Eine Buchrezension , auch für Nicht-Betroffene interessant
„Als ich aus der Zeit fiel“Eine Rezension
Paranoide Schizophrenie.
Wahnvorstellungen.
Wahrnehmungsverschiebungen.
Ein Kopfkino, das eine ganz eigene Welt erschafft.
Eine Welt, in der der Kontakt zur Realität verloren ist.
Abgeschnitten.
Herausgelöst aus dem Leben.
Jens Jüttner ist bis heute an paranoider Schizophrenie erkrankt. In seinem sehr authentischen Buch führt er den Leser in das Innenleben dieser Krankheit.
Tief berührend und in einfachen, klaren Worten beschreibt er, wie er immer mehr den Bezug zur Realität verlor und in eine wahnhafte Wahrnehmung abrutschte.
Persönliche und sehr private Beschreibungen seines Weges in die und aus der Erkrankung wechseln sich mit sachlichen Erklärungen der Krankheit und seinen individuellen Wegen der Heilung ab.
Jüttner, studierter Jurist, gelingt in seinem Buch der Spagat zwischen einer Autobiographie aus bewegenden Jahren seines Lebens und einem Sachbuch, das zu einem tieferen Verständnis von paranoider Schizophrenie führt.
Offen und ehrlich spart er dabei auch die langwierigen und schmerzhaften Auseinandersetzungen mit seinen Eltern und seiner Ehefrau nicht aus. Gerade diese Passagen des Buches verdeutlichen die gravierenden und tiefgreifenden Auswirkungen der Krankheit auf das private Umfeld der Betroffenen.
Der Autor spannt auf 138 Seiten einen weiten Bogen vom Ausbruch seiner Erkrankung über die jahrelangen Einschränkungen seines Lebens durch ihre Folgen bis zu seiner Akzeptanz, dauerhaft erkrankt zu sein.
Er zeigt am Ende seines lesenswerten Buches auf, wie er heute seine Erkrankung in sein Leben integriert hat.
Jens Jüttner macht damit auch Mut, paranoide Schizophrenie nicht als etwas Unabänderliches anzusehen.
Anhand seines ganz persönlichen Beispiels zeigt er einen Weg auf, mit dieser Krankheit zu leben.
„Als ich aus der Zeit fiel“, ein Buch, das ich nur empfehlen kann.