Gong
Durch sieben Türen muss ich gehen, sieben Mal mich im Spiegel drehen und sieben Mal mich selbst berühren, während ich mir den Hohlweg mit frischen Rosenblättern bestreue und ein Halleluja der Wunschworte singe, bevor ich ihn mit meinen Taten betrete. Ich sehe die drei Freundinnen, am anderen Tischende sitzend, wie sie kichern. Sie treffen sich aller Jubeljahre einmal irgendwo in den deutschen Landen. Jetzt schwätzen sie leise Worte und verschwärmen sich über den nächsten Thailandurlaub. Sie diskutieren über ihr Gesundheits- und Umweltbewusstsein und tauschen Erinnerungen aus, obwohl der Gong das fünfzehnminütige Schweigen längst verkündet hat.
Fünfzehn Minuten. Fünfzehn Minuten zu mir finden und meinen eigenen Gedanken folgen. Fünfzehn Minuten meinen eigenen Zähnen zuhören, wie sie geräuschvoll kauen. Fünfzehn Minuten meine Zunge durch die Mundhöhle wedeln lassen und Festes trinken sowie Flüssiges kauen. Fünfzehn Minuten sinnieren und mich fragen, was werden wird. Ob gut oder schlecht, sei mal dahingestellt.
Ich kaue genüsslich mein Wasser mit Geschmack und bin still. Ich stelle mir vor, so eine Gönnerin zu haben, der ich meine Art und mein Tun andienere, den ganzen Hohlweg entlang und mich gruselt es.
© CRK, HH in BW, 5/2020