Live Installation Art
Frau Hauptmann marschierte vor ihrem Heiner auf und ab und wetterte, was das Zeug hielt. Denn er hatte ihre Paradeuniform beim Guten-Morgen-Apell mit seinem Mageninhalt besudelt.Ihm war noch immer speiübel zumute, und er hätte gern das Korsett seines Untergebenen-Daseins für einige Augenblicke abgelegt, um etwas aus- und aufatmen zu können. Denn Frau Hauptmann hatte seinen geschnürten Leib mit allerlei Gemeinheiten gepiesackt, sodass ihn nur noch das Mieder seiner angestammten Position aufrecht und zusammenhielt.
Er wankte stark, doch seine nackten Fußsohlen waren fest mit seinem Standpunkt verwurzelt, so dass er nicht umfallen - dennoch aber zerbrechen - konnte.
Frau Hauptmann wusste das, und sie machte ihn dafür zur Schnecke. Sie klebte ihm eine künstliche Muschi über den akribisch rasierten Mund-Nase-Kiefer-Bereich seines Gesichtes und gierte dabei nach seinen erschrockenen Blicken.
Dann zwang sie ihn an Ort und Stelle in die Knie und penetrierte seinen Muschi-Mund mit ihrem Strapon, dessen Dildo sie vorher mit einer Paste aus Chili, Ingwer, Senf und Zitronensaft bestrichen hatte, damit auch seine Gaumenfreuden befriedigt wurden. Sie war schließlich kein Unmensch.
Als sie damit vor versammelter Mannschaft geendet hatte, zog sie ihrem Heiner ein orangefarbenes Rüschen-Tutus über, beließ aber die künstliche Muschi in seinem Gesicht und drapierte ihn zwischen ihren anderen lebendigen Werken im Schaufenster ihres Ateliers. Schließlich widmete sie sich wieder ihrer Arbeit an der aktuellen drei mal fünf Meter großen Wandinstallation aus nackten Frauenleibern.
Ein Auftrag für den jüngsten Ex-Marschall der ehemaligen Galeonen-Garde, Herrn Himmelrat, der mehr Verstand – was den Geschäftssinn anging – als (Un)Glück bewiesen hatte und sich nicht wie sein verflossener Dienstherr, Kaiser Nobelstein, von den anarchischen Revoluzzern hatte enthaupten lassen, sondern durch sein Tun für sie unentbehrlich geworden war.
© CRK, LE, 08/2020