In trockenen Tücher, oder in trockenen Tüchern

Machen wir das doch echt mit dem Thread. Ich muss jetzt weiter schaffen. Tour beginnt gleich. Draußen scheint die Sonne. Genießt alle den Tag!

Das mit einem neuen Thread zu dieser Thematik halte ich für eine gute Idee. Wenn mir die Zeit dafür reicht und mich die Lust dazu packt, übernehme ich das vielleicht. Doch noch lieber überlasse ich da anderen den Vortritt ...

Aber für mich taucht hier eine Frage auf: Sind eine korrekte Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung u.s.w. ein Gegensatz bzw. Widerspruch zu "Die Schönheit der Sprache muss man feiern und im Herzen spüren, die Bilder, die Konnotationen"? Kann denn Sprache nicht wundervoll sein und im Herzen gespürt werden, auch wenn sie völlig korrekt verwendet wird?

Das wäre mir jedenfalls neu - und ich kenne viele Beispiele dafür, dass das durchaus großartig funktionieren kann.

(Der Antaghar)

Selbstredend ist das möglich und sogar wünschenswert, wenn Schönheit und Korrektheit gleichzeitig vorliegen. Sie sind nur nicht gleichrangig, das war mein Punkt. Wie ich schon schrieb, Schönheit heilt Mangel an Korrektheit. Korrektheit heilt aber keinen Mangel an Schönheit. Daher ist das eine wichtiger als das andere. Aber beides zusammen ist natürlich am besten.

Nee, das ist natürlich kein Widerspruch. Deutschlands größte Literaten von Goethe und Schiller bis hin zu Thomas Mann, Grass, Böll und Lenz haben eine wunderbare Sprache benutzt, um romantische und bunte Bilder zu zaubern. Und das alles, in dem sie die Sprache in der zu ihrer Zeit korrekten Art und Weise zum klingen brachten.

Dennoch - man sollte über alles diskutieren dürfen. Schließlich gab es auch immer wieder literarische Experimente mit der Sprache.

Tut mir leid, wenn ich das mal ganz drastisch sage, und es ist bestimmt nicht persönlich gemeint: Aber das ist Schwachsinn.

Schönheit heilt Mangel an Korrektheit. Hallo: die äußerliche Schönheit einer Frau (kann auch ein Kerl sein) heilt ihren /seinen Mangel an Charakter?

Da lob ich mir den korrekten Charakter und verzichte auf die makellose, schöne Fassade.

Gute Beispiele, diese großen und durch die Bank männlichen Schreiber. Es gab auch Frauen, die großartig geschrieben haben,aber geschenkt. Else Lasker-Schüler als nur ein Beispiel.

Jedenfalls sind alle für ihre wundervolle Sprache voll Kraft und Schönheit berühmt geworden. Ich habe noch niemanden sagen hören, der Thomas Mann konnte aber korrekt schreiben. Tolle Rechtschreibung der Grass, du meine Güte!

Ich kenne die Handschriften dieser Schreiber nicht. Aber sie werden auch Lektoren gehabt haben. Und inwieweit Zeitgenossen die Werke als korrekte Handhabung der Sprache angesehen haben kann ich nicht beurteilen.

Grass zumindest hat die Erklärung gegen die letzte Rechtschreibreform unterzeichnet und verfügt, dass seine Werke nur nach alter Rechtschreibung erscheinen dürfen und nicht an die neue angepasst werden. Sind sie dann nicht mehr korrekt.

Und wenn ich bei manchen Wörtern weiterhin der alten Rechtschreibung folge, ist das dann unkorrekt und wenn ja, in gleichem Maße, wie wenn ich völlig falsch schriebe? Wenn ich jetzt schreibe, wie es von vielen verwendet wird und aktuell als falsch gilt, in einigen Jahren aber anerkannt wird und in den Duden aufgenommen, ist das dann auch unkorrekt?

@*****oro schrieb vorhin richtig, dass Sprache sich ständig wandelt, kann es dann eine zu einem bestimmten Zeitpunkt korrekte - nicht gültige- Rechtschreibung geben?

@*****oro


Du hast recht. Auf Menschen kann man den Satz nicht anwenden. Da kommt der Charakter zuerst.

Es geht bei dem Satz um die Kunst und um die Literatur als Teil der Kunst.

Ich will damit sagen, dass ein Text 100% korrekt sein kann, aber wenn er keinerlei Schönheit hat, literarisch weniger wertvoll ist. Ein Text der schön ist, sei es ästhetisch, von der Erzählweise her, der Spannung, irgendwas, dann heilt das den Mangel an orthographischer Korrektheit. Umgekehrt funktioniert das eben nicht.

Für mich ist eben so, dass ein Mangel an Orthographie, Grammatik, Kommasetzung mich rech schnell aus einem Text haut.
Wenn es ein Kunstgriff ist, bin ich ganz bei dir. Ich denke da an Anthony Burgess "Clockwork Orange", dass weitgehend in einer von den jugendlichen Protagonisten verwendeten Kunstsprache geschrieben ist. Ich erinnere mich, dass ich seinerzeit ausgesprochen lange brauchte, mit damit zu arrangieren.

Wenn ich merke, der Autor schreibt zwar schön, aber die Rechtschreibung funktioniert nicht, verliere ich recht bald Lust und Toleranz.

Das verstehe ich @*****oro .Das geht vielen so. Ich kann auch nicht lesen, wenn ich knobeln muss, was gemeint war, wenn bspw die Interpunktion fehlt oder keinen Sinn ergibt. Meine Toleranz aber, was Tippfehlern oder kleineren Fehlern ist umso größer, desto schöner der Text ist.

Andererseits ist meine Toleranz gegenüber sprachlich eintönig oder sonstwie langweiligen Texten sehr niedrig, mögen sie so korrekt sein, wie nur möglich. Das hatte ich gemeint mit meinem Satz.

Ich denke nicht, dass man das verallgemeinern kann. Das Empfinden für Schönheit ist individuell und auch eine Frage des Anspruchs.
Hier im Joy z.B. finden User Geschichten toll, schön bis hin zu sensationell geschrieben, die ich sofort ins Feuer geworfen hätte.
Denn mir geht es da wie semaforo - ist der Mangel an Korrektheit zu signifikant, ist es für mich eben nicht mehr schön, egal, wie überragend der Text auch sein mag.

Was schön ist und wie viel Toleranz man bereit ist zu üben, kann nur jeder Leser für sich selbst entscheiden.

@*******blau na, langsam nähern wir uns an.
Andererseits frage ich mich immer wieder: Wieso kann jemand derart wohlklingende Sätze schreiben, beherrscht aber das Handwerk nicht. Und da sind wir wieder bei dem, was ich zuvor schrieb: Eine schöne Hülle kann mich nicht beglücken, wenn in der Inhalt nicht ebenfalls rein ist.

Mir geht es ganz ähnlich. Einem Text, der mich von seinem Inhalt her mitnimmt, "verzeihe" ich gewisse sprachliche Unkorrektheiten leichter. Ich bin eher geneigt, über sie hinwegzulesen. Ich denke, dass das den meisten von uns so geht. Doch gibt es irgendwo eine Toleranzgrenze, die mich dann abhält, mich weiter mit dem Werk auseinanderzusetzen. Es mag durchaus sein, dass mir deshalb das eine oder andere Lesevergnügen entgeht. Jedenfalls vergibt sich ein Autor, der sprachlich nicht einigermaßen korrekt arbeitet m.E. selbst viele Möglichkeiten.

Und das finde ich sehr schade.

Tom (the Sun)

Schönheit heilt Mangel an Korrektheit.
Korrektheit heilt keinen Mangel an Schönheit.

Das kann man nicht nur verallgemeinern, das gehört zum inneren Kern der Kunst. Wenn man die Kunst liebt ist das ein Grundprinzip.

Na klar hat jeder seinen eigenen Geschmack und Empfinden. Es ist jeder Person selbst überlassen überlassen, was sie schön findet und was nicht. Wenn sie etwas schön findet, wird sie aber toleranter zu Fehlern sein. Wenn sie etwas nicht schön findet, es sie sogar langweilt einen Text zu lesen, dann wird sie auch die Korrektheit oder handwerklich gelungene Arbeit nicht interessieren. Außer es geht dieser Person um Rechtschreibung und nicht die Kunst. Es gibt solche Fetische. Es gibt auch Leute, die auf Biedermeier stehen...

Ich sehe das genau wie @**********heSun .Meine Toleranzschwelle ist die Lesbarkeit. Wenn ich wegen der Fehler nicht flüssig lesen kann muss mich schon wahnsinnig interessieren, was noch kommt, um motiviert sein weiter zu lesen

Hier eine wie ich finde interessante und lesenswerte Arbeit zum Thema "Schönheit der deutschen Sprache":

https://www.welt.de/print-we … t-der-deutschen-Sprache.html

Tom (the Sun)