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Briefe an mich selbst

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**SK
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Briefe an mich selbst
Mein liebes Gestirnenkind,

ich sitze an meinem Schreibpult und käue mein Dasein wieder, wie ein braver Schüler sein auswendig gelerntes Wissen vor dem Lehrer.
Dabei vergehen eine Minute, zwei oder drei oder nein. Es sind sogar geschlagene fünfzehn Minuten, in denen mich die Monotonie des Kauens anekelt und ich die Erkenntnisse meinerseits hinunterwürge. Widerwillig zwar, aber dennoch schlucke ich sie, und mein Gedärm bekommt etwas zu tun, obwohl es momentan gar keinen Hunger hat.
Ich tue dies, weil es der Plan so vorsieht, und ich sonst die Gefahr verspüre in der Losigkeit der Struktur auszuufern, und das wäre gar nicht gut.

„Warum fragst du dich?“
„Nun … braucht nicht jeder Mensch eine vorgegebene Struktur, damit es ihm gut geht? Das habe ich doch gerade erst von dir gelernt.?“
„Nein? …“
„Ah, ach so. Du meintest, ich solle in mich hören, was ich justament benötige, damit es mir wohl ergeht.“
„Hm … Das ist schwierig. Weil ich habe immer noch deine Worte im Ohr, wie du sagtest, dass ich dieses oder jenes für mich machen solle und nicht, weil es die gesellschaftliche Norm vorgäbe, sondern damit es mir danach besser ginge. Etwas ganz allein für mich und nicht, weil jemand das von mir erwartet. Dann wird alles leichter, meintest du zu mir, und ich fände die Motivation.
Nur, was will ich heute von mir? Beziehungsweise was wird mir heute denn guttun? Weiter im Außen aufräumen und entrümpeln, so wie es mein Körper gerade im Inneren vollbringt oder lieber ein bisschen die Seele baumeln lassen und sie mit anderen Dingen pflegen?“
„Verrätst du es mir?“
„Nein? …“
„Ah, … du meinst, ich hätte mich ja schon entschieden, weil ich dir gerade in diesem Augenblick schreibe, um in mir selbst die Antwort aufzuklauben und das beste daraus zu machen.? Natürlich ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen.“

„Gut, dass du mir das heute so deutlich zu verstehen gibst. Mir geht es gleich viel besser, und ich lasse auch gar keine Gewissensbisse aufkommen, wenn ich heute mein Alter Ego in mir einen guten Mann sein lasse und nicht meiner inneren To-Do-Liste folge.“

„Was sagst du? Was soll ich? … „
„Ah, ach so, du meinst, ich solle meine Schmuse lieb von dir grüßen.“
„Ja, ja, … logisch.“
„Die hätte im Übrigen dazu gesagt, gut, dass dich selbst zur Sprache gebracht hast.“

P.S.

„Ja, ich weiß. Ich bin mir selbst mein größter Lehrmeister. Meine Antworten finden sich alle in mir verborgen. Ich weiß. Danke für diese lehrreiche Stunde.“

© CRK, Le, 05/2020
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Tausche Gestirne mit Drachen aus. ^^
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**SK
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Liebes Drachenkind,

heute schreibe ich dir, weil ich ein wenig gehetzt bin und gar nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Habe ich ihn hierhin oder dorthin verlegt oder trage ich ihn gar unter meinem linken Arm - nah am Herzen? …
Schon den ganzen Tag über führe ich Gespräche mit mir selbst, weil ich mich sortieren möchte, aber es geht mehr schlecht als recht.

„Wie bitte?“
Du fragtest mich gerade, was (wohin) gehen würde?“
„Nun mein Schatten macht heute, was er will. Ständig überholt er mich, und einmal hat er sich sogar losgesagt von mir, um sich meinem Dasein endgültig zu entleidigen und ein eigenständiges Leben zu führen. Auf freien Füßen. Oder aber auch auf Freiersfüßen. Wer weiß das schon so genau? … Doch sein Vorhaben war nicht vom Erfolg gekrönt. Ich habe ihn immer wieder eingeholt, und so führt er auch weiterhin sein Schattendasein, und ich bin zufrieden damit. Denn was wäre ich ohne meinen treuen Gefährten, der mir auf Schritt und Tritt folgt – wie ein gelehriger Diener?“
„Ja, ich weiß. Man soll nie den Tag vor dem Abend loben. Ja, ja …“
„Genau deshalb. Stimmt. … Du sag mal, ich habe gehört, du seist heute mit den Hühnern von deinem Hochbette heruntergeklettert und hättest dir dabei auf der blauen Leiter die Fessel vertreten? Stimmt das?“
„Siehste, hab‘ ich doch gesagt, wenn wir zu schnell machen, überholen wir uns selbst, und dann versucht sich unser Schatten aus dem Staube zu machen.“
„Ja, ja, … kenne ich nur zu gut von mir. Da hast du eine Tippel-Tappel-Tour im Kopf, und die will erledigt werden, sonst bekommt der Tag irgendwann eine miese Laune und niest dich voll, weil du ihm nicht gefällig bist.“
„Genauso, das denke ich mir auch. Weniger ist manchmal mehr.“

„Komm morgen geht’s auf große Fahrt, lass es uns anpacken und die sieben Sachen zusammensuchen für den großen Tag! Du kannst ja vorsichtig uneilig voraustippeln, während ich dir wie dein Schatten folgen werde.“

© CRK, LE, 05/2020
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Mein lieber Dodo,

da stehst du nun auf dem Hochhausdach meines Daseins und betrachtest deine oder vielmehr unsere Welt durch deine Sonnenbrille, die seit einiger Zeit keine rosafarbenen Gläser mehr eingefasst hat. Dir sind schöne Flügel gewachsen, obwohl du mir jahrzehntelang vorschwadronierst hast, dass du nicht fliegen kannst.
„Ja, sicher, ich weiß. Du fragst dich, ob dich diese Flügel auch tragen können, wenn du demnächst ins Nichts springst, um wie ein Mauersegler in die Fenster der Straßenschluchten und Gemäuertürme zu blicken, und die Leben dir noch fremder Menschen zu betrachten oder ob sie dich wie bei Ikarus, wenn du Feuer gefangen hast, in Stich lassen.“
„Aber tun wir das nicht alle gelegentlich? Einfach losfliegen und schauen, was sich so ergibt?“
„Mach dir nicht so viele Gedanken darüber, ob und wie was gehen wird, sondern lass es einfach fließen, indem du dir selbst folgst und dein Ding durchziehst.“
„Ich weiß, das tust du sowieso schon. Aber manchmal eben …“ ^^
„Sieh dir deinen Webbereiter den Feuerdrachen an, der dir vom waschechten Chinesen aus der Nachbarschaft vor einigen Jahren geweissagt wurde. Der fliegt ohne Wenn und Aber los, und er atmet sogar Feuer, wenn er von einer Sache begeistert ist. Und wenn du mal tief in dich hineinhorchst, dann spürst du, dass er ein Teil von dir ist. Dein Bruder im Geiste.“
„Ja, ich weiß. Du kreierst deine Bilder nicht am Fließband. Ich weiheiß, du brauchst Atempausen zur Orientierung zwischendurch. Das ist mir schon klar. Aber vertrau meinem Drachen in dir, der weiß viel … und sieht Wege, noch bevor du sie erahnen kannst. „
„Nein, du machst dich nicht zur Bordsteinschwalbe, wenn du mit deinen Ideen auf die Menschen zugehst und sie in Begeisterung oder Nachdenklichkeit wiegst. Wie kommst du denn auf diese Idee? …“
„Ach Kind, manchmal bist du echt anstrengend. Das sage ich dir ganz unvoreingenommen. Lass uns weiter unser Leben aufräumen. Das erscheint wenigstens dir als nicht so gefährlich … Dann hab‘ ich mei Ruh und du gibst dich zufrieden.“
Also …

Bis spätär
dein Charlie
mutausbruch - weltensicht
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Mein lieber Dodo,

was für ein Tag … ist das, der dich zu Mamutschka sagen lässt: „You‘re not alone“, als sie uns im Aufenthaltsraum des Hospitals begegnete und ihr die Tränen erst die eine Wange, dann die andere Wange hinunterkullern ließ und sie sich mit deinem Taschentuch schnäuzen musste.
„Ja, ich weiß, sie sah sehr zerzaust aus, als sie uns mit den Krücken entgegenhumpelte, und dünn war sie. Ja, ja, ich sehe das genauso. Sie hat sich so gefreut, unsere ganze Bagage zu sehen, dass ihre Stimme ganz leise und auch zittrig klang.“
„Ich weiß, es hat dir ein wehes Herzragout bereitet, sie so zu sehen, und du konntest dir ihre Schmerzen nicht mal im Ansatz vorstellen. Aber du hast ihr jedes Wort geglaubt, weil sie sonst nicht der klagende Typ Mensch ist und das Weh nur äußert, wenn ein Normalsterblicher schon längst weinend und lautstark nach einem Schmerzmedikament verlangt hätte.“
Du hast ihr über den faltig sehnigen Handrücken gestreichelt und sie gestützt, als sie sich vom erhöhten Stuhl erheben und mühevoll hochkämpfen wollte. Der Gedanke: „Wie zerbrechlich sie doch ist“, irrte dir dabei durch die Gehirnwindungen, bis er sich wieder zum linken Ohr hinaus verabschiedete und seinen Geschwistern und Müttern und Vätern Platz machte, die an die Kämpfer und Kämpferinnen in ihren Familien dachten.
„Eine Kämpferin ist unsere Mutter auch, das sage ich dir, mein lieber Dodo. So, wie du einer bist, und ich auch. Ja, ja, ich weiß. Das liegt in unseren Familiengenen.“
„Aber was ist, wenn es einmal nichts mehr zu kämpfen gibt - nicht einmal gegen uns selbst - und wir nur noch in unsere andere Welten wechseln können, wenn wir das denn dürfen oder aber wiedergeboren werden, um zurückgeschickt zu werden und noch einmal von vorn unsere Lebensaufgaben kennen- und lieben- oder nicht mögen zu lernen?“
„Was meinst du, Dodo? …“
„Ah, ach so, natürlich. Auf den Fensterbänken unserer Familie stehen dann Töpfe mit Sonnenblumen und wilden Rosen sowie Vergissmeinnicht.“
„Ja, ich weiß, Mutti würde diese Blumen mit ihren Wurzelballen nicht in den engen Blumentöpfen belassen, sondern in den Humus unseres Gartens umgepflanzt haben wollen und bitte nicht von Wind und Wetter unseres oder ihres oder seines oder irgendwers Nichtmehrseins zerstöbern lassen.“
„Aber bis dahin wird hoffentlich noch viel Wasser die Mulde hinab bis in die Elbe und in die Nordsee fließen, mein lieber Dodo.“

Es grüßt herzlichst,
dein Charlie
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**SK
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Mein lieber Dodo,

heute mag ich dir gern eine kleine Story mit auf den Weg geben. Denn du scheinst mir, ein wenig mit dir selbst zu kämpfen und anstatt die Dinge anzugehen, die zu erledigen sind, dich in Unwichtigkeiten hineinzusteigern und zu verlieren und damit unzufrieden zu sein.
„Kann das sein? … Ja?“
„Gut oder vielmehr nicht gut. Aber ich erzähle dir jetzt einfach meine Geschichte, wie ich sie neulich selbst erlebt habe. Vielleicht ermutigt sie dich, endlich wieder in deinen Tritt zu kommen? Mal sehen …“

Sie heißt:

Im Labyrinth der Teutonen

Verlaufen hatte sich mein Schweinehund und saß im Labyrinth der Teutonen fest. Seit drei Tagen hatte er das Sonnenlicht nicht mehr erblickt und nur den fahlen Vollmondschein durch die vereinzelten Fenster, Dachluken und Ritzen im Gemäuer der Irrgänge meiner alten Lebensvilla betrachtet.
Selbst seine letzte Hoffnung, der güldene Elch, hatte ihn ausgelacht, als mein Schweinehund seine feige Trägheit überwunden und dieses edle Tier um Hilfe gebeten hatte.

Auch die vieläugigen Grausglucken, die in mannigfaltigen Formen in den Steinritzen der ansonsten kahlen Mauerwände wuchsen, hatten sich bekotzt vor Gelächter. Außerdem waren sie in dem Gemäuer diejenigen, die von allen am wenigsten wussten, sich aber am meistens die Mäuler darüber zerrissen, was als nächstes zu tun sei, wenn sich mal wieder irgendwer in ihr Labyrinth gewagt und sich dann darin verlaufen hatte.
Und auch die samtnachtblauen Pupskäfer waren dem Schweinehund wenig hilfreich. Denn sie machten sich einen Spaß daraus, ihn nur noch tiefer hineinzureiten, indem sie ihm ausnahmslos die verborgenen Durchgänge der Irrwege aufschlossen, welche die verlockendsten Verführungen aufzeigten, so dass mein Schweinhund am Ende gar nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen war, sehr benebelt durch die gaslampenbeschienen Hohlgänge des Gemäuers tapste und dabei vollends die Orientierung verlor.

Erst Schuhu, der weiße Eulerich meines verwirrten Lebenshauses mit seinen zahlreich verknoteten Gängen, Durchlässen, Mauern, Zimmern, Höhlen und Kammern, Sperrzonen und Kellern sowie Blindgängen und eben seinem hauseigenen Labyrinth, wusste ihm, seine Meinung zu geigen.
Sein nachtaktives Zählwerk tickte dem Schweinehund die Zeit quäntchengenau vor und führte ihn in die Finsternis des Zentrums des Labyrinthes der Teutonen meines Gemäuers, wo siebzehn stumm hölzerne Riesen im undurchlässigen Reigen um die Mittelachse meiner verfallenen Lebensvilla standen, die sich in einem fast zusammengewachsenen Stalagnaten manifestiert hatte.
Zwischen dem von der Decke hängenden Tropfgestein und dem vom Villenboden aufsteigenden Mittelfinger des über die Jahrmillionen meiner wiedergeborenen Ahnen abgelagerten Kalkes hatte sich eine hohle Hand ausgebildet. Auf dieser lag eine steinerne Granatapfelhälfte, die im blassen Mondenschein funkelte, das durch viele kreisrunde Glubschaugen, die sich plötzlich beim Erscheinen meines Schweinehundes in Begleitung des weißen Eulerichs im Kuppeldach des Zentrums des Labyrinthes aufgetan hatten, in die Finsternis eindrang.

Der Eulerich schuhute seinen Namen und den meines Schweinehundes in die runde Halle hinein. Die Riesen drehten knarrend ihre Holzköpfe zur Seite und schauten die Eindringlinge mit leeren Augenhöhlen an.
Der ihnen am nächsten stehende Holzklotz ächzte dumpf, dass man ihnen die Augen wieder einsetzen müsse, damit sie wieder sehend seien und von ihren Irrungen befreit werden würden. Dann wäre es möglich, dass sie dem Schweinehund bewegliche Wegweiser sein würde, meinte der Holzklotz weiter und verstummte schließlich mit heraushängender Zunge, so als ob er manche der durch die Glubschaugen einfallenden Mondscheinstrahlen erhaschen wollte.

Schuhu breitete seine weiß gefiederten Schwingen aus und kitzelte dabei meinem Schweinehund die Ohren und seine Rüsselnase, so dass sich dieser in einen kleinen Jungpavianarsch verwandelte und zwischen den hölzernen Riesen hindurchschlüpfen konnte.
Dann kletterte er an dem Stalagmit hinauf bis zur hohlen Hand und setzte sich auf dem großen Handteller neben der steinernen Granatapfelhälfte hin. Als er die Frucht in seine Pavianhände nahm, verwandelte sie sich ins Leben zurück. So konnte er mit seinen spitzen Fingern Stück für Stück die glitzernd roten Samenkerne herauspuhlen und diese einen nach dem anderen in die leeren Augenhöhlen der Riesen zurückschnipsen.
Als er alle Kerne auf die Holzköpfe verteilt hatte, ergab das ein Rumoren und Grollen in meinem Gemäuer des Lebens. Vereinzelt fielen kleinere Tropfsteine von der Decke und zerbarsten am Boden, während sich die siebzehn Riesen in Bewegung setzten und den verwirrenden Berg an Lebensaufgaben aufzuräumen begannen, der sich in meiner Villa angehäuft und diese zu einem rätselhaften Labyrinth gemacht hatte. Den Pavianarsch allerdings, der nun wieder mein innerer Schweinehund gewesen war, nahmen sie währenddessen an die Hand und führten ihn ins Licht des Tages zurück.
Der blasse Schimmer des Mondes am Firmament über dem Dach meines Lebensgemäuers war der Sonne gewichen, und ich lächelte meinem Schweinehund zu, als ich mit ihm unserer Wege zog …


„Mein Guudster, hast du gelesen, was ich dir gerade geschrieben habe und auch verstanden?“
„Was meinst du? Kannst auch du deinen inneren Schweinehund aus dem Labyrinth, in dem ihr euch verlaufen habt, herausführen?
Oder brauchst du meine Hilfe, damit wir unsere Sache gemeinsam wuppen können?“
„Logisch! … Du bist und bleibst unser Steuermann und ich bin nur dein Lotse für die schwierigen Fahrwasser unseres Lebens.“
„Jahaaaa, ich weiß. Du bist schon große Gruppe. Aber manchmal ist ein lehrreiches Wort und eine hilfreiche Hand auch ganz nett.“
„Also, pack mer’s an! Und keine Müdigkeit vorschützen!“

Es grüßt herzlichst dein
Charlie


© CRK, LE, 07/2020
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Mein lieber Dodo,

da platzt mir doch alldieweil der Kragen, wenn du auch weiterhin meine alten Knöpfe, die ich wie abgeschnittene Zöpfe auf den Zwirn unserer Geschichte aufgereiht hatte, mit dir herumträgst, anstatt diese entweder zu neuen Mosaikbildern zu verarbeiten oder aber zu entsorgen.
Verstehst du?
Seit Wochen arbeite ich Stunde um Stunde auf deine und meine Zukunft hin, und du stehst stundenlang mit diesen Knopfzöpfen in beiden Händen unter der Dusche und lässt dich wie eine ausgedörrte Pflanze berieseln, weil du dich seit Tagen das erste Mal wieder um deine Erscheinung kümmerst.
Nein, du musst heute (noch) nicht in die Welt hinaus. Nein, Nein. Aber der Tag ist ein anderer, wenn du dich ein wenig um dich selbst bemühst und pflegst und auch liebhast. Außerdem geschniegelt und gewürgelt bekommt unser Dasein doch gleich viel mehr Struktur und Sinn.
Meinst du nicht auch?
Und immer nur Herumschlumpfen, auch wenn wir fleißig bei der Arbeit sind und viel zu wenig schlafen, ist eine Sackgasse, die dich und mich irgendwann vom erschöpften Sein ermüdet, bis wir endgültig wie ein nasser Klassenzimmertafelschwamm zwischen all den Staubflusen auf dem Laminat herumliegen und für eine Weile nimmer mehr wie ein rosaroter Luftballon in den Himmel aufsteigen können.
Willst du das?
Siehst du. Ich auch nicht. Denn das kennen wir schon.
Schmeiß die Zöpfe endlich fort und klebe Knopf an Knopf aller deiner Knopfsammlungen zu deinem Weltbild zusammen, damit du endlich Ruhe hast und deine Vorstellungen dir an den Nagel hängen kannst, der die nackten Wände unserer Zellen schmückt.
Dann lebt es sich leichter, glaub mir. Ich habe das alle schon durch. Ala: Machen, und nicht nur sich vorstellen und träumen.
Und weil es mir auch um unser Wohlfühlen geht, sagst du jetzt den Staubflusen auf dem Laminat deinen Kampf an. Verstanden?
Nein, nicht morgen! Denn morgen, morgen, sagen alle faulen Leute.
Also los jetzt! Abmarsch! Und keine Wiederrede, bitte. …

Es grüßt herzlichst
Dein Charleston

© CRK, LE, 07/2020


Hier einer der Gründe für meinen Zeitmangel. Es schreit nach einer Ausrede ... *lol*

http://www.crk-kunst.de/2020/07/struktur-fuer-den-tag/
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
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Mein lieber Dodo,

„Moin, moin. Na, gut geschlafen?“
„Jup! … das habe ich mitbekommen, dass du beziehungsweise wir beide jetzt vierundfürzisch Lenze zählen. … Klar, du siehst dich dennoch eher als Dreiunddreißigjährigen und willst auf immer und ewig so alt bleiben. Ich dagegen trage die Erfahrung deines ungelebten Tagträumers mit mir herum, der sich alt anfühlt.“
„Ach …, was du nicht sagst! … Alter schützt vor Torheit nicht. Ich weiß.“

„Genau! Man(n) wird nur einmal Vierundfürzisch, und wir sind dabei ganz? Na, was ganz? Ganz Mann oder eher Frau Gans oder vielleicht gar Ganter Ganz und ganz Gans in einem?“
[Lacht laut auf.]
„Nein, natürlich bist du NICHT die dumme Gans und auch nicht der giftige Ganter, der seine Galle über seine Gänsefamilie (er)geifert.“

„Wie meinen?“ …
„Du bist der kleine Froschkönig, den uns unsere Frau Freundin mit der Post geschickt hat und den du an einer Kette um deinen Hals trägst?“
„Hm … Dir ist aber schon klar, dass dich dann unsere Auserwählte jeder Zeit am Schlafittchen greifen kann und dich in der Hoffnung, dann vor einem Märchenprinzen zu stehen, gegen die Wand schleudern kann?“
„Und möchtest du denn ein Märchenprinz mit Schleudertrauma sein, der nicht weiß, ob er seiner Rolle, die man ihm mit Bestimmtheit übergestülpt hat, gerecht werden kann und will? Sicherlich nicht, nehme ich mal an.“
[Lacht erneut laut auf.]
„Aber soll ich dir mal was verraten? Frau Freundin mag gar keine Märchenprinzen, die auf weißen Rössern daher geritten kommen. Denn Prinzen, die aus Phantasiewelten - wie deinem Dodolonthium - entspringen, sind nicht alltagstauglich, haben keine Fehler, begehen auch keine, sind perfekt und machen sich nicht dreckig. Denn sie sind Ideale. Und Idealen kann man sich nur - bis in die Unendlichkeit hinein - annähern, sie aber nie treffen und sie auch nicht wirklich lieben. Und du willst doch unbedingt liebgehabt werden, oder?“

„Siehst du. … Frau Freundin hat dir den Anhänger also bestimmt nicht geschenkt, weil sie dich als den Prinzen aus ihrer oder vielmehr deiner Mähr sehen will. Nein, sie mag dich und mich genauso zerknittert, wie es ihr eingepacktes Geburtstagsgeschenk gewesen ist. Imperfekt und authentisch. Mehr ist dazu nicht zu sagen, glaube ich.“
„Und genau deshalb hat sie mir auch neulich nahe gelegt, dass ich mich endlich unserer Familie anvertraue und ihnen sage, was mit mir und dir los ist.“
„Klar ist dabei genau das eingetreten, was ich schon im Voraus geahnt hatte. Unsere Familie findet es teilweise zwar mutig, das ich mit ihnen darüber gesprochen habe und ich mich auf unser beider Weg gemacht habe. Aber sie sehen uns eben gänzlich als Gans und nicht als Ganter, und wir bleiben - nach ihrer aktuellen Aussage - auf immer und ewig ihre Tochter, ihre Nichte oder eben ihre Cousine. Was soll man da schon machen? Einen alten Hut kann man auch nicht einfach so umkrempeln und dann davon ausgehen, dass er sich dabei schon wohlfühlen wird.“

„Ja, da hast du allerdings Recht. Das alles braucht viel Geduld und wohl auch Zeit, die ich ihnen lassen muss.“
„Stimmt, wir beide haben einen großen Vorsprung gegenüber unserer Familie, schließlich beschäftigen wir uns mit unserem nonbinären Transdasein schon einiges an Zeit, wenn auch viele Jahre mehr unterbewusst als wirklich bewusst. Nur Geduld ist natürlich nicht gerade mein zweiter Vorname, das weißt du doch genauso gut wie ich. Schließlich stecken wir beide in derselben Haut und sind ein und dieselbe Person.“
„Gewiss …, Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und den sollten wir in all unserer Komplexität nicht verlieren.“
[Lacht noch einmal sehr laut auf.]
„Genau. … Tragen wir erst einmal ein ordentlich gestutztes Dreitagebartgesicht mit uns herum und haben keine weibliche Brust mehr, haben wir ein ganz anderes Ständig in uns und zu uns selbst und sind dann mehr denn je wir selbst. Dann wird man uns wohl auch eher als das ansehen müssen, was wir nun einmal sind. Das hoffe ich jedenfalls. „
„Nein, gesagt habe ich ihnen das so direkt nicht, aber gedacht habe ich es mir und gewünscht, als ich meine kleine Geburtstagsansprache gehalten und versucht habe, mich ihnen zu erklären.“
„Aber wie soll ich meinem über Achtzig jährigen Onkel auch vernünftig erläutern, dass ich eben noch nie sein Mädchen gewesen bin, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen, wenn ich ihm nicht in seinem Glauben belasse? Ich lächele dann einfach etwas hilflos vor mich hin, schäkere mit ihm herum, umarme ihn und habe ihn so lieb, wie er nun einmal ist.“

So ist das gestern alles gelaufen. Tja … ein langer Weg bis hin zur Akzeptanz. Die Zeit wird es schon richten und uns vermutlich auch zeigen, wohin uns unser Weg noch führt. Ich hoffe es jedenfalls …
Das soweit mal von mir, mein lieber Dodo.

Es grüßt dich ganz herzlichst
der Charlie

© CRK, BS, 07/2020
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Keine Beschreibung angegeben.
**SK
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Don’t Worry?
Eh-Komma-Null-Fünf-Sieben-Neun-Zwo. Das ist die Losnummer, die ich gezogen habe. Und jetzt sitze ich hier im Schatten meiner Wohnung und warte auf die Dinge, die da kommen oder auch eventuell nicht kommen mögen.
Warten.
Das ist einer meiner Lieblingszustände, und ich bin ganz besonders gut darin. Ich schaue schon jetzt immer wieder auf mein Händie, dass ich eben nicht von Mändie geschenkt bekommen habe und zähle die Stunden, Minuten, Sekunden und Millisekunden bis zur großen Entscheidung, nach der sie mich eventuell anrufen werden oder aber eben auch nicht.
Mich macht das ganz kirre, und es ist gerade mal kurz vor sechs Uhr in der Frühe.
Draußen ist es immer noch ganz schummrig. Die Tage werden nun spürbar kürzer. Auch wenn die Hundshitze immer noch drohend über den Dächern dieser Stadt liegt, und doch ist es momentan noch angenehm kühl draußen. Gottseidank. Aber der wolkenlose Himmel verspricht anderes.
Meine Fußgelenke sind noch vom Vortag geschwollen. Ich weiß, ich bewege mich zu wenig. Aber die drückende Hitze dieser Tage und eben das Warten auf etwas, was bei meinem Glück ganz bestimmt den Namen Godot trägt, macht mich ganz lethargisch.
Mein Wespenschiss vom Wochenende juckt sporadisch und erinnert mich daran, was ich gern wiederhaben möchte und was ich schon jetzt vermisse, obwohl ich es noch gar nicht verloren habe, weil ich es noch nie besessen habe.
Kann man überhaupt etwas verlieren, was man wohl nie in seinem Leben besitzen wird, weil es einfach nichts Dingliches ist, sondern ein Gefühl, was einem geschenkt wird oder eben auch nicht? Und geht es überhaupt darum, dieses etwas zu besitzen, wie ein Stück Eigentum? Ich zweifle daran ... weiß aber nichts Genaues darüber.
Mir ist warm, und vereinzelte Schweißtropfen rinnen über meine sich schälende Haut. Ich vermute, dass auch sie die Millisekunden zählt, bis sie zu Sekunden, Minuten und sogar Stunden werden. Bis das Telefon klingelt oder eben auch nicht.
Ich könnte mich sinnvoll ablenken. Mit Arbeit zum Beispiel. Ich könnte beispielsweise noch weitere Bewerbungen schreiben oder mein Selfie vom Wochenende bearbeiten oder, … Damit die Warterei mich nicht gar zu sehr quält. Doch genau das mag mir momentan nicht gut gelingen.
Aber immerhin. Ich schreibe diesen Tagebuchblogeintrag hier und schlage somit meine Zeit tot, damit die Millisekunden spürbar schneller zu Sekunden, Minuten und Stunden werden und mich nicht noch kirrer machen, als ich eh schon bin.
Meine erste Kakao-Espresso-Spezialmischung habe ich verinnerlicht. Mein Kreislauf ist halbwegs in Schwung, und ich bin irgendwie auch wach. Niemand sagt mir, was ich jetzt zu tun habe. Noch nicht mal meine Lust.
Das Warten füllt alles aus und vermischt sich mit den über Achtzig Grad Fahrenheit in meiner Wohnung. Sogar meine Youtube-Playlist spielt nicht lückenlos meine Musik, sondern stockt zwischendrin immer wieder. Und das Telefon will und will einfach nicht klingeln.
Die Uhren stehen auf sechs Uhr und dreißig Minuten.
Bobby singt gerade: „Don’t worry, be happy“, und ich muss augenblicklich niesen. Er hat Recht, und ich mache mir jetzt noch einen meiner Spezialmischungen. Vielleicht schwellen davon ja auch meine Fußgelenke wieder etwas ab? Das ungelernte Pflegerherz zeigt mir allerdings den Stinkefinger und legt „Make me bad“ von Korn auf den imaginären Plattenteller.
Es ist jetzt genau sechs Uhr und fünfundvierzig Minuten. Ich weiß noch immer nicht, was ich als nächstes tun soll, aber irgendwie hellt sich meine Stimmung etwas auf, und ich lächele …
Denn meine Lieblingstante pflegt in solchen Situationen immer zu sagen: „Es wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende.“
„Wir werden es sehen“, flüstere ich in die Musik hinein und erhebe mich, …

© CRK, Le, 08/2020
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
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Verkatert
Charlestons Lollophant saß auf dem heißen Blechdach seines Seelenhauses und fächelte sich mit seinem langen Rüssel ein laues Lüftchen zu. Er dünstete bunte Glasperlen aus seinen groben Hautporen aus. Diese sammelten sich in seinen zahlreichen Hautfalten und rannen wie Tränen in vielen Rinnsalen über seinen beleibten Körper. So rinnsalten sie auch hinter seinen großen Segelohren hervor, bevor sie um ihn herum viele kleine Pfützen auf dem Blechdach bildeten und dort zum Elixier seiner Gefühlswelt zerschmolzen, um schließlich in der Resthitze des vergangenen Tagesgefechtes zu verdampfen und von Lollophants langem Rüssel wieder inhaliert zu werden.
Charleston war erschöpft und fühlte sich emotionsverkatert. Es war weit nach Mitternacht gewesen, als sich Riddikly zu ihm und seinem Phantentier auf das heiße Blechdach gesetzt hatte, um ihnen ihre Sterne zu zeigen und dem Lollophanten in Charleston eine Sternschnuppe zu schenken.
Sie legte ihren kühlen Arm um die Schultern ihres Freundes und schwieg sich mit ihm zusammen durch diese Hundsnacht …

© CRK, Le, 08/2020
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