Das sechste Türchen
Leider falsch geraten, lieber @*******blau , es war die liebe @*****e_M , der wir diese herrlich erotische Weihnachtskugelgeschichte verdanken. Die heutige Geschichte zeigt einen anderen Aspekt des Hexenlebens .
Nächtliche Begegnung
Die Nacht ist kalt und klar. Über dem südlichen Horizont steht ein fast voller Mond neben einer leuchtenden Venus.
Der riesenhafte Schlittenführer schnalzt mit der Zunge und ermuntert seine Tiere zu raschem Trab. Vier prächtige Rene ziehen ihre Spur durch den stiebenden Schnee.
„Hoho, meine Schönen!“ intoniert der bärtige Riese seinen unmelodischen Singsang, „Immer munter, meine Lieben!“
Da fällt sein Blick auf ein merkwürdiges Holzgerüst am Wegrand, zwischen dessen Balken eine Gestalt hin und her schwingt. Er bringt den Schlitten sacht zum Stehen und beugt sich vor.
Eine Frau auf einer Schaukel. Nackt. Er wendet verschämt die Augen ab, aber sie scheint sein Blick nicht zu stören. Überdies trägt sie eine Augenbinde.
„Ist Ihnen nicht kalt?“ erkundigt er sich höflich. „Ich habe hier eine warme Decke.“ Er dreht sich leicht ächzend auf dem schmalen Sitzbrett nach hinten und fängt an, mit einem kleinen Schirm zwischen den aufgetürmten Paketen zu stochern.
„Nicht nötig“, wehrt sie fröhlich ab, „das ist Teil meiner Strafe.“
„Strafe? Wer bestraft Sie denn und wofür?“ fragt er verblüfft.
„Mein Herr natürlich, für meine Respektlosigkeit.“ Ihr Lachen klingt leicht zittrig, da ihre Zähne zu klappern beginnen. „Das da gehört auch dazu.“ Sie springt mit nackten Füßen in den Schnee und dreht ihm ihre Rückseite zu. Auf dem wohlgeformten Hinterteil sind großflächige Verfärbungen und dunkle Striemen zu sehen. Darüber ist ein farbiges Bild zu erkennen.
„Ist das nicht ein Rentiergehörn?“ fragt er verwirrt.
„Hirsch“, korrigiert sie ihn stolz. „Die Muggels nennen es Arschgeweih. Es ist mein ganzer Schmuck, wenn mein Herr mich seinen Freunden vorführt. Einem ausgewählten Kreis seiner Freunde“, präzisiert sie.
Ob man das nicht melden sollte? Dem Orden oder gleich dem Ministerium? Sie kommt ihm vage bekannt vor. Die buschige Lockenmähne, die Selbstsicherheit. Das wäre - ...
„Vielleicht kann ich Ihnen helfen“, beginnt er vorsichtig. Wie heißen Sie denn?“
„Mary H. Stone“, kommt die promte Antwort. „Und ich komme schon zurecht.“ Sie reckt das Näschen in die Luft, tastet nach den Seilen und schwingt sich wieder auf das Schaukelbrett.
„Mary H. Stone“, brummt er, streicht sich durch den mächtigen Bart und versucht sich den Namen einzuprägen. „Und wofür steht das H Punkt?“
Sie zuckt mit den schmalen Schultern und beginnt wieder zu schaukeln. „Harmony vielleicht“, sagt sie leichthin, „oder Herta? Weiß nicht mehr genau. Die Freunde meines Herrn nennen mich Stoney‘s Mary.“
„Und wer ist Ihr Herr?“
„Sonst noch was?“ fragt sie schnippisch und versetzt die Schaukel in heftige Schwingungen. Er schaut ihr eine Weile ratlos zu und wendet sich dann kopfschüttelnd ab.
„Kommt, meine Hübschen“, sagt er seufzend und nimmt die Zügel auf. „Versteh einer die Frauen! Aber wer weiß, ob die im St. Mungo‘s sie überhaupt wieder hinkriegen würden.“