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Aua: wir sind Arschlöcher

Aua: wir sind Arschlöcher
„IHR SEID ARSCHLÖCHER!!!“

Diesen Satz höre ich in letzter Zeit mit gesteigerter Häufigkeit. Ausgesprochen wird er von unserem frisch ausgelernten neuen Kollegen. Kaum verwunderlich für eine Geschichte die Anfangs des Jahres 2020 beschrieben wird, handelt sie von Menschen die sich in der Corona-Zeit merkwürdig verhalten.

Er ist ziemlich groß, sportlich, dünn aber nicht mager. Sein Gesicht hat klare maskuline Gesichtszüge. Zwar hat er noch eine große Portion Jugendlichkeit, wenn nicht sogar Kindlichkeit in seinem ganzen Auftreten, aber er hat schon einen breiten Unterkiefer und einen stechenden, selbstsicheren Blick. Seine schwarzen Haare trägt er stets kurz und modisch frisiert. Auch sonst ist er recht gepflegt und kommt damit bei den meisten Menschen sicherlich gut an.
Sitten und Gebräuche seiner Generation beherrscht er ebenfalls vorzüglich, z.B. alle 2 Minuten aufs Handy schauen, Autos und andere Sachen auf Pump kaufen oder 5 Jacken bestellen und 4 davon zurückschicken. Manch einer meiner Leser findet das vielleicht normal, ich kann dabei nur den Kopf schütteln.
Selten läßt er mal eine Gelegenheit aus sich krank zu melden. Wann immer er sich mal bei der Arbeit geschnitten, oder einen Fingernagel zertrümmert hat, vollführt er eine an Lächerlichkeit grenzende Posse. Daher rührt es, daß wir ihn binnen kürzester Zeit nicht mehr mit seinem Vornamen ansprechen, sondern ihn nur noch unser „Auale“ nennen.
Natürlich kommt dem Auale sehr entgegen, daß er sich Anfang März ein bischen kränklich fühlt und so kündigt er telefonisch bei unserem Chef an, zu einem Drive-In Corona-Test zu gehen. Obwohl er sicherlich mit einer langen langen relaxten Quarantäne-Zeit gerechnet hat, beschert ihm der Test jedoch nur wenige Tage zuhause. Sein Testergebnis war negativ und so sehen wir ihn schon bald wieder mit qietschenden Reifen vorfahren. Allerdings hat er die Zeit gut genutzt und nochmal gewaltig auf dem Klopapiermarkt investiert.
Außerdem präsentiert er uns bei seinem Wiedererscheinen stolz eine kleine Sprühflasche mit Desinfektionsmittel die er gerade noch ergattert habe. Die 300ml hätten 27 Euro gekostet. Jedes Mal bevor er sein Handy wieder einpackt, sprüht er sorgsam eine dünne Schicht Desinfektionsmittel darauf. Seine strahlende Begeisterung für diese Tätigkeit spiegelt jäh unser wortloses Unverständnis wieder und es bricht ein regelrechter Sport aus ihn dazu zu bringen irgendetwas einzusprühen. Im Vorbeilaufen husten die Kollegen stets sein Werkzeug an. Woraufhin er sich mit verschränkten Armen auf den dreckigen Boden setzt und „Ihr seid Arschlöcher!“ brüllt.
Es entstehen geflügelte Worte wie: „Paß bloß auf Du Bazillus – ich hol das Auale, der sprüht Dich weg!“. Ihr macht euch kein Bild wie kreativ Mobbing sein kann. Einmal kommt ein Kollege und will seinen Drehmomentschlüßel ausleihen. Als er ihn ausgehändigt bekommt meint er: „Keine Angst, meine Hände sind steril, habe gerade eben drübergepisst.“
„IHR SEID ARSCHLÖCHER!“
Ich beuge mich zu ihm hinunter und frage ihn mal ganz ernst: „Wieso bin jetzt im Augenblick gerade ich ein Arschloch? Ich hab doch gar nichts gemacht.“
„Aber Du lachst!“
„Tja Bub, es ist eben so – wenn Du Schwäche zeigst, wenn Du zeigst, daß Dir irgendetwas was ausmacht, dann wirst Du fertig gemacht. Das ist nicht schön, aber es ist einfach so.“

Einige Tage vergehen und das ganze flaut ein wenig ab. Die Kollegen schaffen es immernoch ab und zu ihn auf die Palme zu bringen, aber ein Stück weit kommt auch sein jugendlicher Freiheitsgeist zurück. Er sehnt sich danach das Leben zu genießen und in dem Zug so einige Vorschriften gut gemeinte Ratschläge sein zu lassen. So wird mit der Zeit seine ursprüngliche Starrhalsigkeit und Angst immer aufgeweichter und seine mantraartig wiederholte Bezeichnung für uns ertönt bei weitem nicht mehr so oft.
Als der Fratz dann in der Mittagspause rülpsend und schmatzend 2 Sitzplätze von mir entfernt hockt, lese ich aus Langeweile mal das Etikett eines Desinfektionsmittelspenders der vor mir auf dem Tisch steht. Dort steht: „… wirkt bakterizid, fungizid und bedingt viruzid... Du Auale was steht auf Deinem Zeug?“
Ohne seine Kaubewegungen von der einen Hamsterbacke zur anderen zu unterbrechen beugt er sich vor, nimmt mit einer schwungvollen Bewegung seine heißgeliebte Sprühflasche in die Hand und liest vor: „...bakterizid, fungizid, nicht viruzid… öh?“
„Hahaha, das wirkt gar nicht gegen Viren!“, mit diesen Worten falle ich lachend vom Stuhl und sehe noch aus dieser Perspektive seine Hosenbeine aus dem Raum stürmen, begleitet von den Worten: „Ihr seid Arschlöcher!“. Mein erster Versuch auf den Stuhl zurück zu kehren scheitert am anhaltenden Lachanfall. Das nächste was ich wieder klar sehe, sind die ganzen Kollegen, von denen sich die Hälfte verschluckt hat und mit knallroten Köpfen röchelnd dasitzt und der Rest, der ihnen auf den Rücken klopft und sich auch kaum halten kann.







#hirneinschalten #bleibnormal #systemmarionette
Ich habe einfach mal versucht eine Geschichte aus der jüngsten Vergangenheit nieder zu schreiben, dabei habe ich mit einigen Stilmitteln experimentiert. Ich habe es hier reingestellt, weil ich auf kritische Rückmeldung hoffe. Es hätte auch woanders hin gepaßt und kann ja noch verschoben werden.
Amüsant!
So schaute ich nicht lektorisch drauf unf fand auch nichts Kritikwürdiges!

Bakterisiiting, Fungitigitting, Viralternatifitting in Personalunion führt leicht zu Extremmobbing, gell?!

*top2*
*******ush Frau
1.264 Beiträge
@*********bling :
Gute Geschichte, amüsant, trotzdem mit Schärfe: Du beschreibst das Verhalten der Kollegen, das Mobbing, was eigentlich ja negativ ist, aber du rechtfertigst es weder, noch streitest du es ab. Das zeugt von der Fähigkeit, sich selbst mit Distanz zu betrachten, und ich sehe sowas nicht so oft in Geschichten. Es spricht mich sehr an.

LG
Zoe
Ich möchte vor allen Dingen zeigen, daß Mobbing dieser Art absoluter Alltag ist und zwar überall wo ich jemals gearbeitet habe.
Ich selber bin auch dabei, das streite ich nicht ab. Ich würde wahrscheinlich auch lieber ohne Mobbing leben, aber so wie es ist, ist es. Ich mache es auch aus Selbstschutz (bei weitem nicht nur deswegen) und ich mache mir schon Gedanken darüber. Klar ist: es ist in keinster Weise hilfreich, für niemanden.
Was ich aber sehr oft erlebe ist, daß viele Menschen so tun als wäre das unglaublich schrecklich. Gerade in sozialen Netzwerken und in irgendwelchen Medien, z.B. wenn ein erwachsener Mann heult, weil irgendjemand im Stadion "Kannacke" gesagt hat. Ich will zeigen wie es ist. Wenn jemand sich wegen Mobbing beschwert nennen ihn die anderen "Einzelkind".

Es ist wie Marihuana-Rauchen - für viele ist es der Weltuntergang, aber Zehntausende tun es ohne Blitz und Donner.
Me 2
*********ld63 Frau
8.551 Beiträge
Ich hab mich gut amüsiert, @*********bling! *bravo*
Du hast eine gute Beobachtungsgabe, am Schreibstil läßt sich sicher noch feilen, aber ich hab es sehr gern gelesen.

Was das "Mobbing" betrifft:
Ich finde nicht, dass die Hänselei des Kollegen wirklich unter Mobbing fällt, weil ihr das offen macht und Aua darauf reagieren kann, er weiß, dass ihr ihn aufzieht. Mehr ist das in meinen Augen nicht, ich finde eure Späße nicht mal bösartig.

Mobbing beginnt in meinen Augen erst dann, wenn hinter dem Rücken der betroffenen Person gezielt deren Ruf geschädigt wird und sie keine Chance hat, sich zu wehren oder etwas dazu zu sagen, weil sie womöglich gar nicht genau rausfinden kann, wer wie gegen sie intrigiert.
******ier Frau
38.648 Beiträge
Bei Fäkalsprache bin ich raus.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Amüsant. Aber ich habe eine andere Sicht auf die Sache mit dem Mobbing. Aus der Sicht eines damaligen Opfers - als Kind und als Jugendliche und auch noch als Erwachsene - während meiner 1. Umschuldung.

Mobbing ist nicht schön und nett und letzten Endes auch nur für die Täter und die beteiligten Zuschauer lustig. Mobbing ist in meinen Augen ein Zeichen von Schwäche und auch von sozialer Inkompetenz derer, die das Mobbing ausüben, um sich über andere Menschen zu erhöhen und diese klein zu halten.

Mobbing macht sehr, sehr viel mit seinen Opfern. Das geht hin bis zur Traumatisierung, sozialen Ängsten und psychischen Störungen. Eins bedingt das Andere, und das Andere schließt eins nicht aus. Was zuerst da gewesen ist, kann man im Nachhinein oft nicht so genau herausfinden - im Zuge zahlreicher Therapien und und und.

Mobbing sollte man beim Namen nennen dürfen, ohne als Gutmensch und oder Weichei hingestellt zu werden. Mobbing sollte man nicht verniedlichen oder beschönigen, weil, es war ja nur ein Spaß oder so ...

In meiner Schulzeit gab es viele Arschlöcher in meiner Klasse - sobald sie in Rudeln aufgetreten sind. Gemein, grausam und auch dumm. Und auch in dieser ersten Umschulung waren Menschen in meinem Arbeitsumfeld, die einfach nur dumm gewesen sind. In meinen Augen jedenfalls. Mit mangelnder emotionaler Intelligenz und Empathie usw. ...

Aber das Interessante am Mobbing - an dieser "sozialen" Ausdrucksform von irgendwelchen zwischenmenschlichen Defiziten - ist, dass die Opfer meist auch nicht nur Opfer geblieben sind, sondern irgendwann auch mal die Täterrolle einnehmen. Denn im Leben gibt es nicht nur Schwarz und Weiß - sondern vieles tummelt sich im Graustufenbereich. Das macht auch in meinen Augen den Reiz des Lebens aus.

Ich war in meiner Kindheit auch mal ein Täter, einfach um mal zu spüren, wie das ist, auf der anderen Seite des Hebels zu sitzen und Macht über jemanden zu haben.
Und auch das war aus meiner heutigen Sicht damals dumm. ...

Letzten Endes hat man doch gar keine Ahnung davon, was man in seinem Gegenüber damit so alles anrichtet.

Und nun zur Geschichte:

Mich würde den Charakter des jungen Mannes interessieren, warum die Sprühflasche? Warum verhält er sich so, dass die anderen über ihn lachen? Ist er evtl. psychisch nicht ganz gesund?

Du könntest nach meinem Geschmack etwas mit weniger Adjektiven und co arbeiten. Manches davon passt auch nicht ganz innerhalb des Geschichtenstiles für mein Gefühl zusammen.? Aber das ist nur mein Geschmack. ...

An sich finde ich die Geschichte soweit gut, bin aber auch nciht so große "Lektor". Ich lese aus dem Bauch heraus und genauso schreibe ich auch. Ein Guss und ein Fluss zumeist. Anderes wird bei mir zumeist nicht so gut. Da fehlt dann der Drive oder die Glaubwürdigkeit oder oder oder es ist nicht ich.

Ein Tip von mir noch für dich und deinen Aufenthalt hier in der Gruppe: Bleibe immer du selbst - in deinem Schreiben usw. Lass dich von deinem Gefühl leiten, wenn andere dir ihre Ratschläge geben. Und wenn dir jemand sagt, wie etwas zu sein hat - in seinen Augen, dann gehe damit kritisch um. Ich meine damit eher den Stil und das, was du mit deinen Texten sagen möchtest und nicht Dinge wie die Rechtschreibung und Grammatik.

That's it.

Charlie *g*
Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen, es dürfen ruhig noch mehr kommen, aber bis hierhin mal. *g*

Ich gebe Dir @*********ose_K grunzipiell Recht zum Thema Mobbing. Es soll ja aber hier weniger über den Inhalt diskutiert werden, als über den Schreibstil an sich. Ich kann und will es natürlich niemandem verbieten das trotzdem zu tun. Wie gesagt wollte ich damit einfach nur etwas alltägliches wiedergeben. Ohne es einer Bewertung zu unterziehen, sondern einfach ein Zeitzeugnis. Stellt euch vor niemals hätte jemand über Sklaverei geschrieben, weil das ja etwas furchtbares ist und man sowas nicht lesen sollte. *zwinker*
Übrigens hat der junge Mann inzwischen gekündigt.

Ich habe den Charakter vom Auale nicht beschrieben und auch sein Äußeres nur mittel-ausführlich, einfach um die Geschichte nicht zu sehr aufzublähen. Es ist ist wirklich nur die Beschreibung einer einzelnen Begebenheit und für mich einfach nur eine Schreibübung. Ich hatte eine Idee was ich aufschreiben könnte und sehen wie das hier in der Gruppe so funktioniert. Wie es aufgenommen wird, wie damit umgegangen wird und natürlich auch welche Punkte genau kritisiert werden.
Eigentlich beschreibe ich Personen und Szenerien sehr genau. Die vielen Adjektive gehören für mich dazu, aber ich muß natürlich Acht geben, daß sie dem Lesefluß nicht im Weg sind.

Was für einen Charakter hat er?
Er ist wie gesagt sehr jung, frisch ausgelernt, frisch Führerschein, gerade alt genug geworden sich bei Fickbörsen im Internetz anzumelden, glaubt jeden Dummfug den er auf Instagramm liest.
14 Tage lang ist er voll und ganz eingenommen von Corona. Menschen mit mehr Lebenserfahrung die sagen: "bei dem Kasperle-Theater mache ich nicht mit" sind Arschlöcher. Danach ist er 14 Tage abwartend als er bemerkt, daß es vielleicht doch nicht so heiß gegessen wird wie es gekocht wurde. Dann folgen 14 Tage Rebellion und dann nur noch Desinteresse. *g*

Als ich 6 Jahre alt war brachte ein Schulkamerad einen Zeitungsartikel mit in dem stand, daß die Erde bald mit dem Jupiter zusammenstoßen wird. Ich konnte zwischen dieser und anderen Zeitungen damals noch nicht unterscheiden und hatte Heidenangst. Ich habe ein Bild gemalt wo sich Big Foot, das Loch Ness Monster, Dracula und andere mysteriöse Erdenbewohner zusammengetan hatten um sich dem Unheil in den Weg zu stellen. *ggg*
Die Liga der außergewöhnlichen Nicht-Gentlemen, der ich selbst heute noch angehöre.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Ich hab auch nicht gesagt, dass darüber nicht geschrieben werden soll. *lach* Im Gegenteil. Ich befürworte sogar solche Brennpunktthemen in unserem Fach. Ich selbst habe auch schon dies geartetes Verfasst. Ich glaube, sogar hier eingestellt? Ich weiß es nimmer, habe den Überblick verloren. Allerdings keine neueren Sachen.

Ich habe eigentlich auch nur auf Intos Meinung reagiert, weil ich das anders sehe.

Türlich geht es dir ums Handwerk. Aber so kritzelige Themen rufen oft auch Diskussionen auf den Plan. Und das ist doch gut so, finde ich. Weil dann hat so ein Text doch etwas bewirkt, nämlich ein Gespräch angeregt.
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.310 Beiträge
Es soll ja aber hier weniger über den Inhalt diskutiert werden, als über den Schreibstil an sich.

Dennoch gehst Du in Deinem Statement darauf ein:

Ich möchte vor allen Dingen zeigen, daß Mobbing dieser Art absoluter Alltag ist und zwar überall wo ich jemals gearbeitet habe.
Ich selber bin auch dabei, das streite ich nicht ab. Ich würde wahrscheinlich auch lieber ohne Mobbing leben, aber so wie es ist, ist es. Ich mache es auch aus Selbstschutz (bei weitem nicht nur deswegen) und ich mache mir schon Gedanken darüber. Klar ist: es ist in keinster Weise hilfreich, für niemanden.
Was ich aber sehr oft erlebe ist, daß viele Menschen so tun als wäre das unglaublich schrecklich. Gerade in sozialen Netzwerken und in irgendwelchen Medien, z.B. wenn ein erwachsener Mann heult, weil irgendjemand im Stadion "Kannacke" gesagt hat. Ich will zeigen wie es ist. Wenn jemand sich wegen Mobbing beschwert nennen ihn die anderen "Einzelkind".

Es ist wie Marihuana-Rauchen - für viele ist es der Weltuntergang, aber Zehntausende tun es ohne Blitz und Donner.

Diese Sicht der Dinge erkenne ich deutlich in der Geschichte wieder und das empfinde ich als sehr unbehaglich.

Du lässt den Erzähler mit folgenden Worten zum Thema Mobbing Stellung nehmen:

Ihr macht euch kein Bild wie kreativ Mobbing sein kann. Einmal kommt ein Kollege und will seinen Drehmomentschlüßel ausleihen. Als er ihn ausgehändigt bekommt meint er: „Keine Angst, meine Hände sind steril, habe gerade eben drübergepisst.“
„IHR SEID ARSCHLÖCHER!“
Ich beuge mich zu ihm hinunter und frage ihn mal ganz ernst: „Wieso bin jetzt im Augenblick gerade ich ein Arschloch? Ich hab doch gar nichts gemacht.“
„Aber Du lachst!“
„Tja Bub, es ist eben so – wenn Du Schwäche zeigst, wenn Du zeigst, daß Dir irgendetwas was ausmacht, dann wirst Du fertig gemacht. Das ist nicht schön, aber es ist einfach so.“

Allein diese Aussage macht etwas mit empfindsamen Menschen. Sie bekommen nämlich Angst. Angst, sich selbst und ihre Gefühle auszudrücken. Sie werden zu Schweigern, um sich nicht mehr zum Angriffsziel zu machen. Damit passen sie sich noch besser in das Opferschema ein, können noch leichter gemobbt werden.

Nicht jeder wird aufgrund eines schlechten Verhaltens von anderen abgelehnt und ständig aufgezogen und verlacht. Dazu reicht einfach schon ein Mensch, dem die Nase des Kollegen nicht gefällt.

Aber das nur zum Thema Mobbing, mit dem ich mir einen behutsameren Umgang wünschen würde. (Btw.: Schönen Gruß an Deinen Protagonisten: Seit ich mit meinen Schwächen und Ängsten offen umgehe, merke ich ein absolut gegensätzliches Verhalten: Die Menschen respektieren das und nehmen darauf Rücksicht. *g* )

Nun zum Stil:

Wenn die ganze Geschichte wertneutral sein soll, hast Du meiner Meinung nach einen massiven Fehler gemacht: Die Beschreibung des "Auale" ist bereits durch die Einleitung negativ vorgeprägt, und auch die Beschreibung selbst ist eher dazu gedacht, das spätere Mobbing zu rechtfertigen als dass sie neutral und wertfrei wäre.

Dann kommen die Hashtags hinzu, die Du dem Text hinzugefügt hast. Hashtags haben zwei mögliche Intentionen:

1. Im Internet werden sie oft benutzt um eine Reichweite zu bekommen, indem man eigene Beiträge unter Verwendung bestehender Hashtags postet, beispielsweise bei Twitter oder Instagram oder wo auch immer.

2. Sie werden benutzt um die Deutung eines Textes von vorneherein in eine dem Verfasser wunschgemäße Richtung zu steuern.

#hirneinschalten #bleibnormal #systemmarionette

Spätestens bei Systemmarionette war ich dann soweit, den ganzen Text für mich als unmöglich zu verwerfen.

So, und nun zum Handwerklichen:

Kaum verwunderlich für eine Geschichte die Anfangs des Jahres 2020 beschrieben wird, handelt sie von Menschen die sich in der Corona-Zeit merkwürdig verhalten.

Da fehlen Kommata.

"Kaum verwunderlich für eine Geschichte, die Anfangs des Jahres 2020 beschrieben wird, handelt sie von Menschen, die sich in der Corona-Zeit merkwürdig verhalten.

Er ist ziemlich groß, sportlich, dünn aber nicht mager.

Auch hier fehlt ein Komma:

"Er ist ziemlich groß, sportlich, dünn, aber nicht mager."

Sitten und Gebräuche seiner Generation beherrscht er ebenfalls vorzüglich, z.B. alle 2 Minuten aufs Handy schauen, Autos und andere Sachen auf Pump kaufen oder 5 Jacken bestellen und 4 davon zurückschicken.

Zwar muss man heute keine Zahlen mehr ausschreiben, aber mich reißen Ziffern aus dem Lesefluss, ebenso wie Abk. ; )

Selten läßt er mal eine Gelegenheit aus sich krank zu melden.

lässt

Daher rührt es, daß wir ihn binnen kürzester Zeit nicht

dass (das kommt jetzt noch öfter vor, daher werde ich das nur dieses eine Mal korrigieren. "Daß" ist eine veraltete Rechtschreibung, die heute nicht mehr gültig ist.

Natürlich kommt dem Auale sehr entgegen, daß er sich Anfang März ein bischen kränklich fühlt

dass (klar)
bisschen

Obwohl er sicherlich mit einer langen langen relaxten Quarantäne-Zeit

Hier gehört meines Erachtens nach dem ersten"langen" ein Komma.

Sein Testergebnis war negativ und so sehen wir ihn schon bald wieder mit qietschenden Reifen vorfahren

quietschenden

Außerdem präsentiert er uns bei seinem Wiedererscheinen stolz eine kleine Sprühflasche mit Desinfektionsmittel die er gerade noch ergattert habe.

Komma zwischen Desinfektionsmittel und die

Seine strahlende Begeisterung für diese Tätigkeit spiegelt jäh unser wortloses Unverständnis wieder

Davon abgesehen, dass widerspiegeln nicht mit ie im "wider" geschrieben wird, frage ich mich, was dieser Ausdruck da soll? Widerspiegeln bedeutet, dass etwas reflektiert wird. Aber in meinem Sprachgefühl wird da nichts reflektiert, sondern das Unverständnis der Kollegen ist die Folge dieser Tätigkeit. Höchstens spiegelt der "Sport, ihn dazu zu bringen, irgendetwas einzusprühen" das Unverständnis wider.

Im Vorbeilaufen husten die Kollegen stets sein Werkzeug an. Woraufhin er sich mit verschränkten Armen auf den dreckigen Boden setzt und „Ihr seid Arschlöcher!“ brüllt.

Mich stört da massiv, dass diese beiden Sätze getrennt werden. Nach meinem Sprachgefühl beginnt man keinen Satz mit "Woraufhin" , da dieses Wort auf einen Zusammenhang hinweist, der in diesem Satz vorausgehen müsste. Also entweder:

"Im Vorbeilaufen husten die Kollegen stets sein Werkzeug an, woraufhin er sich mit verschränkten Armen auf den dreckigen Boden setzt und „Ihr seid Arschlöcher!“ brüllt."

Oder eine andere Lösung finden. "Daraufhin setzt er sich mit verschränkten Armen auf den dreckigen Boden und brüllt: "Ihr seid Arschlöcher!" wäre die sprachlich bessere Lösung, ist mir persönlich aber für eine Geschichte zu amtlich.

„Paß bloß auf Du Bazillus – ich hol das Auale, der sprüht Dich weg!“


Pass

"Du" wird in wörtlicher Rede klein geschrieben.

. Einmal kommt ein Kollege und will seinen Drehmomentschlüßel

Drehmomentschlüssel

Einige Tage vergehen und das ganze flaut ein wenig ab. Die Kollegen schaffen es immernoch

Das Ganze
immer noch

Er sehnt sich danach das Leben zu genießen und in dem Zug so einige Vorschriften gut gemeinte Ratschläge sein zu lassen.

Zwischen "danach" und "das" muss ein Komma.

Allerdings ist der Satz für mich auch ein Stolperstein, bei dem ich aus dem Textfluß komme. Ich vermute mal, es soll bedeuten, dass er Vorschriften lieber als Ratschläge ansehen möchte. Aber dann würde ich das auch so schreiben.

"Er sehnt sich danach, das Leben zu genießen und in dem Zug so einige Vorschriften lieber als gut gemeinte Ratschläge zu anzusehen."
So zum Beispiel.

Als der Fratz dann in der Mittagspause rülpsend und schmatzend 2 Sitzplätze von mir entfernt hockt, lese ich aus Langeweile mal das Etikett eines Desinfektionsmittelspenders der vor mir auf dem Tisch steht.

Zwischen "Desinfektionsmittelspenders" und "der" muss ein Komma.

Dort steht: „… wirkt bakterizid, fungizid und bedingt viruzid... Du Auale was steht auf Deinem Zeug?“

Steht das wirklich so auf dem Spender? ; )

Das nächste was ich wieder klar sehe, sind die ganzen Kollegen, von denen sich die Hälfte verschluckt hat und mit knallroten Köpfen röchelnd dasitzt und der Rest, der ihnen auf den Rücken klopft und sich auch kaum halten kann.

Zwischen "nächste" und "was" gehört ein Komma.

Das sind jetzt die Punkte, die mir an Rechtschreibung und Grammatik aufgefallen ist. Ob es da noch mehr gibt, weiß ich nicht. ich bin da auch kein Mega-Experte. : )

Allerdings zeigt es deutlich, dass Du den Text dringend noch einmal überarbeiten musst.
Für mich stellt sich die Frage, wie darf man denn überhaupt auf die nötigende Art solcher beratungsresitenten und nervenden Zeitgenossen reagieren. Darf und muss man es sie nicht spüren lassen? Was bleibt denn, wenn Gespräche nichts nützen, als Ironie und Sarkasmus? Gibt Ignoranz nicht auch das Recht sich dagegen zu wehren?
Mobbing ist für mich mit der Absicht verbunden, jemanden zu verletzen, zu demütigen, fertig zu machen. Die Absicht habe ich aus dem Beitrag nicht rausgelesen. Eher eine mittels Ironie überspielte Ohnmacht. Ich war auch die ganze Jugend lang Opfer. Aber da ging es immer darum, mittels Demütigung meinerseits den Selbstwert der Täter zu heben oder stabilisieren. Das ist zumindest für mich ein Kennzeichen von Mobbing.

Für mich ist der Text gerade wegen der genauen Beschreibung der Gefühle des erzählenden Protagonisten, seines Standpunktes sehr authentisch und eben nicht pädagogisches Lehrstück und Zeigefinger!
*******ush Frau
1.264 Beiträge
Ich schließe mich oloves Meinung an. Geschichten, in denen alles Gute eindeutig gut ist und alles Schlechte eindeutig schlecht und auch von allen Protagonisten politisch korrekt eingeschätzt wird, sind doch irgendwie langweilig. Geschichten leben von Konflikten zwischen Protagonisten und Antagonisten, und auch zwischen Autor und Leser. Geschichten ohne Konflikt, nur mit Friede, Freude, Eierkuchen gehören ins Kochbuch.
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.310 Beiträge
Mir ging es nicht darum, dass diese Geschichte nicht auch ein solches Statement abgeben darf. Allerdings wurde hier auch darüber geschrieben, dass die Geschichte wertneutral dargestellt sei - und das ist sie nach meinem Leseverständnis eindeutig nicht.
Ja, vielen Dank Dir @********elle , daß Du Dir die Mühe gemacht hast das so genau anzuschauen. Genau so eine Kritik brauche ich, wenn ich nicht nur tolle Forenbeiträge, sondern auch veröffentlichungsfähige Sachen schreiben möchte.
In einigen Fällen gebe ich Dir Recht was die Kommas angeht, in anderen Fällen eher nicht, aber alle diese Punkte werden nochmal überprüft wie sie irgendwie runder gestaltet werden können. Danke nochmal wirklich, ich weiß Auseinandersetzung sehr zu schätzen. *g*

Mit dem "ß" stößt Du halt bei mir auf taube Ohren. Die neue Rechtschreibung ist bei mir veraltet. Das ist für mich ein Akt des zivilen Ungehorsams gegenüber Leuten die meine Sprache zersetzen. Aus den Maßen einer Frau, soll die Masse einer Frau gemacht werden. Das raubt viel vom poetischen Charakter des deutschen Idioms.

Inhaltlich ist es mit dem Mobbing eben so, daß ich da selber natürlich auch eine Meinung dazu habe, aber für mich selbst in dieser Hinsicht keinen Heiligenschein beantrage. *floet*

Zu den Hashtags muß ich sagen, daß ich sie als Satire betrachte. Da ich selber nicht an social media und whatsapp und so Zeug teilnehme, beobachte ich dieses Schauspiel als Außenstehender mit einer großen Portion Ironie für all die Fettnäpfchen mit denen sich Schreiber tollpatschig entlarven, daß sie den Sachverhalt den sie behandeln selber nicht verstanden haben.
Insofern... #hashtagsfürgehirnprothesenträger
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.310 Beiträge
Aus den Maßen einer Frau, soll die Masse einer Frau gemacht werden.

Das stimmt nur leider nicht... : )

Die Maße bleiben auch Maße, weil das "a" ein langer Vokal ist, während bei der Masse das "a" als kurzer Vokal ausgesprochen wird.
Diese Regeln "dies und das ist so und so, weil dieser Vokal so ist und..." machen das ganze nicht einfacher.
In der Schweiz z.B. ist das "ß" komplett abgeschafft. Dort wird "gross" tatsächlich "groohß" ausgesprochen und lauter so komische Sprachvergewaltigungen. Ich stelle da gewaltig meine Nackenhaare auf Krawall und verteidige das "ß" in meiner Sprache. *zwinker*
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Wertneutral, genau. Das geht auch in die Richtung mit den zuvielen Adjektiven. Das ist eine heikle Sache das. *lach*
*******ush Frau
1.264 Beiträge
Dazu habe ich mal eine Frage: Warum wird es manchmal als schlechter Stil bezeichnet, Adjektive zu verwenden? Ok, eine lange Aufzählung von mehreren Adjektiven hintereinander, die sich auf ein einziges Substantiv beziehen, finde ich selbst auch nicht so toll, aber gar keine? Und was genau wären denn zu viele? Oder ist das nur eine Geschmackssache? Was ist die Logik hinter dieser Forderung, die manchmal aufgestellt wird?
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Nee, es geht doch nicht um gar keine. Eher um das richtige Maß. Also mir jedenfalls. Und natürlich auch die am geschicktesten. Ala ... Wo umschreibe ich meine Protas so, dass ich eben nicht werte.

Wenn ich schreibe:

Der dumme Bauer geht schlurfend und mit hängendem Kopf über den Feldweg.

dann wertete ich ihn ab mit dem Wort dumm.

Aber wenn ich einen Weg finde, das dumm, nunja ... gekonnt mit Worten herauszukristallisieren, aber nicht zu viel, sondern noch mit Freiraum für den Leser ...

Z.b. ...

Der Bauer geht schlurfend und mit hängendem Kopf über den Feldweg. Sein Eimer ist löchrig und dennnoch versucht er damit Wasser für seine Pflanzen am Brunnen zu holen.

So ungefähr? Oder auch anders.

Ich lasse das dumm weg, und lasse meinen Prota etwas tun, was der Leser interpretieren kann. Und wenn ein wertendes Adjektiv oder anderes Wort doch unbedingt sein muss, dann nur um den Leser gezielt an ganz bestimmten Stellen wohinzugeleiten.

So jedenfalls verstehe ich das und versuche das auch schreiberisch umzusetzen. Gelingt nicht immer, aber manchmal. ^^ Ich hab ja auch son einen Hang zu zuvielen Adjektiven. Gelegentlich, wenn die Phantasie zu sehr mit mir durchgeht und ich schnell schnell und hopplahopp etwas fertig machen will.
*******ush Frau
1.264 Beiträge
Ah, verstehe, es geht also nicht um Adjektive generell, sondern die damit verbundene Wertung, bzw das Abkürzen einer Umschreibung durch ein einfaches Adjektiv. Ergibt Sinn, auch wenn es Texte gibt, bei denen mehr Kürze verlangt wird, als ich eigentlich schreiben möchte. In der Kopfkino-Gruppe geht es mir z.B. gelegentlich so, dass ich Schwierigkeiten habe, mich an die gewünschte Obergrenze für Kurzgeschichten zu halten und dann die Geschichte, bevor ich sie zu arg verstümmele, lieber gar nicht erst poste. Aber das scheint hier ja zum Glück kein Kriterium zu sein.

Lieben Dank, @*********ose_K , für die Erläuterung!
LG
Zoe
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Wirkliche Kurzgeschichten und Kürzestgeschichten sind - genauso wie wirkliche Gedichte - die hohe Schule. *lol* Weil, da MUSS jedes Wort sitzen, sonst hapert der Text. Das ist eine Kunst für sich. Verdichtung. Alles überflüssige rausschmeißen. Deswegen behaupte ich von mir auch nicht, dass ich Gedichte schreiben kann - außer umgebrochene Prosa. *lach*
Ich wünschte ich könnte umgebrochene Prosa schreiben...
Aber ich gebe Dir Recht in dem Punkt, daß in flüssigen Geschichten überflüssige Worte sehr stark auffallen. Meinst Du das ist bei mir echt so?

Zum Teil mache ich das aber auch so, weil ich vor allem Geschichten erzähle und sie bei weitem nicht so oft schreibe. Daher rühren dann Formulierungen wie: "...einer langen langen relaxten Quarantäne-Zeit...". Das macht man eigentlich beim Schreiben gar nicht. Ich habe es bewußt gemacht, aus der lebendigen Erzählgewohnheit heraus.

Was ist wenn ich den Bauern aus Deinem Beispiel abwerten möchte?
Würdest Du dann tatsächlich "wertneutral" beschreiben wie dumm er ist, anstatt einfach das Wort "dumm" zu gebrauchen?
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.310 Beiträge
Aber geht es denn nicht genau darum, wenn man schreibt? Dass sich die Leser ein eigenes Bild machen sollen, anhand der Handlung, statt dass sie die Wertung quasi vorgegeben bekommen?
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Ich gebe Indivisuelle völlig recht. Genau darum geht es doch. Oder?

Isaro, ich würde ihn etwas tun lassen, was ihn dumm erscheinen lässt oder unwissend und nicht dumm direkt schreiben.
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