Guten Morgen und einen schönen Sonntag wünsche ich euch allen
Apropos alle: Alle, die auf
@**********hylen gesetzt hatten, dürfen sich über Punkte freuen, denn er war es, der uns diese liebreizende Geschichte der Erfindung der Weltformel in China präsentiert hat.
Die heutige Geschichte ist ein Märchen, das erkennt man schon an der Einleitung.
Der Elfenschuh
Es war einmal eine Elfe mit langen schwarzen Haaren. Die Blondelfen verspotteten sie deswegen, und die Brünettelfen stimmten in den Chor ein. Nur die Rothaarelfen hielten zu ihr und spielten mit ihr in Winkeln des Waldes, in die sich nicht einmal die Trollkinder trauten. Manchmal half es auch, in die Brombeeren zu springen, denn Elfen laufen barfüssig und je heller das Haar, umso dünner ist die Haut der Füße. Aber es gab nicht überall Brombeersträucher und die kleine Elfe wollte auch nicht immer weglaufen.
Eines Tages, die Blond- und Brünettelfen hatten mit Hilfe der Zwerge einen Händlerkarren zum Umfallen gebracht und beschauten sich in den im Wegesstaub liegenden venezianischen Spiegeln, rollten Glasperlen in den Händen und behängten sich kichernd mit Tand, wisperte ein Reh der Schwarzhaarelfe ins Ohr:
„Geh fort von hier und such den Elfenschuh, schöne Reina!“
Woher wusste das Reh ihren Namen? Und wieso konnte es elfisch? Das Rehe elbisch sprachen, hatte sie schon gehört, und manche Rehe hatten von den Hirschen eldisch gelernt, aber elfisch? Reina beschloss zu fragen.
„Woher kannst du unsere Sprache?“ fragte sie das Reh leise.
Anstatt sofort zu antworten, schaute das Reh keck und hielt den Kopf schräg: „Hmmm, und woher ich deinen Namen weiß, willst du gar nicht wissen?“
Reina hatte Furcht, dass das Reh sie auch nur necken wollte und wisperte schnell: „Doch auch, bitte!“
Das Reh schaute jetzt gar nicht mehr großäugig-naiv, wie es Rehe immer tun, sondern nahm eine Katzenblick an: „Lass uns ein Stück gehen, alle werden dich für verrückt halten, wenn du dich mit mir unterhältst und dich in Ruhe lassen!“
Reina wunderte sich immer mehr – was dieses Reh alles wusste! Doch alles Gegrübel half nicht, sie kam nicht mehr darauf, was der verhutzelte Knoorn im Transvektionsunterricht über den Gestaltwandel der Rehe erzählt hatte. Aber war das nicht egal? Seit sie mit dem Reh sprach, hatte sie Ruhe vor der Elfenbande, allerdings umschwirrten diese auch den armen Kaufmann, dem die Spiegel gehörten, zwickten ihn und drehten ihm Nasen. Der arme Mann war ganz rot vor Anstrengung und schnaufte, Reina wurde wütend über so unelfisches Verhalten, das konnte nicht nur daran liegen, dass die Elfen ihres Alters alle in der Efiveía waren.
„Ich heiße übrigens Elafi“ schmatzte das Reh mit blattvollem Mund und leicht eldischem Akzent, „du kannst Ela zu mir sagen.“
Die kleine Elfe kicherte: „Als ob Ela soviel kürzer wie Elafi ist!“
„Als“ korrigierte das Reh und Reina wiederholte den Satz: „Als ob Ela soviel kürzer als Elafi ist!“
„Nein, ist es nicht, aber ,Ela‘ gefällt mir besser. Zu deinem Problem!“ lenkte das Reh das Gespräch zurück. „Achso, woher ich alles weiß, wolltest du wissen? Das geht kurz. Ich bin die verhexte Katze eines Menschenpsychologen, wie es dazu gekommen ist, ist eine lange Geschichte und interessiert jetzt hier nicht. Aber: die Lösung deines Problems wird auch mir helfen, meine wahre Gestalt wiederzubekommen. Kapierste?“
Reina wunderte sich ein bisschen über den Slang in der sonst wohlgesetzten Rede des Rehs und langsam kam ihr auch eine Idee, warum Ela nicht Elafi genannt werden wollte, aber sie behielt es für sich. „Was soll ich tun?“ fragte sie das Reh und hoffte, dass sie sich alles merken könne, was jetzt käme.
„Im Prinzip ist es einfach: Du verlässt den Elfenwald, findest einen Menschen, der dir einen Elfenschuh aus Origami schenkt, kommst zurück, ziehst ihn in meiner Gegenwart an, sagst ,To Eláfi gínetai Gáta‘ und dann bin ich wieder die Miezekatze von Doktor Psykaness.“
„Und was hab ich davon?“ fragte Reina zaghaft. Nicht dass sie Elafi gern geholfen hätte, aber es gab da ja noch ihr Problem mit den Blondelfen…
Das Reh grinste: „Eine Elfe mit einem Elfenschuh aus Origami wird nie wieder gemobbt! Die Blondelfen werden plötzlich deine Freundinnen sein wollen, aber halte sie auf Abstand. Hast du alles verstanden? Dann lass uns zur Portwiese gehen, in der Menschenwelt ist gerade Weihnachten und die Chancen, dass dir eine Menschin einen Elfenschuh schenkt, sind hoch. Halte nach Frauen mit Katzen Ausschau!“
Eigentlich war die Portwiese nur für erwachsene Elfen mit Ohrkappen zugänglich, aber der Wachtroll hatte wieder mal zuviele Gäräpfel genascht und schlief laut schnarchend seinen Rausch aus. Reina und Elafi stellten sich in die Mitte der Lichtung, fassten sich bei den Händen und Vorderläufen und drehten sich wie Derwische linksherum, immer schneller und schneller und schneller und riefen dabei den uralten Spruch: „Gia metaforá-gia metaforá-gia metaforá“ Es knallblitzdonnerte, und als sich der Rauch verzogen hatte, stand ein schwankendes Reh auf der Wiese und murmelte in seiner Sprache: „Viel Glück, kleine Elfe!“