Das dreizehnte Türchen ...
Guten Morgen, liebe Kurzgeschichten-Gruppe, einen schönen Sonntag und dritten Advent wünsche ich Euch!
Ihr seid sicher gespannt wie ein Flitzebogen, auf wessen Mist die gestrige Geschichte gewachsen ist? Ich war es
und ich habe mit Spannung gesehen, dass mir das TTT ziemlich gut gelungen ist
.
Unsere heutige Geschichte schließt sich thematisch an und wir erfahren, nachdem es zahllose Geschichte darüber gibt, wie das Schwert aus dem Stein gezogen wurde, wie
esin den Stein gelangt ist.
Von Feen und Christkindern
Nimue rannte. Ihre Lungen brannten während sie über sperrige Äste am Boden sprang. Mehr als einmal verfing sich der Saum ihres Kleides im Gestrüpp. Links und rechts neben ihr bohrten sich Pfeilspitzen in das harte Fleisch der Bäume. Eiserne Schwerter spalteten die wehrlosen Leiber ihrer Begleiter entzwei. Durch den Wald hallten die verzweifelten Hilfeschreie ihres Feenvolkes. Ihr Wald, ihr Zuhause hatte sich in ein Schlachthaus verwandelt. Ihre angestammten Gottheiten wurden von dem nun herrschenden fremden Gott verraten, verhöhnt und verdrängt. Deren Kinder – die Feen – nun gnadenlos verfolgt. Ihre Kultur und ihr Wissen wurden gerade noch wahrgenommen aus fließenden Schatten einer verblassenden Erinnerung und drohten für immer unterzugehen. Wenn sie, Nimue, fiel, fiel alles. Sie dürfte auf keinen Fall in ihrem Auftrag fehlen. Nicht stolpern, sich nicht verheddern oder gar stehenbleiben, davon hing alles ab. Sich keinesfalls töten oder einfangen zu lassen oder auch nur umdrehen, um den unsäglichen Monstern in Menschengestalt in deren hasserfüllten Gesichter zu blicken.
Was hatten sie ihnen nur getan? Warum jagte man ihr Volk so gnadenlos? War es wegen ihres Äußeren? Manche ihres Volkes waren von äußerst zarter Gestalt gewesen, mit libellengleichen Flügeln. Elegant schwebend ihr Flug, die Häupter von Blüten bekränzt und immerzu singend und lächelnd. Sie waren die friedlichsten und wehrlosesten im Feenreich gewesen, nicht fähig zu schlechten Gedanken oder gar Krieg. Allein Liebe und Einklang mit allem bestimmten ihre Natur. Deshalb fielen sie auch als erste in diesem unerklärten Krieg, den die Menschen ihnen aufgezwungen hatten. Andere trugen Rehgeweihe auf ihrer Stirn und konnten mit den Pflanzen sprechen. Sie waren die Heiler. Wieder andere waren wehrhaft wie Keiler und ebenso gefährlich. Ihre Aufgaben bestanden aus verteidigen und schützen. Doch es gab nicht viele von ihnen. Und die letzte Gruppe waren die menschenähnlichen, zu denen auch Nimue gehörte. Sie waren diejenigen, die tatsächlich zaubern konnten. Aber nur in enger Verbindung zu und mit allen lebendigen Wesen der Wälder. Ihre magischen Kräfte speisten sich aus der intakten Natur.
Doch nun brannten die heiligen Haine und die Hüter der Wälder fielen reihenweise im Klang der Äxte. In ihren Überresten wurden neue totbringende Waffen geschmiedet. Auf die Blumen und Sträucher legte sich graue Asche, die wie ein Leichentuch das Land bedeckte und alles erstickte, was bislang der Vernichtung getrotzt hatte. Die magischen Bande zwischen Mutter Natur und den Feen waren gekappt und so misslangen die nötigen Schutzzauber. Sie waren allein auf sich gestellt. Die meisten Überlebenden ihrer Sippe gaben sich als Menschen aus und versuchten unter diesen in der Enge der Städte auszuharren. Sie verleugneten ihre Herkunft, um wenigstens einen kleinen Teil ihrer Welt zu retten. Doch ohne die direkte Verbindung zu den Geschöpfen des Waldes schwanden ihre Kräfte zusehends und sie wurden krank. Etwas, das das Feenvolk bislang aus eigener Erfahrung nicht gekannt hatte.
Ihre Feinde predigten Liebe und Vergebung mit den blutigen Schneiden ihrer Schwerter und dem Gestank brennenden Fleisches auf den Scheiterhaufen. Sie trugen dieses Symbol ihres Gottes, das Kreuz, wie eine Waffe vor sich her und rechtfertigten das Schlachten der Feen damit, lediglich ihrem Herrn zu dienen. Was musste das nur für ein grausamer Gott sein, den sie anbeteten? Waren die Menschen denn alle von der Tollwut befallen? Die Schergen, die sich Mönche mit dem Schwert nannten, hatten durch einen Verräter aus magischen Reihen den letzten verbliebenen heiligen Hain aufgespürt und angegriffen.
Diese Mönche behaupteten, das Volk der Feen bestünde aus bösen Hexen, ihren schwarzmagischen Meistern und dämonischen Gehilfen. Ihr einziger Lebenszweck bestünde darin, Schaden und Leid über Gottes auserwähltes Volk, die Menschen, zu bringen und diese zu vernichten. Als Beweis führten sie an, dass die Kreaturen zaubern und mit den niederen Wesen wie Pflanzen sprechen konnten. Zudem verehrten sie Hörner tragende Teufel. Und nur allein der mit Inbrunst gelebte Glaube an den neuen Gott, der elend und ausgezehrt an eben einem solchen Kreuz hing, versprach Schutz vor den Mächten der Hölle. Er würde nur dem die Pforte zum Himmel öffnen, der half, diese Kreaturen des Teufels bis auf den Letzten zu vernichten.
Was für Narren waren sie, die nicht einmal den Unterschied zwischen Hörnern und einem Geweih kannten! Nimue konnte nur ihren Kopf ob dieser Torheiten schütteln. Ausgerechnet die Feen, die Kinder des Waldes, die Hüter des Lebens, die alle Geschöpfe der Natur achteten und respektierten, brächten Tod, Krankheit und Verderben über das Land? Was sollte das überhaupt sein – ein Himmel, eine Hölle? Für sie gab es nur das Hier und Jetzt. Wie konnten die Menschen ein derart schwach aussehendes und am Kreuz hängendes Männlein über kraftstrotzende Hirsche mit prächtigen Geweihen und uralte Eichen mit mächtigen Kronen stellen? Es war ihr ein echtes Rätsel. Doch das Gift in den Worten der neuen Heilsbringer wirkte. Die letzten Getreuen des Feenvolkes wurden von ihren einstigen Freunden und Nachbarn ausgeliefert, obwohl sie stets von dem heilsamen Wirken profitiert und seit Jahrhunderten in Frieden und Wohlstand zusammen gelebt hatten.
Die Beine wollten Nimue nicht länger tragen, ihre Lungen nicht länger atmen. Sie war so erschöpft und mit ihren Kräften am Ende. Das Gewicht des Schwerts auf ihrem Rücken drückte ihre zarte Gestalt zusätzlich nieder. Unablässig flüsterte es ihr zu, dass sie es gegen ihre Feinde schwingen sollte. Die uralten Zeichen auf dessen Schneide leuchteten glühend durch ihr Leinenkleid und es schien bei jedem Schritt schwerer zu werden. Morgana selbst, die mächtigste aller Feen, hatte Nimue den Auftrag erteilt, dieses magische Schwert des bislang einzigen gerechten Königs, der vor langer Zeit über dieses Land geherrscht hatte, zu Merlin zu bringen. Der Zauberer Merlin, ein Abkömmling der Feen, unterwies einen Knaben, der ein möglicher Nachfolger des gerechten Königs sein könnte. Noch jung an Jahren, aber trotzdem bereits äußerst weise. Ein idealer Mittler zwischen den streitenden Völkern, denn sein Vater war ein Mensch und die Mutter eine Fee gewesen. So war ihm keine der Seiten fremd.
Nimue hatte dies nicht verstanden, galt Merlin doch als Verräter bei den Feen, weil er einem König diente, der zwar den Namen des Drachen trug, der aber diesen neuen Gott und dessen Schlächter auf seinem Land duldete. Jedoch stand es ihr nicht zu, Morganas Befehl zu hinterfragen, denn diese war überaus klug und mächtig. Sie konnte jede Gestalt annehmen, sei es die einer schwarzen Spinne oder die einer Königin. Sie zauberte Illusionen in den Köpfen herbei, die sich wie echt anfühlten und in denen man sich verlieren konnte.
Gehorsam hatte sich Nimue auf den Weg gemacht. Ihre Reise war weit, denn Uther Pendragons Burg lag am anderen Ende des weiten Landes. Ein Weg, der je länger er dauerte, mit jedem Meter schwieriger zu werden schien. Zwischen ihr und ihrem Ziel standen ihre Feinde in einer tödlichen Phalanx. Doch zum Glück konnte sie an Bäumen und Felsen hinterlassene geheime Wegmarken lesen, die sie zu Verstecken führten. Zu heiligen Steinen, unter denen ein enger Schutzraum lag oder gewaltigen Baumriesen mit hohlen Stämmen, deren Eingänge nur von einem geübten Auge zu erkennen waren. Eichhörnchen teilten ihre Nüsse mit ihr und Sträucher ihre Beeren. So wanderte sie weiter bis zu diesem Hain, in dem nur noch wenige des stolzen Feenvolkes lebten und ihr, sowie anderen Geflüchteten, Schutz gewährten. Doch dann hatte einer der ihren, ein gewisser Veran, diesen Ort verraten und die soldatischen Mönche waren über die Feen hergefallen. Ausgezehrt von der Flucht und deren Entbehrungen, hatten die hauptsächlich Alten, Frauen und Kinder den mordgierigen Schergen nichts entgegenzusetzen.
Nimue geriet mitten in den Angriff und sie rannte über Stock und Stein, doch ihr Körper begann ihr nun endgültig den Dienst zu versagen. In höchster Not rief sie die verbliebenen Wesen des Waldes um Hilfe an. Plötzlich war da aus dem Nichts heraus eine Hand, die die ihre ergriff und sie aus der Schusslinie eines heranfliegenden Pfeils zog. Nimue verlor das Gleichgewicht, kullerte einen kleinen Abhang hinab und überschlug sich mehrfach. Braunes Laub, bedeckt mit Reif stob auf, denn es war die Zeit der Wintersonnenwende. Eigentlich würde sie in wenigen Stunden die Geburt des Sonnenkindes in der schwärzesten und längsten Nacht des Jahres in der tiefsten Höhle des Feenreiches feiern.
Ihr Körper dampfte in der kalten Luft und sie glaubte sich verloren, denn nun war sie leichte Beute für die grausamen Mönche. Benommen blickte sie sich um. Da war so ein Häuschen, welches diese Christen üblicherweise um ihre Kreuze mit dem traurig blickenden mageren Mann errichteten, um ihn dort anzubeten. Keine Lebensfreude, keine Fülle, keine Pracht ging von diesem asketischen Gott am Kreuz aus. Anders als von den Anführern seiner Streitheere. Diese waren meistens fett, stanken zehn Fuß gegen den Wind nach Wein, waren in edles Tuch gehüllt und zudem über und über mit Edelsteinen und Gold behängt, das sie aus dem Schoß von Mutter Erde geraubt hatten.
Die Kapelle stand auf einer weiten Lichtung, der einzige Schutz für den Moment. Nimue überlegte nicht lange und öffnete die Tür, die man aus einer, dem Feenvolk, heiligen Eiche gezimmert hatte. Sie spürte deren Magie noch immer an ihrer Hand. Das Holz schien ihr etwas zuzuraunen, doch Nimue verstand nicht. Ebenso stand da inmitten des Raums, ein bläulich schimmernder Stein, in dem sich eine Handbreit duftendes Wasser befand. Nimue erkannte, dass der Stein mit denen übereinstimmte, aus denen einst der Kreis von Stonehenge erbaut worden war. Die Menschen beanspruchten diese Leistung allein für sich. Sie unterschlugen dabei oder hatten es einfach in den Nebeln der Zeit vergessen, dass dies ein gemeinsames Werk ihrer beiden Völker unter dem ersten wahren König gewesen war. Ein Monument des Friedens und der Eintracht, gedacht für die Ewigkeit.
Drinnen in der Kapelle stand ein Altar, geschmückt mit einem vertrockneten Wiesenblumenstrauß. Das passte zu diesem sterbenden Gott. Doch noch immer erfüllte der Duft ihrer vergangenen Blüten den Raum. Ebenfalls hatte man dort eine Art Kinderspielzeug-Stall mit einer winzigen Wiege aufgebaut. Eine geschnitzte Kindsfigur, in eine winzige Windel gewickelt, lag darinnen, mit knienden Eltern daneben, ebenso ein Rindvieh, ein Esel und einigen Schafe. Ein metallener Stern stand über dem Dach und darin brannte eine einsame kleine Kerze. Sie tauchte den Raum in der einsetzenden Dunkelheit in ein warmes Licht. Nimue betrachtete dieses seltsame Gebilde. Es strahlte einen solchen Frieden aus, so wie einst das Rauschen der Wipfel in den heiligen Hainen, denen sie früher gelauscht hatte. Es stand in völligem Gegensatz zu dem grausam zugerichteten Mann der darüber an dem Kreuz hing. Sie konnte diese beiden gegensätzlichen Bilder nicht begreifen. Hatten dieser hängende Mann und dieses Kind in der Wiege, welches sie entfernt an das Sonnenkind ihres Glaubens erinnerte, etwas gemein?
Lärm draußen vor der Tür erschreckte Nimue und holte sie aus ihren Gedanken zurück. Sie war verloren, ihr Weg endete hier und es blieb ihr nur noch das Schwert vor ihren Häschern zu verstecken. Vielleicht würden die Mönche ihr eigenes Gotteshaus nicht schänden, um das Schwert zu suchen? Vielleicht war eine der Holzplanken lose? Oder vielleicht könnte sie es direkt unter diesem Altar verbergen?
Sie hatte ihren Auftrag nicht vollendet und die kümmerlichen Reste ihres Feenvolkes enttäuscht. Keinerlei Illusionen machte sie sich. Selbst die Tür aus der magischen Eiche würde auf Dauer dem Angriff nicht standhalten und auch das bunte kleine Fenster würde ihre Feinde nicht aufhalten. Sie sah hinaus auf die sich nähernden Mönche, die gleich einem Mob, bewaffnet mit brennenden Fackeln und ihren blanken Schwertern diesen Ort eingekreist hatten. Ihr Anführer schrie etwas von der frevlerischen Entweihung des Weihnachtsfestes durch Hexerei.
Ihr Lauf hatte Nimue durstig gemacht und sie wollte nicht sterben ohne von dem Wasser in dem blauen Stein gekostet zu haben. Sie tauchte ihre Hand hinein, um davon zu trinken. Sollte er sie doch vernichten, dieser Gott der Christen, wenn er denn die Macht dazu hätte. Sie eine Fee, der Zauberei angeklagt, am Christfest auf heiligem Boden stehend und Weihwasser trinkend – wenn das nicht Weihnachten, total verhext war, was dann? Mit einem trotzigen Gesichtsausdruck und ihrem Blick auf das Kreuz gerichtet, trank sie von dem geweihten Wasser.
Außer, dass es leicht harzig schmeckte, passierte nichts. Doch einen Moment später erzitterte die Eichentür unter dem Ansturm der Mönche. Noch hielt diese stand. Es schien Nimue als zöge etwas ihre Hand in dem flachen Becken tiefer. Ihre Hand durchdrang scheinbar den Stein, denn bis zum Ellenbogen war ihr Arm bereits im angenehm warmen Wasser versunken. Gleichzeitig hörte sie eine sanfte Stimme, die – weder weiblich noch männlich - zu ihr sprach: „Fürchte dich nicht, Nimue. Ich werde dich beschützen. Denn auch du bist eines meiner Kinder.“
„Wer spricht?“ Rief Nimue voller Angst, denn nun zogen unsichtbare Kräfte in dem Wasser heftig an dem Rest ihres Körpers, so als wollten diese sie vollständig in die Tiefe ziehen. Hier an diesem Ort herrschte Magie. Ob gute oder böse für sie – Nimue wusste es nicht. Mit ihrer noch freien Hand zog sie das Schwert Excalibur. Kampflos würde sie sich diesem Gott nicht ergeben, das war sie den ihren schuldig. Die Schneide des Schwerts erglühte und gleichzeitig schien die kleine Kerze in dem Stern ebenfalls noch heller zu erstrahlen. Beide Lichtbögen schienen sich erst zu umtanzen und verschmolzen schließlich zu einem einzigen, während die Mönche von draußen versuchten, in die Kapelle einzudringen. Das Licht in der Kapelle wurde so gleißend, dass es durch alle Ritzen nach draußen drang und die Angreifer blendete. Fast blind ließen sie von der Tür ab und irrten jammernd umher. Einzig der Anführer schien ungerührt und schrie weiterhin hasserfüllt zum Angriff.
„Nimue, ich bin das Sonnenkind deines Glaubens und ich bin das Christkind der anderen. Alle Götter sind eins. Wir sind Energie. Es gibt keinen Unterschied. Es gibt nur unsere Kinder, die Menschen und die Feen, die sich wie übel streitende Geschwister bekämpfen. Weil ein jeder von ihnen glaubt, besser, gerechter und weiser als der andere zu sein. Das Leid muss beendet werden. Noch in dieser Heiligen Nacht. Nicht nur ich werde in Licht wiedergeboren und bringe Sonne und Wärme auf die Erde zurück, auch dir wird ein neues Leben in Frieden geschenkt. Du sollst als Herrin vom See die Hüterin dieses Schwerts sein. Es wird zu dir zurückkehren, denn früher oder später wird für jeden Gerechten die Bürde der weisen Herrschaft zu groß. Verwahren sollst du es dann für den nächsten Anwärter. Du bist reinen Herzens und dieses Schwert soll nur führen dürfen, wer auch reinen Herzens ist, egal ob Fee oder Mensch.“
Nimue verstand. Sie spürte die göttliche Energie, die sie und alles umgab und durchdrang. Wusste nun, was zu tun war. Auch Merlin würde es wissen, wenn er so weise wie behauptet wäre. Mit einem lauten Schrei trieb sie das Schwert des Königs in den bläulichen Stein als wäre der Fels aus Butter. Das gleißende Licht in der Kapelle erlosch bis auf die kleine Kerze. Sie rüttelte am Griff, der als einziges noch aus dem Stein herausragte, doch das Schwert bewegte sich keinen Deut. Derart verwahrt, würde es nur der wirkliche König wieder herausziehen können. Der magere Mann am Kreuz lächelte ihr sanft zu.
Das Eichenholz der Türe begann zu splittern, gleichzeitig roch Nimue Feuer, welches durch alle Ritzen drang. Die Diener Gottes hatten dessen Haus angezündet. „Nimue, es ist Zeit, du musst nun gehen!“ Die sanfte Stimme verklang. Nimue ergab sich, schloss die Augen und ließ es geschehen. Das Wasser umarmte ihren Leib wie ihr lang nicht mehr gesehener Geliebter, dessen Haar sie noch auf ihrer Schulter spürte, streichelte mit sanften Tropfen ihre Wangen. Wie von fern hörte sie:
„Atme Nimue, öffne deine Augen und lebe.“ Nimue spürte wie sie immer tiefer schwebend in einem scheinbar bodenlosen See versank. Über ihr leuchtete das Wasser blau und neben ihr in vielen Grüntönen. Unter ihr in der Tiefe empfing sie ein warmes göttliches Leuchten.
Das Schwert wartete auf den wahren König, der es auch fand. In der gleichen Zeit wie sich neue Legenden darum verbreiteten. Und Nimue wartete auf dem Grund des Sees auf die baldige Rückkehr des Schwerts.