen so schnell, wenn sie, wie so oft inflationär eingesetzt werden.

@*******blau
Da fiele mir dann Spontan der Begriff "Altar der Lust " ein *g*
*******blau Mann
3.624 Beiträge
Mir ist in Nachgang noch ein anderes Bild eingefallen. Diese Wörter, die ich ansprach, können, wie alle anderen Wörter, als Zutaten gesehen werden.

Wenn man kochen kann und das Kochen liebt, bekommt man auch damit ein schönes Gericht hin, wie @*********Stein bewiesen hat.

Sie gehören als Gewürze eher in die Kategorie: Vorsicht bei Dosierung und Anwendung
*******blau Mann
3.624 Beiträge
@*****ree

mit "der Lust" ist die Liste schier unendlich.

Altar, Olymp, Gipfel, Shangri-la, Universum. Nur die ganz großen Dinger.
*****ree Frau
22.049 Beiträge
Und liegt wie immer letztendlich im Auge der Beteiligten *g* die einen mögen es den, die Anderen eher zärtlich und verspielt.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zu dieser Thematik bahnt sich aktuell auch eine Debatte im Forum an:

Was lesen Männer (Erotische Literatur)?

(Der Antaghar)
*****ree Frau
22.049 Beiträge
Ich meine derb und nicht den 😌
Danke für die überwiegend positiven Reaktionen auf meinen Versuch - nur da sind die Optionen auf Dauer begrenzt.

Ich versuche immer wieder mal, mit den "Fäkalwörtern" textuell zu spielen, aber am Ende scheint ihr Einsatz eine Art Kriterium für "gute" oder "schlechte" Erotik zu sein (gefühlt bei der Masse der Leserschaft).

Meine Intention für diesen Thread war aber eher die Frage: Sinkt das Qualitätsbewusstsein beim Leser bzw. sinken seine Ansprüche? (und das nicht nur auf erotische Literatur bezogen!)

Verwahrlost das Sprachgefühl allgemein in Zeiten von WA, SMS, FB & Co.?

Wenn ich mir erfolgreiche Blogs durchlese - da wird teilweise Sprechsprache geschrieben und mit gängigen Chat-Abkürzungen gearbeitet. Literarischer Anspruch? Fehlanzeige.

Ändert sich das Publikum? Müssen wir bald Emoticons in Texte einarbeiten? Mit 'lol' und 'imho' arbeiten?

Wo ist Literatur denn noch gefragt?

Vielleicht verbringe ich ja auch zuviel Zeit hier und mein Weltbild ist verzerrt *zwinker*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Was Literatur betrifft, hab ich ein bemerkenswertes Zitat entdeckt (dessen Urheber ich allerdings nicht kenne):

"Schreiben ist die Kunst, mit Wörtern Bilder und Gefühle in seinen Lesern zu wecken."

Damit wären wir wieder bei der ursprünglichen Frage - und müssen vielleicht wirklich umdenken? Wem das nämlich gelingt, also Bilder (auch Kopfkino) und Gefühle (auch Geilheit) in seinen Lesern zu wecken, macht möglicherweise doch mehr richtig, als wir denken? Er schenkt uns vielleicht keinen sprachlichen und/oder intellektuellen Genuss, aber offenbar etwas anderes. Und wir sperren uns womöglich dagegen, weil wir eben anders angesprochen werden wollen oder uns nicht eingestehen möchten, dass uns so etwas "Primitives" anmacht?

*gruebel*

(Der Antaghar)
Ich kenne auch ein Zitat, dessen Verfasser mir ebenfalls nicht bekannt ist:

"Über Kunst kann man streiten."

Wie gesagt: Jeder kann, darf, soll und muss für sich entscheiden, welchen Stil er pflegt und ist frei in seiner Intention, die er diesem zugrunde legt.

Wer die breite Masse begeistern möchte, sollte Überlegungen anstellen, wie er die Mehrheit erreicht und seinen Stil entsprechend anpassen. Dies beinhaltet dann möglicherweise in der Konsequenz auch einen vorsätzlichen schriftstellerischen Qualitätsverlust.

Ähnlich eines Malers, der um überleben zu können, Auftragsarbeiten ausführt, die weit unter seinen künstlerischen Fähigkeiten liegen.

Die Profis unter uns müssen sich dieser Thematik natürlich sehr intensiv widmen. Wir Geschichtenerzähler werden bei Nichtgefallen eben ausgebuht und schlimmstenfalls von den Marktplätzen vertrieben.

Tom (the Sun)
Kleine Ergänzung:

Vielleicht macht es sogar Sinn, darüber nachzudenken, unter zwei oder mehreren Pseudonymen zu veröffentlichen? (Falls nicht längst geschehen.)

Tom (the Sun)
*******blau Mann
3.624 Beiträge
Das ist eine gute Idee, Tom. Das erlaubt mehr Spielraum für experimente
******s23 Frau
12.725 Beiträge
https://literaturschock.de/l … hen-trilogie-anne-roquelaure

So wie zum Beispiel Anne Roquelaure die mit ihrer (Bdsm) Dornröschen Trilogie damals auf der Black List gelandet ist.

Der viel bekanntentere Name von ihr ist Anne Rice ..
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Ich kenne diese Frustration auch von der Fotografie. Man liefert perfekte Fotos ab, macht bei Fotowettbewerben mit, aber was bekommt die meisten Klicks: Muschi und Titten. Egal, wie fotografiert.
Das ist Joyclub. Dem kann man nur durch Ignorieren aus dem Weg gehen - und sich konzentrieren auf die wirklich guten Seiten.
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