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Beobachten, Leben, Fühlen, das Erzähl-Gen und das Schreiben

*******an_m Mann
3.831 Beiträge
Themenersteller 
Beobachten, Leben, Fühlen, das Erzähl-Gen und das Schreiben
Liebe Schreiberlinen und Schreiberlinge,

Ein Satz von Tom in einer Antwort an Schreiblust hat mich an etwas erinnert, was mir öfter mal durch den Kopf geht.

Wenn du wirklich beschreiben willst, wie man sich fühlt, wenn man in den Lauf einer entsicherten Glock 17 blickt....... DAS sind Augenblicke im Leben, die man niemals vergisst.
Das mit der Obduktion (schauder) übergeh ich jetzt mal *g*

Hat er selbstverständlich völlig recht mit.
Aber man kann nicht alles erleben und erlebt haben – auch das steht außer Frage.

Wie entsteht dann eine gute Geschichte über etwas was Autorin oder Autor gar nicht erlebt haben (können)? Klassiker wie Dracula, 20.000 Meilen unter dem Meer? Akif Pirinccis »Felidae«? Agatha Christies Morde? Karl Mays Geschichten (soweit ich weiß war KM nie in Amerika)?
Es gibt ja auch Science Fiction und gute Fantasy. Und der Autor von James Bond soll ein sehr schüchterner Mensch gewesen sein.

Derzeitiger Erkenntnisstand in meiner Gedankenmühle ist folgender:
Das Schreiben-können speist sich aus mehreren Quellen. Und zwar aus Beobachten, Leben, Fühlen, Erzähl-Gen und Schreiberischem Handwerkszeug.
Mängel in einem der Bereiche können mit Leistungen in den anderen Bereichen ausgeglichen werden.

Beispiel:
Man muss nicht gegen ein Fabelwesen gekämpft haben, um die Angst vor einem unheimlichen Gegner mitreißend beschreiben zu können. Damit die Szene aber trotzdem wirkt, muss man (so seh ich das):

– am Wichtigsten: die eigene Angst kennen und beschreiben können damit man sie der Figur überzeugend anpassen kann

– Kämpfe zumindest gesehen haben (dann muss man gut beschreiben können = Handwerkszeug )

– selbst mal irgendwie gekämpft haben (= Leben. Das ist aber der Teil, den man nicht immer erlebt haben kann. Ist ja auch besser so)

Merkt ihr es, wenn ein Bestandteil in einer Geschichte interpoliert ist?
Könnt ihr sagen welcher der Bestandteile erfunden ist?
Gibt es andere Dinge an einem Text, die ihr herauslesen könnt, ohne dass es explizit beschrieben wird?

Ich habe es lange nicht mehr ausprobiert, aber ich konnte mal ohne zu wissen, wer einen Text geschrieben hat, sagen, ob der Text von einer Frau oder einem Mann stammt. Ich habe das noch nie andere (und schon gar nicht professionelle) Schreiber fragen können – erkennt ihr das auch?

Als letztes eine kurze Erklärung zum »Erzähl-Gen«:
Am 15.03.2009, 00.15 Uhr im ZDF nachtstudio (ja, das wird klein geschrieben ;-)) gab es eine Gesprächsrunde mit Volker Panzer und den Teilnehmern John von Düffel, Hanns-Josef Ortheil, Julia Franck und Moritz Rinke.
Neben anderen interessanten Erkenntnissen, stimmten alle überein, dass es ein »Geschichten-Gen« oder »Erzähl-Gen« gibt, das jeder Autor besitzt.

Bin gespannt auf eure Antworten

Christian
auch eine Frage der Demut
So es denn ein "Erzähl-Gen"geben mag, so macht es das Üben, üben, üben nicht überflüssig.
Generell bin ich der Meinung, dass Schreiber ein offenes Herz und ein offenes Auge brauchen.
Zu sehen, was Menschen bewegt und dieses Gesehene, Gelesene und auch selbst Erlebte in Worte zu fassen.

Daher gebe ich dir also völlig recht.

Aber - es ist eben auch eine Frage der Geduld und der Demut. Der Demut vor dem geschrieben Wort, dem erhabenen Ziel, all seine Gedanken in Worte zu fassen. Das ist mit Sicherheit keinem der oben genannten Autoren auf Anhieb gelungen.

Und natürlich die Recherche. Ich lese ungern etwas, was völlig an de Haaren herbeigezogen ist. Da sollte man sich immer auf mehrere Quellen verlassen.

Wir Schreiber dürfen lügen und erfinden - wer sollte uns Einhalt gebieten, ausser der Geschmack des Lesers?

Eines liegt mir jedoch am Herzen. Ich erachte es als die schreiberische "Königsdisziplin" selbst erlebtes, ganz besonders das traumatische, so in Worte zu fassen, dass ich hinterher nicht vom Leser ein Taschentuch geschenkt bekomme, sondern Anerkennung für etwas Packendes, was in die Vorstellung des Lesers gedrungen ist.
Leider, leider passieren bei solchen Geschichten die meisten Fehler, denn sie erfordern eine enorme innere Distanz.

lg,
Claudia
Super- Thema
lieber Christian, dass wir uns auch mal mit der Theorie des Schreibens beschäftigen!
Das Schreiben-können speist sich aus mehreren Quellen. Und zwar aus Beobachten, Leben, Fühlen, Erzähl-Gen und Schreiberischem Handwerkszeug.
Das Schreiben-Können kann unterschiedliche Schwerpunkte haben, je nach Genre (bei Fantasy muss mehr "Erfinden, Weiterdenken" drin sein als bei detaillierten Beschreibungen von Vorgängen, die in der Realität existieren - da ist das Beobachten wieder mehr gefragt). Und der Autor bringt sich ein: seine Person (Pedant, Träumer, Missionar...), seine Art, die Welt zu betrachten(positiv/negativ...) und dazu kommt dann noch die sprachliche Umsetzung, abseits vom schieren Handwerk. Manche benutzen Worte "nur", um zu erzählen, andere spielen mit der Sprache und den Stilmitteln.

Wieviel man erlebt haben muss, um darüber zu schreiben, scheint mir auch sehr weit zu rangieren. Phantasie und Einfühlungsvermögen können da viel "ersetzen". Basisgefühle kann man ganz gut "hochrechnen"!

soweit mal für´s erste!
danke für das Thema!
Lieber Christian
Ich weiß nicht, ob es ein Gen für diese Dinge gibt.

Ich persönlich habe folgende Erfahrung gemacht, die ich im übertragenen Sinn auch beim Theaterspiel benutzen muss.

Wenn ich etwas beschreibe, z.B. die Gefühle einer Frau oder eines Mannes, so muss ich soviel Phantasie besitzen, um mich in diese Person hinein zu versetzen.
Will ich ein Ereignis beschreiben, so muss ich mich auch darein versetzen, wie würde ich jetzt handeln, wie reagieren, welche Gefühle rufen in mir diese oder jene Abläufe wach………

Nachdem sich das ganze Ereignis im Kopfkino abgespielt hat, erst dann kann ich anfangen zu schreiben ………..

Beim Theater ist es ähnlich. Ich muss mich in die Person hineinversetzen. Ich schaffe das leichter, indem ich entsprechende Kleidung trage. Als Skinhead konnte ich nur, schon bei den Proben, authentisch sein, wenn ich Springerstiefel anhatte. Ich kann als verkorkster Alter „Sprüche klopfen“, die ich als > ev < ablehne.
Auf der Bühne kann ich flirten, meine Bluse öffnen und meinen roten BH zeige, im realen Leben sicherlich nur zu Hause. In einem Theaterstück bin ich eine ganz andere Person, nicht ICH.

Sowohl Claudia und Sabine muss ich unbedingt Recht geben.
Und das ist meine Meinung dazu.

ev
*******day Frau
14.275 Beiträge
Handwerkszeug, Kreativität und das was Du Erzählgen nennst, lieber Christian, habe ich "drüben" ja schon mit der Formel 80-19,5-Rest beschrieben.
Und es ist eine gute Frage, ob Defizite in dem einen Bereich durch Leistungen in den anderen Bereichen ausgeglichen werden können.

Wenn eine Geschichte wirklich packend geschrieben ist, mich sozusagen einsaugt in den Erzählstrang, dann dürften mir kleinere Tippfehler in dem Moment sicher egal sein. Wenn es stilistisch allerdings holpert, dann stolper ich auch über jedes fehlende oder falsch gesetzte Komma.

Und: ohne grundlegendes Sprachgefühl wird aus der besten Idee nichts. Dieses Sprachgefühl kann man weiter entwickeln und üben: durch Lesen und selbst ausprobieren. Immer wieder gern genommen: sich selbst laut vorlesen. Wenn es hakt, dann liegt noch was im Argen... und zwar unabhängig davon, ob ich nun Gangsta, Zürcherli oder ostwestfälisch benutze.

Dieses Sprachgefühl kann durchaus intuitiv sein. Ich muss nicht den Unterschied zwischen Metapher, Syllogismus und Alliteration herbeten können, wenn ich in der Lage bin, diese Sprachformen aufzusaugen und unzusetzen.

Wenn ich dieses Handwerkszeug (inklusive Rechtschreibung und Zeichensetzung) nicht beherrsche, dann werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach beim Schreiben nicht in der Lage sein, genau das angemessen auszudrücken, was ich sagen möchte. Aucgh das hat nur begrenzt mit Eloquenz zu tun. Es ist im Gegenteil sogar sehr schwierig, Sprachlosigkeit in Worte zu fassen.

Mit dem, was cazyz über Demut schreibt, gehe ich ebenfalls d'accord. Kein Meister fällt vom Himmel, aber gerade weil ich das weiß, poste ich nicht alles, was mir so in die Tastatur geflogen ist. Und wenn das eigene Erleben fehlt und die Phantasie das ersetzen muss, kann es einem passieren, dass jemand, der Erlebnisse in dem beschriebenen Bereich hat nur ungläubig den Kopf schüttelt. So ein Ereignis ist mir letztens auch passiert, es ist nicht schön für's Ego, bringt einen aber, wenn man es nicht als persönliche Anmache begreift, durchaus weiter.

Ansonsten hilft nur üben, üben, üben. Und dafür haben wir uns hier zusammengefunden. Mir persönlich ist eine handwerklich solide Geschichte ohne zündenden Gag dabei allemal lieber als ein hingeschluderter "Geniestreich".

Jezt kann man natürlich sagen: die legt die Latter aber ganz schön hoch. Nein, tut sie eigentlich nicht. Wenn z.Sexygirl0815 auszieht, um ihre erotischen Phantasien aufzuschreiben, die wiederum Dödel_xxl (Nicks überprüft und als nicht vorhanden eingestuft, also frei erfunden) begeistern sollen, dann werde ich mich bemühen, mit meiner Kritik auf dieses Niveau angemessen zu reagieren. Wenn jemand hingegen verkündet, er wolle etwas veröffentlichen, dann muss er sich bei mir halt auf professionelle Kritik einstellen. Und wer mir einmal sagt: er will das nicht von mir, wird fürderhin davon verschont.

Was nun das Beobachten, das Leben und das Fühlen angeht: Da sind wir alle unterschiedlich gestrickt. Der eine schreibt intuitiv, die andere baut sich komplizierte Story-Boards, der nächste ist erst zufrieden, wenn er die Telefonzelle in Timbuktu an genau der Straßenecke bei Google Earth gefunden hat und wieder wer anders schert sich den Teufel drum, ob man in Timbuktu überhaupt telefonieren kann. Frei nach dem Motto: ich habe beschlossen, es ist jetzt so. Die typische Geschmackssache eben beim Autor wie beim Leser.

Liebe Grüße

Sylvie *sonne*
sehr richtig , Ev, auch ich habe an Schauspieler gedacht - bei denen kommt nämlich auch die Sprache dazu!
*******an_m Mann
3.831 Beiträge
Themenersteller 
Claudia:
Ich bin mir nicht sicher, was du mit der Demut vor dem geschriebenen Wort meinst. Wenn du sagen willst dass man nicht jeden Quark in Text fassen sollte, sehe ich das auch so.
Aber das Wort Demut legt etwas größeres nahe - meinst du was anderes?

Den Geschmack des Lesers sehe ich nicht als etwas Einhalt gebietendes. Ich meine dass man halt schreibt, was geschrieben werden will und dann gibt es sicher einige denen das gefällt. Mal mehr mal weniger.

Die Autoren aus der Sendung habe ich alle nicht gelesen, ich habe sie in dem Moment nur als "ebenfalls Schreibende" gesehen, und ihre Aussagen als Worte von Leuten mit mehr Erfahrung in diesem Bereich angenommen.

In den Begriff "Erzähl-Gen" sollte man nicht so viel hineinlegen. ich verstehe das als eine allgemeine Veranlagung. Wer sich nicht schriftlich äußern möchte hat es halt nicht. So wie ich kein "Geschäfts-Gen" habe, wie es einige andere haben, die ich kenne.

Ich freue mich über die jetzt schon zahlreichen Antworten *g*
Leider, Sabine, Ev, Sylvi, muss ich jetzt los.
*******an_m Mann
3.831 Beiträge
Themenersteller 
Sagt doch mal was zu dem, was ihr sonst noch aus einem Text herauslest!

Bis morgen,

C
Es gibt für mich keinen Zweifel, daß in den Dingen menschlichen Empfindens und Äußerns unüberschaubar viele Einflüsse zu den jeweiligen Erscheinungen führen. Die Erscheinung, daß jemand erzählen kann, ist immer ein vorläufiges Ergebnis einer Lebensgeschichte. (Wobei es, nebenbei, nicht unwichtig ist, wer da meint, jemand könne es.) Deshalb halte ich die Idee eines Erzähl-Gens als Metapher für geeignet, wobei ich mir vorstelle, daß es tatsächlich auf genetischer Ebene bestimmte günstige Voraussetzungen geben muss, um das Zentrum in unserer Hirse, das für Sprachverarbeitung zuständig ist, für eben diese Erzählleistung stärker zu vernetzen. Das wäre aber nur ein Teil; die Fähigkeit zum Mit- und Einfühlen hat ja bestimmt auch ein eigenes Haus in unseren Köpfen.

Ich glaube, daß ein Mensch ganz eigene Neigungen schon von Beginn an hat und im Laufe eines jeden Tages unzählige Male bestimmte Eindrücke übergeht, um anderen mehr Platz zu machen. (Ich habe meine Kinder als eigentlich schon fertige Typen kennengelernt, sobald sie vor mir auf dem Wickeltisch lagen.) Es besteht also ein immerwährender Ausbau eigentümlicher Räume der sich entwickelnden Persönlichkeit. Wenn es nun jemand ist, der erzählen kann, dann hat er immer schon alles Mögliche und Unmögliche, das in irgendeiner Weise für diese Fähigkeit förderlich sein konnte, bevorzugt wahrgenommen.

Ich habe ein paar Ideen dazu gesammelt, die ich als mögliche, aber nicht unbedingt notwendige Faktoren einer solchen Entwicklung verstehe und die sich nur auf Sprache beziehen. Es sind natürlich auch andere Dinge wichtig. Ein guter Erzähler hätte also vielleicht folgende Erfahrungen gemacht:

Er hat früh verschiedenene sprachliche Qualitäten wahrgenommen und irgendwann zwischen ihnen zu unterscheiden gelernt und darüberhinaus sich selbst ausprobiert im Gebrauch unterschiedlicher Stile.

Er hat möglicherweise als Kind Aufmerksamkeit für seine sprachliche Empfindsamkeit erhalten und diese folglich auch dafür eingesetzt.

Er hat Leseerlebnisse gehabt, die einen Eindruck hinterlassen haben.

Er hat ein Umfeld gehabt, das auf Sprachfertigkeit einen gewissen Wert legt.

Er hat Gesprächsfetzen an einer Supermarktkasse nicht verrauschen lassen, sondern mit einem Seitenblick die Sprechenden gemustert, weil er wissen wollte, wer denn solche Formulierungen benutzt.

Er hat bei der Lektüre einer Zeitung einen Text zwei Mal gelesen, um herauszufinden, woher die Spannung kommt, die ihn ohne Mühe bis zum Ende hat lesen lassen.

Er hat wiederholt Freunden von einem Kinofilm erzählt und sich mithilfe der Reaktionen in der Darstellung geübt.


dass man halt schreibt, was geschrieben werden will
ES will geschrieben werden - das ist eine interessante Formulierung von dir: es gibt Texte (und Momente im SchreiberLeben), da hat man das Gefühl, die Hand wird "geführt" - etwas aus einer anderen Sphäre berührt und erfüllt und es schreibt sich wie von selbst... das gibt eine ganz besondere Art von Literatur!
und da kann man auf jeden Fall von Demut sprechen, die vor allem der Autor empfinden sollte!
(das schließt aber handwerkliche Sorgfalt nicht aus - im Gegenteil!!)

ansonsten: sehr d´accord mit meinen Vorrednern - vor allem somas Gedanken!
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Interessantes Thema ...

@ somamann

Du hast u. a. geschrieben:

Wenn es nun jemand ist, der erzählen kann, dann hat er immer schon alles Mögliche und Unmögliche, das in irgendeiner Weise für diese Fähigkeit förderlich sein konnte, bevorzugt wahrgenommen.

Da stimme ich Dir natürlich zu (alles andere wäre ja auch Blödsinn), nur bleibt die Frage: Was führt dazu, dass es vom Wahrnehmen zum guten Erzählen kommt.

Hier wollen viele erzählen - und die meisten tun das in begeisternder Form, haben Talent, erzählen mehr oder weniger beeindruckend. Hin und wieder schreibt auch mal jemand, der zwar offensichtlich voller Freude und Begeisterung erzählt, es aber einfach nicht kann.

Klar, sie oder er kann sich manches erarbeiten, kann sich gutes Handwerkszeug zulegen, sogar einen Fernkurs im Schreiben absolvieren (ich merke das beim Lesen von Manuskripten leider immer sofort, ob einer solch einen Kurs belegt hat oder nicht) - aber man kann deshalb noch lange nicht gut oder wenigstens packend erzählen.

Was mag also der entscheidende Punkt sein, dass jemand das kann? Nur an der von Dir treffend beschriebenen Fähigkeit eines bestimmten Wahrnehmens allein kann es meines Erachtens nicht liegen ...

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Ich schliesse mich den Vorschreiben voll und ganz an.

Bei mir entwickelt sich beim Schreiben manchmal eine Eigendynamik - die Geschichte fliesst fast aus dem Hirn in die Tastatur oder womit ich gerade schreibe.

Manchmal entwickelt sich die Geschichte ganz einfach, so aus sich heraus.

Die Sprache, in der man schreibt, sollte auf jeden Fall beherrscht werden, auch wenn immer wieder Fehler auftreten, ist doch im Grunde zu erkennen, ob jemand einer Sprache mächtig ist oder nicht.

Empathie halte ich neben dem Handwerkszeug für sehr wichtig. Erfahrungen kann man sammeln, Recherchen kann man durchführen, die Sprache kann man lernen. Empathie hat man oder eben nicht, dann wirkt für mich eine Geschichte wenig authentisch.


Ich bin jetzt auch nicht so der Profil, Lehrling, wenn ihr so wollt. Andere mit mehr Erfahrung mögen mehr dazu schreiben.

@******ian ... interessantes, tolles Thema *top*

Liebe Grüße
Herta
antaghar
Was mag also der entscheidende Punkt sein …?

Daß es einen entscheidenden Punkt gibt, auf den das Talent zum Erzählen zurückgeführt werden könnte, halte ich für ausgeschlossen. Es sei denn, es gäbe das Gen.

Es gibt für mich keinen Zweifel, daß in den Dingen menschlichen Empfindens und Äußerns unüberschaubar viele Einflüsse zu den jeweiligen Erscheinungen führen. Die Erscheinung, daß jemand erzählen kann, ist immer ein vorläufiges Ergebnis einer Lebensgeschichte.

*******an_m Mann
3.831 Beiträge
Themenersteller 
Sabine...
...genau so war das Gefühl bei meinen ersten Texten - dass sie geschrieben werden wollten. Das passiert mir immer noch, es hat sich aber etwas verändert.
Für "Das Böse" z.B. bin ich vom Frühstück aufgestanden und habe mich dann zwei Stunden später gewundert dass der Kaffee kalt ist.

Hmm... und so gesehen passt das mit Claudias "Demut" so wie du es erklärst doch ganz gut.

jetzaberlaptopzuklappundabhau

Christian
Erzähl-Gen
vielleicht muss man das Gen doch eher als Kurzform für Genialität sehen - und wer könnte die ergründen oder ihren Ursprung erklären??
Nach meinem Beitrag wäre es dann die Genesis der Erzählkunst.
*******an_m Mann
3.831 Beiträge
Themenersteller 
Guten Morgen,

ich habe gestern den Stand der Diskussion kopiert und offline Kommentare dazu geschrieben. Da ich kein Internet hatte, seid ihr wahrscheinlich schon weiter wenn ich das hier hochlade.



@****dia:
Das mit dem Erzähl-Gen habe ich nicht so verstanden und auch nicht so gemeint, dass wer es hat, auf jeden Fall ein geborenes Schreib-Genie ist. Man könnte den Ausdruck so verstehen, stimmt. Aber wie schon gesagt, ich habe das in der Sendung so verstanden und meine es auch selbst so, dass es einfach nur irgendwas grundlegendes in der Persönlichkeit ist das man - völlig wertfrei - einfach hat oder eben nicht. Andere sind halt mathematisch oder grafisch oder sonstwie veranlagt/bagabt oder was auch immer.

In Puncto Recherche bin ich ganz deiner Meinung.



@****ne:
Wieviel man erlebt haben muss, um darüber zu schreiben, scheint mir auch sehr weit zu rangieren. Phantasie und Einfühlungsvermögen können da viel "ersetzen". Basisgefühle kann man ganz gut "hochrechnen"!
Seh' ich auch so. Aber an welchen Stellen siehst du die Grenzen? Ich meine nicht, ob du irgendwo Grenzen ziehen würdest in der Art von: "ab hier sollte man nicht mehr so schreiben", sondern: erkennst du in Texten, vielleicht an Bruchstellen oder unpassenden Formulierungen dass da etwas erfunden wurde?
Und ich meine natürlich nicht offensichtliche Sachen wie Geister, Drachen, etc.
In einer der neueren Geschichten hier schrieb eine Frau aus männlicher Perspektive (Warst du das?). Da bin ich mir sicher, dass ich am Text, an der Art, wie über die Erektion geschrieben wurde, erkannt habe, dass er von jemandem geschrieben wurde, der (die) noch nie eine hatte. Jedenfalls keine eigene ... Aber lassen wir das *g*

Das ist der Punkt an dem ich mich frage, wie viel Realität man mit Erfundenem erzeugen, "hochrechnen" kann.

Deine Typologie der Autoren scheint mir auch ziemlich interessant zu sein *zwinker*



@ev:
Bist du das auf dem Foto als "verkorkster Alter"? Lad mal ein Foto von dir als Skinhead hoch *g*

Hehe, ich glaube du hast da im Wort Phantasie nonchalant das zusammengefasst, worum es mir geht *g*

Schauspieler haben noch ein paar Werkzeuge mehr zur Verfügung um Figuren darzustellen, als ein Autor. Statt zu schreiben "Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu", tun sie's einfach. Aber auch da muss ein Schauspieler genug eigenes Temperament haben um zu wissen wie das aussieht, oder es bei anderen gesehen haben.



@****ie:
Wo ist "drüben"? Sollte dir jemand gesagt haben "Geh doch nach drüben wenns dir hier nicht gefällt", ignorier das und bleib hier *g*.

Und es ist eine gute Frage, ob Defizite in dem einen Bereich durch Leistungen in den anderen Bereichen ausgeglichen werden können.
Etwa nicht?
Ich meine das so, dass das Ziel einer packenden Geschichte auf verschiedenen Wegen erreicht werden kann. Durch Sprachkunst, durch Orts- und/oder Sachkenntnis, durch gute Schilderung der Gefühle der Beteiligten Figuren. Natürlich kann eine Geschichte nicht durch einen dieser Bestandteile allein erzählt werden - es geht um die Gewichtung der Bestandteile.

Was du zum Umgang mit Kritik schreibst ist wahr und sehr wichtig. Meine ersten Texte hat jemand per Mail und Chat auseinandergenommen (aber sowas von!) von dem ich lange Zeit gar nichts wusste. Unglaublich kompetent, aufmerksam und detailliert.
Nachdem das Vertrauen da war, ich die Ratschläge einfach mal umgesetzt habe, wir uns immer besser verstanden haben, stellte sich heraus, dass es eine 19jährige Abiturientin war. Heute schreibt sie professionell, irgendwas in Richtung Journalismus.



@*****ann:
So stelle ich mir das auch vor.
Aber wie Antaghar auch sagt:
... bleibt die Frage: Was führt dazu, dass es vom Wahrnehmen zum guten Erzählen kommt.
Mit guter Wahrnehmung kann man ja auch Wissenschaftler werden, oder Polizist.

Es gibt auch Dinge die mit Sprache nichts zu tun haben, die aber trotzdem in sie hineinwirken und ohne die auch sprachlich nichts zu reißen wäre. Neugier z.B. sagt ja noch nichts darüber aus, wie das verarbeitet wird, was als Folge der Neugier herausgefunden wird.



@*****har:
In dem Posting auf das ich hier antworte, hast du etwas geschrieben, das meiner Ausgangsfrage sehr nahe kommt:
...(ich merke das beim Lesen von Manuskripten leider immer sofort, ob einer solch einen Kurs belegt hat oder nicht)...
Wie würdest du beschreiben, woran du das merkst? Formulierungen? Eine bestimmte Abfolge, die immer wieder als Tip weitergegeben wird? Nach dem Prinzip "Wenn du das geschrieben hast, muss jenes folgen"?

Ich habe mal eine Schreibgruppe besucht. Da hat sich der Initiator aber für meinen Geschmack viel zu sehr an einem Buch mit dem Titel "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" (oder so ähnlich) orientiert.



@***ta:
Das mit der Eigendynamik ist ein irres Gefühl, oder? *gg*
Terry Pratchett hat mal gesagt "Writing is the biggest fun one can have with oneself" (oder so, hab jetzt keine Bücher hier).

Empathie hat noch niemand ausdrücklich erwähnt. Man muss wissen wann eine Figur glaubhaft böse wird, oder ernst, etc.
Das ist eng mit Beobachtungsgabe verbunden, und die wieder mit der grundsätzlichen Veranlagung.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ christian_m
Tja, woran merke ich das ... Eine gute Frage!

Es ist gar nicht so einfach zu erklären, ich will es aber mal versuchen:

1.) Es liest sich wie ein Schulaufsatz mit entsprechender Gliederung. Wie Du schon erwähnst: Erst kommt das, dann das, und dann muss das folgen ...

2.) Es liest sich trocken, aufgesetzt, unlebendig, angelernt. Es wirkt irgendwie "technisch". Wer aus sich heraus Talent hat, der schreibt vielleicht einen anderen Stil als Du und ich, aber er packt uns dennoch.

3.) Es liest sich, als habe jemand, der keinerlei Talent zum Schreiben hat, durch einen Kurs zumindest gelernt, einigermaßen vernünftig zu schreiben - auf Kosten der Lesefreude. Etwas wie einer, der unbedingt musizieren will, es einfach nicht wirklich kann, aber immerhin es irgendwie "ordentlich" schafft: Man hört nicht gerne zu , aber es ist schon irgendwie "korrekt". Verstehst Du?

Mehr fällt mir zunächst nicht dazu ein, vielleicht wissen andere noch mehr dazu? Aber ich trage es mal mit mir herum und denke darüber nach ...

(Der Antaghar)
-Erektion
lach...kam bestimmt in mehreren meiner Texte vor, aber ich bin ziemlich vorsichtig mit technischen Details, von denen ich keine *g*Ahnung habe.
Im Grunde sind sie selten nötig, um eine Geschichte wirklich gut zu machen - sie können Farbe reinbringen und Wissen - aber eine Story wird dadurch nicht besser (Unterschied zum Journalismus). Was würde es nützen, den perfekten Erektionsablauf zu beschreiben, wenn in der Geschichte nichts Erregendes/Verblüffendes damit gemacht wird?
Und oft schon wurde Autoren mangelndes Fachwissen oder techn.Fantasterei vorgeworfen, was aber dem Erfolg des Buches keinen Abbruch tat.

zu deiner Frage
vielleicht an Bruchstellen oder unpassenden Formulierungen dass da etwas erfunden wurde?
Ich lese gerade das Buch der M.Frisch-Tochter Ursula Priess ("Sturz durch alle Spiegel",Ammann Verlag 2009), bin im ersten Drittel und habe das Gefühl, dass etwas "nicht stimmt". Sie beschreibt Venedig und Istanbul, Städte, in denen sie gerne war und lebte, über die sie bestimmt alles weiß - aber es klingt hölzern, wie aus einem schlechten! Reiseführer.
Mangelnde Kenntnis ist es nicht - und dann kam ich drauf: es ist ihre bemühte Distanz, das Dilemma, einerseits eine "historische Person" als Frischtochter und jetzt ebenfalls Autorin zu sein, andererseits ihre "Privatperson" nicht zu sehr in diesem Buch vorkommen zu lassen - obwohl sie in der Ich-Form und über sehr Persönliches schreibt. Sie will aus sich eine Romanfigur machen, und trotzdem journlistisch korrekt sein, und von sich als Privatperson möglichst wenig preisgeben. Kann nicht klappen.
Das sind die wahren, fatalen Brüche in Geschichten.
Ja, das bin ich als "Armin" aber es wurde gelöscht, weil es nicht mich zeigt, > lach > also gut geschminkt.

Als Skinhead ist es nicht voerteilhaft, würde aber sicher auch sofort gelöscht.......

einen schönen Tag noch Allen ...........
Ich kann mich bisweilen nicht des Eindrucks erwehren, daß Beiträge nur oberflächlich gelesen werden.

So stelle ich mir das auch vor. Aber wie Antaghar auch sagt: ... bleibt die Frage: Was führt dazu, dass es vom Wahrnehmen zum guten Erzählen kommt.

Im Anschluss an den betreffenden Ausschnitt aus meinem Beitrag sind Ideen zu finden, die meine Version einer möglichen Antwort auf diese Frage nahelegen; daß jemand z.B. aufgrund positiver Rückmeldungen beginnt, sich zu üben, sei es als Kind, Jugendlicher oder als Erwachsener.

Zum Zweiten:

Empathie hat noch niemand ausdrücklich erwähnt.

Das ist nicht richtig, es sei denn, das Wort Empathie an sich ist gemeint. Es wurde bereits Mit- und Einfühlung angesprochen.
*******an_m Mann
3.831 Beiträge
Themenersteller 
Auch positive Rückmeldungen können ins Leere laufen, wenn sie auf nichts empfangsbereites treffen. Menschen sind nicht so formbar, wie Eltern, Lehrer, Ausbilder, Werbung und Politik es gerne hätten.
Die positiven Verstärkungen die du erwähnt hast, können also nicht bei Allen wirken.

Zur Empathie muss ich gestehen, dass ich anhera nicht nur mit zwei Zeilen abspeisen wollte. Dass Mitfühlen schon erwähnt wurde ist mir irgendwann auch eingefallen. Tschuldigung.

Christian
Die positiven Verstärkungen die du erwähnt hast, können also nicht bei Allen wirken.

Das muss ja auch nicht notwendigerweise der Fall sein.

Es gibt auch noch die homies, die ehemalige peer group, neben Eltern und so … Aber sei es drum; ich denke, man kann nur in Ausnahmefällen von einem tatsächlichen Anfangspunkt sprechen. Wenn ich positive Rückmeldungen aus einer peer group bekomme, macht es aus mir nicht einen Menschen, der dadurch zu etwas ganz Neuem in sich vorstößt. Die Entscheidung für die Gruppe ist ja schon auf einer Basis gefallen, zu der die zur Debatte stehenden Fähigkeiten und Fertigkeiten schon gehörten.

Ich meine damit, daß es immer, zu jedem Zeitpunkt, eine Vielzahl von Faktoren gibt, die ihren eigenen Einfluss haben.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Ich weiß nicht, ob es so etwas wie ein begünstigendes Umfeld gibt, das von Kindesbeinen an beeinflusst, vielleicht ist es bei einigen so, aber nachweislich nicht bei allen. (bei mir zB. war es nicht so, aber ich weiß auch nicht so sicher, ob ich dieses Schreib-Gen habe *zwinker*)


Ich denke, dass es Geschichten gibt, die erzählt werden wollen und so lange in einem "arbeiten" oder "warten", bis sie geschrieben/erzählt sind. Und da glaube ich, dass sich die Geschichten "ihren" Schreiber aussuchen. Das klingt jetzt vielleicht etwas abstrus, unwirklich und vielleicht auch esoterisch, trotzdem bin ich der Ansicht, dass es bei manchen Geschichten so ist.

*omm*Herta
Das hört sich tatsächlich so an. Ob es soetwas gibt, ist wohl eine Frage des Glaubens. Bei >We apologize for any inconvenience.< ging es mir so, wie hier schon ein paar Mal angedeutet; daß es einen Schreibfluss gab, dem ich bewusst nachgegeben habe. Einige Gedicht sind auf ähnliche Weise herausgeflutscht. Ich denke, daß es unterschwellige Vorgänge sind, die irgendwann zu einem Zustand führen, in dem sie einem bewussten Zugriff offen stehen.
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