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Aus der Erzählung: " Im Leben danach "

**********el_sn Mann
150 Beiträge
Themenersteller 
Aus der Erzählung: " Im Leben danach "
Die erste Nacht am anderen Meer

Doris verließ den Flieger Punkt 9:00 Uhr. Das nasskalte Deutschland tauschte sie nach etwas mehr als drei Stunden mit der Sonne. Damit waren nicht ausschließlich die Maitemperaturen und der Regen gemeint. Diesmal sollte es kein üblicher Badeurlaub werden. Doris war ausgerissen nach der Pleite ihres eigenen kleinen Ladens. Abgehauen, von Peter ihrem Nochmann, der sie nicht nur um gemeinsames Geld betrogen hatte. Vor allem aber lief sie vor sich selbst weg. Der einzig fassbare Lichtblick in ihrer Ohnmacht war das Verlangen weit weg zufahren, zu schwimmen oder zu fliegen, um irgendwie wieder anzufangen zu leben.

Der Linienbus kroch die Serpentinen weiter in Richtung Süden. In den zwei Bergdörfern kurz vor der Ebene verließen die meisten Passagiere das Gefährt. Nur noch zehn Soldaten begleiteten Doris hinab wieder dem Meer entgegen. Erst mit der einsetzenden Leere nahm sie die jungen Männer richtig wahr. In erster Linie entsprang ihre Aufmerksamkeit dem Geruch süßlicher Strenge vermischt mit allerlei Körperchemie, die jetzt den Raum einnahm. Den kannte sie aus ihrer Kindheit, wenn Vater nach Hause kam. Alle getragenen Uniformen der Welt entfesseln wohl diese Erscheinung. Natürlich wuchsen ihr jetzt Zweifel, ob sie wohl den richtigen Ort gewählt hatte.
„Viel Auswahl bleibt nicht, wenn man nach Entfernung, Flugpreis und billigem Quartier mit open end sein Ziel bestimmt.
Im Internet stand verträumtes Fischerdorf, einsame Strände, erholsame Natur…aber nicht kulturlose Einöde“,
waren die harmlosesten Gedanken die ihr kamen.
Der plötzlich weite Blick auf die bewaldete hüglige Landzunge, die zwei Meere teilte, lenkte sie nicht wirklich ab. Einer der Jungs, schräg neben ihr, himmelte sie förmlich an, hielt aber ihrer Augenantwort nicht stand.
„Na wenn schon, dann angele ich mir so einen Helden. Es wird ja auch solche in passendem Alter geben. Dann ziehe ich eben in Ermanglung von Häusern mit ihm um die Bäume.“
Dieser Gedanke schönte ein wenig ihre scheinbar trostlose Situation.

Der Bus verließ die glatte Straße und holperte nach zwanzig Biegungen durch den Wald direkt an einen kleinen Hafen. Hier war aber alles wieder glatt, großzügig und neu. Das Blau-Weiß der Fischkutter schien mit den gleichen Farben der grob geschätzt fünfzig Häuser um die Wette zu strahlen. Unter einer großen Platane auf einem kleinen Platz mit Kappelle, Taverne, Post und Supermarkt war dann Endstation. Doris empfand richtig freudige Erwartung auf ihr Quartier. Ihre Stimmung kippte zusehends ins Positive. Sie fand die kleine Pension schnell und bekam ganz ohne Meerblickaufschlag ein helles Zimmer zum Wasser. Nur Strand gab es sichtbar nicht. Das musste sie den freundlichen Wirt, der sie in einer halben Stunde zu einem Ortsspaziergang eingeladen hatte, unbedingt fragen. Noch bevor es losging gab es eine Unterhaltung bei der es Doris stellenweise unheimlich wurde. Der Gastgeber gab ihr ein Plastikkärtchen mit ihrem Bild und Personaldaten. Sie verwunderte, dass ihr Geburtsdatum und Passnummer korrekt wiedergegeben waren, die aber bei ihrer Buchung gar nicht abgefordert waren. Die Rückseite enthielt ein Ausstellungsdatum weit vor ihrer Ankunft und einen merkwürdigen rosa Stempel, der eine Gültigkeit für den Monat Mai bescheinigte. Die Begründung, dass dies eine Art Hausausweis sei, der sie berechtigt sich auch nach 23:00 Uhr in der Umgebung zu bewegen und den Strand zu benutzen, der eigentlich im Sperrgebiet liege, beruhigte sie nur teilweise. Das sie ihr Handy und andere elektronische Geräte, selbst ihren Discman, nicht dorthin mitnehmen sollte, fand sie schon wieder mehr als absonderlich. Beim folgenden Rundgang vergaß Doris zeitweilig alle Ungereimtheiten. Joseph, so hieß der Wirt und wollte zukünftig auch nur noch so genannt werden, schritt stolz wie ein Hahn neben ihr. Er zeigte ihr alle Sehenswürdigkeiten im Schnelldurchgang und lud sie auf einen Rotwein in die Taverne ein. Die Tatsache, dass ihre Vorstellung gegenüber den Anwesenden so klang, als habe er sie persönlich erobert und hierher geschleppt, nahm sie amüsiert hin. Das Willkommen der fünf älteren Herren fiel herzlich aus. Besonders der Hafenkommandant hatte sie gleich in sein Herz geschlossen, als er erfuhr, dass sie von der Ostsee kam und das Meer liebte. Sie sollte unbedingt mit ihm am Wochenende zum Fischen hinausfahren. Auch der Apotheker, der nebenbei eine kleine Bibliothek und das Internetcafe betrieb, lud sie zu einem baldigen Besuch ein. Die griechische Gastfreundschaft hatte Doris eingefangen und vermittelte ihr ein Gefühl von Geborgenheit. Joseph hielt sein Wort und nach dem einen Glas brachen sie wieder auf. Mit der Offenbarung ihrer neuen Eindrücke und mit einem Kuss auf die Wange bedankte sie sich bei ihm für den Empfang. Joseph, sichtlich gerührt von diesem Überschwang, kündigte nach der Rückkehr zum Haus noch eine Überraschung an. Gegen eine wirklich kleine Gebühr durfte sie einen Motorroller nutzen. An dieser Stelle war dann der zweite Kuss fällig. Die Spitze von Josephs Schnurbart kitzelte ihre Lippen und ließ sie zusätzlich lachen. Obwohl der Abend schon heraufzog, begab sich Doris sofort auf Tour. Den Weg zum Strand fand sie schnell. Nach nur vier Minuten Fahrt durch den Wald stand sie vor der Felswand und dem beschriebenen Durchbruch mit der geöffneten Pforte. Sie stellte den Roller neben einem Dutzend Fahrrädern ab und übergab dem herbeikommenden Posten ihre Plastikkarte. Nach einem kurzen Blick steckte er das Teil in eine Art übergroßes Handy das nach fünf Sekunden piepte.
„Vielen Dank, Frau Dietrich, bitte denken sie daran, dass der Strand in gut drei Stunden geschlossen wird!“
Ihrer Verwunderung, ob seines starken berliner Akzentes, entgegnete er gleich ungefragt:
„ aufgewachsen in Kreuzberg, jetzt Wehrdienst in Griechenland und im nächsten Jahr Studium in Frankfurt. Wünsche ihnen viel Spaß“, und gab ihr den Ausweis zurück.
Der Weg wurde zur Felsspalte.
„Ein Entgegenkommer mit mehr als siebzig Kilo wäre wohl nur durch übersteigen zu passieren.“
Es kam aber niemand, bevor plötzlich die Berge zurückwichen. Vor ihr lag ein etwa zwei Kilometer langer Strand nur unterbrochen durch übergroße Steine. Teilweise lagen sie übereinander und bildeten romantische Höhlen und Tore. Die untergehende Sonne färbte den feinen Sand fast rot. Sanfte Wellen brachen sich am flachen Ufer. Die ganze Bucht umgaben schroffe Felsen. Nur landeinwärts, in der Mitte, schien hinter Hecken und Mauer recht üppige Vegetation zu sein. Davor standen ein flaches Gebäude und eine Strandbar. Um sie herum verteilten sich Schirme bedeckt mit Palmenblättern, die Liegen überdachten.
„Das stand nicht im Reiseführer“, war sich Doris sicher.

Mit schnellen Schritten lief sie zum Wasser. In ihrem Rücken verließ lärmend eine Gruppe Jugendlicher den Strand. Es musste die Fahrradtruppe gewesen sein. Zum Baden war es zu spät, aber die Bar blieb ihr immer noch. Sie entschloss sich barfuss im Wasser bis zum Ende dieses Naturereignisses zu gehen. Genau mit Sonnenuntergang kam sie dort an. Sie setzte sich auf einen Stein und beobachtete versonnen das Farbenspiel. Als es dunkelte lief sie auf gleichem Weg zurück. Sie war noch auf Höhe jener Steintore und unschlüssig, ob sie noch zur Strandbar gehen solle, als laute Musik von dort sie verhalten ließ. Auf dem Holzboden vor den Hockern tanzte engumschlungen ein ungleiches Paar. Sie, Asiatin, unterbrach mehrfach abrupt die Tanzschritte, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste leidenschaftlich ihren Tänzer. Er, grauhaarig, bestimmt unpassend zwanzig Jahre älter und an seiner Kleidung als Barkeeper erkennbar, hatte dieses Auf und Ab schließlich satt. Er hob sie an den Pobacken auf Kopfankopfhöhe. Sie nutzte das, um sich trotz wilder Drehungen vollends an ihm festzusaugen. Unterhaltung zwischen beiden konnte sie nicht verfolgen, die Entfernung war zu groß und herüberwehende Fetzen klangen sehr ausländisch. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr. Noch bevor der bekannte Kuschelsong von R.W. zu ende war, setzte er sie ab. Das Mädchen drehte ihm den Rücken zu und schob eine seiner Hände über den hochgerutschten Rock hinweg direkt in ihren Slip. Doris stand wie vom Blitz getroffen. Nicht die momentanen Einblicke hatten sie verunsichert. Da schien sich trotz unanständigen Altersunterschiedes echte Zuneigung mit Zärtlichkeit voneinander zu verabschieden. Wie der Schluss eines unbedeutenden Urlaubsflirts sah das nicht aus. Sie hatte Angst, dass jede weitere Bewegung sie in den Lichtkegel bringen könnte und ihre Entdeckung den Akteuren vielleicht peinlich war. Die letzten Takte verhallten. Die Asiatin drehte sich zurück, zog ihren Rock über die wieder unberührte Scham und lief auf die Hecken zu.
„Bye Vaa, …und vergiss mich bis September.“
Er machte noch einen Schritt in ihre Richtung, verhielt und winkte nur noch.
„Vaa“, Doris war sich nicht sicher ob sie den Namen richtig verstanden hatte, winkte ohne sich umzudrehen zurück. Vielleicht hieß sie Vanessa und gab ein Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte. Der Mann kam, in dem er sich äußerlich straffte, wie aus einem Traum zurück und lief zur Bar. Als er wieder im vollen Licht stand hatte Doris das Gefühl, dass sie ihn von irgendwoher kannte. Bei dem Mädchen, war sie sich nach kurzer Überlegung völlig sicher, sie ist diese japanische Pianistin, die gerade eine Tournee durch Europa macht. Monatelang stand in allen bunten Klatschzeitungen etwas von Drogen, Magersucht und Absturz. Das muss aber schon zwei Jahre her sein. Ihr Comeback wurde nicht kommentiert. Sie wurde wieder gefeiert, als war sie nie verschwunden.
Der Weg zum Tresen verbat sie sich. Zudem machte die bevorstehende Sperrzeit den Rückweg unumgänglich. Das Grübeln über die Begegnung, vor allem über den bekannten unbekannten Mann, verließ sie bald.
In ihrem Quartier hatte Joseph eine Flasche Rotwein bereitgestellt. Sie nahm diesmal mehr als ein Glas und schlummerte zufrieden ein.

Der schöne Tag war in die Nacht und einen Traum gewachsen. Kein böser Alptraum, der wie in Deutschland sie oft schüttelte und unsanft erwachen ließ. Die glücklichen Bilder des Tages vermischten sich mit solchen aus ihrer Kindheit und Jugend. Da war plötzlich auch eine Szene am Marinekai im Rostocker Breitling. Ein Mann stand vor ihr im schwarzen Neoprenanzug und erklärte irgendein Sauerstoffgerät, das keine Luftblasen aufsteigen ließ. Als sie kurz darauf munter wurde schien die Sonne hell durch die Vorhänge. Sie stand auf und erinnerte sich, den Mann den gestern die hübsche Pianistin küsste, kannte sie. Sie hatte ihn im Traum genauso deutlich gesehen wie alive. Freilich müssen beide Begegnungen fast zwanzig Jahre auseinanderliegen. Sie faszinierten damals nicht die technischen Details seiner Ausrüstung, die er beschrieb. Es war die männliche Erscheinung. Der schwarze schlanke Körper, seine Stimme und die Gesten übten eine unbekannte Anziehungskraft auf sie aus.
„Ich war unschuldig heimlich verliebt in diese Gestalt“, resümierte Doris ihre damaligen Empfindungen nachträglich belustigt.
Nach dem Duschen und einem ausgiebigen Frühstück brach sie zum Strand auf.
Super!
Also, irgendwie bricht heute Abend die Anderswelt aus allen Tasten.

*gruebel*laf
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Tja, lieber Olaf ...
... es gibt solche Tage - da zeigt sie sich mit aller Macht.

2012 kommt näher, es lässt sich nicht übersehen. Zumindest werden hier wohl einige dadurch inspiriert.

Bemerkenswert, lieber Grauschimmel!

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Da bin ich aber schon mal neugierig, was wir am 20.12.2012 hier so zu lesen kriegen. Ich komm ja jetzt schon kaum mehr mit dem Lesen nach *g*

@********mmel: schöne Geschichte!


Liebe Grüße
Herta
**********el_sn Mann
150 Beiträge
Themenersteller 
Bahnhof oder Bratkartoffeln?
...den Papst schließe ich selbstverständlich, aus meinem Verständnis aus!... ich habe 0000 Ahnung, welchen Zusammenhang meine Geschichte mit dem 20.12.2012 haben sollte. Natürlich, kann es einen ganz harmlosen Grund geben... habe aber alle die in der Geschichte enthaltenen Daten, ob klar oder verklausuliert, ob als Summme oder mögliche Differenzialgleichung nochmals nachvollzogen??? 2012 oder gar 20.12.2012 war kein Ergebnis!
Ach so, danke für das Lob. Bin gespannt, wenn ich den 2. Teil aus der Erzählung einstelle, welche Zahlenspiele ihr dann veranstaltet.
Der Graugeschimmelte T.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Lieber Grauschimmel!

Deine Geschichte hat absolut nichts mit diesem Datum zu tun (das ist der Tag, an welchem der mehrere tausend Jahre alte Maya-Kalender abläuft ...), sonder es ging um die an diesem Tag verblüffende Häufung von derartigen Stories:

Ghostface hatte sein Werk eingestellt, ich hatte mich an einer relativ ähnlichen Story im Acht-Wörter-Spiel versucht - und dann kamst Du mit diesem Werk.

Vergiss die Zahlenspielchen einfach ... Und ob 2012 wirklich ein neues Zeitalter weiblicher Weisheit beginnt? Ich würde es mir wünschen, nötig wäre es wohl ....

(Der Antaghar)
**********el_sn Mann
150 Beiträge
Themenersteller 
Ich bin erleichtert...
.... dachte schon, daß ich mit der Fortsetzung noch 3 Jahre warten soll.


Am Strand

Eine junge Frau kam mit schnellen Schritten aus den leicht gekräuselten Wellen. Ihr Gang, leicht nach vorn gebeugt, kämpfte gegen den Widerstand. Mit Abnehmen des Wasserstandes um ihren Körper wurde er gleitender. Als nur noch weißer Schaum die Knöchel umspülte, schwebten die Bewegungen. Den Kopf leicht zur anderen Seite abgewandt, als ließe sich das Haar so besser ringen, lief sie ohne Thomas anzublicken zur Dusche. Vielleicht waren diese Gesten auch nur ein Alibi um seinen Augen nicht begegnen zu müssen.
Die feinen Strahlen trafen ihren blassen schlanken Körper und befreite ihn von Salz und feinem Sand. Durch seinen unterschiedlichen Widerhall konnte Thomas erahnen welche Körperteile getroffen und mit welchen Handbewegungen dabei gestreichelt wurden. Zuerst die Oberarme und Brüste hinab ein weicher gleichmäßiger Singsang. Dann härtere Aufschläge an den wechselnd angewinkelten langen Beinen.
Auch er bemühte sich nicht den Kopf zu drehen und verfolgte das Geschehen ausschließlich akustisch. Mit vorgetäuschter Geschäftigkeit wusch er Gläser und sortierte die vorhandene Ordnung des Tresens sinnlos neu. Warum gerade heute und bei dieser Person Thomas von seinem sonstigen Verhaltensmuster abwich, blieb ihm unbewusst. An der Schönen, die offensichtlich erst gestern aus dem kalten Resteuropa in der Sonne eintraf, musste etwas Besonderes sein. Diese Zurückhaltung kannte er von sich sonst nicht. Solches Gebaren wäre auf Dauer auch äußerst schädlich fürs Geschäft.
Auf dem Weg zurück zu ihrem Liegeplatz hielt sie auf Höhe der Strandbar inne. Genau in diesem Moment trafen sich zum ersten Mal ihre Augen. Von ihr ging tatsächlich eine besondere Wirkung aus, denn die sonst so einladenden Gesten in den geläufigsten Sprachen blieben aus. Nur sein fast schüchternes: „Hallo!“, begleitet von einem Zwinkern erreichten sie.
„Guten Morgen …bis gleich, ich möchte einen Milchkaffee mit viel Zucker!“, ergänzten ein freundliches Antwortlächeln.
Thomas beobachtete über den Automaten hinweg, wie sie die halblangen rotgesträhnten Haare mit dem Handtuch rieb, das Bikinioberteil ablegte und ohne Hast ein T-Shirt überstreifte. Er hatte den Eindruck, dass sie ihren Körper bewusst zu ihm drehte. Vielleicht wollte sie nur kontrollieren, ob seine Blicke noch bei ihr weilten. Ohne eilende Scham wechselte auch noch der Slip in ein trockenes Teil.
„ Die Nummer können wir aber nur so abziehen, wenn der Strand wie heute morgen fast leer ist!“
Thomas sprach ihr die letzten fünf Meter des Weges entgegen, kam aus dem Rondell und rückte einen Barhocker zurecht. Im Hinsetzen legte sie ihre Hand über seinen Unterarm, der noch auf der Lehne ruhte, als wollte sie ihn festhalten. Sie warf ihren Kopf in den Nacken. Ihre grünen Augen leuchten verschmitzt rücklings nach oben.
„Mir ist schon klar, dass hier nicht der FKK-Strand von Markgrafenheide ist…aber, dass die Spielregeln hier so orthodox sind?“
„Markgrafenheide? …Zufall oder wusste sie, dass ich früher von der Veranda oder dem Giebelfenster freien Blick auf diese Örtlichkeit hatte ?“
Thomas genoss ihre weiche Wärme, die für Sekunden auf ihn übersprang.
„Der Kaffee ist bestimmt fertig“, hörte und sah er schmale Lippen schräg unter sich flüstern. Das gab ihm die Gelegenheit, wenn auch ungern, ihr seinen Arm zu entziehen. Zu seiner Verwunderung ließ dabei aber der Druck ihrer Hand kaum nach. Erst hinter seiner Barriere fand er die Fassung wieder. In den drei Jahren auf der Insel hatte er schon einiges an und mit alleinreisenden Urlauberinnen erlebt. Aber warum sollte diese rothaarige Schönheit ausgerechnet ihn, grob geschätzt fünfzehn Jahre älter, zum Objekt ihrer Begierde erwählt haben? Als er ihr den Milchkaffe nebst großer Zuckerdose reichte, vernahm er seine Stimme wie durch einen Vorhang gedämpft:
„Nein, orthodox ist man hier nur in der Kirche und ich persönlich bin nicht prüde…nur kam dieser Anblick einer schönen Frau und jetzt gar deren Berührung für mich angenehm… verwirrend… unerwartet!“
Um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, aber doch das vertrauliche „DU“ nicht abzuweisen, hängte er noch: „vergiss den Zucker nicht“, mit gesenkter Stimme an.
Ihre Augen blitzten wieder spöttisch. Diesmal aber mehr blau als grün, nahm Thomas aus der Distanz wahr. Dem Tonfall ihrer Entgegnung war zu entnehmen, dass sie das Geplänkel sichtlich genoss und zu einem handfesten Flirt ausbaute.
„Ich wollte dich nicht verwirren, ich wollte deine Aufmerksamkeit … du bist der Mann mit dem hier ein Bundle für mich in Frage kommt“.
Thomas folgte ihrer Handbewegung mit einem Blick in die Runde.
„Tolles Kompliment für mich, Zacharias, der Liegenverwalter ist Dreiundsechzig, kugelrund, schrecklich unrasiert und sein Enkel bekommt erst nächstes Jahr einen Bart!“
Allzu gespielt klang seine weitere Entrüstung: „…ich will auf dich aufpassen bis echte Konkurrenz erscheint!“
„Schön, dass ein Mann auch akzeptieren kann, wenn die Dame den ersten Schritt tut, ich bin die Doris“. Mit einem schallenden Lachen setzte sie die Rede fort: „…und hätte nichts dagegen, wenn wir heiraten!“
„Nun gut, wenn die Mitgift stimmt und du einen schwulen Ehemann duldest, ich bin der Thomas“. Nach kurzem Zögern kam dann noch: „Genug… jetzt lass uns von etwas Ernsthaftem reden, von dir, vom Wetter oder so…!“
Er angelte zwei Schwenker vom Regal, füllte sie gut zweistöckig auf, reichte ein Glas herüber und prostete ihr zu: „Willkommen Doris! Auf eine schöne Zeit in der Sonne! Wir können noch gut eine Stunde reden. Woher du kommst, was du so vor hast, wie ich dir als Landsmann in der Fremde helfen kann und…und. Um 11:00 Uhr hat die Welt dann ausgeschlafen und hier bricht die Hölle los!“.
Doris konnte gar nicht anders als das viel zu volle Glas mit Metaxa reflexartig zu übernehmen. Sie bedankte sich artig mit einem Kopfnicken: „Ja ernsthaft…nur Wetter ist zu eintönig. Das ist ja immer gleich schön…!“
Sie nahm nur einen kleinen Schluck und stellte das Glas bestimmt etwas seitlich ab.
„Ich liebe den betörenden Duft von Rosinen, mag aber nicht die Wirkung von Alkohol ohne Mondschein und Musik.“ Ihre Stimme wurde leiser und merklich nachdenklich. Für Thomas hatte es den Anschein, dass ihre Augen auch blasser wurden. Hätte er jetzt ein Urteil abgeben müssen, wären sie grau.
„Ich danke dir. Du hast gemerkt, dass mein Gesäusel nur Maske ist. Danke für dein Zuhörangebot, ich will es nutzen…“, waren der Anfang ihrer Geschichte. In ihr folgte einem beruflichen Fiasko in einer Stadt an der Ostsee Gleiches in einer Partnerschaft. Von vergeblichem Aufbäumen und Depressionen, vernahm Thomas, genau wie von Selbstzweifeln und dem Versuch mit dem zweitbesten Flieger ihnen zu begegnen. Er hörte fast ausschließlich nur zu. Er hätte selbst eine solche Geschichte erzählen können. Nicht nur die offerierten Fakten, sondern auch die dazugehörigen Gefühle kannte er genau. In seinem Gelebten kam aber die Gegenwart nicht ausschließlich als Flucht aus der Vergangenheit an. Sie bildete schon so etwas wie Zukunft. Die räumliche Trennung von schlechter Zeit stand fast am Ende von Vergessen. Das hatte Doris noch vor sich. Egal wie weit ihr Weg noch würde und ob sie ihn auch konsequent gehen konnte. Thomas entschied sich ihr zu helfen. Vielleicht etwas umständlich entwickelte er ihr genau diese Gedankengänge.
„Verdrängen mit einem noch so schönen Rausch bringt kein neues Leben…nur neues schönes Erleben verändert…“, hätte man als Kernaussagen, wenn auch nicht wörtlich, festhalten können. Persönlicher wollte er zu diesem Zeitpunkt nicht werden.

Es verrann nicht nur die Zeit. Doris hatte doch das Glas mit dem Weinbrand zu neuem Milchkaffee geleert. Pünktlich kamen die zwei Ausflugsschiffe um die Landspitze. Noch bevor die durstigen Badegäste weitere Unterhaltung unmöglich machen konnten, reichte ihr Thomas einen Schlüssel. Fast im Befehlston hörte sie ihn sagen:
„In keinem Fall legst Du dich jetzt in die Sonne…im Garten findest du unter den Oliven eine Liege“. Mit dem Kopf deutete er in Richtung Hinterland: „…im Bungalow links sind Dusche, Toilette und Handtücher!“
Angesichts seiner einsetzenden Geschäftigkeit Getränke und Geschirr bereitzustellen, begriff Doris die Unmöglichkeit von Widerrede und trabte ab. Als sie sich doch noch unsicher in Richtung Strand umdrehte, sah sie nur seinen kategorischen Zeigefinger, der in Richtung Felsen wies.
„Vergiss nicht das Tor wieder abzuschließen!“, erreichte sie schon wieder im braven Vorwärtsgang.

*

Die Sonne stand schon weit nach Mittag als Thomas den Garten betrat. Doris lag auf dem Rücken schlummernd unter den Oliven. Ihre Gesichtszüge waren entspannt. Die halb geöffneten Lippen ließen ruhige Luft heraus. Sie hatte sich seinen flauschiggelben Bademantel übergeworfen, der sich im Schlaf indiskret geöffnet hatte. Thomas schaute langsam ihre ungleich angewinkelten Beine hinauf. Er registrierte den rasierten Venushügel, für ihr Alter ungewöhnlich volle, rundlichfest erscheinende Schamlippen und diese deutlichen Bewegungen. Ihm war so als würden sie sich mit jedem Atemzug, der auf den Unterbauch übersprang, öffnen und schließen. Wenn die Luft ihren Körper verließ, glaubte er etwas mehr aus dem rosigen Inneren mit dem Knubbel am Ende der Hautfalten zu erspähen. Eine wirklich göttliche Fassung umrahmte ihren Juwel. In der Hoffnung, dass sich eine andere Perspektive einstellt, drehte er den Kopf zur Seite. Der geänderte Winkel brachte außer weiterer Erkenntnis eigener Erregung keine neuen Einblicke.
„Jetzt niederknien und die Lippen sanft aufdrücken…die Zunge nachschieben…bedeutet bestimmt ein besonderes Glücksgefühl!“
Nur heftiges Kopfschütteln gab seinen Gedanken eine andere Wendung. Er erblickte die Handtücher auf der Wäschespinne, die Doris noch der abgelaufenen Maschine entnommen haben musste. Er wollte die Blößen bedecken, bevor er sie weckte. Sicher wäre ihr, bei aller bewiesenen Offenherzigkeit, eine solche Situation peinlich. Dabei warf er Schatten auf ihr Gesicht. Im Erwachen hielt Doris seine Hand fest und presste das Tuch mit dieser genau dorthin. Nein, Absicht war es nicht. Ein Reflex vielleicht in der Schlummrigkeit, auch wenn sie ihn heftig zu sich zog. Diesmal bedauerte es Thomas innerlich, dass Doris sofort losließ, als sie die Wimpern hob. Andere Sinneswahrnehmungen hätten vielleicht sein Betrachten noch ergänzt. Ihre Augen blinzelten noch schläfrig, aber wieder blaugrün.
„Danke Thomas, ich habe toll geschlafen… bin wie neu geboren… habe sogar das zweite Mal von dir geträumt!“
Vollends munter stützte sie ihren Oberkörper auf die Ellenbogen. Ohne abzubrechen, aber doch für Thomas zunächst ohne Zusammenhang, setzte sie fort: „…aber schwul bist du in meinen Träumen nicht?“
Es dauerte einige Sekunden, ehe er antworten konnte. Auch ihre runden Brüste waren durch die Aufwärtsbewegung aus dem gelben Flausch gesprungen. Nicht nur diese Erscheinung irritierte ihn. Da standen noch die Aussagen „schwul“ und „zweimal von ihm geträumt“. Nach einem Kuss auf die Stirn, der nach kurzen Überlegungen ihre Lippen streifte und an einer der beiden braunen Knospen hängen blieb, erübrigte sich eigentlich sein: „Nein!“. Lachend begründete er anschließend, dass er sie sonst wohl kaum beim Herannahen von Konkurrenz schlafen geschickt hätte.
Thomas richtete sich auf und erklärte ihr fast schon im Abgang, dass sie ihm helfen müsse. Ein Boot sei angekommen ohne die übliche Mannschaft, die sonst die Küche übernehme. „Doris ich muss zurück, du machst den Ausschank der Getränke!“
Fast schon am Gartentor ließ er ihr wieder keine Möglichkeit abweisender Reaktion. Als die Tür ins Schloss fiel und Thomas sah, dass sie gehorchend aufgestanden war, aber doch noch unschlüssig wirkte, setzte er noch einen Schalk obenauf:
„Doris, keine Angst…die männlichen Passagiere sind ausschließlich kleinwüchsige, lärmende Japaner…die weiblichen sind aber recht ansehnlich“.
Was er mit „Japaner“ bei Doris auslöste ahnte er freilich nicht, denn die Besucher kamen tatsächlich von dort.
„Mistkerl, Macho und Schweinepriester“, waren nur die gepflegtesten Entgegnungen, die man hier bedenkenlos aufschreiben kann. Abgesehen davon, dass das Handtuch in seiner Richtung
abgefeuert wurde, leistete Doris aber keine nennenswerte Gegenwehr. Sie ging ins Haus, um sich für die abgeforderte Aufgabe anzukleiden.
Geil!
Baust wundervoll langsam, aber stetig Spannung auf. Deine Story ist bisher wie ein genüssliches Vorspiel und macht Lust auf Hauptgang und Nachspeise und Espresso und.....
Und du schreibst immer wieder in wunderschönen Bildern!

chapeaulaf
**********el_sn Mann
150 Beiträge
Themenersteller 
Danke Olove...
für Dich und all die Anderen?, die gleichen Szenen nochmal, aber aus dem Blickwinkel von Doris... scheint ja in Mode zu kommen... mal sehen, wie es Euch gefällt?


Die zweite Nacht am anderen Meer

Eigentlich wollte Doris sofort nach ihrer Ankunft am Strand zur Bar hinaufgehen. Sie musste ihre Vermutung prüfen. War der Mann tatsächlich der für den sie ihn hielt? Für die heute postkartengleich türkis gefärbte See und den tatsächlich weißen Sand hatte sie momentan keinen Blick. Auf halben Weg polte sie sich aber um.
„Was soll es bringen ihn zu fragen, ob er mal Marinetaucher war? Von meinen Jungmädchenschwärmerein kann er ja unmöglich wissen…!“
Sie entschloss sich, es langsamer anzugehen. Unter einem Palmenschirm, der freien Blick auf die Bar bot, ließ sie sich nieder. Unschlüssig blätterte sie in einem Buch und ertappte sich dabei, dass sie mehr über seinen Rand hinausblickte. Ihr Interesse nahm eindeutig der geschäftig hantierende Keeper ein. Sie kam immer wieder nur zu dem einen Schluss:
„Er ist es. Die schlanke, sportliche Figur ist ihm geblieben… Hut ab, Anfang Fünfzig und kein Anschein von Bauch. Nur die Haare sind nicht mehr nur meliert. Das Grau bildet zu seinem durchgebräunten Teint einen sexy Kontrast."
Ohne, dass ihr aus diesen Erkenntnissen irgendein Nutzen konkret wurde, fiel sie in eine Hochstimmung.
„Man bekommt die Aufmerksamkeit eines Barkeepers am besten indem man etwas bestellt!“
Um diese umwerfende Feststellung nicht gleich in die Tat umsetzen zu müssen, ging sie erst mal ins Wasser.
Wenig später fand sie sich dann trotzdem am runden Tresen wieder. Als ihr, von ihm der Stuhl zurecht gerückt wurde, bemerkte sie am Oberarm ein schon teilweise verblasstes Ringtatoo. Sie hielt seine Hand fest und erkannte Sterne und Streifen mit Jahreszahlen.
„1970- da war ich noch nicht geboren…und unter einem besonders dicken Zack steht 1988- gut sechzehn war ich da...!“
Irgendwann am Ende dieser Zeit war sie ihm begegnet. In ihrer Vorstellung musste er irgend so ein Held gewesen sein und die sind immer hilfreich, edel und gut.
Thomas, so hatte er sich vorgestellt, schien ihr eher verwirrt als beeindruckt, aber nicht abweisend. Ihre Koketterien einschließlich der Offenherzigkeiten nahm er geduldig hin. Als er ihrem Geplapper ein Ende setzte und sie aufforderte von sich zu erzählen, war sie ihm wirklich dankbar. Sie redete sich ihren ganzen Kummer von der Seele. Seine Art zuzuhören, mit kurzen Nachfragen die einzelnen Fakten einschließlich dazugehöriger Befindlichkeiten zu bündeln und aus seiner Sicht zu kommentieren, signalisierten Doris sein Interesse.
Ja, sie hatte seine Aufmerksamkeit, wenn auch auf andere Art als von ihr ursprünglich angestrebt. Als Thomas ihr erklärte, dass er ihr helfen wolle, glaubte sie ihm auch ohne konkretes was und wie. Aus ihrem Innersten suggerierte so etwas wie Verlassgefühl den Gedanken sich ihm zu überlassen. Sie empfand dies nicht nur sexbezogen.
Doris war froh als er ihr befahl sich nicht in die Sonne zu legen und in den Garten zu gehen.
„Er ist eben immer noch Offizier!“
Entschuldigte sie gedanklich seinen kategorischen Ton. Der Alkohol und die gestiegenen Temperaturen taten ein übriges. Auch die Dusche half nicht gegen die Schläfrigkeit. Sie suchte sich die beschriebene Liege an der Mauer unter den Olivenbäumen. Der exotische Duft von Oleander vermischt mit dem hunderter Hibiskusblüten betörte sie zusätzlich. Wieder umfing sie ein Traum. Natürlich spielte Thomas darin eine Hauptrolle. Zunächst schien es ihr als sehe sie eine Wiederholung des Tanzfilms vom gestrigen Abend. Die gleiche Musik, der selbe Ort und männliche Part. Nur diesmal tanzte er in schwarzen Jeans und freiem Oberkörper. Das weibliche Gegenstück hatte aber keine Mandelaugen und kurze dunkle Haare. Es dauerte eine Weile bis Doris erkannte, dass sie sich selbst wie durch Milchglas bei heftigem Knutschen zuschaute. Die hellen Pobacken, die in die Höhe gehoben wurden, zeigten eindeutig sie war untenherum nackt. Auch sie flüsterte etwas vor ihrem sanften Aufsetzen. Diesmal griffen gleich zwei Hände in den unbedeckten Schoß, die sie wechselseitig mit den ihren führte. Sie glaubte tatsächlich Finger zu spüren.

Bewegungen an und vor ihr ließen sie erwachen.

Als sie die Augen öffnete, stand Thomas leibhaftig vor ihr. Sie fühlte sich so leicht und aufgeräumt. Freilich erzählte sie ihm nicht von ihrem Traum, noch nicht. Sie konnte sich ja nicht sicher sein, wie Thomas reagierte. Sie entschloss sich ein bisschen zu provozieren:
„…aber schwul bist du nicht…!“
Seine Reaktion, die an ihrer Brustwarze endete, überraschte sie trotzdem, aber nur kurz. Sie genoss seine Lippen auf der empfindlichen Haut. Vielleicht führte der Gedanke den letzten Traum in die Wirklichkeit zu holen ihre Absicht ihn zu sich herabzuziehen. Doch schade, Thomas richtete sich wieder auf und war schon auf dem Sprung zurück zum Strand.
Natürlich wollte sie ihm helfen bei der Arbeit in der Bar. Sein Einwurf, dass die neuen Gäste Japaner seien, verunsicherte Doris ein wenig.
„War vielleicht Vanessa zurück?“
Sie verwarf die Gedanken als unwahrscheinlich. Auch konnte sie sich ihre plötzliche Furcht vor „Vaa“ nicht erklären.
„ Ich werde die Bar samt Japanern, ob mit oder ohne sie, schon aufmischen“, begleitete ihren Gang ins Haus.

• * *

Schnell fand Doris eine jener grünen Wickelschürzen mit dem Bierlogo, die auch Thomas trug. Zwei radikale Schnitte brachte sie in Dorisform. Im neuen Umfang passte sie nun knapp um ihren Leib und ähnelte mehr so einer Art Lendenschurz. Horizontal endete der Stoff wenig oberhalb der Knie.
Wenn man erkennen wollte, dass zwischen ihren Pobacken noch der weiße String saß, erforderte dies ihr sehr, sehr tiefes Bücken nach vorn. Die Suche nach einem passenden Oberteil gestaltete sich schwieriger. Erst in einem Schrank mit Militaria fand sie ein rückenloses Frackchemise, das zu einer Galauniform gehörte und deshalb auch für sie geeignet schien. Ihre Brüste waren in der Front keusch bedeckt. Die Seiteneinblicke gestalteten sich aber überaus offen. Aus einem grünen Rest zauberte sie noch eine schicke Schleife. Die roten Haare gelte sie wild nach oben.

Als sie die letzten Schritte an die Bar tänzelte stockte Thomas der Atem und den Japsen blieben die Münder offen stehen. Doris sah umwerfend aus. Noch bevor sie die Bar betreten konnte umringten sie kreischende Asiatinnen. Alle wollten ein Foto mit ihr, natürlich auch mit Poansicht.
Immer, wenn Thomas sie in der Folgezeit anblickte, nahm sie ein Schmunzeln wahr. Sie hatte den Eindruck, dass so etwas wie Anerkennung aus seinen Augen sprang. Es wurde ein toller Nachmittag. Natürlich hatte Doris bemerkt, dass die Cocktailkarte kassiert war. Trotzdem blieb genug zu tun und sie wuchs mit ihren Aufgaben. Zum Glück hatte das Schiff nach vier Stunden seine feste Rückfahrzeit und es kehrte langsam Normalität zurück. Die Zahl der anderen Strandbesucher hielt sich ja noch in Grenzen. Die Gruppe junger Engländer, die gestern nur durch glückliche Fügung Doris nicht in der engen Schlucht begegnete, war tanzend mit sich selbst beschäftigt. Erst jetzt hatten sie füreinander Zeit. Thomas spreizte ihre Arme zur Seite als ob er sie damit besser von unten nach oben betrachten könne und zog sie an sich.
„Eine tolle Aushilfe habe ich mir da angelacht“.
Doris nutzte seine Nähe um ihn abrupt auf den Mund zu küssen. Völlig atypisch ließ sie aber eine Erwiderung nicht zu und antwortete statt dessen schnippisch: „Verstehe schon, morgen kein FKK, keine Copacabana, morgen brave Etikette!“. Dabei rückte sie sogar ein wenig von ihm ab.
„Ja so ähnlich!“
Freilich suchte er wieder ihren Mund und Doris war froh, dass Thomas auch ihre Zunge fand. Ihre Lippenbekenntnisse waren nicht vordergründig sexuell geprägt. Sie sollten die Ergänzung zu ihrem verbalen Dankeschön sein.
„Danke für den schönen Tag! Danke für die Schufterei!“
Doris fühlte sich glücklich, weil sie, wer weiß seit wann, wieder echt gebraucht wurde. Wie Thomas es gemeint haben könnte, wollte sie nicht einschätzen. Ihr genügte, dass er es ausgiebig tat. Erst als die Engländer mit rhythmischen Klatschen und „Hey-Hey“ eine Art Countdown zelebrierten, ließen sie voneinander ab. Aufräumen war jetzt angesagt. Nach und nach verschwanden alle Gäste. Thomas blickte auf die Uhr.
„Oh, Schitt – ich glaube wir sind überfällig!“ Er nahm das Telefon und sprach mit Irgendjemand in englischeingefärbtem Griechisch.
„Du musst zurück, heute kannst du nicht länger als noch eine halbe Stunde bleiben…das Paradies hier hat feste Spielregeln!“ In Doris wirkte sein Bedauern nach, als sie sich im Bungalow wieder zurück verwandelte. Sie war schon etwas sauer, dass der gemeinsame Tag und die Nacht, die noch nicht in der Mitte angekommen, so plötzlich endete. Sie gingen schweigend durch die Schlucht. Sein Kuss am Tor in den Felsen ließ sie wieder ruhiger werden, auch wenn er angesichts des Postens nur flüchtig ausfiel.
„Schlaf gut, träume was Schönes. Morgen reden wir über das Wie…das Weiter und das Warum!“
Doris war innerlich wieder mit sich versöhnt. Thomas hatte sie ja nicht zum Vergessen aufgefordert, wie vor etwa vierundzwanzig Stunden die madeläugige Schönheit.
**********el_sn Mann
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Ich setzt mich mal fort...
...auch wenn es nach dem letzten Part weder Verrissverschiss noch Blumen mit Töpfen regnete!



Der Morgen

„Guten Morgen, meine Schöne. Du hast mein Klopfen nicht gehört…ich habe mir erlaubt einfach einzudringen!“
Seine Stimme und die geräuschvoll aufgeschobenen Vorhänge ließen Doris erwachen. Ihre blaugrünen Augen blinzelten in die hereinspringende Morgensonne. Sie setzte sich auf und ihrer Mimik war zu entnehmen, dass sie sein Näherkommen gern gesehen und auch gefühlt hätte.
„Guten Morgen, Thomas, wartest du schon lange auf mich?“, fragte sie etwas spitz. Ihren Körper rückte sie ein wenig zur Wand, als wollte sie für ihn Platz machen.
Seine Verneinung war natürlich gelogen. Einzweidrei Minuten hatte er schon vor ihrem Bett gestanden. Thomas hatte überlegt, wie er ihr wohl die Dinge, die nicht nur ausgesprochen, sondern ausführlich erklärt werden mussten, beibringen sollte. Er entschied sich gegen das Niedersetzen und mit allgemein notwendiger Konversation zu beginnen.
„Ein tolles Frühstück und vielleicht ein guter Tag erwartet uns unten. Geh` schnell unter die Dusche!“
Als er schon wieder das Zimmer verlassen wollte, sprang sie aus dem Bett und hielt ihn an der Hand fest.
„Renn` nicht weg, das was deinen Garten Eden betrifft werde ich bestimmt verstehen. In meiner Jugend musste ich mich wegen Vater auch in besondere Notwendigkeiten schicken und bin daran nicht gestorben.“
Damit erfasste sie einen Teil der Gründe für seine sichtbare Unsicherheit. Erleichterung empfand Thomas, als sie weiter über ihr persönliches Zueinander sprach.
„Ich habe dich überfallen und gleich vereinnahmt…ich habe dir nicht nur meine Probleme aufgehalst - sondern war dabei mich auch noch in persona oben auf zu legen!“
Er entnahm aus den folgenden Worten auch so einer Art Entschuldigung.
„Ich will dir nah sein, so weit wie du es zulassen kannst, nicht mehr aber auch nicht weniger.“ Doris ließ seine Hand los, wagte aber noch einen Zusatz. Sie schaute ihn nicht direkt an. Thomas spürte einen Hauch von Verlegenheit in ihrer Erklärung, dass sie im früheren Leben in Rostock ihm schon einmal begegnet war und dass er bleibenden Eindruck hinterlassen hatte.
„Ich glaube, Nähe zu dir ist gut für mich!“, sie schob ihn aus der Tür und rief ihm lachend nach: „die Frühstückseier bitte gespiegelt und von beiden Seiten gebraten! Ganz wenig Fett in die Pfanne, sonst fliegen sie ungebremst auf meine Hüften!“
Auf dem Weg nach unten wurde Thomas schlagartig klar Fregattenkapitän Klaus Dietrich ist Doris Vater. Irgendwann in den Achtzigern muss sie ihn bei einer Vorführung, die für Schulklassen und Studenten organisiert wurden, gesehen haben. Damals konnte er mühelos mit seiner Konstitution B.P. ersetzen, heute ginge er wohl irgendwo unterhalb von R.G. ab.
„Klaus Dietrich, Chef der Abwehrabteilung …von Manchem als graue Eminenz des Marinestabes gefürchtet…“
Er hatte keine negativen Erinnerungen an ihn. Kompetenz, Sachverstand und Erfüllung der jeweiligen militärischen Aufgabe bestimmte ihr damaliges Verhältnis. Freilich jeder an seinem, anderen Platz. Das Doris seine Tochter ist stand nicht in den Mitteilungen über sie aus Deutschland, die nach ihrem Aufenthaltsbegehren im April abgefordert wurden. Außer der Bestätigung ihrer Personaldaten und fehlender Reisetätigkeit in Nicht-EU-Staaten enthielten sie nur weiße Flecken.
„Es ist auch nicht weiter von Belang, wenn ihr Erscheinen auf der Insel und ihre Annäherung purer Zufall sind.“
Er hatte schon einen Einfall, wie dies zu prüfen sei. Natürlich hing vom Ergebnis dessen ihre Nähe ab, besonders die persönliche, die Doris anstrebte und die er ihr auch durchaus geben wollte.

* * *

„Du bist die Tochter von Klaus, sag mir, wie geht es ihm“, empfing Thomas die in engen weißen Jeans und knappem passenden Oberteil fröhlich Herabgestiegene. Wieder rückte er ihr den Stuhl zurecht und sie zeigte, nach kurzem Verhalten, auf den letzten Stern in seinem Ringtatoo: „Du bist Kapitänleutnant Thomas, an den Nachnamen erinnere ich mich nicht. Mein Vater ist leider vor drei Jahren verstorben, seine schlimme Krankheit konnte er fast bis zum Schluss verheimlichen. Ich vermisse ihn sehr !“
Thomas war froh, dass er noch hinter ihr stand. So war Weg und Zeit nur kurz sich hinabzubeugen, um auch mit Wangendruck körperlich echtes Bedauern zu erklären. Er hatte das Gefühl, das sie seine Geste, so wie auch gemeint, als wahrhaftig empfand. Den kurzen Moment der Versunkenheit löste Doris zuerst, sie rückte ihr Gesicht ein wenig ab, ihr Blick zeigte Traurigkeit.
„Das war der Anfang. Das was später kam war genauso schmerzhaft und niederschmetternd, den Schluss kennst du schon“.
Wohl für beide zum richtigen Zeitpunkt, um sich zu fassen, brachte der Josephwirt die zweiseitig gebratenen, gespiegelten Eier von nebenan aus der Küche. Er gewahrte die besondere Situation und verschwand lautlos wie gekommen. Das weitere Frühstück verlief trotzdem einsilbig als Unbedeutsamkeit mit Nahrungsaufnahme. Diesmal war es Thomas, der das Eis brach.
„Komm, wir gehen nicht zum Strand. Wir fahren ins Gebirge, der Blick in die Ferne und der Wind aus dem Süden machen uns den Kopf frei“.
Er zog sie vom Stuhl und ließ ihre Hand erst am Wagen vor der Tür los. Wieder folgte Doris ihm willenlos. Auch diesmal war es dieses Verlassgefühl aus dem Bauch heraus oder wenig links darüber, was sie gehorchen ließ.

Die Piste schlängelte sich acht Kilometer durch dichten Pinienwald. Den Straßenrand in Richtung Süden begrenzte zusätzlich ein hoher Streckmetallzaun. Weiße Schilder wiesen das dahinterliegende Gelände als Sperrgebiet aus. Wie beiläufig erzählte Thomas, dass hier etwas fast einmaliges in der Verbindung von Militär, Umweltschutz und Wasserwirtschaft gelungen sei. Aus einem heruntergekommenen Stützpunkt mit Übungsgelände war in den letzen zehn Jahren durch eben dieses Zusammengehen etwas neues Funktionierendes entstanden. Ursprünglich sollte nur die natürliche Bedeckung der Anlagen hergestellt werden. Heute gibt es einen florierenden Betrieb, der auch für die Aufforstung anderer Inseln sorgt und das Wasser, jetzt im Überfluss vorhanden, geht in die Städte im Norden. Vor drei Jahren hatte man begonnen mit gesiebtem Tourismus neue Einnahmequellen und Arbeitsplätze zu schaffen, damit das Projekt sich selbst tragen konnte. Natürlich verschwieg er, dass ganz bewusst an einer Stelle ein Fenster geöffnet wurde, an dem kontrollierbar war, ob nur die Naturschönheiten betrachtet wurden, oder nicht andere Begehrlichkeiten Aktivität zur Erbauung überspielten.
„Gesiebter Tourismus?“, unterbrach Doris.
Sie konnte sich schon vorstellen, was das sein konnte. Wollte es aber genau wissen, weil sie ja nicht in diesem Raster hängen geblieben war, oder doch?
„Jeder der sich hier aufhält hat irgendwie Berührung zu den Anlagen und dem Personal. Du kannst dir vorstellen, dass zwei Hubschrauberstunden vom nicht gerade friedlichen Nordafrika Sicherheitsanforderungen gelten. Auch der normale Urlauber bekommt Einblicke und lernt die dazugehörigen Menschen kennen.“
Manchmal kämen auch Regierungsvertreter und hochrangige Militärs, die hier ungestört von Personenschutzstress Urlaub machen wollten, fügte er hinzu.
„Und berühmte asiatische Künstlerinnen, die sich vor Paparazzi verstecken…!“, ergänzte Doris für sich.
Für ihn war selbstverständlich, dass Klaus Dietrich damals seine Tochter nicht über seine Geheimnisse der Außen und Innensicherung militärischer Objekte und Personen eingeweiht hatte. Wäre das der Fall gewesen, hätte er sich weiteres Reden ersparen können. Die Fortführung seiner Rede beinhaltete, dass es keine Bedrohung aus der Luft oder von See geben könne, dazu reichten die technischen Möglichkeiten potenzieller Gegner nicht, wohl aber aus der Gegebenheit am Ort. Seine Worte vollführten schon einen Spagat zwischen Ansage und Andeutung. Er wollte ihr trotz aller notwendigen Geheimhaltung erklären, was sein Leben bestimmte, sie aber auch nicht verschrecken.
„Ich bin also vertrauenswürdig mir in deinem Paradies die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen ?“, fasste Doris seine Rede zusammen und blickte ihn dann spöttisch von der Seite an. Thomas lächelte etwas gequält und trotz seiner Konzentration auf die jetzt ansteigende, kurvenreiche Straße kam die Entgegnung prompt:
„Klar doch, du bist nachgewiesener Maßen tatsächlich die Doris D. aus Rostock und hast keine Verbindungen zu einer militanten Moslembruderschaft. Oder doch…?“
Ihr Kopfschütteln und Lachen zeigte Thomas, sie hatte verstanden. Die entscheidende Frage stellte Thomas nicht. Noch nicht, auch wenn der Gesprächsverlauf es hergegeben hätte. Die Serpentinen wurden immer enger. Bevor der Wagen die Hochebene erreichte hielt Thomas an.
„Wir müssen jetzt auf dem Weg zum Himmel durch ein weiteres Heiligtum, der Berg ist vollgestopft mit sensibler Elektronik. Wir steigen aus, werden auf Waffen durchsucht, ein Sprengstoffhund stöbert durch das Auto“, warnte er sie vor möglichen weiteren Verwicklungen der Situation.
Doris nahm es witzig und erklärte, dass sie nur in seinem Beisein die Hosen fallen lassen wolle.
„Aber in keinem Fall soll durch mein Entblößen subversiv die Fließrichtung irgendwelcher Elektronen negativ beeinflusst werden!“
Im gleichen Augenblick wurde sie wieder ernst.
„Lass, gut sein Thomas, ich achte Regeln, wenn ich ihre Notwendigkeit für mich einordnen kann.“

Es kam so wie angekündigt. Eine Legitimation war angesichts seiner Person nicht nötig. Die weitere Prozedur blieb ihnen aber nicht erspart. Ein kleiner weißer Terrier sprang ins Auto. Sie gingen durch einen Metallreif, der wegen der Nieten an ihren Jeans schrill anschlug, aber folgenlos. Abwinken und Augenzwinkern von Thomas signalisierten dem Posten den Weg freizugeben. Sie fuhren weiter bis zur Bergspitze. Mit zwei Militärjacken aus dem Kofferraum und einem großen Fernglas liefen sie zum Felsabhang. Der Südwind blies tatsächlich heftig. Sie suchten hinter einem Vorsprung Deckung und genossen eingemummelt still die Aussicht. Da schimmerte tatsächlich als dunkler Streif am Horizont das lybische Afrika. Vor ihnen lagen die Wälder und grünen Hügel des südlichsten Griechenland. Dazwischen die leicht gekräuselte See, welche die Sonne spiegelte.
Thomas nahm ihr nach einer Weile der Betrachtung das Glas aus der Hand. Er schaute sie an und fragte direkt: „Hattest du davon und von mir eine Ahnung, als du in Deutschland ins Flugzeug gestiegen bist?“
Ihre Verneinung ohne Ausweichen ihrer Augen empfand Thomas als aufrichtig. Trotzdem hängte er noch einen Zusatz an.
„Es gab in der Abteilung deines Vaters einen Hermann Klein, hattest du vor deiner Abreise zu ihm Kontakt?“
Doris überlegte nicht lange.
„Korvettenkapitän Klein war der Stellvertreter von Vater, gesehen habe ich ihn zuletzt bei der Beisetzung und gesprochen nur um sein Beileid entgegen zu nehmen. Er oder eine andere Vergangenheit mit Bezug zu Uniformen sind mir nie wieder begegnet. Erst wieder hier…und das warst du!“
Thomas Erleichterung äußerte sich körperlich indem er seinen Arm um sie legte.
„Doris, sei nicht bös´, ich erzähl dir bei Gelegenheit meine beschissene, ganze Geschichte, dann wirst du die Frage verstehen.“
Ihre Irritation ebbte ab, obwohl Thomas den Eindruck hatte, dass sie jetzt schon gern mehr von ihm erfahren hätte.
Die Rückfahrt gestaltete sich weniger aufregend. Der Posten salutierte und ließ den schwarzen X5 ohne Kontrolle passieren. Thomas nahm einen anderen Weg. In einem Bergdorf außerhalb des Militärgeländes kauften sie ein Picknick und anschließend fuhren sie in eine Bucht an der Westküste. Die Dünen waren hier mit Krüppelkiefern und hohem Gras dicht bewachsen. Der Strand lief sandig flach in hohen Wellen aus. Thomas entfaltete an einer windgeschützten Stelle eine Zeltplane und breitete das Essen aus, während Doris zum Wasser lief. Plötzlich warf sie ihren Top und die Jeans samt Slip ab und stürzte sich laut kreischend ins Wasser. Seine Rufe über zu kalte Luft in der sie sich schnell verkühlen könne, gingen im Tosen der Gischt unter. Als sie aus dem Wasser kam rieb sie mit vor der Brust verschränkten Armen tatsächlich am Frösteln ihres Oberkörpers. Thomas lief ihr entgegen, zog sich das T-Shirt vom Körper und trocknete sie bis zum Bauchnabel ab. Doris hielt die Augen geschlossen und genoss die Wärme, die mit der Reibung zurückkehrte. Erst als er ihr das Shirt reichte damit sie den unteren Rest von den salzigen Tropfen selbst reinigte und sich damit ihre Körpernähe auflöste, blinzelte sie ihn wieder an. Ihr Blick und ein Schulterzucken sollte wohl ein Bedauern zum Ausdruck bringen. Sie nahm seine Hand und zog ihn rennend mit sich auf die Zeltplane. Thomas warf ihr die Militärjacke über.
„Damit du dir nicht den Charakter verkühlst…“, war wohl nur seine Alibierklärung. In Wahrheit irritierte ihn Doris Blöße schon. Fahrige Bewegungen mit denen er ihr Brot und Käse reichte und umständlich eine Wasserflasche öffnete, verrieten dies auch. Sein Blick ging immer wieder in den Schneidersitz vor ihm. Die Augen klebten über den gekreuzten Füßchen, genau dort. Seine Wahrnehmungen deckten sich mit der Beobachtung im Garten, nur war Doris jetzt für ihn unangenehm angenehm wach. Sie schien etwas zu bemerken, zog die Jacke zu, die aber sofort wegen der weit gespreizten Oberschenkel widerspenstig aufsprang.
„Sag mal findest du es fair, dass ich hier so sitze, während du dich hinter deinem breiten Gürtel versteckst…?“
Thomas ließ sie nicht ausreden, erwiderte trotzig: „Ja“, und zeigte auf die Beule in seinem Schritt.
„Verzeih`, ich wollte dich nicht verführen. Ohne Kondom schon gar nicht“, setzte sie lachend hinzu. Am Aufstehen, um vielleicht die im Sand zurückgelassenen Sachen zu holen, hielt Thomas sie zurück. Mit sanften Händen löste er die noch geknoteten Beine, drückte ihren Körper küssend auf den Oberbauch in die Waagerechte und rutschte mit den Lippen immer weiter nach unten.
„Kondom brauchen wir jetzt nicht“, waren die letzten Worte, die er in Ermanglung von Redefreiheit in der nächsten Zeit sagen konnte. Ein Zittern lief durch ihren Leib. Mit jeder seiner Liebkosungen wurde ihre Erregung stärker.
„Ich komme gleich…steck dich ein…“, flüsterte sie leise. Thomas folgte aber nicht.
„Warum soll ich ihren Flug jetzt unterbrechen?“
Es gab keinen vernünftigen Grund dies zu tun, zumal Thomas selbst wie im Rausch lebte. Seine Zunge grub sich etwas tiefer in das Rosa und dehnte auch die Außenränder. Der Daumen seiner rechten Hand, oberhalb ihrer Perle angesetzt, entfaltete den Druck, der ihre Lust in den Höhepunkt reizte. Seine Lippen spürten die stärker werdenden Kontraktionen, die aus ihrem Inneren auf ihn zurollten. Einschnürung und Loslassen in stetiger Folge saugten ihn förmlich an. Ihre anderen Lippen schienen sein Kosen zu erwidern und der ausströmende süße Duft spornte zu noch zärtlicheren Berührungen an. Doris gurrte ihm ungebremst ihre Gefühle entgegen. Brausen im Kopf und Genugtuung durchliefen ihn als ihre Bewegungen wieder flacher wurden und langsam auch das Rot aus ihren Wangen wich.
„Danke Thomas, ich hab` mich so lange nicht erlebt“, hauchte ihre noch brüchige Stimme. Doris richtete sich auf, zog seinen Kopf auf Gesichtshöhe und küsste leidenschaftlich. Den Schopf noch zwischen beiden Händen rollte sie seinen Körper rechts neben sich. Nur wenige Zentimeter trennten die Gesichter. Küssen, in die Augen schauen und wieder die Lippen aufeinanderpressen erforderte nur kleine Mühe. Sie glitt über ihn und berührte mit gespitzten Lippen abwechselnd beide Brustwarzen.
Auch Thomas stöhnte auf: „Breiter… weicher!“
In Bewegungspausen richtete sie ihre jetzt blau schimmernden Sterne, nicht wirklich eine Bestätigung erwartend, auf sein Gesicht.
„So, oder vielleicht so?“
Ihr Mund nahm immer wieder neue Positionen ein und die Zunge kreiste wie wild. Die weite Jacke bedeckte, wenn sie sich herabbeugte beide Körper, sorgte für zusätzliche Hitze. Sie setzte sich auf, griff an den Gürtel.
… und jetzt du…!“
Thomas hielt ihre Hand fest und stammelte so etwas wie, dass er kein Outdoorfan sei. Für Thomas war es mehr als genug. Er hatte sie geschmeckt, gerochen und gehört, als sie auf seiner Zunge kam. Nein, beim Sex ist er nicht selbstlos oder anderweitig gehandicapt. Doris auseinander zu setzen, warum er auch ohne eigenes Finale all das, was er brauchte ausgekostet hatte, empfand er jetzt zu irritierend. Thomas beließ es bei der halben Wahrheit, dass er sich am liebsten heute Abend auf dem breiten Bett mit weißem Laken in ihr fühlen wolle.
Ihr Schmollmund ließ diese Erklärung nicht gelten und klang eindeutig.
„Ich möchte bitte sehr, jetzt noch mal…ob für?… auf jeden Fall nicht gegen dich! Das mit dem Kondom ist ein Joke, ich werde nicht schwanger!“
An anderes beim ungeschützten Geschlechtsverkehr dachte sie im Eifer des Gefechts wohl nicht. Thomas ließ sie gewähren. Nachdem sie Hose und Short, freilich an der Stelle sehr vorsichtig, herabgerissen hatte und ihr sein auf(ge)richtiges Begehren entgegensprang, verhielt sie beim Herabbeugen. Thomas erfasste ihre Unentschlossenheit wohl richtig: „Mach mich nur ganz doll feucht“. Sie stülpte ihre Lippen zaghaft über, ließ die Flüssigkeit herabfließen und richtete sich wieder auf. So wie sie es tat und ihr fragender Blick verrieten ihm, dass sie solche Art des Liebesspiels wenig praktizierte. Er fasste ihre Pobacken, zog sie heran und setzte sie langsam auf sich. Behutsam drang er ein. Die Passage der Engstelle setzte aufreizenden Widerstand. Ihr fester Ring mit seiner in der ganzen Länge der Bewegung fühlbarer Anpassung dehnte sein Fleisch bis in die Wurzel. Seine Handflächen an den Backen begleiteten sie hinab und gleich wieder nach oben. Noch bevor sie ihn gänzlich verlassen konnte lockerte er seinen Druck. Die Wiederholungen dauerten nicht lange bis ihre Innenseiten und der zu ihm drängende Beckenboden Thomas die Sinne raubten. Das Pochen in den Schläfen gab jetzt den Takt für das Zucken in seinen Lenden vor. Seine Hände rieben ungesteuert ihre Knöchel und glitten über die Brüste. Jetzt ohne Führung überhörte sie ein „Warte“, sosehr war ihre Lust neu entfacht und das Auf und Ab unkontrolliert. Sein heftiger Erguss und ihr befreiendes Seufzen fielen fast zusammen. Ihre Entspannung sank auf seinen Oberkörper herab. Die Lippen berührten den Hals und sie wisperte ihm ins Ohr ohne die Zähne ganz von seinem Ohrläppchen zu lassen.
„Verzeih, ich habe nur an mich gedacht, auf deinem weißen Lacken wird es für dich besser“. Thomas erklärte ihr, mit einem spontanen Kuss auf Nasenspitze und Oberlippe bekräftigt, dass er wirklich glücklich sei. Überglücklich, auch ohne Dusche vorab und Ventilator an der Decke. Nur, dass es für ihn etwas länger hätte dauern können, verschwieg er.

* * *

„Doris ist schon ein ganz besonderer Typ“, lachte Thomas in sich hinein, als auf der Rückfahrt zum Hafen ihr schlummernder Kopf auf seiner Schulter schaukelte. Er war gespannt, wie sie wohl den Vorschlag zu gemeinsamer Arbeit in der Strandbar aufnehmen wird. Darüber hinaus wollte er Joseph fragen, ob er nicht einen kleinen Job in der Pension hatte. Wie sich ihr ganz persönliches zueinander entwickeln würde, wagte Thomas nicht zu bedenken. Das wird wesentlich von ihr abhängen. Mit seiner Geschichte und der anderen Verantwortung im Paradies würde sie schon klarkommen. Was aber ihre Reaktion auf seine Bindungsunfähigkeit betraf, blieb abzuwarten. Aber soweit war es ja noch nicht. Am Strand, in der Bar, wenn sie beide zusammen sind, würde er schon ihr gehören, wenn sie es wolle. Nur besitzen konnte sie ihn nicht.
„Mit Saisonbeginn sollte man auch über die Eröffnung eines kleinen Geschäfts nachdenken… sie könnte, wie zu Hause, Textilien verkaufen.“
In den Sommermonaten gab es durchaus einen solchen Bedarf und in Kooperation mit einer Boutique aus der Inselhauptstadt sollte es eine lösbare Aufgabe sein.
Lieber Grauschimmel,
gerne *blume* für diese schöne Mischung aus erotischem Urlaubsflirt und spannender Schicksalshaftigkeit... darf ich auf Fortsetzung hoffen?
(wieso dieser thread nie bei mir angezeigt wurde, weiß ich nicht... deswegen so spät ein Kommentar von mir!)
********k_ni Frau
728 Beiträge
gespanntes ....
Warten auf die Fortsetzung bleibt wohl auch nur mir übrig *wink*
Thomas!
Das mutest Du mir zu; mir, der schon viel zu lange kein Meer gesehen und fast so lange keine rosa Lippen geküsst hat?!

unverschämtheitmag*top2* laf
********k_ni Frau
728 Beiträge
@ olove
man beachte die rosa Lippen!!!!! *zwinker* *bussi*
solange du noch rote küsst besteht ja noch Hoffnung an die rosa zu gelangen
Tja,
das auch nur von Männern, sehr guten Freunden. und ohne erotische oder herzchmelzende Gefühle.
Da hat sich ein Riesenlager angesammelt, echt!
*kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* *kuss* ..............
Gibts hier irgendwo Hochregale zu kaufen?
********k_ni Frau
728 Beiträge
*troest*
dann einfach mal einen wenn auch nur virtuellen Drücker *knuddel*
@ olove
verschick sie doch Karton weise... willste meine Adresse? *kuss2*
Dat mitm Karton
jeht nich, wenn ichse einpacken will, hüpfense imma wieda raus, Dat jeht nur live. Lip to Lip. smooth*knutsch*laf
schwer transportierbare Güter, flüchtiger als Gas...
**********el_sn Mann
150 Beiträge
Themenersteller 
Sind Farben wesentlich?
Ach Olove, mein Lieber, ich konnte doch nicht ahnen, was ich mit meiner„Rosabetrachtung“ da provoziere, aber Du hast die richtigen Tipps aus erfahrenweiblichem Mund, blutrotfeuchterwartend, ja schon bekommen. Danke für Deine und natürlich auch Euer aller Erwartungshaltung an Fortsetzung. Wie das so mit dem Warten ist???! Gut Ding will Weile haben. Da es zumal auch ein wenig autobiographischverbrämte Aufarbeitungslebensgeschichte darstellt! Ich bemühe mich! Gruß Grauschimmel!
P.S.: Tango, das ist meine Geschichte, warum willst Du Olove Deine Adresse schicken?
@grauschimmel
weil der nicht weiß, wohin mit seinen Küssen - du schreibst sie dir vom Mund auf´s "Papier"... *g*
**********el_sn Mann
150 Beiträge
Themenersteller 
Wie Recht Du hast...
... Du weise Schönheit des Orients! Schreiben befreit! Was ist schon so ein schnödes Lippenbekenntnis in der rauen Realität? Der Ausgangspunkt für Schweinegrippe oder gar emotional Schlimmeres?... Trotzdem, hast Du nun oder nicht, dem Olove Deine private Adresse...? Der vor Eifersucht grauschimmlig schäumende T.
kann grad nicht schreiben, weil es oh-love-kisses über mich schowert...hihi...
so, du findest Küssen also eine reine Virus-Schleuder???... in deinem Text haben sie es aber nicht so mit dem "safer sex".... grübel
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