BONN! So begannen früher die Nachrichten, wenn es um Politik ging. Wenn Herbert Wehner sich mit Willy Brandt geharnischte Rededuelle lieferten, bis aufs Messer, unvereinbar, kompromisslos und voller Härte. Und doch saßen die beiden abends in der Kneipe und tranken zusammen Aquavit oder Doppelkorn mit Bier in der Lütjen Lage (kennt keiner mehr). Diese Zeiten sind vorbei, die Welt ist voller Wichtigtuer und Mimosen, Internet-Superstars und systemrelevanten Oberspinnern. Jeder von uns kennt die Realität.
Wir befinden uns im Jahre 2020 nach Christi. Die Welt ist von Idioten besetzt, von Kapitalisten oder Intriganten. Die ganze Welt? Nein! Ein von unbeugsamen Schreiberlingen besetztes Internetz-Abteil hört nicht auf, den Idioten der Welt Paroli zu bieten! Wo BookonDemand zum Kult wird, wird Widerstand zur Pflicht! Diese Gruppe macht es der Easy-Doing-Literatur schwer und den Ignoranten so richtig! Die Kämpfer in den Lagern von Gabrielum, Antagharium, Katzanum und Kleingeschichtum…
„Das war wirklich eine ganz wundervolle Probe, ich freue mich schon sehr auf euer Buch. Das wird gewiss das ertragreichste Folterspiel, dass wir jemals in Buchform hatten, seit es mehrere Graustufen gibt. Viel Spaß bei Amazon Prime.“ Hochwürden Stefan Thomas Ank, von seinen Jüngern ST. Also in Englisch: S.T., Saint, The Saint, genannt, von den Abneigern Stank eher, lächelte den beiden Probandinnen leise zu, während er sie aus dem Forum Geschichtum Kurzum geleitete. Als die Probanden aus der Hörweite waren, lehnte sich Hochwürden gegen das Portal und ächzte: „Macht euch bloß vom Acker, ihr nervenden Pornotanten, sonst muss ich noch kotzen.“
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit der gleiche Wahnsinn; nein eigentlich das ganze Jahr. Der wundervolle Joyclub! Das Portal zu sexueller Genese, Tor zum Abenteuer, Pfuhl der Sünde und ausufernden Dates jeglicher Couleur. Der Joyclub ist weder rassistisch, noch bigott. Jedwede Spielart findet hier Jünger und Anhänger. Und wenn es eine Lücke gibt, wird die mit Erfundenem gefüllt. Saint war hier nurmehr eine Art Küster, ein Höllenhund mit Türschloss, ein Grüßaugust. Aber das war okay so. Jedes Castell braucht einen Wachhund, damit sich keine Hühnerdiebe einschleichen oder Füchse den Stall plündern.
Heute war der Burgherr fort und die Gouvernante rannte und rannte und kannte keinen, der sich ermannte, ihr zu helfen in der Not, so war sie kurz vor Schwerenot. Hochwürden Kläffus der Siebzehnte musste sich also allein um die Schäfchen kümmern. Vor ihm türmte sich ein riesiger Haufen Arbeit und Arbeit war etwas, das er absolut nicht ausstehen konnte. Auf dem großen Adventskranz brannte bereits die dritte Kerze und Kläffus hatte noch nichts erledigt. „Tööööööööööö Rööööööööööööööö.“, meldete sich Kläffussens Handy laut und ziemlich unmelodisch. Die Tripod-Fanfare der feindseligen Außerirdischen aus „Krieg der Welten“ sollte ihn daran erinnern, dass nie, nie nie nie und nur ganz selten gute Freunde anriefen, sondern meistens nur irgendwelche Typen, die etwas von ihm wollten. Fahrig kramte er es aus seinem Talar-artigen Talar, der heute verdammt nochmal eher wie ein Samurai-Outfit aussah.
„WAS!?“, meldete er sich gereizt. Eine unheimliche Stille im Hörer. Man nennt es „Trillerpause“ und wies eindeutig darauf hin, dass irgendein Schweineverein mit der Hirnsubstanz einer Eintagsfliege und den verdorten Klöten eines Alt-Zombies ihm etwas verkaufen wollte.
„Hallöchen, hier ist der DSK Energieberatungsverein, mein Name ist Chantalle Wiesner und…“
„STOP!“, unterbrach Kläffus die Dame herrisch, „Junge Dame, mein Name ist Oberleutnant Kleff von der Wache des Bundesnachrichtendienstes, sind sie sicher, dass, ….“
Tuuuuuuuuuuuuuuuuuuuut. Okay. Er kannte das schon. Und peng:
„Tööööööööööö Rööööööööööööööö.“, war klar. Im Display stand 0841. Augsburg? Da kannte er keinen. Fakenummer. Trillerpause.
„BND, Hauptwache, Oberfeld Kleff!“
„“Entschuldigung, ich hätte gern Herrn B. gesprochen?!
„Wenn sie hier nochmal anrufen, bringe ich sie um, Arschgesicht!“
Kläffus kannte das bereits. Telefonwerbung ist verboten, daher arbeiten die Wichser mit computergenerierten VoiceOverIP-Nummern, die zwar angezeigt werden, die es aber gar nicht gibt. Daher kann man auch nicht zurückrufen. Aber es bleibt verboten. An dieser Stelle ein Tipp. Wohlmeinend.
Man stelle sich vor, es klappt NICHTS. Kein Sex, kein Alk, Drogen alle, Holland weit und von Geld ganz zu schweigen und auf YouPorn geblockt. Man muss sich abreagieren, oder? Ganz wichtig: Die Trillerpause abwarten. Dann meldet sich jemand. Jetzt gibt es zwei Verfahrensweisen.
1. Man hat recht ordentlichen Seelenstress, weil man erraten worden ist oder ums Verrecken nicht darauf kommt, wer die heutige Geschichte geschrieben hat. Dann kann man seine komplette Tour an Beleidigungen allerübelster Art an dem Fuzzi oder der Hirntriene abladen und zwar alle auf einmal. Und Fo***, Ars******, Pissnel** sind noch die harmlosen Teile. ALLES GEHT! Denn, die können einem nichts! Die Idioten agieren zwar aus dem Dunkel des Unbekannten, aber ich warte nur auf die oder den, der mich wegen Beleidigung anzeigt, dann hab ich die Bande am Arsch!
2. Man spielt erst mit. Hallo, wer sind sie denn? Kann man ihnen trauen? WICHTIG: NIENIENIE Worte sagen, wie: Ja. Okay. Das geht so. Das machen wir so. Die schneiden aus den Antworten Verträge zusammen! Das Beste ist, wenn man aufmerksam ist, zu warten, bis eine geschlossene Frage auftaucht, auf die man mit Ja oder Nein antworten muss. Dann tut man so, als ob man grübelt, fragt nach, ob der Gegenpart auch aufmerksam lauscht, nimmt sich eine Trillerpfeife und haut dem Wichser die Trommelfelle weg!
Wisst ihr…. Das Tageswerk ist mühsam. Ich habe in den letzten Tagen bemerkt, was für ein unmöglicher Aufwand es ist, halbwegs eine Zusammenfassung auf die Beine zu stellen. Allerhöchster Respekt und meine tief empfundene Demut vor Artemisia Arte, die das sehr viel besser kann, als ich. Es ist ja nicht nur so, dass man JEDEN Post lesen muss, jede ausufernde Antwort berücksichtigen muss, sondern es muss ein roter Faden her, ein Lesefluss und witzig soll es auch noch sein. Bäääääääh, da habe ich mich wohl übernommen.
Und weil Teechens Antwort auf meine Tarnung eine gar unfaire und garstige war, gingen wir heute auf den Markt und kauften einen Kalbsbraten. Ihren mussten wir ja flitzen lassen, so ein verdammter Jammer! Aber die Erinnerung werde ich nicht los. Also zuerst eine Tasche reinschneiden. Noch nie gemacht, ich bin ja doof. Füllung machen, Sauce machen, der Aufwand ist irre! Wenn es was wird, muss ich noch den kulinarischen Fred bedienen. Aber es besteht Hoffnung. Er sieht großartig aus! Wenn er schmeckt, wie er aussieht, habe ich nachher wieder gute Laune.