Die Schlacht um das Buffet des Lebens
Lotte Stotterer verließ den Laden durch die Hintertür. Sie hatte dort vorher - nach den Anstürmen aus Angst - die leergefegten Regale auf- und ein- sowie umgeräumt. Damit die Optik dem aufmerksamen Betrachter nicht sofort ins Auge sprang. Und sie war dort vorher auch dafür zuständig, das ereiferte Gekeife aus nun leblosen Buchstabensuppen aufzukehren und wegzuwischen.
Mit der Zeit allerdings war Lotte Stotterer eine der Kriegerinnen der Tortenschlachten aus gebackenem Klopapier geworden, das sie regelmäßig aus den Laboren der Fünfsterneköche ihres Großonkels mitgehen ließ.
Nicht um sich daran in irgendeiner Art selbst gütlich zu tun, sondern um damit diejenigen zu beglücken, deren Angst die Seelen derer auffraßen, die dann zu Furien wurden, wenn es um Regale voller Konserven und Konsorten ging.
Lotte kreierte daraus tagtäglich ihre wohlschmeckenden Grüße, die sie anderen ins Antlitz schleuderte, wenn diese ihr Leben horteten und es nicht schafften, sich zu zeigen. Denn die drohende Gesichtslosigkeit war ihr zuwider.
Nur der wortgewandten Sprache war Lotte nicht mächtig. Denn sie war dem Clan der Stotterer entsprungen, die ihren Namen nur stockend haspeln konnten.
Das allerdings tat ihren Tortenschlachten aus gebackenem Toilettenpapier gar keinen Abbruch, auch wenn man sie dafür nicht liebte.
Lotte Stotterer war eine Kriegerin ihrer Zeit. Sie träumte keine Heldenträume. Dafür lebte sie ihr Leben und zeigte auch Gesicht, obwohl sie tagtäglich freiwillig eine Alltagsmaske trug.
© CRK, Le, 10/2020