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München. Auswärtsspiel. München, echt jetzt? Ich mag die Stadt nicht. Ich mag sie schon, aber auch wieder nicht. Ich mag sie, wie man einen Cousin mag, der einen nur noch NERVT, wenn man mit ihm zusammen ist, aber den man ansonsten, in der Theorie, gut leiden kann. Aus der Ferne.
Aber was solls? Auswärtsspiel und ich bin hier, um die Punkte mitzunehmen, und zwar alle. Ich habe einen Matchplan und mein Mittelstürmer ist in Topform, bis in die Spitze motiviert. Stoßstürmer vom alten Schlag. Strafraumknipser der ungehaltenen Art und hohen Schule. Die Verteidigung lässt nichts zu und ich spiel auf Ballbesitz. Tiki Taka mit Wörtern und beherzten Händen.
Schon der Bahnhof ist Mist. Hallo? Kopfbahnhof? Haben wir 1950? Das Beste an dem Bahnhof ist die Strecke nach Wien, so viel ist gesichert! Wir fahren in Zeitlupe ein, damit unsere Seelen die Gelegenheit haben sich zu übergeben, bevor wir aussteigen. Jetzt bin ich gemein, ich weiß, aber dieser Cousin nervt halt schon lange und dennoch freue ich mich auf ihn. Auf Schwabing. Auf das Bier. Auf die Dekolletés der bayrischen Frauen, die mir immer a weng echter vorkamen als unsere daheim, also die Frauen, nicht die Dekolletés. Das ist die Sache. Ich bete sie hat was mit Dekolleté heute an und trägt keinen Pullover. Nicht, dass ich Pullover nicht mag. Sie sind super für Kinder und alte Leute oder wenn du Bauarbeiter bist oder Norwegerin und dorten am Fjord wohnst.
Wobei?! In der Schule hatten die Mädels mit den dicksten Titten auch die dicksten Pullover. Die Fanta4 werden schon was wissen. Unterm Strich zählt, was unterm Pulli ist und so viel ich gesehen habe, wäre alleine ein unverstellter Blick darauf es drei Mal wert in diese scheiß Stadt zu kommen. Und allein der Gedanke an ihre Brüste lässt mich lächeln. Der Gedanke an ihre Klit lässt mich die Zunge spitz ausstrecken und das Paar, das neben mir an der Türe wartet, mich ansehen, wie man einen Vollidioten ansieht. Oder nen Psycho.
Aussteigen. Alle drücken und hetzen, als ob es ein Rennen wäre, nur um ein paar Sekunden eher an ihrem Ziel anzukommen, obwohl sie gerade mehrere Stunden in einem, UM EINE FETTE STUNDE!, verspäteten Zug saßen. Deppen. Hillbillys. Sicher alles Münchner...
Nach links oder rechts jetzt? Wie immer wähl ich links. Ich hab noch Zeit. Trotz einer Stunde Verspätung. Ich hab gewusst, warum ich der Bahn nicht vertrau und habe zwei Züge vorher genommen, weil ich hier heute zum Zug kommen will. Und weil ich Vorbereitungen treffen muss. Die Aufstellung abstimmen.
Entschuldigung, ich bin unhöflich ich habe mich gar nicht vorgestellt. Der Name ist Leo. Leo Himmelsblau und ich bin wie mein Pimmel schlau. Das ist wörtlich zu nehmen. Auf der Zunge zergehen zu lassen, sozusagen. Punkt.
Ich bringe den Spruch immer zur Auflockerung, wenn mich die Damen zu sehr für einen Gentleman halten und das tun die meisten. Ich bin der Charmeur, der Gentleman, schon weil der Wiener einer sein muss. Gehört zum Klischee. Für die Amis ist ein Wiener eine saftige Wurst und ich bin beides. Oben Gentleman, unten saftige Wurst. Es ist nicht immer und schon gar nicht immer gut, wenn du für einen Gentleman gehalten wirst. Das gibt schonmal weniger Blowjobs. Isso, keine Ahnung warum. Und ich bin Meister der Galanterie und Charmeur aus Leidenschaft und in Wirklichkeit das Scheißreptil, dass alles berechnet und nur darauf wartet, seine Zunge auszufahren, um sein Opfer zu fangen und zu knebeln. Ich bin Leon, der Profi… des Schwanzes.
Irgendwo muss hier der scheiß Gosch sein. Ich will den Laden ausbaldowern, das ist Schritt Eins des Planes. Nur Amateure tun das nicht. Du musst wissen, wo du sitzen wirst und wo sie. Wo die Kellnerin am ehesten vorbei kommt und ob sie hübsch ist, oder nicht, die Kellnerin und Kellnerinnen sind meistens irgendwie geil, schon weil sie dich mit Speis und Trank versorgen. Also schau dir die Kellnerinnen vorher an. Du willst ja nicht überrascht werden von der Kellnerin Schönheit oder ihrem Hintern oder ihren Brüsten und dann schaust du zu viel und zu lange hin und wirst erwischt beim Kucken oder Flirten. Du musst wissen, wo die Toiletten sind und die Karte auswendig kennen. Nur Amateure tun das nicht.
Du musst für sie bestellen können, wenn sie das wünscht und auch wenn nicht und gegebenenfalls dann nicht panisch die Karte hoch und runter scannen. Es sind nunmal Frauen! Sie wissen nie genau, was sie wollen. Wissen es nur vage, sind dann aber enttäuscht, wenn du es nicht durch Zauberei erraten hast, was es denn war oder hätte sein können. Das wissen sie selber nicht so genau. Schlechterdings sagen sie sogar du hast falsch getippt, selbst wenn du richtiger lagst als sie selbst, also egal. Deswegen ist es unabdinglich die Karte zu kennen, um Vorschläge schneller als Google rauszuhauen. Du musst sagen können, ich empfehle dies oder das, aus diesem oder jenem Grund. Du musst Gerichte benennen können, die weder die meisten noch die wenigsten Kalorien aufweisen. Sonst vermutet sie unbeirrbar a) du denkst, sie sei fett und esse deswegen meistens immer das mächtigste Gericht oder b) du denkst, sie sei fett und müsse Diät halten. So oder so landest du im Fettnapf, also suche was Gesundes aus in einer ordentlichen Portion.
Kennst du die Weine nicht, dann google sie, du Crétin, und kenne sie dann um Himmels Willen. Als Gentleman zu erscheinen ist Arbeit. Und zwar nicht wenig. Aber vergiss auf keinen Fall das Wichtigste in diesem Spielabschnitt. Die Desserts. Alle Frauen lieben Desserts, wenn sie ehrlich sind. Wenn sie Desserts nicht lieben, verstehen sie auch nicht viel von der körperlichen Liebe, vor allem nicht von der Fellatio. Isso. Muss man wissen.
Was die Desserts angeht, kannst du ruhig auch gehaltvollere Portionen in Betracht ziehen. Bei Desserts sehen Frauen das nicht so eng. Für die Desserts gelten andere Regeln, weil sie sie glücklich machen und ein Mann kann nur glücklich sein, wenn es die Frau vor ihm ist. Isso. Muss man auch wissen.
Was noch? Die Lokalisierung. Wir werden dort in der Ecke sitzen. Ich werde vorgehen, ihr den Stuhl herausziehen und mich dann erst dazusetzen. Sie wird so sitzen, dass sie zu mir schauen kann und in die Küche. Ich habe dafür den Laden im Blick.
OK, der Gosch ist schon mal klar. Was für ein dämlicher Name für nen Laden, dessen Geschäftsmodell es ist, lächerlich überteuertes Essen sich in die Gosch zu schieben, sich dabei vollzukleckern und zum Überdruß vorgegaukelt zu bekommen, man schwelge im Luxus. Aber sie wollte das hier. Sie wollten den Gosch und sie wollte den Hauptbahnhof. Ich nehme mal an aus Sicherheitserwägungen.
Käme es hart auf hart, also in negativer, da nichtsexueller Hinsicht, könnte sie mich hier am Bahnhof gleich in den Zug setzen und wieder loswerden. Sie beschützt wohl ihr München damit. So ließe sie mich nicht nur bei sich nicht rein, sondern auch in ihre bullshit Stadt. München kommt von Mönch und Mönch kommt von Alleinsein. Wird schon nen Grund haben, warum die Stadt so heißt, sie sollte alleine bleiben, sie genügt ja schon sich selbst. Noch narzisstischer als Köln. Aber scheiß drauf. Mir fällt nämlich noch eine andere Variante ein. Sie wöllte nicht, dass ich, statt ihrer, einer anderen Münchnerin die Seele aus dem Leib puderte. Diese Variante gefällt mir mehr. Wie auch immer, ich hab noch neunzig Minuten, also was tun?
Ich könnte mir einen runterholen gehen, um nachher weniger geil zu sein, aber das würde sie schmecken. Jetzt ist er frisch gewaschen und so soll er auch bleiben. Ich könnte ihn natürlich auch waschen aber wo? Und wo einen runterholen? Gibt’s hier einen Laden mit Kabinen? Hier in München sicher nicht, die haben einen Stock im Arsch statt eines schönen Plugs. Ob sie heute einen Plug drin hat? Darüber haben wir noch nie gesprochen. Wäre auch heiß. Unplugged ist nicht so meins, auch wenn das Nirvana Konzert mit der Strickjacke schon geil war. Aber ein Plug in ihrem Pfirsichhintern steckend, trunkener Taumel! Schon allein die Vorstellung. Und es schonte meine Nerven. Dann muss ich nachher nicht minutenlang mit dem Schwanz an ihrem Hintereingang rangieren, als wäre ich eine Raumsonde und sie die ISS.
Ich muss aufhören daran zu denken oder ich muss mir gleich hier auf dem WC vom Gosch Abhilfe verschaffen. Entspannen, wie sie das im Massagesalon sagen. Mit Happy End. Ich darf nicht an Thaititten denken jetzt. Das ist das allerwichtigste, aufhören zu denken. Deswegen ist die Vorbereitung so immanent und wichtig. Sobald sie bei dir ist, wird das Karussell losgehen und dein Gehirn wird buggen, also höre in Gottes Namen auf zu denken. Denken ist der Weg weg von ihr. Fühlen ist der Weg zu ihr.
Schau sie einfach nur an und vergiss alles andere. Sie soll sich nicht nur so fühlen, sie sei die einzige Frau für die du Augen hast. Sie soll auch die einzige Frau der Welt sein, wenn du bei ihr bist und du der einzige Mann. Das ist die Sache. Die Hermetik. Der ganze Trick ein guter Liebhaber zu sein. Wenn ihr alleine seid, vergiss den Gentleman und höre auf das Tier. Sei das Tier und sonst sei nichts.
Vergiss dich selbst, vergiss deinen Schwanz, denke nicht, fühle mit allem was du hast und rieche und schmecke. Dann wird sie auch leuchten und funkeln und die Schönste sein von allen allen in der Welt und keine Weibin könnte von deinem Mund ihre Küsse stehlen, keine wünschtest du auf deinen Schoß, als die eine, die in deinen Armen liegt und die dich anlächelt. Dann wird das Tier dich ausfüllen und den Rest übernehmen, du wirst im Fluß sein, eins mit allen deinen Vorfahren bis zurück zumy Ichtyostega und wenn es vorbei ist, du in ihren Armen gelegen bist, dich geduscht hast und aus dem Hotel gehst, wird es von vorne losgehen. Alles. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.