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Schülers Rache

Schülers Rache
Dann will ich hier auch mal eine kurze Geschichte von mir einstellen.


Unser Musiklehrer besaß nur ein Auge. Das linke hatte er im Krieg verloren.
Dennoch traf er. Die Töne sowieso, aber auch die Schüler. Wer schwätzte,
bekam die Kreide ab, die er zielsicher bis in die fünfte Bankreihe warf. Manchmal
flog auch sein Schlüsselbund.

Es liegt mehr als 50 Jahre zurück; zu lang, um mich daran zu erinnern, ob er ihn
uns auch an den Kopf warf. Aber es war eine Zeit, als Lehrer noch züchtigten.
Ob sie es durften? Sie taten es.

Einer meiner Grundschullehrer schlug mit dem Rohrstock, der Musiklehrer am
Gymnasium züchtigte nicht nur, in dem er Kreide warf oder seine Schlüssel,
sondern animierte uns qualvoll, die Töne korrekt zu singen, in dem er an den
Ohren drehte. Nach hinten bedeutete höher, nach vorn tiefer. Lehrers Liebling
war, wer sofort die richtigen Töne von sich gab. Nur wenigen Mitschülern
(Mädchen eingeschlossen) gelang das auf Anhieb.

Für uns, die wir 13, 14 Jahre alt waren, bedeutete der Unterricht Mobbing. Und
obwohl zu jener Zeit keiner diesen Begriff kannte – einfach, weil er noch nicht
erfunden war – waren die Folgen dieselben wie heute. Angst vor dem Unterricht,
und mit der beginnenden Pubertät wuchs die Aufsässigkeit.

Zusammen mit den keimenden Studentenprotesten vor allem in Berlin, die wir in
den Nachrichten verfolgten und im Deutschunterricht diskutierten, formte sich
auch in uns der Wille, uns zu wehren.

Doch wie sollte der Widerstand aussehen, nachdem der Direktor unsere
Beschwerde abgetan hatte mit: »Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre!« Auf
der Straße zu demonstrieren brächte nichts in einem Bundesland, in dem
Tradition und Konservatismus tief verwurzelt waren. In einem Land, in dem der
Protest der Studenten im fernen Berlin als Aufstand, Revolution und
kommunistisch gesteuert bezeichnet wurde. Davon abgesehen, dass es
niemanden interessierte, wenn sich 40 Schüler über die Lehrmethoden eines
Schulmeisters beklagten. Schulmeister war die abfälligste Bezeichnung, die wir
für ihn fanden.

Da war nicht nur seine Intoleranz, mit der er versuchte, uns unsere Musik zu
vergällen: »Der Hottentotten-Lärm ...«, nein, es war auch die Art, wie er
Lehrinhalte vermittelte. Und wie er uns immer wieder in primitivster Form
beschimpfte, wenn beim Eintreten ins Klassenzimmer die Tür mit lautem Knall ins
Schloss fiel.

Wir wollten für das intolerante Benehmen billige Rache. Wir wollten ihm zeigen,
dass wir uns wehren konnten. Er sollte erfahren, was es heißt, jeden Einzelnen
von uns zu schurigeln, seine Persönlichkeit nicht zu respektieren, ihn als das zu
behandeln, was wir längst nicht mehr sein wollten: unmündige, wehrlose Kinder.
Jeder Klassenkamerad, der diese Wut in sich trug, sollte sich persönlich
revanchieren können.

Während diejenigen, die sich an unserer Rache nicht beteiligten, zur nächsten
Stunde pünktlich das Musikzimmer betraten, begann unsere Vergeltung. Der
erste Schüler trat ein, grüßte höflich; mit lautem Schlag krachte die Tür zu. Noch
während sich der Lehrer darüber aufregte, kam der zweite Schüler. Hinter ihm
knallte die Tür. Der dritte Schüler schmetterte die Tür zu. Hinter dem vierten
Schüler flog die Tür ins Schloss.

Nachdem der elfte eingetreten war, wankte der Lehrer, der sich zuvor am Klavier
abgestützt und alle Farbe im Gesicht verloren hatte, aus dem Raum. Kurz darauf
klang vom Hof die Sirene eines Krankenwagens.

Erst Monate später kam er wieder. Er weigerte sich, unsere Klasse auch nur zu
betreten. Wir erfuhren nie, was passiert war. Nach Gerüchten hatte er einen
Zusammenbruch, der sich auf sein ohnehin geschwächtes Herz auswirkte. Und
nach den Sommerferien kehrte er nicht an die Schule zurück.
Dem Himmel (und eurem Widerstand) sei Dank, dass diese Unterrichtspraktiken in unserer Gesellschaft nun endlich der Vergangenheit angehören. Zumindest hoffe ich das.

Du erzählst in feiner Spache über die Erfüllung von Straftatsbeständen, deren Ausläufer meine Mitschüler*innen und ich bei einem Lehrer am eigenen Leib spüren mussten.

Und wir fanden kein Gehör.

Tom (the Sun)
Hier hattest Du mich:
Dennoch traf er. Die Töne sowieso, aber auch die Schüler. Wer schwätzte,
bekam die Kreide ab, die er zielsicher bis in die fünfte Bankreihe warf. Manchmal
flog auch sein Schlüsselbund.
Alte Bilder steigen auf, ich sitze wieder in der Klasse wie damals. Da mag ich nix an der Geschichte kritisieren. Bin mittendrin, immer noch. Mitgenommen, und mehr will ich nicht ...
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.310 Beiträge
Mich hat Deine Geschichte ebenfalls mitgenommen. Auch meine Generation hat - zumindest in der Grundschule - noch Ausläufer von den damaligen "Unterrichtstechniken" mitbekommen und das, was Du so eindringlich beschreibst, weckt nicht besonders angenehme Erinnerungen.


Dennoch fehlt mir etwas von Dir als Erzähler, der nicht mehr im Geschehen ist sondern mitsamt seinen Erfahrungen, die sein Leben ihm beschert hat, auf diese Episode seines Lebens zurückschaut:

Auch wenn der Lehrer sich unglaublich tyrannisch verhielt, auch wenn die Gewalt, psychisch wie physisch verachtenswert ist, so ist er sicherlich dem gefolgt, was er während seines Studiums gelernt hatte, was er selbst auch so erfahren hatte. Zu diesen Zeiten salbaderte selbst der Großteil der Eltern(!), dass eine Ohrfeige noch niemandem geschadet habe (solche Leute gibt es sogar heute noch, trotz aller Aufklärung). Er hat also - aus seiner Sicht - nur so unterrichtet, wie es schon immer gewesen war und ich wage zu behaupten, dass er sich seines Fehlverhaltens nicht bewusst war.

Wie Du ja auch selbst schon schreibst: Der Grundschullehrer züchtigte mit dem Rohrstock, der Direktor Eures Gymnasiums fand Eure Beschwerde nicht beachtenswert. Es war normal, zu diesen Zeiten.

Schlimm genug.

Dass Jugendliche selten versuchen, die Sichtweise der Erwachsenen einzunehmen, ist mir auch klar und ich verstehe das auch sehr gut. Sie sehen sich und die Tyrannei, die Gewalt, der sie ausgesetzt sind. Also fühlen sie sich in dieser Geschichte als Helden, die den Bösewicht vertreiben und all seine Missetaten rächen.

Nur: Du schreibst nicht aus der Sicht der jungen Schüler, sondern aus der Sicht des Erwachsenen, der auf seine Jugend zurückblickt. Und da fehlt mir dann einfach die Selbstreflexion und zwar genau dahingehend, dass man als Jugendlicher nicht die Folgen seines Handelns bedenkt. Dass diese Aktion, so genial sie Euch auch in der Jugend vorkam, einem Menschen schwere gesundheitliche Schäden zugefügt hat.

Das wird in den letzten zwei Absätzen kurz abgehandelt, und das ist mir persönlich zu wenig. Kein Erschrecken darüber, dass Ihr diesen Zusammenbruch ausgelöst habt? Kein Resümee aus Deiner jetztigen, der Erzählerpostition?

Versteh mich nicht falsch, ich möchte bestimmt keinen erhobenen Zeigefinger sehen, doch so, ganz ehrlich, endet die Geschichte für mich mit einem großen Unbehagen.
Zitat von ********elle:

Versteh mich nicht falsch, ich möchte bestimmt keinen erhobenen Zeigefinger sehen, doch so, ganz ehrlich, endet die Geschichte für mich mit einem großen Unbehagen.

Wenn ich das erreicht habe, ist genau das eingetreten, was ich wollte.
Die Geschichte zeigt, dass Schüler einerseits durchaus in der Lage sind, sich zu wehren, sie andererseits aber nicht erkennen können, welche Folgen ihr Handeln hat. Und dass sie nicht hinterfragen, warum in diesem Fall ein Lehrer so ist wie er ist. Andererseits haben weder Lehrer noch Schulleiter, der als höchste Instanz angesprochen wurde, die Folgen ihre Handelns bei den Schülern reflektiert.
Die Geschichte ist zwar mit gehörigem zeitlichen Abstand entstanden, aber es war mir wichtig, sie aus der Sicht des Schülers von damals zu schreiben.

Für mich aus heutiger Sicht besteht auch ein sehr großes Unbehagen. Aber dieses hatte damals bei der Aktion keinen Raum und darf auch jetzt, in der Kurzgeschichte, keinen haben, sonst wird es eine ganz andere Geschichte und die Wirkung auf den Leser verpufft. Es ist eine Kurzgeschichte und keine Tagebucheintragung oder gar ein biografischer Ausschnitt.
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.310 Beiträge
Ob die Lehrer, die Schulleiter wirklich nicht reflektiert haben, können wir vermutlich gar nicht feststellen, denn zu diesen Zeiten war es tatsächlich "normal", Kindern und Jugendlichen einen Maulkorb zu verpassen und eben die berühmte Maulschelle, wenn sie den Korb einfach abnahmen.

Aber das sollte jetzt auch nicht das Thema sein, denn das sind in der Tat Gedanken, die eine Kurzgeschichte anregen sollten.

Allerdings denke zu folgender Aussage noch immer:

Die Geschichte ist zwar mit gehörigem zeitlichen Abstand entstanden, aber es war mir wichtig, sie aus der Sicht des Schülers von damals zu schreiben.

Dann hättest Du das meines Erachtens nicht aus der Sicht des Erwachsenen schreiben sollen, denn so wirkt es auf mich, als würde dem Erzähler auch heute noch die Einsicht fehlen.
Zitat von ********elle:


Dann hättest Du das meines Erachtens nicht aus der Sicht des Erwachsenen schreiben sollen, denn so wirkt es auf mich, als würde dem Erzähler auch heute noch die Einsicht fehlen.

Und ich bin nach wie vor der Meinung, es geht nicht darum, was ich heute darüber denke. Es geht darum, aus Sicht des Kindes von damals zu erzählen und versuchen, die Emotionen zu vermitteln, die die Schüler damals umtrieb. Und wie gesagt, gehe davon aus, es ist eine Kurzgeschichte und kein biografischer Ausschnitt.
Über die Einsicht des Schülers nach 50 Jahren, die Lehre, die er zog, wären möglicherweise in einer Novelle, auf jeden Fall aber in einem Roman angebracht, nicht aber in einer Kurzgeschichte in der vorliegenden Stringenz mit ihren recht strengen literarischen Parametern.

Jede Distanzierung des erwachsenen Erzählers zerstörte meines Erachtens die Wirkung dieser Geschichte. Und die soll ja tatsächlich "Unbehagen" auslösen. Unbehagen sowohl über die Art des Lehrers wie auch über die nicht vorhersehbaren Folgen der Schüleraktion.
****en Frau
18.649 Beiträge
Wenn du das erreichen willst...

Zitat von *****oro:
Es geht darum, aus Sicht des Kindes von damals zu erzählen und versuchen, die Emotionen zu vermitteln, die die Schüler damals umtrieb.

...dann hast du leider auch in meinen Augen das Ziel verfehlt.
Da du in der Vergangenheitsform schreibst, kommt es vor, als erzählst du es als Erwachsener, was damals war. (Und auch mir fehlt das da Resumée des Erwachsenen.)

Vielleicht klappt dein Ziel, wenn du die Gegenwartsform wählst. Willst du es mal versuchen?
Die Vergangenheit ist nun mal die gängige Erzählform. Selbst wenn ich die Geschichte unmittelbar nach dem Ereignis aufgeschrieben hätte, hätte ich die Vergangenheit als erzählende Zeitform gewählt.
Es gibt wirklich nur sehr wenige literarische Arbeiten, die in der Gegenwartsform geschrieben sind.
Und ganz ehrlich - ein Resumée dessen, was damals geschah, ist aus meiner Sicht heute nicht zwingend notwendig. Dann wäre es eine rundgelutschte Geschichte ohne diskutable Ansatzpunkte.
Und da ich die Geschichte so schrieb, wie Ihr sie lest, diskutiert Ihr darüber.
****en Frau
18.649 Beiträge
Die Vergangenheit ist die gängige Erzählform für einen allwissenden Überich-Erzähler.
Den willst du aber in dieser Geschichte nicht abbilden.

Aber lass gut sein. Du möchtest keine Ratschläge, ich habe es verstanden.
Zitat von ****en:
Die Vergangenheit ist die gängige Erzählform für einen allwissenden Überich-Erzähler.
Den willst du aber in dieser Geschichte nicht abbilden.

Aber lass gut sein. Du möchtest keine Ratschläge, ich habe es verstanden.

Ratschläge sind willkommen.
Aber in diesem Fall habe ich mir sehr genau überlegt, wie ich vorgehe. Auch, dass ich aus der zeitlichen Distanz kein Fazit ziehe, weil das der Geschichte nicht gut täte. Für mein Verständnis. Aber der Leser mag und darf durchaus anderer Meinung sein.
****en Frau
18.649 Beiträge
Mein Lieber,

auch wenn du es dir etwas genau überlegst, heißt das nicht unbedingt, dass es dann auch klappt.
Wie du an den Antwort erkennen kannst, hat es das nicht.
Zitat von ****en:
Mein Lieber,

auch wenn du es dir etwas genau überlegst, heißt das nicht unbedingt, dass es dann auch klappt.
Wie du an den Antwort erkennen kannst, hat es das nicht.

Nur weil es nicht in deinem Sinn ist, heißt das nicht, dass etwas misslungen ist. Gott sei Dank sind die Geschmäcker so verschiedenen, dass es unter anderem eine Vielfalt an unterschiedlichem Lesestoff gibt.
Hm, ich denke, wir steuern gerade in sehr schwierigem Fahrwasser. Auf beiden Seiten, sowohl der der Leser als auch auf der des Autors.
Von der Theorie her sieht es so aus, dass wir drei Ebenen haben (mir fällt der richtige Begriff nicht ein):
• den Autor
• den Erzähler
• die Protagonisten
Alle drei sollten nichts miteinander zu tun haben. Sollten ... Auf alle Fälle nicht der Erzähler und der Autor. Das ist enorm wichtig, denn sonst (ich hatte das an anderer Stelle bereits beschrieben) wäre ein Krimiautor auch des Mordes verdächtig.
Ein Argument von Indi möchte ich gleich entkräften: Die "Lehre" am Ende der Geschichte. Das ist Deine Erwartung, liebe Indi und nur Deine. Denn diese Lehre wäre eine Verbeugung des Autors an die Sicht und die Anforderungen an Pädagogik der heutigen Zeit. Ist es eine Geschichte, beschriebt sie ein Geschehnis und fertig. Die Moral von der Geschicht ... gibt es nicht.
Gerade hier im Joy haben wir oft das Problem, dass die Ich-Perspektive benutzt wird und wenn der Autor nicht ganz sauber arbeitet, verschmilzt der Protagonist der Geschichte tatsächlich mit dem Nick, also dem Autor. Das scheint mir hier geschehen. Was dann wiederum bedeutet, lieber semaforo, dass in Deiner Geschichte dann doch nicht alles perfekt ist. Das ist jetzt keine Kritik, denn dann müsste ich die Leser genau so kritisieren. Darum geht es nicht, sondern darum, mitzunehmen und darüber nachzudenekn für die hoffentlich nächste Geschichte von Dir, wo du da noch Potential hast.
Was das Schreiben in der Gegenwart betrifft - da gebe ich dir recht. Das ist eine Unsitte, eigentlich Betrug, weil es "durch die Hintertür" unmittelbares Erleben vorgaukelt und auch Tempo. Es gibt genug Mittel, die man einsetzen kann, um darauf verzichten zu können.
Aber wie gesagt - deutlichere Trennung zwischen Autor und Erzähler - wäre meine Idee in diesem Fall ...
Vielleicht versuchst du einmal, n ur für dich, diese Geschichte als neutraler Beobachter aus der auktorialen Perspektive zu schreiben ...
**********Engel Frau
25.859 Beiträge
Gruppen-Mod 
Also, nachdem ich die Geschichte nun auch endlich gelesen habe (dank Urlaub *freu*), kann ich so manche Kritik für mich persönlich nicht nachvollziehen.

Ich nickte natürlich auch alles ab während des lesens, da ich es ähnlich auch erlebt habe - übrigens ohne für mein Erwachsenenleben Schaden zu nehmen. Und auch wir haben damals einen Lehrer quasi "entsorgt"; auch dieser wurde mit dem Rettungswagen abtransportiert, man sah ihn nie mehr wieder.

Ich möchte in dieser Geschichte ganz ehrlich kein Resumée dessen, was damals geschah, lesen. Das würde für mich diese "Szenenbetrachtung" zerstören. Es ist rund für mich, so wie es ist. Jedem bleibt dabei offen, sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen. Das Geschehene wirkt im Leser, manche erinnern sich an ähnliche Erlebnisse, die Jüngeren schütteln den Kopf, dass es sowas tatsächlich mal gab. So mag ich Geschichten auch - sie hinterlassen Gefühle und Gedanken in uns.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Es gibt wirklich nur sehr wenige literarische Arbeiten, die in der Gegenwartsform geschrieben sind.

Ja, so war es tatsächlich lange Zeit. Doch inzwischen, lieber semaforo, hat sich das doch sehr geändert. Es gibt mittlerweile ziemlich viele Romane, Erzählungen und Geschichten, die in der Gegenwartsform geschrieben wurden. Ob das immer sinnvoll ist, sei mal dahingestellt.

Doch hier in deiner Geschichte fände ich für mich persönlich das auch besser, direkter und passender. Da möchte ich meinen Vorrednern teilweise zustimmen. Was jedoch nichts daran ändert, dass es trotzdem ein lesens- und bemerkenswerter Text ist, der Respekt verdient - zumal das bisherige Feedback zeigt, dass er seine Leser offenbar aufwühlt und beschäftigt.

(Der Antaghar)
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.310 Beiträge
Abschließend ( natürlich nur für mich *g* ) möchte ich noch Folgendes anmerken:

Man muss in einem Resümee keine Lehre ziehen. Die sollte, wenn überhaupt, wirklich jeder Leser für sich aus einer Geschichte gewinnen. Ein Resümee aber gibt dem Erzähler die Möglichkeit, Stellung zu beziehen, und das ist es, was mir hier fehlt, lieber @*******jan: Die Distanz des Erzählers zu seinem Handeln in der Jugend.

Weil diese Distanz fehlt, wird der Grundtenor dieser Geschichte von mir als Leser so wahrgenommen: Das Ganze ist aus der Sicht des Erzählers eine bewundernswerte Heldentat gewesen. So, als wäre der gesundheitliche Schaden, den die Jungen angerichtet haben, völlig okay, fast sogar ein "Richtig so!"

Und, vor allem: Als sei es das aus der Sicht des Erzählers immer noch so. Allein der Titel deutet in meiner Wahrnehmung schon darauf hin.

Deshalb ist das Unbehagen da.
**********Engel Frau
25.859 Beiträge
Gruppen-Mod 
Nun, daran sieht man mal wieder deutlich, dass Geschichten auf jeden Leser anders wirken. *g*

Den von Dir beschriebenen Eindruck, liebe @********elle, kann ich so absolut nicht bei mir feststellen.

Und hätte der Erzähler hier Stellung bezogen, wäre es für mich keine gute Geschichte mehr. Dies soll ja auch keine psychologische Abhandlung sein, bei der ein Geschehen bewertet wird. Wenn ich die Intention des Autors richtig verstanden habe.
Aber liebe Freunde, eines scheint mir hier ziemlich klar - und das ist es, was für mich zum großen Teil eine gute Geschichte ausmacht: Sie lässt keinen kalt und sie ermuntert zum eigenen Denken.
Zitat von *******jan:
Aber liebe Freunde, eines scheint mir hier ziemlich klar - und das ist es, was für mich zum großen Teil eine gute Geschichte ausmacht: Sie lässt keinen kalt und sie ermuntert zum eigenen Denken.

Und mit diesem Kommentar ziehe ich für mich einen Schlussstrich unter die Diskussion. Gern könnt Ihr weiter argumentieren oder mich bei Interesse per CM anschreiben. Aber ich für mich habe hier glaube ich alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt.

Auf jeden Fall, vielen Dank an alle, die die Geschichte gelesen, sich die Mühe gemacht haben, Ihre Gedanken niederzuschreiben und sich überhaupt damit zu befassen.
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Ich habe bis jetzt nichts geschrieben, da ich damit beschäftigt war, Leuten etwas beizubringen.

Leider habe ich wenig Verständnis für türenknallende Schüler, zumal, wenn sie sich damit gegen einen Invaliden "wehren". Bitte versteht mich nicht falsch - Körperverletzung durch ein Schlüsselbund (Platzwunde, Auge oder Zahn raus) bleibt Körperverletzung und muss geahndet werden. Aber hier haben die Schüler übertrieben, und dem kann ich nicht applaudieren.
Trotz meines eigentliche abschließenden Posts möchte aufgrund des Kommentars von @**********henke noch einmal das Wort ergreifen.

Denn sein Kommentar hat mich tatsächlich ratlos hinterlassen. Er, wie offenbar viele andere, unterstellen zunächst mal, die Geschichte sei autobiografisch. Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass dies nicht der Fall ist.
Ich glaubte, mich in einer Gruppe zu befinden, die sich mit literarischen Kurzgeschichten befasst. Und wie @*******jan schon schrieb:

Gerade hier im Joy haben wir oft das Problem, dass die Ich-Perspektive benutzt wird und wenn der Autor nicht ganz sauber arbeitet, verschmilzt der Protagonist der Geschichte tatsächlich mit dem Nick, also dem Autor. Das scheint mir hier geschehen. Was dann wiederum bedeutet, lieber semaforo, dass in Deiner Geschichte dann doch nicht alles perfekt ist.

wird hier oft der Ich-Erzähler mit dem Protagonisten identifiziert. Wer so an literarische Texte herangeht, begeht schon mal einen Fehler, denn erzählende Texte müssen nichts biografisches mit dem Autor zu tun haben. Der bekannteste Roman in Briefform, der mir grade einfällt, ist "Drakula". Und der Briefeschreiber Jonathan Harker ist ganz offenbar nicht identisch mit dem Roman-Autor Bram Stoker. Wer das Gegenteil beweist, kriegt von mir ein Sektfrühstück. Nackt serviert. Unabhängig vom Geschlecht.

Und jetzt für @*******jan Ich behaupte nicht, dass an meiner Geschichte alles perfekt ist. Aber dass ich als Autor dran schuld sei, dass die Leser Autor und Protagonist als dieselbe Person ansehen, dafür kann ich wirklich nichts. Im Gegenteil sollten diejenigen, die nicht in der Lage sind, reale Person und fiktive Person zu trennen, ihr eigenes Leseverhalten und -verständnis hinterfragen
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.310 Beiträge
Er, wie offenbar viele andere, unterstellen zunächst mal, die Geschichte sei autobiografisch.

Das ist genauso eine Unterstellung. Kamelienschenke schrieb lediglich, dass er wenig Verständnis für die Schüler hat. Wie Du daraus konstruierst, dass er den Autor mit dem Protagonisten gleichsetzt, ist für mich nicht klar.
**********Engel Frau
25.859 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich habe auch kein Verständnis für mordende Serienkiller, die ihre Opfer regelrecht abschlachten. Und bin dennoch Riesenfan von z.B. "Criminal Minds".

Leute, jetzt lasst doch bitte mal die Tür im Haus. Was ist denn plötzlich los mit Euch?
Seit wann geht ihr so auf neue Mitglieder los, die gut schreiben können?
Soll das der neue Standard sein, so dass wir Eure Geschichten nach denselben Kriterien auseinandernehmen? Könnt Ihr gerne haben.
Zitat von ********elle:
Er, wie offenbar viele andere, unterstellen zunächst mal, die Geschichte sei autobiografisch.

Das ist genauso eine Unterstellung. Kamelienschenke schrieb lediglich, dass er wenig Verständnis für die Schüler hat. Wie Du daraus konstruierst, dass er den Autor mit dem Protagonisten gleichsetzt, ist für mich nicht klar.

Und wie du darauf kommst, dass ich ausschließlich @**********henke meine, ist für mich nicht klar.
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