Das zweiundzwanzigste Türchen
Guten Morgen, @ all, Derm gestrigen Autor:in ist es auf besondere Weise gelungen, uns zu tetete-en, oder habe ich irgendwo den Namen
@*******ush gelesen? Ich habe mich auf jeden Fall sehr amüsiert bei der Geschichte (oder
ander Geschichte oder
überdie Geschichte?)
Heute geht es kurz mit Waschmaschinen weiter, um dann zu Zaubersprüchen zu wechseln, die richtig angewandt... Na, lest selbst
Weihnachten total verhext
„Ragrado Sentilep Yohanngo“! Immer diese zungenverwirbelnden Zaubersprüche! Was waren das, Anfang des Jahrhunderts, doch für Zeiten gewesen, in denen man noch eine Waschmaschine benutzt hatte. Seit diesem kleinen Arktis Experiment, im Jahre 2021, hat sich einiges geändert. Kein Strom, keine Waschmaschine, keine Computer und eine fast völlig zerstörte Zivilisation.
Das einzig wirkliche nervige sind diese blödsinnigen Wortfolgen. Das liegt daran, dass ausgerechnet Peter Fried, eine Frohnatur aus dem ehemaligen Mönchengladbach, 2046 die Zauberei entdeckt hat. Leider besaß er eine ausgeprägte Schreib-Lese und Formulierungs-Schwäche.
Das wir heute zaubern können liegt am KAE. Diese Akronym geht viel einfacher von der Zunge als vom „kleinen Arktis Experiment“ zu sprechen. Bis heute weiß sowieso niemand genau, warum sich ausgerechnet dieser Name durchgesetzt hat. Nun gut, was war geschehen? Wahrscheinlich erscheint, dass dieses Experiment, statt ein winziges schwarzes Loch zu erzeugen, eine neue Dimension geöffnet hat. Physikalisch gesehen zeigten die Messwerte am Anfang genau das, was die Herren und Damen hatten sehen wollen. Die Sensation war geboren bis, ja bis die Physik, diese wunderbare geordnete Physik, die Physik, die unsere Weltordnung beschrieb, keine Gültigkeit mehr hatte.
Basta aus, endgültig vorbei! Fangen wir mal mit den einfachen Dingen an. Das erste was die Forscher*innen bemerkten war ein Stromausfall und ein leichtes Glitzern in der Luft. Soweit, so gut, das Glitzern passte ja ganz hervorragend, denn es war der 24.12.2021. An Weihnachten hat man immer gerne ein wenig Glanz und es war in der kalten, arktischen Einöde schließlich auch nicht so besonders einladend. Da die neue Matrix aber elektrische Impulse nur noch in organischem Material zulässt – Stichwort Nerven Reizleitung – war die Kacke gleich so richtig am Dampfen! Seitdem verzichten diese süßen, kleinen Elektronen sich durch irgendwelche Drähte zu quetschen. Sie verzichten einfach auf jede Bewegung – außer in Lebewesen. Kein Strom, keine Computer, kein Licht. Einfach gesagt, alles elektrisch Betriebene verwandelte sich augenblicklich in Zivilisationsschrott. Das mag noch ganz okay sein, wenn einfach nur das Licht ausgeht, aber das ist z.B. für Flugzeuge und deren Insassen außergewöhnlich schlecht! Apropos Insassen. Wenn wir uns diese wunderbare Weltenarche ansehen, dann hatten wir noch mehr Reisende, die wir verloren haben. Heute nehmen wir an, dass ca. 40% der Weltbevölkerung den Verlust unserer bekannten Naturgesetze und den Switch nicht überlebt haben.
So haben wir die ersten 3 Milliarden Menschen verloren. Nicht auf einen Schlag. Es war ein langsamer Prozess. Die schlauen Köpfe, die es heute immer noch gibt, haben ausgerechnet, dass sich das Ereignis mit einem Kilometer pro Stunde ausgebreitet hat. Es hat 531 Tage gedauert, bis der gesamte Erddurchmesser den Ereignishorizont durchschritten hatte.
Auffällig Nebenerscheinungen - das schon bekannte Glitzern, Menschen die wahllos zusammenbrechen, Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen zucken, und dieser neue, pastellgrüne Himmel. Wir, die Überlebenden, haben von Ekstase bis Schmerzen, die unterschiedlichsten Empfindungen erlebt. Heute wissen wir, dass dies Zeichen für unsere neuen Begabungen waren. Das wussten wir damals noch nicht. Wir hatten auch keine Zeit uns damit zu beschäftigen, da wir so mit Chaos, Panik und Sterben beschäftigt waren. Es endete erst weitere 1,6 Milliarden Menschen später. Die kleinen Nebenwirkungen dieser Umstellung haben noch einmal so viele Opfer gefordert. Autounfälle, Brände, Krankheiten Hungersnöte und Kriege habe dem Schnitter reichlich Arbeit beschert und die Weltbevölkerung auf ca. 3 Milliarden gedrückt. Woher ich das alles weiß? Von den Wissenden! Die graublauen können aus alten Artefakten Daten extrahieren. Fragen sie mich nicht warum, aber sie scheinen sich davon zu ernähren.
Aber lassen sie uns das Ganze positiv sehen. In diesem Moment entstand unsere schöne, neue Welt. Sie ist farbenfroher, duftender, artenreicher und, seit wir die Slurps entdeckt haben, auch gesünder. Aus dem Chaos des Wandels entsprossen die neuen Begabungen. Wir waren nicht besonders kreativ als wir sie benannten. So haben wir z.B. fliegende Zeitgenosse*innen als Elf*in bezeichnet, schwimmende als Nekton*in, leuchtende als Lumina*ten. Wir wurden vielfach beschenkt. So auch ich.
Meine Gabe ist das, was man in den alten Märchen, Zauberei nannte. Eigentlich ist es nicht wirklich Zaubern. Es ist mehr das Arrangieren und Verändern von Atomen und Molekülen. Es wirkt nur wie Zauberei und ist für mich ganz einfach. Allerdings benötige auch ich, diese dreimal verflixten Zaubersprüche. Die kann ich, je nach Bedarf und Fantasie, mit einer Friedel erzeugen. Einer Blumenzüchtung von Peter Fried. Dummerweise hat es bis heute niemand geschafft ihnen Sprüche mit „echten“ Wörtern zu entlocken.
Aber was solls! Da es heute, zum siebzigsten KAE-Jahrestag, schön werden soll, habe ich mir etwas Nostalgisches ausgedacht. Zur Feier gibt es eine kleine Schneewolke an der Blockhausdecke, die den Weihnachtsbaum in sanftes Schneetreiben hüllt. Das glitzert so schön. Fast so wie damals.
„Lempto Zah Gxne“ – Frohe Weihnachten, schöne, neue Welt.