Lektion
„Von einem, der auszog, das Leben zu lernen“, sprach Charleston, wischte sich den Schweiß von der Stirn und nippte an seinem Eiscafé. Er saß mit sich allein an einem Zweiertisch in einem kleinen Straßencafé, das sich in einem Fischerdorf am Salzmeer seines Geburtslandes befand. Ein Sonnenblumenschirm spendete ihm Schutz vor dem Gewetter seiner Phantasie, und er beobachtete die Schnecken, wie sie sich im Regen ihren Weg über den nassen Sandboden bahnten, um unterwegs lauter kleine Sandburgen zu bauen.
„Für jede Sandburg ein Schneckenkind“, sinnierte Charleston und zog die Stirn kraus.
Riddikly lachte in seinem Kopf. „Das ergibt dann aber eine Schneckenplage“, meinte sie und schnippte in seiner Vorstellung mit den Fingern.
Und plötzlich regnete es den Kaffeesatz der letzten Tage hernieder, aus dem Charleston wohl nun würde lesen können, was mit ihm werden könnte, wenn er denn dieses oder jenes täte, bevor die Schnecken sein Tun gänzlich ausgetilgt hätten. So hoffte er es jedenfalls.
Plötzlich tauchte eine Horde Enten auf, die ihm auf der Straße entlang der Küstenlinie entgegenmarschierten und deren Federkleid aus Sanskrit bestand und das - wie Gebetsfahnen - im Wind flatterte.
Charleston rieb sich die Augen, als er beobachtete, wie sich die Enten eine Schnecke nach der anderen griffen und sie zu Gebetszwirn drillten, um diesen in ihr Federkleid aus Gebetsfahnen einzuweben.
Abermals hörte er Riddikly in seinem Kopf lachen. „Wir sehen uns wieder, wenn du gelernt hast, das Gleichgewicht zu halten“, flüsterte sie ihm in seiner Vorstellung zu und verstummte schließlich.
Charleston Herz zog sich schmerzhaft zusammen und verstolperte sich. Er vermisste sie sehr …
© CRK, Le, 08/2020