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Die Steine der Ewigkeit

Herbst 2018
***to Mann
4.270 Beiträge
@mauricedewinter
Da geb ich dir Recht.

Entschuldigt für die Gedankenlosigkeit.

Danke für den Hinweis.

Heinrich
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
Fortsetzung - es geht weiter ;)
Mwellyn zuckte zusammen, als er in diese leuchtenden Seelenspiegel blickte. Nur wenige Minuten vorher versank sein Blick in ähnlichen Tiefen, in den unverbrauchten Augen seines neugeborenen Kindes. Konnte dies möglich sein? Eine Wiedergeburt? Unergründlich blickte der Wolf in Mwellyns Gesicht, abwartend, geduldig. Ermutigt von dieser Ruhe, die das Tier ausstrahlte, bewegte sich Mwellyns Hand erneut und sie legte sich sanft auf den Kopf des Tieres. Seidenweiches Fell schmeichelte seinen Fingern, die sofort begannen, sich in kleinen Kreisen zu bewegen. Ein wohliges Knurren entfuhr der Kehle des Wolfes, der kurz darauf seine Läufe bewegte, um sich flach auf den Boden zu legen. Mwellyn stand nun direkt an der Seite des Wolfes, der sich neben ihn gelegt hatte. Der flach atmende Körper des Tieres berührte mit jedem Atemzug die Waden Mwellyns, diese Wärme beruhigte ihn, dennoch war er unfähig zu jeglicher Bewegung.

„Oh Herr, bitte, kommt zurück“ hörte Mwellyn das ängstliche Rufen der Frauen, die nach ihm suchten. Er tauchte aus einer weit entfernten Welt zurück, blickte nach unten, um sich von dem Wolf zu verabschieden, doch dieser war verschwunden. Leicht verwirrt schüttelte Mwellyn den Kopf, glaubte, bereits Wahnvorstellungen zu haben, denn noch immer spürte er den warmen Körper des Tieres an seinem Bein. „Hier“ ich bin hier“ schallte Mwellyns laute Stimme durch den Wald und schon machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Haus. Verweinte Augen blickten ihm entgegen, Wehklagen drang aus dem Gemach seiner Frau. „Geht, geht nun alle, ich werde mich um meine Familie alleine kümmern. Ich danke euch für eure Hilfe, für alles was ihr für meine Frau getan habt.“
„Aber….“ begann die Hebamme einzuwenden, doch verstummte sie augenblicklich, als Mwellyn seine Hand durch die Luft zog und ihr einen unmissverständlichen Blick zuwarf. Sie nickte ihm traurig zu, wand sich den anderen Frauen zu und schweigend verließen sie Mwellyns Haus.

Diese plötzliche Stille schien Mwellyn zu erschlagen. Körperlich war sie zu spüren. Allein, wieder war er allein in seinem Leben. Die toten Körper, der beiden einzigen Personen, die das Glück in sein Leben brachten, lagen friedlich in seinem Ehebett. Noch immer schien diese Wahrheit nicht in Mwellyns Herz gedrungen zu sein. Seine Augen sahen es, sahen die Leblosigkeit, doch sein Inneres wehrte sich gegen die Wahrheit. Andächtig näherte sich Mwellyn dem Bett. Mit jedem Schritt schien sein Herz schwerer in seiner Brust zu liegen, das Pochen wurde zu einem Donnern, das ungebührlich für diese Situation war. Das bleiche Gesicht seiner Frau. Friedlich, ohne jeglichen Schmerz war es in das Kissen versunken. Erlöst vom Leid der letzten Stunden wurde es Mwellyn fast leicht ums Herz, als er begriff, dass sie nun frei war. Doch warum durfte sie nicht mehr an seiner Seite sein? Warum wurde dieses sanfte Wesen derart brutal aus der Welt gerissen? Warum, warum, warum…. Niemand würde ihm diese quälenden Fragen jemals beantworten können.
Mwellyns Augen schienen krampfhaft am Gesicht seiner Frau festzuhalten, eine unüberwindbare Trauer wollte es vermeiden, sein unschuldiges Kind zu sehen, das nie eine Chance zum Leben bekommen hatte. Sein Blick war zu Boden gesenkt, nur zögerlich langsam hoben sich seine Augen nach oben. Dort lag es. Winzig und zart. Kleine, dicke Pausbäckchen füllten das Gesicht, die wunderschön geschwungenen Lippen trugen noch das Lächeln, das sie Mwellyn in den letzten Sekunden schenkten. Diesmal wollte er sein Kind berühren, jetzt hatte er keine Angst mehr vor der Tatsache, dass ihm dieses Kind genommen wurde, bevor er es je ins Leben führen durfte. Die Kuppe seines Zeigefingers erschien ihm grob, viel zu groß für dieses kleine Wesen zu sein. Vorsichtig legte sich sein Finger auf die Wange seines Kindes. Noch warm war die samtige Haut. Es schläft doch nur, es ist nicht tot, es schläft nur – dieser heftige Wunsch raste durch Mwellyns Kopf. Eine Träne rann über Mwellyns Gesicht und noch bevor er es registrierte, fiel diese Perle auf die Stirn seines Kindes. Sie zerplatzte in tausend leuchtende Funken. Mwellyn erwartete eine Reaktion, ein Zucken des kleinen Körpers, doch nichts passierte. Bis zu dem Moment, als Mwellyns Hand die Stirn berührte, um die Feuchtigkeit zu beseitigen. In der Mitte der Stirn, dort wohin der Tropfen fiel, begann ein winziges Glühen aus der Haut zu gleiten. Es schimmerte, suchte sich den Weg in Mwellyns Hand. Wie angewurzelt stand Mwellyn vor dem Bett, betrachtete das Geschehen wie gelähmt. Wärme strömte durch die Haut seiner Hand, kroch am Arm entlang, suchte sich den Weg in sein Herz. In diesem Moment klang durchdringendes Heulen eines Wolfes in den Raum, füllte ihn bis in den letzten Winkel.
Dieses Schauspiel hielt nur wenige Sekunden an, dann sank Mwellyn erschöpft zu Boden. Was geschehen war, konnte er nicht verstehen, doch verspürte er eine Leichtigkeit in sich, die ihm Mut gab. Mut für die Aufgabe, die ihm nun bevorstehen würde. Mwellyn schob seine Hände vorsichtig unter den Körper seines Kindes. Federleicht lag es in seinen Armen. Leise brachte Mwellyn das Kind in seine verborgene Kammer, legte es in den Kreis der Kerzen, die sofort zu brennen begannen, als sein Blick die erkalteten Dochte streifte.
Einen letzten Kuss schenkte er den inzwischen erkalteten Lippen seiner geliebten Frau, die er zärtlich neben ihrem gemeinsamen Kind in den Kreis bettete.

Ein gemurmelter Zauber aus seinen Lippen, versiegelte die Türen und Fenster seines Hauses, mit entschlossener Geste zog Mwellyn die Tür seiner Kammer zu, drehte sich um, blickte auf die beiden hell beleuchteten Körper und er wusste, die nächsten Wochen würde er diesen Raum nicht eher verlassen, bis er für seine Lieben den letzten Dienst erwiesen hätte.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ Lysira
Wie schon mal betont:

Du hast in mir einen neuen Fan gewonnen, der sich auf die Fortsetzung freut.

(Der Antaghar)
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
danke
Antaghar

und sie kommt bestimmt, die Fortsetzung. In meinem Hinterkopf sprudelt es bereits sehr motiviert....

Liebe Grüße

Lys
Kommentar von Frau zu Frau
@**s

Einfach sprachlos und gerührt...
Auch in mir hast du einen neuen Fan.

Eigene Gedanken:
Allerdings erinnerte mich die Sequenz der blutigen Geburt zwischen Leben und Tod, sehr an meine Geschichte....Warum mir ausgerechnet heute dieses Erlebnis durch das Lesen deiner Geschichte nochmals vor Augen geführt werden muss?
......Ich glaube dieses tiefe Wissen um Leben und Tod bei der Geburt eines Kindes macht Frauen, die Kinder geboren haben, stark...

Frauen lesen deine Geschichte garantiert mit anderen Augen, Liebes...

Danke dir.

Dio
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
und weiter geht es
Mwellyn fühlte sich für einen kurzen Moment unendlich allein, verlassen und traurig. Er starrte auf seine geheimnisvollen Tiegel und Töpfe auf den Regalen, die Kräuterbüschel, die von der Decke herab hingen um zu trocknen. All diese Dinge konnten ihm seine Frau und sein Kind nicht mehr wiederbringen. Nutzlos, sinnlos, so erschien ihm seine Kunst. Gedanken an Joana krochen empor. Ob sie es mit ihrer Kraft hätte verhindern können, dass er die beiden verlor? Doch jetzt war es zu spät. Joana und seine Familie weilten nicht mehr auf dieser Welt. Gingen hinüber in die andere Welt. Sie sind nicht verloren, warten dort nur ein wenig auf uns.
All dieses nahm Mwellyns Kopf gefangen, doch daraus musste er sich wieder befreien. Er streckte sich, erhob sein Haupt und ging ans Werk. Noch nie hat er diese Zeremonie vollzogen. Viele Male wohnte er dieser bei, doch nun war es an ihm, diese selbst zu vollführen. Seltsam gestärkt fühlte er sich seit der letzten Berührung seines Kindes. Eigentlich müsste er müde sein, durch die Strapazen der letzten Tage, doch diese schienen wie weggewischt. Eine neue Kraft erfüllte ihn, wappnete ihn für die nächsten Taten. Er wusste, er hatte nicht viel Zeit, bis zum nächsten Vollmond mussten die beiden Körper geheiligter Erde übergeben sein. Vier Wochen also, in denen er all sein Wissen und seine Künste aufbringen musste.

Mwellyn trat an den Kreis der Kerzen, betrachtete die beiden Körper, die im flackernden Licht aussahen, als würden sie sich leicht bewegen, ja sogar atmen. –Nein, hinweg mit euch Hirngespinsten, weg mit euch- schimpfte Mwellyn und seine Hand vollführte eine Bewegung, als wolle er einen unsichtbaren Gegner abwehren.

Er schritt an die offene Feuerstelle, die winzige Glutstelle, das ewige, heilige Feuer schimmerte aus der Kupferschale. Mwellyn zupfte ein paar Blätter aus den getrockneten Kräuter-Kränzen, zerrieb sie zwischen seinen Fingern. Ein würziger Duft verteilte sich im ganzen Raum, dann streute er die pulverisierten Blätter in das Feuer. Sofort begann es gierig zu lodern, erhellte Mwellyns Gesicht, das ausdruckslos über der Schale schwebte. Er murmelte die so oft gehörten Beschwörungsformeln, die Worte der Riten für die Toten. Es knackte und blitzte in der Schale, das Feuer stob auseinander, als ein kräftiger Windstoß hinein fuhr. Die eben noch hoch aufgeblähte Flamme teilte sich und erhob sich über den Rand der Schale. Dort schwebten nun vier kleine Flammen in einer Reihe nebeneinander und warteten auf Mwellyns Befehle.

Bereits in Trance schloss Mwellyn seine Augen. Ab jetzt würde ihn das Augenlicht nur noch stören, jetzt verließ er sich auf seine Sinne. Noch immer formten seine Lippen die Worte einer längst vergangenen Sprache, formten Worte voller Kraft und Magie, die den Raum aufluden. Mwellyn trat zurück, trat in den Kreis der Flammen. Befahl mit einer tiefen Stimme den Flammen, sich auf die beiden Körper zu senken. Je zwei Flammen tanzten durch den Raum, kamen nur wenige Zentimeter über den Körpern zur Ruhe. Von dort eilte jeweils eine Flamme hinab zu den Füßen, die andere setzte sich in Höhe der Stirn fest. Mwellyn zog aus seiner Gürteltasche eine winzige Phiole, eine Gabe von Joana, eine ihrer letzten Zaubertränke, die er ihr vermachte. Mwellyns Stimme schwoll an, wurde tiefer und lauter, als er den kleinen Pfropfen aus dem Hals der Phiole zog und die ersten Tropfen des rötlich schimmernden Öles auf den Körper seines Kindes fallen ließ. Das gleiche vollführte er über dem Körper seiner Frau, dann begann das Werk der Flammen. Sie glitten über die Tropfen des zähen Öles, ließen es schmelzen und durch hin und her Stieben, das kleine fauchende Geräusche verursachte, verteilten sie das Öl in einer hauchdünnen, aber gleichmäßigen Schicht über den beiden Körpern. Ein bläuliches Glimmen umhüllte nun die Körper, und Mwellyn trat aus dem Kreis heraus. Er hob seine Arme, begann das Lied der Toten zu singen, während seine Augen sich mit Tränen füllten.

Langsam, ganz langsam begannen die beiden leuchtenden Körper zu schweben, die winzigen Flammen begleiteten diesen Flug, der in Kopfhöhe endete. Mwellyn öffnete nun seine Augen, doch sein Blick glitt hindurch, das sich vor ihm auftat. Er betrat den Kreis erneut, zwischen den Körpern entlang und legte sich auf den Boden. Der harte Steinboden drückte sich in seine Schultern, doch Mwellyn spürte schon lange nichts mehr. Sein Geist begann sich von ihm zu lösen. Er sah sich selbst im Kerzenkreis liegen, darüber schwebend seine Frau und sein Kind, umrahmt vom Licht der brennenden Kerzen. Dann begann seine Reise. Hinweg über seinem Haus, der dunkle Wald lag unter ihm, dann flog er dem Sonnenaufgang entgegen. Er spürte den Wind in seinem Haar, das weiche und warme Sonnenlicht, das ihn trug auf seinem Weg zu dem Ort, der die letzte Ruhestätte seiner Familie werden sollte.

Ein Blick nach unten zeigte ihm, dass er einen neuen Begleiter hatte. Der Wolf lief mit mechanischer Ausdauer und schnaufendem Atem unter ihm dahin über die Ebenen. Mwellyn liebte diesen Anblick. Die sanften grünen Hügel, die den Charakter seiner geliebten Heimat ausmachten, einladende Freiheit versprachen sie demjenigen, der über sie hinweg schritt.
Dort war er. Der Hügel, der groß genug für sein Vorhaben war. Einheitlich die Form, saftiges Gras überwucherte jegliche Unebenheiten, so dass dieser Hügel wie eine natürliche Kuppel wirkte. Mwellyn schwebte heran, landete, doch seine Füße kamen nicht mit dem Boden in Berührung. Mit seinen Händen vollführte er eine Bewegung, die an ein Teilen erinnerte, und tatsächlich öffnete sich kurz darauf der Hügel. Das Gras teilte sich in Mannshöhe, kurz über dem Boden. Feuchte dunkle Luft stieg Mwellyn entgegen, der die Augen kurz schloss, um diesen würzigen, moosartigen Duft einzuatmen. Dann betrat er das Innere des Hügels. Hinter sich schloss sich die Grasfläche und es wurde dunkel. Mwellyn rieb seine Hände aneinander, öffnete sie und zwei Flammen entstiegen seinen Handflächen. Sofort teilten sie sich und viele kleine Flammen erhellten das kreisrunde, natürliche Grab. Viele Tage verbrachte Mwellyn nun damit, das Grab auszustatten, herzurichten, um es für die Ewigkeit sicher zu wissen. Uralte Schutzzauber hinterließ er, die sich wie Reifen um den Hügel legten.

Mwellyn wurde müde, so unendlich müde. Nur noch den Stein benötigte er. Den Stein, unter dem der Schatz seines Lebens ruhen sollte. Erneut begann Mwellyn abzuheben. Weit hinauf in den Norden des Landes. Die raue Küste Schottlands war sein Ziel, dort wo die Stürme die Klippen wuschen, unter den Gewalten einer ungezähmten Natur die Steine geformt wurden. Die Nacht näherte sich dem Ende, ein wunderbarer Sonnenaufgang bahnte sich an. Fast herrschte Windstille in diesen Augenblicken, als Mwellyn am Rand einer Klippe darauf wartete, die Sonne begrüßen zu können. Nur wenig Wind spielte mit seinen langen Locken, dennoch schmeckte er das Salz des Meeres auf seinen Lippen. Das erste Halbrund des Feuerballs begann, sich über den Horizont zu schieben. Nur noch wenige Momente, dann würde es das Licht geschafft haben, und der Tag erwachen. Wie lange Finger schoben sich einzelne Strahlen über den Himmel, bis sie sich auf die Erde senkten. Sie strichen in Bahnen entlang der Klippe und einer davon, ließ eine einzige Säule der ausgewaschenen Felsen aufglühen. Auf diesen Felsen ließ Mwellyn sich nun hinab gleiten. Perfekt in seiner Größe und Form. Die Feinarbeiten wären für Mwellyn kein Problem. Bis er mit diesem Stein seinen Hügel erreicht hätte, wäre er geschliffen und poliert. Mwellyn stand auf der Spitze des Felsen, schloss die Augen, streckte seine Arme nach vorne aus, die Handflächen zeigten nach unten. Ein ohrenbetäubendes Knirschen und Krachen ging in der schäumenden Gischt unter.
Eine weitere kleine Handbewegung und der Stein löste sich aus dem jahrmillionen alten Grund, der ihn die längste Zeit beherbergt hatte. Schwerelos glitt die steinerne Säule durch die Lüfte, mit Mwellyn als treibende Energie.
Mwellyn blickte nach oben, sah den Rand der Klippe auf sich zukommen, gleich würde er darüber hinwegschweben und weiter über das Land, bis zu seinem Grabhügel. Kaum erreichte er den Rand, bemerkte er den Wolf. Sie blickten sich tief in die Augen, Mwellyn war erneut gefesselt von dem glänzenden Gold, das aus den Augen des Tieres schimmerte. Ein kurzes Blinzeln und der Wolf drehte sich auf seinen kräftigen Läufen um und begann zu laufen.
Mwellyn beobachtet das schimmernde Fell, sah Atemwolken aus dem Maul des Wolfes steigen, dem neuen Begleiter seines Lebens. Der Stein, der sich während des Fluges in den sonnigen Lüften formte, zog eine feine Sandschicht hinter sich her. Der Staub der Jahrhunderte rieselte zurück auf die Erde, dorthin wo er seinen Ursprung hatte.

Der Hügel lag bereits in rotes Licht getaucht. Die untergehende Sonne umhüllte ihn wie eine Haube zum Schutz vor der Nacht. Mwellyn ließ den Stein sinken, direkt vor die Stelle, die ihm als Öffnung diente. Nun wäre der Hügel für immer versiegelt, mit dem Stein als Mahnmal. Knirschend rutschte der perfekt geformte Stein an den Hügel heran, bis er mit ihm verschmolz. Kein Blatt hätte mehr zwischen Stein und Hügel gepasst. Mwellyn seufzte auf.
Endlich – endlich war es vollbracht. Die Vorbereitungen waren beendet. Ein Blick zum Himmel zeigte ihm, dass es nun Zeit würde, die Zeremonie abzuschließen. Nur noch einen Tag bis Vollmond, dann musste sein Werk vollendet sein. Den Heimweg schien Mwellyn nicht mehr bewusst wahrzunehmen, so erschöpft war er, durch die wochenlangen Mühen.
Der heimische Wald tauchte auf, und dort sein Haus. Vor der Tür wachte bereits der Wolf, schien Mwellyn zu begrüßen, indem er sich erhob und ein leises Heulen ausstieß.
Mwellyn sank herab und schon befand er sich in seiner kleinen Kammer. Mwellyns Geist schlüpfte zurück in seinen Körper. Mit einem Ruck richtete sich Mwellyn auf, saß senkrecht und reckte seine steif gewordenen Glieder. Langsam erhob er sich. Jetzt würden die letzten Handlungen vollzogen. Für lange Zeiten musste er sich von seiner Frau und seinem Kind verabschieden.

Noch immer schwebten die beiden, beleuchtet von den Kerzen sicher in der Mitte der Kammer. Das Öl glänzte, ließ ihre Körper lebendig wirken, wie im Schlaf. Ein Schlaf der Jahrtausende. Doch Mwellyn wusste, die Ewigkeit ist nur eine Sekunde, gegenüber der unendlichen Liebe, die er zu seiner Frau empfand.
Nun musste es beginnen. Schweren Herzens nahm Mwellyn Abschied. Seine Arme beschrieben Kreise und Symbole über den schwebenden Körpern. Diese begannen zu leuchten, ein blaues Licht umrahmte sie und langsam lösten sie sich in winzige Sterne auf, die ihren Weg durch das Dach des Hauses fanden. Ihre Reise begann, das Ziel war der Hügel aus Gras, der letzte Ort ihrer Seelen. Mwellyn wusste es, spürte es, als sie dort ankamen. Spürte eine unendliche Zufriedenheit, die ihn durchströmte. Endlich, jetzt fanden die beiden ihre Ruhe.

Mwellyn trat aus dem Haus, hinaus in die Kühle der Nacht. Ein neuer Vollmond stand hoch am Himmel. Vor genau vier Wochen verlor er seine Liebsten. Nun war er ganz allein. Fast.

Auf leisen Pfoten näherte sich ihm der Wolf. Seine hellen Augen glühten, während er zielstrebig auf Mwellyn zulief. Wie selbstverständlich kauerte sich der Wolf neben ihm auf den Boden, eng an Mwellyns Beine geschmiegt. Das Tier hob seinen Kopf und blickte Mwellyn direkt in die Augen.

Mwellyn war sich nicht sicher, ob ihm sein übermüdetes Gehirn einen Streich spielte, doch glaubte er die Stimme des Wolfes zu hören, die ihm zuflüsterte:
„Hier ist die Welt der Lebenden, dort drüben ist die Welt der Toten, die Brücke zwischen beiden ist die Liebe.“
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
nächste Fortsetzung
Die Brücke zwischen beiden ist die Liebe….
Dieser Satz kreiste noch lange in Mwellyns Kopf. Verspürte er doch mit jedem Male, den er ihn dachte, dessen Bedeutsamkeit. Auch diejenigen, die von uns gingen, bleiben immer bei uns, sie sind in uns, leben durch unsere Gedanken und unsere Liebe weiter.

Ein Lächeln entspannte Mwellyns Gesichtszüge, als seine Hand über das Fell des Wolfes strich. Noch immer bannten diese goldenen Augen seinen Blick, doch Mwellyn hatte eine wichtige Aufgabe vor sich. Ohne zu zögern schritt er in den mondhellen Wald hinein. Ein intensiver Gedanke und ein Zauber versiegelte sein Haus für die Zeit seiner Abwesenheit. Er blickte nicht mehr zurück zu dem Ort, der ihm gleichzeitig so viel Freude und Leid beschert hatte.
Die Pfoten des Wolfes raschelten gleichmäßig, als dieser mit lockerem Schritt neben Mwellyns durch das Unterholz streifte. Die silbrige Mondscheibe warf ihr fahles Licht durch die Wipfel der Bäume zu Boden, tauchte den sonst farbenfrohen Wald in fast einheitliches Grau. Die Geräusche der Nacht begannen anzuschwellen, je tiefer sie in den Wald eindrangen. Mwellyn schwebte wenige Zentimeter über dem Boden, hielt sich aber an die Geschwindigkeit des Wolfes. Selbst wenn Mwellyn nur wenige Sekunden für diesen Weg gebraucht hätte, wollte er den Wolf an seiner Seite wissen. Immer wieder schaute der Wolf mit einem Seitenblick an Mwellyn hinauf, als wolle er sich vergewissern, dass es Mwellyn gut ginge.

Mwellyns Gedanken verharrten bereits bei der bevorstehenden Aufgabe. Schon lange hatte er das Volk der Trolle nicht mehr besucht. Viele Jahre, oder waren es inzwischen Jahrhunderte, die vergangen waren? Mwellyn verspürte eine Freude aufsteigen, die er sich kaum zu gönnen traute, hatte er doch noch diesen schrecklichen Verlust zu verarbeiten. Wie es Ukrul wohl gehen würde? Dieser altehrwürdige Obertroll, mit dem Mwellyn eine ewige Freundschaft verband. Ukrul, der das Buch der Jahrhunderte verwahrte. Den Schatz der Geschichte. Alle Ereignisse, seit Anbeginn der Zeit, wurden von den Trollen auf den vergilbten Seiten festgehalten. Heute wollte Mwellyn persönlich die Geschehnisse der letzten Zeit niederschreiben. Nur Wenigen war es erlaubt, in diesem Heiligtum Eintragungen vorzunehmen.
Mwellyn überquerte mit seinem treuen Begleiter eine große Lichtung, ein Kribbeln überzog Mwellyns Körper, hier musste vor kurzem eine mystische Zeremonie vollzogen worden sein. Nur ein solches Ereignis, konnte dieses Kribbeln auf seiner Haut hervorrufen. Mwellyn nahm sich vor, Ukrul danach zu fragen. Unter dem Mondlicht hindurch, lag die Lichtung sekundenschnell hinter ihnen, dann hatte das Dunkel des Waldes die beiden wieder verschluckt. Mwellyn spürte bereits die Anwesenheit der Trolle, sehen würde er sie erst können, wenn er durch den magischen Bann hindurchgeschritten war. Für die Menschen sah der Wald aus, wie jeder andere, doch sobald man den Schutzzauber durchschritt, tat sich die Welt der Trolle auf. Mwellyn blieb für einen kurzen Augenblick stehen, schaute hinab auf den Wolf, der neugierig abwartend hechelte. Ein kurzes Murmeln entglitt Mwellyns Lippen. Direkt vor ihnen begann sich eine schimmernde Wand aufzutun, die die Größe eines Tores annahm. Nebelgleich waberten Lichtwolken im Inneren dieses Tores, in das Mwellyn nun seinen Fuß setzte. Sofort verschluckte ihn das Licht und der Wolf tat es ihm gleich. Als Mwellyns Augen sich an das Licht angepasst hatten, zeigte sich ihm die ganze Pracht der Trollwelt. Die niedrigen Hütten, geziert von kleinen pilzartigen Strohdächern, die ihm bis zu seinen Schultern reichten, waren gemütlich beleuchtet, von flackerndem Kaminfeuer. Schmale Rauchsäulen stiegen aus den angedeuteten Schornsteinen in den Nachthimmel. Im Zentrum des kleinen Dorfes brannte auf dem Dorfplatz das Feuer, das immer brannte und immer brennen würde. Um die Flammen herum hockten die wichtigsten Männer der Trolle.
Ukrul suchte Mwellyn vergebens. Alle Gesichter, der am Feuer sitzenden Trolle wandten sich wie auf ein geheimes Zeichen hin, Mwellyn und dem Wolf zu. Ein noch relativ junger Troll erhob sich und lief auf Mwellyn zu. Obwohl dieser Troll blind war, wie Mwellyn an dessen geblendeten Augen erkennen konnte, fand sich der Troll wohl besser zurecht, als mancher, der noch sein Augenlicht besaß.
„Seid willkommen, edler Mwellyn, auch Euer Begleiter. Bitte setzt Euch zu uns ans Feuer, wir haben Euch bereits erwartet.“ Etwas erstaunt folgte Mwellyn dem jungen Troll zum Feuer. Die Wärme und der würzige Geruch des verbrannten Holzes durchdrangen Mwellyn auf eine angenehme Art und Weise, als er sich im Schneidersitz zu Boden sinken ließ. Der Wolf legte sich sofort an seine Seite, platzierte seinen Kopf auf die Vorderläufe und schloss die Augen. Doch seine spitz aufgerichteten Ohren verrieten höchste Aufmerksamkeit.

„Mwellyn“ begann der junge Troll erneut. „ Ich bin Aki. Vor wenigen Wochen wurde ich zum Obertroll erwählt. Unser hochgeschätzter Ukrul hat uns leider verlassen. Nun habe ich seinen Platz eingenommen, und werde mit Euch zusammen die Eintragungen in das Buch der Jahrhunderte vornehmen. Wir wissen um das Schicksal, das Euch in den letzten Wochen widerfahren ist und bedauern es zutiefst, dass Ihr ein solches Leid erleben musstet“.
Mwellyn spürte einen Kloß im Halse sitzen, den er zuerst schlucken musste, bevor er antworte. „Ich danke Euch, werter Aki und schätze es sehr, Eure Dienste in Anspruch nehmen zu dürfen. Ihr scheint noch jung an Jahren, doch aus Euch spricht die Weisheit der Jahrhunderte, so wie ich es von Ukrul kannte. Ihr seid ein würdiger Nachfolger“. Mit einem leichten Nicken verbeugte sich Mwellyn vor Aki, dessen blinde Augen Mwellyn fest im Blick zu haben schienen. Leises Gemurmel erhob sich, als die Gesellschaft wieder mit ihrer Unterhaltung begann und gleichzeitig Wein und Essen herumgereicht wurde. Mwellyn schätzte seit jeher den Wein der Trolle.
Da die Trolle Trauben nicht kannten, stellten diese den Wein aus den Beeren der Waldfrüchte und einigen Kräutern her und Mwellyn hatte nie einen köstlicheren und süßeren Wein getrunken, als bei diesen kleinen Wesen. Das Mahl bestand aus kleinen Teigfladen, in die eine Paste eingerollt war. Scharf und würzig schmeckte diese Paste, die hauptsächlich aus Wurzeln und gepressten Rinden bestand. Mus und frische Beeren gab es im Überfluss aus kleinen hölzernen Schalen und die kleinen Trolle stopften sie sich ungeniert handweise in den Mund.
Auch dieser Wein zeigte seine Wirkung. Mwellyn spürte seine Glieder schwer werden, eine unendliche Müdigkeit kroch in seinen Körper. Sein Kopf sank auf den warmen Rücken des Wolfes und wie aus weiter Ferne vernahm er Akis Stimme.
„Morgen, edler Mwellyn, morgen werden wir uns um alles Weitere kümmern. Ruht Euch aus. Sammelt Kraft“.
Und Mwellyn glitt in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

© Lys 07/2009
verwoben
zwei Themen, zwei Gedankenstränge, miteinander zu kombinieren, ein kleines Wagnis *g*

doch liegen sie im mystischen nahe genug beieinander, so das dir der Übergang sehr gut gelungen ist.

Da haben wir auf einmal zwei Hauptfiguren, die miteinander, nebeneinander oder füreinander aggieren?

Ich bin mal gesapannt, welchen Einfluß es haben wird.

Liebe Grüße

Günter
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
hier endet es nun
zumindest als Thread.

Ich werde die Geschichte fortführen, allerdings wird sie hier nicht mehr zu lesen sein, dafür in einem Buch *g*

liebe Grüße und danke für Eure inspirierenden Anmerkungen

*blumenschenk*

Lys
Nee,
oder?
Menn*schock*laf
**********Engel Frau
25.831 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wunderschön, liebe Lys. Sehr schade, dass es hier für uns nicht weitergeht. Du hast eine so schöne bildhafte Sprache, man erlebt alles sehr deutlich mit und wird in die Geschichte hineingezogen.

Aber das Buch wird sicher toll - ich freue mich schon darauf! Gib uns bitte Bescheid, wenn es fertig ist.

LG Gabi
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ Lysira
Wie schade. Aber ich kann's verstehen.

Zum Ausgleich musst Du mich nun aber mit einem Exemplar des Buches trösten, wenn es erschienen ist ...

*g* zwinkAnter

(Der Antaghar)
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
nicht traurig sein *g*

ich muss mich jetzt in mein stilles Kämmerlein zurückziehen um die Geschichte auszubrüten *tipp*.
Jedenfalls hab ich das Gefühl, es tun zu müssen.
Ausschließen möchte ich Euch aber damit ganz gewiss nicht, denn nur durch Euch ist diese Geschichte ja gewachsen.

auf jeden Fall bekommt Ihr es mit, wenn es vollbracht ist und in gebundener Form zu haben ist.

Ganz sicher werde ich einige Exemplare persönlich überreichen zurückzwinker

Lys
*heul2* *knutsch* *spitze*
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