Das achte Türchen
Nun, liebe Freunde, der Fisch wurde uns von @*****a94 serviert, wie ich es überblicke, haben ja doch einige richtig geraten.
Heute begegnet uns eine wiedergeborene Hexe, die in schönen Knittelversen reimt. Lasst euch überraschen
Lachend wird deine Seele gesund
Anno 1474
Der schmale steinige Pfad führt den unbekannten Wanderer hinab ins Tal. Die Sonne wärmt ihm das Gesicht, er ist dick eingepackt in warmen Pelz und festes Leder. Sein langer Wanderstock schlägt rhythmisch den Takt seiner flotten Schritte an. Er schaut über strahlende Nebelfelder unter blauem Himmel, die sich ins Tal schmiegen wie eine flauschige Kuscheldecke. Mit jedem weiteren Schritt verliert sich seine Figur im strahlenden Weiß. Die Sicht wird ihm genommen, immer dichter wird der Dunst, feuchte Tröpfchen lassen sein Gesicht frösteln.
Unten im Tal lichtet sich der Nebel, doch das Licht der Sonne fehlt. Trostlos blickt er über das graue Land. Dicker Raureif bedeckt Bäume und Felder. Hier und da hört man eine Krähe schreien, in der Ferne quietscht hölzern ein Mühlrad. Der Pfad mündet in eine schlammige Straße, die zwischen dunklen und kümmerlichen Häusern verschwindet. Tiefe, von schweren Kutschen gezogene Furchen, weisen ihm den Weg in die düstere Ortschaft. Ein räudiger Kater huscht über die Straße, im Maul ein tiefgefrorener Vogel, der den Abflug in den Süden vor vielen Monden verpasste. Dieser Kiebitz wird kein fröhliches Frühlingslied mehr singen.
Plötzlich schwillt Lärm an. Menschen johlen und singen, schreien und jauchzen. Hinter der Ecke einer Kreuzung tauchen von links dunkle Gestalten auf. Der schmutzige Mob umringt einen sauber gekleideten Herren, auf einem stattlichen Pferd im Sattel sitzend. Er trägt einen amtlich anmutenden Hut mit Federn, wahrscheinlich bekleidet er das Amt des Schultheiß dieser armseligen Gemeinde. Eine kleine Gruppe Gaukler inmitten der Menge folgt dem Amtsmann und gibt mit Drehleier, Schalmei, Flöte, Trommel, Fidel und Dudelsack schrille, diatonische Klänge von sich. Kaum dass sich der Wanderer versieht, wird er von der Menschenmenge mitgerissen, denn auf der schmalen Straße zwischen den morschen Häusern bleibt kein Platz zum Ausweichen. Der Mittelpunkt des schaurigen Festzugs wird gekrönt von einem Wagen, der von zwei trägen Ochsen gezogen wird, gefolgt und bewacht von zwei berittenen Soldaten. Mehr und mehr Menschen verlassen ihre Behausungen und folgen dem lauten Umzug, sie lassen Hab und Gut zurück. Auf den matschigen Wegen zwischen ihren Hütten dampfen Pferdeäpfel und Fäkalien. Niemand bemerkt die Frau, welche die Menge auf dem gleichen Weg verlässt, den der Wanderer nahm, um ins Dorf zu kommen. In einem Bündel aus Lumpen trägt sie ein Kind davon.
Der Ochsenwagen rumpelt schwankend über die furchige Straße. Ein mannshoher Pfahl steht fest montiert auf dem Wagen, an ihn festgebunden eine Frau, deren Kopf mit langem, ungepflegtem Haar willenlos hin und her schaukelt. Sie trägt nichts weiter als ein dünnes Hemd am Leib, schmutzig und nass, welches tief über die linke Schulter rutscht, um eine von Schrammen und Hämatomen übersäte Brust freizugeben. Ihre auf der Rückseite des Pfahls zusammengebundenen Hände sind blau gefroren, die offenbar gebrochenen Finger stehen in unnatürlichem Winkel ab wie die Triebe einer Korkenzieherhaselweide. Still und trotzig steht sie da, obwohl Schmerz und Kälte offensichtlich ihre Sinne beherrschen.
„Eines weiß ich ganz genau...“, singen die lachenden Menschen auf den Straßen,
„brennen muss des Baders Frau.“
Noch eine Tonlage höher geht es weiter, das Volk gleicht einer wahnsinnig gewordenen, hysterischen Hundemeute:
„Zur Wasserprobe schwamm sie oben, drum wird jetzt das Feuer toben!“
Die Gesänge enden, während sich der gespenstische Festzug um einen großen Haufen Reisig und Gehölz sammelt. Allmählich wird es still, während die zwei Soldaten, mittlerweile abgestiegen von ihren Pferden, die Fesseln der Frau lösen, um sie grob vom Wagen zu zerren. Rechts und links flankieren sie das bedauernswerte Opfer, um die schmächtige Frau an ihren nackten Armen zu packen und auf den Haufen zu zerren, der wiederum von einem hölzernen Pfahl gekrönt wird, an den die Schergen den Körper der Frau pressen. Über dem Kopf der Frau wurde bereits ein Keil in den Pfahl getrieben, an den die rauen Gesellen die verstümmelten Hände der Frau binden. Ein weiteres dünnes Hanfseil wird um Pfahl und Fußknöchel der Hingerichteten geschlungen und so fest gezurrt, dass Blut aus den eingeschnürten Wunden quillt. Neben dem hölzernen Haufen steht ein Mann in dunkler Kutte, sein Gesicht nicht sichtbar unter der Kapuze, in der rechten Hand eine brennende Fackel bereit haltend.
„Höret, Ihr Bürger!“
Der federbehütete Mann auf dem Pferd erhebt das Wort:
„So hat der Rat entschieden: Elsbeth, die Witwe des Baders, soll gerichtet werden mit dem heiligen Feuer. Sie hat sich selbigst beschuldigt, den Tod der Krämerin und deren frisch geborenen Kindes, Sohn des ehrwürdigen Krämers vom Brunnenhof, absichtlich, gemein und ohne Furcht bei der Niederkunft verursacht zu haben. Hierfür soll sie zum unwürdigen Tode geführt werden durch das reinigende Feuer seiner Heiligkeit, unserem heiligen Vater Sixtus dem Vierten, um somit Missernten und Hungersnot von unserem Land zu vertreiben und endlich die wärmende Sonne ins Land zu führen, auf das unsere Landschaften erblühen und reiche Früchte tragen mögen.“
Jubel steigt in der Menge auf. Nicht plötzlich und explosiv. Er beginnt mit einem leisen Murmeln, in den hinein eine Frauenstimme aus der Menge schreit:
„Aber sie wollte doch nur helfen!“
„Still, du Metze, sonst wirst du die Fackel sein, die das Feuer entfacht!“ kontert eine Männerstimme.
Das Gelächter in der Menge mündet in einem lauter werdenden Raunen und endet schließlich in brutalen Begeisterungsrufen und heftigem Klatschen der gesamten Meute. Eine Reihe von Herolden treiben den Lärm mit rudimentären Trommeln an. Die vermummte Gestalt hebt feierlich die Fackel und senkt sie schließlich herab, um das Feuer, den Haufen umkreisend, an mehreren Stellen zu entzünden. Kein Laut dringt aus der Kehle der Baderin. Erst als die Rufe der Menge in ein einheitliches „Hoo“-Rufen münden und erste Flammen am spärlichen Hemd des Opfers lecken, krümmt sich der Körper der vermeintlichen Hexe. Sie ruft laut in die Menge. So laut, dass die Stimmen des Pöbels verstummen:
„So dumm wie Ihr seid, so stumm, wie ihr bleibt, so arm, wie ihr leibt.
Eines Tages kehre ich wieder, wenn das Lachen im Verlies verbleibt.“
Schrille Laute klingen aus dem dichter werdenden Feuer. Man erkennt nur noch schemenhaft einen menschlichen Körper, der sich, durch starke Hitze verzerrt, im Feuer krümmt und windet. Niemand der Anwesend ist sich sicher, ob die schrillen Laute der Frau ein Schrei oder ein nicht endendes Lachen sein sollen ...
• * *
Im Jahr 2140
Trea schaukelte auf ihrem Stehhocker aufgeregt an ihrem Schreibtisch und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ihr langes, schwarzes Haar schaukelte in einer regelmäßigen, glatten Welle an ihrem knackigen Po vorbei, der sich in dem engen roten Hausanzug deutlich abzeichnete.
„Unfassbar. Was diese Software alles kann. Das haut mir glatt die Synapsen aus dem Bio-Rechner.“
Roman, ein blonder Schönling mit Locken wie ein Weihnachtsengel, kam in seiner strahlend weißen Arbeitskleidung aus der Küche, um seiner grandiosen Frau die volle Aufmerksamkeit zu schenken:
„Hat meine geliebte Frau Doktor Trea Bader wieder eine neue medizinisch-technische Entdeckung gemacht, die die Welt retten wird?“
„Nein, mein Engel. Ich habe Ahnenforschung betrieben. Erstaunlich, was für Daten heute digital erfasst und gespeichert sind und wie leicht man diese aufrufen kann.“
Während Roman ihren Rücken massierte, rief sie mit einem mündlichen Kurzbefehl ein panoramaartiges Hologramm auf, welches, in mehrere Bilder und Filmsequenzen aufgeteilt, eine Zeitschiene darstellte, die sich mit einer leichten Handbewegung beliebig hin und her scrollen ließ. Manchmal sah man Fotos, gelegentlich Ausschnitte aus Zeitgeschehen in Bewegtbildern, mit oder ohne Ton, manchmal eingescannte Dokumente aus längst vergangenen Zeiten.
„Das Helfersyndrom scheint sich durch meine Ahnenreihe zu ziehen wie ein roter Faden. Schau es dir an ...“
„Moment, ich muss dann eben nur mal kurz das Foodfactoring verzögern“, antwortete Roman und gab auf einer Fernbedienung, deren Logo einen grünen Schriftzug zeigte, welcher von zwei Kreisen hinterlegt wurde, einige Parameter ein. Aus der Küche war nur ein leises Zischen zu vernehmen.
„Hier zum Beispiel: 2019 - eine Ärztin diente auf einem Boot im Mittelmeer, um Flüchtlinge zu versorgen. Oder der hier: 1944 - ein Arzt in einem Lazarett am Rhein. 1918 - ein deutscher Sanitäter im französisches Kriegsgebiet, er überlebte ein unvorstellbares Gemetzel mit einer halben Million Todesopfer. Seine Mutter war eine der ersten Ärztinnen an der Charité. Davor waren es meist männliche Mediziner, die die Ahnenreihe prägten. Die Frauen waren in anderen, meist sozialen Berufen unterwegs – wenn sie überhaupt einen Beruf hatten. Was für Zeiten damals ...“
Trea schüttelte den Kopf und scrollte weiter zurück in die Vergangenheit:
„Hier gab es zum Beispiel eine Nonne. Was ist eine Nonne? Ich muss das mal recherchieren. Oder hier – Siebzehntes Jahrhundert, Leiter eines Waisenhauses. Ein anderer schaffte es sogar vor hunderten von Jahren bis nach Italien, um dort ein Spital zu leiten. Die ganze Linie geht zurück bis auf eine Frau, die man als Hexe verbrannte, weil anscheinend Witwen im Mittelalter kein hohes Ansehen genossen. Ihr als Geburtshelferin wurde die Schuld am Tod einer Gebärenden und ihrem Fötus in die Schuhe geschoben. Der Sohn der Baderin überlebte bei einer Hübschlerin ...“
Trea verzog nachdenklich das Gesicht:
„Was war jetzt wieder eine Hübschlerin? Ich muss das herausfinden!“
„Ja, du mein geliebtes Wesen. Aber zuerst essen wir mal was.“
„Ich danke dir, Roman. Ich habe wirklich einen Bärinnenhunger. Wie gut, dass die Zeiten des Patriarchats längst vorbei sind, in denen Frauen die Opfer solch barbarischer Bestrafungen durch Männer wurden.“
Sie machte eine kurze Pause und zwinkerte ihm frech zu:
„Auch wenn du mich manchmal ein bisschen auspeitschen darfst.“
Nach dem Essen zog Trea ihre multifunktionale Dienstkleidung an und prüfte die Reserven der integrierten Akkus. Eine vorprogrammierte Flugkapsel dockte am Port im achtzehnten Stock an, um sie sicher zu ihrem Einsatzort zu bringen. Schnell lagen die sauber glänzenden Wohntürme der Erben und Akademiker hinter ihr und sie konnte jetzt das braungraue Flachland des Plebs von oben betrachten.
Dicht drängten sich unzählige Häuser entlang eines braunen Flusses, die meisten Gebäude über 100 Jahre alt, dunkel verstaubt oder von der Sonne ausgebleicht. Hier entstanden schon lange keine Neubauten mehr. Manche waren nur noch leer stehende Ruinen, die wie Gerippe von verendeten Tieren das Land säumten. In anderen versteckten sich die Menschen vor der krankmachenden Sonne, wenn sie nicht durch ihren freiwilligen Broterwerb gezwungen wurden, sich im Freien aufzuhalten, wie zum Beispiel die Sklaven der Lieferdienste oder die Ordnungshüterinnen, die den Frieden zwischen den dunklen Gassen garantieren sollten.
Trea kam immer wieder ins Grübeln, wie es mit der Gesellschaft so weit kommen konnte. Seit den unruhigen Jahren der 2030er Jahre war es lange friedlich geblieben. Europa zerfiel wieder in einen Flickenteppich einzelner, unabhängiger Länder, trotzdem akzeptierten die Völker ihre Unterschiede und lebten friedlich nebeneinander. In vielen Ländern regierten mittlerweile die Frauen und bemutterten ihre Untergebenen. Lag vielleicht darin das Problem? Hatte man das Volk bis zur Unfähigkeit bemuttert?
Wer keine Erwerbsarbeit hatte, von der es immer zu wenig gab, bekam ein stattliches Bürgerinnengeld ausgezahlt. Die Auszahlungen waren hoch genug, um gut davon leben zu können. Es war genug Geld da. Man hatte in der Politik gelernt, sich das Geld von den Konzernen zu holen, die es in unverhältnismäßigen Mengen für sich alleine erwirtschaften wollten.
Aber das Volk war auch damit nicht zufrieden. Die Menschen wollten eine Aufgabe, waren aber nicht fähig, selbst zu erkennen, was zu tun nötig war, um es dann gemeinsam in die Tat umzusetzen. So zerfielen ihre Häuser, verkümmerten die Straßen, verbrannten Bibliotheken und leerten sich die Schulen. Lieber soffen sie den billigen Fusel, den es an jeder Ecke zu kaufen gab oder berauschten sich mit diesen neuartigen, digitalen Synthetikdrogen, die man über jeden beliebigen Datenkanal gegen kleine Gebühren abrufen konnte.
Nun war wieder ein neuer Virus aufgetaucht, wie fast in jedem Jahrzehnt der letzten 100 Jahre. Eine Mutation eines längst für ausgestorbenen gehaltenen Grippevirus ließ die Menschen sterben wie Eintagsfliegenweibchen. Es mussten viele ungemütliche Maßnahmen getroffen werden, um ein Massensterben der Menschen in den ungeschützten Regionen zu verhindern. Es kam zu Unruhen, hauptsächlich angestachelt von Männern, denen man gemeinsame Besäufnisse verboten hatte, um die Verbreitung des Virus in Schach zu halten. Dabei starben vor allem Frauen am neuartigen Grippevirus, kurz Pa-3-arch genannt. Dank moderner Medizintechnik war schnell ein Impfstoff gefunden. Der Impfung mussten sich aber alle unterziehen, um die Ausbreitung von Pa-3-arch zu verhindern. Männer, Frauen, Kinder und Haustiere.
Trea war auf dem Weg zu einem Impfzentrum, mitten im ärmsten Viertel der Gegend. „Wobei Armut ja relativ ist“, dachte sie sich, „es sind eher Unfähigkeit und Antriebslosigkeit, die die ganze Städte verwahrlosen lassen. An Materiellem fehlt es wirklich keiner ...“
Trea verließ ihre Flugkapsel, die sich gleich wieder auf den Weg zu einem neuen Transportauftrag machte, und schritt auf das Zelt zu, in dem alles Nötige zur Impfung untergebracht war. Draußen standen die ersten Impfwilligen in eisiger Kälte Schlange, drinnen warteten bereits Treas Assistenzärzte. Um es ein bisschen menschlich zu machen, wurde das Zelt innen geschmückt mit illuminierten Lichterketten und sogar einem echten Weihnachtsbaum. Es herrschte eine beinahe gespenstische Ruhe. Routiniert gingen sie an ihre Arbeit, ohne Murren und Knurren ließen die Menschen die Prozedur über sich ergehen.
Plötzlich brandete vor dem Zelt Lärm auf. Schreie waren zu hören, stampfende Schritte vieler Menschen, das Trippeln flüchtender Personen. Trea schaute nach draußen und bei dem Anblick gefror ihr das Blut in den Adern:
Hinter einer großen Gruppe protestierender Männer waren mehrere Scheiterhaufen aufgebaut, wie sie sie von Bildern historischer Abhandlungen kannte.
„Schluß mit Zwangsimfpungen“, riefen die einen.
„Beendet das Matriarchat“, die anderen.
Schilder waren zu lesen wie: „Impfung stört die Potenz“.
„Da ist sie, die erektionsfeindliche Hexe“, schrie ein Mann aus der Menge heraus.
Trea war schockiert darüber, wie viel Aggressivität die Proteste mittlerweile angenommen hatten. Wollten diese verrohten Kerle tatsächlich eine Ärztin als Hexe verbrennen? Die Antwort kam prompt:
„Zerrt sie heraus. Bindet sie fest. Lasst sie brennen, die Arztfotze!“
Trea Bader dachte an die Geschichte ihrer Ahnin, die sie heute früh gelesen hatte. Sollte sich die Geschichte nach so langer Zeit wiederholen?
Der Mob kam gefährlich näher, nirgendwo waren Sicherheitsbeamtinnen zu sehen. Hinter der Menschenmenge begann das Feuer eines Scheiterhaufens voreilig zu brennen, dichter Rauch stieg auf.
Ein schriller Schrei brachte die Bewegung der Meute zum Stillstand. Über dem Zelt tauchte die in Flammen lodernde Gestalt einer Frau auf. Zuerst hielten es viele für ein regierungstreues Hologramm, um die Menge abzuschrecken. Doch als die Gestalt ein paar Flammen über die Männer schickte, um ihnen ihre albernen Bärte zu versengen, schraken diese zurück. Laut und furchtbar erhob die weibliche Gestalt ihre Stimme:
„So dumm wie Ihr seid, so stumm, wie ihr bleibt, so arm, wie ihr leibt.
Nach 666 Jahren kehre ich zurück, damit ihr euch eins hinter die Ohren schreibt ...“
Jetzt spitzten die verängstigten Männer eben diese,
„... die Frauen behalten die Macht und meine Blutlinie bleibt!“
Trea musste grinsen. Die ganze Situation hatte eine gewisse zwingende Komik, der sich sogar manche Männer nicht entziehen konnten, wie sie so dastanden, mit den rauchenden Resten ihrer Rotzbremsen auf schwarz verschmierter Haut. Ihre Gesichter wurden seltsam unruhig, Gesichtsmuskeln begannen zu zucken.
„Verliert ein Land das frohe Lachen, wird das System zusammenkrachen.“
Trea entfuhr trotz gerade erfahrener Bedrohung von Leib und Leben ein glucksender Lacher.
„Ich schicke euch den Fluch und Zauber – lacht euch ab jetzt die Seelen sauber!“
Mit diesem letzten Spruch fing die Erscheinung auf dem Zeltdach zu lachen an. Sie lachte so frei, so einladend und so mitreißend, dass selbst die Männer sich das Lachen nicht mehr verkneifen konnten. Es breitete sich aus wie ein Lauffeuer. Bald lachte die ganze Stadt und niemand konnte mehr absehen, wie weit durchs Land dieses befreiende Lachen zog.
Noch Jahre später meinten sich manche daran erinnern zu können, dass sich die wirklich bösen Menschen totgelacht hätten. Manche meinten auch, sich daran erinnern zu können, dass sanfte Lachen der Engel gehört zu haben.