Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Dirtytalk & Kopfkino
452 Mitglieder
zum Thema
Wirkung von BDSM-Videos - tragen Urheber Verantwortung?749
Wenn es nicht gerade um "Kindergeburtstag" á là "50 Shades of Grey"…
zum Thema
autos ;)79
Zeigen autos wirkung auf frauen bzw. männer? habe heute mein neues…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Schlaflos

*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Liebe Herta!

Das mit dem Sog und der "fehlenden Distanz" ist vielleicht eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen großer Geschichten! Es ist bei mir nicht anders - ich bin manchmal tagelang gar nicht in dieser Welt und kaum ansprechbar, wenn ich an einem Projekt arbeite ...

Mach bloß weiter so! Bisher kann das Ergebnis sich wahrlich sehen lassen!

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Danke, danke ... das gibt neuen Schwung Antaghar und Cleo und Olaf *freu* *knuddel* Noch nie hab ich so was langes geschrieben.

Es geht scho wieda weida *ggg*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Taktlos
Taktlos


Die Zeit hielt an …

während ich Leo anschaute und meiner Gefühle Herr werden wollte. ‚Franz’, dachte ich, ‚was soll ich tun.’ Im Geist hörte ich Franz lachen, sein lautes schallendes Lachen und ich glaubte zu wissen, dass ich die Liebe wieder gefunden hatte.
„Dann trinken wir auf die Liebe“, sagte ich nachdem ich mehrmals geschluckt hatte. Wir stießen mit unseren Bierflaschen an. „Auf die Liebe“, schrie Leo.

Die erste Flasche trank ich leider fast auf einen Sitz leer, dann wurde mir schlecht. Saufen war nichts mehr für mich, dachte ich als ich vom Klo zurückkam.
Leo hatte sich auf der Couch breit gemacht, nun machte er mir Platz.
„Florian, du siehst nicht gut aus. Leg dich hin. Ich hol dir ein Glas Wasser, das ist besser für dich.“
„Oh Mann, da hast du dir aber keinen guten Kameraden ausgesucht.“
„Papperlapapp. Du gefällst mir eben.“ Er zwinkerte mir zu und ging zum Küchenblock. Ich sah ihm zu, wie er in meiner Garconnière herumwerkelte. Schnell hatte er ein Glas gefunden und füllte es. „Rück ein Stück. Oder soll ich mich etwa auf den Boden setzen?“ Ich machte Platz, so saßen wir eine Weile still beisammen.
Was konnte daraus werden, Franz, dachte ich. Noch immer hielt ich in schwierigen Situationen mit Franz Zwiesprache. Für manche mag das komisch erscheinen, für mich war es eine große Hilfe und ein Trost. Ich liebte Franz noch immer und ich mochte auch Leo, würde es Liebe werden, oder nur ein rein körperliches Zwischenspiel, was ja auch seinen Reiz hatte? Ich dachte schon wieder zuviel. „Ach ein Bier wäre jetzt gut. So ein richtig guter Rausch, um nicht mehr denken zu müssen. Aber da bin ich wohl zu …. Naja.“
Leo begann zu lachen. „Dann besäufst du dich eben mit Wasser.“
„Pffft, aber das macht keinen großartigen Rauschzustand, Leo.“
„Wer will sich schon sinnlos besaufen. Komm, du verträgst das Zeug nicht mehr, also lass die Finger davon und wenn du schon ein Bier trinken willst, dann trink es langsam.“
„Ich verzichte. Diese Kotzerei ist einfach zuviel für mich alten Mann.“
„Ha! Du kannst nicht älter als ich sein.“
„Doch, wenn du mit Margot zur Schule gegangen bist, dann bin ich ein gutes Stück älter als du.“
„Und, wen scherts? Ich bin so froh, wieder unter Leuten zu sein, wo ich meine Sexualität nicht verstecken muss.“
Das verstand ich nur zu gut, das sagte ich ihm auch.
„Das war ja auch der Grund, warum ich hier wegging. Wie haben es die Leute hier aufgenommen, dass du schwul bist?“
Ich wusste nicht, ob ich darauf antworten wollte. Die Wunde war noch immer nicht ganz verheilt, sie würde wohl nie ganz heilen. Ich drehte mich zur Seite, stützte mich auf die Hand und schaute Leo lange an. Ich wollte ganz sicher sein, ob er es ernst meinte. Eine Verarsche konnte ich nicht brauchen, darauf war ich echt nicht scharf. Er schien aber ehrlich interessiert zu sein. Stumm sah er auf mich nieder, wie ich da lag, mager, vernarbt, blass und ausgemergelt. Es lag kein Ekel und auch kein Mitleid in seinem Blick, nur Neugier.
Ich ließ die Minuten verstreichen, bis ich mich durchrang und ihm einiges davon erzählte. Was ich nicht erzählte las ich von seinem Blick ab. Scheinbar wusste er mehr von mir, als ich dachte. Woher nur? Margot? Ja, er musste Margot gefragt haben.
„Du scheinst nicht im geringsten schockiert zu sein, Leo.“
„Bin ich auch nicht. Margot hat mir einiges von dir erzählt. Ich habe nämlich mit ihr gesprochen, nachdem Herbert seine abfälligen Bemerkungen losgelassen hatte.“
Ich hatte also Recht gehabt, Margot hatte geredet. Aber auch sie wusste nicht alles. Es gab Momente in meinem Leben, die ich nie jemandem anvertrauen werde. Niemals. Sie sind zu schrecklich und ekelhaft um sie zu teilen. Diese Bürde lade ich keinem anderen auf und diese Demütigungen wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Feind.
Ich merkte, wie ich wieder in Grübelei verfiel, Leo schien es auch zu bemerken.
„Lass uns von was anderem reden, Leo“, ich war nicht mehr in Stimmung zum Reden, oder zu sonst was. Mir war gerade die Lust an allem vergangen.
Leo schien das nicht so zu sehen. Er begann mich zu streicheln.
Ich dachte, ‚Das halte ich nicht aus. Hör auf, hör auf!’ und sagte dann nur: „Bitte, Leo, hör auf. Ich kann nicht.“ Dabei kamen mir wieder die Tränen. Was war ich doch nur für ein verheulter alter Sack geworden. Da war ein junger hübscher Mann, der Interesse an mir hatte und ich lag da und wollte oder konnte nicht mitspielen.
„Florian“, sagte er nur und nahm mich in den Arm.
Seit langem fühlte ich wieder Geborgenheit. „Es ist doch in Ordnung. Ich denke, du hast mir nicht mal die Hälfte von dem erzählt, was wirklich los war, stimmt's? Es tut mir leid, dass ich das alles wieder hoch geholt habe.“
Ich lag zitternd in seinen Armen, ein Häufchen Elend, kein Mann mehr, kein Mensch. Nichts. Alles war wieder da. Alle Erniedrigungen meines bisherigen Lebens liefen vor mir ab.
„Leg dich hin. Dir ist kalt, ich deck dich zu.“
Schneller als ich schauen konnte, war ich in meine warme Decke gehüllt. Langsam kehrte auch die Wirklichkeit wieder.

Wann würde endlich diese Schwermut und diese Müdigkeit aus meinem Körper und meinem Geist verschwinden? Das war eine Frage, die ich mir immer wieder stellte und auf die es scheinbar keine Antwort gab.

„Florian, soll ich gehen? Es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt.“
„Nein, Leo, bleib, bitte. Ich möchte nicht Alleinsein. Nur weiß ich nicht, ob ich dir heute noch ein Liebhaber sein kann.“ Eigentlich wollte ich es leichthin sagen, aber ich brachte die Traurigkeit nicht aus meiner Stimme raus. Irgendwie hatte ich ja Angst, keinen hoch zu kriegen, wo ich ja nicht mal eine Morgenlatte hatte. Diese Selbstzweifel waren schon Verderben bringend.

„Oh Mann, ich kenn das. Weißt du, wann ich das letzte Mal mit einem Mann was hatte“, Leo lachte grimmig. „Und ich bin wahrlich kein Kostverächter. Aber bei den Arabern ist das nicht Usus, steht sogar unter Strafe. Also musste ich als Mönch leben.“ Er lachte was das Zeug hielt. „Dabei bin ich für diese Lebensweise gar nicht geeignet.“
Jetzt musste ich auch lachen. Er saß auf der Lehne, blickte lachend zu mir herunter und strich mir dabei die Wange. Ich musste so lachen, dass ich zu husten anfing. Manchmal konnte ich mir immer noch Dinge sehr bildlich vorstellen und gerade stand mir das Bild von Leo in einer Mönchskutte vor Augen, die sich einem dringenden Bedürfnis gehorchend nach außen wölbte, an einer bestimmten Stelle natürlich. Ich hatte schon eine schmutzige Fantasie. Aber besser das als gar nichts.
„Mir geht’s wieder besser, Leo. Setz dich zu mir. Wir wissen nichts von einander und das bisschen, das du von mir weißt, sollte dich eigentlich abschrecken.“
„Eiei, was sind das für Worte, Florian.“
„Sag Flo zu mir, das gefällt mir besser. Mutter sagt immer Florian und auch Resi und Margot zuletzt. Flo ist intimer.“
„Dann Flo. Was sollte mich an dir erschrecken? Ich weiß, dass du ein netter Mensch bist, ich weiß, dass du viel durchgemacht hast. Du bist einfach zu sensibel geworden. Dreh dich auf den Bauch, ich massier dich etwas.“
Ich tat wie er mich hieß. Dann begannen seine Hände zuerst meinen Nacken zu massieren, er konnte das sehr gut. Seine Hände wanderten langsam runter, er massierte meinen Rücken, die Seiten, dabei übersah er meine Narben. Mein Rücken, meine rechte Seite und der gesamte rechte Oberschenkel waren von zahlreichen Narben bedeckt. Leo hörte mit der Massage auf und streichelte und liebkoste meinen Rücken, meine Beine, meinen Po und mit der Zeit stellte sich bei mir Erregung ein. Ich war so erregt, wie schon lange nicht mehr. Ich wollte ihn.
„Komm“, sagte ich mit belegter Stimme. „Durch die Tür dort, da ist es bequemer.“ Ich zeigte auf die Schlafzimmertür. Schnell waren wir beide entkleidet und lagen im Bett. Leo drängte mich, mich auf den Rücken zu legen. Er küsste meinen Mund, meinen Hals, saugte an meinen Brustwarzen und ging tiefer. Leo war eine Wucht! Er saugte mir die Lust rein und raus. Was der Mann mit mir anstellte war einfach unvorstellbar. Ich flog auf Wolken, ich hob ab, verlor den Verstand. Mit einem lauten Schrei ergoss ich mich in seinem Mund. Verwundert stellte ich fest, dass er mein Sperma schluckte, aber bitte, ich bin alt genug, dass ich jedem sein Vergnügen gönne, mein Ding ist es ja nicht gerade. Atemlos lag ich da und ließ den Höhepunkt abebben. Zufrieden legte sich Leo neben mich und strich mir über die Brust.
„Ich hoffe, du bist mir nicht böse.“
„Warum denn?“
„Weil ich eigentlich jetzt schlafen gehen möchte.“
„Ich bin dir nicht böse. Ich hoffe nur, ich kann mich mal revanchieren. Du wirst doch deine Tante öfter besuchen kommen?“
„Das hängt von der Firma ab. Wenn ich wieder weg muss, komm ich natürlich seltener.“
„Ich mag dich sehr, Leo. Geh nur ins Bett. – Und danke.“
Leo stand auf, zog sich wieder an und ging hinunter.

Aber ich konnte jetzt nicht schlafen. Ich wollte noch etwas frische Luft tanken und ging nach unten. Bei Resi brannte noch Licht. Das erstaunte mich etwas, weil ich ja annahm, dass sie schon schlief. Ich wollte schon anklopfen und reingehen, als ich Stimmen hörte. Eine gehörte Resi, die andere Leo. Eigentlich soll man ja nicht lauschen und ich fühlte mich auch schuldig deswegen. Aber was mich aufhorchen ließ war die Tatsache, dass Leo „Frau Müllner“, sagte. Die beiden hatten sich ja als Verwandte ausgegeben. Und Resi sagte gerade: „Herr Pichler, ist alles gut gegangen?“
Was Leo, falls das sein wirklicher Name war, antwortete verstand ich nicht. „Margot hat ja das Finanzielle geregelt.“
„Natürlich Frau Müllner. Das passt schon so. Ich werde dann wieder fahren.“
Ich hatte nicht so viel Verstand und auch nicht die nötige Energie rasch zu verschwinden. Als die Tür aufging stand ich da, belämmert und das Herz pochte zum Zerspringen laut. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche eine Wut gekannt. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich den Kerl da verprügelt. „Raus hier“, herrschte ich ihn an. „Wenn ich einen Stricher will, dann geh ich in die Stadt und kauf mir selber einen, verstanden!“
Resi stand bleich in der Küche.
„Und nun zu Ihnen Frau Müllner … was haben Sie sich gedacht, mir so etwas an zu tun? Was dachten Sie sich dabei? Dass ich so einen sexuellen Notstand hätte? Ich bitte Sie, da habe ich schon länger ohne Sex gelebt und bin auch nicht dran gestorben!“ Ich drehte mich um. Halbwegs die Stiege rauf brüllte ich noch: „Morgen ziehe ich aus!“

Ich verabscheute mich, weil ich mich diesem Leo so bedingungslos hingegeben hatte. In meiner Wohnung angekommen, begann ich damit die Möbel auseinander zu nehmen. Ich begann ihm Bad und drosch auf den Spiegel ein bis er zersprang und mir das Blut die Arme runter lief. Irgendwann in meiner Zerstörungsaktion muss ich dann wohl zusammen gebrochen sein.

Ich kam zu mir, als mir jemand einen kalten Lappen auf die Stirn presste und irgendwer wusch mich mit kühlem Wasser.
„Sie sind ein dummer Junge, wissen Sie das.“ Das war der Arzt. Diese Stimme würde ich überall und durch dicken Sinnesnebel erkennen.
„Bevor Sie fragen. Resi hörte das Poltern und rief mich an. Sie hatte Angst, dass Sie sich was antun könnten. Scheinbar haben Sie das ja auch.“
„Wollte ich aber nicht. Ich wollte hier nur alles kurz und klein schlagen. Ist mir aber nicht gelungen.“
„Das sehe ich. Sie haben schon im Bad aufgegeben.“
Jetzt lachte der Idiot auch noch.
Ich schlug die Augen auf. Resi stand weinend in der Tür und hielt den Teil einer Schublade in der einen und einen blutrot gefärbten Waschlappen in der anderen Hand.
„Sobald es mir besser geht, ziehe ich aus, Resi.“
Sie nickte nur. Ich denke, sie war sich gar nicht bewusst, was sie und Margot da angerichtet hatten. So bitter nötig hatte ich Sex nicht und es war mir ernst damit. Sollte der Notstand so groß sein, würde ich mir in der Stadt einen Lover suchen. Aber das hatte ich noch nie nötig.
„Wird er wieder Doktor?“
„Sicher, Resi. Morgen ist er wieder auf dem Damm.“ Und zu mir gewandt: „Sie sind schon ein gewaltiger Idiot, Mann. Wenn mir jemand eine fesche, willige Braut ins Bett legt, nähme ich das Angebot an und tobte dann nicht rum.“
Nun ja, von der Warte aus gesehen, mochte es stimmen. Aber … ich kam mir trotzdem, ich weiß nicht, beschmutzt vor. So als hätte nur die Befriedung der sexuellen Lust Vorrang vor allem anderen.
„Für mich ist das nichts, Doc.“
„Scheinbar. Aber jetzt verbind ich mal Ihre Schnittwunden. Dann sehen wir weiter.“
Widerstandslos ließ ich mir die Arme verbinden. Resi stand noch immer in der Tür und schaute betreten zu Boden.
„Resi, so will ich das nicht. Ihr hättet mich fragen sollen. So nicht. Nicht so, hinter meinem Rücken einfach etwas abmachen.“
„Aber es hat dir doch gefallen.“
„Das hat doch damit nichts zu tun“, schrie ich, schob den Doc zur Seite und setzte mich auf, was ich sofort bereute. Aber ich blieb sitzen, trotz dem Schwindel, der aufsteigenden Übelkeit und der Schmerzen.
„Denkst du, es ist schön für mich, zu wissen, dass ihr mir einen Lover gekauft habt? Du und Margot. Leider kann ich Margot nicht mehr die Meinung sagen, so musst du sie dir eben anhören. – Verdammt noch mal, könnt ihr mich nicht so sein lassen wie ich bin. Lasst mich in Ruhe! Zum Teufel mit euch allen! Morgen bin ich weg!“
„Legen Sie sich hin und geben Sie Ruhe, sonst muss ich Ihnen noch was geben.“ Der Arzt hatte schon eine penetrante Art, mir auf die Nerven zu gehen. Aber ich legte mich wieder zurück und hielt brav ruhig. „So fertig, jetzt können Sie weitermachen“, sagte er, als er sein Werk beendet hatte. „In den nächsten Tagen dürfen Sie dann mal bei mir oder einem anderen Kollegen vorbeischauen und sich den Verband erneuern lassen.“
„Blablabla … hauen Sie ab, Doc. Am besten gleich.“
„Schon gut, Herr Müller, ich kann Sie ja verstehen.“ Als er meinen scharfen Blick bemerkte fügte er noch trocken hinzu: „Bin schon weg“. Er gab Resi noch die Hand, dann ging er.
„Nun zu dir Resi.“ Ich wurde allmählich müde. Hatte mir dieser verdammte Hurensohn von Arzt doch was zur Beruhigung gegeben? „Tu so etwas nie wieder, hörst du, nie wieder.“
Sie nickte und ging dann ebenfalls.

Was sollte das alles? Ich wollte doch nur wieder geliebt werden und keinen schnellen Fick. Das war es nicht wert. Das konnte ich schnell mal haben. Mit der nötigen Kohle war nichts unmöglich. Ich schleppte mich aus dem Bett und holte mir ein Bier. Ob mir der Doc was zur Beruhigung gegeben hatte oder nicht, war mir egal. Ich brauchte jetzt was zum Anhalten. Ein Bier und eine Zigarette und das alles im Bett. ‚Hoffentlich schlafe ich nicht ein, mit der brennenden Zigarette’, dachte ich beim ersten Zug.

„Lasst mich endlich in Ruhe“, schrie ich in die Nacht. Ich hatte mich ihm bedingungslos hingegeben, mich ausgeliefert, wenn man so sagen will. Ich hatte mich sogar ein bisschen in ihn verliebt und ich hatte den Eindruck, dass es ihm ähnlich erging.

Am nächsten Morgen packte ich meine wenigen Habseligkeiten. Als ich halbwegs fertig war, sah ich Leo in der Tür stehen.


© Herta 7/2009
So so, die fiese Art
aufzuhören, habens also auch schon drauf, Gnädigste?! *haumichwech*
Achterbahn... Herta... die irrrste Achterbahn... wenn´s nicht so toll wär, wär mir schon schlecht *g*
atemanhaltcleo
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
es geht ja nu weida ... i schreib ma nu de finga wund, echt hey, jetzt. zum glück hab i de gschicht im kopf und da flo bin i also gehts leichta und schreibn kann i a schnell, i war ja mal sekretärin bevor i in de bank und dann in de pflege gewechselt bin ...

wenn des so weidageht hab i an roman in kurzzeit geschaffen ...

gebts ma was zum trinken leut und ned drängeln *ggg*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Bedingungslos
Bedingungslos

Er stand einfach nur da und schaute mir beim Packen zu, die Hände in den Hosentaschen vergraben, lehnte er lässig an der Schlafzimmertür.
„Was willst du“, herrschte ich ihn grob an.
„Mich entschuldigen.“
„Da hab ich was davon, oder?“
Er zuckte nur mit den Schultern und schaute mich weiter an.
„Es war nicht alles gelogen.“
„Warum bist du zurückgekommen, Leo, falls das dein richtiger Vorname ist?“
„Ist er. Ich wollte noch mit dir reden. Ich wusste nicht, dass es dir so nahe gehen würde. Mir haben sie gesagt, dass du einverstanden bist. Als du gestern so zornig geworden bist, ist mir ein Licht aufgegangen. Die beiden haben dir einen Streich gespielt, obwohl sie dir nur Gutes tun wollten.“
„Lass mich weiter packen. Ich geh hier weg.“
„Was denn? Deswegen?“
Er lachte sein angenehmes leises Lachen, das mir gestern schon so gefallen hatte.
„Falls es dir was bringt, ich bin kein Stricher, auch kein Callboy oder sonst einer aus der bezahlbaren Zunft. Margot kenne ich wirklich von der Schulzeit her, nur war ich einige Klassen über ihr und wir hatten uns schon sehr viele Jahre nicht mehr gesehen.“
Jetzt ging er zur Couch und setzte sich.
„Komm her und lass dir erzählen.“
Ich wusste nicht warum, aber ich setzte mich zu Leo. Ich hoffte, dass es diesmal die Wahrheit wäre. Bedingungslose Wahrheit, so wie ich sie ihm gestern präsentiert hatte.
„Kann ich bitte einen Kaffee haben? Es könnte vielleicht etwas länger dauern, wenn du mich erzählen lässt.“
Ich hatte Zeit und ein Kaffee war eine gute Idee. Also kam ich seiner Bitte nach. Ich hatte noch immer die alte Maschine meiner Mutter, also dauerte es seine Zeit, bis wir endlich mit unseren Tassen vor uns am Tisch saßen. Ich sagte nichts, sondern schaute ihn nur an. Noch wollte ich nicht reden. Schweigen konnte ich gut, das hatte mir Franz immer wieder gesagt.
„Du wirst dich nicht mehr an mich erinnern können. Aber ich kenne dich sehr gut, oder so gut eben, wie man jemanden kennen kann, den man pflegt.“
Ich horchte auf. Jetzt wurde ich wirklich neugierig.
„Als du so lange im Koma warst und danach noch auf der Intensiv warst, habe ich dich gepflegt.“
Ich kramte in meinem Gedächtnis, konnte aber niemand mit dem Namen Leo finden.
„Im Krankenhaus nennen sie mich Pfleger Poldi, weil es auf der Intensiv schon einen Leo gibt, der vor mir angefangen hat, deshalb musst ich entweder Leopold oder Poldi werden.“ Er verzog das Gesicht, als ob ihm dieser Name zuwider wäre.
„Ja, da habe ich dich kennen gelernt. Deshalb haben mich auch deine Narben nicht erschreckt. Ich hatte lange Gespräche mit Margot und auch einmal mit deiner Mutter. Irgendwie tun mir beide leid. Keine kann mit dir so richtig umgehen. Nicht mal Margot.“ Er lachte wieder sein leises feines Lachen.
Ich goss uns Kaffee nach.
„Kurz bevor du auf die Normalstation verlegt wurdest, hatte ich mit Margot das längste Gespräch bisher. Sie sagte mir alle ihre Ängste und beichtete mir auch ihre vergebliche Liebe zu dir. Da wusste ich, dass du so warst wie ich. Vorher hatte ich ja nur die Vermutung, dass es so sei.“ Er holte tief Luft. „Ich hatte von Anfang an die Hoffnung, dass du überleben würdest und ich dich vielleicht irgendwann mal unter anderen Umständen wieder sehen würde. Aber dann kamst du auf die Normalstation und ich verlor dich aus den Augen. Leider.
Du warst so krank, da wollte ich dich nicht darauf ansprechen und deinen Freund hattest du auch eben verloren.“ Er machte eine Pause und gab mir die Gelegenheit nachzudenken.
„Mein Beruf war das einzige, das gelogen war. Alles andere stimmt und ich mag dich wirklich, sonst wäre ich nicht zurückgekommen.“
Ich starrte Leo an. Konnte das stimmen? Ja, einen Poldi hatte es gegeben. Er war immer sehr nett zu mir. Half mir, wenn ich mal musste, machte mich sauber, half mir beim Sitzen, Trinken und Essen. Er war wirklich immer sehr geduldig mit mir gewesen. Ich konnte ja nicht mehr sehr viel, als ich aus dem Koma erwachte. Erst durch seine Geduld und Hartnäckigkeit wurde ich wieder soweit hergestellt.
„Du bist der geborene Pfleger“, sagte ich in die folgende Stille hinein. Jetzt wusste ich auch, warum ich seine Berührung als so angenehm empfunden hatte und warum er so gut massieren konnte. Er hatte mir ja auf der Station oft den Rücken massiert.
„Warum hast du mir das nicht gestern schon gesagt? Es hätte vieles einfacher gemacht und ich hätte hier nicht so …“ Ich zeigte auf das bisschen Chaos das ich angerichtet hatte und dann hielt ich ihm meine bandagierten Arme vor die Nase.
„Du wolltest dir doch deswegen nicht wehtun, oder?“
„Nein, das ist mir beim Randalieren passiert. Ich war so verletzt durch diese Lüge, das kann sich keiner vorstellen.“ Ich stand auf und ging hin und her. Ich brauchte die Bewegung, auch wenn es nur langsam ging. Aber ich hielt nicht sehr lange durch. Irgendwie fühlte ich meine Knie weich werden und ich setzte mich wieder.
„Bist du so nett und holst meine Zigaretten vom Schlafzimmer?“
Leo stand auf und ging sie zu holen.
„Ich muss das alles erst mal verdauen. Das ist nicht so leicht für mich, weißt du.“
„Das glaub ich dir gerne“, sagte Leo und legt die Schachtel vor mich hin.
„Du weißt, dass das ungesund ist.“
„Das ganze Leben ist ungesund, wenn du mich fragst“, sagte ich und sog genüsslich den Rauch ein. „Magst du noch einen Kaffee? Oder was dazu essen? Hattest du schon Frühstück?“
„Ja und ja und nein.“
Mit der Zigarette in der Hand ging ich zum Schrank und wollte Kekse oder irgend so ein Zeug holen, als mir einfiel, dass ich nichts da hatte. „Shit. Ich muss wohl doch zu Resi gehen und was besorgen.“
„Ich denke, sie würde sich freuen, dich zu sehen.“
Das dachte ich auch, aber ich sagte es nicht laut. Ich dämpfte die Zigarette aus, Resi mochte den Rauch in ihrer Küche nicht, ließ Leo allein und ging runter.

Resi stand in der Küche und war mit ihrem Abwasch beschäftigt. „Gehst du jetzt“, fragte sie, ohne aufzublicken.
„Ich glaube nicht, Resi. Leo sitzt oben bei mir und hat mir viel erzählt. Hast du vielleicht ein paar Kekse oder irgendwas, was ich ihm als Frühstück geben kann?“
Sie drehte sich um und strahlte mich an. „Florian, lieber Flo, du bleibst also? Bist du mir nicht mehr böse und der Margot auch nicht?“
„Nur mehr ein bisschen. Da hast du einiges zum Gutmachen, Resi. Und der Anfang wäre mit einem Frühstück gemacht.“
Sie kam her, tätschelte meine Wange und meinte: „Alles, was du willst, mein Junge. Geh wieder rauf, ich bring euch alles. Lass deinen Gast nicht warten.“

Also stieg ich die Treppe wieder hoch. Erst da viel mir auf, dass ich schon wieder nackt durch die Gegend lief. „Ja warum sagt mir denn keiner, dass ich nichts anhab“, rief ich unglaublicherweise gut gelaunt.
„Ich denke, dass ist bei dir normal“, lachte Leo. Er saß noch immer am selben Fleck, nur schaute er mich jetzt das erste Mal direkt an.
„Ich zieh mir jetzt was an, wenn die Resi mit dem Frühstück kommt, will ich was anhaben.“
„Und, jetzt hat sie dich nicht so gesehen, oder hattest du etwa gerade was an und die Klamotten sind dir beim Treppensteigen runter gefallen. Obwohl das bei dir ja nicht schwer sein dürfte.“
„Haha, danke. Schlauberger.“
Aber ich zog mir doch nun schnell eine Short an, das war das mindeste was ich tun konnte und ich auch zum Anziehen bereit war. Ich hatte mein Innerstes schon sooft entblößt, da kam es auf meinen nackten Körper auch nicht mehr an.

Als wir dann zu dritt vor dem gedeckten Tisch saßen hatte ich endlich wieder einmal das Gefühl, angekommen zu sein.

Resi respektierte mich von nun an, so wie ich war und Leo und ich wurden echt gute Freunde und mehr als das.

Ich gewann meine Lebensfreude zurück, was mehr war, als ich noch vor zwei Jahren zu hoffen wagte und mit Hilfe meiner Freunde nahm ich wieder am Dorfleben teil. Die Leute waren nicht so schrecklich, wie ich dachte. Resi hatte die ganze Zeit Recht. Alle, nun, die meisten, freuten sich, dass ich wieder da war. Richtig da und nicht nur durch die Gegend geisterte.

Es waren verdammt harte Jahre, ich wäre beinahe daran zugrunde gegangen. Aber eben nur beinahe. Die Narben werde ich mein ganzes Leben tragen, die äußeren wie die inneren. Franz werde ich nie vergessen, ebenso wenig Margot, die mit Herbert in Singapur glücklich geworden ist, oder sind sie mittlerweile schon weiter gezogen? Wer weiß? Hin und wieder schreibt sie mir.

Resis Laden habe ich auch übernommen, nun bin ich wieder ein Geschäftsmann. Von Montag bis Freitag von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr Mittags und von 15 bis 19 Uhr, Mittwoch Nachmittag ist frei und am Sonntag nach der Messe habe ich auch noch immer eine oder zwei Stunden auf, genau wie die Resi es machte.

Leo und ich lieben uns bedingungslos. Er hilft mir, wenn mein Körper versagt, denn das tut er oft. Ich bin einfach ein alter Krüppel geworden, aber das stört ihn nicht, sowenig wie es mich stört, dass er mich immer wieder aufzieht und piesackt wegen meiner Rührseligkeit. Dann lachen wir gemeinsam über unser tollpatschiges Leben.

Ich bin gut so, wie ich bin.

© Herta 7/2009
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Kann mir mal ...
jemand sagen, wie ich jetzt wieder runterkomm? Und das hat nichts mit Sex zu tun ... *g*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Lass Dir Zeit ...

Oder bleib drauf und schreib einfach weiter!

*g*

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Ich weiß nicht, ob ich da weiterschreiben kann oder noch will. Für mein Gefühl ist die Geschichte zu Ende und ich möchte sie nicht unendlich ausreizen.

Ich werde mir Zeit lassen ... Danke.

Es ist nur gerade etwas frustrierend, weil ich so in das Leben dieses Mannes eingestiegen bin und jetzt sollte ich langsam mal wieder umschalten. Ich ängstige schon mein soziales Umfeld *g*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Solange Du nicht total zu diesem Mann mutierst ...

Ist es nicht manchmal auch so, wenn man einen berührenden, packenden Film gesehen hat, dass man eine Weile braucht, bis man wieder im realen Leben ankommt?

Ich finde es großartig, dass Du Dich so sehr in diese Geschichte begeben hast! Jetzt heißt es eben: Loslassen!

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Ich lasse sie ja aus ... ich bin froh, dass sie fertig ist *g*


Mutiert bin ich nicht *haumichwech* das sähe wirklich wunderlich aus *rotfl*


Nein, ich merke schon, ich bin wieder auf den Weg zur Normalität ... und dann muss ich die ganze Geschichte nochmals lesen und korrigieren, weil fehlerfrei ist sie nicht ganz ... ist mir vorhin aufgefallen *haumichwech*


Danke Antaghar *knuddel*
also ehrlich danke! - nicht bloß für die Geschichte, sondern das Miterleben- dürfen deiner Schreibwut - ist fast ansteckend - ich fang schon an, nach einer Geschichte in mir zu suchen, damit ich auch schreiben kann... haha!

aber man muss warten, bis sie reif sind, dann kann man ernten *g*

hast du toll gemacht - vom mittelalterlichen Minnelied mal kurz in den packenden Lebenskrimi gehuscht... CHAPEAU!!
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Danke
Danke, vielen Dank *bussi*

.... ich habe mich noch nie so in eine Geschichte reingehängt und jetzt fühle ich mich wie ein leerer Sack. *rotfl*


In mir warten noch viele Geschichten, die erzählt werden wollen und jetzt weiß ich, dass ich es nicht zu schlecht mache.
Warum habe ich nicht mehr Zeit *heul*
nicht weinen, Kleine... gerade, dass sie in einem "wuseln" und nicht so raus können, wie man es meint, formt oft die Qualität...
*g*
gegen den "leeren Sack" hilft, dass man sie liest - wieder und wieder - und sich an ihnen freut - bis die nächste da ist!
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Das Nichtrauskönnen ist ja nicht das Problem *g*
den Flo hab ich ja schon wochenlang mit mir herumgetragen und dann kam er endlich raus und ich hatte den Anfang ...

Ich habe einfach zu wenig Zeit ... diese Schlaflosigkeit ist nämlich langsam zermürbend, ich schreibe fast nur nachts und mein Haus ... also Chaos kommt da schon hin *zwinker*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Einfach weil es dazugehört :-)
Leo

Wie ferngesteuert lief ich durch die Dorfstrassen. Es waren viele Jahre vergangen, seit ich das letzte Mal hier war und jetzt trieben mich solch kindische Umstände durch die Gassen.

Mit dem Rauswurf hätte ich rechnen müssen. Warum nur hatte ich mich auf dieses Spielchen eingelassen? Margot und ihre verdammten Ideen. Ich hätte sie erwürgen können. Diese Spielchen waren sonst nicht meine Sache, aber Margot wollte es so und sie meinte, es wäre das Beste für mich und für Florian. Dabei war sie nur eifersüchtig, wie ich jetzt im Dunkel der Nacht erkannte.

Ich dachte an Florian, wie er am Beatmungsgerät hing. Überall am Körper waren Verbände und Drainagen, das gleichmäßige Piepen des EKG-Geräts und das Pumpen des Beatmungsgeräts waren die einzigen Geräusche, die aus seiner Richtung kamen. Aber es war trotzdem beruhigend, solange das EKG gleich blieb.

Mehr tot als lebendig lag er im Bett und trotzdem hatte sein Anblick etwas Betörendes für mich. Als er schließlich von selber aus dem Koma erwachte, konnte ich meine Freude kaum verbergen.

Margot merkte es natürlich sofort und sie lachte mich aus deswegen und schalt mich wegen meiner Unprofessionalität. Wahrscheinlich hatte sie Recht, aber gegen seine Gefühle kann keiner an. Sie erzählte mir so einiges aus seinem Leben und machte nur ab und zu so eine Andeutung, als könnte Flo so sein wie ich. Aber im Prinzip stellte sie es so dar, als hätte sie eine Beziehung mit Flo. Am Verlegungstag schenkte mir dann seine Mutter reinen Wein ein und ich verfluchte Margot.

Als ich durch das Dorf irrte, kam mir das alles so unwirklich vor und ich verstand auch Flo’s Reaktion. Ich hätte mir ja selber in den Hintern treten können. „Scheiße, Scheiße, Scheiße, verdammt noch mal“, schrie ich in die Nacht und hämmerte gegen ein Garagentor. Als ich mich wieder beruhigt hatte, ging ich zu Margots Haus. Ich wollte ihr gehörig die Meinung geigen, auch dass sie mir nicht wirklich gesagt hatte, wen ich zu „beglücken“ hatte. „Warum zum Teufel habe ich mich darauf eingelassen?“ Diese Frage machte mir schön langsam Magenschmerzen.
Ich läutete, aber es öffnete niemand. So ging ich unverrichteter Dinge wieder zum Laden. Ich hatte meinen Wagen in einer Seitenstraße neben Frau Müllner's Geschäft geparkt.

Eigentlich könnte ich auch heimfahren, dachte ich. Flo hatte mir unmissverständlich erklärt, dass ich verschwinden solle. Aber so eine Memme war ich nicht. Nein, ich würde das aufklären. Er würde mir zuhören müssen. Ich würde ihm gar keine Wahl lassen. Sollte er mich dann für vogelfrei erklären, Bitteschön. Aber zuerst musste er zuhören. Ich musste lächeln, vogelfrei … wie war mir dieses Wort nur eingefallen?

Die Nacht war schon weit fortgeschritten und ich fror. Im Wagen war es auch nicht wärmer, aber da konnte ich wenigstens sitzen. Aus dem Haus drangen noch ab und zu dumpfe Geräusche. Endlich war es still und ich schlief eine Zeit lang.

Mit steifen Gliedern und voller Blase erwachte ich. Am Haus stand ein alter Schuppen, dorthin ging ich, um mich zu erleichtern. Am Fenster war noch immer das Blumenmuster, das ich schon als Kind kannte. Nun war es verblichen. Arabeske, viel mir dazu ein. Was für sonderbare Gedanken einem manchmal kommen.

Ich ging wieder auf Beobachtungsposten. Endlich entschloss ich mich, etwas zu tun. Wie ein verdammter Einbrecher kletterte ich über die niedrige Einfriedung und ging zur Hintertür. Von früher wusste ich noch, dass Frau Müllner hier nie absperrte und hoffte, sie hätte diese Angewohnheit noch nicht abgelegt.

Vorsichtig drückte ich die Tür nach innen und mir blieb das Herz fast stehen, als ich ein lautes, blechernes Geräusch verursachte. Ich fluchte leise vor mich hin und stellte die Gießkanne wieder auf, die ich umgestoßen hatte. Dann schlich ich weiter nach oben.

Die Wohnungstür stand offen, also marschierte ich schnurstracks hinein. Ich hörte ihn im Schlafzimmer rumoren. Er schien seine Sachen zu packen. Im einzigen Wohnraum herrschte einiges an Chaos. Er musste seine Wut an den Möbeln ausgelassen haben. „Der Typ hat wohl eine an der Brezel“, dachte ich und schalt mich selber. Ich hätte wahrscheinlich nicht viel anders reagiert.

Ich lehnte mich an die Schlafzimmertür und schaute ihm zu, wie er selbstvergessen arbeitete. Diese hölzernen, steifen Bewegungen, der vernarbte Körper, entstellt und doch eine eigene verzweifelte Schönheit ausstrahlend. Die langen braunen Haare bedeckten einen Teil der Narben am oberen Rücken, die sich hell wie ein Wasserzeichen abhoben. ‚Die Chirurgen hatten wirklich gute Arbeit geleistet. In einigen Jahren wird nicht mehr viel zu erkennen sein’ dachte ich.

Jetzt drehte er sich um. Mit zorniger Miene starrte er mich an, und knurrte: „Was willst du?“
Ich dachte im Boden versinken zu müssen. Aber so wollte ich mich nicht abspeisen lassen. Ja, ich hatte einen Fehler gemacht, aber he, wer hat noch nie einen Fehler gemacht. Ach Scheiße!
„Ich will mit dir reden“, antwortete ich.

Und welch ein Wunder. Als ich mich auf die Wohnzimmercouch setzte, kam er dazu und er ließ mich reden!

Aber Eines muss ich noch loswerden. Ein bisschen verrückt ist er schon, der Flo. Er merkt es nie, wenn er nackt durch die Gegend rennt. Aber seit unserem Gespräch damals, hat er mich nie mehr aus der Wohnung geworfen. Ein paar Mal aus dem Bett, das schon, aber nie mehr aus der Wohnung.

© Herta 7/2009
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Margot
Margot


Wir saßen schon im Flugzeug. Ich hasste den langen Flug, aber irgendwie freute ich mich auf die neue Umgebung, das andere Klima und kein Florian mehr. Niemals mehr die Erinnerung an meine vergebene Liebe und meinen Hass.

Ich warf einen Blick auf Bianca, die in Herberts Armen selig schlief. Auch Herbert hatte die Augen geschlossen und schnarchte leise. Eigentlich war er ein guter Mann und ich mochte ihn. ‚Was für ein Glück, dass ich das Mädchen habe’, dachte ich und ein Stich fuhr mir durchs Herz. Auch sie würde mich einmal verraten und mich verlassen.

Ich schaute durchs Fenster. Neben mir die Tragfläche und nichts als Leere. Ein paar Wolken trieben vorbei oder wir an ihnen. Das lässt sich nicht so genau feststellen.

Meine Gedanken trieben in die Vergangenheit. Warum nur, war alles so gekommen? Warum war Florian zu uns ins Dorf gezogen? Er hätte in der Stadt bleiben sollen!

Ich war wieder genauso zornig, wie an dem Tag, als ich mitbekam, dass Florian schwul war. Also, das haute mich echt um. Bis dahin hatte ich mir nämlich insgeheim Hoffnungen auf ihn gemacht. Er schien mich doch gerne um sich zu haben und er sagte mir oft, dass er mich gern hatte. Gern haben …. Ha! Ich wollte geliebt werden.

An diesem Tag, ging mein Leben kaputt. Aber keiner ahnte etwas.

Ich hatte Florian zum Essen eingeladen und wollte ihm endlich sagen, wie sehr ich ihn liebte. Also kochte ich was Feines und ich hatte Bier gekauft, weil ich wusste, dass er es gerne trank. Ich warf mich sogar in Schale, richtig mit Kleid und allem drum und dran, wie es sich für ein Date eben gehört. Als Florian dann kam, war ich etwas enttäuscht. Er schien meine Bemühungen gar nicht zu bemerken. Alles was er zu sagen hatte, war: „Wieso lebst du eigentlich immer noch alleine, Margot. So hübsch wie du bist.“
Ich musste schlucken. Merkte der Blödian denn nicht, dass ich ihn wollte! Ihn und sonst keinen! Ich versuchte leichthin zu antworten: „Ich warte auf dich, mein Lieber.“
„Oje“, sagte er nur. Mehr nicht. Wie ich das Abendessen überstand weiß ich nicht, aber ich bat ihn kurz nach dem Essen zu gehen. „Sei mir nicht böse Flo. Aber mir geht es nicht besonders. Ich bin hundemüde“, log ich, weil ich ihn nicht mehr sehen konnte.
„Du arbeitest zu viel Margot. Lass dir nicht immer die ganze Arbeit aufhalsen. Sag auch mal nein“, dann ging er.

Ich war mir noch nicht sicher, aber ich wusste, dass er mich nicht liebte. Mich nie lieben würde. Dieser elende Mistkerl! Er wollte scheinbar nur mit mir spielen. Damals dachte ich so, ja, ich war so was von wütend. Und ich nährte meinen aufkeimenden Hass noch.

Richtig schlimm wurde es, als er mit Franz eine Beziehung einging. Sie waren so glücklich zusammen, dass ich es nicht mit ansehen konnte. Es tat zu weh. Einerseits wollte ich ihm dieses Glück ja gönnen, andererseits wollte ich dasselbe auch für mich. Ich war ja auch noch da! ‚Hallo Florian! Was ist mit mir?’ wollte ich oft rufen. Aber ich verkniff es mir.

Dann lernte ich Herbert auf einem Kongress kennen. Er war dort Referent und ich war auf Fortbildung dort. Er erkannte mich sofort wieder. Scheinbar war ich nicht älter geworden. Wir freundeten uns an und ich willigte ein, bei ihm einzuziehen. Ein guter Grund für meinen Auszug aus meiner alten Wohnung war die Tatsache, dass sich Franz und Flo immer so laut liebten. Die beiden kannten da keine Mäßigung.

Jetzt wurde es für mich etwas besser. In der Stadt gefiel es mir. Aber Herbert wollte eine Familie und ein Haus auf dem Land, wie er sagte. So willigte ich wieder ein und wir bauten das Haus in unserem Dorf. Das war ein Fehler. Sofort als ich Florian wieder sah, waren die alten Gefühle da. Liebe und Hass, Hass und Liebe. Was für eine Kombination!

Aber ich konnte mich gut verstellen. Niemand ahnte etwas. Ich spielte die glückliche neue Hausbesitzerin.

Als dann der Unfall passierte, war ich echt schockiert. Ich dachte schon, er wäre gestorben und ich hätte ihn für immer verloren.

Zum Glück wurde er wieder gesund. Leider musste ich im Krankenhaus Leo wieder begegnen. Ich konnte ihn schon in der Schule nicht ausstehen. So ein verkappter Samariter, echt. Und das sage ich, obwohl ich auch Krankenschwester war.

Ich merkte bald, woher der Wind wehte und versuchte Leo von Florian fern zu halten. Das durfte nicht sein, dass mir schon wieder so ein Kerl dazwischen kam. Nein, diesmal nicht, sagte ich mir und ich redete Leo ein, dass Flo mein Freund sei. Er glaubte es, dieser Einfaltspinsel.

Florian aber hatte sich durch diesen Unfall mehr verändert als ich wahrhaben wollte. Er schob mich von sich, als ich ihm helfen wollte. Da zog ich mich eine Weile ganz zurück und bekam mein Mädel. Es war die reinste Freude, für jemanden sorgen zu dürfen und unendliche Liebe zu bekommen. Aber es ist nicht gerade die Liebe, auf die ich so sehnsüchtig wartete. Es war eine andere Art, eine erdverbundenere. Ich brauchte was anderes.

Als mich Resi anrief, dass ich kommen müsse, sonst würde Flo eingehen, war ich mehr als erstaunt. Als ich ihn so in der Dusche kauern sah, nur mehr Haut und Knochen, tat er mir auf einmal leid. Von da an half ich ihm bis es ihm wieder besser ging. Ich merkte, dass er auf meine Hilfe angewiesen war. Es machte Spaß, ihn das spüren zu lassen. Aber ich überspannte den Boden nie. Ich kam nur tagsüber, außerdem wäre Herbert wütend geworden und das wollte ich auch nicht. Mit Herbert war mein Leben abgesichert, Bianca sollte es einmal besser haben als ich. Ja, Florian hatte nur mich und Resi. Das gefiel mir, keine anderen Männer. Vielleicht konnte ich ihn so von seiner Veranlagung wegbringen. Was für Gedanken. Keiner kann einen anderen umpolen. Aber in meiner Verbohrtheit dachte ich so.

Eines Tages kam Herbert nachhause und fragte mich, was ich von Singapur halten würde. Er war oft auf Geschäftsreise dort. Ich sagte, dass ich es nicht kenne und deswegen dazu nichts sagen kann. „Dann mach dir selbst ein Bild, mein Schatz. Ich bin befördert worden, die Leitung unseres dortigen Standorts zu übernehmen.“ Er hob mich hoch und wirbelte mit mir durchs Haus, dass mir ganz schwindlig wurde. Da erkannte ich zum ersten Mal unseres Zusammenlebens, wie sehr mich Herbert liebte. Er küsste mich und spielte dann eine Weile mit Bianca. Da sagte ich: „Singapur, hört sich doch nicht schlecht an.“

Bevor wir abreisten, wollte ich Flo nur ein einziges Mal wehtun. Ich wollte es ihm heimzahlen, all die verschwendete Liebe an ihn. Also rief ich im Krankenhaus an und redete mit Leo. Er wusste nicht, dass es sich bei Flo um seinen ehemaligen Patienten handelte. Ich überredete ihn, diesem Mann einen zu blasen und dann zu verschwinden, aber so, dass der andere mitbekam, dass er engagiert worden war. „Leo, der weiß Bescheid, der steht auf so was“, sagte ich eindringlich und Leo glaubte mir.

Ha, sogar jetzt im Flugzeug amüsierte ich mich beim Gedanken, Flo noch eins ausgewischt zu haben.

Leider erfuhr ich zwei Monate später von Resi, dass Florian und Leo zusammen waren. Und das schlimmste für mich war, dass ich die beiden zusammen gebracht hatte! Ich konnte es kaum glauben. Aber es war so.

Über Florian werde ich wohl nie hinweg kommen. Er ist und bleibt die Liebe und der Hass meines Lebens, immer mit mir verbunden. Ich hoffte, in Singapur das Glück zu finden, aber für jemanden, der so voller schlechter Energie steckt, wie ich, ist das Glück verdammt schwer zu finden. Ein gutes hat die Sache ja, ich kann nichts verlieren, das ich nicht besitze.

© Herta 7/2009
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Bevor ich das ...
Thema hier mal abhake, habe ich noch eine Frage an euch.


Erscheint euch die Figur des Florian Müller männlich genug, habe ich ihn nicht zu weich dargestellt?
Wirkt die Geschichte authentisch für euch?


*gruebel**gruebel**gruebel* Herta
der Flo - ja, der ist schon authentisch - auch wenn er mich manchmal "aufregt", es ist manches noch "ungereimt" in ihm, aber das unterscheidet ihn ja keineswegs von Personen des realen Lebens!... *zwinker*

was ich etwas merkwürdig finde ist das Flo-Margot-Verhältnis - das scheint mir etwas unausgegoren - eher von Flo´s Seite - die Schwulen, die ich kenne, gehen anders mit ihren weiblichen Freundinnen um, sind enorm hellhörig und sensibel - dass Margot Flo etwas bedeutet, merkt man nicht an seinem Tun - das "schreibst du nur" ... da könntest du noch was ändern, dieses Dilemma auch ihn bearbeiten lassen...

*zwinker*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Danke, da sollte ich mir vielleicht noch mal Gedanken darüber machen. Das ließe sich sicher noch einbauen, gerade in den Geschichten "Kraftlos" und "Sprachlos" würde das noch passen.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Für meinen ganz persönlichengeschmakc ist er in der Tat zu sehr "Weichei". Aber das darf er sein, das gibt's im realen Leben oft genug.

Er ist Deine Figur und darf so sein, wie Du als Autorin ihn siehst - Du hast ihn ja geschaffen. Und dass in Geschichten oder Romanen auch Figuren vorkommen, die in sich widersprüchlich sind, das erscheint mir angesichts dessen, was ich real oder hier im Joyclub manchmal so erlebe, mehr als gerechtfertigt.

Das ändert nichts daran, dass diese hervorragende Geschichten insgesamt und an manchen Stellen ganz besonders liebevoll und sorgfältig überarbeitet werden sollte - falls Du an eine Veröffentlichung in gedruckter Form denkst. Der Kern, die Substanz, der Stil, das Sprachgefühl sind von Ausnahmen abgesehen einfach gut!

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Oh danke Antaghar. Ich hatte auch stellenweise das Gefühl, dass er zu sehr Weichei ist ... aber irgendwie hat er sich so entwickelt *nixweiss*

Könntest du mir Stellen nennen, die deiner Meinung nach verbesserungswürdig sind, wo Unklarheiten auftreten oder was einfach nicht gut geschrieben ist?

Ich freue mich sehr über dein Lob. Denkst du wirklich, diese Geschichten hätten das Zeug, veröffentlicht zu werden?

Liebe Grüße
Herta
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wenn ich das so schreibe, liebe Herta, dann meine ich es auch so. Nur ist klar, dass das nur meine ganz persönliche Einschätzung ist - andere mögen das völlig anders sehen.

Ein paar Stellen zum Verbessern könnte ich wohl nennen, aber das wäre mit viel Arbeit und Aufwand verbunden, den ich gerade nicht bringen kann und will (hab einfach mal wieder etwas zu viel am Hals).

Deshalb ein Vorschlag: Mach Du Dich mal in aller Ruhe an die Arbeit! Sei so sorgfältig wie nur möglich! Und lies die Geschichte immer wieder laut vor (Du wirst staunen, über was Du da alles stolperst). Und wenn du das Gefühl hast, jetzt sei alles eine runde Sache und soweit perfekt, dann lass mich das wissen. Dann sehen wir weiter ...

Einverstanden?

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Ist gut, das mache ich und ich danke dir für deine Hilfe.

Liebe Grüße
Herta
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.