Eigentlich egal, oder ?
Eigentlich egal, oder ?Manchmal war er schon ein richtig sturer Esel. Meine Güte, Tausende von Menschen sagten nichts dergleichen, bei Tausenden von Gelegenheiten. An jedem verdammten Tag in ihrem verdammten Leben. Warum nur war ihm das so wichtig ? Eigentlich war es nur eine Lappalie. Bestenfalls etwas, weswegen man die Kinder schimpfte. Jeder hatte das durchmachen müssen, na ja, solange die Eltern keine totalen Assis waren zumindest. Es war doch die normalste und unspektakulärste Sache der Welt. Himmelherrgottnochmal !
Warum nur platzte ihm jedes Mal der Kragen, wenn dieses unhöfliche Pack nicht mal die einfachsten Formen des menschlichen Miteinander beherrschte.
Es war doch auch überhaupt nicht ausschlaggebend, wo man sich befand. Zumindest in diesem Punkt herrschte absolute Sicherheit. Das galt für alle, unabhängig von Herkunft, sozialem Stand, Einkommen, Bildungsniveau oder Umgebung. In solchen Fällen war der Herr Pfarrer nicht besser als der Straßenkehrer, der Arzt nicht als der Zeitungsjunge und der Herr Millionär, verdammt noch mal, nicht als der Handwerker.
Und warum sollte man so etwas tolerieren ? Das kam ja faste einer Belohnung gleich. Jeder, der ein solches Verhalten nicht kommentierte, ja, wo möglich sogar guthieß, oder nachahmte, macht sich mitschuldig ! Er machte sich dennoch leise Vorwürfe. Ein so harter Schlag war vielleicht doch nicht nötig, aber das Maß war einfach voll gewesen. Nun musste er die Konsequenzen tragen. Er hatte es einfach satt gehabt. Die ganze Woche war das so gegangen, tagein, tagaus. Immerhin, er war ein menschliches Wesen, allein deshalb hatte er Respekt verdient. Mal ganz abgesehen von seiner Stellung, oder seinem Stolz, der hiermit fast gar nichts zu tun hatte. Wirklich nicht ! Also, zumindest nicht übermäßig, wie er sich selbst versicherte.
Die ganze Woche hatten sie zusammengearbeitet. Jeden Tag, stundenlang. Und dieser „Mensch“ hatte nicht einen Funken Anstand gezeigt !
Kein Mitgefühl, kein Respekt, keine Manieren. Ja ist es denn ein Wunder, wenn einem rechtschaffenen Mensch da mal der Kragen platzt ?!
Schließlich hatte er sich auf „seiner“ Baustelle erkältet und war trotzdem jeden Tag pünktlich zur Arbeit erschienen. Da war es doch nicht zuviel verlangt, das dieser beschissene Arsch einmal „Gesundheit“ sagt, wenn er nieste, oder ?! Genauso wenig waren Worte wie „Bitte“ oder „Danke“ gefallen, bei allem, was er hier geleistet hatte. Einfach unglaublich.
Jetzt war er auf dem Weg ins Büro, um sich seine Papiere abzuholen. Menschen die ihn auf der Straße anrempelten sagten nicht „Entschuldigung“, sondern maulten noch „pass doch auf“ hinter ihm her. Autofahrer die ihm die Vorfahrt nahmen zeigten ihm noch den Mittelfinger und halbwüchsige Gören proleteten hinter ihm her. Er hatte beschlossen, dass er nicht mehr in einer solchen Gesellschaft leben wollte, soviel war sicher. Die Frage war nur noch, „wer“ weg musste, er, oder die Gesellschaft ? Eigentlich egal. Oder ?
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