Das sechzehnte Türchen
Guten Morgen, ich sollte definitiv keine Kanne Kaffee mehr am frühen Abend trinken ;- ) …
Gestern, da hattet ihr häufig recht – war es dier liebe @*********ose_K , dier uns von einer Hexerei erzählte, bei denen sich Phalle einverleibt wurden.
Heute soll der Weihnachtsmann nicht nur zu allen Millionen Kindern auf der Welt beinahe gleichzeitig kommen, was schon allein Hexerei genug ist, nein, er soll auch noch anderweitig hexen:
Der hoffentlich einmalige Heilige Abend
Ich öffne die Augen und kann meine Umgebung nur ganz verschwommen wahrnehmen. Was ist das nur? Habe ich länger geschlafen als üblich? Was ist das weiße Buschige was mir schemenhaft durch meine Brille erscheint? Fragen über Fragen und ich bin noch nicht am Ende darauf Antworten zu finden, auch auf die Fragen, die noch kommen sollten.
Die Situation gefällt mir nicht und daher beschließe ich die Augen wieder zu schließen. Schon tauche ich in eine andere Welt ein, die ich so noch nicht kenne, aber scheinbar spannend ist, denn ich genieße es mich darin zu bewegen und wahrzunehmen was diese Welt für mich zu bieten hat.
Ich finde mich in einer Lokalität wieder, in der nur sehr wenige Menschen anwesend sind. Das verwundert mich, weil der Platz der hier zur Verfügung steht ist für viel mehr Menschen ausgelegt. Ich schaue den Anwesenden in die Augen und kann diese teilweise gar nicht erkennen. Ich lasse das so auf mich wirken und gehe zurück in mein trautes Heim, um das Weihnachtsfest zu planen, welches wie jedes Jahr in meiner Verantwortung liegt.
Vorher schaue ich noch an meinem Briefkasten vorbei, ob ich Post erhalten habe. Neben einigen unwichtigen Briefen fällt mir sofort der Brief mit dem roten Umschlag auf. Diese Briefe sind immer sehr wichtig und betreffen meine Arbeit, die keinen Fehler verzeiht. Ich setze mich in meinen Ohrensessel zünde mir meine Pfeife mit einem angenehmen Tabak an, um etwas zu entspannen, denn die ruhige Zeit ist nun vorbei. Ich öffne den Brief und lese ihn aufmerksam durch, gerade weil er von meinem Arbeitgeber ist, den Menschen dieser Erde.
Immer wenn ich diesen Brief erhalte weiß ich genau, dass ich mit meiner Arbeit beginnen kann, denn die Frist ist abgelaufen. Das zeigt mir auch der Kalender, der mir ins Auge fällt, als ich den Blick durch mein Heim schweifen lasse. Es ist einmal wieder Dezember und das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Der Nikolaus und Knecht Ruprecht sind schon auf Hochtouren, wie ich beim Blick nach draußen erspähen kann. Es ist noch keine Hektik, aber kurz davor, denn der Nikolaustag ist nicht mehr fern. Dies ist ein Indiz, welches mir zeigt, dass ich nun die Organisation erledigen muss. Es werden keine weiteren Wunschzettel mehr verschickt oder soll ich sagen, es werden keine mehr zugestellt. Es sind nun alle Wünsche an mich herangetragen worden. Nun geht es einzig darum alle Geschenke rechtzeitig auszuliefern, nichts zu vertauschen und nichts zu vergessen. Penibles arbeiten ist nun das Wichtigste, um alle Kinder zufrieden zu stellen und keines zu enttäuschen.
Zwischen dem 22.10. dem 63sten Tag und dem 26.10. dem 59sten Tag vor Heiligabend endet jedes Jahr mein Urlaub und ich muss bereits mit den Vorbereitungen beginnen, weil dies die Zeit ist, an denen die Kinder über ihre Weihnachtswünsche das erste Mal nachdenken. Das hat mich die Vergangenheit gelehrt und damit bin ich immer gut gefahren und kam auch bisher nie in Verzug. Allerdings habe ich die erste Zeit bis in den Dezember hinein immer wieder mit meiner Müdigkeit zu kämpfen und das scheint diesmal etwas Positives zu sein.
Vor dieser Zeit bekomme ich so gut wie nichts mit, was auf der Welt so passiert. Man könnte es auch meinen Winterschlaf nennen, den ich wirklich exzessive nutze und hin und wieder in Gedanken schwelge, Hauptdarsteller von außergewöhnlichen Träumen bin und Futuristisches wie ein Daumenkino durch meinen Kopf marschiert. Ich ziehe mich an und gehe nach draußen, stapfe durch den Schnee in meine Scheune, denn dort kommen alle Briefe an, mit Wunschzetteln oder auch Bildern, die eigenhändig von den Kindern gemalt worden sind. Es ist immer eine angenehme Situation, wenn ich darüber nachdenke, wie die Kinder diese Zeichnungen erstellen und ausmalen, um mich damit zu begeistern und mir eine Freude zu bereiten.
Die Holzkiste ist so voll, dass sich der Deckel nicht mehr schließen lässt und schwer dazu. Ich nehme mir den kleinen Holzschlitten, der auch in meiner Scheune steht, bugsiere die Kiste darauf und ziehe den Schlitten durch den Schnee zu meinem Haus. Nein ich habe keine überirdischen Kräfte und ich tue mir schwer die Kiste in mein Wohnzimmer neben meinen Sessel zu schleppen.
Ich lasse mich gemütlich nieder und nehme den ersten Brief aus der Kiste in die Hand, um ihn zu öffnen. Der erste und der letzte Brief sind immer sehr emotional für mich. Ich nehme den massiven Brieföffner zur Hand, der aufgrund seines Alters schon angelaufen ist und nicht mehr annähernd neu aussieht. Er ist nun einmal schon viele hundert Jahre alt und das bleibt nicht ohne Spuren.
Ich nehme den Brief aus dem Umschlag und freue mich darüber neben einigen Zeilen auch wieder ein selbst gemaltes Bild zu sehen. Allerdings zeigt mir das Bild eine ungewöhnliche Situation, denn ich erkenne das Gesicht eines Mädchens mit langen braunen Haaren, nicht schön, aber intensiv gemalt. Allerdings sehe ich bei dem Mädchen keine Nase und keinen Mund, sondern nur einen breiten Streifen, der an dieser Stelle ist. Etwas betroffen von dem Bild beginne ich den Text zu lesen, welcher direkt unter dem Bild beginnt.
… Lieber Weihnachtsmann … schon über 9 Monate leben wir nun mit dieser neuen Situation, welche uns einschränkt, uns aber auch näher zusammenbringt. Meine Eltern und meine Geschwister gehen genauso gut mit den Einschränkungen und Veränderungen um, wie ich das auch immer versuche. Allerdings gelingt es mir nicht immer und ich ertappe mich hin und wieder dabei, wie ich vergesse meinen Mund-Nasen-Schutz zu tragen oder auch mir einmal die Hände regelmäßig zu waschen oder auch wenn nötig, zu desinfizieren.
Auf dem Bild kannst Du sehen was ich mir von Dir wünsche zu diesem besonderen Weihnachtsfest. Bitte lasse alle Menschen vernünftig sein und bringe sie auf einen Weg, der nicht ignorant ist, damit wir schnell wieder zu unserem normalen und einstigen Leben zurückfinden können. Ich habe mich nicht getraut mir zu wünschen, dass diese Pandemie einfach von heute auf morgen aufhört, denn ich war mir nicht sicher, ob Du mir diesen Wunsch erfüllen kannst. Da Du ja mit allen Menschen in Kontakt stehst, dachte ich mir, dieser Wunsch könnte in Erfüllung gehen. Ich lege den Brief zur Seite, beginne langsam zu verstehen und erinnere mich kurz zurück, als ich in diesen Traum gefallen bin und ich in einer Lokalität war, in der nur sehr wenige Menschen anwesend waren, obwohl dort so viel Platz zur Verfügung stand und ich die Augen der Anwesenden nicht oder nur teilweise erkennen konnte. Nun weiß ich warum, denn sie trugen einen Mund-Nasen-Schutz, zu ihrer eigenen und der anderen Sicherheit. Jetzt wird alles rund und ergibt einen Sinn. Ich habe weitere 42 Briefe geöffnet und mir deren Bilder und Texte mit Wünschen angeschaut. Es waren tatsächlich 23 weitere Briefe, die ihren Wunsch ähnlich beschrieben haben und den gleichen Wunsch zum Weihnachtsfest haben. Ich wollte nun keine weiteren Briefe mehr öffnen, denn ich bin der Überzeugung diesen Wünschen nachzukommen und ich mich darum kümmern muss.
Ich denke kurz über die Situation nach und treffe meine Entscheidung. Ich muss mit meinem Arbeitgeber in Kontakt treten und überlege nun, wie ich dies am allerbesten realisieren kann, damit ich ihn auch wirklich erreichen kann. Es ist wie verhext, alles wird erneut schemenhaft um mich herum und ich erwache aus meinem Schlaf und diesem Traum. Meine Brille ist erneut beschlagen und nun sehe ich auch warum. Es ist nicht mein weißer Bart, der so enorm gewachsen ist. Nein, denn ich trage einen Mund-Nasen-Schutz, der meinen Atem unter die 2 Brillengläser befördert. Ich setze mich auf und erinnere mich an Bruchstücke meines Traumes.
Ich schaue mich um und mein Blick bleibt auf meinem Kalender hängen, der mir sagt. Noch 5 Tage bis zum Heiligen Abend. Die Zeit ist knapp, aber ich werde versuchen aus einem Traum eine neue und alte Realität werden zu lassen. Ich kontaktiere meinen Arbeitgeber und appelliere an dessen Vernunft mit dem Wunsch das Leben zu genießen.